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Naturyvissenschaftlicheii Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1893.
Januar bis JodI.
Dresden.
In Commission von WarnatZ & Lehmann, König). Sachs. Honnichhrm.llcr.
1893.
Redactiona-Oomitö für 1893:
Torsitzender: Prof. Dr. 6. Helm.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofrath Prof. Dr
H. B. Geinitz, Prof. Dr, M. Krause, Inatitutsdirector Th. Reibisch und Prof. Dr
E. Zetzsche.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
I. Section fUr Zoologie S. 3. — Drude, 0.: Neue Plankton -Litteratur S. 3. —
Reiche, K.: Die Hoch- und Küaten-Cordillere Chilene S. 3. — Schiller, K.: Vor-
lage einer Sertularia S. 3. — Excursion nach Tharandt S. 3.
II. Hection för Botaniic S. 4. — Drude, 0.: Der winterliche Wurzelachatz der
Bäume, Führung durch den E. Botanischen Garten, topographische und florisiische
Mittheilungen über die Karpathen S. 4. — Reiche, K.: Die Culturpflanzen in
Chile S. 4.
III. Seetion fttr Mineralogie und Geologie S. 5. — Ebert, 0.: Vorlage eines
Ammoniten von Keronitz b. Dresden S. G. — Engelhardt, H.: Pechglanzkohle
und Basaltbreccie aus Böhmen, diluviale Ablagerungen von Klinge bei Cottbus
S. 5; Braunkohlenpflanzen von Vetschkau S. 6. — Friedr'< E.: Bimssteine und
Schlacken von den Nordseeküsten S. 0. — Geinitz, H. B. ^ »torbene Mineralogen,
und Geologen, der Geschiebemergel an der Stoltera bei memünde S. 5; der
Pönitenten-Schnee, neue Litteratur, Werner-Deakmal in Löl. 5. 6. — S t el zne r, A. :
Die südafrikanischen Diamanten gruben S. 6. — Zschau, E.: . von Kokscharow f
S. 5. — Excursion nach Zschertnitz S. 7.
IV. Section für prUbistorlsehe Forschungen S. 7. — Deichmüller, J.: Verstorbene
deutsche Alterthumsforscher, Gefässe aus dem Gräberfelde von Kl, Saubernitz S. 7;
neue Litteratur S. 8. — Döring, H.: Neolithische Funde von Cotta b. Dresden
S. 7; Steingeräthe von Möritzsch, Nünchritz und Leckwitz, der Burgwall von Leck-
witz S. 8. — Ebert, 0.: Grünsteinbeil von Briessnitz b. Dresden S. 7; neue prä-
historische Funde b. Dresden S. 8. — Schneider, O.: Neue Funde aus den Ruinen-
stätten des SomaJilandes S. 7. — Excursion nach Nünchritz und Leckwitz S. 8.
V. Section für Physik und Chemie S. 8. — Burkhardt, A.: Ueber eine Rechen-
maschine S. 10. — Corsepius, M.: Verwendung von Speicherzellen zum Betriebe
von Fahrrädern S. 10. — Freyberg, J.: Vermeidung von Schäden durch Blitz-
schläge S. 9. — Krebs, W. : Blitzschlag -Untersuchungen in Hamburg S. 9. —
Ritters haus, Tr.: Mittheilungen zur Geschichte der Rechenmachinen S. 9. —
Zetzsche, E.: Ueber Stationsrufer S. 8; Relais für Untersoe-Kabel-Telegraphie S. 10.
VI. Section für Mathematik S. 10. — Hartig, E.: Die Abhängigkeit des Elasticitäts-
moduls des geraden Stabes von der specifischen Beanspruchung S. 10; mit Be-
merkung von M. Krause S. 11. — Kopeke, Cl.: Die Construction der neuen
Losch witz -Blase witzer Blbbrücke S. 11.
VII. Hauptversammlangen S. 11. — Veränderungen im Mitgliederbestande S. 15. —
Kassenabschluss für 1892 S. 12 und 18. — Voranschlag für 1893 S. 12 und 19.—
Werner- Denkmal in Löbtau S. 12. — Besuch des „Prometheus" in Dresden
S. 12. — Drude, 0.: Die modernen Bestrebungen der Floristik S. 14. — Ebert, R.:
B. Vetter t S. 12. — Geinitz, H. B.: R. Körner f, C. Rückert f S. 12. —
Helm, G. : Die Ansätze zu einer mathematischen Chemie S. 13. — Neubert, 6.:
Falb's kritische Tage und die Regenbeobachtungen in Sachsen S. 12. — Nitache, H.:
Die Arten der Gattung Ctenocampa, mit Bemerkung von 0. Schneider S. 12. —
Schlimpert: Vorlage von Pflanzen der Meissner Gegend S. 14. — Schneider, 0.:
San Remo und seine Thierwelt im Winter S. 11. — Excursionen nach der Böse 1
bei Sömewitz, zur Besichtigung der neuen Dresdner Eibbrücke und durch die
Dresdner Haide S. 14 und 15.
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SitZDiisliericIite nml itoilliiMini
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
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in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions - Com ite.
Jahrgang 1893.
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Dresden.
In Commission von Wmatz k LshmilSf K<Vnigl. Sachs. HoflnichhäiHncr.
1894.
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Inhalt des Jahrganges 1893.
I. Sitzungsberichte*
I. SeetlOB fOr Zoologie S. 8. und 23. — Drude, 0.: Neue Plankton-
Litteratur S. 3; die Apochromat-Objective von Zeis S. 28. — Bei bisch,
Th.: Vorlage und Besprechung von Raubthiorschädeln 8. 23. — Reiche, K.:
Die Hoch- und Ktisten-Cordillere Chile's S. 8. — Schiller, K.: Vorlag
einer Setiidaria 8. 8; die sächsischen Cicaden 8. 28. — Excursion
nach Tharandt 8. 8.
II. SeotiOD für Botanik 8. 4 und 28. — Drude, 0.: Der winterliche Wurzel-
schutz der Bäume, Führung durch den Königlichen Botanischen Garten,
topographische und floristische Mittheilungen über die Karpathen 8. 4;
die Vegetations - Regionen der Central - Karpathen S. 23; die neueron
Strömungen auf dem (lebiete der botanischen Nomendatur, neue
Litteratur 8. 24; Vorlagen 8. 24 und 25. — Reiche, K.: Die Cultur-
pflanzen in Chile 8. 4. — Schiller, K.: Kryptogamen aus der Tatra 8.
24. — Srhorler, B. : Bereicheningen d6r Flor|i,'fi»Qnica 8. 25; neue
Litteratur S. 24. — Wobst, A.: Die Formender Gattung Rosa von Dresden
und Umgebung 8. 24; neue Rubus-AriBn aus Sachsen 8. 27.
III. Beotlon für Mineralogie nnd Geologie 8. 5 und 27. — Dan zig, £.:
Die Gliederung des oberen Quaders südlich von Zittau 8. 80. — Drude, 0.:
Litteraturbesprechung 8. 29. — Ebert, 0.; Vorlage S. 6. — Engel -
hardt, H.: Die diluvialen Ablagerangen von Klinge bei Cottbus, Vor-
lagen 8. 5; Braunkohlenpflanzen von Vetschkau S. 6; Tei-tiärpflanzen aus
Bolivia 8. 80. — Friedrich, E.: Bimssteine xmd Schlacken von den
Nordseeküßton 8. 6. — Geinitz, H. B. : Verstorbene Mineralogen und
Geologen 8. 5 und 27; der Geschiebemergel an der Stoltera bei Warne-
münde S. 5; Bericht über einen Ausflug nach Ol)erbayem 8. 27; der
Pönitenten-Schnee, Werner-Denkmal in Lcibtau 8. 6; neue Litteratur S. ß
und 29; Vorlagen 8. 27. — Stelzner, A.: Die südafrikanischen Dia-
mantengruben 8. 6. — Wolf, Th.: Die Goldgruben von Vöröspatak 8. 29.
— Zschau, E.: N. J. von Kokscharow f ^. b. — Excursion nach
Zschertoitz S. 7.
IT. 8eetlon für prUilstorlsebe Forsehungen S. 7 und 81. — Deich-
müller, J.: J. von Boxberg f 8. 81; verstorbene deutsche Alterthums-
forscher, Gefässe aus dem Gräberfelde von Kl. Saubernitz 8. 7; neue
Litteratur 8. 8. — Döring, H.: Neolithische Funde von Cottabei Dresden
S. 7; Steingeräthe von Möritzech, Ntinchritz und Leckwitz 8. 8; der Burg-
ivall von Leckwitz 8. 8 und 31; die Insel Rügen 8. 81. — Ebert, 0.:
Grünsteinbeil von Briessnitz bei Dresden 8. 7; neue prftbistorische Funde
bei Dresden 8. 8. — Jentsch, A.: Vorgeschichtliches aus der Nieder-
laositz 8. 82. — Osborne, W.: Die vorgeschichtlichen Forschungen in
Bayern 8. 31. — Schneider, 0.: Neue Funde aus den Ruinenstätten
des Somalilandes 8. 7. — Excursion nach Nünchritz und Leckwitz
S. 8.
T. Seetion für Physik und Ckemle S. 8 und 82. — Burkhardt, A.: üeber
eine Rechenmaschine S. 10. — Corsepiu», M.: Verwendung von Speicher-
zellen zum Betrieb von Fahrrädern 8. 10. — Freyberg, J.: Vermeidung
von Schäden durch Blitzschläge S. 9. — Krebs, W.: Blitzschlagunter-
snchungen in Hamburg 8. 9. — Naumann, A.: üeber Mikrochemie 8.
38. — Ritters haus, Tr.: Mittheilungen zur Geschichte der Redben-
maschinen 8. 9. -^ Wittin g, A.: Untersuchungen an offenen und ge-
deckten Lippenpfeifen von nichtcylindrischer Form, mit Bemerk, von H.
Klein, 8. 82. — Zetzsche, E.: Ueber Stationsrufer S. 8; Relais für
Untersee-Kabel-Telegraphie 8. 10 ; der mehrfache Telegraph des Amerikaners
J. Ghegan 8. 82.
Tl. Seetlon für Mathematik 8. 10 und 88. — Hartig, E.: Die Abhängig-
keit des Elasticitfttsmodals des geraden Stabes von der specifischen Bean-
IV
sprachang S. 10, mit Bemerk, von M. Krause S. 11. — Kopeke, 31.:
Die Constraction der neuen Blaaewitz-Loschwitzer Eibbrücke S. 11. —
Rohn, K.: Kummer*8ohe Modelle von Flächen 4. Ordnung S. 33. —
Witting, A.: Instrumente zur Darstellung der Fourier'schen Reihenent-
wickelung, mit Bemerk, von 6. Helm, S. 83.
VIL Hauptfenammlunfen S. 11 und 84. — Veränderungen im Mitglieder-
bestände S. 15 und 35. — Beamte der „Isis^^ im Jahre 1894 8. 89. —
Kassenabschluss fOr 1892 S. 12 und 18. — Voranschlag für 1893 S. 12
und 19. — Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse S. .S9. — Geschenke
für die Bibliothek 8. 24 und 34. — Bericht des Bibliothekars S. 41. ^
Werner-Denkmal 8. 12. — Besuch des „Prometheus** 8. 12. — Drude,
0.: Die modernen Bestrebungen der Floristik 8. 14; Reise in die Tatra
S. 34. — Ebert, R.: B. Vetter t 8. 12. - Engelhardt, H.: Der
Charakter der Terti&rformation, Frauenmauerböhle bei Eisenerz 8. 34. —
Freyberg, J.: Apparate und Modelle zur Veranschaulichung elektro-
dynamischer Vorgänge und der Foi*tpflanzungsgesetze der Wellen-
bewegung 8. 34. — Geinitz, H. B.: R. Körner fi C. Rüokert t 8. 12;
Eishöhle bei 8aalbui'g 8. 34. — Helm, 0.: Die Ansätze zu einer mathe-
matischen Chemie 8. 18; die mathematisch -physikalische j&usstellung
in München 8. 84. — Neubert, G.: Falb's kritische Tage und die Regen-
beobachtungen in Sachsen S. 12. — Nitsche, H.: Die Arten der Gattung
Cnethocampa, mit Bemerk, von 0. Schneider S. 12. — Schlimpart,
A.: Pflanzen -Vorlagen 8. 14. — Schneider, 0.: San Remo und seine
Thierwelt im Winter 8. 11. — Vater, H.: Die Theorie der Krystall-
structur S. 34. — Zschau, £.: Vorlage 8. H4. — Excursionen nach
der Bosel bei Sömewitz, der neuen Dresdner Eibbrücke und in die Dres-
dener Haide 8. 14 und 15.
II. Abhandlungen.
Drude, 0.: Bericht über die Isis-Fahrt nach den Centi'al-Karpathen im Juli
und August 1893. 8. 120.
Kopeke, Cl.: Der Loschwitz-Blasewitzer Brückenbau 8. 86.
Magnus, P.: Mycologische Ergebnisse eines kurzen Ausflugs bei Meissen.
8. 118.
Meyer, A. B.: Wurde Bernstein von Üinterindien nach dem Westen exportirtV
S. 63.
Nitsche, H.: Beobachtungen über die Eierdeckschuppen der weiblichen Pro-
cessionsspinner. 8. 108.
Schneider, 0.: San Remo und seine Thierwelt im Winter. S. 3.
Stelzner, A.: Die Diamantengruben von Kimberley. 8. 71.
Zschau, E.: Die Zeolithe im Syenitgebiete des Plauenscheii Grundes bei
Dresden. 8. 90.
Zschau, E.: Ein Titanit- Abkömmling im Syenite des Plauenschen Grandes bei
Dresden. 8. 106. ^
Die Autoren sind fMHn vevmmimfmriUeh für tlen InhaU ihrer
Abhandlungen»
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungs-
berichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabzüge gratis, eine grossere Zahl
gegen Erstattung der Herstellungskosten.
^\^ - ^
Sitzungsberichte
der
na turwissenschaftlichen Gesellschaft
alS^aMP
in Dresden
1893.
L Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 2. Februar 1898. Vorsitzender: Institutsdirector
Th. Reibisch. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Dr. K. Reiche, Lehrer am Lyceum in Constitucion, Chile, früher in
Dresden als Assistent am botanischen Institut der E. Technischen Hoch-
schule thätig, spricht über die Hoch- und Küsten- Gordillere Ghile's,
insbesondere über deren Pflanzen- und Thierwelt
Zweite Sltznng am 16. März 1893 (in Gemeinschaft mit der Section
für Botanik). Vorsitzende: Director Th. Reibisch und Prof. Dr. 0. Drude.
Nach einigen Verhandlungen über den durch den Tod des Prof Dr.
ß. Vetter erledigten Vorsitz der zoologischen Section bespricht Prof Dr.
O.Drude die neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der Plankton-
Litteratur vom botanischen Standpunkte.
Yortragender begeht sich besonders auf die Arbeiten von Dr. F. Schutt, welcher
als Botaniker die Expedition des „NTational^' begleitete und jetzt eine zusammen-
bängende Arbeit: „Das Pflanzenleben der Hochsee", Kiel und Leipzig 1893,
76 S. in gr. 4*^ mit Karte, neben einer Abhandlung über die bei der Plankton forschung
von Hensen innegehaltene Methode geliefert hat. Von besonderem Interesse sind
unter den „Vegetationsbildem'* die graphischen Darstellungen der Gesammt Vegetation
an Diatomeen (uacillariaceen), Peridineen, Pjrocysteen, Halosphaereen, Protococcaceen
und Schizophyceen, welche in Würfelform die Vertheilungsmengen der kalten Meere
im Vergleich mit dem tropischen atlantischen Ocean erg[eben. Von besonderem In-
teresse ist ebenfalls Prof. Krümmers Mittheilung über die Sargasso-See. (Geograph.
Mittheü., Gotha 1892.)
PriTatus K. Schiller legt im Anschluss an das auch über das Thier-
leben des Oceans Bemerkte eine in den Dresdner Geschäften als „Seegras^^
fälschlich bezeichnete Sertularia vor, die in grüner Färbung als Zimmer-
schmuck Verwendung findet.
Excarsion.
Am 10. Juni 1893 nach Tharandt zur Besichtigung der Fisch-
zuchtanstalten und der zoologischen Sammlungen der Forstakademie. —
Zahl der Theilnehmer 22.
Von Prof. Dr. H. Nitsche- Tharandt auf Haltestelle Edle Krone empfangen,
begaben sich die Theilnehmer, unterwegs fleissig botaniäirend, unter dessen Leitung
duTch das Thal der wilden Weisseritz nach der Forellenzüchterei. Daselbst bereitete
Prof. Dr. H. Nitsche durch einen Vortrag über den Bau der Anstalt, die Filtrir- und
Brütevorrichtungen, sowie die Füttemngsmassen den Gang durch die Räume vor
und geleitete sodann die Versammelten zu den Aussatzteichen, in denen die Fische
in verschiedenen Altersstufen, sowie die für sie bestimmten Schutzvorrichtungen gegen
Gefahren beobachtet werden konnten. Hierauf führte derselbe zu der Forst&kademie,
in welcher er in instructiver und eingehender Weise die höchst interessanten Schätze
der allgemeinen wie der speciellen zoologischen Sammlungen vorführte.
IL Section für Botanik.
Erste Sltznog am 9. Februar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 30 Mitglieder.
Dr. K.Beiche macht Mittbeilungen über die Cultur-Pflanzen in Chile.
Der Vortragende bezeichnet, nach einem kurzen Ueberblick über die Boden-
beschafienheit des Landes, als Hauptgetreidefrucht den Weizen. Diesem kommt nahe
an Bedeutung fßr die Bewohner der Mais. Roggen wird nur wenig, Gerste nur als
Yiehfutter gebaut. Kartoffeln werden nur selten verwendet, viel h&ufigor der Kürbis
und als angenehme Sommererquickung die Wassermelone. Erdbeeren, Pomeranzen,
Citronen findet man auch angebaut, doch kommen sie an Güte den unserigen nicht
gleich. Sehr gesch&tzt sind die Pfirsichen und ausser diesen werden als Beigerichte
Oliven- und Opuntien-Früchte in den verschiedensten Zubereitungen genossen.
An landschaftlichen Ziergewächsen finden sich Araucarien und Eucalypten, als
gärtnerische Rosen, Pelargonien, Magnolien, Jasmin u. a. m.
Prof. Dr. 0. Drude spricht über den winterlichen Wurzelschutz
der Bäume.
Zweite Sitznns: am 6. April 1893 (im E. Botanischen Garten).
Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 32 Mitglieder.
Unter Führung des Vorsitzenden wird eine Besichtigung aller der
Flora von Deutschland gewidmeten Anlagen vorgenommen.
Dritte Sitzung am 15. Juni 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 21 Mitglieder.
Der Vorsitzende macht im Hinblick auf die von den Gesellschafts-
mitgliedern für diesen Sommer geplante Karpatbonreise topographische
und floristische Mittheilungen über das zu bereisende Gebiet
Der Vortragende bespricht hauptsächlich die von ihm nach Wahlenberg's
Arbeiten früher in Berghaus' physikalischem Atlas unterschiedenen 4 Yegetations-
regionen :
I. Untere Region, die eigentliche Gulturregion , von 600—900 m (mit
CytisiLS raiisbonnensis t Obst- und Eombau, Wiesen, wenig Wald).
II. Bergwald-Region (Regio subalpina nach Wahlenberg) bis 1350 m;
a) untere: mit LaubhOlzern, bis 1250 m,
b) obere: Yorherrschend Nadelhölzer.
III. Krummholz -Region, 1850 — 1800 m. (Hierbei ist die untere alpine Region
zwischen 1500 und 1800 m mit eingeschlossen.)
IV. Eigentliche alpine Region, 1800—2300 m (mit ca. 50 alpinen Arten),
y. Obere alpine Region über der (theoretischen) Schneegrenze.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 16, Februar 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 20 Mitgliederr
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit Worten der Erinnerung an
Sir Richard Owen, geb. am 20. Juni 1804 in Lancaster, gest am
18. December 1892 in London.
Yergl. Nekrolog mit Bildniss des berühmten englischen Naturforschers im
Geolog. Magaz., Februar 1893.
Ein zweiter tief empfundener Nachruf galt dem am 22, December 1892
nahe an seinem 70. Geburtstag in New York verstorbenen James Strong
Newberry, Professor der Geologie an der Columbia -Universität in New-
York und seit 1872 Präsident der New- York Academy of Sciences.
Einen Nekrolog dieses hervorragenden Geologen und Pal&ontologen, dessen
Publicationen &ber iossile Fische und Pflanzen immer von Neuem Bewunderung er-
regen, 8. in Amer. Geologist, vol. Xll, July 1893, by J. Stevenson«
Noch eines dritten allgemein empfindlichen Todesfalles wird gedacht,
des Chemikers und Mineralogen Dr. Friedrich August Genth in Phila-
delphia, geb. am 17. Mai 1820 zu Wächtersbach, Eessen-Cassel, gest am
2. Februar 1893 zu Philadelphia.
Der Vorsitzende nimmt hierbei Veranlassunff, eine Reihe der trefflichen „Con*
tiibutions to Mineralogy^* aus dem chemischen Laooratorium der Universität von Penn-
lylvanien vorzulegen, welche F. A. Genth in den Jahren 1885 — 1892 in den Procoed.
of the Amer. Pbilos. Society und in dem Amer. Joum. of Science veröffentlicht hat
üeber das Leben und Wirken des bedeutendsten russischen Minera-
logen, Geh. Bath Nicolai Iwano witsch von Eokscharow, geb. 1813,
gest. am 3. Januar 1893 in St Petersburg, berichtet Prof. E. Z seh au
unter specieller Verweisung auf die von jenem Meister der Mineralogie
und Erystallographie herausgegebenen 11 Bände der „Materialien zur Mi-
neralogie Busslands''.
Oberlehrer H. Engelhardt legt Proben der ausgezeichneten Pech-
glanzkohle, sogen. Salonkohle aus dem von dem verstorbenen Berg-
verwalter Castelli sorgsam und intelligent geleiteten Braunkohlenwerke
von Salesl bei Proboscht in Böhmen vor, femer eine eigen thümliche
Breccie von Basalt mit einem, Dr. W. Bergt zur näheren Untersuchung
übergebenen Mineral, von der Wostrey bei Bimay in Böhmen, und ver-
breitet sich weiter über die von A. Nehring in Berlin und H. Credner
in Leipzig beschriebenen diluvialen Ablagerungen von Klinge
bei Cottbus.
Hierauf lenkt der Vorsitzende das Interesse auf die prächtigen Auf-
schlüsse des Geschiebemergels an der Stoltera bei Warnemünde,
über welche schöne photographische Bilder seines früheren Zuhörers, Cand.
Loesner in Rostock zu Vorlage kommen.
Dieselben kOnnen keinen Zweifel fiber den Ursprung jener zahllosen oft sehr
groasen Blöcke, die am heiligen Damm bei Doberan und an vielen anderen in-
Btractiven Localitäten Mecklenburgs massenhaft angehäuft sind, hinterlassen ; sie
können nur in der Grundmoräne des alten von Norden und Nordost kommenden
Inlandeises dahin geführt worden sein.
Der Vorsitzende hebt noch hervor, dass mit glacialen Yerhältnissen
auch die Bildung des eigen thümlichen Foenitenten-Schnees zusammen-
hängt, welche neuerdings Prof. Dr. L. Brackebusch aus den argentinischen
Cordilleren im „Globus", Bd. 63, Nr. 1 und 2, beschreibt, und welche in
ihrer äusseren Erscheinung so grosse Aehnlichkeit mit den berühmten, aus
Moränenschutt eines alten Gletschers abgeleiteten Erdpyramiden bei
Bozen in Süd-Tyrol zeigen. Von beiden liegen gute Abbildungen zum
Vergleiche bei, von den ersteren durch Brackebusch, von den letzteren
durch F. von Hochstetter*).
Nach Erläuterung einer Anzahl von Exemplaren des Ämmonites WooR-
gari Mant. aus dem unterturonen Mittelpläner oder den Labiatus-Schichten
von Kemnitz bei Dresden durch Taubstummenlehrer 0. Ebert
bespricht der Vorsitzende die neueste sehr willkommene Monographie
des Geh. Bergraths Dr. W. Runge über das Ruhr-Steinkohlenbecken,
Berlin 1892, mit Atlas und geologischen Karten.
Unter letzteren beaneprucbt Tai. II ein hohes Interesse, da hier der Znsammen-
hang der Steinkohlenablagerungen in England, Schottland, Belgien, Westfalen, bei
Aachen und Saarbrücken, sowie die zwischen denselben auftretenden älteren und
Slutoniscben Gesteine sehr anschaulich nachgewiesen wird. Auch die Erfahrungen
es geschätzten Verfassers über Stigmavia ficaideSt welche in keinem Falle stets als
Wurzel Yon Sigillarien aufzufassen ist, sind sehr beachtenswerth.
Oberlehrer H. Engelhardt bespricht zum Scbluss die ihm von der
Braunkohlengrube Guerrini bei Vetscbkau zugekommenen Fossilien.
Selbe stammen aus dem Braunkohlenflötze und sind:
Bosellinia congregata Beck, sp., Ehieomorpha sp., Sequaia brevifolia Heer, Pinus
hepioa üng., Glyptostrobua europaeus Heer, Palmacitea Daemonoropa Ung. sp., Ltvis^
tona GeinUzi E., PkUanua cuierotdes Göpp., Andrcnneda protogaea üng., Ä. narbonensis
Sap., Nysm europaea üng., ApocynophyUum helveticum Heer, Sideroxylan hepios.
Durch Bergrath t. Rosenberg-Lipinsky waren ihm femer zur Bestimmung
von Henriettenhof im Kreise Birnbaum, Posen, zugesendet worden:
Taxodium disiichtnn miocenum Heer, Carex Schewcheeri Heer, PoaciUs caespüosus
Heer, P, laevis Heer, PhragmiUs oeningensis AI. Br., Carpinus grandia Ung., Qtiercus
gratuUdentcUa üng., Qu. sp., Corylus grosse-dendata Heer (?), Salix varians Göpp.,
ülm/ua plurinervia üng., Berchemia muUinervis AI. Br. sp., Vacdnium adheronücum
Ung., Nyssa Omithobroma üng., Juglans büimca Ung.
Zweite Sitznng am 20. April 1893. Vorsitzender : Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 56 Mitglieder.
Dr. med. E. Friedrich spricht über angeschwemmte Bimssteine
und Schlacken der Nordseeküsten.
Bergrath Prof. Dr. A. Stelzner -Freiberg berichtet eingehend über
die südafrikanischen Diamantengruben.
Eine Abhandlung darüber vergl. im nächsten Hefte dieser Zeitschrift.
Der Vorsitzende regt die TJebernahme des Werner -Denkmals an
der Löbtauer Strasse in Dresden durch die GeseUschaft an.
^) Allgemeine Erdkunde. Prag 1872, H. Th., S. 166 u. 167.
Excnrslon.
Am 22. Juni 1893 fand unter Leitung von Dr. H. B. Oeinitz eine
Excursion nach der Ziegelei der Gebrüder Dammmüller in Zschertnitz
bei Dresden statt, um das dortige Yorkommen des glacialen Geschiebe-
mergels zu beobachten, über welches schon Dr. R. Beck in Sitzungsber.
d. Isis, 1891, S. 17, n&her berichtet hat Unter den vielfach geschrammten
Geschieben wurden ' u. a. Scolithus linearis Hall, Gotländer Kalk und
gi-össere Blöcke von Feuerstein gefunden. — Zahl der Theilnehmer 33.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 19. Jannar 1893. Vorsitzender: Dr» J. Deich-
müller. — Anwesend 17 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Schneider spricht über neuere Funde aus den Buinen-
stätten des Somalilandes (vergl. Sitzungsber. Isis 1888, S. 11).
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über die von ihm im neuen
Weisseritzbett in Gotta bei Dresden ausgegrabenen neolithischen
Funde.
Bei Besicbtigung der Aassohachtuiigsarbeiten im neuen Weisseritzbett unweit
des Scbusterbauses entdeckte Vortragender sogenannte Tricbtergruben der neolitbischen
Zeit, denen er im Laufe des Sommers 1892 Brucbstflcke menscblicher Scbädelknochen,
Gerätbe aus Grtlnstein, eine grossere Anzahl Feuersteinschaber, Nuclei, verschiedene
Knochengeräthe, zahlreiche Gei&ssscherben mit reicher Omamentirung, wie sie der
sogenaniiten „Bandkeramik'* eigen ist, Thonperlen, Knochen von Hirsch, Reh, Rind,
Schwein, Pferd a. a. m. entnahm.
Der Vortragende beh< sich vor, über die bemerkenswerthen Funde an dieser
Stelle sp&ter Ausführliches zu berichten.
Der Vorsitzende -weist auf ähnliche Funde in einer Kiesgrube bei
Lockwitz hin (Sitzungsber. Isis 1884, S. 69).
Taubstummenlehrer 0. Ebert legt ein 1892 im Villengrundstück des
Herrn Däweritz in Briessnitz b. Dr. gefundenes Orünsteinbeil vor.
Dr. J. Deicbmüller bringt zur Ansicht eine Reihe interessanter
Gefässe aus dem Gräberfelde von Klein-Saubernitz bei Weissenberg :
Zwillings- und Drillingsgefasse, schön verzierte Schalen, graphitirte Gefasse,
eine Kinderklapper in Vogelform und kleine Thongewichte.
Zweite Sitznog am 9. MBrz 1893. Vorsitzender: Dr. J. Deichmüller.
— Anwesend 18 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt der kürzlich verstorbenen deutschen Alter-
thumsforscher, des Geh. Medicinalraths Prof. Dr. H. Schaaffhausen in
Bonn, langjährigen Vorsitzenden der deutschen anthropologischen Gesell-
schaft, des Directors des römisch^germanischen Gentralmuseums in Mainz
L Lindenschmit und des Geh. Raths A. von Essenwein, Directors des
germanischen Museums in Nürnberg, und hebt deren Verdienste um die
deutsche Alterthumsforschung hervor.
ß
Taubstummenlehrer 0. Ebert berichtet über neue Urnenfunde bei
Stetzsch, Eossebaude und Kemnitz und über yorgeschichtliche
Herdstellen bei Eossebaude und im neuen Weisseritzbett in Cotta
bei Dresden.
Lehrer H. Döring legt einige auf dem Felde des Oemeindevorstehers
F. Stange in Möritzsch bei Schkeuditz gefundene Orünsteinartefacte
vor, unter denen sich ein Steinmeisel durch bedeutende Dimensionen (43 cm 1.,
8 cm br., 3 cm dick, Gewicht 2,6 Eg) auszeichnet ;
femer eine Anzahl Feuersteingeräthe vom ürnenfeldeNünch-
ritz bei Biesa und von einer zur Ortsflur Leckwitz gehörigen flachen
Anhöhe an der Elbe.
So oft der Flugsand dieser Anhöhe vom Winde bewegt wird, zeigt Bich die
Oberfläche mit zahllosen Feuersteinsplittem, darunter zugeschlagenen Messerchen oder
Schabern, übersät; dabei gefundene grobe Urnenscherben und formlose Stückchen
von Bron£e deuten auf ein ehemaliges Umenfeld an der Fundstelle bin und bestätigen
die auch anderwärts beobachtete Erscheinungi dass Steingeräthe noch mit Resten
von germanischem Typus yorkommen, dass Feuereteingeräth bis weit in die Bronze-
zeit neben metallischem Gerätb im Gebrauch geblieben ist.
Der Vortragende ergänzt seine früher über den Burg wall Leckwitz
a. d. Elbe gemachten Mittheilungen (Sitzungsber. Isis 1892, 8. 9) durch
Vorlegung neuerer Funde.
Im Herbst 1892 gelang es dem Lehrer £. Peschel in Nünchritz, an einer
2(K) Schritte östlich der Schanze gelegenen Stelle eine Aschescbicht und Scherben
vom slayischen Typus, sowie Eisen- und Bleireste aufzufinden. Bei späteren Grabungen
wurden aufs Neue zahlreiche slavische Scherben mit dem charakteristischen Wellen-
omament aus einer Tiefe Yon ca. '/, m zu Tage gefördert.
Dr. J. Deichmüller bespricht zum Schluss von neuen litterarischen
Erscheinungen
H. von Ranke: Ueber Hochäcker. München 1898;
Teich : Die prähistorische Metallzeit und ihr Zusammenhang mit der Urgeschichte
Deutschlands. (Corresp.-Bl. Deutsch, anthrop. Ges. 1893, Nr. 2.)
Excursion.
Unter Betheiligung von 17 Mitgliedern und Gästen wurde am
3. Juni 1893 zunächst die Sammlung des Lehrers E. Peschel in Nünch-
ritz besichtigt, hierauf unter Leitung des genannten Herrn das nahe-
gelegene Umenfeld besucht und daselbst eine Ausgrabung vorgenommen,
die leider nur einige stark zerstörte Gefässe ergab. Hieran schloss sich ein
Gang über den wohl erhaltenen Burgwall bei Leckwitz a. d. Elbe und
dessen Umgebung.
\. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 12. Jannar 1893. Yorsitzender : Professor Dr.
E. Zetzsche. — Anwesend 30 Milglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Zetzsche hält einen Vortrag über die zur Verwendung
in der elektrischen Telegraphie bestimmten, sogenannten Stationsrufer
9
QDd führt dabei eineu aufgestellten Apparat dieser Oattung vor, welcher
neuerdings von H. Wetz er in Pfronten, Bayern, erfanden wurde.
Diese Apparate Wetzer*8 dienen dazu, eine von mehreren in dieselbe Leitung einge-
schalteten Telegraphen- und Telepbonstationen ein Anruf signal derart zu geben, dass
die flbrigen Stationen dieses Signal nicht hören. Jeder der in einer der zusammen-
gehörigen Stationen befindlichen Apparate hat 2 Pendel, ein kleineres, welches eine
bestimmte und zwar fflr jede Station verschiedene Schwingungsdauer hat, und ein
grösseres, welches durch ein Laufgewicht auf die Schwingungsdauern der Pendel
aller Stationen abgestimmt werden kann. Das kleine Pendel der Apparate kann durch
die von dem zufolge taktm&ssiffer Stromunterbrechungen abfallenden Ankerhebei
eines Elektromasnetes ihm erthenten Schläge in Schwingungen versetzt werden und
»chliesst, wenn die Schwingungsweite gross genug geworden ist, einen Localstrom,
der ein Klingelwerk zum Lfluten bringt. Die Schwingungsweite kann aber nur dann
durch diese Schläge regelmässig yergrössert werden und so schliesslich die hin-
reichende Grösse erreichen, wenn die Stromunterbrechungen im Elektromagnete mit
der Schwingungsdauer des Pendels zeitlich Übereinstimmen. Der Takt der Strom-
unterbrechungen wiederum wird durch .die Schwingungen des grossen Pendels der
rufenden Station beliebij; geregelt Die Arbeitsweise ist nun beispielsweise folgende:
Der Beamte auf der Station Nr. 4, welcher nach der Station Nr. 9 eine Mittheilung
gelangen lassen und deshalb diese Station rufen will, stellt das grosse Pendel seines
Apparates auf die Schwingungsdauer des kleinen Pendels von Station 9, setzt das
Pendel in Bewegung und erreicht dadurch, dass in kurzer Zeit das kleine Pendel der
Station 9 weit genug ausschwingt, um die dortige Localklingelleitung in Betrieb zu
setzen, w&hiend die kleinen Pendel auf allen übrigen Stationen nur in unregelmässige
Schwingungen von geringer Weite gerathen. Die VorzQge dieser Wetzer'schen
Apparate von anderen ihnen verwandten liegen namentlich in der Unabhängigkeit
der Stärke der den kleinen Pendeln ertheilten Schläge von der Stromstärke und der
durch die Mitwirkung einer Feder erzielten jederzeiugen Bereitschaft aller grossen
und kleinen Pendel zum Schwingen und zu der dabei durch erstere erfolgenden Ent-
sendung der Rufstrome. Dass die auch in ihren mechanischen Theilen sehr sauber
aasj^efflhrten Instruments sicher und schnell arbeiten, beweist der Vortragende durch
die Yorföhrung des beschriebenen Experimentes an zwei Apparaten, die ihm von
Herrn Wetzer flberlassen worden waren.
Daran knüpft der Vortragende noch eine kurze Bemerkung über
einen anderen früher von H. Wetzer erfundenen Apparat mit gleicher
Bestimmung und über einige andere Stationsrufer*).
Privatdocent Dr. J. Preyberg giebt Mittheilungen über die Ver-
meidung von Schäden durch Blitzschläge, namentlich über den
Anschluss der Blitzableiter an die unterirdischen metallenen Röbrennetze
der Gas- und Wasserleitungen.
Herr W. Krebs aus Altena macht einige Bemerkungen über die
Blitzschlag-Untersuchungen, die derselbe in der Oegend von Ham-
burg angestellt hat, und die ihn veranlassten, dem Vorschlage von Prof.
Voller in Hamburg, die in der Erde befindlichen Theile von Oas- und
Wasserleitungen als Erdleitungen zu benutzen, nicht beizutreten.
Zweite Sitzung am 2. März 1893. Vorsitzender: Privatdocent Dr.
J. Preyberg. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Prof Tr. Bittershaus giebt Mittheilungen zur Geschichte der
Rechenmaschinen.
*) Einen historischen Ueberblick über die älteren Stationsrufer and eine aus-
fühl liehe Beschreibung der Wetzer^schen hat Vortragender darauf im Journal T616
graphique, in den Technischen Bl&ttern und in Dingler's Journal gegeben.
10 /
In System atiBclier und chronologiscber Anordnung des Stoffes giebt der Vor-
tragende einen Ueberblick über die verschiedenen Einrichtungen der Rechenmaschinen,
Ton den einfachen Rechenschiebern an, deren Erfindung man dem Papste SylyeBter
verdankt, bis zu den gleich druckfertige Stereotyp -Platten liefernden, von Scheutz
construirten Tabellen -Rechenmaschinen, welche von Brighton, Donkin & Co. zum
Preise von 400000 Mk. ffir das Stück in nur wenigen Exemplaren gebaut wurden.
An vielen ausgestellten Maschinen, die zum Theil auseinander genommen sind,
erläutert der Vortragende die Arbeitsweise derselben.
Im Anschluss daran fuhrt Civilingenieur A. Burkhardt aus Glas-
hütte i. S. die von ihm 1878 construirte Bechenm aschine vor.
Diese Rechenmaschine gestattet das Addiren, Subtrahiren, Multipliciren, Divi-
diren, Potenziren und Radiciren und ist schon in mehreren hundert Exemplaren im
In- und Auslande verbreitet. Dieselbe wird in 3 Grössen, 12-, 16- und 20 -stellige
Producte liefernd^ zum Preise von 375 bis 675 Mk« verkauft.
Dritte Sitzung am 4. Mai 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Zetzscbe.
— Anwesend 24 Ifitglieder und Gäste.
Dr. M. Corsepius hält den angekündigten Vortrag über die Ver-
wendung von Speicherzellen zum Betriebe von Fahrrädern.
Er berechnet darin unt«r Annahme bestimmter Wege und Gewichtsverbtiltnisse
die zur Ladung der Speicherzellenbatterie beim Bergabfahren verwendete und die
wieder von ihr zur Veiffigung gestellte Leistungskraft. Das Ergebniss dieser Er-
örterungen lautet dahin, dass ein Radfahrer unter den angenommenen Verhältnissen,
mit geladener Speicherzellenbatterie von Hause ausfahrend, während der ersten drei
Stunden durch den elektrischen Apparat eine Unterstützung erfährt, bei längerer
Fahrt aber des erhöhton Gewichts wegen mehr leisten müsste, als wenn er allein
fährt. In welligem Terrain erleichtert der elektrische Apparat wesentlich das Be-
fahren von Steigungen, da die beim Bergabfahren zu gewinnende Energie nicht ver-
loren geht, sondern aufgespeichert werden kann.
Zum Schluss trägt der Redner noch besonders die Berechnung der für den
vorliegenden Zweck eu verwendenden elektrischen Maschine vor, welche nur etwa
20 kg wiegen soll.
Der Vorsitzende bespricht noch ein von Cuttriss neu erfundenes,
auf Anwendung von Kohlespiralen gegründetes und sich zur Benutzung
für Thomson's Heberschreiber eignendes Beiais für Üntersee-Ka^bel-
Telegraphie.
VL Section für Mathematik^
Erste Sitznng am 9. Februar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 13 Mitglieder.
Geh. Regierungsrath Prof. Dr. E. Hartig spricht über die Abhängig-
keit des Elasticitätsmoduls des geraden Stabes von der speci-
fischen Beanspruchung.
Man pflegte im Allgemeinen bisher anzunehmen, dass die Grösse der Ausdehnung
(f) bez. der Stauchung ( — t) eines Stabes eine lineare Function der specifischen Be-
lastung (ct), nämlich 6 = E (j, also der Elasticitätsmodul (E) für eine bestimmte Substanz
eine Constante sei. Doch haben Versuche von Bach, Fischer u. A., sowie die von
dem Vortragenden selbst an einer grossen Reihe von Substanzen (nämlich Phosphor-
bronze, Gusseison, Stahldraht, Rohseide, Rindleder, vulkanisiiter Kautschuk und
11
Korkrinde) bei verschieden starken und mehrmalB an demselben Probestück wieder-
holten Belastungen angestellten Experimente erwiesen, dass diese Annahme nur in
beschränkten Grenzen, allgemein aber nicht zulässig sei. Die Erwägung, dass die
Arbeitscarve der elastischen Dehnungen nicht immer eine gerade ist, führte den
Vortragenden zu dem Resultate, dass der Elasticitätsmodul der erste Difierential-
quotient derjenigen Function ist, die der auf die Achse der Dehnungen gestellten
Arbeitscurve entspricht, und ebenso der Dehnuugscoeffizient (1 : E) die erste Ableitung
derjenigen Function, die den Zusammenhang zwischen Spannung (a) als unabhängiger
mid Dehnung («) als abhängiger Veränderlichen darstellt:
1 d e
« =
E da
Die gegenseitige Abhängigkeit von e und a ist aber bisher bei unserer gegen-
wärtigen noch unvollkommenen Erkenntniss der innereren Natur der Baustoffe
theoretisch nicht ableitbar.
Als empirische Formel für vulkanisirten Kautschuk schlägt Imb er t (Becherches
theoriques et ezp^rimentales sur T^lasticit^ da caoutchouc, 1880) die Gleichung vor:
€ = e — 1,
worin e die Basis der natürlichen Logarithmen und m eine für das verwendete
Material spezifische Gonstante bedeutet.
Der vortragende findet hieraus
^ e ^ m €
a = _ . e
1— €
Nach den Versuchen schwankt der Coeffizient m zwischen 6,77 und 10,08. Gemäss
dieser Annahme ergiebt sich für den Elasticitätsmodul selbst:
E = (^_±iL^ ""-L
(l + 0''
(Die üntersochongen des Vortragenden sind in einer ausiührlicheren Abhandlung
im „Civil-Ingenieur^S 39. Band, 2. Heft niedergelegt.)
Im Anschluss daran bemerkt Prof. Dr. M. Krause, dass es gelingen
möchte, die Beziehungen zwischen e und a genauer analytisch aufzufassen,
und macht den Vorschlag, an Stelle der willkürlichen transcendenten
Functionen der Fourier'schen Reihen:
(T = a + bsinc -f- ccos«
zur Anwendung zu bringen.
Zweite Sltznng am 13. April 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Öeh. Pinanzrath CL Kopeke giebt Mittheilungen über die Con-*
struction der neuen Loschwitz-Blasewitzer Eibbrücke.
Vergl. Abhandlung im nächsten Hefte dieser Zeitschrift,
VIL Hauptversammluiigen.
Erste Sitznog am 26. Jannar 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G.Helm.
— Anwesend 45 MitgÜeder und Gäste.
Unter Vorlage einer grossen Anzahl von Belegstücken spricht Prof.
Dr. 0. Schneider über San Eemo und seine Thierwelt im Winter
(vergl Abhandl. I).
12
Zweite Sitznng am 28. Febrnar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 39 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert widmet dem am 2. Januar 1893 verschiedenen
langjährigen, hochverdienten Vorsitzenden der Section für Zoologie, Prof.
Dr. Benjamin Vetter, einen warmempfundenen Nachruf,
Geh. Hofrath Dr. Geinitz ehrende Worte der Erinnerung dem am
17. Januar 189.^ verewigten Oberlehrer Dr. Reinhold Körner in Dresden
und dem Bergrath und Salinendirector Carl Rückert, gestorben am
8. Februar d. J. in Salzungen.
Auf besonderen Wunsch des Vortragenden werden die beiden letzlen Nachrufe
ausführlich auf iSeite 15 und 16 wiedergegeben.
Prof. Dr. H. Nitsche-Tharandt erläutert an einer Reihe ausgestellter
Präparate die Arten der Gattung Ctenocampa^ die Prozessions-
spinner.
Eine Abhandlung hierüber wird im nächsten Hefte dieser Zeitschrift erscheinen.
Prof. Dr. 0. Schneider bemerkt hierzu, dass er den Pinien-Pro-
zessionsspinner in . San Remo vor Allem auf Pinns austriaca beobach-
tlBt habe.
Dr. Fr. Raspe, Vorsitzender des Verwaltungsrathes, erstattet Bericht
über den Kassen abschluss für das Jahr 1892 (s. Anlage A, S. 18). Zu
Rechnungsrevisoren werden Bankier A. Kuntze und Prof. Dr. 0. Schnei-
der ernannt.
Der Voranschlag für das Jahr 1893 (s. Anlage B, S. 19) wird ein-
stimmig genehmigt.
Dritte SitznDg am 23. M8rz 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. 6. Helm.
— Anwesend 24 Mitglieder.
Durch den Vorsitzenden wird mitgetheilt, dass die vom „Prome-
theus", Institut für Nat in Wissenschaften und Gewerbtechnologie in Dres-
den , zu dem ermässigten Preise von 50 Pf. angebotenen Eintrittskarten
bei dem Secretär der Gesellschaft, Dr. J. Deichmüller, entnommen
werden können.
Prof. 6. Neubert spricht über Falb's kritische Tage und die
Regenbeobachtungen in Sachsen.
Tierte Sitznng am 27. April 1893. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 34 Mitglieder.
Geh. Hofrath Dr. Geinitz theilt mit, dass das sogen. „Werner-
Denkmal" in Löbtau, welches die inzwischen aufgelöste mineralogische
Gesellschaft in Dresden an der Stelle errichtet hatte, wo Abraham
Werner's irdische Reste den zu ihrer Ueberführung aus Dresden nach
Freiberg entsandten Bergleuten übergeben worden waren, beseitigt werden
solle und giebt dem Wunsche Ausdruck, dass die „Isis" für die Erhaltung
dieses Denkmals Sorge tragen möchte. Der Vorstand übernimmt die ein-
leitenden Schritte in dieser Angelegenheit.
18
Prof. Dr. G. Helm spricht über die Ansätze zu einer mathe-
matischen Chemie.
Aaf allen Gebieten menschlicher Erkenntniss, die sich bisher mathematischer
Formolirung zug&nglich erwiesen haben, wiederholt sich die Erscheinung, dass ein
nachhaltiger Einfluss der Mathematik erst auf einer späten Stufe der wissenschaft-
lichen Entwickelnng beginnt. Erst nach den mannigfaltigsten und in die ältesten
Zeiten menschlicher Cuitur znrQckreichenden Beobachtungen an Werkzeugen und
einfachen Maschinen konnte es dem Scharfsinn eines Archimedes gelingen, das
ErfahrnngsergebnisB su jener knappen mathematischen Begriffsbildung zu läutern,
die im Hebelgesetz niedergelegt ist. Die Beobachtung chemischer Erscheinungen, die
doch auch bis in die Urzustände des menschlichen Qeschlechtes zurückgeht, ist ganz
besonders spät zu mathematischer Klärung durchgedrungen, obschon für die Ueber-
lieferung chemischer Kenntnisse durch Recepte aller Art Zahlenangaben schon in
einem frühen Stadium der Entwickelung unentbehrlich waren. Berthelot hat
jüngst in der Revue des deux mondes geschildert, wie auf ägyptische Cuitur zurück-
gehende chemische Vorschriften zugleich mit den chemischen Industrien , auf welche
sie sich beziehen, und mit den wissenschaftlich-mystischen Vorstellungen, in die sie
eingekleidet waren, ins Mittelalter Überliefert worden sind.
Erst mit dem Beginne des 19. Jahrhunderts glückt es, die Chemie auf den Bo-
den mathematischer Gesetze zu stellen durch die Einführung der Stöchiometrie,
deren wesentliche Bedeutung darin liegt, dass sie die Zahl der bei einer chemischen
Reaction auftretenden Veränderlichen in den meisten und wichtigsten Fällen auf eins
zurückführt. Wie ihre Grundbegriffe zu Terwerthen sind, wenn die ZurückfQhrung
auf eine Veränderliche nicht mOglich ist, hat für die Schtesspulverreaction neuerdings
Debus durch eine schöne Anwendung der analytischen Geometrie gezeigt. Auf die
Frage, wie verwickeltere Beschickungen in der chemischen Technik zu wählen sind,
lässt sich diese geometrische Untersuchung nicht minder anwenden.
Auf die zahlreichen Versuche, Gesetze wie die stöchiometrischen, welche die
Massen der reagirenden Stoffe beherrschen, auch für andere physikalische
Eigenschaften zu finden, wies der Vortrag nur hin, ebenso wie auf den leitenden
Gedanken der Constitutionschemie, chemische Unterschiede durch Anordnungs-
nnterschiede zu erklären, nicht eingegangen werden konnte.
Einen neuen Boden finden mathematische Untersuchungen chemischer Erschein-
ungen mit der Entwickelung der Thermochemie. Die dadurch mögliche Anwen-
dung des Energiebegriffs auf die chemischen Reactionen vertiefte bereits unsere Kennt-
niss derseloen, noch mehr aber die daran anschliessende Benatzung des Entropie-
gesetzes. Nunmehr erscheinen experimentell weit auseinanderlie^ende Thatsachen
unter demselben mathematischen Gesichtspunkt. Die thermodynamische Formel z. B.,
welche die Aenderung des Schmelzpunktes mit dem Druck, die Schmelzwärme und
die Volumänderuog beim Schmelzen verknüpft, läset sich auf umkehrbare Aenderung
allotroper Zustände, wie auf Dissociationserscheinungen, Krystallwasserabgabe und
dergl. anwenden. Ja, vom allgemeinen energetischen Standpunkte fallen die mittels
galvanischer Elemente in elektrische Form umgewandelten Eneigiebeträge unter
dasselbe Gesetz.
Unabhängig zunächst von dieser Betrachtungsweise entwickelten sich die Unter-
suchungen über den zeitlichen Verlauf und das Gleichgewicht chemischer Re-
actionen. Die letzteren beginnen am Ende des vorigen Jahrhunderts mit Versuchen,
das Newton'sche Gesetz auf die kleinsten Theile der reagirenden Stoffe anzuwenden,
führten aber erst 1867 zu einem befriedigenden Ergebniss, dem Gesetze von Guld-
bergtmd Waage. Für den zeitlichen Verlauf einer Reaction fand 1850 Wilhelm y
em einfaches Gesetz, yon dem das Guldberg- Waage' sehe theoretisch abgeleitet wer-
den kann. Durch die Ergebnisse einer Thomsen'schen Experimentaluntersuchung
über die Einwirkung von Salpetersäure auf Natiiumsulfat in yerschiedenen Mengen
Verhältnissen erläuterte der Vortragende das Gleichgewichtsgesetz.
Besonders bemerkenswerth erscheint es nnn, dass die letzterwähnten Erfahrungs-
ergebnisse aus dem Energie- und Entropiegesetz theoretisch gefolgert werden
können. Hier entwickelt sich ein Gebiet wissenschaftlicher Arbeit, das in demselben
Sinne als mathematische Chemie bezeichnet werden kann, in dem man von einer
mathematischen Physik spricht
Diese theoretischen Untersuchungen, die zunächst ihren Werth in der Zusam-
menfassung der Naturerscheinungen unter umfassende Gesichtspunkte haben, sind
14
endlich auch der Anlass za einer wichtigen Erweiterung unserer Erfahrungen gewor-
den, indem sie zu der ergehnissreicben experimentellen Durchforschung der hoch-
verdünnten Lösungen führten.
Excnrslonen.
Am 20. Mai 1893 unternahmen 32 Mitglieder einen Ausflug nach
der Bosel bei Sörnewitz. In der in Sörnewitz unter Vorsitz von
Prof. Dr. G. Helm abgehaltenen Hauptversammlung legt Apotheker
Schlimpert-Cölln Pflanzen aus der Meissner Umgebung vor:
Fundort Bosel: Cotonetuter (dem Aussterben nahe), Equisetum hiemale , Pulaa-
tilla pratensis^ Rosa pomifera, Anihemis iinctoria, Asperula glauca, Orobanche sp, ?,
Betula laciniata (Var. von B. verrucosa)^ Tragopogon major y Fundort Kötitz: Lepi-
dium draba, Ächilha setacea und lanata, Bunia^ orientalis; Fundort Gauernitz:
Oucubaltts haccifer, Diplotaxis muralis.
Hierauf bricht die Versammlung zu der nahe gelegenen Boselspitze
auf, deren Steilhänge augenblicklich im vollen Blüthenschmuck von An-
thericum lAliago prangen.
Prof. Dr. 0. Drude richtet hier einen kurzen Vortrag an die Versammlung,
um auf die modernen Bestrehungen der Florisük aufmerksam zu machen. Von jeher
sind die Floristen nach reichen Standorten, wie die Bosel ist, mit Vorliehe gezognen,
und jeweils sind sie die Träger der leitenden Ideen ihrer Zeit Zuerst handelte es
sich um das Aufspüren neuer Arten zur Vervollständigung des Fflanzensystems, dann
um die Vervollständigung des^tandortsverzeichnisse in Localfloren. Beide Gesichts-
punkte sind bei uns so gut wie erschöpft, das Aufsuchen neuer Arten ist durch das
genauere Studium der polymorphen Formenkreise und ihrer Bastardbildungen ersetzt.
Aber noch ganz neue Gesichtspunkte hat die biologische und geographische Richtung
in die Floristik gebracht, indem die besonderen Mittel, mit denen jede Art ihren
Platz im Boden behauptet, gerade so wie die Frage nach dem Grunde des Zusammen-
treffens so vieler Arten in einem bestimmten Gelände Anlass zu neuen Forschungen
bieten. Auf den Boselabhängen ist eine ,fXerophyteQ-Vegetation*S mit den verschie-
densten Mitteln führen die Pflanzen hier ihren Kampf gegen die sommerliche Hitze
und Dürre in einem an Humus ärmsten Boden. Derselbe ist auf seinen Kalkgehalt
hin untersucht und hat sich als kalkarm herausgestellt; trotzdem wachsen hier
mehrere Pflanzenarten, welche sonst ausgesprochenermassen als kalkhold gelten.
Belegstücke solcher Standorte, wo Viscaria neben Carex humilis und Anthericum
LiUago wächst und echte Sandpflanzen (Aira flexuosa, Helichrysum') aus der innigsten
Nachbarschaft von Peucedanum Cervtvria und Clematis recta nicht ausgeschlossen
sind, erhalten für die Bodenfrage Bedeutung. Die hier zuzammenstossenden Ele-
mente gehören ihrem Formationsbestande nach zur mitteldeutschen Hügelflora, aber
die Einzelheiten: Cytisits nigricans^ Centaurea paniculata, Clematis recta etc. weisen
den Bestand den südostdeutschec Genossenschaften zu, deren Ausläufer im Allge-
meinen im Herzen Deutschlands ihr Ende nach Nordwesten im Thüringer Becken
flnden und unsere Eibhöhen als aus Böhmen und Mähren postglacial besiedelt er-
scheinen lassen. Im Lichte solcher Untersuchungen gewinnt eine einfache Pflanzen-
liste, wie die des Boselstandortes , eine höhere Bedeutung; neue Gesichtspunkte
werden auftauchen und die Junger der Flora zu immer tieferem Verständniss in die
heimathlichen Fluren hinausziehen lassen. —
Hierauf zerstreute sich die Gesellschaft botanisirend und in wechseln-
der Unterhaltung üher die Triften und Gehänge der Spaar-Berge, von wo
der Abstieg nach Meissen erfolgte.
Am 8. Juni 1893 besichtigte eine grössere Zahl von Mitgliedern den
Bau der neuen Dresdner Eibbrücke unter Führung von Stadtbau-
rath H. Klette
15
Am 29. Juni 1893 wanderten 15 Mitglieder unter Führung von
Priyatus E. Schiller durch die Dresdner Haide nach Luden's Ruhe
im Priessnitzthal, wo eine Hauptversammlung zur Erledigung geschäftlicher
Angelegenheiten abgehalten wurde. Ton hier aus wandten sich die Theil-
nehmer nach der Hofewiese und kehrten über Elotzsche nach Dresden
zurück.
Yerändemngen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 2. Januar 1893 verschied in Blasewitz Dr. phil. Benjamin
Vetter, Professor der Zoologie an der K. Technischen Hochschule in
Dresden.
Eine Schilderung des Lebensganges und der hervorragenden wissenschafUlcben
Thätigkeit unseres yerewigten Mitgliedes, aus der Feder von Prof. Dr. R. Ebert in
Dresden, wird den im October d. J. bei 6. Fischer in Jena erscheinenden, von Prof.
Dr. £. Häckel herausgegebenen 6 öffentlichen Vorträgen, welche der Verewigte im
Winter 1892 in Dresden gehalten hat, vorangehen.
Unserer Gesellschaft trat Prof. I)r. B. Vetter im Jahre 1874 bei und bethei-
ligte sich sogleich in regster Weise an deren wissenschaftlichen Verhandlungen. Für
seine eifrige Thätigkeit m unserem Kreise zeugen die zahlreichen Vorträge und die
grösseren und kleineren Beiträge, welche in den letzten zehn Jahrgängen unserer
Sitzungsberichte niedergelegt sind , sowie die in der Festschrift der Isis 1885 ver-
&fientlichte Abhandlung „Ueber die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Dinosauriern
und Vögeln". In dankbarer Anerkennung seines Wirkens wählte ihn die Section für
Zoologie bereits im Jahre 1875 zu ihrem zweiten und nach y. Kiesenwetter's Hin-
scheiden zum ersten Vorsitzenden, welches Amt er fast ohne Unterbrechung bis zu
seinem Tode mit grosser Hingebung verwaltete. Die Stellung eines zweiten Biblio-
thekars vertrat er in den Jahren 1878—1887.
Dass unsere Gesellschaft in dem Verewigten ein zur Unterstützung ihrer wissen-
schaftlichen Besttebungen allzeit bereitwilliges Bilitglied betrauert und das Andenken
an den unermüdlichen Forscher in unserer Isis immer in dankbarer Erinnerung fort-
leben wird, bezeugten die Worte, die der Vorsitzende der Gesellschaft dem Dahin-
geschiedenen am Sarge nachrief.
Am 12. Januar 1893 starb in Pirna Realschuloberlehrer Theodor
Frenkel, correspondirendes Mitglied seit 1883.
Am 17. Januto 1893 verschied nach kurzem Krankenlager Dr. phil.
Christian Beinhold Körner, Oberlehrer an der Realsciiule in Dresden-
Friedrichstadt, im Alter von 33 Jahren.
Geboren am 19. November 1859 als zweiter Sohn des K. Eammermusikus
Traugott Kömer in Dresden, hatte er den Elementarunterricht in dem Privatinstitut
von W. E. Böttcher, später R. Gelineck, genossen. Seine wissenschaftliche Ausbildung
erlangte er von Ostern 1871—1878 auf dem hiesigen Kreuzgymnasium und von
Ostern 1878 an bis 1882 auf der Universität Leipzig, wo er sich vier Jahre lang dem
Stadium der Philosophie und der Natur «rissenschaften gewidmet hat. Nach glänzend
bestandenem Staatsexamen absolvirte er in seiner Vaterstadt das Probejahr am Vitz-
thum*schen Gymnasium, war dann 3 Jahre lang in Oberstein-Idar sJs Reallehrer
thätig, bis er im Jahre 1886 an die Realschule zu Dresden-Friedrichstadt berufen
wurde, wo er bis zu seinem Tode segensreich gewirkt hat.
Während seines Aufenthaltes in Oberstein erschien seine Inauguraldissertation
zur Krwerbung der philosophischen Doctorwürde an der Universität Leipzig: „Die
logischen Grundlagen der Systematik der Organismen. Leipzig, W. Engelmann,
188tV Eine Abhandlung von Dr. Reinhold Körner: „Die Verhältnisse der natür-
lichen Belastung und Entlastung des Thierkörpers in ihrer gesetzmässigen Beziehung
zur Ortsbewegnng*^ wurde 1885 in dem Programm der Realschule zu Oberstein-Idar
▼eröffentlioht.
16
Trotz seiner angeBtrengten Lehrthätigkeit ia Droeden blieb er den im JSltem-
hause gepflegten künstlerischen Neigungen bis zum Tode treu und war ein eifriges
und mit tiefem Yerständniss begabtes Mitglied des Tonkünstlervereins. Sein feines
und sicheres Gefühl auf dem Gebiet der Kunst und Dichtung und das allzeit auf
das SchOne und Edle gerichtete Streben leuchten bell hervor aus den trefflichen
Uebersetzungen der Tragödien des Sophokles: Aias, KOnig Oedipus und Philoktetes,
welche in der Bibliothek der Gesammtlitteratur des In- und Auslandes von 0. Hendel
in Halle a. S. 1888 und 1889 erschienen sind.
unser Isis-Kreis, welchem Dr. R. Eörner seit 1888 in Sitzungen und auf £z-
cursionen ein reges Interesse gewidmet hat, wird dem Andenken des liebenswerthen
edlen jugendlichen Foischers ein treues Gedächtniss bewahren. Dem theuren aJten
Eltempaare aber, denen nun auch der letzte ihrer beiden hochbegabten und ausge-
zeichneten Söhne entrissen worden ist, und der innig geliebten Gattin des geschie-
denen Freundes möge Gott den nöthigen Trost in ihrem Trübsale verleihen!
H. B. Geinitz.
Am 21. Januar 1893 starb in Bautzen Seminaroberlehrer Ernst
Schmidt, correspondirendes Mitglied seit 1866.
Am 31. Januar 1893 starb in Dresden Major z. D. Dr. phil. Gustav
Kahl, wirkliches Mitglied seit 1862.
Am 3. Februar 1893 entschlief der Bergrath Carl Rück ert, Salinen-
director in Salzungen, correspondirendes Mitglied seit 1866.
Carl Rückert, ein naher Verwandter des Dichteis Friedr. Rückert, war am
21. October 1888 im Pfarrhaus zu Schweina in Thüringen geboren, in welchem er
schon in früher Jugend durch die Studien des Vaters die Liebe zur Geognosie und
zum Bergbau einsog. Vorgebildet auf dem Realgymnasium zu Eisenach und dann
unter Professor Em m rieh 's anregendem Einflüsse auf der Realschule in Meiningen,
bezog er 1859 die Bergschule zu Clausthal und sodann die Universit&t Bonn. Nach
1863 bestandener Staatsprüfung als Bergmann und Markscheider im Herzogthum
Meiningen erhielt er sogleich eine Anstellung als Obersteiger auf dem Steinkohlen-
werke des Freiberm von Swaine in Stockheim und dann 1866 als Verwalter eines
Scbieferbruches in Lehesten. Nach Errichtung eines Kohlenbergwerkes in der Nähe
von Pilsen kehrte er iin Jahre 1873 nach der Stadt Meiningen zurück, Yon wo aus
er als Sachverständiger in Bergwerkssachen für Hypothekenbanken zahlreiche Reisen
ausführte, die ihn nach England, Schweden, Russland und Polen, Oesterreich u. s. w.
geführt haben. Im Jahre 1877 wurde er als Director des alten Salzwerkes nach
Salzungen berufen, welches eben von einer sogenannten Pfännerei in eine Actien-*
gesellschait umgewandelt worden war, und hier abermals hat sich bei der Erhebung
dieser Anstalt aus primitive!! Verhältnissen zu hoher Entwickelung sein praktisches
Talent, gepaart mit hoher wissenschaftlicher Einsicht, wieder glänzend bewährt.
Ich habe es dankbarst anzuerkennen, wie mich der liebenswürdige, damals noch
junge Freund auf meinen Excursionen im Thüringer Lande vielfach unterstützt hat,
und dass die schwierige Schilderung der „Eohlenformation von Stockbeim und Neu-
haus" in meiner „Geologie der Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Euro-
pa's" 1865, p, 109—114 von Carl Rückert herrührt, dessen Name durch Ephe-
merites Bückerti Gein. ans dem Rothliegenden von Reitsch zu verewigen mir
eine besondere Freude war. Es haben unsere hiesigen Sammlungen, das E. Minera-
logische Museum und die K. Technische Hochschule, seinem wissenschaftlichen Streben
und seinen freundschaftlichen Gesinnungen so manche Prachtexemplare der seltensten
Versteinerungen und wichtige Handstücke von Gesteinen zu verdanken, und noch
vor Kurzem widmete er unserer Isis einen interessanten Bericht über die verschie-
denen Salzvorkommnisse in Salzun^en (Sitzungsber. d. Isis, 1892, S. 7). Treue Liebe
und dankbare Verehrung sind ihm nicht allein von seiner Familie, sondern von allen,
welche ihr Lebensweg mit ihm zusammenge^ühi-t hat, weit hinaus über sein Grab
hin gefolgt und diese wird auch bei uns nie verlöschen. H. B. Geinitz.
Am 18. März 1893 starb in Agram der Botaniker Dr. phil. Ludwig
Vukotinovich, correspondirendes Mitglied seit 1860.
Am 29. März 1893 verschied im Alter von 83 Jahren in Eisenach
17
Geb. Hofrath Dr. Christian Scnft, seit länger als 50 Jahren Professor
der Mineralogie und Oeognosie an der dortigen Forstlehranstalt, correspon-
direndes Mitglied seit 1866.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Beiger, O. Rud., Bürgerschullehrer in Dresden, am 26. Januar 1893;
Dressler, Heinr., Seminaroberlehrer in Dresden, am 20. Mai 1893;
Sanders, W., BealschuUehrer in Dresden, am 29. Juni 1893;
Weber, Bich., Apothekenbesitzer in Dresden, am 26. Januar 1893.
Aus den correspondirenden in die wirklichen Mitglieder
ist übergetreten:
Osborne, W., Privatus in Blasewitz.
Neu ernannte correspondirende Mitglieder:
Sehlimpert, Apotheker in Colin bei Meissen, am 23. Februar 1893.
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§
19
Yoransdilag
für dfts Jahr 1893.
Mark
1. Gehalte 630
2. Inserate 70
3. Localspesen 130
4. Buchbindeiarbeiten 200
5. Bücher und Zeitschriften 400
6. Sitzungsberichte und Drucksachen 1100
7. Insgemein 130
"Summa Mark 2660.
-«-«-
Abhandlungen
der
naturTv^issenschaftlichen Gesellscliaft
in Dresden
1893.
L San Bemo und seine Thierwelt im Winter.
Von Prof. Dr. Oikar Sohneider.
Bis zum Ende des Jahres 1887 war die Stadt San Bemo an der
italienischen Riviera dl Ponente in Deutschland noch recht wenig bekannt,
während die Engländer sie längst zu einem ihrer Lieblingswintersitze er-
koren und ihre Anwesenheit in üblicher Weise durch Eirchenbau und
Schaffung von Spielplätzen Yor Augen gefuhrt hatten; nur wenige Geo-
graphen von Vach, manche der Aerzte, einige Tausende von Kranken, die
der einfältige Deutschenhass der Franzosen von Nizza und Mentone ver-
trieben hatte, und einzelne Touristen, welche von dem alten Ruhme der
französischen Rivierenstädte und dem blendenden Monaco nicht allzu kräftig
angezogen worden waren, wussten bei uns Genaueres über jene beste aller
ligurischen Heilstätten und warben ihr einen sich nur sehr langsam ver-
grössemden Kreis von Anhängern. Da erwählte des Deutschen Reiches
Kronprinz, an dessen edler Duldergestalt damals die Augen des gesamm-
ten deutsdien Volkes hingen, die Perle der italienischen Küstenstädte zum
Winteraufenthalte — eine Wahl, die gesundheitlich und politisch die denk-
bar beste war, trotzdem aber auf die Entschlüsse gekrönter Häupter zu
wenig Einfluss ausgeübt hat — und sofort wurde San Remo die am
häufigsten genannte und bestbekannte aller Städte am Oolfe von Oenua,
denn Tag für Tag suchten Millionen mit gespannter Erwartung seinen
Namen in den Zeitungen, die ihn auch täglich mehr als einmal boten,
jedsn Tng Hang derselbe von Millionen von Lippen, und ausführliche, in
den illustrirten Journalen auch mit Bildern ausgestattete Schilderungen des
Ortes und seiner Umgebung sorgten dafür, dass sich dem Namen auch ein
mehr oder minder richtiger Begriff zugesellte. Infolgedessen mehrte sich
bereits im Winter 1887 — 1888 und in dem folgenden die Zuwanderung
auch von Deutschland aus, und das war der Stadt zu gönnen, denn
während der vorhergehenden Winter hatte Furcht vor der Cholera, die in
Italien hauste, und besonders, da San Remo stets verschont blieb, vor der
Quarantäne an der italienischen Qrenze und dann das furchtbare Erdbeben
vom Februar 1887 und die Angst vor einer Wiederholung der verhängniss-
vollen Katastrophe Tausende von dem Besuche der Riviera abgehalten.
Wir freuten uns der Anerkennung, die San Remo nun fand, denn
wir hatten es durch zweimaligen längeren Besuch, im Herbst 1883 und
im Frühjahr 1884, kennen und lieben gelernt und waren mit Wort und
Schrift ^ dasselbe eingetreten ; und als sich dann für uns die Noth wendig-
keit ergab, einen vollen Winter in dem milderen Süden zuzubringen, da
pilgerten wir An&ng November 1888 wiederum nach der ligurischen Küste
0*9, Mb t» DrttäsH, 1893. -^ Abh. 1.
und verbrachten volle sechs Monate, vom 12. November bis zum 10. Mai,
fast ausschliesslich in San Remo und seiner nächsten Umgebung. Getreu
unserer Gewohnheit bemühten wir uns, diese immerhin lange Zeit dahin
auszunützen, dass wir uns die klimatischen und sonstigen naturwissen-
schaftlichen Winterverhältnisse der Gegend vornehmlich durch das Studium
der wilden und cultivirten Pflanzen wie der niederen Thierwelt möglichst
klarzustellen suchten, und die Ergebnisse unseres Beobachtens und Sam-
meins bestärkten uns, obwohl jener Winter dort keineswegs zu den besten
gehörte, in der festen Ueberzeugung, dass San Bemo ein trefflicher klima-
tischer Heilort ist, jedenfalls einer der besten, w^in nicht überhaupt der
beste an der ganzen Biviera. Ich fand auch, dass von Seiten der Stadt
mit Aufbietung hoher Summen darnach gestrebt wurde, vorhandene Mängel
zu beseitigen, die auf die Gesundheit wirkenden Yerhältnisse möglichst
zu bessern und den Fremden den Aufenthalt angenehm zu machen. Man
hatte in einer langen Leitung von dem Berge treffliches Trink-, Spül- und
Giesswasser herbeigeführt und am Ufergehänge der stillen Ostbucht ein
hübsches Casino mit Versammlungsräumen und Bädern erbaut, dessen
sonnige Terrassen den Kranken einen ebenso angenehmen wie durch die
Seeluft heilkräftigen Aufenthalt bieten, und war nun darüber, eine lange
Uferpromenade an der Ostbucht anzulegen, die vor dem Corso mezzogiorno
an der Westbucht den Vorzug der unmittelbaren Seenähe und meist voHer
Windruhe hat, und die durch herrliche Aussicht berühmte, jetzt freilich
mehr und mehr durch Anbau von Villen geschädigte Berigostrasse der
Westseite mit dem Beragallo imd Peirogallo der Ostseite durch einen an
den Steilgebängen des Bomolothales hinlaufenden Weg zu verbinden und
so einen stundenlangen bequemen Weg zur Spazierfahrt und Fusswanderung
zu schaffen, der an abwechselungsvoller Schönheit seines Gleichen sucht.
Jetzt sind diese grossartigen Anlagen längst vollendet und dienen seit
Jahren dem Wohle der Wintergäste, die in der letztvergangenen Saison
die Zahl von fast 15000 erreichten und aus allen Ländern Europas sowie
aus Aegypten, Indien, China, Japan, Nord- und Südamerika herbeigeströmt
waren. Inzwischen ist von der Stadt auch ein grosser Desinfectionsapparat
aufgestellt worden, in dem alle Gegenstände in Zimmeni, die von mit
Tuberkulose oder ähnlichen Krankheiten behafteten Personen bewohnt^waren,
gereinigt werden müssen, eine hygienische Massnahme, die keine andere
Stadt der Biviera aufzuweisen hat. Augenblicklich ist man ferner an den
Bau eines Schiachthauses herangetreten, dem dann baldigst die Errichtung
eines Kurhauses folgen soll. Bereits in der Ausführung begriffen ist end-
lich eine Fahrstrasse zu dem am oberen Gehänge des Monte Bignone ge-
legenen San Bomolo, durch welche den Gesunden der durch unbeschreiblich
schöne Aussicht auf die schneebedeckten Seealpen einerseits und die herr-
liche ligurische Küste anderseits lohnende Besuch des 1293 m hohen
Bignone-Gipfels erleichtert und den Kränkelnden für die Spätherbst- und
Frühlingszeit wie für schöne Wintertage eine ebenso angenehme wie an-
regende Spazierfahrt und von dem Kamme des Gebirges ein prachtvoller
Blick auf die Seealpen ermöglicht wird. Bei der Bepflanzung der in der
Küstenebene liegenden Promenaden hat man, soweit sich das aus der
Liste generale etc. von Märest ersehen lässt, von Platanen gänzlich ab-
gesehen, und das ist nur zu billigen, denn ein ligurischer Kurort sollte
keine Ziorbänmo pflegen, die im Winter durch Abwerfen der Blätter kahl
dastehen wie die mächtigen Platanen des Corso di Garibaldi, und die dazu
durch ihre leicht von jedem Lufthauche emporgewirbelten Blatt- und
Fruchthaare die empfindlichen Atbmungsorgane der Hals- und Lungen-
kranken in schädlicher Weise reizen können. Wir könnten es nur loben,
wenn die Stadtrerwaltung von San Bemo sich entschlösse, alle Platanen
niederzulegen und durch immergrüne und unschädliche Bäume zu ersetzen;
kann man sich aber zu so energischem Vorgehen nicht aufraffen, so möge
man doch darauf bedacht sein, zur Zeit des Abfalles der Flatanenhaare
täglich die betreffenden Strassen zu kehren und den Kehricht zu ver-
brennen.
Wesentlich gehoben wurde die Bedeutung San Bemos als Kurort
auch durch die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts erfolgte
Gründung eines deutschen Krankenhauses, das den dort Heilung Suchenden,
wenn sich ihr Leiden steigert, sowie dem zahlreichen Dienstpei'sonale der
Hotels und Pensionen im Falle der Erkrankung Zuflucht und sorgsame
Pflege gewährt und , was sehr hoch zu schätzen ist , die Fremdenhäuser
von ansteckend Kranken entlastet Im Frühjahr 1885 bereits bekämpfte
ich, als in den deutschen Zeitungen um Beiträge für Gründung eines
„deutschen Kurhauses in Nizza für unbemittelte Landsleute^^ gebeten wurde,
die Unterstützung eines solchen ELauses in Nizza in einem Vortrage im
Vereine für Erdkunde zu Dresden aus nationalen, socialen und sanitären
Gründen auf das Entschiedenste und schloss meine Erörterung mit den
Worten: „Auf das Wärmste aber befürworten wir die aus Reichsmitteln
oder durch die Mildth(itigkeit Einzelner zu erfolgende Gründung einer
solchen Anstalt im Gebiete der freundlichen und gefälligen ligurischen
Bevölkerung der italienischen Biviera, ... an einem nicht einsamen, schön
gelegenen, gegen Wind gut geschützten, in Hinsicht auf Vegetation und
Wege wohlgepflegten und möglischst staubfreien Orte, als dessen relatives
Ideal uns San Bemo vorschwebt/^ Der aus der Mitte der damaligen
Zuhörer geäusserte Wunsch , den Inhalt weitereu Kreisen des deutschen
Volkes zugänglich zu machen, wurde dadurch vereitelt, dass eine Anzahl
der gelesensten Zeitschriften aus augenscheinlich nichtigen Gründen den
kleinen Kampfartikel nicht au&abm; die wahre Ursache ihrer Weigerung
lag zweifellos darin, dass die Kaiserin Augusta das Protectorat über das
Nizzaer Kurhaus übernommen hatte. Nach langem Zögern hat schliesslich
noch der Dresdner Anzeiger die „kühne That^^ gewagt und den Vortrag
am 21. Juni 1886 veröffentlicht, während ich inzwischen meiner Meinung
auch in dem von dem Weimaraner Geographischen Institute herausge-
gebenen Werkchen „Die Riviera di Ponente" rückhaltslos Ausdruck gegeben
hatte. In San Bemo selbst trat jener Gedanke erst während der Anwesen-
heit des deutschen Kronprinzen zu Tage, indem fünf Herren, der dortige
deutsche Vicekonsul Schneider, die deutschen Aerzte Dr. Goltz und
Dr. Secchi, der evangelische Pastor Nieschling und Dr. jur. J. Weber am
29. December 1887 zu Gründung eines deutschen Krankenhauses zusammen-
traten und im Januar 1888 an das kronprinzliche Paar die Bitte richteten,
dem Werke seinen Schutz angedeihen zu lassen. Die darauf vom Kron-
prinzen bewilligten 1000 Lire bildeten die Grundlage für Ansammlung
eines Kapitals, das durch zum Theil wirklich grossartige Spenden und in
nicht geringem Maasse durch die Bemühungen des tds Kassirer mit in
don Vorstand gewählten Hofapothekers K. Wiedemann bis zum September
6
1892 auf rund 160000 Lire angewachsen war, oder angewachsen wäre,
wenn man nicht vorher an die Ausführung des Planes, den Ankauf einer
Yilla, die bauliche und sonstige Einrichtung derselben zum Erankenhause
und die Anschaffung der ärztlichen Instrumente geschritten wäre. Anfang
December 1890 ist das Kaiser-Friedrich-Erankenhaus eröffnet worden und
hat, geleitet vom Sanitätsrath Dr. Secchi und einer von dem Yiktoriabause
für Krankenpflege berufenen Schwester dann bis zum 1. Mai 1891 und
wiederum im Winter 1891 bis 1892 je 22 Kranke mit im Hinblicke auf
die Art der Erkrankungen sehr günstigem Erfolge verpflegt. Die Oe-
sammtzahl der Yerpflegungstage betrug 520, beziehentlich 532. Die Lage
der nun zum Erankenhause umgewandelten Yilla Maddalena war, dessen
erinnere ich mich sehr wohl, eine selten günstige, denn sie stand an der
windsichersten Stelle des östlichen Oehänges, fern dem lauteren Getriebe
der Stadt und der Hauptstrasse, oberhalb der vom Eaiser Friedrich einst
bewohnten Yilla Zirio, an einer Biegung des Peirogallo, noch etwas herein-
gerückt in die Ausmündung eines ganz kurzen Thälchens. So ist denn
der im Januar 1888 in Angriff genommene Plan in wenig Jahren in alle
Erwartungen übertreffender Weise schnell und völlig zur Yerwirklichung
gekommen , denn es besteht jetzt in San Remo ein deutsches Erankenhaus,
schuldenfrei und ausgerüstet mit einem zinstragenden Eapital von recht
erfreulicher Höhe; so bedeutend ist das letztere aber doch noch nicht, dass
die Zinsen die für die meisten Eranken unentgeltliche oder doch sehr billige
Pflege, die Erhaltung von Haus und Oarten und die durch Abnutzung
nöthig werdenden Neuanschaffungen u. s. w. decken, sowie das im Dienste
der Menschen- und Yaterlandsliebe stehende unternehmen gegen alle
möglichen Fährlichkeiten sichern und seine weitere Entwickelung gewähr-
leisten könnten; deshalb halten wir es für unsere Pflicht, auch hier der
Bitte Worte zu leihen, dass noch recht Yiele durch einmalige oder jähr-
liche Beiträge den vollen Betrieb des Erankenhauses ermöglichen und das
Eapital desselben mehren möchten.
Es hat mir natürlich zu grosser Freude gereicht, dass ich im Winter
1888 — 89 an Ort und Stelle die gedeihliche Entwickelung des mich so
ansprechenden Planes verfolgen und gleichsam mit durchleben konnte;
desto bedauerlicher aber erschien es mir, dass gerade zu dieser Zeit zum
ersten Male Stimmen sich hörbar machten, welche die Heilkraft des Bi-
vierenklimas in Frage oder völlig in Abrede stellten.
Während der ersten Monate des Jahres 1889 erschien in dem ersten
bis achten Stück der „Allgemeinen medicinischen Centralzeitung'^ ein Auf-
satz von dem Geh. Medicinalrath Dr. Schultz über Italien bei Leidei^
der Athmungsorgane. Der Genannte hat, wie aus seinem Bericht hervor-
geht, vor jetzt mehr als fünfzig Jahren in Born und Neapel „eingehende
meteorologische Untersuchungen^^ angestellt, ist aber wohl nie an der
Biviera gewesen, hat daselbst jedenfalls nie beobachtet, sondern stützt sich
da nur auf fremde Mittheilungen und zieht aus denselben, obwohl er
selbst den „Mangel solcher zuverlässigen Beobachtungen^^ betont und an
anderer Stelle hervorhebt, dass über die Feuchtigkeitsverhältnisse der Bi-
viera wenig vorliege, und was vorliege, im Ganzen wenig genügend sei,
doch weitgehende, gründlich verfehlte Schlüsse, so dass er Nizza, Mentone
und San Bemo als in sanitärer Hinsicht gleichwerthig erachtet und für
ungünstiger hinstellt nicht nur als Palermo, sondern auch als Bom und
Nempel. Ein Haaptmangel seiner Beweisführung ist dabei der, dass er das
Klima lediglich nach der Temperatur und dem Feuchtigkeitsverhältniss der
Luft beortheilt, die Einwirkung des Windes auf die erkranktenAthmuugsorgane
und denEinfluss der mehr oder minder laugen Besonnung aber gar nicht mit
in Bechnung zieht Eins freilich scheint doch auch Herrn Schultz selbst
für die Richtigkeit seiner Schlussfolgerung etwas bange gemacht zu haben,
d. i. die wunderbare Wintervegetation der Riviera; doch auch über dies
Bedenken kommt er hinweg, freilich nur mit Hilfe eines Sprunges, der,
wie wir zeigen werden, alle seine anderen an Wagehalsigkeit übertrifTt,
und so hindert ihn am Schlüsse nichts, zu behaupten, dass das Winter-
klima der Riviera (und des übrigen Italien) dem Frühlingsklima von Ber-
lin gleich und deshalb den Lungenkranken gefährlich sei, dass die Diri-
girung eines Patienten mit tieferen Leiden der Athmungsorgane nach der
Riviera für so verfehlt gehalten werden müsse, dass über sie nur wieder-
holt werden könne: ce n'est pas une crime, c'est une faute — welches
bedenkliche Dictum des bedenklichen Talleyrand ihm so wohl geßUlt, dass
er es in gleicher Anwendung uns nochmals auftischt — und dass er end-
lich seinen Rath in die etwas unklaren Worte fasst: „Nicht blos für den
Winter nach Italien, nicht nach der Riviera, sondern mindestens fiir den
ganzen Sonuner und in die südlichsten Theile Italiens/^
Es ist an sich wenig verlockend, eine solche Darstellung zu beurtheilen,
in der das Wahre nicht neu und das Neue nicht wahr ist, und das, wie hier
noth wendig, in Kürze zu thun, ist noch dazu schwierig; ich glaube aber
doch, mich der undankbaren Aufgabe nicht ganz entziehen zu dürfen, umso-
weniger, da Herr Schultz an die Möglichkeit, dass man seine Au&tellungen
bemängeln könne, gar nicht gedacht zu haben scheint, sondern alle, die für
die Riviera eingetreten sind, mit den hochmüthigen und unhöflichen Wor-
ten abzuthun sucht: „Man wird den Vertheidigern der Riviera keinen
besonderen Vorwurf daraus machen wollen, dass sie nicht helfen wollen,
das Huhn abzuschlachten, was (!!) ihnen goldne Eier legt, allein voll-
ständige intacte Objectivität kann man verlangen/^ Es haben diese un-
überlegten und verleumderischen Worte in mir dasselbe „g'spassige^^ Oefiihl
wachgerufen, das der Herr Geheimrath haben würde, wenn ich unbedingt
voraussetzen und öffentlich behaupten wollte, dass er seinen Artikel zu
Gunsten Süditaliens nur deshalb in die Welt gesandt habe, weil er heim-
licher Mitbesitzer eines Hotels in Neapel, Sorrent, Reggio oder Palermo
sei; denn auch meine Wenigkeit ist für die Riviera eingetreten, ohne dass
sie dort goldne Eier legende Hühner besitzt, und sie ist zu dem so ver-
messen, zu glauben, dass ein gebildeter, mit offenem, durch Naturforschung
geübtem Blicke ausgerüsteter Laie in der Medicin, der an Ort und Stelle
beobachtet, die volle, intacte Objectivität leichter und besser zu wahren
vermag, als ein Fachgelehrter, der, ohne das Gebiet besucht zu haben,
auf Grund fremder, eingestandenermassen ungenügender Beobachtungen
über dessen sanitären Werth am Studirtische aburtheilt. Dieser Ansicht
wird nun der Herr Medicinalrath natürlich nicht beitreten dürfen, deshalb
will ich seine Bestrafung ob jener Beleidigung den Aerzten überlassen,
die, ohne an der Riviera zu prakticiren, für dieselbe sich erklärt haben;
ich rufe hier zunächst den als Kenner der Heilorte berühmten Sanitätsrath
Dr. Reimer in Stuttgart auf, sodann den Stabsarzt Dr. Körner (vgl. San
Bemo, eine deutsche Winterkolonie), der sich zwei Winter an der Riviera
mit seiner schwer erkrankten Frau aufhielt und trotz deren Verlust sich den
objectiven Blick für die Heilkraft San Remos nicht trüben liess, und den Stabs-
arzt Dr. E am dohr (vgl. Arco und dieRiviera), der wegen eigener Erkrankung
an der ligurischen Küste weilte: Diese drei Aerzte empfehlen die Riviera als
klimatisches Heilgebiet auf das Wärmste, obwohl sie gegen manche Mängel
derselben durchaus nicht blind sind. Ueber den klimatischen Werth Roms
aber mag Herr Schultz die offenen Worte des dort lebenden Arztes
Dr. Kunde in Fournier's Rom und die Campagna und Dr. Reimer's
Aeusserungen im Bädecker nachlesen.
Einige Bemerkungen, nicht vom Standpunkte des gelehrten Theoretikers,
sondern des praktischen Laien mögen dann auch mir gestattet sein; es soll
dabei von Schultz's Forderung, der Lungenkranke solle den ganzen
Sommer im südlichsten Italien weilen — obwohl ich auch das nach meinen
Sommererfahrungen an der Nordküste Aegyptens für nicht unbedenklich
halte — ganz abgesehen werden und lediglich seine Verurtheilung der
Riviera Berücksichtigung finden.
Ich gründe meine Angaben, obwohl ich dreimal an der ligurischen
Küste weilte, vornehmlich auf den Winter 1888/89, den ich, wie schon
erwähnt, vom 12. November bis zum 10. Mai an der Riviera und zwar fast
ausschliesslich in San Remo verlebte. Während dieser 6 Monate, die einen
nicht günstigen, weil allzu regen- und wolkenreichen Rivierenwinter dar-
stellten, blieb der Winterüberzieher in dem Koffer, in den er bei der An-
kunft in San Remo versenkt worden war, während Schultz berichtet, dass
er einst in Palermo trotz dicker Winterkleidung im Januar erheblich von
Kälte zu leiden hatle; an den bei weitem meisten Tagen konnte auch ein
empfindlicher Mensch im einfachen Rocke, an den andern, auch an den
Regentagen doch im Sommerüberzieher stundenlang spazieren gehen. Min-
destens die Hälfte der Tage gewährte den Kranken die Möglichkeit, 6 bis
8 Stunden lang im Freien in genügend, oft sogar überreichlich wärmendem
Sonnenschein zu sitzen, und täglich konnten die Zimmer durch anhalten-
des Oefinen der mächtigen Fenster in ausgiebigster Weise gelüftet werden.
Schnee fiel nur zweimal in wenigen Flocken im Regen, obwohl die Tem-
peratur gegen Morgen ungewöhnlich oft, nämlich 8 mal bis auf 0% ja ein-
mal selbst bis zu — 2® sank. Gesunde und Oenesende, die es wagten,
gegen Ende Februar das von Schultz vorgezogene Neapel und Rom zu
besuchen, meldeten von da mit den lakonischen Worten: „II piove, piove,
piove; neve, neve!" das traurigste Wetter, während es sich in San Remo
recht angenehm leben Hess, und kamen stark erkältet und fiebernd zurück,
und selbst einige nach dem angeblich günstigeren Ajaccio üebergesiedelte
trafen bald enttäuscht wieder bei uns ein. Schneestürme, wie solche in
jenem Winter noch am 18. März Rom, Neapel, Kalabrien und Sicilien
heimsuchten, blieben der Riviera auch da fremd.
üeberraschen muss jeden Objectiven, dass Schultz die Häufigkeit
und Stärke kalter Winde, die auf erkrankte Luftwege so verderblich wir-
ken, gar nicht in Betracht gezogen hat; er hätte sonst freilich Rom wahr-
lich nicht der Riviera vorziehen, sondern eingestehen müssen, dass sich,
etwa abgesehen von der Süd Westseite von Korsika, kein Küstengebiet
Europas eines so grossartigen Windschutzes erfreut wie die ligurische
Küste und besonders deren östlicher, italienischer Theil, den auch der
greuliche Mistral nicht mehr trifft, und er würde, falls er nicht eben nur
9
vom Berliner Studirzimmer aas urtheilte, mmmermehr ^vb vom Mistral
und der Tramontana heimgesuchten Gtebiete von Nizza und Mentone in
klimatischer Hinsicht zusammenwerfen mit San Bemo, das von beiden
so gut wie frei ist, das zudem auch infolge seines lehmigen Bodens
des Uebermaasses von Kalkstaub entbehrt, das den sanitären Werth der
westlichen Rivierenstädte so erheblich mindert; Schultz aber hat ja das
vom Mistral und in seinem westlichen Theile auch von der Tramoutana
geschädigte, staubreiche Mentone fiir die beste der ligurischen Städte
erklärt.
um die ausserordentliche Mühe, welche Schultz sich gegeben hat,
um den starken Gegensatz, welcher sich an der Biviera zwischen den
Wärmeverhältnissen in der Sonne und im Schatten, bei Tage und bei
Nacht zeigt, zu beweisen und zu erklären, ist es wirklich schade, denn
derselbe ist eine längst bekannte Thatsache, deren Beachtung von allen
Aerzten allen Kranken dringend empfohlen wird, strenger selbst, als
Dr. Ramdohr für angebracht hält, der mit Recht bezweifelt, dass diese
Kontraste grösser seien als die bei uns im Norden während des Sommers
gewöhnlichen, und darauf hinweist, dass man in den „von den Lungen-
kranken mit berechtigter Vorliebe besuchten Kurorten in den deutschen
Waldgebirgen, z. B. in einigen Orten Schlesiens^^ den Phtysikern das Er-
tragen von noch weit erheblicheren Schwankungen ohne Bedenken zu-
muthet Ich aber möchte noch hinweisen auf die noch viel gewaltigeren
Gegensätze, die das Winterklima des gerade von schwer Erkrankten auf-
gesuchten Davos bietet, sowie auf die ebenfalls sehr starken, oft noch durch
Nachtnebel vergrösserten Unterschiede von Tag- und Nachttemperatar in
dem gleichfalls, thatsächlich allerdings zu sehr als Heilgebiet gepriesenen
Aegypten; ich habe mich über die Gefahren, welche das Winterklima des
Nillandes den Lungenkranken entgegenbringt, bereits 1872 in einem Vor-
trage im Verein für Erdkunde ausgesprochen und stimme durchaus
Schliemann bei, der im Frühjahr 1887, durch schlimme Erfahrung be-
lehrt, schrieb: ,Jch würde Brustkranken viel eher rathen, nach der Ri-
viera zu gehen, als nach Aegypten/^
Dass die Erfolge der Winterkur an der Riviera, insbesondere in San
Bemo, hinter den berechtigten Erwartungen wesentlich zurückbleiben, wie
von mancher Seite behauptet worden ist, dürfte kaum zu erweisen sein.
Im Winter 1891 zu 92 wurden von den rund 16000, doch zu einem
grossen Theile kranken Wintergästen San Remos daselbst nur 25 begraben
— ein anderer kleiner Theil ist wohl den heimathlichen Friedhöfen zuge-
führt worden — und das grosse Hotel de Nice, welches monatelang 180
Gäste und unter ihnen sehr viel Leidende und eine ziemliche Zahl schwer
Erkrankte beherbergte, hatte in den sechs Monalen meines Dortseins nicht
einen einzigen Todesfall zu beklagen. Sicher aber wäre das Allgemein-
befinden der Kranken und der Enderfolg ihres Kuraufenthaltes an der
Riviera noch viel günstiger, als so schon der Fall ist, wenn nicht viele
der Leidenden die ligurische Küste erst bei allzuweit vorgeschrittener Er-
krankung aufsuchten, wenn dieselben ferner sich nicht durch That- und
Unterlassungssünden aller Art Rückfälle holten, und wenn sie endlich,
wie ich dies in zwei Frühlingen beobachtet habe, nicht allzu zeitig die
Riviera verliessen, um sich in den noch zu rauhen Heilorten in den Süd-
thälem der Alpen wieder gründlich zu erkälten. Gegen solche Thorheiten
10
aber würde selbst ein klimatisches Paradies, falls die Erde ein solches
au&uweisen hätte, nichts helfen; ich kenne Beispiele, dass ihnen Lungen-
leidende auf den Kanaren und Madeira erlagen, und sah ihre Folgen in
ebenso klarer wie schlimmer Weise sich äussern während je zwei Wintern
in Aegypten und an der Riviera, und so wird auch das von Schultz
angepriesene Kalabrien und Sicilien davor nicht schützen.
Schliesslich müssen wir noch jene Stelle der Schultz'schen Arbeit
etwas beleuchten, welche die herrliche Flora der Riviera in ursächliche
Beziehung zu der Oiiith eines unter ihr liegenden vulkanischen Heerdes
bringt. Wir lesen dort: „Die entzückende Pflanzenwelt lässt nicht daran
denken, welchem Boden sie ihre Pracht verdankt. Die Oärtner wissen
sehr wohl, dass Pflanzen unter ihnen sonst ungünstigen Verhältnissen ganz
gut bestehen und gedeihen, wenn sie nur, nach gärtnerischem Ausdrucke,
einen wannen Fuss haben. Geognostischer Anschauung entspricht es, die
Riviera anzusehen als auf einer Spalte der Erdkruste liegend — entstan-
den entweder durch Einsinken eines Theiles derselben da, wo jetzt das
Meer ist, oder durch Erhebung eines Theiles, der jetzt die Seedpen bil-
det, oder durch beide Erscheinungen — an deren Rändern die unter-
irdischen Kräfte gern ihre Gewalt bemerkbar machen. So kann die nicht
allzu grosse Entfernung einer unterirdischen Gluth, wie sie sich durch die
heissen Quellen bei Abano annehmen lässt, wie sie sich 1887 zum Schrecken
der Besucher der Riviera zu erkennen gab, wie sie sich, freilich weiter
ab, vermuthen lässt am Meeresgrunde in der Nähe der Ponza-Inseln durch
das in einer Nacht erfolgende Verderben der Fischwnetze, und wie sie,
als Brand eines tiefliegenden Eohlenflötzes bei Zwickau die Kultur der
Ananas begünstigt (! ! seit Mitte der sechziger Jahre nicht mehr! ! O. S.),
auch der Pflanzenwelt in diesem nördlichen Theile Italiens zu ihrem Flor
verhelfen, ohne dass die übrigen Verhältnisse eine Beschaffenheit haben,
welche der üppigen Pflanzenwelt entspräche.^^ Dieser Passus nun enthält
den äigsten der vielen Irrthümer, in welche sich Herr Schultz seiner
Haupthypothese zuliebe hineintheoretisirt hat.
Wir können die Pracht und Ueppigkeit der durch den ganzen Winter
grünenden und blühenden Rivieren Vegetation hier nicht nochmals ein-
gehend schildern, sondern müssen auf unsere Darstellung in dem Heftchen
„Die Riviera di Ponente" und betreffs der Zuchtpflanzen auf Carl von
Hüttner's treffliches Buch über die Gartenflora des klimatischen Winter-
kurorts San Remo verweisen. Nur eine auf dem letzteren fussende üeber-
sicht bestimmter dort gepflegter Pflanzen mag vorgeführt werden, um den
Reichthum und den kosmopolitischen Charakter der daselbst eingebürgerten
Pflanzenwelt und das ihn ermöglichende ungewöhnlich günstige Klima
der Riviera erkennen zu lassen. Es wurden nach v. Hüttner in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts allein in San Remo in Gärten und
Anlagen gehalten: 25 Cicadeen aus Sansibar, Südafrika, Slam, China, Japan
und Mejiko, 18 Koniferen aus Italien und Spanien, von den Kanaren,
aus Kleinasien und Persien, vom Himalaya, aus China, Japan, Australien
und Nordamerika, 3 Kasuarinen aus Australien, 49 Palmen aus den
Tropen und Subtropen aller Erdtheile, 5 Dracänen von den Kanaren, aus
Madagaskar, Australien, Neuseeland und Brasilien, 26 Aloö aus Südafrika,
Ost- und Westindien, 12 Yucca aus dem südlichen Nordamerika, 17 Agaven
aus Mittel- und Südamerika, 3 Bananen aus Nordafrika, Abessinien und
11
China, 5 Ficus aus Oetindien, China, Japan und Australien, 3 baumförmige
Euphorbien aus Afrika und Südasien , 5 Proteaceen aus Australien und
Südamerika, 73 Cacteen aus Mittel- und Südamerika, 8 Eisblumen vom
Eapland, 10 Myrtaceen aus Australien, Neuseeland und Brasilien, 15 echte
Akazien aus Afrika, Südasien und Australien, und diese Pflaneen nebst
zahlreichen anderen, die fast ausnahmslos Orten geringerer geographischer
Breite und damit warmen oder heissen Landstrichen entstammen, gedeihen
in San Remo ohne jeden Winterschutz, treiben Blüthen und bringen zu
einem Theile durch den Winter hindurch Früchte zur Reife. Dies Letztere
schien mir besonders bezeichnend für die Milde des Klimas und deshalb
grösserer Beachtung wertb, als ihm bisher geschenkt worden ist, weshalb
ich gesucht habe, die dem ligurischen Gebiete fremden Subtropen- und
Tropenpflanzen festzustellen, deren Fruchtreife in San Bemo bisher be-
obachtet worden ist; ich kann nun als solche notiren: Cycas revokUa sowie
mehrere Arten von Encephalartos und Zamia^ Äraucaria excdsa^ mehrere
Kasuarinen, Dattel- und Zwergpalmen, Phüodendran pertusum^ Äloe^ Yucca
(bemerkenswerth besonders Y. haccata mit essbaren Früchten), Testudinaria
dephantipes^ Agaven, Bananen, Strelüjria^ Hakea eucalypioides^ Eugenia
Fambor ^ Persea gratissifna^ Dioapyros Kdki^ AraUa in mehreren Arten,
Gookia puncktia^ Passifloren, Opuntien, Eucalyptus globulus^ E, amagdalina
und E, Hakeana^ mehrere Melaleuken, Metrosideros^ Pisidium Arassa^ Mes-
pilus japonica^ Cerasus lusitanica^ Chirania haccifera^ Swainsonia Osbamii^
viele Akazien, StAinus moUe^ Gitronen- und Orangenarten, Magnolien und
Anana irüoba. Jedenfalls ist mir noch mancherlei entgangen, doch dürfte
das Yorstehende genügen, um die Triebkraft des Sanremeser Klimas zu
erweisen. Im Laufe der Jahre erleiden allerdings die sehr empfindlichen
Pflanzen in San Remo manchen Frostschaden, obgleich die Mitteltemperatur
der drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar nach der niedrigsten
Berechnung 10,5^ beträgt, also besser ist als die Deutschlands im ganzen
Jahre. Im Winter 1888 bis 89 sank das Thermometer gegen Morgen
ungewöhnlich oft , nämlich achtmal bis zu 0 ® oder etwas darunter , und
bei jedem Fallen unter 0 ^ zeigte sich sofort ein mehr oder minder grosser
Theü der Blätter bestimmter Pflanzen schwarz, wie verbrannt ; ich sah das
an Bananen, Ricinus^ Sparmanma africana^ Wigandia caracassana^ Hibis-
cus rosa chinensis und den weicheren Pelargonien. Und als am 16. März
— 2® eingetreten waren, erschien der Frostschaden an den gleichen Pflanzen,
besonders an jungen Bananen noch erheblicher und dazu auch an Brug-
mansia Candida. Wird es noch kälter, was äusserst selten geschieht, in
dem so ungewöhnlich rauhen Winter, den wir jetzt durchlebten, aber
stattgefunden haben dürfte, so frieren manche zarte Stauden, selbst hohe
Bananen bis zur Erde ab, im nächsten Frühjahre aber sprosst alles aus
den Wurzelstöcken wieder frisch empor, so dass hoffentlich auch heuer
die herrliche Vegetation der Riviera nicht sehr, oder doch nicht auf lange
Zeit gelitten haben wird. Jedenfalls geben diese Beobachtungen über die
Wirkungen ganz geringer Fröste auf bestimmte Pflanzen im Verein mit
der Thatsache, dass sich an der Riviera grosse Büsche und Stauden solcher
leicht erfrierenden Arten in Menge vorfinden, einen weiteren Beweis von
der Hilde des dortigen Klimas.
Herr Schultz freilich will in dieser herrlichen Pflanzenwelt nur die
Wirkung vulkanischer Kräfte sehen, die er kühner Weise mit den heissen
12 _^
Quellen von Abano (in den Euganeen !) and mit dem Gebiete der Fonza-
Inseln (bei Neapel!), sowie mit dem Erdbeben vom Februar 1887 in
Beziehung setzt. Dass er auch das letztere mit heranzieht, erweist, dass
er sich um die geologischen Yerhältuisse Liguriens nicht gekümmert hat
und in der Erdbebenfi^ge um einige Jahrzehnte zurückgeblieben ist, denn
es fehlt jeder Anhalt, das furchtbare Ereigniss, welches 710 Menschen den
Tod und 620 anderen Verwundung brachte, auf Rechnung vulkanischer
Thätigkeit zu setzen. — Nebenbei mag hier erwähnt werden, dass der
Zusammensturz so vieler Gebäude und die dadurch bedingte grosse Zahl
der Opfer mit veranlasst worden ist durch elende Bauweise der Häuser
der Ejngebornen und der weitgewölbten Eirchdecken, wie ich bei dem
zum Theil mit einem Baumeister unternommenen Besuche der Buinen-
Stätten von Diane Marina, Pompejana, Castellaro, Bussana, Taggia und
Ceriana ersah, wie sich auch daraus ei^iebt, dass kein einziger der in
solider errichteten Häusern wohnenden Fremden Schaden gelitten hat, und
dass die kräftig gebaute Kirche in dem fast ganz zerstörten Diano Marina
wenig und geringe Zeichen der Erschütterung aufwies; nach Palmieri
stand ja auch die schreckliche Verheerung, welche 1883 Ischia erlitt, in
keinem Yerhältniss zu der Intensität und der Dauer der Stösse, sondern
rührte zum grössten Theile von der schlechten Bauart der Häuser her. —
Als die eingehendsten der mir bekannten Besprechungen des grossen
ligurischen Erdbebens habe ich zu erwähnen 6. Uzzielli'sLe conunozione
telluriche e il terremoto dal 23. Febbraio 1887 (Turin 1887) und: Das
Erdbeben an der Riviera etc. von Gustav Wolf, 2 Werke, die merk-
würdiger Weise in dem Abschnitte über die Fortschritte der Geophysik
in Wagner 's Geographischem Jahrbuch, Bd. XIII, nicht mit angeführt
worden sind. Für uns haben besondere Bedeutung die Angaben des
preussischen Bergrathes Wolf aus Halle, der die furchtbare Katastrophe
in San Renio miterlebte und von da aus die benachbarten Stätten der
Zerstörung besuchte. Derselbe zeigt mit Hülfe einer nach der 1881 er-
schienenen geologischen Karte von Italien in vergrössertem Maassstabe aus-
geführten Yeranschaulichung der Ligurischen und See -Alpen, dass die
Küstenketten dieser Gebiige durchweg aus Sedimentgesteinen und zwar,
soweit das Gebiet der starken Erschütterung vom Februar 1887 in Frage
kommt, aus tertiären Schichten bestehen, unter denen wiederum eocene
vorwiegen, und erklärt es „für durchaus unwahrscheinlich, dass der Vul-
kanismus hier irgend eine Bolle gespielt haben kann, denn im ganzen
Erschütterungsgebiete und den benachbarten Gegenden findet sich kein
Vulkan vor, weder ein thätiger noch ein erloschener, und überdies fehlt
dem Beben selbst jeder vulkanische Charakter^^ Wolf weist dann auch
die von dem französischen Astronomen Flammarion in: Le petit Ni9ois
auf das Erdbeben der Biviera angewandte Spaltentheorie zurück, nach der
das Meer durch in der Erdrinde vorhandene Spalten bis zu dem feuer-
flüssigen Erdinnem vorgedrungen und die plötzliche Bildung grosser
Massen überhitzten Dampfes von unglaublicher Spannung veranlasst haben
soll, welche, mit grosser Gewalt entweichend, die Oberfläche erschüttert
hätten. Er erklärt ferner die bekannte Theorie von K. Falb für unbrauchbar,
hält es auch für durchaus unwahrscheinlich, dass in dem gegebenen Falle
Zusammenbrüche von Hohlräumen im Innern der Erdschichten als die
veranlassende Ursache des Bebens anzusehen seien, und bekennt sich
13
endlich zu der Ansicht, dass die Hinsehen Erdbeben gleich deo meisten
derselben übeiiiaupt zu denen gehören, welche die Wissenschaft als tek-
tonische bezeichnet und deren „Ursachen damit im Zusammenhange stehen,
dass die Erde einer stetigen fortschreitenden Abkühlung unterworfen ist
und damit einer Verminderung des Rauminhaltes, einem Einschrumpfen
unterliegt, welches vorzugsweise die oberen Schichten der Erde trifft
Letztere werden auf einen kleinen Baum zusanunengedrängt , und dabei
entstehen Gebiigsstauungen und Yerschiebungen, mit welclien Erschütter-
ungen bald schwächeren, bald stärkeren Grades verbunden sind. Auf
einen derartigen Yorgang dürfte auch unser Erdbeben zurückzuführen
sein. Es spricht dafür:
1. Der ganze Charakter des Bebens, seine Verbreitung in der Bichtung
des Hauptstreichens der *Oebiigsschichten und die horizontale
Wirkungsweise der Stösse,
2. die geognostische Zusammensetzung und der stratographische Bau
des Terrains."
Diese Auffassung eines klar sehenden Fachmannes, der auch ich, in
Erinnerung an die hochinteressante Fältelung zahlloser dünner Schichten
am Wege unterhalb San Bomolo, huldigte, lange bevor ich von Wolfs
Abhandlung etwas wusste, lässt des Herrn Schultz' Theorie von der
vulkanischen Heizung des Bivierenbodens sammt den aus ihr gezogenen
kühnen Folgerungen als eitel und hinfällig erscheinen; dennoch aber wurde
ich unerwarteter Weise gezwungen, noch weiter auf dieselbe einzugehen.
Ich fand nämlich zunächist auf einer von dem seiner Gesundheit halber
seit Jahren während des Winters in Ospedaletti weilenden Begierungsrath
G ei gel aus Colmar entworfenen Kartenskizze der Umgegend von Ospedaletti
zu meiner Verwunderung eingetragen eine „grotta fumante, ehemidiger
Vulkan, 1300 m südwestlich vom Gipfel des Monte nero^S einer Kuppe
des allmählich nach Bordighera abfallenden Westendes des Bignone-Stockes.
Auf weitere Erkundigung hin erfuhr ich dann von einer in San Bemo
ansässigen Familie, dass man hie und da ein eigenthümliches Getöse oder
Dröhnen vernehme, das nicht durch Steinbrncharbeiten veranlasst sein
könne und aUgemein der vulkanischen Thätigkeit des Monte nero zu-
geschrieben werde, während mir Herr Geigel mittheilte, dass seine Ein-
tragung auf der Karte sich auf die Angaben der Eingeborenen und auf
eine Bemerkung von Nota in dessen (mir unzugänglich gebliebener) Ab-
handlung, Del terremoto avvenuto nella provincia di San Bemo 1831,
stütze, welcher berichte, dass man angeblich des Nachts schon wiederholt
Flammen vom Monte nero habe aufsteigen sehen; auch sei der Monte
nero bereits 1755, nach dem Erdbeben von Lissabon von der französischen
Akademie für einen Vulkan erklärt worden, und in dem Pfarrbuche von
Vallebona finde sich vom 5. August desselben Jahres eine lateinische Ein-
tragung, welche besage, dass an dem genannten Berge einer aus dem
Wäde belastet heimkehrenden Frau in Gegenwart ihres Mannes, ihres
Sohnes und Anderer auf unsichtbare Weise und plötzlich die Kleider in
Stücke gerissen und der Körper gänzlich zerfleischt worden sei, mit Aus-
nahme des Gesichtes und der Brust, die aber auch an vielen Stellen enorm
verletzt erschienen seien. Dazu las ich dann noch in Kaden's Pracbt-
werk. Die Biviera: „Der riesige (!?) Monte nero, ein düsterer Gesell, dem
man nachsagt, dass er in Vorzeiten vielfach vnlkanische Launen gehabt
14
habe, was geologische Forschungen denn auch bestätigten. Sein Oipfel
ist wüst und kiSd, seine Hänge sind mit Pinien umUeidet, aus seinen
Eiugeweiden fliesst eine Schwefelquelle, die am Meeresufer zu Tage tritt'^
Diese Angaben, welche zu den Darstellungen auf der auch von Wolf
.benutzten geologischen Karte von Italien und auf der Oarta geognostica
dell Alta Italia in Uzzielli's Werk, sowie zu Wolfs und üzzielli's
Aeusserungen im schroffsten Gegensätze standen^ mussten mich nöthigen,
der Sache möglichst auf den Gnind zu gehen. Ich erstieg deshalb mit
meinem Sohne und einem ortskundigen Führer Ende April 1889 den
Bücken östlich vom Monte -nero-Qipfel und ging, da dieser im Oegensatz
zu Eaden's Behauptung sich vollständig mit Kiefern besetzt zeigte, also
keine Aussicht versprach, an seinem obersten Nordgehänge nach Westen
und dann über den Kamm zu der am' Südhange befindlichen berühmten
„rauchenden Grotte". Beim Aufstieg waren wir durchweg auf jenem hie
und da mit Bändern weissen Kalkspathes durchsetzten grauen Kalkschiefer
eocenen Charakters gewandert, der bei San Remo zum Theil schon unten
am Strande ansteht, einen grossen Theil des Bignone-Massives bildet und
mich durch allerdings nicht allzuhäufige, doch oft sehr hübsche Fucoiden
überrascht hatte; hier an der Steillehne nördlich von Ospedaletti war er
an vielen Stellen vollständig mit solchen versteinerten Algen erfüllt, sprang
aber unter dem Hammer so leicht und unregelmässig, dass sich die
prächtigen Fucoidenstöcke beim Herausschlagen zu unserem immer erneuten
Aerger mit dem Gestein stets in mehrere Stücke theilten. Die von mir
mitgenommenen Gesteinsproben tragen nach Dr. Deichmüller's freund-
licher Bestimmung Repräsentanten der Arten: Chondrites intricattisBvgL sp.,
Gl, Targionii var. arbtiscula Fisch -Oost, Ch, affinis Stbg., CJl? indituUus
Brgt. und Taenidium Fischeri Heer.
An der Grotte selbst aber standen wir vor jenem hellgelben, weichen,
zerreiblichen pliocenen Mergelsandstein, der längs der ligurischen Küste
bei Albenga, an der unteren Taggia, an der Höhe der Stadt San Bemo,
bei Bordighera und Yentimiglia, sowie bei Nizza in mehr oder minder
grossen Massen ansteht und mit Vulkanismus durchaus nichts zu thun
hat, dagegen hier und da zahlreiche Versteinerungen führt, von denen
Wolf seltsamer Weise nichts gemerkt zu haben scheint; ich konnte mich
dem Suchen von Petrefacten nicht hingeben, nahm jedoch im Vorbeigehai'
bei Bussana und von der steil abstürzenden Wand am oberen Beragallo
in San Remo zahlreiche Peden mit, und Goodschild soll an diesen
beiden Fundstätten nicht weniger als 51 Genera Univalveu und 29 Genera
Bivaiven nachgewiesen haben. So das Gestein der grotta fumante, die
eine vulkanische Ausbruchsstelle bilden soll! Doch auch der Form nach
ist dieselbe nichts weniger als ein alter Krater, sondern eine unbedeutende
Sandsteinkluft, wie solche in den Sandsteingebirgen sich zu Tausenden
finden, auf beiden Seiten mit je einem engeren Seitenspalt; der auf der
westlichen Seite ist durch von oben eingestürztes Gestein zu einem niedrigen
Tunnel geworden, der nur ein Durchkriechen gestatten würde. Durch
denselben sollen sich, nach Aussage unseres mit der unvermeidlichen
Vogelflinte bewaffoeten Führers, in den grösseren Hinterraum oft Füchse
und Wildschweine (!) verkriechen, welche die Verfolger dann ausräuchern,
wodurch unser Sandsteinspalt zur grotta fumante wird; sehr wohl ist
auch denkbar, dass in der windsicheren Kluft Jäger oder Holzfäller über-
16
nachten und Feuer anzünden, das über die niedrigen Seitenwände empor-
leuchten und von der Küste bei Ospedaletti stets gesehen werden würda
Als ich auf der berühmten Brücke 8t Louis bei Mentone stand, welche
die Grenze zwischen Italien und Frankreich kennzeichnet, sah ich plötzlich
aus einer der an der steilen Schluchtwand befindlichen, scheinbar unzu-
gänglichen Höhlungen Rauch emporqualmen, dessen Entstehung bald ver-
ständlich wurde, als plötzlich ein halbwüchsiger Bursche der Orotte ent-
schlüpfte und sich in dem knorrigen Gesträuch zur Höhe emporarbeitete,
wo seine Ziegen weideten. Auch das war eine grotta fumante, die für
den ersten Augenblick fast räthselhaft erschien, obwohl heller Tag und
grosse Nähe die Beobachtung erleichterten. Auf jene Bemerkung im
Pfarrbuche zu Yallebona lässt sich die Hypothese Ton vulkanischer Thätigkeit
des Monte nero gewiss auch nicht gründen, denn zweifellos kann ein
plötzlicher vulkanischer Ausbruch, etwa einer Fumarole, nicht eine Person
neben anderen, ja mitten unter denselben {,^n medio eorundem^') so zer-
fleischen, wie der Bericht meldet; es liegt viehnehr der Verdacht nahe,
dass es sich da um ein Verbrechen handelt, dessen Schuld die Uebel-
thäter durch eine recht plumpe Fabel erfolgreich von sich ab und dem
harmlosen Monte nero zugewälzt haben. Von dem angeblichen Krater
stiegen wir am steilen, nicht mit Pinien, wie Kaden will, sondern mit
Seekiefer licht bestandenen Haug hinunter und wanderten trotz unserer
Ermüdung noch, um unsere Pflicht voll zu erifullen, zu der am Fusse
der Eüstenkette, unmittelbar neben der Eisenbahn und nahe dem Meere
in dem an Bordighera anstossenden Giunchetto hervorbrechenden Schwefel-
quelle. Eine da zu Tage tretende schwache Wasserader von ziemlich
starkem Schwefelwasserstofigeruch und angeblich 20^ Temperatur ist in
ein kleines, unbedecktes, viereckiges Bassin geleitet und wird hie und da
in primitivster Weise zu Bädern benutzt Die Angabe der Eingeborenen,
dass das Wasser im Winter wärmer und im Sommer kälter sei, beruht
natürlich auf Gefühlstäuschung und wird nur wahr, wenn man in beiden
Fällen hinzusetzt: als die Luft. Am Abhänge des Monte nero soll sich
eine zweite solche Quelle vorfinden, eine dritte kennt man, wenige Stunden
von Bordighera entfernt, im Thale der Nervia unweit Isolabuona. Die
wenige Orad über der mittleren Jahrestemperatur der Luft liegende
Temperatur der Quelle von Qiunchetto beweist ebensowenig den Zusammen-
hang des Wassers mit vulkanischen Kräften, wie der Scbwefelgehalt, der
leicht auf andere Ursachen, z. B. den Schwefelkiesgehalt der Gesteine
zurückgeführt werden kann ; ich fand bei San Remo eine hübsche Oruppe
von zumeist in Brauneisen-Pseudomorphosen umgewandelten Schwefelkies-
krystallen, aufsitzend auf grauem Kalkschiefer.
Auch die Ergebnisse unserer Beobachtungen am Monte nero sprechen
also g^n das Wirken vulkanischer Kräfte an der Riviera und damit
gegen jene mehr als kühne Hypothese des Herrn Oeheimrath Schultz,
die- wir sammt aUem, was er über die Riviera sonst orakelte, in die wohl-
verdiente Vergessenheit versenkt sehen möchten.
Die im Februar 1890 von San Remo selbst aus- und in die deutschen
Zeitungen übergegangene Warnung des dortigen italienischen Arztes Dr.
Aicardi vor der Riviera bat glücklicherweise, wie der Besuch San Remos
in den letzten Wintern gezeigt hat, dem ligurischen Küstengebiete ebenfalls
keinen Abbruch thun können. Aicardi hatte behauptet, dass unter der
16
eingeborenen Bevölkerung San Remos die Sterblichkeit an Schwindsucht von
Jahr zu Jahr zunehme infolge der üeberschwemmung der Biviera mit
schwindsuchtskranken fremden; man solle deshalb diesen in ihrem eigenen
Interesse den Besuch der Kiviera widerrathen. Dem gegenüber hat der seit
Jahrzehnten in San Remo ansässige Dr. Ooltz in der deutschen medici-
nischen Wocheuschrift betont, dass eine zu obiger Behauptung berechtigende
sorgfaltige Statistik der italienischen Aerzte nicht vorhanden sei, dass
thatsächUch die Zahl derer, die in San Bemo an Schwiudsucht sterben,
sich als verhältnissmässig sehr gering, jedenfalls als geringer als anderswo
erweise, und dass, wenn wirklich die Sterblichkeit an Tuberkulose bei den
Einheimischen etwas zugenommen haben sollte, dies seinen Grund haben
würde in der vielfacl^to Ansiedelung von Eranken aus Italien, sowie in
der veränderten Lebensweise vieler der Sanremeser, die früher ihre Oliven-
und Limonenpflanzungen bearbeiteten, während sie jetzt in geschlossenen
Räumen für die Fremden thätig seien. Ich möchte dem noch hinzufügen,
dass zu einer Mehrung der Schwindsucht unter den Bewohnern der
Riviera in den letzten Jahren auch das Erdbeben von 1887 beigetragen
haben kann, durch das dieselben, mangelhaft bekleidet, an einem kühlen
Februarmorgen aus Bett und Kaus getrieben und zu wiederholtem Näch-
tigen im IVeien sowie zu längerem Wohnen in Holzbaracken gezwungen
wurden. Die dadurch veranlassten Erkältungen können sehr wohl bei vielen
der auf 18000 berechneten Obdachlosen die Empfänglichkeit für den Tu-
berkelbaccillus gesteigert haben. Wer die schauerlichen, sonnenlosen,
feuchten, übel duftenden Gassen und Wohnhöhlen des alten San Remo
kennt, wird es sich aber gewiss nur durch die Annahme eines ganz be-
sonders günstigen EJiraas erklären können, dass die Bewohner nur in
geringer und nicht vielmehr in grösster Zahl der Tuberkulose verfallen.
Auch eine dritte durch die deutschen Zeitungen gegangene Bew^ung,
welche die Ablenkung der Lungenkranken von der Riviera mit erstrebt,
dilrfte für diese ohne nierkenswerthe Folgen bleiben; ich meine die Be-
mühung mancher deutschen Aerzte, den Lungenkranken durch Winter-
aufenthalt auf den deutschen Nordseeinseln Heilung oder Linderung ihres
Leidens zu verschaffen. So sehr mich das Patriotische in diesem Ge-
danken anmutbet, und so sehr ich für die Heilkraft der friesischen Inseln
schwärme, — ich bin während der letzten 6 Jahre jeden Sommer vier
bis sieben Wochen lang dort gewesen und werde jeden weiteren, der mir
beschieden ist, dorthin pilgern — so kann ich mich doch für den Winter-
aufenthalt der Eranken auf unseren Inseln nicht begeistern, denn sie
scheinen mir dann für Körper und Geist nicht das zu bieten, dessea der
Kranke zur Ausheilung bedarf. Er bedarf dazu denn doch zunächst des
täglichen langen Verweilens in freier Luft, das ihm in dem milden, wind-
armen, nebelfreien und an Sonnenschein reichen Klima der Biviera fast
für jeden Tag gesichert ist; wie oft aber wird er auf den rauhen, au
Stürmen und Nebeln reichen Nordseeinseln das Zimmer verlassen können?
Er bedarf sodann unausgesetzt der besten Ernährung, die an der ligurischen
Küste stets in einer jeden, auch den von ärztlicher Seite gestellten An-
forderungen voll genügenden Weise möglich ist, während unsere nordischen
Inseln im Sonmier schon mit wechselnder, tadelfreier Fleisch- und Pflanzen-
kost viel schwerer zu versehen und thatsächlich auch weit weniger gut aus-
gestattet, im Winter aber zum grössten Theile auf die Zufuhr vom Festlande
_^J7
angewiesen und dabei wohl jeden Winter für kürzere oder längere Zeit,
jedenfalls aber unberechenbar lange von demselben abgeschnitten sind.
Der Kranke bedarf endlich — das möge man doch nicht unterschätzen —
der geistigen Anregung, die am Golfe von Genua durch die Grossartigkeit
und Schönheit der Scenerie, durch die Kraft und Wärme der subtropischen
Beleuchtung, durch die Vielartigkeit und Ueppigkeit der ewig grünen und
mit duftenden Blüthen überladenen herrlichen Pflanzenwelt, durch eine
auch im Winter lebendige Thierwelt, durch die Eigenart, Beweglichkeit,
Heiterkeit und Singlust des italienischen Yolksstammes und durch zahl-
lose historische Erinneningen reichliche Nahrung findet, aber auf den ein-
förmigen, im Winter doppelt öden Düneninseln mit ihren schweren Nebeln,
der vorherrschenden Bewölkung des Himmels, dem kalten Ton der Be-
leuchtung, bei vollstem Mangel von Blatt und Blüthe und fast gänzlichem
Ersterben oder Verschwinden der Thierwelt, und in Gesellschaft unserer
biederen, aber körperlich und geistig schwer beweglichen, ernsten und
wortkargen Inselfriesen des genügenden Anstosses entbehren muss. Wenn
es schon, wie ich zu meiner unbegrenzten Verwunderung sah, möglich
ist, dass sich hochgebildete, aber freilich des Verständnisses für die Natur
entbehrende Leute an der Riviera nach mehrmonatlichem Aufenthalte an
einem und demselben Orte zu langweilen begannen, so muss doch unter
den während des Winters auf den Nordseeinseln internirten Kranken eine
geradezu tödtliche r^angeweile Platz greifen. Ich kann mich für eine
Winterkur auf den friesischen Inseln ebensowenig erwärmen wie für eine
Sommerkur in Kalabrien und Siciiien, sehr wohl aber für Sommeraufent-
halt auf den Düneninseln der Nordsee und Winteraufenthalt in San Remo
und will diese ganze Erörterung mit einem Hinweise schliessen, der meines
Erachtens hohe Beweiskraft hat und Schultz's Forderung einer Sommer-
kur im Süden als überflüssig erweist: Die Deutschen, welche während des
Winters in San Remo die ärztliche Praxis ausüben und einige andere
Herren in öffentlichen Aemtern sind alle mehr oder minder ernst von
Lungenleiden heimgesucht gewesen und haben sich durch regelmässigen
Winteraufenthalt an der Riviera jahrzehntelang nicht nur das Leben, son-
dern auch die Kraft zu Ausübung ihres Berufes erhalten; — der einzige
Kranke aber, der, weil er zu spät die ligurische Küste aufgesucht hatte,
während der Saison von 1888 zu 89 und zwar gleich am Beginne der-
selben im Hotel de Nico an Tuberkulose verstarb, war — so wollte es
ein merkwürdiger Zufall — der dirigirende Arzt des Krankenhauses auf
Norderney.
Es erübrigt nun nur noch, die Eigenart des Sanreraeser Klimas
durch die dortige Winterthierwelt zu erweisen, ich gestatte mir jedoch,
hier die Besprechung einer Erscheinung einzuschalten, welche gleich dem
Klima im Wesentlichen von den Luftverhältnissen abhängig und dazu ge-
wiss vielen der Sanremeser Wintergäste von Interesse ist. Es wird
allen Besuchern der Riviera kund, dass, wie von vielen anderen Punk-
ten der ligurischen Küste, so besonders auch von San Remo aus zuweilen,
doch immerhin selten das Feiseneiland Korsika gesehen werden kann und
hie und da in so überraschender Klarheit sich am Horizonte aufbaut, dass
man nicht nur die Umrisse der Bergmassen scharf erkennen, sondern auch
weite öde Flächen und an den oberen Gehängen lagernde Schneefelder
deutlich unterscheiden kann. Tag für Tag schauen Tausende nach Süden
2
18
oder Südosten aus, um des wegen seiner Seltenheit und Zufälligkeit fast
märchenhaft erscheinenden Anblickes theilhaftig zu werden, doch meist
ohne Erfolg: und dann hört man immer und immer wieder über die
dicke, schwere Luft klagen, welche am Horizont lagere und Korsika ver-
hülle. Mit solcher Annahme aber ist das geehrte Publikum selbst in
dickem Nebel und schwerem Irrthum, denn thatsächlich ist für die Ri-
viera Korsika gerade nur dann sichtbar, wenn es in schwerer, dichter Luft
liegt. Es muss den ruhig Beobachtenden schon befremden, dass man von
dem fast 1300 m hohen Gipfel des Monte Bignone, wo man bei reiner
Luft die Insel stets erblickt, gewöhnlich nicht oder doch nicht wesentlich
mehr von derselben sieht, als hie und da unten in der Küstenniederung;
zieht derselbe nun in Rechnung, dass der mit der höchsten^^Erhebung,
dem 2700 m hohen Monte Ginto belagerte nordwestliche Theil Korsikas
von San Remo P 38' entfernt liegt, so ergiebt sich ihm durch leichte
Rechnung, dass infolge der Krümmungsverhältnisse der Seeoberfläche alles
von dem korsischen Qebirgsmassiv, was sich weniger als 2600 m über
das Meer erhebt, unter dem Horizont von San Remo liegen muss, dass
also in gerader Linie nur die eigentliche Gipfelpyramide des Monte Cinto,
als kleine Felszacke im Meere erscheinend, im günstigsten Falle gesehen
werden kann. Alles aber, was sonst von Korsika gelegentlich sichtbar
wird, muss, wenn schwere Luft auf der Insel liegt, durch Strahlenbrechung
über den Horizont gehoben sein, und die Gesetze der Physik lehren uns,
dass im vorliegenden Falle rund 1850 m mehr erblickt werden können,
als in gerader Linie, dass man also dann die Gebirgsmasse von Korsika
bis zu etwa 760 m Meereshöhe herab sehen kann. Je nach der grösseren
oder geringeren Dichtigkeit der schweren Luft, die auf Korsika liegt, wird
sich mehr oder weniger von jenem mit Einschluss des Monte-Cinto-Gipfels
1950 m mächtigen oberen Theile Korsikas dem an der ligurischen Küste
stehenden Beschauer zeigen.
Die Winterthierwelt von San Remo, die uns nun noch zu beschäftigeu
hat, ist, soweit mir bekannt, noch niemals festgestellt worden, ebensowenig
wohl die irgend eines anderen Ortes der ligurischen Küste, und doch ist
dieselbe für die Beurtheilung des Klimas von nicht geringerer Bedeutung
als die dortige frei wachsende Pflanzenwelt. Es ist natürlich, dass die
Fülle der subtropischen Thierwelt, die an der Riviera vorwiegen muss,
sich nur im Sommer zeigen wird, in dem der Subtropencharakter des
Klimas in verhältnissmässig starker Hitze und anhaltender Trockenheit zum
vollen Ausdruck kommt; diese Sommerfauna der ligurischen Küste ist
jedoch noch weniger bekannt, als das, was sich daselbst im Winter zeigt,
da in letzterer Jahreszeit vorwiegend durch französische Forscher besonders im
westlichen, französischen Theile der Riviera viel gesammelt wurde, freilich
ohne dass das Ergebniss des Sammeins zu Winterfaunen der betreflenden
Orte zusammengestellt und veröfPentlicht worden ist. Viele der subtro-
pischen, südlichen, mediterraneen Thierarten werden also in der Umgebung
von San Remo im Winter überhaupt nie auftauchen oder sie werden da
nur verborgen im Winterquartier oder abgestorben zufällig gefunden wer-
den; doch auch viele der mitteleuropäischen Arten, die bei dem dortigen
Klima der sechs Wintermonate recht wohl im Freien ausdauern könnten,
haben sich bis zu gewissem Grade den dort herrschenden Wärmeverhält-
nissen angepasst und verbringen die ganze Zeit vom November bis April
^ J9_
oder doch die kälteste Periode vom Dezember bis Februar im Verborge-
nen in Winterruhe, so dass dann auch dort das Ttiierleben weniger als
sonst und vornehmlich nur an den sonnenwarmen Tagen in die Augen
fallt. Es bedarf also immerhin eines fleissigen, rastlosen und vielseitigen
Sammeins, um im Laufe eines Winters betreffs auch nur einiger Thier-
gruppen annähernd alles zu erbeuten, was dort in dem betreffenden Win-
ter lebend angetroffen werden konnte, „in dem betreffenden Winter^^ muss
betont werden, denn selbstverständlich wird die Fauna in verschiedenen
Wintern einigermassen verschieden sein, da die klimatischen Yerhältnisse
der letzteren schwanken und dazu manche Insektenarten nur periodisch
auftreten. Ausgeschlossen konnten bei meinem Sammeln werden die we-
nigen, selten sich zeigenden Arten der Säugethiere — ich habe auch that-
sächlich kein solches zu Gesicht bekonunen — sowie die Vögel, die nach
den beiden berühmten Sanmilungen von Orsini in Gtonua und beson-
ders von Durazzo in Comegliano genügend besprochen worden sind; das
Museum Durazzo enthielt bereits 1841 nicht weniger als 336 Arten von
Vögeln, die an der Biviera und in den dieselbe begrenzenden Gebirgen
geschossen worden sind. Doch auch die übrigen, kleineren Thiere konnten
nicht alle beim Sammeln ins Auge gefasst werden, da die Jagd nach ge-
wissen Insekten nur dann erfolgreich ist, wenn man sich auf den Fang
der Thiere nur einer Ordnung beschränkt; ich rechne zu solchen Thieren,
denen man sich ausschliesslich widmen muss, die Schmetterlinge, die
Aderflögler, die Fliegen, auch wohl die Gradflügler und die kleine Thier-
welt der See. Die übrigen kleineren Thiere dagegen lassen sich recht
wohl gemeinsam mit ausgiebigem Erfolge sammeln, doch wird man auch
da das Augenmerk stets zunächst einer bestimmten Ordnung zuwenden
und hinter deren Vertretern die aller übrigen Ordnungen beim Fangen
zurücktreten lassen müssen. Ich sammelte so an der Biviera wie früher
in Aegypten, Palästina, Eaukasien, Mittel- und Norditalien und neuerdings
in Borkum stets in erster Linie Käfer, sodann alles, was sich mit solchen
leicht erbeuten lässt, nämlich Schnabelkerfe, von Aderflüglern nur Ameisen,
Spinnen, Tausendfüsse, Asseln, Conchylien, sowie Beptilien und Amphibien,
während ich von den anderen oben genannten Ordnungen nur das mit-
nahm, was sich, ohne das übrige Sammeln zu beeinträchtigen, d. h. ohne
besondere Mühe und Zeitverlust, bot. Es wird diese Andeutung genügen,
um zu erklären und zu entschuldigen, dass von einigen Ordnungen so
wenig aufgeführt werden kann. Ich erlangte auf die oben beschriebene
Weise, lediglich unterstützt von meinem damals erst zwölfjährigen und im
Sammeln noch wenig erFahrenen Sohne an Eleinthieren Vertreter der folgen-
den Ordnungen in der beigesetzten Artenzahl: 5 Beptilien, 2 Batrachier, 1
Fisch, 520 Käfer, 34 Schmetteriinge, 10 Fliegen, 97 Schnabelkerfe, 31
Aderflügler, 16 Gradflügler, 2 Pseudoneuropteren, 143 Spinnen, 28 Tausend-
fasse, 10 Asseln und 101 Weichthiere, im Ganzen also 1000 Arten von
mit ganz wenigen Ausnahmen lebend gefangenen Thieren, deren manche in
grösster, viele in grosser Stückzahl hätten eingetragen werden können; einzelne
Arten von Seeigeln, Einsiedlerkrebsen und Cypris sind dabei nicht mit auf-
gezählt worden. Wenn wir mit dieser in San Bemo gemachten Winterbeute
das vergleichen, was sich bei uns, oder selbst in der im Winter so rauhen
Po-Ebene in dem einmaligen Zeiträume vom 12. November bis zum 10. Mai
erjagen Hesse, so tritt sofort auch die Ursache jener reichen Winterthier-
Welt, der überraschend günstige Charakter des Bi vieren klimas vor unser
Auge, — falls wir nicjht in die Thorheit fallen, auch dies reiche Thierleben
auf vulkanische Heizung des Bivierenbodens zurückzuführen. Und dabei
muss noch betont v^erden, dass die Zahl der erjagten Thierarten zweifellos
noch weit grösser ausgefallen wäre, wenn nicht die Verhältnisse des Sammel-
terrains, besonders im Hinblick auf Strand- und Süsswasserthiere, sehr
ungünstige wären. 266 jener 1000 Arten sind im nördlichen und mitt-
leren Europa bisher noch nicht beobachtet worden.
üeberschauen wir, um die Fanggelegenheiten kennen zu lernen, zu-
nächst von dem Molo des Hafens aus das Sanremeser Sammelgebiet, so
fällt unser Auge zuerst auf die am Fusse der Molenmauer zu deren
Schutze im Wasser liegenden grossen Steinblöcke, die mit einigen Arten
von Seeschnecken besetzt sind. Mit dem Boote an den Steinen hinfahrend,
kann man bequem sammeln; lässt man sich dann quer über die Hafen-
bucht zur Küste rudern, so bietet sich Gelegenheit mit dem Eäferkätscher
einige der zahllosen Seeigel (Strongt/locentrus lividus) von dem nicht tiefen
Grunde heraufzuholen, wobei vielleicht auch einige Seeasseln in das Netz
geratben. Wahrscheinlich werden sich durch fleissiges Fischen vom Ufer
aus auch einige im Seewasser lebende winzige Käfer, den Ochthebien zu-
gehörig, auffinden lassen, da sie bei Genua nachgewiesen worden sind;
mir ist der Fang in San Bemo nicht gelungen.
Der meist sehr schmale Strand ist für das Sammeln in hohem Grade
ungeeignet, denn er ist zumeist schwer zugänglich und vollständig mit
rundem, dioritischem Steingeröll bedeckt, das kein Thierleben birgt und
selbst die weiterher herbeigeschwemmten und durch die Brandung auf die
Steinbank geworfenen Gehäuse und Schalen abgestorbener Muschelthiere
in kürzester Zeit zertrümmert oder verunstaltet; auch fehlt ja der Wechsel
von Ebbe und Fluth fast ganz. So ist, besonders an der Ostbucht, von
jenem ergötzlichen und ersprlesslichen Suchen von Käfern , Krebsthieren
und Mollusken, wie solches die Sandgestade gestatten, gar keine Bede;
selbst die nur selten in grösserer Masse angeschwemmten Seegrasgeniste
erwiesen sich als todt.
An der Westbucht war das Gestade insoweit besser, als im Meere
liegende Steinblöcke und FelsriSe eine CTnzahl von Steinschnecken und
Bohrmuscheln trugen und angeschwemmte Korallen- und Pflanzenstöcke
eine Anzahl kleiner Mollusken bargen; immerhin war aber auch da das
Sammeln sehr mühsam und zu wenig ergiebig. Die steile Lehne, welche
von diesem westlichen Strande bis zu der Eisenbahn ansteigt, bietet hie
und da unter auf Lehmgrund liegenden Steinen eine hübsche, wenn auch
sparsame Ausbeute von Carabiden, Staphyliniden,Scydmäniden, Pselaphiden,
Spinnen und Gehäusschnecken. Die über der Bahn an der Westbucht
liegende erste schmale Terrassenstufe bildet den Corso mezzogiorno und
den Giardino del Imperatrice, die beide besonders gegen das Frühjahr hin
auf den blühenden Ziersträuchern massenhaft auftretende, doch gemeine
Goccinelliden und auf Tamarisken in Menge einen guten Natwphyes und
Bergintis liefern. In der breiteren, gelind sich hebenden Küstenebene an
der Ostbucht lassen sich, wie allenthalben an den Mauern Spinnen, dazu
auch an im Schatten stehendem , feuchtem Mauerwerk von Gärten und
Häusern in Masse Pupa cinerea ablesen, und die neu gepflanzten Sträucher
der Strandpromenade werden bald mancherlei tragen.
21
EiQ Hauptgebiet t%lichen Sammelns wurde mir der grosse Garten
des Hotel de Nico, der in seinem Haupttheiie zahlreiche Arten von
Bäumen und Sträuchem sowie Blumenbeete aufwies, während ein eben-
falls umfangreicher Nebentheil zum Gemüsebau und als Abraumplatz
diente. Hier bot sich jederzeit Gelegenheit zu ergiebiger Jagd, denn um
die durch den ganzen Winter blühenden Blumen flogen im Sonnenschein
Schmetterlinge, Aderflügler, Fliegen und Raub suchende Libellen, auf
Opuntien und Agaven sassen mit Vorliebe bestimmte Arten grosser Blatt-
wanzen, während sich in die herrlichen Rivierenrosen Cetonien einbohrten
und Haltidden die Resedablätter durchlöcherten. An den Dattelpalmen-
stämmen krochen träge grosse Gehäusschnecken , Limonen- und Orangen-
bäumchen sowie Bananen hatten sich die zahllosen LAubfrösche zur
Residenz erlesen, Mauereidechsen stellten an der Hotelmauer und auf
Agavenblättern der Beute nach, und überall, besonders auch unter den
sich ablösenden Rinden von Laubenlatten hausten Spinnen , an letzterer
SteUe auch Eleinschmetterlingslarven. Der erhoffte Nachtfang Hess sich
freilich auch da nicht durchführen, da die mit Sonnenuntergang eintretende
Kühle den Flug der Abend- und Nachtfalter hinderte; auch würde der
Eöderfang wohl durch den allzustarken Duft der Blumen resultatlos ge-
macht werden. Nur an den erleuchteten Gangfenstern des Hotels liess
sich hie und da ein angeflogener Nachtschmetterling erbeuten ; durch Licht
die Thiere ins Zimmer zu locken war aber nicht thunlich, weil man des
Abends der schwärmenden Mücken halber die Fenster nicht öffnen durfte.
Erst Ende April oder Anfang Mai flogen durch die milde Abendluft
Leuchtkäfer, deren flügellose Weibchen in von phosphorischem lichte
förmlich glühenden Mauerlöchem sassen. Der wenig gepflegte Neben-
garten des Hotels zeigte sich ganz besonders reich, denn die Gemüse und
ein ganzes Naturbeet von Symphytum bulbosum lieferten zahlreiche Hal-
ticiden, Scymnus und kleine Rüssler, alte Bretter und Tonnen trugen an
ihrer Unterseite Mengen von Anthiciden, Staphyliniden und mancherlei
Kieinkäfer, unter Steinen waren gemein mehrere Arten Nacktschnecken
mit der seltenen Testacella bisulcata^ kleinere Gehäusschnecken, Raubkäfer,
sowie Scydmäniden und Pseiaphiden; der an einem kleinen Abhänge an-
gehäufte Jätabraum, in der Hauptsache aus Gras bestehend, lieferte auf
das Sammeltuch Unmassen von Staphylinen , freilich nur eine Vtdda
gracäipeSy einen einzelnen Ckirahus vagans^ viele Clavicornier, Sphäiidiinen
und Histeriden, sowie Tausendfüsse und Asseln, und alte Limonen- und
Feigenbäume bargen unter der Rinde in der Winterruhe befindliche Hal-
ticiden und im Innern zahllose Termiten saromt ihren Gästen, unter denen
besonders Choerorrhinus squalidtis unser Interesse beansprucht. In dem
am Gehänge der Westseite befindlichen Garten des jetzigen Hotel Bristol
belebten gegen das Frühjahr 1884 hin Tausende von MordelUden und
Mylabriden (Bruchiden) die blühenden Ziersträucher, während ChrysomeUi
americana eine als Beeteinfassung dienende Rosmarinhecke bevölkerte,
Halticiden, Coccinelliden, Scymntis^ kleinere Rüssler, Glytus^ Cetonien und
Blattwanzen bestimmte Pflanzen besuchten und Gehäusschnecken in Menge
unter den üppigen Blumenmassen hausten ; die Blätter der anstossenden Wein-
pflanzung Üessen sich Haltica ampdophaga und ein Bhynchites schmecken,
während in den Wurzeln die Larve von Vesperus strepens arbeitete, der hie
und da in alters- oder wintermüden Stücken in den Häusern auftauchte.
22
Was von dem QehäDge nicht zu Gärten benutzt ist, das ist zu
Oelbaiimterrassen umgewandelt, die wiederum der freilich mühsamen
Sammelthätigkeit ergiebigen Boden gewähren. Im eigentlichen Winter ist
dort im Schatten der Oliven der niedere Pflanzenwuchs noch gering and
an Tbieren arm, vom März an aber lässt sich daselbst auf reichem Blumen-
flor, insbesondere an Leontodon^ ürospermum^ Lotus u. a. eine arten- und
indiyiduenreiche Beute an Käfern, Wanzen, Schlupfwespen u. a. kätschem,
wobei die Insekten oft durch mitgefangene Oehäusschnecken gefährdet
werden. Der Boden der Terrassen aber bietet besonders unter Steinen
auch vom Dezember bis Februar vieles und darunter mit die interessantesten
Arten. Frei auf dem Boden langsam laufend oder an den Terrassenmauern
sitzend zeigt sich uns nur hie und da eine Timarcha^ ein Skarabäus oder
ein Pentodon sowie an Oelbäumen die auffallige lAmax Decampi^ unter
den Steinen aber enthüllt sich reicheres Leben: zahlreiche Ameisennester,
zum Theil mit schmarotzenden Cicaden, werden aufgedeckt; in den Lehm
zur Winterruhe eingewühlte Skarabäen und CopriSy Carabiden, Staphy-
liniden, Pselaphiden und Scydmäniden mit dem seltnen LeptomastcLr^
Dichülus^ Dendarus und Asida^ Uleonen, Äcailes^ Brachycertis und Minyops^
Mdoe und Chrysomelen, hie und da auch ein Vesperus^ Spinnen und
Skorpione, Wanzen, Orthopteren und £!m&ia-Larven, Tausendfüsse und
Asseln , ganze Nester oder einzelne Stücke grosser und kleiner Oehäus-
schnecken, zuweilen auch Schlangen und Schleichen liegen unter den
durch Einbruch der mörtellosen Mauern abgestürzten Steinen, Otior-
rhynchen und Skorpione hauptsächlich auch unter den obersten Decksteinen
der Stützmauern. Besondere Erwähnung aber verdient der Fang be-
stimmter meist blinder Klein käfer, der nur in den Subtropengebieten
lohnend ist; es handelt sich da vornehmlich um die Carabiden AniUus
und Scotodipnus, die Staphyliniden Octavius^ Edaphus und Cylindrogaster^
die Lathridier Anommatus und Langelandia und die Curculioniden der
Gattung Alaocyba, Diese kleinen, zarten, zumeist fast durchsichtigen und
hellgelben oder hellbraunen Thiere finden sich nur bei nassem Wetter
unter mittelgrossen Steinen, bei trocknerem aber nur an der Unterseite
grosser Blöcke, die etwas in den lehmigen Boden eingesenkt sind. Hat
man, wenn nöthig mit einem Hebel, den Stein umgedreht, so muss man
vor ihm niederknien und seine feuchtlehmige Unterseite mustern und
sieht dann die bald laufenden winzigen Carabiden und Staphyliniden leicht,
die weniger schnellen Anommatus und die phlegmatischen Rüsselkäfer
schon schwerer und am allerschwersten die flachen, grauen, auf der Ober-
seite stets mit zwischen die Biefen und Leisten der Flügeldecken und
des Halsschildes eingelagertem Lehm bedeckten Langelandien, die fest am
Steine angedrückt liegen bleiben, bis der Lehmüberzug desselben stark
zu trocknen beginnt; geschieht dies, so heben sie sich auf die kurzen
Beinchen und schieben sich langsam über die Fläche. Um sie besser zu
sehen und durch schnellere Trocknung des Lehms sowie durch Wärmung
und stärkere Beleuchtung zu beunruhigen, beleuchtet man wohl auch den Stein
mit einem grossen Brennglas, doch habe ich die Thierchen stets auch ohne
solches Hülfsmittel aufgefunden. Dieser Fang der kleinen Steinkäfer ist in
hohem Grade anziehend und lohnt dadurch die aufgewandte Zeit und Mühe:
in San Remo erbeutete ich so Vertreter der Gattungen ScotodipntiSy Edaphus^
Anommatus und Langdandia^ doch nur die letztere in grösserer Zahl.
23
Grosse Ho&ungen hatte ich auf das Sieben gesetzt, das oft so reichen
Eleintbierfang ergiebt, doch war das Aussieben des Mulmes der zahlreichen
alten Oelbäume fast resultatlos, nur eine in einen solchen eingelagerte
Heu- und Strohbucht lieferte ein etwas günstigeres Ergebniss, auch einige
Scotodipnen und zwei Arten der zierlichen ^cm^-Schnecke. Einigermassen
besser, doch auch nicht gerade reich an Ertrag gestaltete sich das Durch-
sieben der auf manchen Terrassenstufen zu niedrigen Dämmen aufgehäuf-
ten Unrathmassen, die im Wesentlichen aus Erde, Steinchen, ausgerauften
Pflanzen, alten Oliven und Oelbaumblättem bestand und unter Anderen
zahlreich Pselaphus Heisei^ seltener bessere Pselaphiden und Scydmäniden,
Viele AaiUes^ wenige Peritelus nicaeensis und Trachyphloeus^ einige Hemipteren,
Tausendfiisse und vereinzelte Stücke kleiner Ptfpo-Arten enthielten. An den
höheren Gehängen des Monte Bignone, wo der Oelbaum der Buche und
Steineiche Platz gemacht hat, suchte ich vergeblich nach genügendem
Siebmaterial, da die dürftigen Buchen zu vereinzelt standen, un^ als ich
Ende Februar nach San Romolo hinaufgestiegen war, um probeweise dort zu
sammeln und mich günstigenfalls da eine Woche einzuquartieren, ergab das
Aussieben der dort, damals freilich auf noch zum Theil gefrorenem Boden
lagernden Massen von Edelkastanienlaub nur zahlreiche Stücke gewöhn-
licher Trechtis^ Benibidum und Paedenis^ während ein in der zweiten
Hälfte des März ausgeführter Besuch des Bignone-Gipfels unter den die
Spitze bedeckenden Steinen Harpalus dimidiatiis und DichiUus mintUus^
sowie durch Abklopfen der unmittelbar unter der Kuppe stehenden Edefern
einige Brachonyx pineti gewinnen Hess.
Den Holz- und Borkenkäfern habe ich natürlich beim Besuche der
Olivenhaine wie der lichten Seekiefer- und der höher liegenden, dichteren
Föhrenbestände, an denen der Monte Bignone noch sehr reich ist, eifrig
nachgestellt, habe da aber wenig gefunden-, dagegen lieferte mir der Holz-
stall des Hotel de Nice aus Kiefern-, Buchen- und Olivenholz eine sehr
erfreuliche Zahl solcher Käferarten, unter denen sich auch mehrere recht
gesuchte Thiere in grosser Menge fanden, und dazu auch einige Vertreter
anderer Käferfamilien, die unter Binde leben. Ich habe so ziemlich alle
Zeit starken Regens nutzbringend in dem Holzstalle verbracht und bin
überzeugt, dass ein in San Bemo ansässiger Sammler durch Anlegung
einer für den Fang berechneten sogenannten Holzkammer und Eintragung
recht verschiedenartiger Hölzer und Stauden noch sehr viel von mir
nicht Gefundenes und darunter gevriss viel Interessantes wird erbeuten
können.
Mist- und Dungkäfer zu sammeln bietet sich, wie überhaupt in den
südUchen Ländern, so auch in San Remo reichlich Gelegenheit, wiewohl
es mit Ausnahme der Esel an Vieh, besonders aber an Kühen mangelt,
denn es liebt ja dort der an das Leben in freier Luft gewöhnte Mensch
die Produkte seiner Verdauungsthätigkeit auch im Freien, auf den Oel-
baumterrassen, leider auch mit Vorliebe unter den Eisenbahnbögen nieder-
zulegen, durch die man zum Strande gelangen kann. Wenn trotzdem
nun die Zahl der von mir von dort mitgebrachten derartigen Käfer nicht
sehr gross ist, so liegt das wesentlich daran, dass es im Sammlerleben
auch des eifrigsten Entomologen nicht nur Augenblicke, sondern ganze
Perioden giebt, in denen er für solches Sammeln geistig und körperlich
nicht recht gestimmt ist
24
Verhältnifismässig arm ist das Süsswassertbierleben, deDo dasselbe ist
lediglich auf die vom Monte Bignone kommenden Torrente (Oiessbäche)
angewiesen, die, an steilem Gehänge herabstürzend, nur in den auf kleinen
Stufen sich bildenden Becken und in dem sehr kurzen Laufe durch die
ganz schmale Küstenebene Thiere beherbergen können, in diesen ruhiger
fliessenden Partien aber entweder von der Seife der Wäscherinnen schäu-
men oder, wenigstens im Unterlaufe, durch die Abführwässer der Oel-
mühlen so verunreinigt sind, dass die Steine und Wasserpflanzen mit
einer widerwärtigen, flockigen Schicht einer halb ausgelaugten Oelschmiere
bedeckt sind ; im mittleren Lorenzobache ist ausserdem die an einem vom
Wasser überströmten Felskopfe befindliche Pflanzenmasse, die in normalem
Zustande Elmis^ Ochthehitis und Hydraena einschliessen müsste, vollkom-
men mit Kalk übersintert; bei solchen Verhältnissen muss es überraschen,
dass überhaupt noch thierisches Leben in diesen Gewässern sich vorfindet.
Das Sammeln in denselben ist noch dadurch sehr erschwert, dass sie am
Unterlaufe durch Abschluss der daran liegenden Privatbesitzungen und
im oberen und mittleren Laufe durch die Steilheit der Uferfelswände
schwer und nur an wenigen Stellen zugänglich sind; ich beobachtete da-
rin die ersten Entwickelungsformen von Kröten, einige Aale, 42 Arten
von Wasserkäfem, einige Lesteva^ 9 Arten Wasserwanzen, üJeZüwia-Larven,
6 Arten Gonchylien und eine Cypris in zahlreichen Stücken.
Um zuverlässige Bestimmung der sämmtlichen erbeuteten Thiere zu
erlangen, musste ich in reichem Maasse die Hilfe von Fachmännern in
Anspruch nehmen, die mir allenthalben, wo ich anklopfte, auf das Liebens-
würdigste gewährt worden ist. So bestimmten die Herren Major Dr. L
V. Heyden, Dr. Eppelsheim, Weise, Reitter, Dr. Stierlin, Gangl-
bauer, Schreiner, Dr. Flach und Baudi Käfer, Dr. Puton die
Schnabel kerfe, Galberla Schmetterlinge, Albert Kuntze Fliegen, Dr.
Heller und Kohl Aderflügler, Prof. Dr. G. Mayr Ameisen, Prof, Kedten-
bacher Gradflügler, Prof. Dr. Bertkau die Spinnen, Dr. Haase die
Tausendfüsse, Prof. Koelbel die Asseln, Prof. Dr. Boettger die Rep-
tilien, Batrachier und Mollusken; ihnen allen auch hier herzlich zu danken
ist mir eine liebe Pflicht.
In der nun folgenden Aufzählung sind die bisher in Nord- und Central-
europa noch nicht gefundenen Arten mit einem * versehen. Die hinter
den Namen stehenden Zahlen geben die Anzahl der erbeuteten Arten oder
Stücke an.
Reptilien: 5.
*Tarentola mauritanica L., 2 Stück, von denen das eine nach Art der
Geckos an der Zimmerdecke laufend gefunden wurde, und ein Ei aus
einem Loche einer Terrassenmauer.
Anguis fraqilis L., 5 variirende Stücke unter Steinen am Beragallo.
Lacerta muralis Laur. typ., überall an Mauern gemein.
* — ocMata Daud., am Gehänge des Bernardo-Thales gesehen.
*Coronella girondica Daud., 1 Stück unter einem Steine am Francia-Thale.
Hassall erwähnt nach Bestimmungen von G. L Fenton ohne An-
gabe der Jahreszeit von San Remo: Coluber Aesculapi, Conmella
girondica, Tropidonotus nairix var. siculus, Tr. viperinus, Cahpeltis
lacertina u. Lacerta oceUaia,
25
Batraehler: 2.
Bufo vulgaris Laur., 1 Stück im Foce-Thale; Laich und Junge im
Bernardo- und Lorenzo-Bache.
*Uyla meridiondlis Bttgr., (= H, Perezi Bosca = H. harytonus H6r.-
Rey). Das Thier war früher von Böttger nach todten Stücken für
eine Varietät unseres gemeinen Laubfrosches gehalten worden; als
ich ihm aber, durch das nicht quakende sondern mehr schnarrende
Geschrei der Thiere aufmerksam geworden, lebende Stücke sandte,
erkannte er in denselben eine besondere Art. Gemein besonders
auf Orangen- und Limonenbäumen, von deren einem man zuweilen
ein halbes Dutzend und mehr abschütteln kann, im März und April
auch zahlreich in Tümpeln am Beragallo. Gegen das Frühjahr hin
durchtönt an jedem milden Abende stundenlang und ununterbrochen
das Schnarren von Tausenden der verliebten Laubiroschmännchen die
Rivierenlandschaft.
Nach Hassall sollen noch vorkommen: Bufo viridis, Pelodytes
pundatus und Bomhinator igneus.
Fische: 1.
Anguiüa fluviatilis C, 2 etwa fingerlange Stücke in dem Tümpel des
Loreuzo-Baches, der unmittelbar unterhalb Pietro liegt. Es waren
dies die einzigen Fische, die bei dem vielen Fahnden nach Wasser«
käfern in den Eätscher kamen. Ist es schon schwer begreiflich, dass
die Aale in dem unreinen Wasser des Baches leben können, so er-
scheint es doch noch räthselhafter, wie sie auf ihrer Wanderung den
riesig hohen, steilen Felsabsturz unmittelbar unter jenem Tümpel zu
überklettern vermochten.
Käfer: 520.
Carabidae: 33.
Procrmtes coriaceus L., selten unter grossen Steinen auf den Terrassen.
*Caräbus vagans Oliv., 1 Stück tief im Jätabraum.
Bembidian lampros Hbst., in Menge Ende Februar aus Eastanienblättern
bei San Romolo gesiebt.
* — praeustum Dej., 1.
— nitidulum Marsh., 1.
* — minimum ¥. var. rivtdare Dej., 1.
*Tachys haemarrhoidalis Dej., 1 St. mit nur schwach angedeutetem rothen
Ileck; bei San Remo gesiebt.
*Scotodipntis Äubei Saulcy, einzeln unter grossen Steinen der Terrassen,
in Anzahl aus einer in einem hohlen Oelbaame liegenden Strohbucht
gesiebt.
* — affinis Baudi, unter grossen Steinen selten.
Trechus palpalis Dej., bei San Romolo in Eastanienblättern häufig.
*Laemosthenes algerinus Gory, unter Steinen der Terrassen sehr selten.
Pterostichus melas Creutz., ebenda selten.
*Percfis Vülae Eraatz, ebenda 3.
Ämara aenea Dej., an der Strandlehne selten.
*Acinqptis picipes Ol, ebenda und auf den Terrassen nicht selten.
*Ari$tu9 danux Rossi, sehr selten.
26
*Oph(mus diffinis var, rotundicoUis Prm., sBlten.
— punciicolUs Payk,, selten.
* — rotundaius Dej., selten.
— calceatus Duft., selten.
Harpalus psittaceus Fourcr., selten.
— rubripes Duft., selten.
* — dimidiatus Bossi, nicht selten, im März auch unter Steinen auf
dem Oipfel des Monte Bignone.
Bradycellus verbasci Duft., 2.
Äcupalpus meridianus L., 1 St. Yon der Strandlehne.
*Licintis silphoides Bossi, selten an der Strandlehne.
— granulatus Dej., ebenso.
Metdbleius fruncatellus L., 1.
— foveatus Fourcr., 1.
Blechrus maurus Sturm, nicht selten im Oesiebe.
Dromius linearis Oliv., 1.
— meridionalis Dej., 1.
— fenestratus F., 1.
Dytiscidae: 15.
*Halipliis badius Aub., im Bemardo- und Lorenzobach nicht gar selten.
— lineatocoUis Marsh., in allen Bächen gemein.
*Oneniidotus rotundaius Aub., im Bemardo-Bache nicht selten.
*Bid€ssus bicarinatus Latr., nicht selten.
— delicaiulus Schaum, häufig, besonders im Bemardo und Lorenzo.
*Deronectes moestus Frm., ziemlich häufig.
*Hydroporus crux F., ziemlich selten.
— varius Aub., nicht selten.
— halensis var. fuscitarsis Aub., nicht selten.
* — Umhatus Aub., selten.
* — obsoletus Aub., selten.
Laccophilus interruptus Panz., gemein.
*Agabus brunneus F., ziemlich selten.
— biguttatus Oliv., 1.
— bipusttdatus L., selten.
Gyrinidae: 1.
Gyrinus urinaior 111., häufig.
Hydrophilidae: 25.
*Hydrous pistaceus Lap., 1 St. im Bemardo-Bache.
Helochares erythrocephalus F., sehr selten.
Anacaena bipustulata Marsh., häufig.
— ghbula Payk., nicht selten.
*Laccobius gracilis Motsch., selten.
— nigriceps var. maculiceps Bottbg, selten.
— scuteliaris Motsch., gemein.
— — var. atratus Rottbg, seltener.
— — var. minor Bottbg, nicht selten.
*Limnebius nitiduloid^s Baudi, nicht häufig.
* dissimilis Kuw. n. sp., häufiger, besonders im oberen Lorenzo bei
San Pietro.
27
*Limnebius sericans Muls., ziemlich häufig im Bernardo.
Cercyon flavipes F., Dicht selten im Abraum.
— — var. erythropterus Muls., 3.
— mdanocephalus L., selten.
Megastemum obscurum Marsh., und
Cryptopleurum atomarium Oliv., gemein im Jätabraum im Hotelgarten.
Sphaeridium bipustulatutn F., selten.
Hehphorus mgosus Oliv., und
* — obscunM Muls., im Bernardo.
*Ochtheinus exaratus Muls., sehr selten.
— hicohn Oerm., etwas häufiger im Lorenzo.
Hydraena testacea Curtis, häufig im Lorenzo.
— angustata Sturm, ebenso.
•— nigrita Genn., häufig im Bernardo- und Foce-Bach.
Parnidae: 2.
Limnius iroglodytes Gyll, 1.
*Tanms intermedius Kuw. n. sp., 1.
Staphylinidae: 99.
Ocalea puuUa StepL, 1 St im Oenist.
Chilopora longitarsis Er., häufig im Jätabraum des Hotelgartens.
Cakdera umbrosa Er., 1 St am Ufer des Foce- Baches.
Phloeoptera reptans Orav., 3 St und
— corticcdis Grav., 2 St unter Binde von Seekiefer im Holzstall.
Oxypoda opaca Grav., gemein im Jätabraum.
— sericea Heer, 4 St im Gesiebe der Oliventerrassen.
Äleochara bipunctata OL, 1.
— crassif/tscuia Sahlb., 1.
— nitida Grav., 1.
DrusiUa candlictUata F., 1 St im Abraum.
^Callicerus atricoUis Aub., 1.
Colpodota sordida Marsh., im Abraum und vielfach im Gesiebe gemein.
— pygmaea Grav., 1.
— (xterrima Grav., 1.
— fungi Grav., 6.
— kUicoUis Steph., selten.
— fuscipes Heer, 2.
Thedura cuspidata Er., 1.
Liogluta vicina Steph., 2.
^Ätheta Reyi Kiesw., 2.
— Pertyi Heer, gemein im Abraum und unter Brettern.
— - trinotcUa Kr., 1.
— coriaria Kr., 3.
— oblita Er., 1.
— tesiaceipes Heer, 1.
— hngicornis Grav., häufig im Abraum.
— occuUa Er., 1.
— amicula Steph., 5.
— inquinula Er., 1.
28
Alconota insecta Thoms., 1.
— suldfrons Steph., l.
— gregaria Er., 1.
Falagria sulcata Payk., gemein im Abraum etc.
— sulcatula Grav., 1.
— obscura Grav., gemein wie sulcata.
Flacusa complanata Er., nicht selten unter Seekieferrinde im Holzstalle.
Pronomaea rostrata Er., 1 St. an einer faulenden Orange.
Mylla^na brevicornis Matth., 1.
Oligota pusillima Grav., häufig im Abraum, auch unter Steinen.
— flavicornis Luc, 1.
Leucoparyphus sylphoides L., 1 St im Abraum.
Tachyporus hypnorum F., häufig und
— nitidulus F., sehr häufig im Abraum.
Conurus immaculatus Steph., 4.
— pedicularius Grav., selten.
Mycetoporus splendens Marsh., 2.
Quedius cinctus Payk., 1.
— luciduliis Er, 4.
Oreophilus fnaxülosus L., 1.
Leistotrophus marinus L., 2 im Abraum.
Staphylinus chrysocephalus Fourcr., 1.
Ocypus olens Müll., unter Steinen der Terrassen recht häufig.
— pedator Grav., 1.
— edentulus Block, 2.
Cafius sericeus Holme, 1.
Actobius rivularis Kiesw., 1.
Philonthus debilis Grav., 5.
— concinnus Grav., häufig, wie die meisten Philonthus besonders im
Abraum.
— immundus GylL, ebenso.
— fimetarus Grav, nicht so häufig.
— nigritulius Grav., gemein.
— thermarum var. maritimus Motsch., 1.
— varians Payk., häufig.
Xantholinus pundulatus Payk., häufig.
— linearis Oliv., 1.
*Vulda gracilipes Duv. Von diesem seltenen Thiere lieferte der Abraum
trotz all meiner Bemühung nur ein Stück.
Lathrobium multipunctum Grav., 1.
Medon apicalis Er., 2.
— prcpinquus Bris., 5.
— melanocephalus F., 2.
— ochracetis Grav., 1.
Sccpaeus gracilis Sperk., 1.
Stilicus orbiculatus Payk., im Abraum, unter Brettern und Steinen
gemein.
*Astenus curtulus Er., 1.
* — uniformis Duv., 2.
— angustaius Payk.
29
PaeJerus littoralis Grav., gemein im Abraum und unter Kastanienlaub
bei San Romolo.
Stenus asphcUtinus Er.
* — scaber Fauv., 1.
*Edaphus dissimüis Aub., leider nur 1 St. an der Unterseite eines grossen
Steines am Monte Bignone etwa in der Höhe der Oelbaumgrenze.
Oxytelus inustus Grav., gleich allen Gattungsgenossen besonders im Abraum.
— sculpturatus Grav., gemein.
— niHdtdus Grav., nicht häufig.
— complanatus Er., häufig.
* — speculifrons Kr., 2.
— tetracarinatus Block, gemein.
— hamatus Frm., nicht selten.
Trogqphloeus riparius Lac, selten.
— corticinus Grav., selten.
— pusillus Grav., selten.
*Lesteva PandeUei Fauv., einmal etwa ein Dutzend in dem Bache hinter
dem jetzigen Kaiser- Friedrichs-Krankenhause.
Omalium pusillum Grav., ziemlich häufig an faulen Orangen.
— rivulare Payk., im Abraum nicht häufig.
— cdesum Grav., an faulen Orangen nicht häufig.
Protiniis ovalis Steph., häufig im Gesiebe und an faulen Orangen.
— brachypterus F., selten ebenda.
— atomarius Er., selten ebenda.
Megarihrus affinis Mill., 1 Stück im Abraum.
Micropeplidae: 1.
Micropeplus fulvus Er., 1 Stück im Abraum.
Pselaphidae: 6.
*lMplectus intermedius Woll., selten im Gesiebe.
*Bryaxis nigriventris Schm., selten ebenda.
* — Chevf'ieri Aub., etwas häufiger ebenda und unter Steinen.
*Bythinus Schneideri Eeitt. nov. sp., unter Steinen der östlichen Ter-
rassen nicht selten.
* — pedator Keitt., unter Steinen der westlichen Terrassen seltener.
Pselaphus Heisei Hbst., unter Steinen und besonders im Gesiebe häufig.
Scydmaenidae: 11.
Euthia Schaumi Kiesw., 1.
*C€phennium maritimum Beitt., einzeln an der Unterseite von Steinen,
häufiger im Gesiebe.
— aglenum Eeitt., 2 Stück unter grossen Steinen.
*Nmraphe8 myrmecophilus Aub., 1 Stück unter Steinen.
— suheordaius Frm., 3 ebenda.
"^Gyrtoscydmus Helferi Schm., häufig, auch im Gesiebe.
— pusillus Müll., 2 Stück unter Steinen.
Scydmaenus tarsatus Müll., 3 Stück im Gesiebe.
— rufus Müll, 1 ebenda.
^Leptonuistax sublaevis Beitt., 5 Stück unter Steinen der westlichen und
im Gesiebe der östlichen Terrassen.
30
^Leptomastdx nov. spec. prope hypogaeum Piraz., 1 Stück uoter einem
Steine der Westseite.
Silphidae: 3.
Catops coracinus Eelin., 3 Stück im Abraum.
Colon griseum Czwal., 1.
— rufescens Kr., 2.
Anisotomidae: 1.
Liedes calcarata Er., 1.
Clambidae: 2.
Clambus pübescens Bedtb., 4.
*Loricaster testaceus Muls., 2.
Corylophidae: 3.
Sericoderus lateralis Oyll., gemein im Abraum und Oesiebe.
Orthoperus ptmctum Mrsb., 1.
*BhypöbiiLS velox WolL, 4.
Trichopterygidae: 5.
Ptenidium pasillum Oyll., 2.
Trichopteryx grandicoUis Maerk., selten.
— thoracica Waltl, 2.
— intermedia Gillm., ziemlich selten.
— fascicularis Hbst, häufiger.
Phalacridae: 2.
Olibrus liquidus Er., häufig.
— affinis Strm, häufig.
Eudomychidae: 2.
Symbiotes gibherosus Luc, selten.
Mycetaea hiffa Marsh., nicht selten.
Cryptophagidae: 13.
Cryptophilus integer Heer, häufig.
*Leucohimatium elongatum Er., 2.
Oryptcphagus püostis Gyll., selten gleich den übrigen unter Steinen oder
im Frühjahre gekätschert.
— affinis Strm, selten.
— cellaris Scop., selten.
— distingtiendus Strm, selten.
— dentaius Hbst et varietates, häufig.
— scanietis L., nicht häufig.
* — var. hirtulus Kr., häufig.
Atomaria atricapiüa Steph., nicht selten.
— pusilla Payt, nicht selten.
— nigripennis Payk., 1.
Ephistemus globulus Payk., gemein unter Brettern und im Abraum.
Lathridiidae: 13.
*Änommaius planicollis Frm., 3 ungemein an Grrösse variirende Stücke
unter grossen Steinen der Terrassen am Francia-Thale.
31
Lathridius angusticoUis Oyll., selten.
* — productus ßosenh., häufig.
— nodifer Westw., 1.
Enicmus minutus L., häufig.
— transverstis Oliv., selten.
Corticaria ehngata Gyll., 1.
*Melamphthalma sßricea Mannh., 1.
— distinguenda Comolli, häufig.
— fuscipennis Mannh., gemein im Abraum.
— gibbosa Hbst, selten.
— fidvipes Comolli, selten.
*Migneatuda crassiuscuia Aub., 2.
Triiomidae: 2.
Typhaea fumata L, gemein.
*Bergintis tamarisci Woll., auf blühender Tamarix tetandra im Giardino
del Imperatrice häufig.
Nitidulidae: 6.
*Carpophüus tnutüatus Er., 2.
— hemipterus L., 1.
*Meligethes rubripes Muls., selten.
— brassicae Scop., häufig.
— picipes Hbst, selten.
Rhieaphagtis depressus F., 2.
Colydiidae: 4.
Coxelus pictus Strm, 1.
*lMngelandia Reitteri Belon; durch viele Mühe wurden unter grossen
Steinen der östlichen Terrassen an 50 Stück erbeutet, meist mehrere,
einmal 13 zusammen. Die Art war bis dahin nur von Korsika und
Sardinien bekannt, ist dazu später auch in Algier nachgewiesen
worden. Die kleinen meist mit Lehm bedeckten Thiere sind schwer
zu sehen.
Cdydium elonqatum F., 1.
Auionium ruficorne Oliv., 1.
Cucujidae: 8.
^Laenwphloeus elongatus Luc, 1 Stück von Reitter bestimmt. Die Art
für Europa neu.
Süvanus bidentatus F., 6 St. unter Rinde von Seekiefer im Holzstall.
Cathartiis advena Waltl, 1.
Monotoma spinicollis Aub., selten, gleich den übrigen im Abraum und
unter alten Brettern.
— quadrifoveolata Motsch., 1.
— quadricoUis Aub., nicht häufig
— brevicollis Aub., ziemlich häufig.
— picipes Hbst, 5.
Dermestidae: 4.
Dermestes Frischi Kugel, selten.
— lardarius L., 1.
32
*Derfnest€s aurichakeus Küst, in Nestern der Parthesia sirnüis Füssli
von Pinus maritimtis des Monte Nero in Anzahl gezogen.
Änthrenus verbasci L., gemein auf Blüthen.
Histeridae: 11.
*Plaiy$oma ehngatum Oliv., 1.
*Hister major L, 1.
— cadaverintis HofiFm., 1.
— dtwdecimstriatus Scbrnk, 1.
— corvintis Germ., 2.
Paromaliis parallehpipedtis Hbst, 1.
Gmathoncus rotundatus Kugel., 2.
*Plegaderus Otti Mars., 3.
Onthophilus striaius Forst., 3 im Abraum.
Abraeus grantdum Er., 1.
Äcritus nigricomis HofFm., häufig unter alten Brettern.
Platyceridae: 1.
Dorcus paraUelopipedus L., selten.
Scarabaeidae: 21.
*Scarabaeus laticollis L., nicht selten im Lehmboden unter Steinen im
Winterquartier, seltener zu Tage auf den Terrassen laufend. Hassal
erwähnt in seinem Werke über San Remo als Vertreter der Käferfauna
ausser Luciola italica^ Cantharis vesicatoria und Äromia moschata
auch Sc. sacer^ die dabei stehende Abbildung ergiebt aber Sc. laticollis.
*Copris hispanus L., selten.
*Onthophagus Amyntas Oliv.
— coenobita Hbst.
♦ — ovatus var. ruficapilins BruU.
Aphodius fimetarius L.
— obliteratus Panz.
— varians Duft.
Oxyomus sylvestris Scop., häufig unter Brettern und im Gesiebe.
Pleurqphorus caestis Panz.
Trox scaber L., selten.
Geotrupcs stercorarius L.
*Pentodon punctatus Villers, nicht eben selten auf den Terrassen laufend.
*Oryctes gryptis 111., wenige Stücke in der Erde des Hotel-Gartens.
*Tropinota squalida L., nicht häufig und
Leticocelis funesta Poda, häufig gegen das Frühjahr hin.
Getonia aurata var. hicidula Fieb., nicht selten, besonders auf Rosen
und wie alle Cetonlinen besonders von März bis Mai.
Potosia afßnis Andsch., 2.
♦ — floricola var. florentina Hbst, nicht häufig.
♦ — morio F., selten.
Valgtis hemipterus L, auch erst gegen das Frühjahr häufiger.
Buprestidae: 2.
*Ptosima ll-mactdata var. ß-maculata Hbst, 1 Stück zugeflogon.
Trachys minuta L., 1 Stück gekätschert.
33
I
Eucnemidae: 1.
^Uirascus asiaiicus Bonv., 2.
Elateridae: 1.
Drasierius himcLculaiu^ Bossi, nicht oft gekätschert
Dascillidae: 1.
Cjfphan coarctaiua Payk., Tom März an dt gekätschert
Cantharidae: 18.
*Lamprorhi0a Mtdsanii Eiesw. Im Frühjahr 1884 in der zweiten Hälfte
des April 6i nicht häufig des Abends fliegend, die Weibchen mit
grün phosphorescirendem Lichte prachtvoll ruhig leuchtend in Mauer-
Idchern. 17icht nur die Leuchtflecke der letzteren strahlten licht aus,
sondern ausserdem war der ganze Hinterleib yon licht durchglüht,
das am stärksten an den Schulterecken bemerkbar war.
*Luciola Itisitanica var. Menkmensis Pemg. 1884 in der zweiten Hälfte
April nicht selten, 188B ein einziges Stück am 26. April, dann selbst
bis zum 10. Mai keine. Hassal verwechselt die Art mit L. itcUica.
Das den Luciola eigene stossweise Aufflammen des Lichtes verstärkte
sich, wenn man die Thiere in die Cyankaliflasche oder in Spiritus
legte, zunächst bis zum baldigen Absterben, dann leuchteten die
weissen Flecke mit ruhigem grünlichen Lichte noch 5—55 Minuten
lang fort.
Bhagonycha ftdva Scop., häufig.
— femoralis BrulL, häufig.
— var. nigripes Bedtb., selten.
*Pygidia denticoUis Schumm., seltener.
— punctipennis Eiesw., nicht selten.
^MaUhinus filicomis var. scriptum Kiesw., häufig, doch nur 59.
*MaÜhodes recurvus Baudi, häufig.
Drüus flavescens Bossi, nicht selten Si\ es ist dringend zu empfehlen,
die ungeflügelten, larvenäbnlichen 99 in Schneckenhäusern zu
suchen, deren Bewohner sie fressen.
Charoptis concolor F., häufig.
Aadtwtarsus ruficoUis Oliv., nicht selten.
*Malachius flavüabris WalÜ, selten.
Dasytes niger L.
— plun^eus Müll., häufig.
*Haplocnemtis pecHnicomis L var., 1.
Banaca^a paüipes Panz., gemein.
— nigritarsis Küst, häufig.
Cleridae: 2.
Clerus formicarius L, 1.
Necröbia violacea L, selten.
Bruchidae: 3.
Bruchus (Ptinus) hrunneus Duft., nicht häufig.
* — Udens Oliv., selten.
* — — var. minutus Lap., selten.
34
Byrrhidae: 1.
Byrrhus (Anobium) paniceus L.
Bostrychidae: 2.
*Sinoxylon sexdentcttum OJiv., 3.
Stephanopachys stibstriattM Payk., 2.
Ciidae: 2.
Ois festivus Panz., selten. Aus dem Holzstalle.
*Bhopaiodontu8 poptdi Bris., 3.
Tenebrionidae: 6.
*8tenosis angustata var. brenthaides Rossi, 2, unter Steinen.
*IHchillus minutiM Sol, nicht allzu häufig unter Steinen am Strand-
gehänge, auf den Terrassen und auf dem Oipfel des Mte. Bignone.
*Asida Dejeani So]., einzeln im lehmigen Boden der Terrassen unter
Steinen.
*Dendafus tristis Bossi, selten am Strandgehänge.
Cariiceus pvni Panz., etwa ein Dutzend unter Rinde von Seekiefer im
Holzstall.
*Helops pygmaeus Eüst , wenige Stücke unter Steinen.
Lagriidae: 1.
Lagria hirta L., vom März an auf Blumen.
Mordellidae: 5.
"^Trotomma pubescens Eiesw., nicht häufig.
Ana^s Geoffroyi Müller, nicht selten mit
— mactdaia Fourcr., die gemein auf Blüthen grosser Crataegtts glabra -,
Myosporum- und JPi^^osport^m-Sträucher in Gärten.
— ruficoüis F., seltener.
— stäftestacea Steph., mit A, mactdata^ doch viel weniger häufig.
Meloidae: 1.
Mdoe rugosas Marsh., 1 Stück unter einem Steine der Terrassen.
Im Sommer kommt, wie Hassall erwähnt und mir der Sanremeser
Grundbesitzer Lamperti bestätigte, die spanische Fliege, Lytta vesicatoria
vor, und zwnr oft in solcher Menge, dass sie zum Verkauf gesammelt wird.
Anthicidae: 8.
*Euglenes sanguinolewtus Eiesw., 1.
— poptdneus Panz., nicht selten gekätschert
Formicomus pedestris Bossi, gemein unter feuchtliegenden Brettern im
Nebengarten des Hotel de Nico.
*Anthict4S Rodriguesi Latr, mit Formicomus^ häufig.
— florcUis L., ebenda, selten.
* — quadrigtMUus Rossi, ebenda, häufig.
*Ochthenomtis punctatus Laf., ebenda, 2.
^ -. tenuicoUis Rossi, ebenda, nicht selten.
Oedemeridae: 1.
Oedemera lurida Marsh., gegen das Frühjahr hin häufig.
35
Curculionidae: 50.
*OHorhynchus aurifer Bob., 1 Stück anter einem Stein.
^ — meridionaUs Qjll, besonders unter den obersten Steinen der Ter-
rassen-Stützmauern häufig.
*Feritelus nicaeensis Stierl, im März auf den Terrassen in geringer Zahl
gesiebt
Sitona UnecUas var. geniculatus Fahrs.
— stdcifrons Thunb.
* Trachfffohloeus aurocruciatus Desbr. var., leider nur 1 Stück gesiebt
Barfncius obscurus F. rar. ?, L
*Brachycerus algirus F., wenige Stücke unter Steinen.
Cleonus nigrostUuratus Ooeze, 1, unter einem Stein.
* — excoriatus GylL, 1, ebenso.
— aUemans Hbst, 1, ebenso.
— pedestris Poda, 1, ebenso.
*Lixus anguinus L., 1.
* — Ascanii var. albamarginatus Boh., 1.
— dongatus Oöeze., 1.
Minyops carincUus L., 1.
*Hypera sdlviae Schmk, 1.
— variabUis Hbst, 1.
Brachonyx pineti Payk., 3 Stück Ende März auf dem Mte. Bignone
unmittelbar unter dem Oipfel von Kiefern geklopft.
Orthochaetes setiger Beck, 2.
*Choerorrhinus squalidus Frm. Das bisher selten und nur von Des-
brochers in Handel gebrachte Thier wurde von mir 1884 aus einem
alten If^igenstumpfe in 2 Stücken gesiebt und 1889 in grosser Zahl
in den Gängen von Termes lucifugus in einem alten Feigenbaume
im Nebengarten des Hotel de Nice gewonnen. Die hartgepanzerten
Rüssler dürften wohl den Termiten keinen Nutzen gewähren, sondern
von diesen nur gezwungenermassen geduldet werden; sie wählen ihren
Aufenthalt in den Gängen der Termiten, weil ihnen diese die Mühe
abnehmen, das Holz sich zum Frasse zu zerstückeln. In dem Ge-
siebe aus jenem alten Feigenstumpfe fanden sich auch Ameisen; es
ist also möglich, dass dort die Choerorrhinus aus gleicher Ursache
bei Ameisen schmarotzten. Ich nahm Stücke des von den Termiten
durchfressenen Feigenholzes mit nach Dresden und habe daselbst noch
wiederholt lebende Choerorrhinus ausgelesen. Perris sagt in seiner
Arbeit „Larves des Colöoptöres'" nur: „Die Larven von Öwerorrhinus
squalidus sind in Ulme, die des Ch. brevirostris in Feigenbaum ge-
funden worden^% er wusste also nichts davon, dass Ch, schmarotzt,
was wohl überhaupt neu sein dürfte. Die beiden von Perris noch
unterschiedenen Arten aber werden jetzt für eine gehalten.
Codiosoma spadix Hbst, 8 Stücke in dem eben erwähnten Feigenstampfe;
es ist also möglich, dass auch diese Art bei Ameisen schmarotzt
Eremotes planirostris Panz., 1.
ÄcaUes Aubei Boh., selten unter Steinen und imGesiebe von den «Terrassen.
* — variegaius Boh., häufig ebenda, auch am Ufergehänge des Meeres.
* — DiocletiantM Germ., seltener als variegatus ebenda.
Coeliodes affinis Payk., 1.
:r
36
Ceuthorrhynchfis quadridens Panz., 1.
* — fdetndentus GylL, nicht selten und
— assimäis Payk., häufig gekätschert
Cälandra oryzae L.
Ardhonomvs rvbi Hbst, häufig gekätschert.
*Tychius argentahis GheTr., selten.
* — tomentosus Hbst var. ?, 1.
— pidrostris F., 1.
Gymneiran pctscuorum Oyll., nicht selten.
*Nanophyes paUidtdus var. Doriae Bris., gemein auf blühender Tamarix
tetcmdra im Oiardino del Imperatrice.
McufdaUs barbicomis Latr., 1.
— cUerrima L, selten.
*Äpion tvbiferum 011., 1, gekätschert wie alle übrigen Apionen.
* — rugkoUe GH., 1.
— cardaorum Eirb., häufig.
* — candidum Wenck., 1.
— semivittatum GH., gemein.
— radiolfis Marsh., häufig
— assimüe Eirb., nicht selten.
— pisi F., 1.
— mcdvae F., selten.
Rhynchites betulae L., selten auf Weinblättem.
Bhinümacer poptdi L., selten.
Mylabridae: 14.
Die Vertreter dieser Gattung fanden sich besonders gegen das Früh-
jahr hin auf den Blüthen grosser kultivirter Sträucher und Bäumchen von
Schmetterlingsblüthlern wie Polygahr^ Templetonia-^ und -iw^Äyßis- Arten
sowie auf wildem Urospermum und Leantodon der Terrassen, manche
Arten .in unzählbarer Menge der Indinduen.
Mylabris (Bruchus) pisorum L., 1.
— rufipes Hbst, mit zwei Varietäten gemein.
— rufimana Boh., häufig.
— — var. vdutina Key, häufig.
* — seminaria L. var, pedibus posticis pro parte rufis, mit einer
forma minor, gemein. Ich benenne die Varietät M, Sanremi.
— seminaria var. pidpes Germ.
— — var. basalis Gyll.
* — ptisiUa Germ., häufig.
— nana Germ., häufig.
— murina Boh., gemein.
— bimactdata Oliv., gemein.
— varia var. tarscUis Gyll, sehr klein, gemein.
— inibricomis Panz., selten.
* — tibiaiis Boh., selten.
Scolytidae: 16,
Hylastes ater Payk., 1.
— oHemuUt^s Er., nicht selten.
— paUiatus Gyll., 2.
37
HyJurgus ligniperda F., nicht selten anter Seekieferrinde im Holzstalle.
Mydc^hüus pimper da L., ebenso.
~ minor Hartig, seltener ebenda.
Hylesinus oleiperda F., selten lebend, oft todt in Oelbaambolz ebenda.
— fraxini F., häufig in Buchenholz ebenda.
Phloeophthart$s spartii Nördl., selten unter Seekieferrinde ebenda.
*Phloeotribtis scaräbaeoides Bemard, selten (meist todt) unter Oelbaumrinde
ebenda.
Grypturgus cinereus Hbst, gemein unter Seekieferrinde ebenda.
^Hypobarus fictis Er., selten in alten Feigenbäumen.
Pityogenes quadridens Hartig, nicht häufig unter Eieferrinde im Holzstall.
*Ips (Bostrychus) sexdeniaias Boerner, häufig ebenda.
— — acuminattis O7II., gemein ebenda.
— — proximus Eichh., häufig ebenda.
Cerambycidae: 6.
Ergaies faher Li, 1 9 im Garten des Hotel de Nico.
*7esper%is strepens F., einzeln, doch in Anzahl gefunden unter Steinen und
in hohlen Oelbäumen, kam auch, besonders in der ersten Hälfte des
Winters nicht selten in die Hausfluren. Ende Mai während der
Weinblüthe soll er an den Beben häufig sein, um den ausfliessenden
Saft zu schlürfen. Seine Larve schadet den Wurzeln der Weinstöcke.
Grammoptera rußcomis F., häufig auf Blüthen von Crataegus u. a.
PhyviuUodes lividas Bossi, 2.
Clytus cMrietis L., eine Anzahl Stücke auf Miobium nigrutn in einem
Yillengarten der Westseite.
*MoTimus funereus Muls, 1.
Hassall erwähnt auch Aromia moschaia als Bewohner des Sanremeser
Gebietes.
Chrysomelidae: 43.
Lema mdamopus L, ziemlich häufig.
Orioceris lüU Scop., einmal einige Stücke auf Liüum candidum.
Lachnaea sexpwnckUa Scop., selten auf ürospermum.
*Oryptocephalus rugicollis Oliv., etwas häufiger auf Leoniodon,
^Timarcha nicaeensis Villa, meist einzeln, doch nicht selten auf Wegen
oder an Terrassenmauern laufend.
Chrysomela haemoptera L.» selten.
* — femoralis Oliv., 2.
* — Banksi F., nicht selten unter Steinen.
* — americana L., gemein an Rosmarin, der in einem Garten der West-
seite zur Beeteinfassung diente.
*Malaoasoma lusitanica L., gegen das Frühjahr häufig auf ürospermum
und LeorUodan,
GaUeruceUa luteola Müll., in Anzahl unter Platanenrinde im Winterquartier.
*Podagrica semirufa Eüst, nicht häufig.
^ — intermedia Kutsch., nur, doch nach und nach in einiger Zahl, an
einem Stocke von Malva viscus arborea aus Jamaica, deren Blätter
sie siebartig durchlöcherte, in einem Garten der Westseite.
*Ochrosis ventralAs Bl., oft gekät schert.
JEpitrix pubescens Koch, seltener.
38
Chaetocnema concinna Marsh«, 1.
— aridula Gyll., 1.
— hortensis Fourcr., 1.
PsyUiodes chrysoc^häla L., 1.
— — var. erytrocephala L, 1.
— — var. coUaris Weise, 1.
* — l^ievifrons Kutsch., 1,
*HaUica ampelophaga Gu6r., häufig auf Weinblättern, die sie durchlöchert.
In ihren Larven schmarotzt sehr häufig eine kleine Schlupfwespe (die
Braconide PeriUtus brevicoUis). Da man von derselben aus Algier
und Europa bisher nur Weibchen gezogen hat, ist die Zucht der
Schlupfvvespe aus den Larven der H, ampelcphaga sehr zu empfehlen.
FhyUotreta variipennis Boield., in Anzahl an einem alten Limonenbaume
in Winterruhe.
— — var. guttata Weise, ebenda.
— atra F., nicht selten.
— cmciferae Ooeze, ebenso.
— aerea AU., ziemlich häufig.
— nodicomis Marsh., selten.
— procera Redtb., auf Reseda im Garten des Hotel de Nice häufig.
Äphthona nigriceps Redtb., nicht selten.
— pygmaea Kutsch., ebenso.
— euphorbiae Schrank, selten.
* — aenea All., 2.
*Longitarstis echii var. dimidiatus All., 1.
* — Litmaei Duft. , auf Symphytum hnJhosum im Nebengarten des Hotel
de Nice vom März an gemein.
— rectilinea^tis Fourcr., 1.
— Iwridtis Scop., häufig.
— — var. nigricans Weise, 3.
— pratensis Panz., häufig.
Dibolia occuUans Koch, 1.
Sphaeroderma testaceum F., 1.
* — rtibidum Graells, 3.
Cryptostoma: 4.
Hispa atra L., nicht häufig.
*Cassida deflorata Suflfr., 1.
— subferruginea Schrank, 1.
— vittata Villers, gemein auf einem zur Heckenbildung benutzten
Mesenibryanthemum. Die schönen grünen Streifen der lebenden Thiere
waren nach deren Tode weder durch Glycerin noch durch Vaselin
zu erhalten.
Coccinellidae: 38.
Adania variegata Goeze.
— — var. carpini Fourcr., 4.
— — var. consteUata Laich., 2.
— — var. ustidata Weise, 2.
— — var. neglecta Weise, 1.
Semiadalia undecimnotata Schneid., 1.
39
Adalia Upunckiia L., nicht häufig.
— — var. sexpusiidata L,, 2.
— — var. quadnmacidata Scop., 3.
Cocdndla septempunctata L., nicht selten.
— dec€ny;>unctaia var. quadripunctata L., 1.
— — var. decemptAsiulata L., 1.
— conglobata L., 2.
Halyzia dtiodecimguitata Poda, 1.
— vigintidüopunckUa L., gemein.
— quaiuord&nmpunctaia L., 2.
— — var. teiragonata Laich., 1.
— — var. fimbriaia Sulz., 1.
Ckäocorus bipustuUUus L., gemein.
Exochomus quadripustnkUus L., gemein auf blühenden Sträuchern des
Giardino del Imperatrice.
* — flavipes Thunb., häufig.
Phiynaspis lateorubra Ooeze, 1.
Hffperaspis rqapensis Hbst, 3.
lOdzobius lüura F., häufig.
* — — var. disdmactda Costa, etwas seltener.
Scymmis subvülostis Ooeze, häufig.
— — var. juniperi Motsch., 1.
— stäuralis Thunb., 2.
— paUidivestis MuIb., 3.
— arcuaitis Boss!, 4 nebst
— — var. Hausmanni Gredl., 7, auf Blüthen von Pytosporum odori-
feratum.
— punctiO/um Weise, häufig.
-- rvhromacuUUiis Ooeze, gemein.
— Apetei Muls., häufig.
— wiermptus Ooeze, häufig.
— — var. basalis Bdtb., U
-- ptdcheUtis Hbst, 3.
* — bipuncUUus var. nigrinus Weise, 3.
Anhangsweise mögen noch folgende 37 von mir bei San fiemo nicht
erbeutete Arten Erwähnung finden, welche neben manchen bereits auf-
geführten von Herrn Major z. D. Dr. Lucas v. Heyden ebenfalls im Winter
in Bordighera nachgewiesen worden sind, denn sie werden sicher auch bei
San Bemo vorkommen. Es sind dies: Tachypus flavipes Schaum, *Ccdathtis
ftisäpes var. pundipennis Oerm., Oxypoda induta Bey, Colpodota parens Rey,
C. ftingi var. dientula Er., Atheta crassicomis F., A, cdata Er., Oligoia
inflata Mnnh., Habrocerus capiUaricorms Orav., Taehyportis soluttis Er.,
Heterothops praevia £r., Qtieditis picipes Mnnh., Qu. scinttUans Orav.,
XatUholintis iricolor var. m&ridionalis Luc, *Astentis mdanurus Eüst., Ast,
immacukUus Steph., Stenus argus Orav., Plaiysthetus nitens Sahlb., Oxytelus
nigosus F., Omaiium excavaium Steph., *BcUhyscia ovoidea Frm., *Eticinettis
meridionalis Lap., Cartodere rußcoUis Marsh., Omosita discoidea F., Hister
{mestus Er., Throscus obtusus Curt., Dendarus meridionalis Muls., ^Gronoce-
phdumrusticum Oliv., *Helopspygmaeus var. agonus Muls., Euglenespruinosus
Kiesw., *Anihicus cptabOis Laf., ^Peritdus Gairei Stierl., PUoeophihorus
40
rhododactylus Marsli., GaUeruca drcumdaia Duft., Podagrica fusdcomis var.
meridionalis Weise und CynegeHs impunckUa L.
Schmetterlinge: 34.
Papilionidae: 2.
Papüio PodcUirius L., nicht selten.
— Macheton L., seltener.
Pieridae: 2.
Fieris brassicae L., häufig.
— DapUdice L. var. gen. 1 BeUidice 0., selten.
Lycaenidae: 3.
Polyommatus PWoeas L., selten.
Lycaena Baten Berg., nicht selten.
— Icarus Bott, nicht selten.
Nymphalidae: 4.
'^'Fanessa J^ea Gr. ab. J aRnim £sp., selten.
— u/rticcie L, häufig.
— ^^a2anto L, häufig, auch in sehr kleinen Stücken.
— cardui L, häufig.
Satyridae: 3.
Pararge Megaera L.
— Äegeria L. u. jEjferia 0. (var. vulgaris Z.) forma intennedia.
Coenonympha Pamphüus L., häufig.
Hesperidae: 1.
Nisaniades Tages L., selten.
Sphingidae: 2.
Sphinx nerii L., aus zwei Baupen gezogen, die im Nov. auf der Erde
liefen ; weitere Baupen konnte ich auch auf den zahlreichen Oleander-
büschen nicht finden.
Macroglossa stdUUarum L., sehr häufig.
Arctiidae: 2.
ArcHa viäica L., in (Tebergängen zu ab. angdica B. Die Baupen, nicht
selten am Boden laufend oder unter Steinen, entwickelten sich im
April zur Imago.
*Euprqna pvdica Esp., gezogen, die Baupen viel seltener als die der
vorigen Art
Liparidae: 1.
Porihesia similis Fuessl. Die Nester am Monte Nero häufig.
Notodontidae: 1.
Cnethocampa pityocampa Schiff. Aus nach Dresden gesandten Baupen
daselbst gezogen. Am Monte Nero bei Ospedaletti auf Pmus mari-
tima und hie und da in den Villen- und Hotelgärten zü San Bemo
auf Pinus austriaca lebten die Baupen in mächtigen, weithin sicht-
baren Nestern und wirkten, besonders am Monte Nero, verwüstend
41
in den Kieferbeständeo, ohne dass von Seiten der Forstverwaltang
das Oeiiogste gegen das fortschreitende Verderben gethan zu werden
schien. Zweifellos bezieht sich auf diese Art Hassal's Bemerkung,
dass bei Cannes, Villafranca und San R^no Bombyx processionaria
zerstörend auftrete; das üebel war also schon 1882 offenbar.
Noctuae: 9.
Däoba ctieruleocephala L
Agrotis pranuba L.
— C nigrum L.
— saucia Hb.
Brotdbmia metictdosa L.
Flusia gamma L
*Hyrpena Uvidalis Hb.
— obsUaiis Hb. und
— — var. trigonaiis Costa, flogen Abends häufig an die erleuch-
teten Fenster.
Geometrae: 3.
Hemerophüa abruptaria Thnb.
Oidaria fluetuata L.
EupUhecia pumUata Hb.
Gelechidae: 1.
Basyeera sulphureüa F., aus Bäupchen gezogen, die im Oarten des Hotel
de Nice unter der losen Rinde alter Laubenstangen lebten.
Hassall hat in seinem Werke: „San Remo and the western Riviera,
1879^\ zwei Listen von bei San Remo gefangenen Schmetterlingen ver*
öffentlicht, die ihm von John Congreve und Crump mitgetheilt worden waren.
Diese Verzeichnisse enthalten zusammen 113 Arten, die aber zumeist sicher
nicht im Winter gefangen sind, also für unsere Zusammenstellung kein
Interesse bieten. £in Vergleich mit unserer Liste zeigt, dass jene dort
ansässigen Sammler 15 Arten nicht gefangen haben, die wir erbeuteten.
Die Zahl der bei San Remo vorkommenden Arten beträgt aber sicher noch
weit mehr als 128.
Fliegen: 10.
Scatqpse notata L.
Lonchoptera lacusiris Mg.
Tachydromia eimicoides F.
Sj^rphus arcuatus Fall.
— iaUeaitAS Mg.
Yetodesia lucorum Zett.
Exorista chdoniae Rond., entwickelte sich aus Puppen von Pieris
irassicae.
Macharaea serriventris Rond., aus Puppen von Euprepia pudica.
Dacus oleae Rossi, der Verwüster der Oliven, in deren einer oft zwei oder
drei seiner Larven leben.
Tephrytis ruraUs Lw.
Stechmücken tieten besonders im Spätherbst in Menge auf, so dass
man die Scblafstätten mit Muskitonetzen abschliessen muss.
42
Schnabelkerfe: 97.
Wangen: 84.
Eurygaster hottentotta F., 1 auf Agave americana,
OchetostethtLs nanus H.-S., häufig.
Sciocoris terreus Sehr., häufig.
* — Helfen Keb., selten.
Aelia acuminata L., häufig.
*Perihalus distindtis Keb., selten.
Carpocoris fuscispinus Boh., selten.
Palomena prasina L., selten.
Bhaphigaster grisea F., selten.
*Nezara viridula L., häufig, auf Opuntienkaktus, gleich den Varietäten
* — — var. torquata F., seltener.
* — — varietas (schwärzlichgrün), 1.
* — Heegeri Fieb., 1.
Eurydema omatum L., selten.
— decoratum H.-S., ziemlich selten.
*Verltisia simuita Fieb., 1.
*Cenirocoris variegatus Kol., 1.
*Enoplops scapha F. var. nov. curvidens Puton, Rev. Ent. 1889, p. 396;
nicht selten.
*Strobilotoma typhaecornis F., 1.
Coreus denticidatus Scop., 1.
*Micrdytra fossularum Rossi, nicht selten, unter Steinen?
Therapha hyoscyami L., nicht selten.
Corizus capitatus F., 1.
*Lygaetis müUaris F., 1.
*Lygaeosoma reticulatum H.-S., selten.
*0rsiUf4s depressus Muls. ßey , selten,
* — Reyi Put, 1.
*NysiiLs graminicola Fieb., 2.
* — stalianus Horv. (graminicola Stal.), 2.
*Ischnorhynchf4s geminaius Fieb., selten.
Platyplax salviae Schill., häufig.
Bhyparochromus chiragra F., ziemlich selten.
*Plinthi$us Putoni Horv., selten.
*Ischnocoris pundulaius Fieb., selten.
Tropistethus hohsericetis Schltz, ziemlich häufig.
*Stygntis faustus Horv. 1888, 1.
— arenaritts Hahn, zimlich selten.
*Hyalochilus mediterraneus Ferrari, 1.
Calyptonotus Rolandri L., 1.
*Aphanus saturnius Rossi, selten.
— pini L., ziemlich selten.
*Drymus pilipes Fieb., l.
*Notochiltis ferrugineus Mls., selten.
* — taurus Costa, 1.
*Notochilt(s contradus H.-S., sehr häufig.
Pyrrhocoris apteriAs L., häutig.
48
M(manihia cardui L., 1 im Oesiebe,
— gemctäaia Fieb., ebenso.
Sebrus pmiUus Fall., 1.
^Microvdia pygmaea Duf, Nymphen nicht selten.
*Vtlia major Put, 1 im Bernardo-Bach.
* — rividorum F., brachyptere Form, 2 ebenda.
üydrometra stagnorum L., gemein in der Mündung des Martino-Baches.
Gerris najas Dej., nicht selten im Lorenzo- und M<atino-Bache.
— gibbifera Schum., häufig im Foce-Bach.
yabis laiiventris Boh., häufig unter Steinen und im Oesiebe.
* — capsiformis Germ., 2.
~ fertis L., 2.
*AUaeorhpnchu8 flampes Fieb., 2.
Pyraies hybridus Scop., ziemlich häufig auf Opuntien und unter Steinen.
*Oncocq)haiu8 spec, oft Larven unter grösseren Steinen der Terrassen.
G>rani45 spec., 1 Ijarve ebenda.
Beduvius spec., 1 Larve ebenda.
*CardiasiethiAs nazarenus Beut., selten.
^Brachysteles parvicornis Costa, häutig.
Triphleps mintäa L., häufig.
— nigra WolfT, selten.
— — var. üllrichii Fieb., häufig.
ÄfUhocoris nemorcUis F., 1.
Lyctocoris campestris F., häufig.
Miris Jaevigaius L., häufig.
Notostira erratica L., 1.
Camptobrochis ptmcitdata Fall., selten.
Liocoris tripustulaius F., häufig.
Orthops Kalmii L, häufig.
— cervinus H.-S., 1.
*Dicyphus hyalinipennis Elg, selten.
— anntäahis Wolff, 2.
Macrolophtis nubiltis H.-S., 2.
*Lobops minor Costa, sehr häufig gekätschert
Nepa cinerea L., 2 im Lorenzo-Bach.
*Notonecta glauca var. umbrina Germ., in allen Bächen.
Corixa Fabricii Fieb., selten im Lorenzo-Bache.
* — transversa Fieb., 1 ebenda.
Cicaden: 13.
*Hyrteropterum immaculatum F., 1.
^Tettigome^a Barani Sign., über ein Dutzend Stücke in unter Steinen
auf den Terrassen befindlichen Nestern von Crematogaster sordidtda
Nyl., ein einzelnes ertrunken in einem Tümpel eines Steinbruches.
Soviel mir bekannt, ist es ebenso neu, dass T. Barani bei Ameisen
haust, wie dass Cr. sordidula Gäste hegt. Wenn das Nest blossgelegt
wurde, suchten die Ameisen die Cicaden schleunigst in die Innern
Gänge zu zerren. Andr6 kannte 1874 bereits 6 Tettigometra^ die bei
Ameisen leben, worunter die von v. Heyden sen. bei Frankfurt
a. M. beobachtete T. atra. Aus Italien hat schon Delpino mitgetheilt,
44
dass Camponotus pubescens der Larve von Tettigometra virescens des
Zuckersaftes halber nachgehe. Vielleicht geht auf solche Gemeinschaft
der Ausspruch des Theokrit: „Die Cicade ist der Ameise Freundin
und die Ameise die der Cicade/'
*Tettigometra griseola Sign. var. bimactdcUa Pieb., 1.
Ptydtis spumarius L., 2.
ühpa trivia Germ., 1.
AgaUia venosa Fall., häufig.
Äcocephalus albifrons L, 1.
Aihysantis obscureUus Eb., selten.
— plebejtis Zett, selten.
— prasinus Fall., 1.
*Eupteryx andaiusiaca Ferr., selten.
— urticae F, 1.
Alebra albostridla Fall., selten.
Aderflflgler: 31.
Anthophila: 5.
Apis meüifica L
Xylocopa indacea Scop., häufig.
Anthrqphora retusa L.
Andrena fulvicrus Kirb.
Encera Icmgkornis L.
Sphegidae: 1.
*Pelopaeus spirifex L.
Vespidae: 3
Vespa crabro L.
PdUstes gaUica F., häufig.
Odynerus parietum L.
Formicidae: 16.
^Camponotus cmeniatas Latr.
— I'^&esc^ns F.
— sylvaiico-aefhiops Fov.
— latercUis Ol.
— mar^no^ftö Latr., auch in Gängen von lermes Itmftigtis, Marshall
sagt in seinen zoolog. Vorträgen (Leben und Treiben der Ameisen)
1889: „Aehnliche Beziehungen (Parasitismus) finden wahrscheinlich
in den Tropen zwischen einigen Ameisen und Termiten statt Man hat
wenigstens in den Nestern der letzteren Ameisencolonien angetroffen,
welche kaum in freundschaftlichem Verhältniss zu ihren Wirthen stehen
dürften.^^ Dasselbe ist nun wohl durch meine Funde auch für das
subtropische Europa wahrscheinlich geworden.
Jjosius niger L.
— emarginatvs Latr., auch bei Termes Itmfugus.
PlagioUpis pygmaea Latr., auch bei Termes luc^ugtis.
Tapinoma erraticum Latr.
Aphaenogaster structor Latr.
45
*Äphaenogaster barbara L Das tod Eovats behauptete Auftreten dieser Art
auf den Ofnerbergen ist zu bezweifeln, da sie Gust Mayr während
5 Jahren dort vergeblich gesucht hat.
— subterranea Latr.
LepMharax fuberum Fabr. var., auch bei Termes lucifugus.
*Pheidole paüida Nyl.
*Cnemaiogaster scuieüaris Ol.
* — sordidtda Nyl., Wirth von TeUigometra Barani Sign.
Mutillidae: 1.
*Muiilla Spinolae Lep.
Ichneumonidae: 5.
Ichneumon eondlis Orav.
* — campuiatorius Orav. Hüll.
— sedtdtis Orav.
— scutdlator Grav.
Apantdes fulvipes HbX. (nach Herrn Prof. Eriechbaumer's freundlicher
Bestimmung), entwickelte sich in Massen aus Raupen xonÄretiavUlica.
Oradflflgler: 16.
Forficularia: 2.
*Änis6labis moesta Gen6.
^Forficularia pubescens Gend
Blattodea: 4.
Ectobia livida F.
*Lobopiera decipiens Germ.
Periplaneta orienialis L.
Blaäa spec., eine kleine Art, deren gesammelte Stücke durch Aus-
trocknen der Spiritusflasche unbestimmbar geworden, war gemein
unter den oberen Steinen der Terrassenmauern, besonders der Westseite.
Mantodea: 1.
Mantis religiosa L.
Acridiodea: 5.
Stenobothtis biccHor Sharp.
^Epacromia strepens Latr.
*Acridium aegyptiacum L.
*Plai^hyma Giornae Rossi.
TeUix depressus Bris.
Gryllodea: 4.
GryUus campestris L.
* — deserius Pall.
— domesücus L.
* — burdigalensis Latr.
Hassal erwähnt von in San Bemo beobachteten Orthopteren nur
GryUotalpa vulgaris^ die ich nicht gesehen habe. L. v. Hey den fing
bei Bordighera in einem in den Lehm gegrabenen fensterlosen Eiskeller
nn den Wänden häufig QryUomarpha dalmaüna Olskay.
46
Pseudonenroptera: 2.
Etnhiidae: 1.
*Embia Solieri Ramb.? Larven, welche Dr. Heller dieser bisher nur bei
Marseille und Toulon beobachteten Art, deren entwickelte, geflügelte
Form man noch nicht kennt, zuschreiben zu müssen glaubt, sind
unter grossen, im Lehm der Terrassen etwas eingesunkenen Steinen
bei San Bemo recht häufig. Dr. Er. Haase glaubte die Thiere als
„eine der ausgezeichneten Beschreibung Bambur's durchaus ent*
sprechende flügellose Jugendform von E. Savignyi Westw," deaten
zu müssen, welche bisher nur aus Aegypten und der Gegend von
Athen bekannt war. Hoffentlich gelingt es mir selbst bald, durch
Gewinnung von frischem und mehr entwickeltem Materiale die Frage
zu lösen und unseren Sammlungen das in ihnen noch seltene Thier
zugänglicher zu machen.
Termitidae': 1.
*Temies lucifugus Latr. Die bisher an der italienischen Riviera unbe-
kannten, auch in dem Almanacco per Tagricoltore ligure von Lan-
terni (1889) nicht erwähnten Termiten wurden von mir im Spät-
herbst 1883 in einem Feigenbaume am unteren Berigo-Wege und bald
darauf auch von Dr. Luc. v. Heyden bei Bordighera in Oelbäumen
aufgefunden. Im Winter von 1888 zu 1889 beobachtete ich sie
zuerst in einem Feigenbaume am Beragallo, dann in einem solchen
an der Steillehne, die von CoUa nach Ospedaletti abfallt, und endlich
in mehreren Limonenbäumen und einem alten Feigenbäume im Neben-
garten des Hotel de Nice; in letzterem hatte ich sie nicht vennuthet,
weil an der Oberfläche des entrindeten Holzes und an dessen Löchern
nie Termiten, dagegen oft Ameisen sich zeigten. Als ich aber das
Holz aufbrach, wimmelten die zahllosen Gänge von Termiten und
zwar von massenhaft vorhaDdenen Arbeitern, weniger häufigen Krie-
gern und wenigen dunkelbraunen mit Flügelstummeln begabten Stücken,
die Battista Grassi nach seinen Beobachtungen in Sicilien als
Complement-Könige und -Königinnen ansieht. — Ich zeigte ligurischen
Frauen Termiten und erfuhr so von ihnen, dass diese bei Remo auch
in Oelbäumen vorkommen; augenscheinlich kennen aber die Bewohner
der Biviera die schwere Gefahr nicht, die ihren Baum pflanz ungen
von diesem aus dem Süden eingewanderten Feinde droht. In den
Gängen fand ich zahhreich Choerorrhinus, in geringerer Zahl die
Ameisen Camponotus marginattis, Lasius emarginaitis, Plagiolepis
pygmaea, LeptotJiorax tuberum und verschiedene Insectenlarven, sowie
eine Tarentula albofasciata.
Arachniden: 143.
Bearbeitet von Prof. Dr. Ph. Bert kau.
Die Zahl der gesammelten Arachnidenarten betrug 143, von denen
die Mehrzahl (126) echte Spinnen sind. Beichlich ein Drittel der Gesammt-
zahl der Arten ist ein Bewohner der Mittelmeerländer, entweder in ihrer
ganzen Ausdehnung oder der Küstenländer des westlichen Mittelmeer-
beckens; einige wenige sind nach unseren jetzigen Kenntnissen auf den
südöstlichen Theil Frankreichs oder Norditilien beschränkt. Fast zwei
47
Drittel der Arten sind aacb in Mitteleuropa, zum Theil bis Nordeuropa
yerbreitet, und es scheint, dass diese Arten in San Bemo in der Zeit-
dauer ihrer Entwickeluog (mindestens 2 Jahre) und dem Eintreten der
Geschlechtsreife von ihren nördlich lebenden Genossen nicht erheblich
abweichen.
Neue Arten waren nicht zu beschreiben, da die Franzosen im
ligmischen Gebiete viel gesammelt haben und einige Species in den letzten
Jahren durch E.Simon veröffentlicht worden sind; es sind aber mehrere
Arten in der Sammlung, für deren geographische Verbreitung ihr Yor-
kommen bei San Remo bemerkenswerth ist Von Tegenaria (Histopana)
debüis Thor, ist hier das Männchen zum ersten Male bekannt gemacht
Acarina: 2.
Gamasidae: 1.
Uropoda öbscura (Koch) Berlese; häufig unter Steinen und im Gesiebe.
Trombidiadae: 1.
Tromhidiutn hdosericeum L., 7.
Opiliones: 6.
Phalangodidae: 1.
^Phulungodes terricola E. Simon, 5 Stücke dieser bisher von Korsika und
Algier bekannten kleinen Art
Phalangiadae: 3.
*LicbuniMn Dariae Canestrini, 10. In Spanien, Frankreich und Italien
vorkommend.
* — süvaticum E. Simon, 1. Nach Simon findet sich die Art in kleinen
Gesellschaften unter Moos, Reisig, alten Baumstümpfen in verschiedenen
Theilen Frankreichs.
*Acantholoph%As Seoanei E. Simon, 1. Wird von Simon aus den Kan-
tabrischen Pyrenaeen (b. Perrol) angegeben.
Trogulidae: 2,
Trogtdus tricarinatus L., 1. In Deutschland verbreitet; Frankreich.
^AnelasniocqphaltAs ptmUus E. Simon, 1 Stück dieser kleinen Art, die
Simon von Korsika bekannt machte.
Ghernetina: 8.
Cheliferidae: 8.
*Ch€lifer lacertosus L Koch, 1. Aus Südfrankreich und Korsika gemeldet.
— peculiaris L Koch, 3. Scheint dem Süden Europas und Nordafrika
anzugehören und ist aus der Schweiz, verschiedenen Orten Frankreichs
und Algier bekannt
— cimicoides F., einige Stücke. Durch ganz Europa verbreitet.
*Garypu8 minor L. Koch, zahlreiche Stücke. Aus Korsika und Algier
bereits bekannt. '
Obisium muscorum Leach, 5. Kommt auch in Holland, Deutschland,
Oesterreich und der Schweiz vor.
— lubricum L Koch, 2. In England, Frankreich, Oesterreich, Italien,
Algier und Marokko vorkommend.
*
48
Chihonius orthodadylus Leach, 6. Diese seltene Art findet sich gleich
ihren Gattungsgenossen unter Steinen und Moos und wird aus Franken,
Frankreich und Italien gemeldet
— microphtJudmus E. Simon. 2 von San Remo mitgebrachte Gherne-
tiden ziehe ich zu dieser als Grottenbewohner bekannten Art.
Scorpiones: 1.
Ischnuridae: 1.
"^Euscorpias carpathicus L. Eine sehr grosse Anzahl von Exemplaren in
verschiedenen Altersstufen. Die Art ist in Spanien , Frankreich,
Italien, Ungarn und der Türkei verbreitet und bewohnt das Gebirge.
(Fand sich häufig unter Steinen, besonders den obersten Deckplatten
der Terrassenmauern, hie und da auch in hohlen Bäumen. Nur
einmal wurde Ende März auf dem Wege zum Monte-Bignone-Gipfel
in etwa IQOO m Höhe ein Scorpion am Tage frei laufend gesehen.
Die Versuche, Scorpione durch Feuerringe zum Selbstmord zu be-
wegen, erwiesen sich, wie erwartet, als vergeblich. Kleinere Scorpione
und Chrysomela americana wurden mit den Scheeren und Kiefern
gepackt und ausgesaugt, eine Anwendung des Stachels zum Tödten
der Beute konnte auffallenderweise nicht beobachtet werden. 0. S.)
Araneae: 126.
Ctenizidae: 1.
^Neniesia Sauvagesii Dorthös. 3 junge, aber zwei verschiedenen Alters-
stufen angehörende Stücke. Die Art ist aus Südfrankreich und Italien
bekannt und wird in Ungarn durch N. pannonica vertreten.
Dysderidae: 5.
*Dysd€ra provinciaiis E. Simon. Zahlreiche vom Autor selbst bestimmte
Stücke beiderlei Geschlechts dieser Art, die Simon von Isle de Por-
querolles beschrieb.
Segestria senoculata L., 1 Weibchen. Wohl über ganz Europa verbreitet,
scheint aber in Nord- und Mitteleuropa häufiger zu sein als im Süden,
wo die folgende Art an ihre Stelle tritt
— florentina Bossi. Je 1 geschlechtsreifes Stück beiderlei Geschlechts
und mehrere jugendliche. Eine mehr südliche Art, deren von Schnur
gemeldetes Vorkommen bei Trier zweifelhaft ist und vielleicht auf
einer Verwechselung mit S. havarica beruht; vgl. Bertkau: Ver-
zeichn. der Spinnen . . . Bonns in Verhdl. des Naturh. Ver. der preuss.
Eheini. u. Westf., 1880, S. 222.
*Oamasomofpha loricata E. Simon. 12 Stück dieser kleinen, am Hinter-
leibe mit einem hornigen Rücken- und Bauchschilde bedeckten Art
L. V. Hey den sammelte sie auch bei Bordighera. Simon beschrieb
sie von Vauclnse.
Oonops pulcher Templeton. 2 Bruchstücke: ein ganz seiner Beine
beraubtes Weibchen und ein Cephalothorax. Diese Art hat eine
weitere Verbreitung, da sie bereits aus England, Holland, Deutsch-
land und Italien nachgewiesen ist L. v. Heyden fand sie bei Bor-
dighera.
49
Attidae: 20.
Epädmmm cingtdatum Panz., 1 erwachsenes Weibchen.
— ' scenicum Clerck, 1 desgl. In ganz Europa, Nordafrika, Madeira;
auch Nordamerika.
— zebraneum C. L Koch, 1 desgl.
^Dendrffphantes nidicolens Walckenaer. 4 junge Stücke. Die Art scheint
im ganzen Mittelmeergebiete vorzukommen und ist aus Spanien,
Frankreich, Italien, Griechenland, Syrien und Algier bekannt
^Cyrha algerina Lucas. Ueber 20 Stück beiderlei Geschlechts, aber vor-
wiegend Weibchen. Die Art ist in allen Mittelmeerländern verbreitet
und an trockenen, sandigen Stellen gemein; nach Norden scheint sie
über Norditalien und Südfrankreich hinaus nicht vorzudringen.
Thor eil erhielt sie auch aus Sumatra (Siboga) und giebt ihre Ver-
breitung durch Turkestan, Indien, Birma an.
Philaeus chrysops Foda, 1 junges Weibchen. Eine entschieden südliche
Art, die in Italien, Südfrankreich, Südtirol (Eisackthal, auch im Alir-
thal bei Taufers) häufig, schon in Nordfrankreich und Süddeutsch-
land aber selten vorkommt. Nach Grube 's, von Thoreli, wie es scheint,
nicht bezweifelten Angabe findet sie sich auch in den Ostseeprovinzen ;
ihr Vorkommen in Schweden scheint aber nicht vollständig verbürgt
zu sein. Menge's gleichnamige Art ist eine von unserer Spinne ver-
schiedene, wie Menge selbst schon vermuthete.
— bicolor Walckenaer, 1 Weibchen.
Helhphanus cu^treus Walck. 5 junge Exemplare eines Heliophanus ziehe
ich zu dieser häufigen und verbreiteten Art, mit der dieselben in der
Färbung übereinstimmen ; bei der grossen Aehnlichkeit der Heliophanus^
Arten and bei der ünzuverlässigkeit der nur von der Färbung her-
genommenen Merkmale bleibt freilich die Bestimmung jugendlicher
Stücke immer unsicher.
— armaius E. Simon, 6 jugendliche Stücke, lieber die Sicherheit der
Benennung gilt dasselbe wie bei voriger Art.
^Inus strüUtis Walck., 8 Stücke dieser in Südfrankreich verbreiteten und
häufigen Art.
^Mcnemerus semümbatus Hahn, 1 Männchen und 2 Weibchen. Die Art
ist, wie die verschiedenen ihr von Lucas, C. L. Koch und Blackwall
gegebenen Namen beweisen, im Mittelmeergebiet verbreitet und häutig:
bekannt ist sie aus Spanien, Italien, Korsika, Korfu^ Griechenland
und Algier
PrJlenes Beddii E. Simon, 1 Weibchen dieser schönen Art, die Simon
von Digne, Her man aus Ungarn beschrieb; ich fand sie wiederholt
im Mainzer Becken bei Ingelheim.
*Ergane jucunda (Lucas) E. Simon. 7 Stück dieser in Spanien, Süd-
frankreich, Italien, Algier, Griechenland und Syrien verbreiteten Art.
— arcuata Clerck. 15 junge Spinnen dieser Gattung ziehe ich nach
der Färbung zu dieser Art , die wohl über ganz Europa verbreitet
ist und sich bei uns mit Vorliebe auf Sumpfwiesen aufhält. Die
Geschlechtsreife der Art tritt im Juli ein.
Aifiis terebratus Clerck, ein junges Männchen. Diese Art scheint mehr
dem Norden anzugehören und im Süden erst wieder in den Alpen
häufiger aufzutreten. In Schweden, Norddeutschland scheint sie nicht
50
selten zu sein; in Frankreich tritt sie nur spärlich auf; aus West-
deutschland ist sie mir nicht bekannt, dagegen fand ich sie zahlreich
an Pfosten und Geländern im Oberengadin und im Stubaithäl bei
Neustift in 1000 m Höhe tt. M.
*Phlegra Bresnieri Lucas, 6 Stück, worunter 2 entwickelte Männchen.
In der ganzen Mittelmeerregion verbreitet.
*SaUis barUpes E. Simon. Zahlreiche, zum Theil auch erwachsene Stücke
dieser über Spanien, Frankreich, Italien und Südrussland verbreiteten
Art, die v. Hey den im Winter auch bei Bordighera sammelte.
*Euaphrys gambosa E. Simon, 6. Bereits von Nizza gemeldet, auch
sonst in Südfrankreich, in Spanien, Marokko, Sicilien und Syrien
gefunden.
Neon retictäatus Blackwall, 6. Diese Art lebt bekanntlich am Boden,
unter Laub und Moos, und kann namentlich im Winter nur durch
Aufkratzen des Mooses gefunden werden.
BaMus depresstis Walck., 26 Stück, worunter einige geschlechtsreife Männ-
chen, welche jedenfalls gegen Ende des Aufenthalts in San Remo gesam-
melt sind, da Simon auch für Frankreich den Mai als den frühesten
Termin für das Eintreten der Geschlechtsreife bezeichnet. Die Art
wurde auch von v. Hey den bei Bordighera erbeutet und ist bei uns
nicht selten.
Thomisidae: 13.
Arianes margaritatus Clerck. 1 junges Weibchen dieser verbreiteten und
namentlich in Kieferwäldern häufigen Art.
Philodromtis aureohis Clerck, 1 junges Weibchen. In ganz Europa ver-
breitet und häufig.
Tmarus piger Walck., 1 junges Weibchen. Die Geschlechtsreife der Art
tritt bei uns im Mai ein.
Synema globosa F. üeber 20 Stücke, von denen keines geschlechtsreif ist,
wie denn auch bei uns die Geschlechtsreife dieser Art erst im Mai
eintritt, lieber ganz Europa mit Ausnahme von Grossbritannien und
Schweden, durch Sibirien bis China und in Nordafrika verbreitet und
in manchen Gegenden Deutschlands häufig.
Ileriaeus hirsuttis Walck. Nur 1 jugendliches Stück dieser aus den
Pyrenäen, Frankreich und Südtyrol bekannten, von mir auch am
Bochusberge bei Bingen nachgewiesenen Art.
Misumena vatia Clerck. 10 ganz junge, jedenfalls aus Eiern des vorher-
gegangenen Sommers geschlüpfte Stücke.
Thomisus onustus Walck., 2 ganz junge Exemplare, Brut des vorigen
Sommers. In den Mittelmeerländern verbreitet und häufig, in Mittel-
europa nur an einzelnen Stellen und selten (Rheinbrohl im Rhein-
thal, Bingen, Frankfurt a. M.). P. Pavesi führt diese Art (Studi
sugli Aracoidi Africani; I, Arach. di Tunisia, Ann. Mus. Civ. Genov.
XV, p. 365) fide Thorell als Th. albus (Aranea alba) GmeL auf
Die Beschreibung Gmelin's (Linn6, Syst. nat. ed. XIII, I, 5, S. 2961):
„Alba, basi abdominis depressa bicorni, apice globoso ," sowie ferner
die Angabe „sub arborum cortice, abdomine punctis impressis 5^'
passt schlecht auf unsere Art. Die dort angeführte Abbildung in
Lepechin it I, T. 20, Fig. 1, habe ich nicht vergleichen können.
51
0.ryptila scahrictda Westring. Nur 1 Weibchen, v. Heyden sammelte
die Art bei Bordighera.
— nigrita Thoreil. Zahlreiche Weibchen dieser verbreiteten und nicht
seltenen Art.
Xysiicus Kochii Thor., 6 Männchen, worunter 3 entwickelte, und 8
Weibchen. Die entwickelten Männchen sind wohl gegen Ende des
Aufenthaltes gesammelt ; bei uns finden sich die geschlecbtsreifen Thiere
dieser und der vorhergehenden Art von Anfang Mai an.
— cristaitis Clerck, 6 Männchen, worunter 1 geschlechtsreif, und 8
Weibchen. Wohl durch ganz Europa verbreitet.
* — desidiosus E. Simon, 1 Weibchen. Simon beschrieb die Art von
Korsika.
— fuscus C. L. Koch. 16 Weibchen dieser auch in Deutschland
vorkommenden , im Süden aber jedenfalls häufigeren Art. Ich sam-
melte sie wiederholt in Nord- und Südtyrol; v. Heyden fand sie in
Bordighera; A. Koenig brachte 2 Weibchen aus Tunis mit.
Sparassidae: 3.
^Micrommata ligurina C. L. Koch. 6 junge Stücke dieser in Italien, Frank-
reich und Spanien verbreiteten Alt Die Exemplare gehören 2 Alters-
stufen an, was als Beweis dienen kann dafür, dass diese Art gleich
unserer M. Hresrens mindestens zwei Jahre zu ihrer Ent Wickelung
braucht.
— virescens Clerck, 1 Weibchen, üeber ganz Mittel- und Nordeuropa
verbreitet und von v. Heyden bei Bordighera nachgewiesen.
*!^}*arassus spongitarsis K Dufour, 9, darunter ein erwachsenes und ein
Männchen mit angeschwollenen Tastern. In den westlichen Mittel-
meerländem verbreitet.
Anyphaenidae: 1.
Anyphaena accentuaUi Walck. 18 junge Exemplare beiderlei Geschlechts;
die Geschlechtsreife scheint demnach bei dieser Art im Süden zu der-
selben Zeit einzutreten wie bei uns (Mai). In ganz Europa in Ge-
büsch wohl nirgends selten.
Drassidae: 22.
AphantauUix trimaculatus E. Simon, 1 junges Weibchen. Simon
machte diese Art 1878 bekannt und erwähnt ihr Vorkommen von
Morbihan, Ile de Rä, Cantal, Lot-et-Garonne; in Morbihan fand er sie
vorzüglich auf Ulex etiropaeus. Ich fand die Art auch bei Bonn
(neu für Deutschland).
Prosthesima oblanga C. L. Koch. 3 Männchen und 8 Weibchen dieser
von L. Koch aus Dalmatien, den Salzburger und Tiroler Alpen und
von Meran angegebenen Art. Simon, der das Männchen als noch
,4nconnu" bezeidmet, führt sie von mehreren Punkten der Basses
Alpes an. L Koch 's Abbildung des männlichen Tasters in Seiten-
ansicht (vergl. Die Arachniden, VI, Tab. VII, Fig. 105) ist zu klein
gehalten, um zur Erkennung der Art wesentlich beitragen zu können;
charakteristisch ist an der Aussenseite des Bulbus, in der oberen
Hälfte, ein breites, dicht mit Borsten besetztes Band.
52
*Prosthesima elecia C. L. Koch. 1 junges Männchen gehört nach der Färbung
der Beine zu dieser Art, die v. Hey den auch bei Bordighera erbeutete.
* — Carmeli 0. P. Cambridge, 3 junge Weibchen. Cambridge beschrieb
diese Art vom Berge Karmel, Canestrini (unter dem Namen Melarup-
phora latipes) aus Italien; Simon giebt sie aus Spanien und Frank-
reich (Gers; Marseille; Var; Aude; Korsika) an; sie scheint demnach
im Mittelmeergebiete eine weite Verbreitung zu haben.
* — hinuiculata C. L. Koch. Koch beschrieb die Art aus Griechen-
land; 0. Her man erwähnt sie aus Ungarn (Pancsova) als Frühjahrsform
auf Urtica \ weiter westlich scheint sie bisher nicht gefunden zu sein.
0. Herman verweist die Art indirect durch seinen Vergleich mit
Poec, conspicua in die Gattung Poecilochroa.
*Ppthonissa e^jcomata C. L. Koch, üeber 40 junge Stücke, die im Sammel-
glase ihre schöne Schuppenbekleidung zum grössten Theile einbüssten.
Die Art scheint im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet und häufig zu
sein: Sahara, Griechenland, Südtyrol, Korsika, Frankreich. 0. Herman
führt sie aus Ungarn an.
— spec. 1 Männchen mit angeschwollenen Tastern gehört einer an-
deren, grau gefärbten Art an, die ich nicht näher zu benennen vermag.
*Gnaphosa alacris E. Simon. 5 junge Stücke einer Chiaphosa scheinen
mir zu der genannten Art zu gehören, doch ist die Bestimmung nicht
ganz sicher. Simon führt Gn. alacris aus den Pyrenäen und Korsika
an; auf letzterer Insel ist sie bei Ajaccio sehr häufig.
*DrassiAs v^Uitor L. Koch, 3 Weibchen. Aus Spanien, Südfrankreich, Dal-
matien, Sicilien und Algier (Oase Biskra) gemeldet
— retustis E. Simon. Nur 1 Weibchen dieser, wie es scheint, seltenen
Art, die bisher aus Frankreich und der Bbeinprovinz bekannt war.
* — maceUmus Thor, (kebes Cambridge, niaceUinus Simon). 5 Exemplare
von denen aber nur 1 Männchen geschlechtsreif; sie gehören alle der
kleineren Varietät an. Thoreil beschrieb die Art nach Stücken,
die er bei Nizza unter Steinen gefunden hatte und giebt dabei an:
vielleicht auch bei Kissingen. Nach Simon im Süden Frankreichs
verbreitet.
— Heeri P. Pavesi, 4 ausgewachsene Weibchen. In Frankreich, Nord-
italien und der Schweiz, aber auch in der Kheinprovinz.
*Chiraca7i(hiuni Seidlitzii L. Koch. 2 junge Stücke von Chir. ziehe ich
nach der Färbung, Augenstellung und Bestachelung der Beine zu
obengenannter Art, die dem Süden Europas angehört.
— Mildei L. Koch, 7 Stücke, die alle noch nicht die letzte Häutung
überstanden haben; nach Simon finden sich die geschlechtsreifen Exem-
plare im Juni auf Gebüsch. Eine südeuropäische Art, die in Spanien,
Frankreich, Italien, der Türkei, Syrien und Algier aufgefunden ist
Clubiona hrevipes Blackw. 1 Männchen dieser namentlich in Nord- und
Mitteleuropa auf Eichengebüsch häufigen Art.
— terrestris Westr., 1 Weibchen.
* — parvula Luc, 1 Weibchen dieser südeuropäischen Art.
— decora Blackw. 12 Stück, darunter ein erwachsenes Männchen. Hin-
sichtlich dieser Art, die von Simon aus Frankreich nicht angegeben
wird, hatte ich lange Zweifel, indem ich an die Möglichkeit dachte,
dass sie mit der vorhergehenden identisch sein könnte; diese Zweifel
53
sind aber duh, da ich auch Cl. parvuUi kennen gelernt habe, gehoben.
Die Art war bisher aus der Schweiz, von Madeira und dem Bhein-
und Moseltbal angegeben.
Ztrra spimmana C. L. Koch. 1 Weibchen der bei uns am Boden der
Gebüsche häufigen Art.
Vhnirolithtis minimtis C. L. Eoch. 4 noch nicht ganz entwickelte Stücke
dieser in Frankreich und Deutschland verbreiteten Art.
*Ägri)€ca lineata E. Simon, 2 junge Exemplare. Simon machte die Art
von Korsika bekannt.
* — hjcosifonnis Cambridge? Es liegen mir 13 Stück einer Agroeca vor,
die ich zu dieser Art ziehe, mit der die Augenstellung (hintere Reihe
gerade!) und Färbung übereinstimmt; da sammtliche Exemplare noch
nicht entwickelt sind, so ist die Bestimmung freilich nicht ganz zuver-
lässig. Die Art war bisher nur aus Syrien, Sizilien und Algier bekannt.
Lycosidae: 9.
Oxyopes ramosus Panz., 1 junges Weibchen.
Ocycde mirabilis Clerck. Mehrere junge Stücke dieser fast kosmopo-
litischen^ von V. Hey den auch bei Bordighera beobachteten Art.
Trochosa tenncohi Thor., 13 Stück dieser weit verbreiteten und häufigen
Art, die v. Heyden auch bei Bordighera fand.
*Tnrentula Simonis Thor., 2 unentwickelte Tbiere, daher die Bestimmung
nicht ganz unzweifelhaft. Simon giebt die Art von Digne (Basses
Alpes) und Evscorial (Spanien) an.
* — albofasciata (Brull6) E. Simon, 24, darunter ein altes Männchen in
einem Termitenbau. Im ganzen Mittelmeergebiete verbreitet und häufig.
Lycosa hortensis Thor. Zahlreiche unausgewachsene Stücke einer Lycosa
gehören zu dieser oder einer nahe verwandten Art
— nigriceps Thor., 1 junges Weibchen.
— morosa L Koch, 1 Weibchen.
— amentata Clerck, 1 entwickeltes Männchen,
Ägalenidae: 8,
*Tf\vtrix coarctata L. Dufour, 16 Stück, von v. Heyden auch bei Bordighera
gesammelt. Die Art ist im ganzen westlichen Südeuropa verbreitet
und häufig. P. Pavesi führt sie auch aus Algier, Tunis, Aegypten
und Abessinien an.
Tegenaria campestris C. L. Koch, 1 junges Weibchen der in ganz Mittel-
europa verbreiteten Art.
— domestica Clerck, 1. Die Art lebt in Häusern, in Mittel- und Nord-
europa; fehlt in England. Im Süden wird sie allmählich durch T,
parietina ersetzt
* — pagana C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art scheint dem Südwesten
Europas anzugehören (Pyrenäen, Südfrankreich, Korsika).
* — palUdula E. Simon? Nur ein unausgewachsenes Stück, deshalb die
Bestimmung zweifelhaft. Simon beschrieb die Art aus den Pyrenäen.
* — parietina (Fourcroy) E. Simon. 1 Stück dieser südeuropäischen aber
auch schon in England auftretenden, langbeinigen Art.
— silvestris L. Koch, 3 Weibchen. Die Art ist erst von wenigen Punkten
bekannt: Nürnberg, Paris, Tirol. Ich selbst fing sie mehrfach bei
Atzwang im Eisackthale.
54
*Tegen4iria cMfilis Thor., 14 Exemplare, darunter mehrere ausgewachsene
Männchen. Charakteristisch für den Bulbus ist der tief gegabelte
Fortsatz an seiner Aussenseite, der das Ende des Eindringers auf-
nimmt. Die Art war bisher von Nizza (Thorell) und Monaco (Simon)
bekannt, aber nur das Weibchen.
Zoropsididae: 1.
*Zoropsis ochreata C. L. Koch, 2 Weibchen. Die Art ist aus Spanien,
der Provence, Sicilien und Algier bekannt; in Norditalien scheint sie
noch nicht gefunden zu sein.
Ä m a u r ohiada e : 3.
*Anmurolnus Erherii Keyserling. 15, worunter einige erwachsene. Die
Art scheint in Südfrankreich und Italien verbreitet und häufig zu sein.
* — jugorum L. Koch, 4 Weibchen. Koch beschrieb die Art aus Tirol,
wo ich sie ebenfalls bei Atzwang aufl'and; nach Pavesi ist sie im
Tessin häufig; Simon erhielt sie auch aus der Sierra d'Bstrella.
*Tit(inoeca albom^cidafa Lucas. 18 junge Stücke dieser aus Algier, Italien,
Korsika und Nizza bekannten Art. Diese jugendlichen Stücke haben
eine grosse äusserliche Aehnlichkeit mit Dkty^ia; die Beschaffenheit
der Tracheen (4 einfache Röhren) überzeugten mich aber, dass sie
zu Titafweca gehören.
Dictynidae: 3.
Dicfymi flavescens Walck. 4 unausgewachsene Stücke dieser auf Gebüsch
lebenden Art, die bei uns mit Anfang Mai entwickelt ist.
— viridissima Walck. Mehrere Stücke beiderlei Geschlechts. Die Art
tritt bei uns namentlich an Spalieren und Kalthauspfianzeu des Gar-
tens auf und ist im Spätsommer bis tief in den Herbst hinein im er-
wachsenen Zustande zu finden.
— mcina E. Simon. 1 junges Exemplar einer mir unbekannten Dictynu
ziehe ich zu dieser Art, mit der es in seiner Färbung übereinstimmt;
Simon beschreibt sie von Korsika, wo sie sich im Sommer im er-
wachsenen Zustande auf Büschen und Hecken findet.
MictYphantidae: 2.
*Pluesiocraerus longicarpus E. Simon, 1 Männchen. Simon beschreibt die
Art von den Seealpen und Ostpyrenäen, wo er sie im September in
feuchtem Moose fand.
*Lophocarentim ineditum Cambridge, 1 Männchen. Die Art ist von ver-
schiedenen Punkten Südfrankreichs und so auch von Nizza bekannt.
Scytodidae: 1.
Si^iodes thoracica Latr., 2 Weibchen. Bei uns findet sich diese Art fa«t
nur in Häusern, im Süden dagegen häufig im Freien; die südlichen
Exemplare zeichnen sich durch bedeutendere Grösse und lebhaftere
Färbung, wobei das Schwarz von dem Gelb schärfer abgesetzt ist,
aus.
0
Pholcidae: 1.
*Spermophora sexoculaUi Dugös. Nur 1 Weibchen dieser kleinen, in Süd-
frankreich, Spanien, Italien und Nordafrika verbreiteten Art.
55
Theridiadae: 18.
Pedanostethus lividus Black w., 1 Männchen, 2 Weibchen, üeber ganz
Europa verbreitet und von L. Koch auch aus Sibirien nachgewiesen.
*Enoplognatha testacea E. Simon. 2 Stücke, welche mir der Autor selbst
benannt hat. Simon beschrieb die Art von verschiedenen Punkten
Südfrankreicbs und von Korsika.
Enoplofffiatha mamUbularis Lucas. 7 Weibchen dieser im ganzen Mittel-
meergebiete verbreiteten und häufigen Art, die leicht mit einer
Epeiride verwechselt werden kann. Das Verbreitungsgebiet derselben
erstreckt sich bis nach Arabien und China.
£ro aphana Walck. ==■ atomaria C. L. Koch. Ein junges Weibchen
dieser über Mittel- und Westeuropa verbreiteten Art
^Euryopis actiminata (Lucas) E. Simon. 7 junge Weibchen dieser Art,
die nach Simon in allen Mittelmeerländem ungemein häufig ist.
Asagena phalercUa Panz., 1 junges Weibchen. Die Art ist über Eng-
land, Skandinavien, Mitteleuropa, Frankreich bis zu den Pyrenäen
verbreitet, in den Alpen bis hoch ins Gebirge hinauf.
*Tetäana triangulosa Walck. 13 Stücke, darunter auch 2 Männchen, aber
alle noch nicht geschlechtsreif. In den Mittelmeerländem verbreitet, soll
aber, auch in St. Helena und in Brasilien vorkommen und Simon
erhielt sie aus Alabama und Colorado.
^Lathrodectusjredecimguttatus Bossi, 2 Weibchen. Diese ihres schmerz-
haften, unter Umständen tödtlichen Bisses wegen gefürchtete Art ist
in allen Mittelmeerländem bis nach Südrussland verbreitet. Lv. Heyden
fand diese Malmignatte der Italiener in „prachtvoll sammtschwarzen,
schwefelgelb gezeichneten^^ Exemplaren häufig am Meeresufer bei Bor-
dighera; A. König brachte sie auch von Teneriffa mit.
*LUhyphantes PaykulUanus Walck. 19 Stück dieser in Südeuropa und Nord-
afrika verbreiteten imd häufigen Art; 12 gehören zu der fast einfarbig
dunkeln Var. b. Von v. Heyden auch von Bordighera mitgebracht
*Theono€ longiseia E. Simon. Nur ein Männchen dieser winzigen Spinne,
die Simon im Var auffand.
""LahuUa rupicola E. Simon. Mehrere Weibchen; v. Heyden sammelte
die Art auch bei Bordighera; Simon giebt ihr Vorkommen von ver-
schiedenen Punkten der Seealpen (Mentone, Sospel, St. Martin-Lan-
tosque) an. Sie findet sich, ähnlich unserer L thoracica^ an sehr
feuchten, mit Moos bedeckten, dunklen Felswänden.
*Theridium aulicum C. L. Koch. Sehr zahlreiche Exemplare dieser der
Färbung nach sehr veränderlichen Art, die unter mehreren Synonymen
beschrieben ist; sie ist aus England und allen Mittelmeerländem ein-
schliesslich Palästina bekannt geworden. Cambridge hat bereits den
höchst eigenthümlichen männlichen Taster dieser Art abgebildet.
— tinctum Walck., 8 junge Stücke. In ganz Mittel- und Westeuropa,
— denticidatum Walck., 10 junge Exemplare. Die Fortpflanzung dieser
Art findet bei uns im Mai und Anfangs Juni statt. Ueber ganz
Europa und Nordafirika verbreitet; von Cambridge auch aus Syrien
angegeben.
— simile C. L. Koch. 16 Exemplare dieser Art, die in zahlreichen
Farben Varietäten auftritt; Simon unterscheidet deren 15; die meisten
_ 56
in San Remo gesammelten (jungen) Thiere gehören zur Var. 8 iSimon's.
Die Art ist aus ganz Europa (England, Schweden, Frankreich, Deutsch-
land), ausserdem Algier und Syrien bekannt
Lephthypliantes Zimmermanni nov. nom. (s^inus E. Simon nee [Hathy-
phantes] zebrinus Menge). Ein Vergleich der Beschreibungen und Ab-
bildungen von Menge und Simon lehrt, dass Lephthyph, zehrinns
Sim. nicht der (Bathyph.) zebrinus Menge ist und daher einen beson-
deren Namen haben muss, als welchen ich Zimmermanni vorschlage,
weil Zimmermann mich auf die Incongruenz beider Arten aufmerk-
sam machte, nachdem ich dieselbe an einem von Simon mir als L.
. zebrinus Menge bestimmten Exemplare ebenfalls bemerkt hatte. Von
L. Zimmermanni liegen mir von San Remo 2 Weibchen vor; die Art
ist auch bei Bonn häufig, wo ich den B. zebrinus Menge bisher niit
Sicherheit noch nicht nachgewiesen habe.
Linyphia pusilla Sundevall, 2 junge Weibchen. In ganz Europa und Sibirien.
* — frutetorum C. L. Koch, 1 entwickeltes Männchen. In ganz Süd-
europa und Nordafrika häufig; auch in Syrien,
Tetragnathidae: 3.
Pachygnatha de Geeri Sundev. II Stück dieser in ganz Europa ver-
breiteten und im Frühjahr häufigen Art, die v. Hey den auch bei
Bordighera nachwies.
TetragncHha extensa L., 8 Junge. Durch ganz Europa verbreitet
— dbtusa C. L. Koch, 7 ebenfalls noch junge Stücke. Die Ge-
schlechtsreife dieser und der vorigen Art tritt bei uns nie vor Ende
Mai ein.
Epeiridae: 12.
Meta Merianae Scop., 2 junge Männchen und 1 Weibchen. Die Art ist
durch ganz Europa verbreitet und von v. Hey den bei Bordighera
nachgewiesen.
— segmentata Clerck, 2 junge Weibchen dieser bei uns äusserst ge-
. meinen und verbreiteten Art.
Zilla x-notata Clerck, 4 ausgewachsene Weibchen dieser ebenfalls gemeinen
und verbreiteten Art.
Singa Herii Hahn, 1 Weibchen.
— pygmaea Sundev., 5. Die beiden letzten Bestimmungen sind nicht
ganz sicher, da nur sehr junge Exemplare vorliegen.
Cyclosa conica Pallas, 3 ganz junge Stücke dieser in ganz Europa ver-
breiteten und zwischen Gebüsch häufigen Art.
Epeira diademata Clerck. 6 grosse, ausgewachsene Weibchen, z. Th. vor,
z. Th. nach dem Eierlegen; sie sind wohl ohne Zweifel in der ersten
Zeit des Aufenthaltes gesammelt worden.
— Sturmii Hahn. 5 junge Stücke dieser oder einer mit ihr ver-
wandten Art.
— sollers Walck. 3 Männchen und 4 Weibchen dieser über den grössten
Theil Europas verbreiteten, auch von St. Helena, Südafrika und Japan
angegebenen Art. Die Weibchen sind alle noch unentwickelt, und
von den Männchen ist erst eines geschlechtsreif; es geht hieraus her-
57 _
Tor, dass die Reife dieser Art in San Kemo nicht früher eintritt als
bei uns, da ich im Ahrthal in der ersten Hälfte des April zahlreiche
entwickelte Männchen fand.
— acalypha Waick. 20 junge Stücke dieser auf Haiden und im Grase
häufigen und über ganz Europa verbreiteten Ai*t.
— diodia Walck. 8 noch nicht entwickelte Stücke dieser Art, die an
ähnlichen Orten vorkommt wie E. (icalypha^ aber nicht ganz so
häufig ist.
-- cucurhUina Cierck, 4 junge Exemplai'c. Die Verbreitung der Art
erstreckt sich über Europa, Algier, Palästina, Japan und Nordamerika.
Dr. Luc. V. Hey den tand bei Bordighera im Winter 34 Arten,
unter denen folgende 16 in der Sanremeser Beute nicht mit vorliegen:
Ihjsilera Cambridgei Thor., II crocaia C. L. Koch, Saliicus formicarhis
Deg., M&^tmrus vicinus Sim., Kuoph-ys finitima Sim., Drassus severus
• ' L Koch, Ih\ hypocrita Sim., Dr. puhescens Thor., Trochosa cinerea
F., Lycosa paludicola Clerck, Text rix denüaddia Oliv., Ämaurobius
Scnpolii Thor., TAthyphantes roroUattis L., Äsagena plmlerata Fanz.
Pholrus phalangioides Schrank und Coeculus evhinipes.
Tausendfiisse: 28.
Chilopoda: 13,
Stufigera roleoptrafa L, 2, gleich allen anderen unter Steinen oder im
Gesiebe.
Lithof/ius forficatus L., häufig.
— picetis L. Koch, 1. ,
— cdkarcUus^ häufig.
— (rctösipes L. Koch, 6.
* — aeruginosus L Koch, 5 Stücke dieser zierlichen, gclbrothen Art. !
Oypiops hortetisis Leach, 1. !
frropJnlus flavidus C. Koch, 2. !
— proximtis C. Koch, 1. '
— sodaiis Mnt. {conchylogmfrr Lutz.), 1.
Srolioplanes crassipes C. Koch, 1.
^Sfigmatogaster gracilis Mnt., 4. ,
Sfhendyla nemorensis C. Koch, 6.
Diplopoda: 15.
(Hofneris pustfdata Latr., 4.
— fMHspersa C. Koch, 3.
* Stratigylosama iadretise Pregl., häufig; bisher nur bei Zara gefunden. :
Brachydesmus superus Latr., gemein. j
Polydestnus deniictdatus C. Koch, 3.
Craspedosfnna RawUnsii Leach, 2. '
*Auhcasoma conipactUe Attems nov. gen. et nov. spcc. In einem Weib- ,
chen, das ich in San Remo gefunden und dem k. k. Hofmuseum in 1
Wien überlassen hatte, erkannte Herr Oraf Attems eine neue Art, I
über welche er mir die folgende Beschreibung zusandte: \
„Aulocosoma nov. gen. Q/rpus cylindricum, segmenta carinis
omnino destituta, darso stdco ntedio longitudinali , dorm et laterihus '
58
striis profufidis longitudinalibus erarata, tuberculis setigeris sefiis
minimis jjraedita, Octdi manifesfi, trianguläres. Antennae longae,
apice pauluinm incrassatae, pedes etiles, hatid longi Segmenf^rum
numerus 30,
Atiiocoso m a CO mp a c tile nov. sp. Corpus robtistiim, parvum, fla-
vum, brunneo marnwratum, glabrum: pedes pallidi et antennae nigres-
centes et caput dense crinitu; of.-uli trianguläres, utrimque ocellis
6 compositi (1. 2, 3.) nigetrimi, tubercula setigera anteriorum segtnen-
t^'um sat distitwta, sed parva, posteriorum segmentorum vix conspicua.
Longitudo corpofis 8 mm, latitudo corporis ad 1 mm.
Mas ignotus. — Hab. San Kemo."
*Lpsiopetalum foetidissimtim Savi, gemein.
Julus pusillus Leacb, gemein.
— rufifrons C. Koch (== boleti G. K.), 2.
— longaho K , häufig.
— trilineatus K., 1.
— sahtdosus L., häufig.
* — — var. rubripes C. Koch, in besonders grossen Stücken.
* — aurozonatus Berlese, 1, bisher aus Toscana und Kalabrien bekannt.
Asseln: 10.
Oniscidae: 8.
*Arniadillidium Willii C. L. Koch, nach Dollfuss = Oniscus mactdattis F.;
nicht selten unter Steinen. Bisher nur von Montpellier und von
Cannes bis Mentone gefunden.
* — gramdattwi Bmdt, nicht selten.
* — depressum Brndt, selten.
— vulgare Latr., häufig.
Forcellio laevis Latr., häufig.
Metoponorthus prui?wsus Brndt, nicht häufig.
*LeptotpicJius Panzerii Aud. Sav., nicht häufig, bisher nur aus Aegypten,
Algerien, Korsika, Spanien und Portugal bekannt.
Philosida muscorum Scop., nicht selten.
^Idotheidae: 2.
Idothea marhia L. (= /. fricuspidata Desm.), im Hafen von San Remo.
— acuminatu Leach, ebenda.
Welch thiere: 101.
Land- und Süsswasser-Mollusken: 58.
Schnecken: 57,
*Teafarella bisulcata Risse, in massiger Anzahl unter Brettern und Steinen
im Nebengarten des Hotel de Nico. Da ich von dem interessanten
Thiere, ohne dasselbe und seine Seltenheit zu kennen, aus der Masse
der dort sich findenden Nacktschnecken doch mehr als ein halbes
Dutzend Stücke mitnahm, bin ich überzeugt, dass die Art in San
Remo nicht eben selten ist. Ich freute mich, durch Abgabe von
dem Materiale Herrn Dr. L Plate bei seiner Arbeit über die Anatomie
59
der Gattungen Datulebanliu und TestacelUi (Spengel, Zool. Jahrbücher,
1891) unterstützen zu können.
Limax maximtis L var. Decampi Meneg., 5 Stück an Oelbäamen.
— variegatits Drap., 7 Stück unter Steinen der Terrassen.
Agriolimax agrestis L, sehr häufig im Nebengarten des Hotels.
— laevis Müll., 6 ebenda.
*AfnaHa gagates Drap., häufig ebenda.
— fnarginaia Drap., nicht selten auf den Terrassen, selten im Garten.
* — carinatu Risse , sehr häufig im Nebengarten , sonst seltener.
Ausser in Süd-Europa auch in Frankreich und Süd-England.
Hyalinia (Polita) Drapmumdi Beck, 4 Stück unter Steinen.
— — sepietUrionalis Bgt., 2 ebenda.
— (Vitrea) diaphana Stud., 1 gesiebt.
*ZfmUes alginis L., ziemlich häufig im lehmigen Boden der Terrassen am
Peirogallo und am Wege nach Yerezzo unter Steinen.
*Lef4cochroa candidissima Drap, type und
* — — var. rimosa Chr u. Jan., beide sehr häutig an den Felswänden am
Fahrwege nach Colla und am Wege nach dem Croce da Para unter Steinen.
Patula rotumlata Müll., 6 gesiebt.
— mpestris Drap., 1 im Thale des Loren zo-Baches.
*Hdfx (Trigofwstonm) nautiliformis Porro, 4 unter Steinen am West-
gehänge des Lorenzo-Thales.
* — — angigyra Rosm., 2 ebenda.
— — obroluUi Müll., in massiger Zahl ebenda.
— (VaUofiia)costataTA^\].^hmig nnterSteinen und Brettern im Nebengarten.
' — (Carthfisiana) cufUiuna Mtg. var. cemenelea Risso, einzeln an Pflanzen
der Thalgehänge und unter Steinen. Ausser in Süd-Europa auch in
Frankreich und Süd-England.
* — (EujMryphu) pisa^ia Müll, 1 auf den Terrassen.
* — (Xerophiln) cctespitum Drap., ebenda häufig, stark abändernd in der
Färbung.
* — — virgata Mtg., 4 im Hotelgarten. Auch in Frankreich und Süd-
England.
* — — lauta Lowe, häufig ebenda und auf den Terrassen.
— — interseda Mich., 2.
* — — rugosiusctda Mich., 1,
* — — cotispurcata Drap., häufig im Hotelgarten.
* — — trochoides Poir., 2 Stück an den Felsen am oberen Beragallo.
* — — terrestris Penn., gemein unter Steinen am üfergehänge der
Westbucht, seltener auf den Terrassen.
* — (CochUceüa) acuta Müll., häufig auf den Terrassen am Anfange
des Weges nach San Pietro an Pflanzen und unter Steinen.
— (Tach^a) nenwraUs^ 13. „AufiCallig ist neben der lebhaften und
variabeln Bindenzeichnung die constante Hämmerung der Schalen-
oberfläche." In Gärten der Westseite.
— (MactdariaJ vermictdata Müll., häutig in manchen Gärten der West-
seite, besonders an Rosmarin. Stark abändernd an Grösse und Färbung.
* — (Hdicogena) aspersa Müll., ziemlich häufig, besonders an den Agaven
und Palmen des Hotelgartens; an Grösse und Zeichnung recht ver-
schieden, meist stark, selten nur ganz undeutlich gebändert.
_ ^
*Helix (Helicogetui) aperta Born., überall nicht seilen.
— — pomatia L., I sehr dickschaliges Stück von den Terrassen.
*Cmiella (Ferussacia) folliciihis Gron., 1.
* — (CaeciUanellaJpetitiana Ben., ein Dutzend unter Steinen und gesiebt.
* — — acictila Müll. var. ebtirnea Risso, in massiger Anzahl bei San
Remo und in den Grotten von Mentone lebend unter Steinen ge-
sammelt. Die typische Form auch in Deutschland.
*SferMgf/ra (Rumina) deivlUUa L., häutig, hie und da gemein, in allen
Altersstufen in dem Lehmboden der Terrassen unter grösseren Steinen.
*Piipa (TorquiUa) s^imilis Beng., sehr häufig an den Steinen der Terrassen-
mauern und an den feuchteren Wänden der Häuser im östlichen
Theile der Stadt.
*Fupa (Granopupa) gnmum Drap., selten an Steinen.
* — (Coryna) Fermrli Porro, ziemlich selten gesiebt.
* — ( Pagoflulina) pagodula Desm., 2 gesiebt.
— (Sphf/radium) edentula Drap., 3 gesiebt.
* — (Isthmia) Strobeli Gredl., 1 gesiebt.
— ( Vertigo) pygmaea Drap., 1 gesiebt.
*ClaHsilia (Ddima) itala v. Mts. var. nigra Issel, 1 an einer Mauer
oberhalb des Berigo.
*Ancglus sfriahis Qu. u. Gaim. Verhältniss von Höhe zu Breite zu
Länge der Schale 1:1,66:2,29. Nur in einer Stelle des Bernardo-
Baches, doch da an der Unterseite der Steine häufig.
Limnaeus ovaftis Drap., häufig im unteren Torrente San Martine oberhalb
der Landstrassenbrücke. ,, Kleine Form von nur bis 14 mm Länge
und v^ahrscheinlich durchweg nur Jugendform von lagotis Sehr. (var.
intermedia För.)."
— pereger Müll., 6 aus dem Bernardo-Bache. „Kleine Form von nur
7— IIV2 mm Länge."
— tfiincatulus Müll., in massiger Anzahl aus dem unteren Martino-Bache.
*PlanorbLs umhilicaUis Müll. var. stibangulattts Phil., in geringer Zahl
aus dem Torrente d'Olivi.
*Anne lineata Hartm.,2 aus einer Strohbucht in einem hohlen Oelbaume gesiebt.
* — sublineata Andr., 4 ebenso.
Pomatias septemsplralis Raz., 5 gesiebt
(■yclostoma elegant Müll, ziemlich häufig unter Steinen der Terrassen.
Muscheln: 1.
Pisidium ca^ertanum Poli, häufig im unteren Martino-Bache.
Meeresmollusken: 43.
Schnecken: 30.
Murex brandaris L., 2 stark beschädigte todte Stücke; an einer sandigen
StrandsteUe bei Bordighera wurde sie lebend und gut erhalten gefunden.
— ( PhyUinioUts) trunctdrts L., 3.
Pisania muadosa Lmk., häufig an Steinen auf der Hafenseite dos Molo.
Pollia d'Orbignyi Payr., 1. Westbucht.
yassa incrassata Müll, 5 an der Hafenseite des Molo.
— costtilata Ren., häufig und sehr gross, ebenda.
— comictdum Oliv., 1 an der Ostbuchtktiste angeschwemmt.
61
Columbdla mstica L., häufig an der Hafenseite des Molo.
Coni4s meMterraneus Brug., 2 an der Westbucht.
Ceriihium vulgatum Brug., häufig in der Westbucht, zum Theil von Ein-
siedlerkrebsen besetzt.
Bitfium reiiculatum Costa, 4 aus angeschwemmten Korallen- und
Pflanzenstöcken.
L'ttorina neritioules L., an Steinen der Westbucht gemein.
Rfssoa rentricosa l)esm., 1 an einer Felsklippe der Westbucht.
Alrania calathiscus Mtg., 2 wie Bittinm.
— Montagui Payr., 1 ebenso.
— subcrentdata Schwartz, 6 ebenso.
— punctura Mtg., 1 ebenso.
— tenera Phil., in Anzahl ebenso. Lebend dunkelbraun, einfarbig.
TnincateUa truficatula Drap., 1 junges Stück, ebenso.
Phasianeüa puüa L, 1 ebenso.
Ziztfphinus exigtii4s Pult., 3 an einer Felsklippe der Westbuclit.
TrocJwcochlea turbinata Born, gemein an Steinen der Westbucht.
— mtäabüis Phil, 1 ebenda.
Gihf/ula divaricata L, 2 ebenda.
* — Richurdi Payr., sehr häufig ebenda. Nur im westlichen Mittelmeere.
Fissur eUa rubecula L., 2 ebenda.
Emargintda dongata Costa, 1 an einem angeschwemmten Eorallenstock.
Paiella caerulea L. type und
— — var. tarentina Lmk., beide gleich geraein an Steinen der West-
bucht. Die Thiere werden von den Sanremesern gegessen.
Chiion cajetanus Poli, 1 an einer Felsklippe der Westbucht.
Muscheln: 13.
Teredo navalis L., in Holz angeschwemmt.
Mactra corallina L., 3 Klappen ebenso. Lebend am Sandstrand bei
Bordighera.
Venus gaUina L., 2 Klappen ebenso.
Tapes geographicus Gmel., 1 Klappe ebenso.
Pftricola lithophaga Retz., häufig in den Uferfelsen und Strandgeröllen
der Westbucht eingebohrt, ebenso bei Monaco in hartem Kalk.
Chamu griphoides L., 1 angeschwemmt.
Area (Barbatia) barbata L.^ 1 aus einem angeschwemmten Koralienstooke.
— (Acar) lactea, 6 ebenso.
Pectunculus glycimeris L., 2 Klappen anges(;hwemmt.
Pecten opercidaris L., 1 Klappe ebenso.
— (Hinnites) pusio L, 1 Klappe ebenso.
Anomia ephippium L, 2 Klappen ebenso.
Osirea edidis L, 1 Klappe ebenso.
Hassal hat aus der weiteren Umgebung von San Remo, d. h. aus
dem ligurischen Küstengebiete von Ventimiglia bis Taggia 62 Arten von
Land- und Süsswasserconchylien bekannt gemacht, von denen nach
Boettger's Ansicht 28 mit von mir gesammelten zusammenfallen, 4
jedenfalls falsch bestimmt sind und 30 von mir nicht beobachtete sicher,
möglicher- oder wahrscheinlicherweise als Bewohner des fraglichen Ge-
bietes zu betrachten sind. Letztere sind: Buliminus deiritus Brug., B,
62
fnonianus Drap., B. obscuriis Mülh^ B, quadridens Müll., Bythinia ten/a-
culcUa L, *Clausilia hidens L, Cl, hidentata Ström, var. nigricans^ *Cl.
solida Drap., CL ventricosa Drap,, Hydrohia venirosa Mtg., Helix arhusto-
Tum Müll., H, carthusiana MüU., *H. dnciella Drap., *H, ciliata Stud.,
*H. ex-planata Müll., *Ä zonata Stud., H. incamcUa Müll., H. lapicida
Müll., *Ä niciensis F6r,, fl. puhhella Müll., *Ä «erpen/tna F6r., üw-
na(?u.9 palustris Müll., Planarbis corUortus Müll., Modicdla arenacea Brue:.,
Orciila dolium Drap., *Törquülu varialnliji Drap., Balea perversa L., O/o-
w/^ito Itdmca Müll., Lauria cylindracea Costa, Hyalinia ceUaria Müll. Von
den von mir in einem Winter erbeuteten 57 Arten fehlen jener Liste 29.
63
II. Wurde BerDstelu von UiDtcrlndien nach dem Westen
exportirt?
Von A. B. Meyer.
In den „Abhandlungen der Gesellschaft Isis in Dresden^^ (1892, Abb.
Nr. 7) habe ich vor Kurzem über Bernstein berichtet, der in Barma ge-
fanden wird und von dem mir eine Probe aus dem Indian Museum in
Calcutta zugekommen war. Die chemische Untersuchung ergab, dass er
dem Ostsee -Bern stein (Succinit) in Bezug auf die Bemsteinsäure (2%)
ähnelt (Succinit entwickelt S^/^ bis 8%), während er dem sizilischen
(Simetit) in Bezug auf die Fluorescenz näher steht. Ich erhielt dann von
dem Kaiserlichen Deutschen Konsul in Bangun weiteres Material, allein
dieses erwies sich nach Dr. Oster's Untersuchungen dem baltischen Bern-
stein so vollkommen gleich, dass ich überzeugt bin, es ist dorthin expor-
tirter und von dem Konsul in gutem Glauben gekaufter preussischer
Snccinit. Ich zweifle deshalb nicht daran, weil Dr. Noetling kürzlich
speciell erwähnt hat (Rec. Geol. Survey of India, 1893, XXVI, 38), dass
man jetzt in Mandalay diesen auch kaufen könne.
Der ebengenannte Forscher hat (1. c. 31 — 40) eingehende Angaben
über das barmanische Vorkommen gemacht („On the occurrence of Burmite,
a new fossil Besin from Upper Burma^^), nachdem das Material von Dr. Helm
untersucht (1. c. 1892, XX.V, 180) und mit dem Namen Burmit belegt
worden war (1. c. 1893, XXVI, 31). Die Resultate diflFeriren allerdings
von denen, die Dr. Oster an dem Stück aus dem Indian Museum erzielte,
allein, da Dr. Helm 's Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, so
muss ich dies vorläufig unerörtert lassen, zumal hier nur die Frage be-
sprochen werden soll, ob im Alterthume von diesem barmanischen Bern-
stein nach dem Westen ausgeführt worden sei oder nicht. Die folgenden,
so viel ich weiss, bisher nicht genügend berücksichtigten Stellen des Pli-
nius sind es, welche mich glauben lassen, dass es wohl der Fall gewesen
sein mag.
1) . . . /n Aegypto nasci simili modo ac vocari sacal, item in India
gratiusque ipso Iure esse Indis . . . (Ed. Detlefsen, 1873, vol. V, üb.
XXXVn, sect. n, § 36). Nach der Uebersetzung von Strack (1855,
537) heisst dies: „In Egypten erzeuge es [nach Nikias nämlich] sich auf
ähnliche Weise [durch Sonnenstrahlen nämlich, die in die Erde dringen]
und werde dort Sakal genannt; ebenso und noch lieblicher in India, wo
es den Einwohnern statt Weihrauch diene." Wittstein (1882, V, 245)
übersetzt: „Auf dieselbe Weise soll er in Aegypten entstehen und dort
den Namen Sacal fuhren; femer in Indien, und die Indier sollen ihn dem
Gts, lau ttt DremUu, £893. — Abh. 2.
64
Weihrauch vorziehen." Von Nikias ist Nichts mehr bekannt; Dr. Jacob
(Z. D. M. G. 1889, 43, 354) meint, es sei vielleicht Nicias Maleotes gemeint.
2) Ctesias in Indis flumen esse Hypobarum, quo vocabuio significeiur
omnia bona cum ferre, fluere a septentrionc in exortivum oceanum iuxta
monteni silvestrem arboribus electrum ferentibtis. arbores eas psitthacharas
rocari, qua appell^itkme significeiur praedulcis sttavitas (ibid. p. 205, sect.
11, § 39). Nach Wittstein (246): „Nach Ctesias giebt es in Indien
einen Fluss, Namens Hypobarus, welches Wort anzeigen solle, dass er
alles Gute in sich trage; derselbe iliesse von Norden her in den östlichen
Occan neben einem bergigen Walde vorbei, dessen Bäume Bernstein trügen^
und diese Bäume heissen Siptachorae, was so viel als äusserst angenehme
Süssigkeit bedeute." Ctesias lebte 400 v. Chr. und in den von seinen
Schriften noch vorhandenen Fragmenten (ed. Baehr, 1824, 252) heisst es
(nach mir gütigst von Prof. May ho ff in Dresden gegebener üebersetzung) :
„Es ist ein Fluss, der durch Indien fliesst, nicht bedeutend, sondern etwa
2 Stadien [V20 ^- Meile] breit; er heisst auf Indisch Hyparchos^ auf
Griechisch bedeutet das: Alles Gute hervorbringend. Dieser führt 30 Tage
im Jahre Bernstein, denn man sagt, dass auf den Bergen Bäume seien,
die über das Wasser hervorragen (denn die Berge werden von Wasser
überströmt); dann ist die Zeit, wo die Bäume Thränen hervorbringen, wie
der Mandelbaum oder die Fichte oder andere Bäume, hauptsächlich aber
30 Tage lang im Jahre. Dann fallen diese Thränen in den Fluss und
werden fest Dieser Baum heisst auf Indisch Siptachora, auf Griechisch
bedeutet es: sehr süss und von dort sammeln die Indier den Bernstein.
Es sollen die Bäume auch als Frucht Trauben hervorbringen, wie der Wein-
^tock und die Beeren sollen sie haben wie die pontischen Nüsse.^^
3) Hie ultra Indiam fietn diodt e lucrimis mdeagridum avium Melc-
(ujrum deflenfium (ibid. p. 205, sect. 11, § 40). Nach Strack (ibid. 537):
„Dieser [nämlich Sophokles] giebt an, er entstehe jensert India's aus den
Thranen der Meleagriden d. h. der Vögel, die Meleagros Tod beweinen.^
Nach Witt st ein (ibid. 246): „Er sagt nämlich, der Bernstein fliesse hinter
Indien aus den Thränen der Vögel des Meleager, die ihren Herrn bewein-
ten." — Sophokles' Tragödie „Meleagris" ist verloren. Die Verbindung
der Entstehung des „hinterindischen" Bernsteins mit der Meleagersage
dürfte nur poetische licenz sein. Entstehung des Bernsteins aus Thränen
kommt sonst vor: „ . . . ApoUonius ging soweit dass er . . . eine angeb-
liche keltische sage herbeizieht von der entstehung des bernsteins aus den
tränen, die Apoll bei den Hyperboreern vergossen habe." (Müllenhoff:
Altertumskunde I, neuer Abdr. 1890, 220). Sophokles wählte die Perl-
hühner ihres Gefieders wegen, das thränenbetropft aussieht. Dass er sie
von Afrika oder Arabien (Hehn) nach Hinterindien versetzte, ist entweder
poetische Willkür oder sein Glaube gewesen. (Siehe auch Surber: Die
Meleagersage. Diss., Zürich 1880, 21, 121, wo p. 124 darauf hingewiesen
ist, dass die Sage von der Verwandlung in Vögel, um Verstorbene zu be-
weinen, mehrfach vorkommt. Vgl. Hehn: Kulturpflanzen und Haustbiere,
3. Aufl., 1877, 316.) Nach Sophokles wäre also im 5. Jahrhundert v.
Chr. die Herkunft des Bernsteins aus Indien angenommen gewesen. Auch
aus Persien, Arabien nahe, könnte Bernstein gekommen sein, denn Plinius
(XXXVII, 39 bei Müllenhoff: Germ, ant, 112) sagt: ,,Mithtidates in
(^amianiae Hforifms insitlfuu essf (p(am rocari Seriiam, cedri gene^ri sUvosam,
65
inde defltiere in peiras}^ Früher las man statt Carmamae: Gemianiae.
CarmaDien war eine persische Provinz am arabischen Meerbusen. Die
Lesart Carmaniae stammt von Detlefsen, und Müllenhoff adopirte sie;
die Handschriften sagen alle Germaniae^ allein Cedern gab es da nicht
und Mithridates lebte 121—64 v. Chr. in Asien und kannte Germanien
o^ar nicht, weshalb es zweifellos Carmanien heissen muss.
4) Nasci ei in India certum est Archdaus qui regnavit in Cappor
flocia iOinc pineo cortice inhaerente iradit advehi rüde polirique adipe suis
ladeniis mcoctum (ibid. p. 207, sect. 11, § 46). Nach Strack (539) „Auch
das ist gewiss, dass er sich auch in India erzeugt. Archelaos, der in
£appadokia [Eleinasien] regiert hat [starb 17 n. Chr.], sagt, derselbe komme,
roh und noch mit Pinienrinde behaltet, von dort her und werde, in Schmalz
Ton einer säugenden Sau gekocht, geglättet^' Ktilb (1855 p. 4302) über-
setzt „verfeinert". Wittstein (248): „Dass auch in Indien Bernstein vor-
kommt, kann nicht bezweifelt werden. Archelaus, der Cappadocien be-
herrschte, sagt, er werde von dort im rohen Zustande, an Fichtenrinde
hängend hervorgebracht und durch Kochen mit dem Schmalze einer säu-
genden Sau blank gemacht."
Man findet diese vier, hier angezogenen Stellen des Plinius auch
bei Müllenhoff „Germania antiqua" 1873, 111, 112 und 115, wo alles
auf Bernstein Bezügliche zusammengestellt ist
Nach Jacob hiess Bernstein im 16. Jahrhundert im Barmanischen
pajang (Z. D. M. G. 1889, 43, 356, wo auch andere alte Namen), nach
Balfour (Cyclopaedia of India 1885, I, 89) jetzt ambeng, nach Palle-
^oix (Dict ling. Thai, Paris 1854) heisst grauer und gelber Bernstein im
Siamesischen amphan, gelber ausserdem am ph an t hon g (thong = Oold),
auch giebt es einen amphan khipla.
Dr. Heibig (Atti d. R Accad. dei lincei 1876—77, ser. 3, Mem. Gl.
di sc. mor. etc. vol. I, Boma 1877, „Osserv. sopra il commercio dell' am-
bra,^^ p. 425) kommt zu folgendem Resultate: „Risulta dunque, che i Gred
facevano uso delP ambra soltanto nel periodo primitive, quando subi-
vano ancora l'influenca della civiltä asiatica, e poi di nuovo all'
epoea imperiale, quando la loro arte cominciava a decadere. AU' incontro
durante il periodo propriamente classico, che comincia coir emancipazione
dell' Influenza Orientale e finisce coli principio della decadenza, essi s'aste-
nevano dall'impiegarla nell'arte e nell'industria.'' Vgl. auch p. 429, Zeile
17 — 24 und p. 433, Zeile 5 — 1 von unten, sowie p, 424, wo es heisst:
,J Greci all'epoca omerica assegnarono all'ambra un grande pregio.^' Dr.
Olshausen (Z. f. E. 1891, Verh. 297) bemerkt dazu, dass bezüglich des
Bernsteins schwerlich an einen Einfluss direct von A^ien aus zu denken
sei, d» der Bernstein in Asien wenig benutzt worden zu sein scheine und
sagt femer (1. c. 295), dass er „in alter Zeit im ganzen Ol*ient keinen-
falls eine wesentliche Bolle gespielt^^ habe. „Wenn sich daher zu
Mykenae neben massenhaftem Gebrauch des Bernstein ein starker orienta-
lischer Einfluss zeigt, so ist eben nur festgestellt, dass sich beide gleich-
zeitig finden, ohne dass ersterer durch letzteren bedingt ist*' (1. c. 297
Anm.). Ob sich dieser Ausspruch rechtfertigen lässt — mir scheint es
nicht — , wird man erst dann beurtheilen können, wenn Asien prae-
historisch und archaeologisch besser bekannt ist als jetzt. Wenn nun
Dr. Helm (Sehr. Naturf. Ges. Danzig, N. F. Bd. VI, Heft 2, S. 6 des S.
66
A.) Bernstein aas den Königsgräbem von Mykenae seiner chemischen
Eigenschaften wegen für „baltischen^^ erklärt, unter welchem Namen er
den der Nord- imd Ostsee, sowie den bis Mitteldeutschland gefundenen
versteht (s. auch 1. c. YII, Heft 4, S. 8 des S. A), so ist das, meiner An-
sicht nach, zu schnell geschlossen. Der Mykenae-Bemstein kann auch
anderen, noch unbekannten Ursprunges sein. Nach MüUenhoff aller-
dings holten die Phönizier den Bernstein von den Nordseeküsten (D. Alter-
tumskunde, 2. Aufl. 1890, I, p. YT): „ ... ich glaube es doch erreicht
zu haben dass hinfort im ernst unter einigermassen verständigen leuten
nicht mehr davon die rede sein kann ob die Fhoenizier oder Griechen
den bemstein aus der Ostsee geholt haben.^^ Und (p. 214): „der bemstein
wird niemals . . . weder bei Herodot noch sonst irgendwo unter den
handelsartikeln die die alten über den Pontus bezogen erwähnt, und keine
sage oder andere notiz über die herkunft des rätselhaften fossils . . . weist
in diese richtung.^ Femer (p. 216): „mit grosser Sicherheit darf man
daher annehmen dass der samländische, aestische bemstein erst um die
mitte des ersten Jahrhunderts nach Chr. gegenständ des directen handels-
betriebes über land wurde.^^ Endlich (p. 222): „Phoenizier brachten den
Griechen den bemstein wie das zinn^', und zwar das Zinn von England,
den Bemstein von der cimbrischen Halbinsel. Movers (Phönizier, 1856,
11 3, 62) erwähnt den Bemstein gar nicht als Handelsartikel der Phöni-
zier imd bezüglich des Zinns ging er so weit, zu behaupten, dass das
britannische auch nach Indien gebracht, also selbst hier nicht aus dem
nahen Hinterindien bezogen wurde; allein schon 1873 hat v. Baer (Beden
in, 316) ihn widerlegt. Die Phönizier holten das Zinn aus Ophir, dessen
Lage in Hinterindien so gut wie sicher gestellt ist (1. c. 112). Mit dem
Zinn, dem Elfenbein, dem Santelholz, den Piauenfedem und anderen Kost-
barkeiten können sie aber sehr wohl auch den Bernstein nach dem Westen
gebracht haben % zu welcher Annahme man um so mehr veranlasst wird,
als, wie wir sahen, Sophokles, nach Plinius, Hinterindien specieU als
Heimath des Bemsteins nennt, abgesehen davon, dass eine Reihe anderer
Schriftsteller des Alterthums Indien als Fundort angeben. Dieses schliesst
den gleichzeitigen Bezug von der Nordsee nicht aus. Die angezogenen
Stellen bei Plinius scheinen mir bisher zu sehr ausser Acht gelassen
worden zu sein und man wird nicht umhin können , sie in Zukunft ' bei
der Discussion dieser Prägen ihrer Bedeutung nach zu würdigen.
Ich habe schon in dem Eingangs citirten Aufsatz in den „Abhand-
lungen der Gesellschaft Isis^^ auf verschiedene Reise- und andere Werke
hingewiesen, welche von der weiten Verbreitung und vielfachen Anwendung
des Bemsteins in Barma imd auch von dem Exporte von dort sprechen*'*),
speciell auch auf Anderson's „Report on the Expedition to Western
Tunan" (Calcutta 1871). In diesem Werke findet man (p. 108 Anm.) die
auffallende Notiz, dass eine Silberkette mit einer Anzahl kleiner daran
hängender Instmmente als häufig vorkommender und brauchbarer Schmuck
*) Nach Hirth (China and the Roman Orient 1885, 41 und 244) ¥^re balÜBclier
Bernstein 7on Syrien über Land nach China gekommen, aber wenn dieses sich auch
80 verhielte, so handelt es sich dabei um eine sp&tere Zeit.
••) Auch nach Noetling (Rec. Geol. Survejr of India 1898, XXVI, 37} werden
grosse Mengen nach China ezportirt und existirt eine umfangreiche und Jahrnunderte
alte Bernstein-Industrie in Barma (S. 89).
^67
der Männer bei den Shans (Sandathal) im Stile fast identisch sei mit dem
Köq)er des Schmuckes, den v. Sacken im ,,6rabfeld von Hallstatt" (1868),
Tafel XIII, Figur 1 abgebildet habe. Ebenso (p. 107 Anm.) bezieht sich
Anderson bei Biechfläschchen der Frauen von dort auf Sacken 's Figur
16, Tafel XIY und nennt die Aehnllchkeit der Ornamente höchst auffallend.
Sacken 's Figur stellt eine Fibel dar. iÖadlich sagt er von. Ohrringen der
Shanmädchen (p. 105 Anm.): „This earring has a most remarkable resem-
blance in every particular to that figured by Sacken pl. XIII, fig. 4; indeed,
so much so that it Stands for the European omament of that early period.^^
Alle diese Schmuckstücke der Shans sind von Silber, die Hallstattgegen-
stande aus Bronze. Das Object, das Figur 4, Tafel XIII abgebildet ist,
nennt v. Sacken (p. 164) „Beschlägstück (eines Stabes?) von Eettchen
amgeben/^ — Ich erhielt auf meine Bitte vom Indian Museum in Galcutta
Photographien dieser Shan-Objecte und konnte daher die von Anderson
behauptete Aehnllchkeit einer GontroUe unterziehen. Die zuletzt genannten
Ohrringe haben eine nur ganz äusserliche und allgemeine Aehnllchkeit mit
dem ,3eschlägstück'^, welche das Wesen der Sache nicht angeht Das Biech-
ilischchen hat insofern eine äussere Aehnllchkeit mit der Fibel, als bei
beiden an einem halbmondförmigen Körper Eettchen mit Zierplättchen
hängen, bei dem Shan-Schmuckstücke rhombische, bei dem Hallstätter mehr
pyramidal geformte. Solche äussere Aehnlichkeiten zwischen toto coelo
verschiedenartigen Oegenständen aus zwei Weltenden, so zu sagen, lassen
sich zahlreich aufißnden, ohne dass sie das Mindeste besagen. Was endlich
die Silberkette mit daranhängenden Instrumenten im Vergleiche mit dem
^J^hängsel^* von Hallstatt anlangt, so ist die allgemeine Aehnlichkeit die,
dass in beiden eine Badform mit Eettchen daran vorkommt, sonst aber
ist in den Einzelheiten der Ornamente nicht die allermindeste Aehnlichkeit,
Tielmehr totale Yerschiedenheit vorhanden. Dieser Hinweis auf Hallstatt
ist daher ganz verfehlt und irreleitend, anderenfalls würde er das grösste
Interesse in Anspruch nehmen können. Es konunen, wie bekannt. Bern-
steinperlen in den Qräbem Hallstatts massenhaft vor, femer unter anderem
Elfenbeinschwertknäufe mit Bernstein verziert (Sacken, Tafel V, 2, Seite 27),
allein es hat dieses Nichts mit hinterindischen Schmuckstücken zu thun,
wenn auch einstmals vielleicht auch Bernstein zusammen mit den anderen
bekannten Producten aus Ophir in die Westländer, bis Griechenland oder
selbst weiter, gelangte. Es wäre in der That auffallend, wenn die Phönizier
das Elfenbein, die Hauenfedem, das Santelholz, das Zinn, Edelsteine, Oewürze
und Anderes in Hinterindien verladen, den im Lande selbst aber hoch-
geschätzten, verbreiteten, auffallenden und ausserdem so leicht transportablen
Bernstein zurückgelassen haben sollten, wozu noch in Betracht gezogen
werden muss, dass altgriechische Schriftsteller selbst die indische und
Sophokles spedell die hinterindische Herkunft angeben.
Nachschrift Während derCorrectur erhalte ich von Herrn Dr. Helm
einen Abdruck seiner Abhandlung aus den Schriften der Naturforschenden
Gesellschaft zu Danzig, N. F. VIII. Bd., 3. Hft. „üeber Birmit", wie der
bannanische Bernstein nunmehr statt Burmit (s. oben S. 63) von ihm ge-
nannt wird. (Ueber die Schreibweise von „Barma" habe ich früher ein-
mal eine Notiz gegeben: Publ. d. K. Ethn. Mus. Dresden 1883, III, 46,
Anm. 4; es kommt Birma, Burma, Byrma, Burma, Berma und Barma vor.
68
Deutsche Sprachforscher schreiben meist Barma, weshalb ich es auch thue.)
Der von Dr. Helm untersuchte Bernstein entwickelte keine Bemsteinsäure,
während der, welcher Dr. Oster vorlag, 2% ergab. Ich hebe noch hervor,
dass die Stücke „häufig mit vermoderten Holz- und Bindenstückchen durch-
setzt^^ sind, was an die oben Seite 65 angezogene Aeusserung des Arche-
laos erinnert, der von dem indischen Bernstein sagte, dass er noch mit
Pinienrinde behaftet von dort herkomme. Ob die Provenienz der Probe
aus dem Indian Museum in Galcutta, die Dr. Oster untersuchte,* eine andere
ist, wie die der Heimischen Stücke, wird durch weitere Forschungen fest-
zustellen sein.
Dresden, den 15. Juli 1893.
II. Abhandlungen.
^ley er, A, B.: Wurde Bernstein von Hinterindien nach dem Westen exportirt? S. 68.
^ vhneider. O.: San Remo und seine Thierwelt im Winter. S. S.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlangen,
Pie Autoren erhalten von den Abhandlungen 50. von den Sitzung^-
l>erichten auf besonderen Wunsch 25 Separatabzüge uratis, eine grössere
Anzahl gegen Erstattung der Herstellungskosten.
SitznngskalODder für 1893.
•vptembeT. 28. Hauptversammlung.
'Ntober. 5. Zoologie und Botanik. 12. Botanik. — Mathematik. 19. Mineralogie
und Geologie. 2G. Hauptversammlung.
V->TCinber. 2- Physik und Chemie. 9. Piahistorische Forschungen. 16. Zoologie.
23." Botanik. 30. Hauptversammlung,
IWember. 7. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 14. Physik und Chemie.
21. Hauptversammlung.
Die Preise fiir die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis% welche durch die Burdach'sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . , 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 186i und 1865. pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Decomber 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jalirgang 1867 und 1868. pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 1871. April-Decem her p. Heft SM. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 — 1878. pro Jahrgang .... 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahi'gang 1879 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlimgen. Jahrgang 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. JahrgangI882— 1884,1886— 92.
pro Jahrgang 5 M. — PL
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1893. Jauuar-Jnni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis** wird ein Rabatt von 25 Proe. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis", sowie aucli
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis" werden von dem ersten Secretär der Gre-
sellschaft, d. Z. Dr. Deichmüller, Dresden- A., Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
^ßfr I^i^ regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder ge^en Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
KönigL, Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach
— — Warn atz Ä5 Lehmanu —
8chlOB8-Stras8G 82. DRESDEN. Femsprecher 162.
I .
omuäehU sich
' ■ ■ I)
zur BohorguD^ wlKKenMchartlicIicr iiilerutur. '|
t3- .. -_.=^ .-^- - __._. - . ^^ - ^
Zlüit. i^>t ,Vi.'\tt1t C><Cl, LPf«Ct«
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L'^oo\-\\l%
I. ■'.
Sitzmslienclite id AianiUipn
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden,
Herausgegeben
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1893.
«fall bis December.
(Mit Abbildungen im Text.)
^fi ♦-
Dresden.
In Commission von WATBltz & LellBianD, Köiü>4l. Sädis. II()n>iichliän(l]cr.
1894.
ro
5
Redactions-Goraitö für 1893:
Torsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Mitgrlieder: Dr. J. Dcichmüller, Prof. Dr. 0. Drude, Geh. Hofi-ath Prof. Di
H. B. Oeinitz, Prof. Dr. M. Krause, Institutsdirector Th. Reibisch und Prof. Ihl
E. Zotzsche.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Sttzniigskalender fllr 1894.
Janiiar« U. Präliistor. Foi-schungcn. 18. Zoologie. 25. Hauptversammlung.
Februar. I. Botanik. 8. Mathematik. l5. Mineralogie und Geologie. 22. Haupt\t;r-J
Sammlung.
Mftrz. 1. Physik und Cheniio. 8. Prähistor. Forschungen, 15. Zoologie imd Botanik.
21). Hauptversammlimg.
April, b. Botanik (Floristeuabond). 12. Mineralogie und Geologie. 19. Physik un*i
Chemie. 26. Hauptvei-sammlung.
Mai. 3. Excursion. 10. Prähistor Forechungen. 24. Zoologie. 31. Hauptversammlung.
Juni. 7. Botanik 14. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 21. Physik uii'i
(,'hemie. 28. Hauptversammlung.
Juli. 26. Hauptversammlung.
August. 80. Hauptversammlung.
September. 27. Hauptvei-sammlung.
Oetober. 4. Prähistor. Forschungen. 11. Zoologie und Botanik. -- Mfithematik. 18.
Botanik (Floristenabend). 25. Haupt versammlmig.
XoTember. 1. Mineralogie und Geologie. 8 Physik und Chemie. 15. Präliistor.
Forschungen. 22. Zoologie. 29. Hauptversammlimg.
December. t>. Botanik. 13. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 20. Hauptver-
sammlung.
Sitzungsberichte
der
natiirwissenscliaftlicheii Gesellschaft
zszs
in Dresden.
1893.
-O -0"*^-0 o-
23
I. Section für Zoologie.
Dritte SiÜEung am 16. Norember 1893. Vorsitzender: InstitutB-
director Th. Beibisch. — Anwesend 25 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht in einem längeren, ausfiihrlichen Vor-
trage die Apochromat-Objective der Mikroskope von Zeis in Jena.
Privatus K. Schiller spricht über sächsische Cicaden.
Nachdem er ihre Stellung im System in Kürze angegeben , charakterisirt er die
acht Gattungen derselben, wie sie von Fieber in seinem ursprünglich deutsch ge-
schriebenen Werke ^»Les cicadines d*Earope** aufgestellt sind, und theilt eine Tafel
£iim Bestimmen mit. Hierauf werden die ihm bekannt gewordenen Arten in Wort und
Bild vorgeführt unter besonderer Rücksichtnahme auf die stimmbildenden Organe der
Singeicaden und die zeitweilige Schädlichkeit der Kleincicaden in der Landwirthschaft.
Institutsdirector Th. Beibisch legt vor die Schädel von Mustela
maries L., M. foinn Briss., Foetorius putorius L. , F, vison Briss.,
Lutra vulgaris L,^ Mephitis mesomelasL. und Meles taxus Schreh,
Der Vortrageode bespricht zuerst ihre gemeinsamen Raubthiermerkmale, als Reiss-
2&hne, Weite der Jochbogen, Breite über der OhröfiPoung, Ausschnitt der Nasenbeine.
Darauf hebt er als vorzügliche Merkmale in der Familie der Marder das Zurück-
treten des 2. und 5. Yorderzalmes im Unterkiefer hervor und bespricht alsdann die
Unterschiede einzelner Arten, wozu er vorzüglich die Zahl der Zähne überhaupt und
die Form der Kronzähne im Besonderen benutzt. Bei Lutra macht er auf die Breite
des Schädels als Wasserthier und bei Meles auf die sichere und stets zuverlässige
Einfügung des Gelenkkopfes am Unterkiefer in die Gelenkgrube des Schläfenbeines
auiiDerksam.
IL Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 12. October 1898 (im Hörsaale des E. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 27 Mitglieder.
Prof. Dr. .0. Drude hält einen Vortrag über die Vegetations-
Regionen der Central-Karpathen.
Redner bespricht zunächst altere Arbeiten über die Vegetations- Regionen und
charakterisirt die letzteren speciellor nach den auf der Isis-Excursion dieses Sommers
gesammelten Beobachtungen. Hierauf legt er, geordnet nach diesen Regionen, die
interessanteren in der Tati'a gesammelten Pflanzen vor und bespricht deren Ver-
breitungs-Areale (vergl. Abhandl. IX).
24
Fünfte Sitzung am 23. November 1898. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder.
Bei Beginn der Sitzung zeigt der Vorsitzende unter dem von ihm am
16. November d. J. erläuterten Apochromat- Mikroskop von Zeis ein
Polarisationsbild der Bastzellen des Pinien-Zapfens zur klaren Veranschau-
lichung des Kreuzes und der Interferenzfarben.
Oberlehi-er A. Wobst macht Mittheilung von der Schenkung einiger
Abhandlungen von Fr. Stephani in Leipzig über „Lebermoose'^
Der Vorsitzende trägt alsdann über die neueren Strömungen auf
dem Gebiete der botanischen Nomenclatur vor.
Ausgehend von den Linnee^ischen Prioritäts - Hegeln und deren Verbesserung in
den „Lois de Nomenclature botanique'^ von De Candolle, von den weiter dadurch
hervorgerufenen Umänderungen in den Benennungen deutscher Flora unter Fübrang
von Garcke und Ascherson, giebt er Beispiele für die damit verbundenen Unzu-
träglichkeiten. Nachdem Vortragender als weitere Beispiele heutiger Disharmonie
die Verfahren von Dr. Günther von Beck und Richter- Wien in Beispielen gebracht
hat, erläutert er die Tendenzen von 0. Euntze'a „Revisio plantarum*^ und kenn-
zeichnet die Hauptsätze der Berliner Beschlüsse, welche auf der internationalen
Botaniker- Conferenz zu Genua 1893 besprochen wurden und zu weiterer Ausarbeitung
einer Commission unterworfen sind, gegen welches Verfahren Dr. 0. Kuntze's
jüngste Veröffentlichungen sehr scharfe, oft geradezu komisch wirkende Entgeg-
nungen führen.
Oberlehrer A. Wobst trägt vor über die Formen der Gattung
Rosa von Dresden und seiner Umgebung.
Nach Einleitungen über die Vielgestaltigkeit der einzelnen Species macht er
aufmerksam auf die grosse Summe von Merkmalen, welche alle beim Bestimmen zu
berücksichtigen sind. Nach einem U eberblick über die Mittheilungen älterer säch-
sischer Floristen bespricht der Vortragende unter Zugrundele^ng der Christ'schen
Eintheilung die Hauptformen der Rosen und bringt folgende im genannten Gebiete
gesammelten zur Vorlage:
Rosa alpina L. — jR. pomifera Herrn. ; B. tomeMosa L. — 2?. rubiginosa L. var.
rotundifolia Rau (sehr nahe stehend), R. micrantha Sni., R. i^wdora Fr., R. graveolens
Gren. — R. JundzilU Bess. — R. canina L. f. Lutetiatia Lem., R. canina f. dumalts
Bechst., R. canina f. biserraia Bak., R. canina f. firmula Christ, ex p. — R. glauca
Vill. — jR. dumetorum Thuill., R. dumetorum f. plaiyphylla Rau. — jR. coriifolia Fr.
— R. gälUca L. (verw.), R. gallica f. Austriaca Crantz (E. pumila L.).
Dabei spricht der Vortragende die interessante Vermuthung aus, dass die von
Reichenbach an der Bosel aufgefundene Rosa pumila jetzt verschwunden und an
deren Stelle durch Bastardirung eine Form der R. trachyphylla, R. Jundeüli Bess.,
fetreten ist. Eine kurze Mittheilung über die geographische Vertheilung der Rosen-
brmen in Sachsen beschliesst den Vortrag.
Sechste (ausserordentliche) Sitzung am 28. December 1893.
(Floristenabend). Vorsitzender; Oberiehrer A. Wobst. — Anwesend 10
Mitglieder.
Privatus K. Schiller bringt die kryptogamische Ausbeute der
Isis-Excursion nach der Tatra zur Vorlage (s. unter Abhandl. IX).
Dr. B. Schorler bespricht die Arbeit von Cl. König: „Die Zahl der
in Sachsen heimischen und angebauten Blüthenpflanzen'S
Prof. Dr. 0. Drude legt den 1. Band der Koch 'sehen „Synopsis" in der
26
Bearbeitung von Ha liier und Wohlfarth vor und macht auf deren
Mängel aufmerksam, ferner eine Anzahl interessanter Pilzformen, die
auf einer in Gesellschaft von Prof. Magnus-Berlin und Prof. Fischer-
lieipzig unternommenen Excursion nach Meissen gesammelt worden sind
(s, Excursionsbericht von Prof. Magnus unter Abhandl. VIII).
Dr. B. Schorler berichtet über die interessanteren Bereicherungen
der Flora Saxonica mit Vorlage der Belegexemplare.
Was zunächst die Neuigkeiten anbetrifft, so ist in erster Linie zu
erwähnen
1. Camiximdii hononiensis L. (= C Thalunm Wallr., C. ruthenka M.
B.), aufgefunden von Apotheker Schlimpert (Colin Meissen) an einem
bewaldeten Geröllhang bei Daubnitz, nordwestlich von Meissen.
Diese Glockenblume ist für das Königreich. Sachsen thatsächlich neu. Wünsche
;^iebt zwar einen Standort bei Leipzig, ROglitz, an, aber derselbe liegt ausserhalb
Sachsens an der Elster noch unterhalb Schkeuditz. Sie musste bishei jenen durch
ihre Verbreitung interessanten Pflanzen zugezählt werden, die, wie AMrapalus ex-
$capus, Hypericum elegam und Trifolium parvtflorum im N. und S. des Gebietes ver-
breitet sind, in Sachsen selbst aber nicht Yorkommen, und die dieser eigen thümlichen
Verbreitung wegen zur Aufstellung gewagter Aussterbungshypothesen von Floren-
gliedem Veranlassung gegeben haben. Durch die Auffindung der Campanula bono'
niensis L. sind wenigstens für diese Pflanze die Standorte in Böhmen und Thüringen
resp. der Mark überbrückt. Die Standorte in Böhmen vertheilen sich namentlich auf
den Norden: Jung-Bunzlau, Böhmisch-Leipa, Aussig, Teplitz, Silin, Brüx bis nach
Kommotau, doch kommt sie auch südlicher vor, z. B. bei Prag und Garlstein. Im
benachbarten Schlesien ist die Pflanze selten, im Süden ist nur ein Standort bei
Katscher und im Norden je einer bei Grünberg und Guhren bekannt. Häufiger ist sie da-
gegen in der Mark, wo Ascherson in seiner Flora einige zwanzig getrennte Standorte auf-
zählt, sie scheint aber hier vielfach nur verwildert zu sein, wie die wiederkehrende
Angabe „auf dem Kirchhof^^ beweist. An die Mark schliessen sich direct die Stand«
orte in Thüringen an, wo sie bei Aschersleben, Halle, Frankenhausen, Sondershausen,
Gotha etc. auftritt, also auch nicht selten ist. — Das Hauptverbreitungsgebiet von
C. banofiiensis ist aber unstreitig der Südosten. Sie ist verbreitet bis häufig im süd-
lichen Russland, in den unteren Donauländem, in Bulgarien, Serbien, Banat, Bosnien,
Croatien, Slavonien, Dalmatien, Istrien, Herzegowina und Montenegro bis nach
Thessalien, in Ungarn und Polen, in der Tatra besonders in den Liptauer und Belaer
Kalkalpen häufig. Beck giebt an: „vornehmlich im Gebiet der pannonischen Flora,
Wiener Wald, auf allen Hügeln im südlichen Wiener Becken, im Leithagebirge , in
den Marschauen etc.'* Die am weitesten nach Nordwesten vorgeschobenen Posten
dieser interessanten Pflanze stehen auf einer Linie, die von Gumbinnen in der Prov.
Preussen über Bromberg, Stettin, Rostock, Hannover, nach Trier verläuft und sich
von hier nach der Dauphin^ in Südost -Frankreich wendet. Doch ist in dem durch
diese Vegetationslinie angegebenen Areale die Verbreitung eine sehr sporadische.
Die Pflanze fehlt z. B. in Elsass- Lothringen , der Pfalz, Baden, Württemberg und
Bayern vollständig. Sie ist kalkbedürftig und siedelt sich gern wie ihre südöst-
lichen Verwandten auf sonnigen buschigen Abhängen und Felsen an, kommt aber
auch auf Lehmboden, Basalt und Gneiss vor. — Bei Meissen wächst sie in dem an
interessanten Pflanzen so reichen Lössgebiet, an jenem durch seine vielen Seltenheiten
berühmten Südhang des Lommatzschthales. Bei einer Excursion, die ich am 27. Mai 1898
mit Herrn und Frau Prof. Drude und geführt von den Herren Schlimpert und Fritzsche
dahin unternahm, konnten wir u. A. folgende Arten constatiren: Verbascum phoeni-
ceum, Bosa trctehyphylla , Spiraea Filipendula, AntJiericum Liliago, Carex humilis,
PuhatiUa pratensis, Ptucedanum Oreoselinum und Cervaria^ Sedum rupestre, Potentilla
opaca und rupestris, Inula hirta, Hypochoens fnaculata, Myosotis sparsiflora, Cyna-
glossum officinale etc Es ist wunderbar, dass die Pflanze in einem so gut durch-
forschten Gebiete bisher übersehen werden konnte. Nachträglich wurde von mir ein
2. Standort bei Lommatzsch festgestellt, von wo Seminaroberlehrer Leonhardt in
Nossen die Pflanze bereits 1890, allerdings unter anderer Bezeichnung, an das Her-
barium der Flora Saxonica eingesandt hatte.
26
Neu ist ferner für Sachsen
2. Veronica DiUenii Crtz. (= V. campestris Schmalhausen), aufgefunden
von F. Fritz sehe (Eötzschenbroda) auf einem sandigen Acker bei Lindenau
bei Eötzschenbroda.
Als Herr Fritzsche, der bei allen seinen neuen Funden in liebenswürdigster Weise
des Herbariums der Flora Saxonica im Polytechnikum gedenkt, die Pflanze daselbst
ablieferte, durchmusterten wir gemeinschaftlich die vorhandenen Feronico- Arten und
fanden zu unserer grossen Freude die Pflanze im Herbar bereits vertreten, die als
F. verna L. etiquettirt und von dem eifrigen Sammler um Königsbrück, Herrn
A. Schultz eingesandt worden war. Eine von Lodny bei Blasewitz gesammelte
V verna entpuppte sich auch als V, DiUenii. So liegt uns also diese Novität gleich
von 3 Standorten aus Sachsen vor. F. Dillenii wurde zuerst von dem russischen
Botaniker Schmalhausen in den Ber. d. Deutsch. Butan. Ges. 1892 unter dem
Namen F. campestris von F. verna L. als eigene Art abgetrennt. Schmalhausen giebt
von derselben folgende Diagnose, die ich hier wiederhole, weil doch vielleicht manchem
der Botaniker der Isis damit gedient sein könnte:
Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt, unten etwas kraus, oben drüsig behaart,
7 — 20 cm hoch; untere Blätter kurz gestielt, eiförmig, gekerbt, die übrigen stengel-
ständigen sitzend, tief ."^—5 t heilig oder fiederspaltig, mit linealischen oder länglichen
stumpfen Zipfeln, der Endzipfel grösser und bisweilen eingeschnitten; die unteren
Dockblätter äreispaltig, die oberen lineaManzettlich, gaazrandig; Blütenstiele aufrecht,
kürzer als der Kelch, Kelchzipfel ungleich lang ; Blumcnkrone so lang als der Kelch,
tief blau; Griffel so lang wie aie halbe Kapselscheidewand, länger als die Ausrandung;
Kapsel zusammengedrückt, abgerundet nierenförmig, drüsig gewimpert, mit 9 — 13
sämigen Fächern. —
Diese neue Species, die, wie Ascherson feststellte, nach Prioritäts-Principien den
Namen F. Dillenii Crtz. erhalten muss, ist der F. verna L. sehr nahe verwandt,
unterscheidet sich aber sehr leicht von derselben durch die Länge des Griffels, der
bei ihr halb so lang als die Scheidewand der ausgewachsenen Frucht ist, während
er bei F. verna höchstens '/g so lang, meist noch kürzer ist und die Ausrandung
kaum überragt. Auch die grössere Drüsigkeit, die doppelt so grosse dunkler gefUrbte
und flach ausgebreitete Blumenkrone, die bei F. verfia klein und trichterförmig ver-
tieft ist, und die grössere Fruchtkapsel mit zahlreiöheren Samen (bei F. vertia nur
6—8 in jedem Fache) unterscheidet sie gut von der verwandten Art. — Sie bevorzugt,
wie auch F. verna L., sandigen Boden. Nach dem, was bisher über ihre Verbreitung
bekannt geworden ist, scheint sie auch wie Campanula bononiensis südeuropäischen
Ursprungs zu sein, wenigstens ist sie im mittleren und südlichen Russland und in
Oesterreich- Ungarn verbreitet, Ascherson konnte für sie vorläufig folgende nord-
westliche Verbreitungsgrenze feststellen: Rostock, Neuruppin, Magdeburg, Bodegebirge
im Harz, Frankfurt a. M. und Kreuznach im Nahethal.
Als dritte Neuheit ist zu erwähnen
3. Helosciadiurn iwdiftorum Koch, aufgefunden von dem Seminaristen
Th. Angermann am Bienitz bei Leipzig.
In den Sitzungsberichten der Isis vom Jahre 1890 wurde . das Vorkommen dieser
in Deutschland seltenen Gattung in Sachsen constatirt. Heute können wir bereits
von der Auffindung einer zweiten Art berichten. Der entdeckte Staudort ist für
Helosciadium nodiflorum möglicherweise ein sehr alter, wenigstens erwähnt Baum-
g arten, der allerdings nicht sehr zuverlässig ist, in seiner Flora Lipsiensis vom
Jahre 1790 die Pflanze vom Bienitz. Alle neueren Localfloristen Leipzigs aber geben
sie nicht an. Die Art hat im Gegensatz zu den beiden ersten Novitäten im Westen
oder Südwesten Europas ihr eigentliches Verbreitungsgebiet, sie ist in England,
Spanien, Frankreich, Belgien, iLlsass- Lothringen und im Rheinthal häufig, kommt
auch in der Westschweiz und Italien und mit ihren letzten Ausläufern auf der
Balkanhalbinsel vor. In Mitteldeutschland wird von Scholl er in seiner Flora Bar-
biensis noch ein Standort „unterhalb Gödniz gegen Dornburg^' zu angegeben.
Ausser diesen 3 Novitäten ist die Flora Saxonica noch um eine An-
zahl neuer Standorte von seltenen Pflanzen oder Varietäten bereichert
worden, von denen nur die folgenden erwähnt sein mögen. Es wurden
von F. Fritzsche (Kötzschenbroda) aufgefunden:
27
Potamogeion pusühu L. var. Unuiuimus K. unter der rar. major in Lachen ani
Elbafer swiechen Gauemitz ond Scharfenberg; P. obtusifolims M. et K. im MittQlteich
in Moritzbarg; P. triehaides Cham, et Scbld. ebenda; Zanmchellia pdlugtris L. in
Lachen am linken Eibufer bei Scharfenberg und in einem Graben zwischen dem
Schlouteich and dem Mittelteich bei Moritzbarg; Alitma natans L. im Grödüzer
Kanal; AI, Platüago L. var. graminifolium Ehrh. am linken Elbafer bei Scharfenberg;
(h^pems fiueus L. am Eibufer bei Serkowitz ; GorydcUia'aoUdaL. bei Dieabar; Chranium
tUiaricatum L. an Weinbergsz&unen bei Zitzschewig; Potentilla recta L. bei Oberao;
CerasHum bradtypetalum DcuBp. bei Wachwitz; Pierü kieraeioides L. bei Cölln-Meizsen ;
drsium lanceolatum Scop. var. nemarale Rchb. im Saubachthale bei Gauemitz.
Ferner wurden von H. Hof mann in Hohenstein-E. aufj^efunden:
Buhus Sprengelfi Wh. bei Hohenstein-E. im Walde nach Falken zu and Biera-
ciMoi fiagdlare Willd. (H. prcUensex Pilo9ella Aüchers.) *piUeauU Sagorski bei Döbeln.
Eine Anzahl eingeschleppter Ruderalpflanzen wurden von Bürgerschul-
lebrer Naumann in der Nähe eines Bahnneubaues in Crossen bei Zwickau
beobachtet. Es sind dies:
Gypsophila porrigens, Oiaucium corfiiculatum, Lepidium perfoliatum, Silene comco«
Vaccaria agreslie, Nigella arveims, Specularia Speculum , Centawrea aolHüidlia und
C. caleUrapa,
Oberlehrer A. Wobst legt im Anschluss hieran einige in diesem Jahre
in Sachsen gesammelte neue Rubus-Arten vor. Es sind:
RubuacJMerophyllfisStLgonki und W, Schultz. Fundort: Berthelsdorf beiUerrhnt;
ü^. ({«metdrum W. et N. var. Trarn«(<or^t Focke. Fandort: Zittau auf der Koitsche, ge-
sammelt von Hofmann; R. Idaeo x caesius G. F. W. Mej. Fundort: GOda bei Bautzen»
gefammelt von Feurich.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Dritte Sitzung am 19. Oetober 1893. VTorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 32 Mitglieder.
Mit tief empfundenen Worten zeigt der Vorsitzende zunächst den am
9. Oetober d J. im 76. Lebensjahre erfolgten Tod des früheren Directors
der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, Hofrath D. Stur, Ehren-
mitgliedes der Gesellschaft seit 1885, an und behält sich einen Nekrolog
des verdienten Forschers für eine der nächsten Sitzungen vor.
Es wird Einsicht genommen von einem instructiven Modell zur
Erläuterung von Verwerfungen, welches unsere Technische Hochschule
von dem Obersteiger a. D. Häusler in Charlottenburg erworben hat.
Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildet ein kurzer Bericht
des Vorsitzenden über einen Ausflug nach Oberbayern im August d. J.,
der ihn zunächst nach München und später über Tölz, den Tegernsee, Dorf
und Bad Kreuth nach dem Achensee und nach Innsbruck geführt hat.
MnsBten zunächst die reichen mineralogisch-geologischen Sammlangen in München,
wie das von F. von Kobell und zuletzt von Prof. Dr. Groth auf seinen hohen
Rang erhobene mineralogische Museum, das von Prof. Dr. von Zittel begründete
und ausgezeichnet geleitete paläontologische Museum, sowie die von Oberberg-
director Prof. Dr. von Gümbel verwalteten ansehnlichen mineralogisch- geo-
logischen Sammlungen des Münchener Polytechnikums und die unschätzbaren
Materialien in der geologischen Landessammlung, die nach Sectioncn und
28
Districten der grossen von Gümberschen geognostischen Karte von Bayern geordnet in
den unteren R&omen des K. Oberbergamiss niedergelegt sind, das Interesse in vollen
Anspruch nehmen, so fand dasselbe doch auch später in Innsbruck vielseitige Anregung.
Hier waren es die schienen Sammlungen des unter Prof. Wieser's Leitung stehenden
Ferdiliandeum, ferner die Sammlungen der Universität, welche Prof. Dr. Blaas,
der Nachfolger des hochgeschätzten von Pichler erschloss, und eine vor Kurzem
eröffnete sehr gelungene Tiroler Industrie- Ausstellung, die auch in geologischer
Beziehung manch Interessantes darbot. Zu kleinen geologischen Ausflügen, zum Theil
unter fireundlicher Leitung von Prof. Blaas verlockte schon die zauberische Um-
gegend Innsbrucks in hohem Grade.
Ferienreisen sind in der Regel für Museumsbesuche nicht günstig, da sich die
Beamten meist selbst auf Ausflügen befinden und diese Zeit oft für bauliche Ver-
änderungen benutzt zu werden pflegt. Der Vortragende hat sich während seines kurzen
Aufenthaltes in München der wesentlichen Unterstützung einiger der Assistenten an
den genannten Anstalten , insbesondere der Herren Dr. Grünling, Dr. Rud. Schäfer
und Dr. Reis zu erfreuen gehabt.
Eine lustige Omnibusfahrt mit 4 Maulthieren führte alsdann von Zirl in dem
Innthale aus über Seefeld, den bekannten Fundort fossiler Fische in den Asphalt-
lagem des Hauptdolomits , nach Schamitz und durch den alten Römerpass zwischen
dem Karwendelgebirge und Wettersteingebirge nach Mittenwald und später nach
Partenkirchen, welche Orte hinreichende Veranlassung boten zu Ausflügen in die
wundervolle felsenreiche Umgebung mit dem smaragdgrünen Badersee und dem Eib-
see am FuBse der gletscherbedeckten Zugspitze.
Zur näheren Erläuterung der geognostischen Verhältnisse werden vorgelegt
A. Rothpletz: Das Karwendelgebirge. Mit Karte, 2 Tafeln und 29 Figuren im
Text. München 1888;
C. "W. V. Gümbel: Abriss der geo^ostischen Verhältnisse der Tertiärschichten
bei Miesbach und des Alpengebirges zwischen Tegemsee und Wendelstein. Mit Aus-
flugskarten in dieses Gebiet. München 187&;
Th. Skuphos: Die stratigraphische Stellung der Partnach- und der sogenannten
Gardita -Schienten in den Nordtiroler und Bayerischen Alj^en. Cassel 1892, und als
neueste Schrift, welche hohe Anerkennung verdient, die einer Dame,
Marie M. Ogilvie: Contributions te the Geology of the Wengen aud St. Cassian
Strata in Southern Tjrol. London 1893.
Gleichzeitig lagen zur näheren Einsicht vor die prächtigen Pablicationen von
Mojsisovics: Ueber die Dolomit -Riffe von Südtirol und Veuetien, Wien 1879,
und von Simony: Das Dachsteingebirge, Wien 1889—1893, sowie mehrere geologische
Karten von v. Gümbel, v. Hauer und verschiedene photographische Ansichten der
besuchten Gegenden und namentlich von dem schönen Innsbruck.
Eine prachtvolle Fahrt an den Walchensee und den Kochelsee und zuletzt noch
über den stettlichen Stamberger See führte von Mittenwald aus nach München zurück,
um hier noch einmal unter Leitung von Dr. Schäfer im paläontologischen Museum
die Reihe von triadischen und jüngeren Gebirgsgliedem der alpinen Formationea. zu
überblicken, denen man in der grossartigsten und verwegensten Weise auf den Wander-
ungen und Fahrten durch das Bayerische und Tiroler Alpengebiet begegnet. Von den
Werfen er Schichten an als Vertreter des bunten Sandsteins gelangt man durch
unteren Muschelkalk (J/yopAof-ia- Schichten, Guttensteinkalk und Virgloria-Kalk) in
die Partnach-Schichten, als Aequivalent der St. Cassian-Schichten, findet
hierauf den weitverbreiteten Wettersteinkalk mit seinen zackigen Kars, ein
Aequivalent des Hallstädter Kalkes, des Esinokalkes und des Schierndolomite, gelangt
sodann in die Raibler Schichten und den Hauptdolomit bis zu den jungten
Schichten der alpinen Trias, dem Rhät, und hier und da selbst noch in jurassische
und cretacische Schichten.
Zum Schlüsse der schönen, gelungenen Reise bot sich auf der Rückfahrt von
München nach Würzburg noch die verlockende Gelegenheit dar, von Stetion Stein-
bach aus einen Abstecher nach dem altberühmten Rothenburg ob der Tauber aus-
zufuhren, welcher reichen Genuss gewährt hat und Jedem dringend zu empfehlen ist.
Mit allem Rechte sagt Albert Schnltheiss in seinen Europäischen Wanderbüchem,
Rothenburg ob der Tauber, Zürich: .Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken,
hart an der bayerisch -württembergischen Landesgrenze gelegen, bietet mehr als jede
andere deuteche Stadt, sogar Nürnberg nicht ausgenommen, ein Bild von nahezu
unversehrtem mittelalterlichem Gepräge*.
29
VorSchluss der Sitzung wirft Prof. Dr. 0. Drude noch einige Blicke
auf eine Abhandlung von A. C. Seward, Fossil Plauts as tesls of Climate,
London 1852, woran sich auch Bemerkungen von H. B. Geinitz und
H. Engelhardt knüpfen.
Vierte Sitznog am 7. December 1893. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt ein ihm von Kammerherrn Freiherrn von Burgk
geschenktes Prachtwerk vor: „Erinnerungsblätter an den Steinkohlenbergbau
zu Burgk".
Diese 80 grossen und schönen, unter Anwendung von Magnesiumlicht angefertigten
Photographien sind dem Steinkohlenbergbau zu Burgk im Plauenschen Grunde ent-
nommen; sie geben eine getreue Darstellung der Maschinenanlagen, der Abteufun^
?on Schächten, des Grabenausbauos, des Abbaues u. s. w. und lassen erkennen, mit
welcher musterhaften Umsicht und Intelligenz in diesen Gruben gearbeitet wird.
Hierauf circulirt ein neues Schriftchen über Schneekrystalle, Be-
obachtungen und Studien von Prof. Dr. Hell mann, Berlin 1893, das
an alle früheren derartigen und namentlich auch an die 1845 und 1846
Ton J. F. A. Franke in Dresden beobachteten zahlreichen Formen von
Schneekrystallen*) eng anschliesst.
Dr. Th. Wolf hält hierauf einen interessanten Vortrag über die
Goldgruben von Vöröspatak, prächtige Objecto dabei zur Vorlage
bringend.
Redner bereiste im vorigen Sommer das siebenbürgiache Erzgebirge, um die da-
sigen Goidbergwerke kennen zu lernen , ?on denen vor Allem die von Vöröspatak,
einem zwischen Maros und Aranyos gelegenen Gebiete, von grösstem Interesse sind.
Das siebenbörgische Erzgebirge bildet ein mit seinem spitzen Winkel nach Osten ge-
richtetes Dreieck von etwa 13—14 «geographischen Meilen Länge. Es ist landschaft-
lieh schön, trägt beinahe alpinen Charakter und würde auch Touristen zur Bereisong
zu empfehlen sein, wenn die Verkehrs Verhältnisse besser wären. Für Geologen und
Bergleute ist die Gegend ein Eldorado. Geologisch besteht das Gebirge in seinem
Grundstocke aus krystallinischera Schiefer, inselartig lagern darauf Kalkfelsen (Jura-
kalk). In der Gegend von Vöröspatak (Rothenbach) herrscht Karpathensandstein
vor. Form und Farbe dieses eocänen Sandsteins sind dem dei sächsischen Schweiz
ähnlich. Eraptivgesteino durchbrechen und umlagern diese Schichten und bilden sie
überragende Kuppen. Es sind Porphyr- und Grünstein-artige Gesteine, welche be-
reits viele namhafte Geologen beschäftigt haben Die meisten siad tertiärea Ursprungs
und gehören za den Trachytgesteinen, sind Andosite und Dacite. ßa'salt tritt nur
selten auf, dann aber in schönster, typischer Weise.
Merkwürdig erscheint, dass die firzführung an das Auftreten gewisser Eruptiv-
gesteine gebunden ist. Wu sich Dacit zeigt, sind gewiss Gold, Silber, Tellur und andere
Metalle zu finden. Das Auftreten des Goldes ist so allgemein, dass man das Erzge-
birge das goldreichste Gebiet Europas nennen kann. Silbererze erscheinen erst in
zweiter Linie.
Vöröspatak "hat etwa 3000 Bewohner verschiedener Abstammung und Religion.
Der Ort liegt im Thal der Rosia, etwa 800 m über dem Meere. Im Osten und Norden
von Andesitkegeln umschlossen, erhebt sich im Süden der Gebirgsstock des Kirnik,
aus Dacit bestehend und von Karpathensandstein umlagert. Metallische Substanzen
durchziehen den ganzen Berg in regellosem Vorkommen. Namentlich ist Pyrit vor-
handen mit gediegenem Gold, Kalkspath, Braunspath, Manganspath und Gyps.
Redner untersuchte längere Zeit das Gebirge und fand vorherrschend einen zersetzten
und verwitterten Dacit, theils tuflfartig zerreiblich, theils ganz verkieselt. Der ganze
Stock des Kirnik ist von Klüften durchsetzt, ebenso die ihn umgebenden Breccien,
Tuffe, Localsedimente und der Karpathensandstein.
') H. B. Geinitz in Denkschriften der Isis zu Dresden, 1860, S. 20, Taf. 1-6.
30^
Der Reich thum an Gold in diesem Gebiete, der bereits in ältester Zeit bekannt
war, führte hier snr Gründung einer römischen Kolonie; während des ganzen Mittel-
alters wurde gegraben, und gegenwärtig sind etwa 100 Gruben im Betneb. Sämmt-
liche Bewohner sind Bergleute. Die Gehänge des Kirnik sind mit Halden bedeckt
und das ganze 2 km lange Thal hat in seiner Sohle Minenschutt. Tag und Nacht
vernimmt man das unaufhörliche Pochen und Stampfen in den Häusern, denn fast
jeder Hausbesitzer ist Minen- und Mühlenbesitzer. Die Ausbeute der Minen wird in
Goldstein ausgezahlt und jeder Theilhaber muss dasselbe selbst aufbereiten. Diese
kleinlichen Verhältnisse sind es, welche den rationellen Bergbau hindern. Nur dann,
wenn die kleineren Besitzer sich zu grösseren Gesellschaften vereinigten, wenn der
Bergbau systematisch betrieben würde, Hesse sich grösserer Ertrag erzielen. Bleiben
die Verhältnisse so, wie sie jetzt sind, wird auch Vöiöspatak ein armer Bergort bleiben.
Oberlehrer H. Engelhardt, dem wir bereits die Kenntniss der
Tertiärflora Chiles verdanken, bespricht neuerdings von ihm untersuchte
fossile Pflanzen der Tertiärformation Bolivias, die ihm durch
Consul Dr. Ochsenius in Marburg, Bergrath Dr. Stelzner in Freiberg und
die Royal Silver Mine of Potosi Company in London zur wissenschaft-
lichen Verwerthung zugesandt worden sind.
Oberlehrer Dr. E. Danzig in Rochlitz fendet unter dem 12. August
1893 folgende, die Gliederung des oberen Quaders südlich von
Zittau betreffende briefliche Mittheilung ein:
„In meiner im Jahrgange 1874 der Isis-Berichte enthaltenen Abhandlung: ,,Das
Qnadergebirge südlich von Zittau*' hatte ich den oberen Quader jenes Gebiets in eine
tiefere und eine höhere Abtheilung trennen zu können geglaubt. Veranlassung dazu
gab mir der Umstand, dass das zur tieferen Abtheilung gezogene, aus einem Wechsel
von feinkörnigem Sandstein und Quadermergel bestehende, relativ yersteinerangsreiche
Schichtensystem von Lückendorf in den Brandbergen überlagert wird von dem grob-
kömigen, an Versteinerungen sowohl der Zahl der Individuen wie der der Arten
SLima candUfera^ Osirea frans) nach sehr armen Quader der Umgebung des Oybins.
)a nun dieser Quader andererseits aber auch wieder ein tieferes Niveau wie der
erstgenannte einnimmt, so kam ich dazu, an mehreren Orten eine Anlagerung des
Quaders vom Oybiner Typus an die Lückendorfer Schichten oder deren Aequivalente
anzunehmen, vergleiche Profile 4, 6, 7. Wenige Jahre nach der Publication jenes
Aufsatzes machte ich indessen folgende Beobachtung, welche beweist, dass eine der-
artige Gliederung des oberen Quaders sich doch nicht vornehmen lässt.
Den gegen 70 m mächtigen, aus grobkörnigem Oybin- Quader aufgebauten Wänden,
welche zu den als „Schindellöcher" bezeichneten Schluchten zwischen Eschen-Grund
und Hölle bei Oybin schroff abstürzen, ist ein kleiner, 5>-6m hoher, allseitig frei
stehender Fels aufgesetzt (auf der 500 m Linie gelegen, nahe einem Waldweg zwischen
Schneisse F und 1 9). Derselbe besteht von unten nach oben a) aus einem 2 m
mächtigen, dünnbankigen, etwas röthlichen, kalkreichen Sandstein, ganz gleich dem
a. a. 0. aus den „rothen Schichten" von Lückendorf u. s. w. beschrieben n, b) bis
zum Gipfel aus gewöhnlichem Oybin • Quader. Die obersten Bänke von a gehen z.
Th. schon im Streichen ziemlich rasch in den grobkörnigen, kalkfreien Sandstein b
über. Die Schichtenlage des ganzen Complexes ist wie Überall in der Umgebung
des oberen Oybin- Thaies völlig horizontal. Die kalkige Bank ist also hier dem
grobkörnigen Oybin- Quader, der der höheren Stufe zugerechnet worden war, deutlich
eingeschaltet, am östlichen Fusse des erwähnten Felsens kommt auch der letztere
unmittelbar unter den Schichten a noch zum Vorschein. Das Niveau, in welchem
hier der kalkige Sandstein auftiitt, entspricht etwa dem der oberen Mergel- Zwischen-
lager bei Lückendorf.
Hiemach muss man also von e'm^v Gliederung des oberen Quaders jener Gegend
in eine höhere und tiefere Abtheilung absehen. Dieselbe ist nicht durchführbar, und
die Fälle, wo ich von einer Anlagerung der höheren an die tieferen Schichten ge-
sprochen habe, sind so zu deuten, dass die letzteren im Streichen ihren Gesteins*
Charakter ändern. Demnach sind in Profil 4 die im Niveau von b, c, d gelegenen
Schichten des Complexes a als Fortsetzungen jener anzusehen, entsprechend ist in
Profil 6: c aequivalent b, in 7: d aequivalent b".
^
IV. Section für prähistorische Forschungen*
Dritte Sitzung am 9. November 1893. Yorsitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 24 Mitglieder.
Der Vorsitzende widmet dem am 1. November d. J. verschiedenen
Ehrenmitgliede der Gesellschaft, Fräulein Ida von Boxberg, einen warm
empfundenen Nachruf.
Rentier W. Osborne berichtet über die vorgeschichtlichen Forsch-
ungen in Bayern, welche er während seines mehrjährigen Aufenthaltes
in München kennen zu lernen Gelegenheit hatte.
IHe in München bestehende anthropologische Gesellschaft hat auch die prä-
historischen Forschungen in den Bereich ihrer Thätigkeit gezogen; sie pflegt namentlich
die Untersuchung der Reste aus der Römerzeit, an denen Bayern im Donau-Gebiete
reich ist, und betheiligt sich lebhaft an der Limes-Forschung, ffir welche das deutsche
Beich eine ansehnliche Summe 7ur VeifOgung gestellt hat.
Unter den vorgeschichtlichen Sammlungen Münchens ist in erster Linie die im
alten Akademiegebäude aufgestellte, Ton Prof. Dr. Ranke ins Leben gerufene zu
er« ahnen. Sie enthält in drei Zimmern eine allgemeine Abtheilung mit Funden aus
verschiedenen Gegenden, sodann eine solche mit Resten aus der Stein- und Bronce-
zeit Bayerns, unter denen die Knochenartefacte aus den fränkischen Höhlen und die
Funde aus der Gegend zwischen dem Ammer- und Staffelsee hervorragen, und eine
weitere aus der Eisenzeit Bayerns, durch Reihengräberfunde charakterisirt. Von
bedeutenderen Privatsammlungen ist die des Dr. J. Naue zu nennen, welcher vor
Allem eine Reihe schöner und interessanter Schwerter besitzt, sowie die des Malers
Gabriel üax.
Für den Privatmann ist es in Bayern nicht leicht, selbständig vorgeschichtliche
Forschungen vorzunehmen oder eigene Sammlungen anzulegen, da die Erlaubniss zu
Ausgrabungen nur schwer zu erlangen ist und sämmtliche gefundenen Gegenstände
an das Mönchener Museum abgeliefert werden müssen. Vortragender schloss sich des-
halb an Dr. J. Naue bei dessen amtlichen Untersuchungen an und hatte hierdurch
Gelegenheit, namentlich die Hügelgräber am Ammersee kennen zu lernen, deren sich
dort etwa 150 befinden, die durch die treuliche Schrift von J. Naue: Die Hüj^el-
gräber zwischen Ammer- und Staffelsee, Stuttgart 1887, bekannt geworden sind.
Nach diesen Untersuchungen gehören die Grabhügel Oberbayerns fünf verschiedenen
Perioden an: Der älteren Broncezeit von 1200—1000 v. Chr., der Uebergangszeit zur
Hallstattperiode 1000— 80(N der älteren Hallstattzeit 800—600, der jüngeren 600—400
und der Uebergangszeit zur La Tene- Periode von 400-200 v. Chr. Auch Gräber aus
der Römerzeit finden sich dabei.
Lehrer H. Döring ergänzt seine früheren Berichte über den Burg-
wall bei Leckwitz durch die Mittheilung, dass nun auch westlich des-
selben Spuren slavischer Ansiedelungen gefunden worden sind, und lenkt
die Aufmerksamkeit auf die Hilfe, welche die Photographie bei vor-
geschichtlichen Forschungen gewährt, indem sie ermöglicht, alte Stätten,
die durch die Bodencultur nach und nach zerstört werden, wenigstens
durch treue Bilder zukünftiger Forschung zu erhalten. Zur Vorlage
kommen Photographien der Burgwälle von Leckwitz und Altoschatz.
Derselbe spricht ferner über die als klassische Stätte der prähistorischen
Forschung bekannte Insel Rügen.
Vortragender legt eine Anzahl Steinwerkzeuge der neolithischen Periode^ vor und
spricht sodann über die von ihm besuchten Burgwälle auf dem Hengst, arajWerder,
der Herihaburg, des Rugard und auf Arkona. Von letztgenanntem Burgwall werden
eine Anzahl Scherben mit slavischem Ornament und mehrere bildliche Darstellungen
der Oertüchkeit vorgelegt.
32
Lehrer J. A. Jentsch berichtet über einige in der Niederlausitz ge-
machte Beobachtungen.
In der Nähe des an der Grenze der Nioderlausitz, zwischen der Sornoischen und
der schwarzen Elster gelegenen Ortes Partwitz, wendisch Parcow, liegen sunipöge
Wiesen, die den Namen hrodziSco (Burgstätte) führen. Auf diesen sind ausser Spuren
von Niederlassungen aus jüngerer Zeit zahlreiche Eichenstämnie ausgej^raben worden,
die möglicherweise als Unterlage eines ehemals im sumpfigen Boden zu Veitheidigungs-
zwecken angelegten, jetzt zerstörten Burgwallcs zu deuten sind, auf welchen jene
noch heute übliche Bezeichnung hrod^isco hindeutet. Auf einer in der Nähe gelegeneu
flachen sandigen Erhöhung hat man Urnen gefunden.
Der Schlossberg bei Görkau bei Sorau ist ein ehemaliger, jetzt zur Hälfte
abgetragener Rundwall, ähnlich dem von Burg im Spreewald, an welchen sich die
Sage von einem versunkenen Schlosse und verborgenen Schätzen knüpft. Der Ort
selbst kann nach dem Schlossberg (niederwendisch gorka«» Berglein oder Hügel) ge-
nannt sein, wie das eine Stunde nördlich davon entfernte, durch sein Gräberfeld
bekannte Droskau nach dem noch jetzt dort vorhandenen üppigen Laubwald (drfzga).
Auf letzteren Ursprung sei auch der Name der Stadt Dresden zurückzuführen, da
die Gegend um Dresden früher reich an feuchten, der Entwickclung von Laubwald
günstigen Stollen gewesen ist.
V. Sectioii für Physik und Chemie.
vierte Sitzmig am 2. Norember 1898. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Zetzsche. — Anwesend 31 Mitglieder.
Oberlehrer Ur. A. Witt in g hält einen Vortrag über seine Unter-
suchungen an offenen und gedeckten Lippenpfeifen von nicht-
cylindrischer Form.
Vortragender zeigt unter Vorführung vieler Experimente mit Röhren von den
mannigfaltigsten Formen die Abhängigkeit der Tonhöhe von der Form der Röhie, von
der Grösse der gedeckten Fläche und von der Grösse der angeblasenen OeÖ'oung.
i^rof. Dt. H. Klein schliesst daran eine Bemerkung über den Einfluss
der Gestalt von Röhrenöffnungen auf die Lage der Schwingungs- Bäuche
und Knoten.
Sodann bespricht der Vorsitzende den mehrfachen Telegraphen
des Amerikaners Ino J. Ghegan.
Bei demselben werden durch einen Selbstunterbrecher abwechselnd kurze positive
und negative Ströme in rascher Folge in die Telegraphenleitung gesendet. Jedes
Amt erhält zwei gewöhnliche Telegraphenapparatsätze , bestehend aus einem Taster
und einem Relais, das bei abfallendem Ankerhebel einen Localstrom durch einen Klopfer
sendet; dazu kommt noch in jedem Amte ein polarisirter Elektromagnet, der durch
die rasch folgenden Ströme seinen Anker schnell zwischen zwei Contactsohrauben
hin und her bewegt und an ihnen abwechselnd den einen oder den anderen Apparat
kurz schliesst.
Wird ein Taster in einem Amte niedergedrückt, so wird durch Beseitigung der
KurzechliesRung eines Widerstandes die Stärke der durch diesen Taster gehenden
Ströme so geschwächt, dass alle zugehörigen Relais in den verschiedenen Aemtern
ihre Anker abfallen lassen und deren Klopfer sämmtlich arbeiten.
Der Vortragende weist noch auf einen anderen Telegraphen hin, welchen Sieur
1878 in Paris ausgestellt hatte, und macht einige Andeutungen über die diesen beiden
einander sehr nahe verwandten Telegraphen anzuweisende Stellung im System
88
Ffinfte Sitzung am 14. December 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Zetzsche. — Anwesend 30 Mitglieder.
Dr. A. Naumann spricht über Mikrochemie.
Als kräftiger Zweig des Baumes der Wissenschaft Chemie ist die in neuerer Zeit durch
die Fortschritte der Mikroskopie geförderte «^Mikrochemie" zu betrachten. Begründende
Disciplinen sind besonders die Mineralogie und Botanik. Nachdem der Vortragende
einschlägige Werke besprochen und zur Antriebt gebracht hat, behandelt er die
mikrochemischen Methoden der Mineralogen. £r charakterisirt die Methoden von
Behrens und Boficky und hebt nach einigen mehr technischen Bemerkungen
die Hauptanforderungen, welche an die mikrochemischen Reactionen zu stellen sind,
heiTor. Letztere müssen sein: 1. eindeutig, 2. ncharf erkennbar, 8. empfindlich.
Nach einigen Beispielen, die durch Abbildung staf ein erläutert werden, wendet sich der
Vortragende zu der botanischen Mikrochemie. Während nich die Chemie daran
genügen lässt, das Vorkommen gewisser Stoffe in der Pflanze zu bestätigen und di^-
^elben daraus herzustellen bestrebt ist, will der Botaniker, insbesondere der Physiolog,
den Sitz dieHcr Stoffe in der Pflanze auf6nden. Wie dies in mikrochemischer Weise
geschehen kann, zeigt der Vortragende an einem C^uerschnitte der Cacaobohne, in
«reichem er Fett durch Alkanin. Stärke durch Jod, fiiweiss durch Millons- Reagenz,
das wirksame Alkaloid Theobromin durch Qoldchlorid, etc. nachweist, im Allgemeinen
ist scharf zu unterscheiden zwischen Reactions- und Tinctions verfahren. Während
das erstere die Existenz gewisser Stoffe nachweist, macht letzteres durch verschiedenes
Speicherungsvennögen von Farbstott'en die feineren Structurverhältnisae, bcRonders
des Plasmas, kenntlich.
Nachdem in chemisch systematischer Reibenfolge die liauptreactionen anorganischer
und organischer Stofie unter Vorlage entsprechender Zeichnungen abgehandelt worden,
wendet sich Redner zu den für die rechnik so wichtigen Unterscheidungsmitteln von
Holz und Cellulose und führt die bis jetzt bekannten Lignin- Reactionen vor. Zum
Schlüsse werden noch die Tinctionsverfahren, insbesondere diejenigen der Bacteriologie
erwähnt und der Vortragende spricht den Wunsch aus, dass diese kleine Wissenschaft
sich fruchtbringend fortentwickeln möge, auch im Kleinen gross.
VI, Sectioii für Mathematik*
Dritte Sitzung am 16. November 1893. Vorsitzender: Prof. Dr.
II. Krause. — Anwesend 8 Mitglieder,
Im Anschluss an die von Prof. Dr. G. Helm und Privatdocent Dr.
J. Freyberg in der Hauptversammlung im October gehaltenen Vorträge
über die Münchener Ausstellung mathematischer Modelle erläutert Ober-
lehrer Dr. A. Witting diejenigen Instrumente, welche dazu dienen,
die Fourier'sche Reihenentwickelung für eine willkürlich gezeichnete
Function auf mechanischem Wege herzustellen.
Prof. Dr. G. Helm erwähnt eine Anwendbarkeit dieser Vorrichtungen
auf meteorologische Beobachtungen.
Vierte Sitzung am 7. December 1898. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Krause. — Anwesend 4 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Bohn spricht über Kummor'seho Modelle von Flächen
4. Ordnung.
34
VIL Hauptversammlungen.
Fünfte Sitzan^ am 28. Septeml^er 1893. Yorsitzeuder : Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 33 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. 0. Drude berichtet über die von Mitgliedern der Isis im
Sommer 1893 unternommene Reise in die Tatra (vergl. Abhandl. IX).
An Bemerkungen des Vortragenden über die Dobschauer Eishöhle
anknüpfend, geben Geh. Hofrath Dr. Geinitz und Oberlehrer H. Engel-
hard t einige Mittheilungen über die von Hartenstein beschriebene Eis-
höhle bei Saalburg und über die Frauenmauerhöhle bei Eisenerz
in Steiermark.
Sechste Sitzang am 26. October 1893, Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm berichtet über die mathematisch-physikalische
Ausstellung in München und behandelt eingehender einzelne der dort
ausgestellten Apparate.
. Privatdocent Dr. J. Frey borg spricht über die in München aus-
gestellten Apparate und Modelle zur mechanischen Veranschau-
lichung elektrodynamischer Vorgänge und der Fortpflanzungs-
gesetze der Wellenbewegungen.
Prof. E. Zschau bringt zur Ansicht eine in eine Glasglocke ein-
gebaute Gruppe von Honigwaben.
Siebente Sitzang am 30. November 1893. Vorsitzender: Prof Dr.
G. Helm. — Anwesend 29 Mitglieder.
Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1894 (s. Zu-
sammenstellung auf S. 40) spricht Oberlehrer H. Engelhardt über den
Charakter der Tertiärformation.
Achte Sitzung am 21. Deeember 1893. Vorsitzender: Prof Dr. 0.
Helm. — Anwesend 41 Mitglieder.
Zur Vorlage gelangt eine Schrift von W. Krebs: „Die Erhaltung
der Mansfelder Seen."
Prof. Dr. H. Vater-Tharandt spricht über die Theorie der Krystall-
structur.
35
YerftndernnKeii im Mitgliederbestände.
Oestorbene Mitglieder:
Am 4. August 1893 verschied in Dresden Hofrath Johann Friedrich
Jencke, Begründer und langjähriger Director der hiesigen Taubstummen-
anstalt, wirkliches Mitglied der Isis seit 1843.
Geboren 1812 in Diehsa in der Oberlausitz, besuchte der Verewigte naoh
VoUendung des Elenientarunterricht« das Fletcher'sche Lehrer-Seminar in Dresden,
wo er, kaum 16 Jahre alt, zum ersten Male Gelegenheit fand, als Lehrer von taab-
ätummen Knaben zu wirken. Dieser Unterricht wurde seine Lebensaufgabe, besonders
seitdem derselbe 1887 von dem Fletcher'schen Seminar getrennt und einer eigenen
Anstalt überwiesen werden musste. Vertrauensvoll wandte sich der Verewigte an
die Uildthfttigkeit seiner Mitmenschen und seiner rastlosen Energie gelang es, binnen
kürzer Zeit die Summen zusammenzubringen, welche nöthig waren zur Erwerbung
eines Areals am Hahneberge in Dresden, auf welchem später mit Unterstützung der
Landst&nde das Taubstummeninstitut errichtet und im November 1838 unter Jencke's
Leitung als Staatsanstalt eröffnet wurde. Hier wirkte er lan^e mit seiner edlen, am
22. Februar 1882 verschiedenen Gattin Marie, geb. Löwe, bis kurz vor seinem Tode
segensreich als allerseits hochgeschätzter und von seinen Zöglingen wie ein Vater
ireuebter Leiter der Dresdner Taubstummen «Anstalt und der davon abgezweigten
Taubstummen- Asyle in Dresden und Plauen. Director Jencke hatte die grosse
Freude, 1878 in voller Rüstigkeit das 50 jährige Jubiläum als Taubstummenlehrer
and am 14. October 1888 das 50jährige Jubiläum der von ihm begründeten grossen
Anstalt zu feiern. Hohe Ehren und Auszeichnungen wurden ihm für seine erfolg-
reiche Thätigkeit zu Theil: 1868 die erste Klasse des K. Sachs. Verdienstordens und
der Rittergrad des K. K. Oesterreich. Franz- Josef- Ordens, 1878 Titel und Rang eines
K. Sachs. Hofrath s und 1890, gelegentlich seines Eintritts in den Ruhestand, das
Comthurkreuz des K. Sachs. Albrecht-Ordens. Mit ihm ging ein Mann von wahrhaft
flH'OBsem Verdienste um die leidende Menschheit zur ewigen Ruhe ein, dem auch die
uesellschaft „Isis** als ihrem 50 jährigen Mitgliede und treuen Freunde, welcher stets
bemüht war, die Naturwissenschaften in seinen Kreisen zu fördern, ein dankbares
Andenken bewahren wird.
Am 17. September 1893 starb in Oaussig bei Bautzen, 72 Jahre alt,
der emeritirte Lehrer Michael Rostock, correspondirendes Mitglied
seit 1872.
Wenige Tage vor seinem Tode war er noch bemüht, seine Kenntnisse in den
Naturwissenschaften zu erweitern, wie er überhaupt unermüdlich war, die schwierigen
Gebiete der Naturgeschichte für sich und Andere zu erhellen. Es war dies für ihn
oni so weniger leicht, da er, auf einem ziemlich abgelegenen Dörfchen der mittleren
Oberlausitz amtirend, wenig persönliche Anregung haben konnte und anfänglich
ohne vollständige Litteratur und hini eichende Hilfsmittel arbeiten musste. Es war
zunächst seine landschaftliche Umgebung, wo er sich völlig heimisch zu machen
wusste; denn nicht nur die pbanerogamischen Pflanzen des östlichen Sachsens kannte
er genau, sondern auch fast sämmtliche Kryptogamen, und in den Dekaden von
Rabenhorst's Algen finden sich viele merkenswerthe Aufsammlungen aus seiner Hand.
Von seinem grossen Fleiss, mit dem er es auch möglich machte, Werke in englischer,
schwedischer und böhmischer Sprache zu benützen, haben wir in den Sitzungsberichten
und Abhandlungen der Isis mehrfache Beweise; u. A. bringt der Jahrgang 1889 von
ihm eine Arbeit über „Die Phanerogamenflora von Bautzen und Umgegend*S nebst
einem Anhange „Verzeichniss Oberlausitzer Kryptogamen ^\ Mit scharfem Auge
musterte er die floristischen Verhältnisse seines Gebietes, und etwaige Veränderungen
entgingen ihm kaum.
mit besonderer Liebe widmete er Zeit und Kräfte auf zoologischem Gebiete den
Nenropteren und er war sicher der beste Kenner dieser Insectenklasse in Sachsen
und über die Grenzen hinaus, wie sein Briefwechsel mit deutschen und ausländischen
Autoritäten beweisen könnte. Schon in den Isisberichten von 1873 brachte er
„Neuropterologiache Mittheilungen** und ein Verzeichniss der „Neuroptera Saxonica*',
welches 1879 eine Erweiterung erfuhr. Seine Hauptarbeit: „Neuroptera Germanica**
gab der Zwickauer Verein für Naturkunde 1888 heiaus. Damit hat sich Rostock
86
-■ »^(leibendes Denkmal gestiftet, wie er überhaupt wegen seines grundehrlichea,
r. treu Sinnes und uneigennützigen Wesens bei Allen, die ihn kannten, unvergessen
.b«n wird und mit seinen naturforschenden Arbeiten ein nachahmungswürdiges
Vorbild gegeben hat C Schiller.
Nach langen schweren Leiden verschied am 9. October 1893 in Wien
im 67. Lebensjahre Hofrath DionysStur, pensionirter Director der K. K.
geologischen Reichsanstalt in Wien.
Geboren in Modem in Ungarn, war Stur einer der ersten Zöglinge der 1850
begründeten K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, welcher er , ununterbrochen
42 Jahre lang als eines der werktbätigsten Mitglieder angehört hat und um deren
Interessen er sich als Ghefgeolog und seit 1B85, nach F. von Hauer's Ernennung zum
Intendanten des K. K. naturhistorischen Hofmuseums in Wien, als Director durch
sein erfolgreiches Wirken die grössten Verdienste erworben hat. Reine Thätigkeit
als Geolog begann er 1851 mit einer Untersuchung über die liasischen Kalkstein-
gebilde von Hirtenberg und Eozersfeld; in den nächsten Jahren lenkte er durch seine
geognostischen Untersuchungen in den Hochalpen und zugleich durch seine zwei-
malige Besteigung des Grossglockner die Aufmerksamkeit auf sich. An der Aufnahme
der geologischen Uebersichtskarten der österreichisch-ungarischen Monarchie nahm
Stur hervorragenden Antheil. Eines seiner Hauptwerke ist die 1871 erschienene
„Geologie von Steiermark", welcher 1875 „Die Culmflora des mährischen Dachschiefere*'
und 1877 „Die Culmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten** und „Die Carbon -
flora der Schatzlarer Schichten** folgten. Durch letztere Werke hat er sich hohe
Verdienste um die Erforschung der Fructification und der Wachsthumserscheinungen
zahlreicher Farnkräuter und anderer Pflanzen der Steinkohlenzeit erworben. Unsere
Gesellschaft ernannte den Verewigten 1878 zu ihrem correspondirenden und 1885
zu ihrem Ehrenmitglied^ Se. Majestät König Albert verlieh ihm 1887 die 1. Klasse
des K. Sachs. Albrecht- Ordens und die Kais. Leopoldinisch-Caroliniscbe Akademie
1890 in Anerkennung seiner hervorragenden Forschungen die Cothenius-Medaille.
Am 31. October 1893 starb in Wolfenbüttel der emeritirte Pfarrer
Dr. Eduard Baldamus, einer der bekanntesten Ornithologen Deutschlands,
correspondirendes Mitglied der Isis seit 1846.
Der Verewigte war 1812 zu Giersleben bei Aschersleben geboren und hatte in
Berlin Theologie studirt. In anhaltischen Diensten als Gymnasiallehrer und später
als Pfarrer angestellt, widmete er unter Naumann's Einfluss seine freie Zeit der
Erforschung der Vogelwelt. Auf seine Veranlassung wurde 1845 die deutsche omitho-
logische Gesellschaft gegründet, als deren Secretär er viele Jahre hindurch thätig
war und von 1849—1866 die Herausgabe der Vereins-Zeitschrift „Naumannia^*, die
1860 mit dem „Journal für Ornithologie*' vereinigt wurde, leitete. Seit 1870 lebte
er als Emeritus in Coburg. Im Verein mit Blasius bearbeitete Baldamus den Schlass
von Naumann's „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands", veröffentlichte ferner 1871
den „Catalogus cothecae Baedekerianae'*, 1876 das „Illustrirte Handbuch der Feder-
viehzucht" und „Vogelmärchen", 1882 „Das Hausgeflügel**. Noch in seinen letzten
Lebensjahren, 1892, vollendete i;r ein grösseres Werk über „Das Leben des euro-
päischen Kukuks".
Am 1. November 1893 starb in Zschorna bei Radeburg Fräulein Ida
Wilhelmine von Boxberg, Ehrenmitglied der Isis seit 1877.
Ida von Boxberg wurde am 23. August 1806 zu Jüterbog geboren, wo ihr
Vater, Carl Gottlob von Boxberg, als Premierlieutenant und Adjutant des Chur-
sächsischen Löwe'schen Infanterie-Regiments in Garnison stand. Nach der üeber-
siedelung nach Dresden, wohin ihr Vater, zuletzt als Oberstlieutenant in der K. Sachs.
Geh. Knegskanzlei, versetzt worden war und 1825 starb, lebte sie im Hause ihrer
Mutter Henriette Wilhelmine geb. Sichart von Sichartshof und machte hier 1887
die Bekanntschaft der Marquise de la Rochelambei-t, welche für ihre drei Töchter
eine Dame suchte, die sie in der Ausbildung ihrer Talente unterstützen könnte und
sie nach Prankreich begleiten würde. Ida von Boxberg nahm diese ihr angebotene
Stellung freudig an, erhoffte sie doch gleichzeitig von dem französischen Klima einen
günstigen Einfluss auf ihre angegriftene Gesundheit. Erst 1888 verliess sie definitiv
»
37
Frankreieh wieder, nachdem ne in der Zwischenzeit zu öfterem, meist Iftng"**
Aufenthalte im Vaterlande geweilt hatte, so im Jahre 1850, wo die Krftnklir
ihrer im folgenden Jahire verttorhenen Matter sie dazn yeranlasste, später in.
JahxüB IMO, 186«, 1870 nnd 1871.
In der Familie der Marquise de la Rochelambert nahm sie vollkommen die Stellung
einer Freundin ein und verblieb daselbst in Folge dessen auch nach der Verheil athung
der TOehter der Marquise. Trotz des langen Aufenthaltes in Frankreich und in der
streng katholisehen Familie de la Rochelambert, trotz des hohen Interesses für die
katholische Religion, für den Marien* und Heiligen-Cultus, blieb sie der protestan-
tischen Kirche treu; ein Zug von Kindlichkeit charakterisirte nicht nur ihren religiösen
Glauben, sondern auch ihre Ansichten und Arbeiten, und gestaltete sich im Verkehr
mit anderen Menschen zu ffrOsstem Wohlwollen und Vertrauen gegen Jedermann.
Nach ihrer letzten Rückkehr auR Frankreich lebte sie im Hause ihrer Schwägerin,
der Frau ü. von Boxberg auf dem Rittergute Zschoma bei Radeburg, im trauten
Familienkreise und inmitten einer regen wissenschaftlichen und künstlerischen
Thäligkeit. Hier ist sie auch nach kurzem Kranksein an den Folgen einer Erkältung
am 1. November 1893 im 8b. Leben^ahre verschieden.
Während Ida von Bozberg sich in frfiheren Jahren mehr mit der Kunst,
Aquarell- und Glasmalerei, Modelliren etc. beschäftigte, wandte sie sich in den letzten
20 Jahren ihres Lebens mehr den Forschungen auf vorgesohichUicbem Gebiete zu,
angeregt durch den Verkehi mit franzOsichen Gelehrten und den auf diesem Gebiete
tbäügen Geistliehen, sowie durch die auf frauzOsichem Boden mit grossem Erfolge
ausgeftlhrten Ausgimbungen. Ihre ernsten und gründlichen Forschungen führten die
Verewigte in die besten wissenschaftlichen Kreise Deutschlands und Frankreichs ein,
welche sie wegen ihres Strebens nnd ihrer Begeisterung für Wissenschaft und Kunst
hoehgeachätzt neben nnd lange noch hochschätzen werden. Unserer Isis trat Ida von
BoxlMrg zuerst im Jahre 187ü, während ihres Aufenthaltes im Vaterlande, näher, in
weldiem Jahre sie den Stoff zu einer in unseren Sitzungsbeiichten enthaltenen
kleineren Abhandlung von H. B. Geinitz Über „Kreideversteinerun^en von Ghäteau
deMeanlne im Departement Maine et Loire** dem hiesigen K. Mineralogisch-geologischen
Museum fibergab, welche Sammlung sie in den folgenden Jahren derartig erweiteite, dass
darauf die 1892 im 11. Hefte der MittbeU. aus dem K. Miner. -geolog. Museum er*
schienene Mono^^raphie über „Spongien der Kreideablagerungen Frankreichs" von
Ph. Pocta in Prag ausgeführt werden konnte. Diesem ersten Geschenke folgten bald
weitere, die den Stoff zu vielen interessanten Mittheüungen In unseren Zusammen-
künften gegeben haben. Verschiedene grössere Originuberichte aus ihrer Feder
sind in unseren Sitzungsberichten enthalten, so 1870 eine Abhandlung: „Die Brunnen-
gräber von Treassepoil in der Vendee**, 1871 „Das keltische Mondbild'*, 1872 „Die
Sepoltures ovoldes oder die Vonnes von Beaugency im Loiret'S 1874, 1877 und 1882
Berichte über ihre Ausgrabungen in den Höhlen des Departement Majenne, 1880
über rümisohe Grabstätten von Vagoritum, 1884 Mittheüungen über Spuren vor-
gsschichtlicher Trepanation in Sachsen und 1884 und 1885, über das Umenfeld von
obra bei Radeburg, welcher Localität sie bis kurz vor ihrem Tode unausgesetzte
Aufmerksamkeit zugewendet hat. Noch in den letztvergangenen Monaten haben die
mit bewundernswürdiger Energie von ihr fortgeführten Ausgrabungen auf den
heimiachen Huren von Dobra und Zschoma unser Interesse immer von Neuem wach-
gehalten. Noch vor wenigen Wochen war es mir und anderen Mitgliedern unserer
Isis vergönnt, die kötperliclie Rüstigkeit und geistige Frische zu bewundem, mit der
ctie Verewigte sich den Anstrengungen der von ihr geleiteten Ausgrabungen vom
frühen Morgen bia zum späten Abend im Dienste der Wissenschaft unterzog.
Selbst erfüllt von lebnaftem Interesse für Alles, was um sie her vorging, beseelt
vom regsten Eifer fQr ihre Forschungen, verstand sie es in ganz besonderer Weise,
auch bei ihrer Umgebung dieses Interesse hervorzorufen und auch in Anderen den
ihr innewohnenden Sinn znm Sammeln zu erwecken. Ihre eigenen Sammlungen
erstreckten sich • hauptsächlich auf die Geologie und Vorgeschichte, ausserdem besass
sie eine grössere Zahl werthvoiler Erzeugnisse der kirchlichen Kunst.
In hochherzigster Weise hat sie aber auch die wissenschaftlichen und Kunst-
Sammlungen ihres Vaterlandes durch zahlreiche Geschenke bedacht. Allen denen,
wellte der Entwickelun^ unseres hiesigen geologischen Museums und dessen prä-
historischer Abthcdlung m den letzten Jahrzehnten gefolgt sind, wird der Name Ida
von Boxberg unvergesslich sein, verdankt doch der Verewigten unser Museum als
eine Hauptzierde jene wundervollen Ueberreste aus der ält^ten Zeit menschlichen
2
38
Daseins auf der Erde, die sie zumeist den Höhlen auf Frankreichs Boden eigeohSndig
entnommen hat, die mannigtaltigen Ueberreste vorgeschichtlicher Bewohner der Um-
?^egeDd von R^deburg in unserer prähistorischen Sammlung, die' reichen Ansammlungen
ossiler Seeschwämme aus den Ereideablagerungen und viele werthvolle Gebirgsarten
aus Frankreich, sowie zahlreiche Spuren alter Gletscherwirkungen aus der Gegend
von Zschorna, Auch andere Egl. Sammlangen und unsere Technische Hochschale
verdanken ihier hochherzigen Gesinnung mancherlei werthvolle Geschenke.
Wie bereits im Jahre 1877 unsere Gesellschaft ihrem Dank für die zahlreichen
wissenschaftlichen Anregungen durch Ernennung zum Ehrenmitgliede Ausdruck gab,
so war es auch bei ihrem Scheiden nur eine Pflicht innigster Dankbarkeit, wenn bei
dem Begräbniss des Fräulein Ida von Bozberg am 4. November auf dem stillen
Friedhofe in Dobra durch Geh. Hofrath Dr. Geinitz im Namen der Generaldirection der
Kgl. Sammlungen und der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis der Verewigten
warme Worte dankbarer Anerkennung über das Grab nachgerufen wurden und durch
Niederlegung emes Lorbeerkranzes auf dem Grabe seitens der Isis noch einmal der
dankbaren Bewunderung und Anei kennung der reichen segenspendenden Thätigkeit
der Verblichenen Ausdruck verliehen wurde. Ehre ihrem Andenken!
J. DeichmÜlier.
Am 9. November 1893 starb in Cambridge, Mass., im 77. Lebensjahre
der bekannte Professor der Entomologie am Harvard College Dr. Hermann
August Hagen, Ehrenmitglied der Isis seit 1866.
1817 zu Königsberg i. Pr. geboren, studirte August Hagen Medicin an der
Universität seiner Heimathstadt, wo er sich nach seiner Promotion 1840 als praktischer
Arzt niederliess. Schon während seiner Studienzeit beschäftigte er sich viel mit
Entomologie und veröfientlichte bereits 1839 ein „Verzeichniss der Libellen Ost-
preusseDS^\ Von 1840 bis 1862 erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten über Insecten
in deutschen und ausländischen Zeitschriften, -1862 seine zweibändige „Bibliotheca
entomologica^*, in welcher dio gesammte neuere entomologische Litteratur in sorg-
fältigster Weise zusammengestellt ist. Auch den vorweltlichen Insecten, namentlich
den Neuropteren, wandte er seine Aufmerksamkeit zu und veröffentlichte u. A. 1848
eine „Uebersicht der fossilen Libellen Europas^', 1862 „Neuropteren aus der Braun-
kohle von Kott'^ und „Neuropteren aus dem lithographischen Schiefer in Bayern",
1806 „Die Neuroptera des lithographischen Schiefers in Bayern'^ Nach längeren
ausgedehnten Reisen zum Studium der Insecten weit wandte sich Hagen gegen Ende
der sechziger Jahre nach den Vereinigten Staaten und trat in die Dienste des Museama
für vergleichende Zoologie am Harvard College in Cambridge, Mass., wo er bis zu
seinem Tode als Professor der Entomologie thätig war.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Ehnert, Ose, Vermessungs- Ingenieur in Dresden, am 21. December 1893:
Giseke, Karl, Privatus in Dresden, am 26. October 1893;
Hallwachs, Wilh., Dr. phil., Prof. an der K. Techn. Hochschule in Dresden,
am 21. December 1893;
Klette, Reinh., Baurath in Dresden, am 26. October 1893;
Nessig, Rob., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 30. November 1893:
Pattenhausen, Bernh., Prof. an der K. Techn. Hochschule in Dresden,
am 21. December 1893;
Risch, Ose, Privatus in Dresden, am 30. November 1893;
Scheele, Gurt, Oberlehrer in Dresden, am 28. September 1893;
von Schoeler, Heinr., Dr. phil. in Dresden, am 26. October 1893.
Neu ernannte Ehren -Mitglieder:
Nitsche, Heinr., Dr. phil., Prof. an der K. Forstakademie in Tharandt,
am 30. November 1893.
39
Neu eiDannte correspondirende Mitglieder:
Stephan i, Franz, Kaufinann in Leipzig, l on xi u iqoq
Voretzsch, Max, Dr. phil., in Altenburg, / «°^ ^0. November 1893;
White, Charles, Professor in Washington, am 26. October 1893.
Aus den wirklichen in die correspondirenden Mitglieder ist
übergetreten :
Blochmann, Eud., Dr. phil., Physiker am Torpedo-Laboratorium in Kiel.
Freiwillig« Beitrige znr Gesell schaftakasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmanu»
Plauen i. Y., 3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch-
Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk.; Ingenieur Carstens, Berliui
3 Mk.; Docent Dr. Doss, Riga, 3 Mk.; Privatus Eisel, Oera, 3 Mk.:
Bergmeister Härtung, Lobenstein, 6 Mk.; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd,
3 Itt. ; Oberlehrer Dr. Köhler, Schneeberg, 3 Mk.; W. Krebs, Altena,
3 Mk.; Apotheker Dr. Lange, Rinteln, 3 Mk.; Oberlehrer Leonhardt,
Nossen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Schneeberg, 3 Mk. 5 Pf.;
Prot Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Dr. Mehnert, Pirna,
3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Oera, 3 Mk.; Prof. Dr. Nitsche,
Tharandt, 3 Mk.; Privatus Osborne, Blasewitz, 3 Mk ; Betriebsingenieur
a. D. Prasse, Leipzig, 6 Mk.; Dr. Reiche, Gonstitucion, 3 Mk.; Dr.
Keidemeister, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Colin, 3 Mk.
5 Pf.; Oberlehrer Seidel T, Zschopau, 3 Mk ; Oberlehrer Seidel IT,
Zschopau, 3 Mk.; Rittergutspachter Sieber, Orossgrabe, 3 Mk. 10 Pf.,
Fabrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk.; Oberlehrer Dr. Sterz el;
Chemnitz, 3 Mk.; Dr. Wohlfahrt, Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Wolff,
Pirna, 6 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — In Summa
199 Mk. 25 Pf. H. Warnatz.
Beamte der Isis im Jahre 1894.
Yorstand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Eassirer: Hofbuchhändler H. Warnatz.
Dlreetorlmn.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectiousvorstände: Prof. Dr. 0. Drude,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz,
Prof. Dr. M. Krause,
Prof. Dr. H. Nitsche,
Rentier W. Osborne,
Prof. Dr. E. Zetzsche.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
2*
40
Seetions- Beamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert
Protokollant: Dr. J. Thiele.
Stellvertreter: Institutsdirector A. Thümer.
IK Section für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Wobst.
-Protokollant: Dr. A. Naumann.
Stellvertreter: Dr. B. Schorler.
in. Section für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof Dr. H. B. Qeinitz.
Stellvertreter: Dr. Th. Wolf.
Protokollant: Lehrer A. Zipfel.
Stellvertreter: Dr. H. Francke.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Bentier W. Osborne.
Stellvertreter: Lehrer H. Döring.
Protokollant: Taubstummenlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. Jentsch.
V. Section für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. Zetzsche.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg.
Protokollant: Handelsschullehrer K Köder.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
VI. Section für Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. M. Krause.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer J. von Vieth.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg.
Bedaetions - Comlt^.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
41
Berlokt das IHbltotliekars.
Im Jahre 1893 wurde die Bibliothek der „Isis" durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tauch.
I« Kurop».
1. Dontschlud.
Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlaudos — Verzeichniss
der Mitglieder im October 1892. [Aa 69. J
Annaberg ' BuchhoU: Verein für Naturkunde.
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft — Bericht XVI [Aa 19.]
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jhrg.
33 und 34. [Ca 6]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft — Zeitschr., Bd. 44, Hft 3
und 4; Bd. 45, Hft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juli 1892 bis März 1893. [6 55.]
Bofin: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg. -Bez. Osnabrück. — Verhandl., 49. Jhrg., 2. Hälfte; 50.
Jhi^., 1. Hälfte. [Aa 93.]
Braunschweig: Verein für Naturwissenschaft - 7. Jahresber. fürl890 — 1891.
[Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft. 3. [Aa2.]
Breslau: Scblesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 70. Jahresber.,
1892, mit Ei^änzungsheft 2: Litteratur der Landes- und Volkskunde
der Provinz Schlesien. [Aa 46.]
CkemnUjs: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Oiemniiz: K Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrbuch, IX. Jhrg.,
2. Hälfte; X. Jhrg. [Ec 57.] — Das Klima des Königreichs Sachsen.
Hft 1 und 2. [Ec 80.]
Danssig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., 1. Hft
[Aa 80.]
Barmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. —
Notizblatt, 4. Folge, 13. Hft. [Fa 8.]
Ikmaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile. — Schriften, VIII. Hft. [Aa 174]
B^esden: Gesellschaft für Natur* und Heilkunde. — Jahresber., 1892 — 93.
[Aa 47.]
Dresden: E[. mineralogisch-geologisches Museum.
Dresden: K. zoologisches Museum.
Dresden: K. öffenüiche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte XXll und XXIII. [Faü.]
Dresden: E. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für bächs.
Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XIV. [G 75.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen.
Dresden: K. thierärztliche Hochschule.
42
Dresden: K. Sächsische techoische Hochschule. — Die Bibliothek der tech-
nischen Hochschule Dresden im Jahre 1892. [Je 101.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia*^ —
Mittheil., Jahresber. XLIX und L. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Hft. 1 und 2. [AaSlO.]
Elberfdd: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 77. Jahresber., 1891—^92. [Aa48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. —
Jahrbücher, 10. Band, 1. und 2. Hft. [6 124.]
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. ■— Jahrbücher, Hft.
18 und 19 [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch-medicinische Societät.
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1893. [Aa 9a.]
Frankfurt a. M. : Physikalischer Verein . — Jahresber. für 1891— 92 [Eb 35.]
Frankfurt a, 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios", 10. Jhrg., Nr. 7-12; 11. Jhrg ; 12. Jhrg.,
Nr. 1. [Aa 282.]
Freiburg i. Br.: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte, Bd. 6 und 7.
[Aa 205.]
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht 29.
[Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — Abhandl, 20. Bd. [Aa 3]
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Law-
sitzisches Magazin, Bd. 68, Hft. 2; Bd. 69, Hft. 1 und 2. [Aa 64]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu - Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 24. Jhrg., 1892. [Aa 68.]
GreifswaM: Geographische Gesellschaft — V. Jahresber., 1890— 93. [Fa 20.J
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 46. Jhrg. [Aa 14.]
Haue a. &: Naturforschende Gesellschaft. — Berichte über die Sitzungen
1892. [Aa 24.]
Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Hft. XXVIII, Nr. 21—24; Hft XXIX, Nr. 1-20. [Aa 62.]
HaUe a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jhrg. 1893. [Fa 16.]
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jhrg. X, mit Beiheft 1.
[Aa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XII, Hft 1.
[Aa 293.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. — Be-
richte vom 1. April 1889 bis 30. Nov. 1892. [Aa 30.]
Hannover: Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover: Geographische Gesellschaft — Jahresber. IX, 1889—92. [Fa 18.]
Heidelberg: Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd.T,
Hft. 1. [Aa 90.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXVIII. [Aa 242.]
43
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschr.,
16. und 17. Bd.; Mittheil., Jhrg. 1890-91. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. X, 1. Hft [Aa 189.]
Köfngsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. -— Schriften,
33. Jhrg., 1892. [Aa 81.]
Königsberg i, Pr,: Altertums - Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber.,
48. Vereinsjahr, 1892—93. [G 114.] — Katalog des Prussia-Museums,
Teil 1. [G 114b.]
iMtidshtä: Botanischer Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsber, 17. und 18. Jhrg.
[Aa 202.]
Ij;ipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem -physikal. Klasse, 1892, IV— VI; 1893, 1 -VI.
[Aa 296.]
lApzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Kr)nigreichs Sachsen : 3 Profile durch das Steinkohlen-
becken des Plauen 'sehen Grundes; Sect. Pirna, Bl. 83; Sect. Tharandt,
Bl. 81; Sect. Stolpen, Bl. 68; Sect. Pillnitz, Bl. 67; Sect. Bischofs-
werda, Bl. 53; Sect. Kötzschenbroda, Bl. 49; Sect. Kloster Marienstern,
Bl. 37; Sect. Kamenz, Bl. 36; Sect. Kimigswartha-Wittichenau, Bl. 22;
Sect. Lommatzsch- Leuben, Bl. 47; Sect. Strassgräbchen , Bl. 21; mit
12 Heften Erläuterungen. [De 146.]
Lühben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., Bd. III, Hft. 1--4. [G 102.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhisior. Museum. — Jahresber.
für 1892. [Aa 279a.] -- Mittheil., zweite Reihe, Hft. 4-6. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. —
Jahresheft XII, für 1890—92. [Aa 210.]
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresbor, und Abhandl.,
Jhrg. 1892. [Aa 173.]
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschafton.
- Sitzungsber, Jhrg. 1891—92. [Aa 266]
Meissen: „Isis'S Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis- Wetter-
warte zu Meissen im Jahre 1892. [Ec 40.]
Münster: Westfälischer Provinzial verein für Wissenschaft und Kunst. —
20. Jahresber., Jhrg. 1891. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie".
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1892, nebst
Abhandl., X. Bd., Hft. 1. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — IX. Jahresber. für die Jahre
1891—92. [Aa 177.]
Passau: Naturhistorischer Verein.
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
"Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft.
Reichenback i. F.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reuäingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Hft. 3. [Aa 236.]
u
Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jhrg. XVII. [Bf 57.]
SttUtgati: Verein fiir vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jh^. 49. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württembei^. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 1 . Jhrg., Hft. 3-4. [G 70.]
Tharand: Bedaction der landwirthschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirthsch. Versuchsstationen, Bd. XLI, Hft. f> — 6; Bd. XLII; Bd. XLIII,
Hft 1-2. [Ha 20.]
Thorn: Coppernicus- Verein für Wissenschaft und Kunst — Mittheil.,
Hft VIII. [Aa 145.]
Ulm: Verein für Mathematik und Natur^vissenschaften. — Jahreshefte,
5. Jhi^. [Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. —
Mitteil., Heft 4. [G 70.]
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 3. u. 4. Hft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften, VII.
Bd., 1892. [Aa 289.]
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jhrg. 46.
[Aa 43.]
Würjgburg: Physikalisch -medicinische Gesellschaft — Sitzungsber., Jbi^g.
1892. [Aa 85.]
Zwickau: Verein für Naturkunde.
2. Oostorreich-Üngarn.
Bistrifz: Gewerbeschule.
Brunn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXX. und 10. Ber.
der meteorol. Commission 1890. [Aa 87.]
Budapest: ungarische geologische Gesellschaft — ^ Földtani Közlöny, XXII.
köt, 11.— 12. füz.; XXm. köt, 1.— 10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Natur wfssenschaftli eher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jhrg.
1891-92. [Aa 72.]
Hermannstadt: Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. — Verhandl.
und Mittheü., XLII. Jhrg. [Aa 94,]
7(^?o : Ungarischer Karpathen- Verein. — Jahibuch,XX. Jhrg., 1893. [Aal 98.]
Innsbruck: Naturwissenschaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XX.
Jhrg. [Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum für Kärnthen. — Jahrbuch,
Hft. 22. [Aa 42.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1895?, Nr. 10; 1893,
Nr. 1-9. [Aa 302]
Laibach: Musealverein für Krain.
Lifiz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — Jahresber.,
Nr. 21 und 22. [Aa 213.]
lAnz: Museum Francisco-Carolinum. — 51. Bericht nebst der 45. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Bnns. [Fa 9.]
46
Prag: NaturwiBsenschaftlicher Vorein „Lotos**. — Jahrb. für ffaturwiss.,
n. F., Bd. XIIL [Aa 63.]
Prag: E. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsbor.,
mathem.-naturw. Cl., 1892. [Aa 269.] — Jahresber, für 1892. [Aa 270]
Prag: Gesellschaft, des Museums des Königreichs Böhmen. — Pam&tky
Archaeologickö, dilu XV, ses. 9—12; dilu XVI, ses. 1 und 2. [G 71.]
Praa: Lese- und Bedehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für
'1892. [Ja 70.]
Prag: Ceska Akademie Cisare Franti&ka Josefa. — Trida II, Roönik 1,
1891^92. [Aa 313.]
^ Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde.
' Beickenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jhrg. 24. [Aa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII.
und XXXIIL Bd. [Aa 71.]
Temesvdr: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Terni^s-
zettudomänyi Füzetek, XVIL köt [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Coniitat
— Jahreshefte, Jhrg. XIV— XV. [Aa 277.]
Triest: Mnseo dvico di storia naturale.
Triesi: Sodeta Adriatica di scienze naturali. — Bolletino, Vol. XIV.
.[Aa 201.]
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jhrg. 1892, Nr.
19—27; 1893, Nr. 1—21. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXII und XXXIIL [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofin useum. — Annalen, Bd. VII, Nr. 4;
Bd. Vni, Nr. 1-2. [Aa 280.)
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittbeil., Bd. XXII, Hft. 6; Bd.
XXIII, Hft. 1-5. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische* Reichsanstalt. — Verhandl, 1892, Nr. 11 — 18;
1893, Nr. 1—10. [Da 16.]
Wien: K. K. geographische Gesellschaft. •- Mittheil., XXXV. Bd. (n. F.
XXV. Bd) [Fa 7.]
Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd XLII;
Bd. XUII, 1.— 2. Quartal. [Aa 95]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mitthoil.,
1892-93. [Aa 274.]
3. RnmiBieB.
Bukarest: Institut m^t^orologique de Koumanie. — Annales, tome VI,
1890. [Ec 75.]
4. Schweiz.
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 10, Hft. 1. [Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 1892, Nr, 1279-1304.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 75.
Jahresversamml. zu Basel, 1892. [Aa 255.]
Chur: Natui forschende Gesellschaft Graobüudens.
Frauenfeld: Thurgauische naturforscbende Gesellschaft.
46
Freiburg: Soci6t6 Pribourgeoise des sciences naturelles.
St Gatten: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1890— 91. [Aa 23.]
Lausanne: Soci6t6 Vaudoise des sciences naturelles. — Bulletin, 3. s6r.,
vol. XXVIII, no. 109; vol. XXIX, no. 110—112. [Aa 248.]
Neuchatel: Soci6t6 des sciences naturelles. — Bulletin, tome XVII — XX.
[Aa 247.]
SchaffTiausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol.
VIII, Hft. 10. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, soci6t6 Valaisanne des sciences naturelles.
Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jhrg. 37 ,
Heft 3-4; Jhrg. 38, Hft. 1—2. [Aa 96.]
Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 3.
[Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens: Soci6t6 Linn^enne du nord de la PVance. — Bulletin mensuel
tome X, no. 223—234. [Aa 252.]
Bordeaux: Soci6t6 des sciences physiques et naturelles. — M6moires, sei.
4, tome II et appendice. [Aa 253.]
Cherbourg: Soci6t6 nationale des sciences naturelles et mathömatiques. —
M6moires, tome XXVIII. [Aa 137.]
Dijon: Acad^mie des sciences, arts et belies lettres.
Le Mans: Soci6t6 d'agriculturo, sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXV, fasc. 4; tome XXVI, fasc. 1. [Aa 221.]
Lyon: Sociötö Linnöenne. — Annales, tome 35 — 37. [Aa 132.]
Lyon: Soci6t6 d'agriculture, d'histoire naturelle et des arts utiles.
Lyon: Acadömie nationale des sciences, belies lettres et arts.
Paris: Soci6tö zoologique de France. — Bulletin, tome XVII, no. 2—4.
[Ba 24.]
Toulouse: Soci6t6 fran9aise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Soci6t6 malacozoologique de Belgique. — Annales, tome XV,
XXV — XXVI. [Bi 1.] — Proces verbaux des s^ances, tome XX — XXI.
[Bi 4.]
Brüssel: Soci6t6 entomologique de Belgique. — Annales, tome 34 — 35.
[Bk 13.] — M6moires I, 1892. [Bk 13 b.]
Brüssel: Soci6t6 royale de botanique de Belgique.
Gemhloux: Station agronomique de T^tat. — Bulletin, no. 52. [Hb 75.]
lAittich: Soci6t6 g6ologique de Belgique.
7. HoUud.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea". — Botanisch Jaarboek, 5.
Jhrg., 1893. [Ca 21.]
Groningen: Naturkundig Genootschap. — 92. Verslag over 1892. [Je 80.]
Hartem: Mus6e Teyler. — Archives, s6r. 2, vol. IV, part. 1. [Aa 217.
Harlem: Soci6t6 Hollandaise des sciences. — Archives Nöerlandaises, tome
XXVI, livr. 4-5; tome XXVII, livr. 1-3. [Aa 257.]
47
8. LuoBbiirfl.
Luxemburg: Soci6t6 de botanique.
Luxemburg: Institut royal grand-ducal. — Publications, tome XXII.
[Aa 144.]
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna". — Mitth.,
Jhrg, 1891, Nr. 2-4; 1892; 1893, Nr. 1-5. [Ba 26.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per Tanno 1891 — 92. [Aa 199.]
Catania: Aceademia Oioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 5.
— Bulletino mensile, fasc XXX — XXXII. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto.
Florenz: Societä entomologica Italiana. — BuIIettino, anno XXIV, trim.
3-4; anno XXV, trim. 1-2. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol XXXI; vol. XXXIV.
no. 1-3. [Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e letteie.
Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XI, fasc. 3; vol. XII,
fasc. 1. — Annuario, vol. VI, fasc. 7 — 9; vol. VII, fasc. 2- 3; vol.
XI, fasc. 3-4. [Aa 148.]
Padua: Societä Veneto-Trentina di scienze naturali. — BuIIettino, tomo
V, no. 3. [Aa 193b] — Atti, ser. 2, vol. 1, fasc. 1. [Aa 193]
Parma: Redazione dell BuIIettino di paletnologia Italiana. — BuIIettino,
ser. II, anno XVIII, no. 9-12; anno XIX, no 1—9. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XII; Processi
verbali , vol. VIII (bis 7, V. 93). [Aa 209.]
Rom: Aceademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. 1, sem. 2,
fasc. 11 — 12; vol. II, sem. 1; sem. 2, fasc. 1 — 11. — Rendiconto
dell'adunanza solenne dei 4. VI. 1893. [Aa 226.J
Born: R. Comitato geologico d'ltalia. — BoUettino, 1892, 3.-4. trim.;
1893, 1.— 3. trim. [Da 3.]
Born: Redazione delle Rassegna delle scienze geologiche in Italia. — Ka^si-
segna, anno II, fasc. 3. [De 220.]
Turin: Societä meteorologica italiana. — BoUettino mensualc, sor. II,
vol. XII, no. 12; vol. XIII, no. 1-11. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Aceademia d'argricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. 111,
vol. LXVIII; vol. LXIX, no. 1. [Ha 14.]
10. OrossbritaniiieB und Irlud.
Dublin: Royal geological societv of Irland. — Transactions, vol. VI, p. V.
[Da 14.]
Edifämrg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. IX [Ec 3.]
Glasgow: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III,
p. 3. [Aa 244.]
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 3— 12. [Da 20.J
NewcasÜe-upon-Tyne: Tynesido naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne,
48
11. Schweden, Nonregen.
Bergen: Museum. — Aarsberetning for 1891; Aarbog for 1892. [Aa 294.]
Christiania: Universität
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1891. [G 2] — Kunst og haandverk fra Noiiges fortid,
Hft. 10; Supplement IV. [G 81.]
Slockholm :]ßnU)mologiskR Föreningen. -- Entomoiogisk Tidskrift, Arg. 13,
Nr. 1^4. [Bk 12.]
Tramsoe: Museum. — Aarshefter, XV; Aarsberetning for 1890 — 91.
[Aa 243.]
UpsdUa: The geolbgical institution of the university. — Bulletin, voL 1,
no. 1 (1892). [Da 30.]
12. Rasslud.
Ekatharinenburg: 8oci6t6 Ouralienne d^amateurs des scieuces naturelles. —
Bulletin, tome XIV, livr. 2. — Jahresber. für 1891-92. [Aa 259.]
HeUingfors: Societas pro fauna et flora fennica. — Acta, vol. V, p. 1—2.
[Ba 17.]
Kharkatc: Soci6t6 des naturalistes ä l'universit^ imperiale. — Travauj[,
tome XXVI. [Aa 224,]
Kiew: Soci6t6 des naturalistes. — Mömoires, tome XII, livr. 1 — 2.
[Aa 298.]
Moskau: 8oci6t6 imp6riale des naturalistes. — Bulletin, ann6e 1892, no.
3-4; ann6e 1893, no. 1—3. [Aa 134.]
Odessa: Soci6t6 des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — M^moires, tome
XVII, p. 2—3. [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XII,
fasc. 2. [Ca 10.]
Petersburg: Comit6 göologique. — Bulletins, vol. XI, no. 5 — 8; vol. XII,
no. 1 — 2. [Da 23.] — M6moires, vol. IX, no. 2; vol. X, no. 2; vol.
XIII, no. 2. [Da 24.] — Carte göologique de la Russie d'Europe.
(6 Bl.) [Da 24 b.]
Petersburg: Physikalisches Centralobservatoiium. — Annalen, Jhrg. 1891.
[Ec 7.]
Riga: Naturforscher -Verein. — Correspondenzblatt, Nr, XXXVI. [Aa 34.]
II. Amerika.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.)
Älbany: New York State museum of natural historv. — Anhual report 44.
[Aa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no.
102 — 107. [Aa 278.] — Amer. Journal of mathematics, vol. XIV,
no. 2—3 [Ea 38.] — Amer. chemical Journal, vol. XIV, no. 2-7.
[Ed 60.] — Studies in histor. and politic. science, 10. ser., no.
IV— XI. [Fb 125] — Amer. Journal of philology, vol. XII, no. 4;
>ol. XIII, no. 1-3 [Ja 64.]
49
Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. XXV, p. III — IV.
[Aa 111.] - Memoirs, vol IV, no. 10 [Aa 106.]
JEbstan: American academy of arts and sciencee. <>• Prooeedings, new ser.,
vol. XrX. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural sciences.
Cambridge: Museum of comparative zoolof^ry- — Annual report for 1891 —
1892. — Bulletin, vol. XVI, no. 11—14; vol. XXIII, no. 4—6; vol.
XXIV, no. 1—7; vol. XXV, no. 1. [Ba 14.]
Daver^Mrt: Academy of natural sciences.
Balifaz: Nova Scotian Institute of natural science. — Pruceedings and
transactions, 2. ser., vol. I, p. 2. [Aa 304.]
Madison: Wisconsin Academy of sciences, arts and letters.
Mexiko: Sociedad cientifica „Antonio Alzate*^. — Memorias, tomo VI, cuad.
5-12; tomo VII, cuad. 1—2. [Aa 291.]
Müwaukee: Wisconsin natural bistory society.
Montreal: Natural bistory society. — Canadian record of science, vol. V,
no. 4 u. 7. [Aa 109.]
NeuhHaven: Connecticut academy of arts and sciences. — Transactions,
vol. Vm, p. 2; vol. IX, p. 1. [Aa 124.]
New -York: Academy of sciences. — Annais, vol. VII, no. 1—5. [Aa 101.]
— Transactions, Index zu vol. XI mit Ergänzungen. [Aa 258]
New 'York: American museum of natural bistory.
Philaddphia: Academy of natural sciences. — Proceedings, 1692, p.
n— III; 1893, p. I. [Aa 117.]
Phüadelpkia: American pfa^losophical society. — Proceedings, vol. XXX,
no. 139; vol. XXXI, no. 140—141. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner iree institute of science. — Transactions, vol. 3,
p. 2. [Aa 290.]
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 21. [Ba 22.]
Bockester: Academy of science. — Proceedings, vol. II, brocb. 1—2.
[Aa 312.]
Bochesler: Oeological society of America. — Bulletin, vol. IIL [Da 28.
Saiem: Kssexlnstitute. — Bulletin, vol. 23—24; vol. 25, no. 1—3. [Aa 163.
Salem: Peabody academy of science.
San Francisco: California academv of science. — Occasional papers, vol.
ra. [Aa 112 b.]
St. Louis: Academy of science. — Transactions, vol. VI, no. 2—8. [Aa 125.]
Topeka: Kansas academy of science.
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. III, p. 1—2. — 6. annual
report [Aa 222.]
Washington: Smitbsonian Institution. — Report of tbe National-museum,
ending VI, 1890. [Aa 120 c.] — Bureau of ethnology, 7.-8. annual
report. [Aa 120 b.]
Washington: United States geological survey. — Monographs, vol. XVII,
XV in und XX, mit Atlas. [De 120 c.] — XL annual report, 1889 to
1890. [De 120a.] — Bulletin, no. 82—86, 90-96. [De 120 c.] —
Mineral resources of tbe United-States, 1891. [Db 81.]
Washington: Bureau of education.
Washington: Gfeograph. and geolog. survey of tbe Kocky mountain region,
vol. VIL [De 120 d.]
50
2. Sftd-Amorika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.)
Buenos 'Aires: Museo naeional.
Buenos- Aires: Bevista argentina de bistoria natural. — Publicacion
bimestral, 1891, tomo I, entr. 1—6. [Aa 307.]
Buenos 'Aires: Sociedad den tifica Argentina. —Anales, tomo XXXIV, entr.
2-6; tomo XXXV, entr. 1—5. [Aa 280.]
Cordoba : Academia naeional de ciencias. — Boletin, tomo X, entr. 4 :
t9m() XI, entr. 4. [Aa 208 b.]
Bio de Janeiro: Museo naeional.
San Jose: Institute fisico-geografico y del museo naeional de Costa-Rica.
— Anales, tomo III, 1892. [Aa 297.]
Säo Paulo: Commissao geographica e geologica da provincia de S. Paulo.
La Pktta: Museum.
La Plata: Bedaction der Revista argentina de bistoria natural.
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd.
II, Heft 5-6. [Aa 286.]
III. Asien.
Bataviu: K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift \oor
Nederlandsch Indie, Deel 52. [Aa 250.]
Calcutta: Geological survey of India. — Becords, vol. XXV, p. 4; vol.
XXV], p. 1 — 3, [Da 11.] — Memoirs, Tnhaltsveiz. zu vol. I— XX.
[Da 8.] — Palaeontologia Indica, Inhaltsverz. bis 1891. [Da 9.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens —
Mittheil., Bd. V, Heft 51-52. [Aa 187.]
IT. Aastr allen.
Melbomme: Mining department of Victoria.
B. Durch Oeseheike.
Ardisso^ie, Fr,: L'organismo vivente. 1892. Edizione 2. [Ab 81.]
Boettger, 0.: Katalog der Beptilien-Sammlung im Museum der Sencken-
bergischen natuiforschenden Oeseilschaft in Frankfurt a. M. Theil I.
[ßg 28 b.]
Bonn : Niederrheinische Gesellschaft. — Bericht über die Feier des 75jährigen
Bestehens der Gesellschaft [Ja 75.]
Brooks, W. K. and Herrick, F, H.: The embryology and metamorphosis
of tbe Macroura. [Bl 41.]
Cooke, C. M.: Australian Fungi. [Ce 30.]
Congres arch^ologique de France. LH. session ä Moutbrison 1885, 1886.
(Geschenk des Frl. J. v. Boxberg.) [G 125.J
Credner, U, : Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen.
Sep. 1893. [De 119 b.]
Crepin, F.: Mes eiccursions rhodologiques dans les alpes en 1893. [Cd 111.
Dathe, E : Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. Sep. 1891. [De 198 g.
bi
dmtschei' Verein zum Schutz der Vogelwelt: Zweite Wandtafel, mit Ab-
bildungen der wichti^ten kleineren deutschen Yögel, mit erläuterndem
Text von Dr. Rey. 1893. (Geschenk des Herrn Dr. Frenzel, Preiberg.)
[Bf 61 IL]
Eck, Th.: Les deux eimetiöres gallo-romains de Vermaud et de Saint-
Quentln 1891. (Gesch. des Frl. J. -von Boxberg.) [G 126.]
E}igelharcU„ H.: Flora, aus den unteren Paludinenschichten des Capla-
grabens bei Podvin (Slavonien). Sep. 1893. [Dd 941.]
Fn-gusson, J.: Les monuments m6galithiques de tous pays..'Traduit de
langlais par Hamard. 1878. (Gesch. des Frl. J. von Boxberg.) [G 127.]
Fickd, J. : Die Litteratur über die Tierwelt des Königreichs Sachsen.
Sep. 1893. [Je 115.]
Frenzei, A,: Die Zwergpapageien. 1892. [Bf Ö6c.]
Fritsch, A.: Fauna der (}askohle und der Kalksteine der Permformatiou
Böhmens. Bd. III, Hft 2. [Dd 19.]
Gaea: Natur und Leben. Jhrg. 29. [Aa 41.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 179
bis 190, [Fa 19.]
Gelniiz, E.: Mittheilungen aus der Grossherzoglich Mecklenburg, geo-
logischen Landesanstalt. Nr. III, über Brunnenanlagen. 1893.
[De 217 b.]
Geinitz, E.: Die I^äferreste des Dobbertiner Lias. Sep. 1893. [Dd 73 c.]
Gümhely W. von: Geologische Mittheilungen über die Mineralquellen von
St. Moritz im Oberengadin und ihre Nachbarschaft. Sep. 1893. [De 168 c.J
Jentzsch, A.: Die geologische Sammlung des Provinzialmuseums zu Königs-
berg. Sep. 1892. [De 114 v.]
Klhiggraeff] II. von: Die Leber- und Laubmoose West- und Ostpreussens.
1893. [Ce 31.]
Krone, H.: Ueber das Problem, in natürlichen Farben zu photographiren.
[Eb 41.]
Liehe, K. Th: Sand- und Staubbäder der Raubvögel und Eulen. Sep.
1893. [Bf 55p.|
Liebe, K. Th,: Verlorene oder weggelegte Eier. Sep. 1892. [Bf ööq.j
Liebe, K. Th.: Zur Naturgeschichte der Rohrdommel. Sep. 1892. [Bf f)5r.]
Liebe, K Th.: Zur Namenfrage. Sep. 1893. [Bf 66s.]
Mal'owsky, AI.: Der diluviale Mensch im Löss von Brunn. 1892. (Gesch.
des Frl. J. von Boxberg.) [G 128.]
Mneüer, F. von: Index perfectus ad Caroli Linnaei Species plantarum,
nempe earum primam editionem. 1880. [Gb 43.]
MueUer, F. von: Descriptions of australian plants. [zu Cd 51.]
MiieUcr, F. von: Illustrated description of Thistles. 1893 [Cd 51 c]
Ferner: Ueber die Foraminiferen des böhmischen Cenomans. [Dd 140.)
Petersburg: Russ. kaiserl. mineralog. Gesellschaft. — Verhandl., 2. Ser,
Bd. 29. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Russlands, Bd. XVI.
[Da 29 b.]
Po^ta, Ph: Ueber Bryozoen aus dem Cenoman am Fusse des Gangberges
bei Kuttenberg. '[Dd 141.]
Raleigh: Elisa Mitchell scientific society. — Journal, vol. IX. [Aa 300.]
Richter, P. E.: Litteratur der Landes- und Volkskunde des Königreichs
Sachsen. Nachtrag I. 1892. [Je 69 d.]
52
Schütte, jß.: Die Tucheier Haide, vornehmlich in forstlicher Beziehung.
1893. [Hb 122.]
Schuiee, E.: Faunae Saxonicae Mammalia. Sep. 1893. [Be 31c.]
Strouhal: 0 2iyote a pusobeni Dr. A. Seydlera. [Jb 72.]
Steinert, H.: Die Macrolepidopteren der Dresdner Qeg«nd. Sep. 18B2.
[Bk 239.]
jSif^Aam^ 2^. : Lebermoose. Gesammelte Separatabhandl., 1885— 1893. [Ca 82.]
Stevenson, J.: 28 Arbeiten über geologische Verhältnisse Nordamerikas.
[De 221.]
Stevenson^ J,: Second geologial survev of Pennsylvania. 1875—1881.
[De 222 a— d.]
Stossich, M.: Osservazioni elmiutologiche. Sep. 1892. [Bm 54 p.]
Stossich, M,\ D genere Angiostomum Dajardin. Sep. 1893. [Bm 54 q.]
Stossieh, M.: Note helmintologiche. Sep. 1893. [Bm 54 r.]
Vogd, G. CL: Der Vermehrungsprocess im Tierreiche. 1893. [Bc 46.]
Voretissch, Jf.: Untersuchung einer speciellen Fläche constanter mittlerer
Krümmung. Inaug.-Diss., Gottingen 1883. [Ea 42. J
Voretzsch, M. : Ein Blick auf die Yergangenheit der Stadt Altenburg. Sep.
1890. [G 130 a.]
Voretzsch, M.\ Altenburg zur Zeit des Kaisers Friedrich Barbarossa. 1891.
[G 130 b.]
Voretzsch, Mr. Bericht über die Thätigkeit der naturforsch. Gesellscb. des
Osterlandes vom 1. Oct. 1888 — 30. Juni 1892. Sep. 1892. [Aa 69.]
Worsaae, J. Ä.: Zur Alterthumskunde des Nordens. 1847. (Geschenk des
Frl. J. von Boxberg.) [G 129.]
WosinsJcy, M,\ Das prähistorische Schanz w^erk von Lengyel, seine Erbauer
und Bewohner. (Geschenk des Frl. J. von Boxbeig.) [G 123.]
Zetzsche, Er. Ueber Stationsrufer für Telegraphenanlagen. Sep. 1893.
[Eb 42 a.]
Zetzsche, E.: Wetzer's neuester Stationsrufer. Sep. 1893. [Eb 42 b.]
C. Durch Kauf.
Annals and magazine of natural history, ser. 6, no. 61—71. [Aa 102.
Antiqiui^ Beitrflge zur prähistor. Archaeologie, 1894, Bog. 1 — 2. [G 91.
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXVI. [G 1.]
Anzeiger, zoologischer, Jahrg. XYI. [Ba 21.]
Bronn' s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. III (Mollusca), Lief.
3-9; Supplem. 1. lief.; Bd. IV (Vermes), Lief. 24—30; Bd. V,
Abth. 2 (Crustaceen), lief. 35—37 : Bd. VI, Abth. 4 (Aves), Lief. 42-49;
Abth. 5 (Mammalia), lief. 40 u. 41. [Bb 54.]
Hedmgia, Bd. 31, Nr. 3—6; Bd. 32. [Ca 2.]
Monatsschrift y deutsche botanische, Jahrg. 10,Nr.9 — 12; Jahrg. 11. [Ca 22.]
Nachrichten, enlomologische, Jahrg. 9. [Bk 235.J (Vom Isis-LesezirkeL)
Natur, Jahrg. 42. [Aa 76.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Neapel: Zoologische Station. — XV. Monographie: Enteropneusten von
Dr. J. W. Sprengel; XIX. Monographie: Pelagische Capepoden von
Dr. W. Gisbrecht; XX. Monographie: Gammarini del Golfo di Napoli
von Dr. A. deUa Valle. [Bb 56.]
53 _
Palaeontographical society^ vol. XLV und XLVI. [Da 10.]
Prähistorische Blätter, Jahrg. V. [G 112.]
Wochenschrift^ naturwissenschaftliche, Bd. VIII. [Aa 311.] (Vom Isis-
Lesezirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 65, Nr. 4—6; Bd.
66, Nr. 1-4. [Aa 98]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 11. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd IX, Nr. 3 — 4; Bd. X,
Nr. 1-3. [Ee 16]
Zeitschrift^ Oesterreichische botanische, Jahrg. 43. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 51. [Ca 9.]
Geschlossen am 31. Pecember 1893.
0. Schiller,
Bibliothekar der „lais'S
Zu bequemerer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für Mitglieder der
Isis ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährl. Beitrag von
3 M. können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung zu Hause
gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Bibliothekar entgegen.
Abhandlungen
der
ü atur^ssenschaf tlichen G esellschaf t
in Dresden
1893.
71
III. Die Diamantengruben tod Klmberley.
Vortiug, gehalten in der n ata rwissenschaft liehen Gesellschaft „Isis^' am 20. April 1893
von Dr. Alfred W. Stelsner
Der Ausspruch des alten Aristoteles, nach welchem Afrika immer
etwas Neues bringt, hat sich in den letzten Jahrzehnten wieder einmal
und zwar im wahrsten Sinne des Wortes in der „glänzendsten^^ Weise
bewährt: denn der Süden des schwarzen Welttheiles hat inmitten von
Wüsten und Einöden 1867 den Kimberlev-Üistrict und 1887 den Wit-
watersrand entdecken lassen und während der erstere seitdem 3 cbm funkelnder
Diamanten geliefert hat, sind von dem letzteren bereits 5 cbm Gold in
den Verkehr gebracht worden und die Förderung dieser 8 cbm Gold und
Edelgestein, welche selbst die Schätze des märchenhaften Landes Ophir
in Schatten stellen dürften, hat, sich nicht nur über die ganze Erde hin-
weg bemerkbar gemacht, sondern sie hat vor allen Dingen auch in Afrika
selbst den unmittelbaren Anstoss zu einer nie geahnten Entwickelung
der Cultur und des wirthschaftlichen Lebens gegeben, den Anstoss zu
Neuerungen, welche für die ganze weitere Ei*schliessung Afrikas die aller-
höchste Bedeutung haben werden.
Und zu gleicher Zeit haben die bergmännischen Aufschlüsse, welche
die Gewinnung jener 8 cbm erheischte, auch der wissenschaftlichen Welt
die grössten Ueberraschungen bereitet und ihr nicht nur reiche Belehrung
gewährt, sondern auch eine Vielzahl hochinteressanter Probleme zu lösen
gegeben.
Dass ein Würfel von 2 ra Kantenlänge, der sich nach seinem räum-
lichen Verhältniss zu dem ganzen gewaltigen Continent einem Sandkorüe
an der Meeresküste vergleichen lässt, Wirkungen der soeben angedeuteten
Art ausgeübt haben soll, mag zunächst für eine arge Uebertreibung ge-
halten und nur ungläubig aufgenommen werden; indessen gewinnt die
Sachlage ein anderes Ansehen, sobald wir uns zu ihrer Beurtheilung
einmal anderer Masseinheiten bedienen und alsdann zu dem Ergebnisse
f^elangen, dass jener Würfel, den Südafrika in den letzten 25 Jahren
lieferte, einen Marktwerth von mehr als 174 Milliarde Mark gehabt hat,
und wenn wir weiterhin sehen werden, dass jener Würfel von 2 m Kanten-
länge sich thatsächlich gegliedert hat in
50 Millionen Karat Diamanten
und in 3 Millionen Unzen oder rund
96000 kg metallischen Goldes.
Nun erst wird der Einfluss verständlich werden, den er für die ein-
ireborene und für die eingewanderte Bevölkerung gehabt, den er auf
ü«. Jtfü üi Dresden, 189H, - Abb. 3. l*
72
HaDdel und Industrie, auf Städtegründungen und auf das Verkehrswesen
ausgeübt hat.
Während die südafrikanischen Hochländer bis gegen 1870 nur hier
und da von Boern besiedelt waren und während um jene Zeit der
Gesammtexport der Capcolonie nur einen Jahresbetrag von 2 Millionen JL.
erreichte, von welchem etwa ^^ durch Wolle gedeckt wurden, beziflPerte
sich der Waarenumsatz für ganz Südafrika in 1892 auf rund 26 Y4 Mill. '£.
nämlich auf 12 V2 Mill. Import und 13^/^ Mill. Export und dabei bestand
jetzt die grössere Hälfte des letzteren aus Diamanten und Gold.
Da bei diesem Umschwünge der Verhältnisse Bergleute die wichtigsten
Actoren gewesen sind, so kann es auch nicht Wunder nehmen, dass jener
seine Wellen bis nach Freiberg fortgepflanzt hat, dass unter den Berg-
ingenieuren zu Kimberley und am Witwatersrand auch gar manche alte
Freiberger eine einflussreiche und hochgeachtete Rolle spielen und dass
nun diese, in freundlicher Erinnerung an ihre alma mater, zeitweise Ge-
steine und Erze, Geschäftsberichte, Karten und Bilder herüberschicken,
so dass wir Erzgebirger über den Bergbau in Griqualand West und in
Transvaal ziemlich gut unterrichtet sind.
Da diese letztgenannte Thatsache auch Herrn Geheimen Hofrath
Dr. Geinitz bekannt ist, so hat er es für zweckmässig erachtet, mich
aufzufordern: Ihnen, meine Herren, einmal einen Bericht über das neue
Ophir zu erstatten. Ich folge gern seiner Einladung und will nun ver-
suchen, ihr im Folgenden so gut gerecht zu werden, als das für Jemanden
möglich ist, der Südafrika nicht selbst besucht, sondern eben nur in der
angedeuteten Weise aus der Ferne kennen gelernt hat.
Ich gestatte mir also, Sie zu bitten, mich in Gedanken nach Kimberley
zu begleiten. Die Reise von London aus dahin erfordert heute nur noch
19 Tage. Ausgezeichnete Steamer bringen uns nach der Capstadt oder
nach Port Elizabeth und von da aus legen wir den noch übrig bleibenden
1040 bezw. 780 km langen Landweg in 36 bezw. 27 Stunden mit der
Eisenbahn schnell zurück.
Kimberley liegt in Griqualand West, jetzt zur Cap-Colonie gehörig.
Es ist eine Stadt von 29 000 Einwohnern; nur 3 km abseits, und durch
elektrische Tramway mit dem Hauptorte verbunden, ist neuerdings Beacons-
field mit weiteren 10 000 Einwohnern entstanden.
Wollen wir uns geographischer ausdrücken, so können wir sagen:
Kimberley liegt unter 28® 43' s. B. und 24 ^ 16' östl. Länge von Green wich,
zwischen dem Vaal- und Oranje River, in einer Meereshöhe von 4042
Fuss oder 1232 m.
Eine 22 km lange Leitung muss die beiden Städte mit Wasser aus
dem Vaal versorgen, denn um jene breitet sich nach allen Seiten eine
sterile Hochebene aus.
Terraineinschnitte und bergbauliche Autschlüsse belehren uns darüber,
dass diese Hochebene im Wesentlichen aus einer sehr mächtigen und
nahezu horizontal gelagerten Wechselfolge von Sandsteinen, Conglomeraten
und Schieferthonen besteht. Leider führen diese Sedimente entweder
keine oder nur sehr wenige Versteinerungen ; ihr Alter hat sich daher
noch keineswegs an allen Orten mit Sicherheit feststellen lassen, indessen
scheint es nach den vorliegenden Nachrichten, dass die Schichten theiJs
obercarbonisches, theils triasisches, z. Th. vielleicht auch jurassisches Alter
73
liaben. Vorläufig hat man sie unter den Namen Karoo-Formation (Karoo-
Wüste) zusammengefasst. Eine oder mehrere Abtheilungen dieser Karoo-
Forniation umschliessen Kohlenflötze, von denen einige durch Glossopteris
obarakterisirt sind; die Ausbeutung der Kohlen hat bereits begonnen und
es dürfte ihr für die zukünftige Entwickelung des Landes eine nicht un-
b^eutende Rolle beschieden sein.
Weiterhin ist zu erwähnen, dass sich an dem Aufbaue der Karoo-
Forniation auch deckenförmige Ergüsse von Diabasen, Quarzdiabasen und
Olivindiabasen (Melaphyren) betheiligt haben, die nun als plattenförmige,
bis 100 und mehr Meter mächtige Einlagerungen zwischen den sedimen-
tären Schichten bemerkbar werden und dass anderweite Diabase die Karoo-
F<>rmation an zahlreichen Orten gang- und stockförmig durchsetzen.
Wenn i(h dem Gesagten noch hinzufüge, dass weite Flächen der
Hochebene von ein bis zwei Meter mächtigen Krusten diluvialer Kalktuflfe
bedeckt werden, dass diese KalktufFe von Cohen für die Absätze flacher,
diluvialer Seen gehalten werden und dass sich über ihnen stellenweise
auch noch schwache Decken alluvialer Sande ausbreiten, so dürften hiermit
die geologischen Verhältnisse von Gri(iualand West und wohl auch die-
jenigen von den benachbarten Theilen des Oranje- Freistaates für unsere
Zwecke hinlänglich charakterisirt sein.
Es war nun im Jahre 18ti7, als einem dem Waid werk nachgehenden
Engländer unter den Kieselsteinen, mit denen die Kinder einer Boernfarm
am Oranje Kiver , unweit dem heutigen Hopetown , spielten , ein Stein
wegen seines ganz besonderen Glanzes auffiel. Er nahm ihn mit und
zeigte ihn Goldschmieden; diese hielten den Stein zunächst für Topas,
aber bald kam die Wahrheit an den Tag: es war ein 2IV4 Karat schwerer
Diamant.
Zwei Jahre später, 1869, fand ein Hottentotte einen zweiten, noch
.grösseren Stein, der sich als ein Diamant von 83 Karat entpuppte und
nachdem er aus einer Hand in die andere gegangen und dabei sein Preis
von 400 auf 1200 £ gestiegen war, schliesslich als „Star of South Afrika"
in den Besitz des Lord Dudley gelangte.
Daraufhin begann der neue südafrikanische Diamanten-„Rush" und
bald zeigte es sich, dass die Geröllablagerungen des Vaales, kurz oberhalb
seiner Einmündung in den Oranje River, am erträgnissreichsten waren.
Hier sind denn auch die Wäschereien ununterbrochen bis auf den heu-
tigen Tag fortgesetzt worden , namentlich in der Nähe des Städtchens
Barkly, 110 km NNW. von Kimberley gelegen. Sie sollen heute gegen
1000 Weisse und eine entsprechende Anzahl von eingeborenen Arbeitern
beschäftigen und Steine reinsten Wassers liefern; immerhin hat sich die
Arbeit in diesen „River diggings" nicht über einen mühseligen Kleinbe-
trieb zu erheben vermocht und in der Regel hat sie nur einen jährlichen
Ertrag von etwa 30000 Karat, d. i. von wenig mehr als 6 kg geliefert.
Die wirthschaftliche Bedeutung der Wäschereien ist also eine be-
schränkte und das wissenschaftliche Interesse, welches die letzteren bean-
spruchen, dasselbe, welches auch alle anderen nichtafrikanischen Vorkomm-
nisse von Diamanten auf secundärer Lagerstätte wachrufen.
Ganz anders verhält es sich mit der zweiten Art des Diamantenvor-
kommens in Oriqualand West und in den benachbarten Theilen des
74
Oranje - Freistaats , mit den „dry diggings", deren Entdeckung jener dei
„River diggings" im Jahre 1870 folgte.
In diesem Jahre nämlich fand man auch Diamanten auf der steriler
Hochebene, welche sich zwischen dem Vaal und dem Oranje River aus
breitet und zwar an den Hängen kleiner flacher Hügel (Kopjes), die siel
in der Gegend des heutigen Kimberley wenige Meter über die umgebende
aus der Karoo-Formation bestehende Landfläche erhoben. Diese heut*
längst verschwundenen Hügel bestanden , im Gegensatze zu den in de
Gegend herrschenden Sedimenten, aus einem eisenschüssigen, hochgradig
zersetzten Gesteine, das man „yellow ground" nannte. Man durchwühlt
dasselbe und fand immer neue Diamanten, auch dann noch, als der yellov
ground bei 6 bis 12 m Tiefe in eine dunkelbraune festere Masse, dei
„rusty ground", und nach weiteren 2 bis 5 m in ein ganz eigenartiges
schwärzlich grünes oder schwärzlich blaues Gestein, den „blue ground'
übergegangen war. Zunächst freilich glaubte man, mit dem blue grounc
auch das Ende des diamantenführenden Bodens erreicht zu haben \\m
man suchte deshalb seine Besitztitel an den seither betriebenen Grubei
an neuangekommene „Grüne" zu verkaufen; aber gar bald stellte siel
heraus, dass diesmal die „Grünen" den besseren Theil erwählt hatten
denn die Diamantenführung hielt, wider alles Erwarten, auch im blui
ground an.
Eine fieberhafte Aufregung bemächtigte sich daher der im Entstehe!
begrifiTenen Bergwerks-Stadt und schaaren weise strömten Digger von allei
Seiten herbei, denn es unterlag keinem Zweifel mehr: man hatte eim
durchaus neue und eigenartige Diamantenlagerstätte vor sich — das erst
malige und noch dazu massenhafte Vorkommen des herrlichen Edelstein
auf piimärer Lagerstätte, ein Vorkommen vom höchsten materiellen Wertlu
vom höchsten wissenschaftlichen Interesse.
Die mir verfügbare Zeit gestattet nicht, die historische Entwickelunj
des nun beginnenden Bergbaues, die üeberraschungen , welche er b«
leitet, die Wechselfälle, denen er ausgesetzt war, im Einzelnen zu schil
dern; ich kann hier nur die wichtigsten Phasen skizziren und die Ergeh
nisse zusammenfassen, welche in den seither verflossenen 22 Jahren uni
nachdem man stellenweise schon bis zu einer Tiefe von 384 m niedei
wärts gedrungen ist, in geologischer und wissenschaftlicher Hinsicht ge
Wonnen worden sind.
Es wird dabei, wie ich hoffe, zum leichteren Verständnisse der Sncli
läge beitragen, wenn ich mich zunächst einer kurzen Schilderung d€
inzwischen festgestellten geologischen Verhältnisse zuwende.
Die Zahl der Kopjes, welche sich in Griqualand West und im Oranj<
Freistaat erheben, ist oder war eine ziemlieh grosse ; aber bis jetzt habe
nur 6 Stellen eine grössere Bedeutung erlangt. Dieselben liegen sämml
lieh innerhalb eines Quadrates, das vom 28. und 30.® s. Br. und vor
24. und 26.0 östl Länge begrenzt wird. Vier Gruben, die im NW. d«
von NO. nach SW. verlaufenden Diagonale jenes Quadrates zu suche
sind, nämlich Kimberley, de Beers, Bultfontein und Du Toit's Pan, g(
hören zu Griqua Land, die anderen beiden, südöstlicher gelegenen, Koö)
fontein und Jagersfontein , zum Granje-Freistaat. Hierzu ist dann se
1891 als siebente und sehr aussichtsvolle Grube die Premier- odi
Wesselton Mine gekommen, auf der Grenze beider Staaten gelegen im
_ Tb
im Gegensatz zu allen anderen dadurch merkwürdig, dass sie an der
Tagesoberfläche nicht durch eine hügelartige Emporragung, sondern durch
eine mit Ealktuff überkrustete Bodensenkung charakterisirt war.
Durch den Betrieb der zuerst genannten sechs Gruben hat sich nun
bis jetzt das Folgende herausgestellt.
Das diamantenführende Gestein, der blue ground , bildet in formeller
Hinsicht säulenförmige Körper von kreisförmigen oder elliptischen Quer-
schnitten. Seine Säulen, welche Durchmesser von 25 bis 450 m haben,
ziehen sich vom Tage aus senkrecht in die Tiefe nieder, durchsetzen also
die nahezu horizontal gelagerten Sedimente der Earooformation und die
diesen letzteren eingelagerten Diabasplatten unter rechtem Winkel. Die
beiden bis jetzt am besten bekannt gewordenen Säulen sind die von
Kimberley und de Beers. Die Durchmesser der ersteren beziffern sich
am Tage auf 167 und 274 m , dagegen bei 300 m Tiefe nur noch auf
103 und 234 m. Die elliptischen Querschnitte dieser Säule berechnen
sich hiemach auf 36 000 und 19000 qm. Die ebenfalls elliptischen
Querschnitte des De Beer's Stockes messen am Tage 54 000 und in einer
Tiefe von 274 m nur noch 47 000 qm. Die säulenförmigen Massen ziehen
sich also in der Tiefe conisch zusammen.
Die hier und in der Folge zu gebenden Zahlen werden vielleicht
besser verständlich, wenn ich sie mit anderen Ihnen gut bekannten
Grössen vergleiche. Die eine Grösseneinheit möge der Dresdner Altmarkt
liefern, der etwa 13 860qm einnimmt; der Kimberley-Stock ist dann am Tage
2,6 und in der Tiefe 1,4 mal so gross als der Altmarkt; derjenige von
de Beers zieht sich von der vierfachen Fläche des Marktes auf die 3,4fache
zusammen. Die anderen Stöcke sind in grösserer Tiefe noch nicht aufge-
schlossen.
Wenden wir uns jetzt der Masse zu, welche die diamantenführenden
Säulen bildet, so lernen wir in dem blue ground ein sehr merkwürdiges
Gestein kennen. Dasselbe muss als eine Breccie bezeichnet werden. Die
meisten kleineren und grösseren, scharfkantigen oder gerundeten Frag-
mente dieser Breccie bestehen aus einer grün- oder blauschwarzen, serpentin-
artjgen Masse; aber daneben finden sich auch verschieden grosse Frag-
mente derjenigen Gesteine der Karoo-Formation, welche unmittelbar an die
Säulen des blue ground angrenzen, also Fragmente von Sandstein, Schief er-
tbon und Diabas; endlich sollen auch noch hier und da Bruchstücke von
Granit, von Eklogit und von Hornblendefels angetroffen worden sein, die
in ihrer mineralogischen Zusammensetzung ebensowohl der Hauptmasse
des blue ground , wie den Gesteinen der Karoo-Formation fremd gegen-
überstehen würden und als „exotische Fragmente" bezeichnet worden
sind. Ich behalte mir vor, auf diese letzteren später zurückzukommen.
Einstweilen sei noch bemerkt, dass die Kimberleyer Bergleute alle im
blue ground eingebetteten Fragmente, unbekümmert um ihre petrographische
BeschafTenheit und um ihre bald scharfkantige, bald gerundete Form,
„boulders", d. h. GeröUe zu nennen pflegen.
Die Dimensionen dieser boulders schwanken zwischen den weitesten
Grenzen; von wenigen Cubikmillimetern und Gubikcentimetern an können
sie bis zu gigantischen Blöcken anwachsen. So liegt z. B. inmitten des
blue ground von de Beers Mine eine Scholle von Olivindiabas, das söge-
76
nannte Island, die einen Querschnitt von etwa 280 qra besitzt und die
nach der Tiefe zu auf 216 m verfolgbar war.
Das Cement, welches alle diese Fragmente verkittet und in der Regel
vorherrscht, also die Hauptmasse des blue ground bildet, macht auf das blosse
Auge den Eindruck eines erhärteten, grünschwarzen. Schlammes und lässt
erst dann, wenn man es mit Hülfe schwerer Lösungen in seine verschie-
denen Elemente zergliedert hat oder wenn man Dünnschliffe von ihm u. d. M.
untersucht, erkennen, dass es in der Hauptsache aus feinsten Parttkelchen
jener serpentinartigen Masse besteht, welche wir schon in Gestalt gröberer
Fragmente kennen gelernt haben.
Dieser Serpentin besteht aber seiner Hauptmasse nach aus mehr oder
weniger verändertem Olivin. Ausserdem betheiligen sich an seiner Zu-
sammensetzung und an derjenigen des vorhin besprochenen Cementes
chromhaltiger Diallag, der smaragditartig umgewandelt sein kann, Bronzit,
chromhaltiger Pyrop, fleischfarbener Zirkon (in Kimberley dutch bord ge-
nannt), Cyanit, Biotit, der oft mehr oder weniger gebleicht ist, Chrom-,
Titan- und Magneteisenerz, sowie kleinste Körnchen und Kryställchen von
Perowskit.
Zu den eben genannten Mineralien gesellt sich in dem blue ground
von Jagersfontein auch noch blauer Korund, der eine Zeit lang für Cor-
dierit gehalten wurde. Endlich werden Turmalin und Rutil erwähnt. Ich
selbst habe diese beiden Körper nicht beobachten können, dagegen habeich in
den Aufbereitungsprodukten von Kimberley mehrfach noch Kryställchen und
kleine Concretionen von Schwefelkies , sowie Bröckchen von Baryt ange-
troffen. Die ersteren sind wohl zugleich mit Fragmenten von Schiefer-
thon der Karoo-Formation in den blue ground gekommen, während die
letzteren von kleinen Gangtrümmern abstammen mögen, die als selbständige
Gebilde den blue ground durchsetzen.
Endlich möchte ich noch ausdrücklich betonen, dass bis jetzt Krystalle
oder Fragmente von Quarz in dem blue ground nicht aufgefunden worden
sind.
Nach allem Gesagten wird man den blue ground als einen breccien-
artig zerstückelten und mehr weniger serpentinisirten Olivinfels mit Frag-
menten von Quarziten, Schieferthonen und Diabasen der Karoo-Formation
bezeichnen dürfen ; im Sinne des petrographischen Systemes von Rosen-
busch würde er wegen seines Gehaltes an Diallag und rhombischem
Pyroxen dem Lherzolith unterzuordnen sein, Carville Lewis hat unser
Gestein Kimberlit genannt und dieser Name möge auch hier in der Folge
angewendet werden.
Das eben gefundene Resultat regt dazu an, nochmals einen Blick
auf die schon früher erwähnten „exotischen Fragmente" des blue ground
zu werfen. Da das Kimberlit -Magma ganz unzweifelhaft aus der Tiefe
emporgedrungen ist, so würde es an und für sich auch nicht zu be-
fremden vermögen, wenn jenes Fragmente von solchen Gesteinen mit herauf-
gebracht hätte, die, wie Granit und Eklogit, zwar in dem Gebiete zwischen
dem Oranje- und Yaal River am Tag nirgends zu sehen sind, die aber
doch recht füglich unter der Karoo-Formation anstehen könnten. Die
Sachlage würde alsdann jener ähnlich sein , welche man seiner Zeit am
Melilithbasalte vom Zeughaus in der sächsischen Schweiz beobachten konnte,
denn dieser schliesst, obwohl er gangförmig in dem Quadersandstein auf-
77
setzt, dennoch Fragmente von dem den Sandstein unterlagernden Lausitzer
Granit ein. Immerhin möchte ich erwähnen, dass ich meinen Freund und
Gönner, Herrn Gardn er Williams, General Manager der de Beers Consoli-
dated Mines, zwar mehrfach und ganz ausdrücklich gebeten habe , mir,
wenn irgend möglich, auch einmal einen Granit- Boulder aus dem blue
^ound herüberzuschicken, dass ich aber unter den bis heute erhaltenen
Fragmenten keines gefunden habe, welches irgend welchen Anspruch auf
die Benennung Granit machen könnte. Ausser denen von Diabas und Quarzit
zeigt keines der Fragmente, welche mir bis jetzt zu Gesicht gekommen
sind, Quarz oder Feldspath. Richtig ist es dagegen, dass eklogitartige
boulder im blue ground vorkommen ; dergleichen liegen mir von de Beers
und von Jagersfontein vor, indessen scheint sich aus anderen, üebergänge
vermittelnden „Gerollen" zu ergeben, dass die eklogitartigen Mineralaggregate
thatsächlich nur extreme, nämlich olivinarme oder olivinfreie Entwickelungs-
zustände des Kimberlites und dass sie sonach nicht als exotische Gerolle
oder Fragmente, sondern als intratellurische Ausscheidungen des genannten
Eruptivgesteins aufzufassen sind. Damit ist dann auch ihre rundliche, an
Gerolle erinnernde Form recht gut in Einklang zu bringen.
Weiteres über die „exotischen Gerolle^' muss zukünftiger Beobach-
tung überlassen bleiben.
Um meine Bemerkungen über die petrographische BeschaSFenheit des
blue ground zum Abschlüsse zu bringen , bleiben mir nur noch einige
Mittheilungen über den Diamant übrig. Bezüglich dieses werthvoUsten
und wissenschaftlich interessantesten Uebergemengtheiles des blue ground
ist in erster Linie hervorzuheben, dass sidh derselbe bis jetzt lediglich in
den Eimberlitfragmenten und in dem aus Kimberlitmasse bestehenden
Cement des blue giound gefunden hat; alle anderen, zeitweilig aufge-
tauchten Angaben haben sich als irrthümlich erwiesen. Insonderheit ist
der Diamant niemals innerhalb des Wandgesteines der Kimberlitstöcke und in
den von diesem Wandgesteine abstammenden Fragmenten angetroffen worden.
Weiterhin ist anzugeben, dass sich der Diamant unter den genannten Um-
ständen bald in ringsum ausgebildeten Krystallen, bald nur in Krystall-
fragmenten findet und dass man in Fällen der letzteren Art seither aller-
zeit vergeblich nach den zusammengehörigen Theilen eines und desselben
zerstückelten Krystalles gesucht hat. Hieraus geht die wichtige That-
sache hervor, dass die Krystallfragmente bereits als solche an Ort und
Stelle gelangt und dass sich mithin die Krystalle selbst bereits an einem
anderen Orte gebildet haben müssen. Unter Berücksichtigung aller ob-
waltenden Umstände kann deshalb ihr Bildungsherd nur in der grösseren
Tiefe gesucht werden.
Sodann ist erwähnenswerth , dass nicht nur der blue ground der
verschiedenen Stöcke, sondern dass selbst derjenige eines und desselben
Stockes seiner allgemeinen Beschaffenheit nach nicht völlig gleichartig
beschaffen sein und dass sich diese Ungleichförmigkeit auch in der Menge,
in der Form und Färbung der an den verschiedenen Orten vorkommenden
Diamanten zu erkennen geben soll, derart, dass erfahrene Bergleute unter
Umständen die Herkunft eines bestimmten Steines aus dem oder jenem
Theile einer Griibe anzugeben vermögen. Diese Verhältnisse haben zu
der Annahme geführt, dass der blue ground eines und desselben Stockes
zu verschiedenen Zeiten in den betreffenden schlauchförmigen Hohlraum
^8
eiDgedruDgen sein soll. Nach Moulle's Meinang ist z. B. der Stock der
Kimberley-Qrube durch 15 verschiedene, zeitlich einander folgende Erup-
tionen gebildet worden.
Endlich dürfte noch zu bemerken sein, dass der blue ground des
einen Stockes, nämlich desjenigen von de Beers, auch noch von einem
Y, bis 2 m mächtigen Gange durchsetzt wird , der in seinem Verlaufe
sehr starke Windungen macht, und deshalb den Namen Schlange (the
snake) erhalten hat. Das grünschwarze, dem blossen Auge dicht er-
scheinende Oanggestein lässt u. d. M. erkennen, dass es eine mit dem
Kimborlit im wesentlichen gleiche Zusammensetzung hat. Diamanten sind
aber bis jetzt in ihm nicht angetroffen worden. Es dürfte ein Nachschub
aus dem Eruptionsherde des Kimberlites sein.
Was endlich die Verbandsverhältnisse und die sonstigen Beziehungen
zwischen dem blue ground und den Gesteinen der herrschenden Karoo-
formation anlangt, so ist in dieser Beziehung zu bemerken, dass die säulen-
förmigen Massen des ersteren'ganz scharf von den Sandsteinen, Schiefern
und Diabasdecken der letzteren abgegrenzt sind; der Kimberleyer Berg-
mann vermag daher mit Leichtigkeit den diamantenführenden blue ground
von dem sterilen Wandgestein seiner Grube zu unterscheiden. Das letz-
tere nennt er in seiner Gesammtheit und unbekümmert um seine beson-
dere petrographische Beschaffenheit das Reef.
Am Contacte zwischen dem blue ground und dem Reef sind die
sedimentären Schichten des letzteren zuweilen 1 bis 3 m weit etwas nach
aufwärts gebogen ; hierauf und auf die schon besprochene Losreissung und
Umhüllung von Nebengesteinsschollen beschränkt sich die erkennbare Ein-
wirkung des Kimberlites auf die von ihm durchbrochenen Gesteine.
Schmelzungen , Frittungen oder sonstige auffallige Metamorphosen des
Reefes sind bis jetzt an keiner Stelle wahrgenommen worden.
Ich wende mich dem Bergbaue im Kimberley-Districte zu. Derselbe
fesselt das Interesse im höchsten Grade^ nicht nur wegen seiner stauneos-
werthen Erträgnisse und wegen seiner technischen Besonderheiten, sondern
auch, weil er bei seiner rapiden Entwickelung in dem kurzen Zeiträume
von zwei Jahrzehnten Betriebsweisen an unseren Augen vorüberziehen
lässt, die sich in unseren heimathlichen Gruben bezirken erst im Laufe
von Jahrhunderten zu folgen pflegten: denn aus dem zersplitterten Klein-
betriebe, der 1870 in den Ausstrichen der Kopjes herumzuwühlen begann,
ist inzwischen die Arbeit des Grosskapitales herausgewachsen, die roheste
Handarbeit hat sich zur Ausnutzung der besten neuzeitlichen Maschinen
umgewandelt, aus den luftigen Zeltlagern in der Wüste sind schmucke
Städte mit allem Comfort der Neuzeit entstanden.
Zu gleicher Zeit sehen wir harte, ehrliche Arbeit auf der einen Seite,
Diebstahl , Lug und Trug auf der anderen ; hier echten , kerngesunden
Bergbau, der jede sich in den Weg legende Schwierigkeit zu überwinden
weiss, dort wagehalsige Speculation und jene reinen Börsengeschäfte, die
man in England mit dem sehr treffenden Namen „paper mining'^ bezeichnet,
da die verkauften und gekauften Actien vielleicht das Einzige sind, was
überhaupt von der ganzen Grube existirt.
Als 1870 das Diamantenvorkommen im yellow ground der Kopjes
constatiit worden war und nun Bergbaulustige von allen Seiten herbei-
geströmt kamen , wurden an den zu Hoffnung berechtigenden Stellen
79
quadratische Orubenfelder (claims) von je 31 Fuss oder 9,5 m Seitenlange
abgesteckt. Jedes Grubenfeld umfasste also 90 qm. Wollen wir jetzt ein-
mal dieses Auditorium zur Maasseinheit nehmen, so würde dasselbe, da
es eine Bodenfläche von 76,6 qm hat, 0,8 Grubenfeld entsprechen. In
der ersten Zeit konnte man sich ein solches Grubenfeld um 7 sh. 6 p.
(7 M. 65 Pf.) kaufen ; wenig später mnsste man schon einen monatlichen
Pacht von 10 sh. zahlen und als dann weiterhin erkannt worden war,
dass auch der in der Tiefe anstehende blue ground diamantenführend sei,
^ngen die Preise derart in die Höhe , dass in 1879 der von Seiten der
Regierung erhobenen Grubenfeldsteuer Werthe von 50 bis 6500 iP, d. i.
von 1000 bis 130000 M. für einen claim zu Grunde gelegt werden
konnten. 1880 sollen sogar einzelne Claims Verkaufspreise von 10000
bis 15000 £, d. i. von 2 bis 300000 M. erzielt haben.
Greifen wir, um uns über die Bedeutung dieser Zahlen klarer zu
werden, wieder auf den Altmarkt zurück, so ergiebt sich, dws derselbe
154 Grubenfelder umfassen und bei der niedrigen Taxe von 2500 £
oder 50 000 M. pro claim , einem Werthe von 7,7 Millionen Mark repni-
sentiren würde.
Und nun wollen wir das sich entwickelnde bergmännische I^ben
selbst in's Auge fassen.
Auf dem zuerst entdeckten Stocke von Du Toits Pan waren 1430
Grubenfelder verpachtet worden : für Bultfontein schwanken die mir vor-
liegenden Zahlen zwischen 886 und 1003. Dann wurden die beiden
reichsten Stöcke, de Beers und Ximberley, aufgefunden ; der von de Beers
wurde in 600 Felder parcellirt, der von Kimberley im Anfange sogar mit
1500 Claims bedeckt. Von diesen haben sich freilich im Laufe der Zeit
die an der Peripherie gelegenen als unbauwürdig erwiesen; aber von den
centralen entwickelten sich über 400 zu den reichsten, die man kennt.
Anfangs durfte Niemand mehr als zwei claims auf einmal besitzen,
wohl aber Bruchtheile eines claims, und da sich die Nachfrage immer
mehr und mehr steigerte, so wurden selbst achtel und sechzehntel claims
gehandelt und in selbständigen Betrieb genommen. Von solchen Sechzehnteln
ä 5,6 qm würden also 13,6 in dieses Auditorium gegangen sein. Denken wir
uns nun in jedem Grubenfeld und Grubenfeldchen wenigstens je einen Mann,
nur mit einer Hacke, einer Schaufel und einem Sacke ausgerüstet, bei
der Arbeit, so haben wir das Bild des vollendetsten Kleinbetriebes und
wir werden — für diese Zeit — das Leben auf einer Kopjo vielleicht am
besten mit demjenigen vergleichen können, welches uns ein in seiner
Ruhe gestörter Ameisenhaufen wahrnehmen lässt.
Dabei mochte im Anfange, auf Du Toits Pan und Bultfontein, ein
Jeder sehen, wie er nach seiner vielleicht im Centrum des ganzen Stockes
gelegenen Grube gelangen und wie er die in ihr gegrabene diamanten-
führende Masse in Sicherheit bringen konnte. Das führte natürlich zu
allerhand Streit und um diesem vorzubeugen und den Eingang zu den
einzelnen Claims zu regeln, wurden dann auf dem erst später in Angriff
genommenen Kimberley -Stock zahlreiche Strassen ausgespart und, damit
die denselben benachbarten Gruben bis hart an den Strassen körper ab-
bauen konnten, durch eingerammte Pfähle verwahrt. Dieses System be-
währte sich denn auch ein Jahr lang; als aber der Betrieb immer weiter
niederwärts rückte, brachen die Strassenkörper zusammen und zu gleicher
80
Zeit stellten sich auch andere Erschwernisse ein, von denen ich hier nur
zwei erwähnen will : diejenigen, welche nunmehr die Abforderung des blue
ground veranlasste und die anderen, welche dadurch hervorgerufen wurden,
dass jeder einzelne Grubenbesitzer, ganz unbekümmert um seine Nach-
barn und unbekümmert um das an seine Grube angrenzende Reef, seinen
blue ground aushieb.
Anfangs hatten die Grubenbesitzer ihre Diamantenerde in einem
Sacke auf. ihren eigenen Rücken nach den Aufbereitungsplätzen getragen
oder wohl auch durch angeworbene Hottentotten dahin tragen lassen ;
aber diese einfache Förderungsmethode wurde in dem Maasse, in welchem
sich an Stelle der ehemaligen Kopjes grosse steinbruchsartige Tagebaue
entwickelten, Tagebaue, die bereits 50, 60 und mehr Meter Tiefe erreichten,
immer lästiger und schwieriger. Man fing daher an, Haspel aufzustellen,
späterhin — 1874 — Ochsen- und Pferdegöpel. 1875 erscheint auch die
erste Locoraobile auf der Bildfläche. Da aber jeder Grubenbesitzer seine
eigene Förderung hatte und da er sein Maschinchen nicht in unmittel-
barer Nachbarschaft seiner Grube aufstellen konnte — denn da bauten ja
seine Nachbarn den blue ground ab — , so mussten die Hunderte von
Göpeln auf dem Reefe postirt werden. Wir sehen daher um diese Zeit ein
wahres Spinnewebennetz von Förderseilen, welches sich von dem Rande der
Kiraberleystöcke aus nach den tiefer gelegenen Abbaustellen hinabzieht.
Im Uebrigen mussten jetzt die Fördergeiässe auch noch zur Hebung
desjenigen Wassers benutzt werden, welches sich in den tiefsten Gruben zu
sammeln anfing. Durch alles das wurde der Betrieb arg vertheuert, aber
er blieb doch immer noch im grossen Ganzen rentabel ; dagegen zogen
sich nun von anderer Seite dunkle Wolken zusammen.
Da nämlich der ganze Grund und Boden eines jeden Stockes diamant-
führend war, da Niemand etwas von seinem blue ground verloren geben
wollte und da er es zu gleicher Zeit auch nicht für noth wendig erachtete,
auf seine Nachbarn Rücksicht zu nehmen , so hatten die Einzelbaue im
Laufe der Jahre die Gestalt von Löchern mit nahezu verticalen Wänden
angenommen und diejenigen Gruben, welche an der Peripherie lagen,
hatten den blue ground bis hart an das Reof abgebaut, sodass nun dieses
letztere mit steilen Wänden immer höher und höher über die Abbausohlen
herauszuwachsen schien. Kein Wunder, dass nun Rutschungen zwischen
den einzelnen Gruben eintraten und eine chaotische Verwirrung in den
Besitzverhältnissen erzeugten , dass das der Widerlager beraubie Reef
seinen Halt verlor und dass, als der Abbau zu Anfang der 80er Jahre
bereits Tiefen von 100 und mehr Metern erreicht hatte, so grosse Reef-
massen zusammenbrachen, dass ganze Grubencomplexe unter ihrem Schutt
begraben wurden. Allein die Kimberley-Grube , die als Beispiel heraus-
gegriffen werden möge, hatte bis 1882 4 Millionen Cubikyard oder 1 Mil-
lion cbm hereingebrochenes Reef mit einem Kostenaufwand von 2 Mill. 'Jl
wieder zu beseitigen gehabt, als am 4. Novbr. 1883 abermals 60 000 cbm
Reef in die Tiefe stürzten , sodass die ganze weitere Existenz der Grube
ernstlichst in Frage gestellt war. In Folge dieser Ereignisse nahm jetzt
auch der Umfang der Tagebaue immer grössere Dimensionen an. Der
blue grcund des Kimberley-Stockes, um bei diesem zu bleiben, hatte, wie
ich schon früher sagte, am Tage Durchmesser von 167 und 124 m ge-
habt, aber durch die Nachfälle des Reefs war um die Mitte der 80er
81
Jahre ein 122 m tiefes kraterartiges Loch von 300 m Breite und 350 m
Länge entstanden ; während also die Fläche des abbaufähigen blue grounds
nur 2,6 Altmarkte umfasste , nahm jetzt die nach und nach entstandene
Weitung nahezu 6 Altmarkte ein. Auf dem Reefe stehend sah man
also in ein gigantisches Loch hinab, welches 2^2 mal so gross und um
die Hälfte tiefer war, als die Altenberger Binge.
Eine Rettung aus den soeben skizzirten misslichen Verhältnissen war
nur davon zu erhoffen, dass man die ganze seitherige Abbaumethode ab-
änderte und von der steinbruchsartigen Hereingewiunung unter offenem
Himmel zu einem geregelten unterirdischen Betrieb überging. Das ist denn
auch seit dem Jahre 1884 geschehen. Der erste Schacht wurde mit ver-
wegener Kühnheit mitten in den zu Bruch gegangenen Reefmassen ange-
setzt. Er war nur ein Versuchsbau von kurzer Dauer; die späteren
Hauptschächte wurden ausserhalb der Region, in welcher sich Zusammen-
brüche ereignen konnten, also inmitten der Karoo-Formation , abgeteuft.
Von ihnen aus ist man dann in verschiedenen Horizonten mit Strecken
in den blue ground hineingegangen und hat nun diesen letzteren mit
eigenartigen Weitungsbauen hereingewonnen. Diese Abbauweise hat sich
bewährt ; sie erfolgt heute bei de Beers in einer Tiefe von 360, bei Kim-
berley in einer solchen von 380 m.
Es ist selbstverständlich, dass im Angesichte der ungeahnten Bahnen,
welche der Kimberleyer Bergbau nach und nach einschlagen musste, die
alte Bestimmung, nach welcher Niemand mehr als zwei Claims gleich-
zeitig besitzen durfte, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Die
täglich zunehmenden Betriebsschwierigkeiten Hessen sich nur noch durch
grössere Bergbaugenossenschaften überwinden. Dergleichen entwickeln sich
denn auch, so dass wir 1888 in der Hauptsache nur noch grössere Actien-
gesellschaften in Thätigkeit finden. Aber auch damit war die Sache noch
nicht in ihr richtiges Oleis gekommen, denn nun begann auch die üeber-
production und dieser musste, bei der beschränkten Kaufkraft der Welt
für Diamanten, ein Rückgang der Verkaufspreise auf dem Fusse nach-
folgen. Um diesen üebelständen der Concurrenz zu entgehen, ist der ganze
Kimberleyer Bergbau mit 1888 in seine letzte, und man darf wohl sagen
glänzendste Periode eingetreten. Die verschiedenen Gesellschaften ver-
schmelzen immer mehr und mehr zu den de Beers Consolidated Mines,
die über ein Actiencapital von 3 950 000 l gleich 79 Millionen Mark
verfügen und heute, cla ihnen nicht nur der ganze de Beers- und der
Kimberleystock , sondern auch die grössten Theile der Stöcke von Bult-
fontein und Du Toits pan gehören und da sie sich den Besitz der erst
neuerdings aufgefundenen grossen Wesselton gesichert haben, die Beherr-
scher des südafrikanischen Diamantenbergbaues sind.
Die Zahl der beschäftigten Arbeiter finde ich nur bei Sawyer für
1888 angegeben; sie betrug damals 1689 Weise und 9755 Kaffern, zu-
sammen 11444 Personen. Ueberdies verfügte man über 1037 Pferde,
450 Maulthiere und 224 Ochsen. Mit einem derartigen lebendigen Appa-
' rate und mit einer Anzahl von Dampfmaschinen haben die de Beers Cons.
Mines in den 15 Monaten vom 1. April 1891 bis zum 30. Juni 1892
3338533 loads blue ground gefördert, also in 12 Monaten 2 670 842 loads
oder 680263 cbm. Das entspricht 1615 Auditorien oder einem Würfel
von etwa 88 m Kantenlänge. Der Gehalt des in den letzten 12 Monaten
8ü_
Zeit stellten sich auch andere Erschwernisse ein, von denen ich hier nur
zwei erwähnen will: diejenigen, welche nunmehr die Abförderung des blue
ground veranlasste und die anderen, welche dadurch hervorgerufen wurden,
dass jeder einzelne Grubenbesitzer, ganz unbekümmert um seine Nach-
barn und unbekümmert um das an seine Grube angrenzende Reef, seinen
blue ground aushieb.
Anfangs hatten die Grubenbesitzer ihre Diamantenerde in einem*
Sacke auf, ihren eigenen Rücken nach den Aufbereitungsplätzen getragen
oder wohl auch durch angeworbene Hottentotten dahin tragen lassen ;
aber diese einfache Förderungsmethode wurde in dem Maasse, in welchem
sich an Stelle der ehemaligen Kopjes grosse steinbruchsartige Tagebaue
entwickelten, Tagebaue, die bereits 50, 60 und mehr Meter Tiefe erreichten,
immer lästiger und schwieriger. Man fing daher an, Haspel aufzustellen,
späterhin — 1874 — Ochsen- und Pferdegöpel. 1875 erscheint auch die
erste Locomobile auf der Bildfläche. Da aber jeder Grubenbesitzer seine
eigene Förderung hatte und da er sein Maschinchen nicht in unmittel-
barer Nachbarschaft seiner Grube aufstellen konnte — denn da bauten ja
seine Nachbarn den blue ground ab — , so mussten die Hunderte von
Göpeln auf dem Reefe postirt werden. Wir sehen daher um diese Zeit ein
wahres Spinnewebennetz von Förderseilen, welches sich von dem Rande der
Kimberleystöcke aus nach den tiefer gelegenen Abbaustellen hinabzieht.
Im Uebrigen mussten jetzt die Fördergeiässe auch noch zur Hebung
desjenigen Wassers benutzt werden, welches sich in den tiefsten Gruben zu
sammeln anfing. Durch alles das wurde der Betrieb arg vertheuert^ aber
er blieb doch immer noch im grossen Ganzen rentabel; dagegen zogen
sich nun von anderer Seite dunkle Wolken zusammen.
Da nämlich der ganze Grund und Boden eines jeden Stockes diamant-
führend war, da Niemand etwas von seinem blue ground verloren geben
wollte und da er es zu gleicher Zeit auch nicht für nothwendig erachtete,
auf seine Nachbarn Rücksicht zu nehmen , so hatten die Einzelbaue im
Laufe der Jahre die Gestalt von Löchern mit nahezu verticalen Wänden
angenommen und diejenigen Gruben, welche an der Peripherie lagen,
hatten den blue ground bis hart an das fieef abgebaut, sodass nun dieses
letztere mit steilen Wänden immer höher und höher über die Abbausohlen
herauszuwachsen schien. Kein Wunder, dass nun Rutschungen zwischen
den einzelnen Gruben eintraten und eine chaotische Verwirrung in den
Besitz Verhältnissen erzeugten , dass das der Widerlager beraubte Reef
seinen Halt verlor und dass, als der Abbau zu Anfang der 80er Jahre
bereits Tiefen von 100 und mehr Metern erreicht hatte, so grosse Reef-
massen zusammenbrachen, dass ganze Grubencomplexe unter ihrem Schutt
begraben wurden. Allein die Kimberley-Grube , die als Beispiel heraus-
gegriffen werden möge, hatte bis 1882 4 Millionen Cubikyard oder 1 Mil-
lion cbm hereingebrochenes Reef mit einem Kostenaufwand von 2 Mill. 1"
wieder zu beseitigen gehabt, als am 4. Novbr. 1883 abermals 60 000 cbm
Reef in die Tiefe stürzten , sodass die ganze weitere Existenz der Grube
ernstlichst in Frage gestellt war. In Folge dieser Ereignisse nahm jetzt
auch der Umfang der Tagebaue immer grössere Dimensionen an. Der
blue ground des Kimberley-Stockes, um bei diesem zu bleiben, hatte, wie
ich schon früher sagte, am Tage Durchmesser von 167 und 124 m ge-
habt, aber durch die Nachfälle des Reefs war um die Mitte der 80er
I
81
Jahre ein 122 m tiefes kraterarüges Loch von 300 m Breite und 3öO m
Länge entstanden ; während also die Fläche des abbnufähigen blue grounds
nur 2,6 Altraarkte umfasste, nahm jetzt die nach und nach entstandene
Weitung nahezu 6 Altmarkte ein. Auf dem Reefe stehend sah man
also in ein gigantisches Loch hinab, welches 2Vj mal so gross und um
die Hälfte tiefer war, als die Altenberger Binge.
Eine Rettung aus den soeben skizzirten misslichen Verhältnissen war
nur davon zu erhoffen, dass man die ganze seitherige Abbaumethode ab-
änderte und von der steinbruchsartigen Hereingewiunung unter offenem
Himmel zu einem geregelten unterirdischen Betrieb überging. Das ist denn
auch seit dem Jahre 1884 geschehen. Der erste Schacht wurde mit ver-
wegener Kühnheit mitten in den zu Bruch gegangenen Reefmassen ange-
setzt. Er war nur ein Versuchsbau von kurzer Dauer; die späteren
Hauptschächte wurden ausserhalb der Region, in welcher sich Zusammen-
brüche ereignen konnten, also inmitten der Karoo-Eormation , abgeteuft.
Von ihnen aus ist man dann in verschiedenen Horizonten mit Strecken
in den blue ground hineingegangen und hat nun diesen letzteren mit
eigenartigen Weitungsbauen hereingewonnen. Diese Abbauweise hat sich
bewährt ; sie erfolgt heute bei de Beers in einer Tiefe von 360, bei Kim-
berley in einer solchen von 380 m.
Es ist selbstverständlich, dass im Angesichte der ungeahnten Bahnen,
welche der Kimberley er Bergbau nach und nach einschlagen musste, die
alte Bestimmung, nach welcher Niemand mehr als zwei Claims gleich-
zeitig besitzen durfte, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Die
täglich zunehmenden Betriebsschwierigkeiten Hessen sich nur noch durch
grössere Bergbaugenossenschaften überwinden. Dergleichen entwickeln sich
denn auch, so dass wir 1888 in der Hauptsache nur noch grössere Actien-
gesellschaften in Thätigkeit finden. Aber auch damit war die Sache noch
nicht in ihr richtiges Oleis gekommen, denn nun begann auch die üeber-
production und dieser musste, bei der beschränkten Kaufkraft der Welt
für Diamanten, ein Rückgang der Verkaufspreise auf dem Fusse nach-
folgen. Um diesen üebelständen der Concurrenz zu entgehen, ist der ganze
Kimberleyer Bergbau mit 1888 in seine letzte, und man darf wohl sagen
glänzendste Periode eingetreten. Die verschiedenen Gesellschaften ver-
schmelzen immer mehr und mehr zu den de Beers Consolidated Mines,
die über ein Actiencapital von 3 950 000 i gleich 79 Millionen Mark
verfügen und heute, da ihnen nicht nur der ganze de Beers- und der
Kimberleystock , sondern auch die grössten Theile der Stöcke von Bult-
fontein und Du Toits pan gehören und da sie sich den Besitz der erst
neuerdings aufgefundenen grossen Wesselton gesichert haben, die Beherr-
scher des südafrikanischen Diamantenbergbaues sind.
Die Zahl der beschäftigten Arbeiter tinde ich nur bei Sawyer für
1888 angegeben; sie betrug damals 1689 Weise und 9755 Kaffern, zu-
sammen 11444 Personen. Ueberdies verfugte man über 1037 Pferde,
450 Maulthiere und 224 Ochsen. Mit einem derartigen lebendigen Appa-
rate und mit einer Anzahl von Dampfmaschinen haben die de Beers Cons.
Mines in den 15 Monaten vom 1. April 1891 bis zum 30. Juni 1892
3338533 loads blue ground gefördert, also in 12 Monaten 2 670 842 loads
oder 680263 cbm. Das entspricht 1615 Auditorien oder einem Würfel
von etwa 88 m Kantenlänge. Der Gehalt des in den letzten 12 Monaten
84
geologischer Seite hinsichtlich der Genesis des blue ground und der von
ihm umschlossenen Diamanten ausgesprochen hat.
Während man, wie ich schon betont habe, bis zum Jahre 1870 den
Diamant nur in Seifengebirgen , also nur auf secundären Lagerstätten
kannte, ist derselbe auf den Kimberlev-Gruben zum ersten Male in seinem
Muttergestein angetroffen worden. Man stand also zunächst einer durch-
aus neuen Thatsache gegenüber und dadurch erklärt es sich wohl auch,
dass die geologische Beurtheilung derselben anfänglich weit aus einander
ging.
DieEinen (Chapor, Cohen, Meunier)wollten jetzt in dem blue ground
das Product von Schlammvulkanen erblicken. Andere waren der Meinung,
dass man es mit Einschwemmungen von Oben her zu thun habe, und
da die heutige Geologie nun einmal unter den Zeichen des Eises steht, hat
es auch nicht an Solchen gefehlt, welche an die Ausfüllung gigantischer
Riesentöpfe durch glacialen Schotter gedacht haben (SawyerJ. Die breccien-
artige Structur des blue ground und die im letzteren zeitweilig vorkom-
menden boulders mögen für die Entwickelung derartiger Anschauungen
massgebend gewesen sein, indessen lassen sich diese letzteren im Ange-
sichte der Ergebnisse, zu welchen inzwischen die bergmännischen Auf-
schlüsse und die genauere petrographische Untersuchung des blue ground
geführt haben, wohl kaum mehr aufrecht erhalten. Alle neuerlich bekannt
gewordenen Verhältnisse gestatten vielmehr, meiner Ansicht nach , nur
noch die eine Deutung, dass der blue ground ein eruptives Olivingestein
ist, welches bei seinem Empordringen in schlottenartigen Hohlräumen Frag-
mente der Wandgesteine losgerissen und in sich eingebettet hat. Die
Entstehungsweise der merkwürdigen Schlotten- oder schachtartigen Hohl-
räume ist hierbei eigentiich das am schwersten Verständliche, indessen
sind .derartige Eruptionscanäle an und für sich nichts Neues. Ich erinnere
hier nur an denjenigen des Stolpener Basaltes, dem sich manche andere
an die Seite stellen lassen.
üeberdies beweist die dermalige Beschaffenheit des Kimberlites,
dass die eruptive Masse während oder nach ihrer Erstarrung noch
weitere Bewegungen erlitten und sich dadurch zu einer Eruptivbreccie
entwy^kelt hat. Hierbei mag dann auch das eine oder andere vom Reefe
losgerissene Fragment starke Abreibungen erlitten und seine auch von an-
deren Gangconglomeraten her bekannte abgerundete Form erhalten haben.
Endlich bezeugen die Gliederung der Kimbeilitstöcke in verschiedene
Colonnen und der im blue ground von de Beers aufsetzende Snake-Gang,
dass der erstmaligen Eruption auch noch weitere Nachschübe gefolgt sind.
Auch hierin begegnen uns von anderen Orten her bekannte geolo-
gische Vorgänge.
Aber wo und wie ist nun der Diamant entstanden ?
Da das "Wandgestein der Kimberlitstöcke z. Th. aus kohlenstoffii'eichen
Schiefern besteht und da der Kimberlit selbst zahlreiche Fragmente dieser
schwarzen Schiefer einschliesst, so haben Hudleston und Lewis gemeint,
der aus solchem Schiefer abstammende Kohlenwasserstoff sei unter den
bei der Eruption obwaltenden Temperatur- und Druckverhältnissen durch
das Magnesiasilicat des Kimberlitmagmas zersetzt und hierauf der Kohlen-
stoff als Diamant ausgeschieden worden. Cohen erblickt in dem Diamant
fremde, aus irgend welchen, in der Tiefe vorhandenen Gesteinen abstam-
86
inende Einschlüsse des KimberJires und endlich vertreten Enop, MouUe
und Beyer die Ansicht, dass das Kimberlitmagma selbst kohlenstoff-
oder kohlenwasserstoffhaltig geweben, dass also der Diamant aus diesem
Magma selbst auskrystallisirt und ^omit als ein primärer Gemengtheil des
Eimberlites aufzufassen sei. Enop erinnert, indem er diese Meinung aus-
spricht, an den bekannten Oraphitgehalt des Roheisens und an die weitere
Thatsache, dass sich das dem EohlenstofT verwandte Bor aus geschmolzenem
Aluminium je nach den obwaltenden physikalischen Verhältnissen amorph,
graphitisch oder als JBordiamant abzuscheiden vermöge.
Ehe ich meinen eigenen Standpunkt ausspreche, möge es mir erlaubt
sein, wenigstens an drei den Geologen bekannte Thatsachen zu erinnern:
einmal nämlich daran, dass die primären Gemengtheile mannigfacher
Eruptivgesteine, u. a. auch die Olivine mancher Basalte, flüssige Kohlen-
säure einschliessen und dass wir hiernach zu der Annahme berechtigt
sind, dass gluthflüssige Magmen unter Umständen mit Kohlensäure im-
praguirt gewesen sein müssen ; ein anderes Mal daran, dass der Eimberlit,
worauf schon Lewis aufmerksam gemacht hat, nach Zusammensetzung und
Stractur eine gewisse Verwandtschaft mit manchen Meteoriten zeigt und
endlich daran, dass man neuerdings in Meteoriten ausser dem schon längst
in ihnen bekannten Graphit auch eine demantartige Modification des
EohlenstofTes angetroffen hat. Wenn man diesen drei Thatsachen Rech-
nung trägt und wenn man sich endlich noch daran erinnert, dass in den
meisten von denjenigen Gegenden, in welchen diamantenführendes Seifen-
gebirge vorkommt — im Ural, in Indien, auf Borneo, in Neu Süd Wales
und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika — auch Serpentin, bez.
Peridotite vorhanden sind , so wird man sich meiner Meinung nach nur
zu der zuletzt erwähnten, u. a. von Enop vertretenen Auffassung hinge-
zogen fühlen können, nach welcher, wie ich schon sagte, der Kohlenstoff
des Diamanten dem peridotitischen Magma von Haus aus angehört und
der Diamant selbst sich aus dem an Magnesiasilicat reichen Gluthflusse
bei dessen Erkaltung ausgeschieden hat. Zu Gunsten dieser Ansicht
spricht auch eins, der hier vorliegenden Stücke, das unsere Ereiberger
Sammlung, wieso viele andere, Herrn Gardner Williams verdankt: ein
Diamantfragment, das mit einem Pyrop verwachsen ist und deshalb wohl
nur eine und dieselbe Heimath mit diesem wesentlichen Elemente des
Kimborlites haben kann.
?,
86
IV. Der Loschwltz-Blasewltzer Brfickenban.
Vortrag, gehalten in der natnrwissenschaftlichen Gesellschaft «Isis* am 18. April 1893
von Geh. Finanzrath Ci. Kopeke.
um die Mitte der fünfziger Jahre tauchte der Plan auf, die Elbe
zwischen Hamburg und Harburg zwecks Herstellung einer Eisenbahn zu
überbrücken, ein Plan, welcher etwa 15 Jahre später zur Ausführung
gekommen ist. Nach der damals in der technischen Welt herrschenden
Ansicht erschien es nicht angänglich, Pfeiler in den tiefen Strom zu stellen,
man hielt es vielmehr für nothwendig, die eigentliche Stromrinne frei zu
lassen, welche in der Süder-Elbe bei Harburg eine Breite von ca. 300 m
besitzt und die gegenwärtig mit 3 Trägern von ca. 100 m Spannweite
überbrückt worden ist. Die Aufgabe war also, eine Oeffnung von 300 m
ungetheilt zu überspannen und dieses war damals und bis vor wenigen
Jahren — vor dem Bau der Forth-Brücke in Schottland — nur mit einer
Hängebrücke möglich, weshalb denn auch an die Herstellung einer solchen
gedacht werden musste. Es zeigte nun aber die einzige Brücke dieser
Art, nämlich die Röbling'sche 250 m weite Niagara-Drahtbrücke, unge-
achtet ihrer Absteifung durch einen hölzernen Gitterträger, eine so geringe
Steifigkeit, dass man genöthigt war, die Fahrgeschwindigkeit auf derselben
nicht über 3 Fuss (= 0,9 m) in der Secunde zu steigern, um schädliche
Schwankungen zu vermeiden, was für den Bahnbetrieb ausserordentlich
lästig war, indem dadurch die Leistungsfähigkeit dieser Bahnverbindung
zwischen den Vereinigten Staaten und Canada sehr eingeschränkt wurde.
Dieser Umstand gab zur Anwendung einer wirksameren Absteifung der
Hängebrückenconstruction dringende Veranlassung nnd es wurde daher
von mir 1857 ein in den Jahrgängen 1860 und 1861 der Hannover-
schen Ingenieurvereins- Zeitschrift veröffentlichter Entwurf aufgestellt,
welcher darauf hinausging, statt Ketten aus einzelnen Gliedern, oder statt
der Drahtseile eine aus Blech und Winkeleisen zusammengenietete Gurtung
zum Tragen zu verwenden und dieselbe mit dem Fahrbahnrahmen unver-
schieblich zu verbinden, bezw. unter Bildung einer doppelten Sichelform
eine zweite Gurtung anzuwenden, die wegen der Temperatur-Einwirkungen
nothwendige Beweglichkeit des Ganzen in verticaler Richtung aber durch
Anbringung von 3 Gelenken zu sichern. In den betreffenden Veröffent-
lichungen, deren eine auch in dem Civil Engineer and Architects Journal,
January 1861, erfolgte, war auf die Anwendbarkeit der empfohlenen An-
ordnung bei eisernen Bogenbrücken mit hingewiesen und es sind seitdem
Bogen- und Hängewerke mit drei Gelenken mehrfach zur Ausführung
gckonimon. Namentlich hat die Anordnung bei Dächora über Bahnboft-
Ota. J»i» t'H Dre&dtH, li%if3. — Abb. 4.
_ 87_ _
and änderen Hallen Anwendung gefunden, von welchen diejenige des
Hanufacture and Liberal Arts-Building auf der Ghicagoer Weltausstellung
mit Sparren von 112,2 m Weite bei 63,4 m Höhe die grösste ist. In
Deutschland ist u. A. das Dach der Flora bei Gharlottenburg und eine
grössere Anzahl von Bahnhofshallen mit 3 Gelenken versehen. Hänge-
brücken mit dieser Einrichtung sind in Deutschland der 65 m weite
Kettensteg über den Main in Frankfurt, in Italien eine Brücke über den
Tiber in Rom, in Amerika die 244 m weite Brücke über den Monon-v
gahela in Pittsburg. Die neueste ist die Tower-Brücke in London mit
Seitenöffnungen von 92 m Weite, die sich aus unsymmetrischen, sichel-
förmigen Hälften von 57 und 35 m Länge zusammensetzen.
Die Eibbrücke zwischen rx)schwitz und Blasewitz ist nun ebenfalls
eine steife Hängebrücke mit 3 Gelenken in der Mittelöffnung.
Die gestellten Anforderungen waren folgende:
Es soll die Mittelöffnung sich über den ganzen Strom erstrecken, in
den keine Pfeiler gebaut werden dürfen, weil die Gesammtdurchflussweite
des Stromes ohnebin stark eingeengt ist und der lebhafte SchiSi3?erkehr,
insbesondere deijenige der Personendampfer, durch solchen Pfeilereinbau
sehr behindert und geradezu gefährdet werden würde. Die Fahrbahnbreite
der Brücke für den Wagenverkehr soll 7 m, die Breite jedes der Puss-
wege 2,2 m betragen. Diese Breitendimensionen und deren Vertheilung
kommen ungefähr den Abmessungen der entsprechenden Bahnen auf der
Augustusbrücke gleich. Obwohl nun die Fusswege auch ausserhalb der
Träger hätten angebracht werden können, entschied man sich doch für
deren Anordnung im Innern, um die Benutzbarkeit des Fahrweges auch
fiir den Personenverkehr zu ermöglichen und die Abtrennung der Fuss-
wege als schmale abgetrennte Bahnen, auf welchen jedes Ausweichen
durch beiderseitige Wände erschwert ist, zu vermeiden. Es ist aber
gleichwohl für den Fall der bedeutenden Erhöhung der Brückenbenutzung
Vorsorge getroffen, dass nachträglich Fusswege an den Seiten hergestellt
werden können, indem die Querträgergurte über bezw. unter den Unter-
gurten durchgeführt und durch eine Blechwand verbunden sind, sodass
beiderseits der Brücke bereits die Ansätze der Fussbahnträger vorhanden
sind.
Die Tragweiten sind für die Mittelöffnung 146,68 m, für die Seiten-
öffnungen je 61,76 m. Die Pfeilhöhe der Mittelöffnung ist 24 m. Um
sowohl jeden Wechsel zwischen Zug und Druck in den Untergurten zu
vermeiden und in letzteren nur Zugspannungen zu erhalten, sowie um
ferner die zur Herstellung der erforderlichen Widerstandsfähigkeit gegen
die biegenden Wirkungen der fremden Last in dem Mitteltheil nöthigen
Versteifungsträger möglichst abzukürzen, ist als Form des Mitteltheil es
nicht die Parabel, sondern die Hyperbel mit der Form für Metermaass
y = 1,871 f^ 40x + x«
gewählt; in diesen Ausdrücken bezeichnet y die Hörizontalabstände vom
Scheitel, x die Ordinaten. Die Gurte der Seilenträger sind nach Kreisbogen
von 375 m Halbmesser gekrümmt. Die Fahrbahn steigt vom Ufer bis
zur Pilone um 1,392, von da bis zum Scheitel bei mittlerer Temperatur
um 0,608 m an. Die Abstände der Querträger an den Gurten sind fost
2*
88
durchweg 3,86 ni. Um nun mit Zuhilfenahme von Hängeeisen zwischen
je 2 Befestigungsstellen der Querträger eine Beanspruchung der Ourte
auf Biegung zu vermeiden, konnten die Gitterfusspunkte in nicht mehr
als 2 X 3,86 = 7,72 m Abstand angenommen werden, woraus sich ein
doppeltes System der Gitter als nothwendig ergab. Machte schon die
Befestigung der erwähnten Hängeeisen an den Ereuzungspunkten zweier
Oitterstäbe die Verbindung dieser Eü'euzungspunkte durch einen Mittelgurt
wünschenswerth, so noch mehr die Rücksicht auf Vermeidung von Ein-
biegungen einzelner schwer belasteter Knotenpunkte; dass und wie sehr
solche Biegungen bei Trägern vorkommen, welche mit mehrfachen Gitter-
oder Fachwerksystemen versehen sind, habe ich bei den älteren Trägern
der Niederwarthaer Eibbrücke mit Hilfe von Libellen beobachten können.
Eine besondere Sorgfalt bezüglich der Sicherung gehöriger Steifigkeit
^egen Seitenkräfte erfordern die Pilonen. Da nämlich die Fahrbahn zur
Vermeidung jeder Einengung durch die Pfeiler in voller Weite frei
zu lassen war, mussten die seitlich bleibenden Säulen alle Seitenkräfte
aufnehmen und sind dieselben daher im Grundriss rechteckig in 2^ m
Breite hergestellt worden. Die Pilonen sind nicht selbständige Säulen,
sondern die verticalen Rahmen der Hälfte des Mittel trägers; sie bedürfen
daher keiner Stabilität in der Längsrichtung, sondern sie werden in dieser
von den Gurten der Träger der SeitenöfFnungen gehalten, so dass sie sich
bei steigender Temperatur nach der Mitte zu neigen.
Unten stehen die Pilonen auf mit Rolllagern versehenen pyramidalen
Stahlkörpem, während eine runde konisch geformte Unterlagsplatte die
Last auf das Mauerwerk überträgt. Beiläufig enthalten diese Unterlags-
platten je 1 cbm Gusseisen , sie sind 2,88 m im Durchmesser Jgross und
mit harten Ziegeln in Cement untermauert. Zur Sicherung der festen
Auflage der Eisenplatte ist das Mauerwerk abgesohliflEen worden, eine
Arbeit, die ich bereits bei mehreren grösseren Brücken habe ausführen
lassen und die sich durch Ausbleiben jeder unvorhergesehenen Bewegung,
sowohl Senkung wie Drehung der Unterlagsplatten bewährt hat
Die Rollen sind cylindrisch und etwas schräg gelegt in der durch
einige Versuche begründeten Voraussetzung, dass sich das Eisen um das
Anderthalbfache des Maasses ausdehnt, welches bei dem Steinpfeiler eintritt
Hierbei will ich bemerken, dass bei einem giossen Viaducte in Amerika
zur Vermeidung von Gleitbewegungen die Verbindungsrahmen der Pfeiler-
säulen in ihrer Mitte auf dem Mauerwerk befestigt und an den Auflager-
stellen mit 2 Schichten Rollen über einander in sich kreuzender Richtung
— natürlich durch Platten getrennt — ausgerüstet sind; soweit zu gehen
wurde im vorliegenden Falle nicht für nothwendig gehalten, znmä die
Breitendimension denn doch nur eine massige ist und die bei der ge-
troffenen Anordnung noch möglichen Seitenkräfte nicht bedeutend ausfallen
können.
Das ganze Mauerwerk besteht aus Stampfbeton mit Sandsteinver-
kleidung im Aeussern. Die vom Publikum zu betretenden Treppenstufen
sind aus Granit
Die Befestigung der Fahrbahn der Brückenzufahrten besteht aus Stein-
pflaster; auf der Brücke ist eichenes Holzpflaster 12 cm hoch auf Bohlen, die
auf Zorös^iscn ruhen , in der Ausführung begriffen. Die Fusswege bestehen
89
aus Bobicn auf Langschwellcn. Die Zor6seisen liegen diagoual zur Brücke,
rechtwinkelig zur einen Schaar der Querträger, jedoch in der Mitte zwischen
zwei solchen noch einmal gestützt. Für die üeberführung von 2 Pferde-
bahngleisen werden Ruhrorter Rillenschienen (Phönixschienen) gleich mit
verlegt Zur Ueberbrückung der beiden für die Dilatation zu lassenden
Spalten sind sehr einfache Vorkehrungen getroffen.
Zu erwähnen sind noch die Neuerungen, welche bei der Brücke zur
Anwendung gekommen sind und deren Zweckmässigkeit sowohl aus
Erfahrungen an ähnlichen Bauwerken, wie aus theoretischen Erwägungen
hervorging. Diese Neuerungen sind hauptsächlich
1. die Verbindung der Pilonen mit den Trägerhälften der Hauptöffnuiig,
2. die Anwendung von Federn zu den Gelenken,
3. die Anbringung des Scheitelgelenkes unter der Fahrbahn,
4. die kreuzweise Anordnung der Querträger,
5. die Anwendung von mit je ca. 1500 t Schlacken und Roheisen be-
lasteten Ankern zur üebertragung der Schubkräfte auf den Erdboden.
Ist das nähere Eingehen auf diese Einzelheiten, welche in den Jahr-
gängen der Hannoverschen Zeitschrift von 1860, 1861, 1888 und 1889
vom Vortragenden behandelt sind, hier ohne Zeichnungen — die im Vor-
trage zur Ansicht ausgegeben wurden — nicht wohl thunlich, so bleibt
nur noch übrig, die Gewichte der einzelnen Haupttheile hier anzugeben.
Diese sind:
die Ankerconstructionen 450408 kg
die beiden Seitenträger 973 102
die beiden Pilonen . . 411 841
die Mittelträger . . . 1065621
Nieten 97117
2998 089 kg
oder rund 3000 Tonnen Constructions-Eisen.
Das zur Verwendung gekommene Eisen ist Martin-Siemens-Flusseisen
und zumeist von der Königin Marienhütte in Gainsdorf, welcher die
Trägerlieferung übertragen war, selbst producirt; die grösseren Bleche sind
indess von der Duisburger Hütte, die Stahlauflagen der Pilonen und der
Anker von Solingen bezogen.
Bei der Projectirung und Ausführung der Brücke waren als Ingenieure
hauptsächlich Ihätig Herr Bau-Inspector Krüger hinsichtlich des gesammten
Eisenwerks, während Herrn Bau-Inspector Ringel die Pfeiler und Zugangs-
strassen zur speciellen Bearbeitung und Ausführung übertragen waren.
Seit Anfang December 1892 ist die Brücke fertig montirt und sind
seitdem die Fahrbahn- und Geländer-Herstellungen in Ausführung begriffen.
Die Eröffnung der Brücke für den Verkehr wird voraussichtlich Mitte
dieses Jahres (1893) erfolgen.
90
Y. Die Zeolithe Im Syenitgebiete des Planenschen
Grundes bei Dresden»
Von E. Zeohau in Dresden.
Der zuerst gefundene Zeolith des Plauenschen Grundes ist ein rother
Stilbit. Das Mineral gehörte aber nicht dem Syenite an, sondern es
findet sich in den bekannten, man darf wohl sagen berühmten Melaphyr-
gängen des Syenits bei der Königsmühle, am südlichen Ende des kurzen
Eisenbahntunnels. Jedenfalls ist das Mineral schon so lange bekannt,
wie der Melaphyr eingehender beobachtet worden ist. Durch den Eisen-
bahnbau sind die Melaphyrgänge vor der Zerstörung durch Steinbrach-
betrieb gerettet worden , aber leider ist Aussicht vorhanden , dass die
herrlichen Gänge durch die geplanten Eisenbahn- und Strassenverlegungen
doch noch zerstört werden, und etwaige mineralogische Aufschlüsse
werden keineswegs den Verlust aufwiegen, den die Geologie' erleiden würde.
In dem Melaphyre bildet der Stilbit die Ausfüllung mancher der
kleinen mandelartigen Hohlräume und bietet nichts besonders Ausge-
zeichnetes. Es ist nur die bezeichnende Spaltbarkeit und der eigenthümliche
Glanz zu erkennen. Freie Krystalle wurden nicht beobachtet, das Mineral
zeigte sich nur als einheitliche oder zuweilen auch als strahligblätterige
krystallinische Masse.*)
1. Laumontit.
Das Mineral wurde um die Mitte der fünfziger Jahre durch einen ^
Gymnasiasten, Herrn Männel, zuerst aufgefunden und damit die Reihe |
unserer Syenitzeolithe aufs glücklichste eröffnet. Die erste Fundstelle ist |
bis in die Gegenwart der Hauptfundort geblieben und es ist Aussicht
vorhanden, dass auch in Zukunft das Auftreten des Minerals von Zeit zu
Zeit wird beobachtet werden können.
In meinem ersten Berichte über unseren Liaumontit (Isis -Zeitschrift
1857, S. 134 — 138) sind wohl einige Ansichten über das Vorkommen des
Minerals ausgesprochen worden, welche, gelind gesagt, jetzt als irrthümlich
anzusehen sind. Ganz besonders bezieht sich dieser Selbstvorwurf auf die
Annahme, dass manche der dunkeln, meist sehr wenig mächtigen, den
Syenit aderartig durchziehenden Gesteinsmassen basaltischer (melaphyrischer)
*) Eine Abbildung der Melaphyrgänge ist zu finden in K. C. v. Leonbard»
Lehrbuche der Geognosio und Geologie, S. 168. Stuttgart 1846. Leonhard sagt:
„Die beigefügte Tafel ist entnommen aus J. Koth's interessanter Schrift, die Kugel-
form im Mineralreiche. Dresden 1844.'*
GtM. lȟ tu Di$sdtn, 1893. - Abh. 5.
91
Natiir seien. Erst im Jaliro 1882 beobachtete ich in den ersten Brüchou
am linken Weisseritzufer, aufwärts von der Gasanstalt, das dunkle Gestein
in grösserer Masse und fand, dass in die dunkle, feinkörnige Orundmasse
deutliche, scharfeckige Syenitbrocken eingebettet waren. Bei genauerer
Betrachtung der Grundmasse wurden in derselben gelbe zersetzte Titanite
erkannt und die Annahme schien nun gerechtfertigt, dass das dunkle,
gangartige Gestein ein Trtimmergestein und die bindende Grundmasse fein
zerriebener Syenit sei; der Titanit war gleichsam das Leitfossil. Dem
Stoffe nach ist also wahrscheinlich das Reibungstrümmergestein nicht
wesentlich von dem Syenite verschieden, und wenn dasselbe besonders
günstig für die Bildung secundärer Mineralien gewesen wäre, so würde
dies nicht auf eioe abweichende Stoffnatur, sondern mehr auf Gefuge-
verhältnisse zurückzuführen sein, denn wo das Gefüge gelockert ist, haben
äussere, zersetzende Stoffe (Atmosphärilien) freieres Wirken. In dem
Syenite als solchem ist ja durch das , wenn auch sparsame , Vorkommen
von Oligoklas genügendes Material für die Entstehung solcher Mineralien
wie Laumontit u. s. w. gegeben. Auch der Orthoklas würde durcli unter-
geordnete Bestandtheile , wie z. B. Kalk und Natron genügen , das Vor-
kommen mancher Zeohthe und des Ealkspaths zu erklären. Die früher
behauptete Abwesenheit des Quarzes und des Pistazits kann nicht auf-
recht erhalten werden, denn spätere Funde haben die Anwesenheit beider,
wenn auch selten, in Gesellschaft von Zeolitben ergeben.
In dem von der Gasanstalt in Plauen bis zum Wehre beim Forst-
hause sich erstreckenden Syenitbruche, welcher durch die Arbeit von Dr.
D 0 s s über Ijamprophyre und Melaphyre (Tschermak , mineralog. und
petrograph. Mittheilungen, XI. Bd., 1. Heft) grössere Wichtigkeit erlangt
hat, ist der Laumontit bis jetzt nicht aufgefunden worden, trotzdem dass
in diesem Bruche gerade das oben erwähnte Keibungstrümmergestein in
grösserer Masse (gangartig) auftritt. Auch der Syenit ist in ungefähr nord-
südlicher Kichtung im Grossen senkrecht zerklüftet und hat so der Zer-
setzung Gelegenheit geboten, aber noch keine Spur von Zeolith wurde be-
merkt. Ebenso hat auch der in bedeutender Mächtigkeit aufgeschlossene
Lamprophyr nichts geboten von fremden Dingen.
In neuerer Zeit (1892) ist der Laumontit in dem oberhalb des Wehres
beim Forsthause gelegenen Bruche vorgekommen. Der Bruch bietet, mehr
als irgend ein anderer, eine grosse Mannigfaltigkeit des Syenitgesteins und
besonders auch ausgezeichnete Trümmergebilde. Dieselben sind entweder
dicht durch das feine Reibungsbindemittel oder auch mehr lose, fast ohne
Bindemittel. Das dichtere Gestein hat nicht gar selten Drusenräume,
hauptsächlich mit Carbonaten ausgekleidet, ohne Zeolithe. Die Höhlungen
und Klüfte der lockeren Masse boten ausser Kalkspath den Laumontit in
Menge dar, leider zumeist durch Entwässerung zerfallen, so dass die
Splitter Spannengrosse Haufwerke bildeten. Der Laumontit dieser Oertlichkeit
.sitzt meist auf Ealkspath und zeigt fast nur die gewöhnliche einfache
Gestalt. Die Drusen müssen ursprünglich so schön gewesen sein wie die
ungarischen.
Unterhalb Dölzschen an der Thalstrasse sind 4 Syenitbrüche (1,2,3,4
von NO nach SW gerechnet), die unmittelbar aneinander grenzen. In
1 wurde bis jetzt kein Laumontit gefunden; in 2, dem grössten und
92 _
schönsten Bruche fand sich der Laamontit als mehr derbe Eluftaus-
füllung, ziegelroth und nicht verwitternd, was jedenfalls dem Eisen-
gehalte zu verdanken ist. Die Begrenzung dieses Laumontits ist entweder
Syenit oder auch Quarz und grünerdeartige Masse. Als ganz dünne
Binden zeigte sich der Laumontit auch noch in engsten Syenitklüften.
Das Mineral ist roth und die Krystalle liegen auf dem Oesteine, so dass nur
selten ein Ende zu erkennen ist. Mit krystallisirtem Ealkspath wurde
der Laumontit sehr selten gefunden und war dann begleitet von Phillipsit.
Im Bruch 3 wird der Laumontit mitunter angetroffen. Als Interessantestes
dieser Stelle können vielleicht die kreisrunden 1 bis 2 cm grossen blass-
rothen Flecken angesehen werden, die engste Syenitklüfte (meist N-S er-
streckt) in grosser Ausdehnung bekleiden. Nur sehr selten, aus weiteren
Klüften stammend, wurden flachknollige, etwas strahlige erdige Stücke er-
halten, die nach dem chemischen Verhalten jedenfalls ein zersetzter Zeolith
sind. Nach der Aehnlichkeit werden auch die Flecken wohl nichts anderes
sein. Ich halte das Mineral für zersetzten Laumontit.
Auf der Grenze zwischen 3 und 4 ist der erste Laumontit gefunden
worden, und bis heute ist Bruch 4 die Hauptfundstätte geblieben. Der
Laumontit füllt mit Kalkspath engere und weitere Klüfte und Hohlräume,
die besonders in mehr zersetztem Oesteine anzutreffen sind. Leider ist
auch hier der Laumontit meist halb oder ganz zerstört Begleiter des
Laumontits sind: Schwerspath (selten) älter als der Laumontit, Kalkspath
jünger als der Laumontit, Phillipsit! jünger als Laumontit und Kalkspath.
— Auch auf anscheinend frischem Syenite findet sich der Laumontit, und
zwar als strahliger üeberzug, an die in Bruch 3 erwähnten Flecken er-
innernd, und auch krystallisirt. Die Krystalle zeichnen sich durch grössere
Frische aus, und besonders die sehr kleinen haben hübschen Glanz und
sind fast durchsichtig. Gewöhnlich bleiben diese kleinen aber schönsten
Krystalle unbeachtet.
Ist der Laumontit ganz in Kalkspath eingebettet, so hält er sich gut.
Es ist schade, dass man das Mineral nicht durch Säure frei machen kann.
Salzsäure ist ganz unbrauchbar, nur die Essigsäure lieferte ein erträgliches
Ergebniss. üeber das TJeberziehen mit Gummi wurde früher berichtet.
Die herrlichen ungarischen Laumontite, die anfänglich ganz wasserhell
erschienen, sind trotz üeberzug auch trüb geworden.
Bemerken swerth mag es sein, dass die rothen, wenn auch nur sehr
wenig Eisenoxyd führenden Laumontite sich gut halten auch ohne .üeber-
zug. Ein solcher ziegelrother, körnig krystallinischer, nicht verwitternder
Laumontit (3 cm starke Kluftausfüllung im Syenite) ergab:
Kieselsäure = 53,88 %
Thonerde = 20,73 „ mit Spuren von Eisenoxvd.
Kalkerde = 9,28 „
Natron = 1,97 „
Wasser = 13 96 „
''99;82%".
Zum Vergleiche seien die älteren Analysen Plauenschen Laumontite
angeführt :
93
I.
Kieselsäure = 51,33%
Thonerde — 21,98 „
Kalkerde — 9,01 „
Wasser — 14,93 „
11.
Kieselsäure = 52,29 •/•
Thonerde — 22,70 „
Kalkerdc — 9,69 „
Wasser — 14,94 „
Eisenozyd 0,14 „
Natron — 3,20 „
99,62 %.
100,59%.
I. Gericke, Anm. d. Chem. u. Pharm., 110. — IL Zschau , Isis-Zeitschrift 1857.
Ausser im Plauenschen Grunde kommt der Laumontit bei Dresden
noch vor: 1) oberhalb Wesenstein am lipken Müglitzufer, als KluftausfiUlung
eines syenitartigen Gesteins; fast nur körnig-krystallinisch, röthlich, selten
deutlieh krystallisirt; 2) in sehr geringer Menge einmal gefunden auf einem
feinkörnigen Granite in dem Bruche oberhalb der Haidemühle am rechten
Priessnitzufer.
Zum Schlüsse will ich es noch unternehmen, einiges über die Gestalt
unseres Laumontits mitzutheilen , beschränke mich aber im Wesentlichen
darauf, meinen Wahrnehmungen durch elementare Zeichnungen Ausdruck
zu verleihen. Die Zeichnungen stellen die Formen von oben gesehen dar
Fig. 1. Einfachste Gestalt. Säule a und schiefe Endfläche b. a = rvP;
b = — Pcx. Also: ooP. — P:v.
Fig. 2. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d. Diese Com-
bination ist nicht gar selten.
Fig. 3. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d; Abstumpfung
parallel der Klinodiagonale: e ein Pinakoid; Abstumpfung zwischen
Säule und schiefer Endfläche: f pyramidale Flächen.
Fig. 4. Säule a; schiefe Endfläche b; Basis c; Pyramide d; Säulenpina-
koid e; Hemidoma g; steiles Hemidoma h; steiles Hemidoma i;
Doma k.
In dieser Figur sind Flächen, die an verschiedenen Krystallen
beobachtet wurden, zusammengestellt.
Zu bemerken bleibt noch, dass die Flächen i, g, h und e nur
selten, ja sehr selten gesehen werden; f und k wurden nur einmal
gesehen, so dass als werthvollste Gestalt nur Figur 2 übrig bleibt.
Ich halte dafür, dass unser Laumontit, so sehr er auch in Bezug auf
Schönheit hinter dem ungarischen, von dem ich allerdings nur sehr wenige
Stücke gesehen habe, zurückstehen mag, in Bezug auf Mannigfaltigkeit
der Gestalt eine Art Yorzug habe. — Hoffentlich wird von berufener
94
Seite einmal etwas ganz Bestimmtes über diesen Gegenstand, die Gestalt,
gegeben.
2. Analcim.
In dem ersten (nördlichsten) Bruche unterhalb Dölzschen ist Ende
1883 eine gangartige Kluftausfüllung blossgelegt worden, die eine Stärke
von 1 bis 10 cm hatte und mehrere Meter weit verfolgt werden konnte.
Die Längserstreckung war ungefähr rechtwinkelig zur Thalrichtung. — Die
gangartige Masse bestand scheinbar nur aus Kalkspath ohne freie Krystalle,
schien also nur wenig Beachtung zu verdienen, denn rothe schmale Streifen,
im Wesentlichen eisenoxydhaltiger Kalkspath, zwischen den reineren Kalk-
spathpartien waren auch anderwärts in den Kluftausfüllungen des Syenits
beobachtet worden. Schon hatte ich die ersten Fundstücke des Vor-
kommens wieder fortgeworfen, aber ich nahm doch einige wieder auf und
glaubte bei wiederholter Betrachtung, die rothe Masse nun als etwas vom
Calcite Verschiedenes zu erkennen, denn sie zeigte nicht die Spaltbarkeit
desselben, sondern einen durchaus unebenen Bruch. — Möglichst viel
mitnehmen und wiederholt betrachten, zum Wegwerfen ist es
nie zu spät, ist beim Sammeln eine gute Regel, deren Beachtung
sich in vielen Fällen höchlichst belohnt.
Die fraglichen Stücke wurden einem bewährten Mitarbeiter, der mir
schon manchen erfreulichen Aufschluss verschafft, nämlich verdünnter
Salzsäure übergeben, um den missgünstigen Kalkspath zu entfernen,
und der Erfolg war höchst lohnend. Es kamen Druschen schön glänzender
Krystalle zum Vorschein, nicht nur roth, sondern auch farblos, manche
auch trüb und fast oder ganz erdig. Die Säure durfte weder zu stark
noch gar zu schwach angewendet werden, in beiden Fällen scheint es, als
wenn die Krystalle stärker angegriffen würden, durch zu grosse Stärke
oder durch zu lange Einwirkung. Ich nahm etwa 1 Tkeil gewöhnliche
Salzsäure auf 5 bis 6 Theile Wasser. Nach der Säurewirkung ist ein
oft und lange wiederholtes Auswaschen nothwendig, am besten, man stellt
die Steine mit viel Wasser an einen massig warmen Ort.
Die mit Säure freigelegten deutlichen Krystalle konnten nach meiner
Ansicht nichts anderes sein als Analcim. Später wurden auch gute Kry-
stalle, von denen der Kalkspath durch Schlagen gelöst, und auch solche
in von Natur freien Drusen gefunden. Der Fund erfreute mich um so
mehr, da meines Wissens bis jetzt noch kein Analcim aus Sachsen bekannt
war. Erst nach und nach, im Laufe von Jahren, ist das Vorkommen mir
in seiner Gesammtheit so bekannt geworden, dass ich es unternehmen
darf, Angaben darüber zu machen, wenn auch mit Vorbehalt.
Ausser den beiden Hauptmineralien, Kalkspath und Analcim, wurden
noch gefunden :
1. ein wie rhoniboedrisch aussehendes Mineral in sehr kleinen Kry-
stallen, unmittelbar auf dem Syenite (selten); ich halte es für einen
Feldspath; die Krystalle bilden Reihen und scheinen immer nur
auf der Schmalseite der langgestreckten (flachen) Feldspathe des
Syenits zu sitzen und die freie Ausbildung derselben nach dem
Kluftraume hin zu sein. Sie entsprachen wohl ähnlichen Gebilden,
die auch an anderen Stellen des Syenits, in engen Klüften des-
95
selben beobachtet wurden, und an denen die fraglichen Krystalle
zwei Gegenreihen, entsprechend den Feldspathzwillingen , bilden;
2. kleindrusiger farbloser und auch rother eisenhaltiger Quarz;
3. rother Zeolith (Analcim) eisenhaltig;
4. Phillipsit! meist roth, anscheinend quadratisch säulig, mit Pyra-
midenflächen über den Längskanten der Säule;
5. Schwerspath, ziemlich selten;
6. farbloser Analcim, zuweilen gekerbt durch Schwerspath;
7. Ealkspath, älterer gemeiner, in keilartigen Massen, weiss, auch mit
rothen wohl quarzigen Ausfüllungen;
7b. Brauneisen in kleinen Kugeln, wie solche sich namentlich auf
skalenoedrischem Kalkspathe des Syenits finden;
8. Ealkspath (edler Ealkspath nach dem Ausspruche eines Stein-
brechers, Herrn Mai, welcher ein besonders gutes Auge und Ver-
ständniss für Mineralien hat), schön basische Blätteraggregate bildend,
und über diesen noch freie flachrhomboedrische Ealkspathgruppen.
Diese Aufzählung giebt ungefähr die Altersfolge der Gangmineralien.
Es ist selbstverständlich, dass die Reihe erst durch Zusammenstellung
vieler Stücke erhalten weiden konnte.
Der Analcim ist derb und roth in den unteren Partien, auf diesen
aber findet sich das Mineral in schön ausgebildeten rothen, glänzenden
Erystallen, oft sind dieselben theil weise mit einer dicken Haut farblosen
Analcims bedeckt und durch dieselbe vervollständigt. Auch hier zeigt
sich also dieselbe Erscheinung wie bei anderen secundären unserer Syenit-
mineralien, dass die älteren Bildungen durch das Eisen des zersetzten
Syenits beeinflusst sind. — Die Erystalle sind meist klein, 1 — 3 mm.
Eine Grösse von 1 cm ist sehr selten. Die Gestalt ist ein reines Ikosite-
traeder, nicht gar selten aber ist auch das Hexaöder als kleine quadratische
oder rectangnläre Abstumpfung zu sehen. Also 2 0 2.— ^0 ex, letztere
Fläche immer untergeordnet. Ich glaubte auch einmal eine sehr schwache
Eantenabstumpfung gesehen zu haben. Die Erystalle sind schön frisch
und glänzend, die rothen durchscheinend, die farblosen bis durchsichtig.
Durch das Behandeln mit Säure leiden die Ervstalle und werden mehr
oder weniger trübe. Auch durch die Natur können sie verändert sein
und in kaolinartige Masse umgewandelt werden, doch ist dies selten der Fall.
In Bezug auf Umwandlung des Analcims mag noch eine Thatsache
erwähnt werden. Im südlichsten Bruche unterhalb Dölzschen, aufwärts
am Thalabhange an der nach dem genannten Dorfe führenden Bergstrasse
gelegen, wurde ein absonderlicher Fund gemacht. — Unter dem Ealk-
spathe einer dünnen (1 cm) Eluftausfüllung auf ziemlich frischem Syenite
wurden dunkle, fast schwarze, hübsche, kleine, 1 bis 2 mm grosse Ikosite-
traeder gefunden, die man auf den ersten Anblick wohl für Granat halten
konnte. Die Substanz war aber weich und erdig, wie talkartig. Immer-
hin konnte man annehmen, es mit einem umgewandelten Granate zu thun
zu haben.
Die Erystalle sind grünlich-schwarz, zuweilen auch unrein roth-braun,
meist deutliche Leucitoeder; an einem Erystalle wurde auch eine Würfel-
fläche gesehen und dadurch der Gedanke alsbald auf Analcim gelenkt.
In einem Falle zeigten sich die Erystalle auch wie tafelig, als seien sie
96
durch ein blätteriges Nebenmineral an vollkommener Ausbildung gehindert
worden. Die innere Substanz ist nicht nur rein erdig und dunkel, sondern
in geringem Maasse auch hell, ja wie krystallinisch, besonders an der
Stelle, wo der Kry stall auf dem Syenite sitzt und ähnliche rundliche Flecken
bildet, wie sie oben beim Laumontit erwähnt wurden, und auch achtseitige
Figuren: Durchschnitte des Leucitoeders.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich dieses Vorkommen für eine
Analcim-Pseudomorphose halte. Chemische Untersuchung konnte
wegen der geringen Menge des Materials nicht vorgenommen werden.
Während der Laumontit und die vorerwähnten Analcimvorkommen
als durchaus secundär anzusehen sind, giebt es doch auch ausser dem
Analcim noch andere Zeolithe des Syenits, die mehr dem Gesteine als
solchem anzugehören scheinen, indem sie nicht auf Klüften auftreten,
sondern in dem Gesteine selbst.
In dem unteren Bruche hinter der Gamisonmühle wurden seit 1883
bedeutende, viele Kubikmeter grosse Massen einer Syenitabart bloss gelegt
und abgebaut. Das Gestein bildet gleichsam grosse Linsen im gewöhn-
lichen Syenite, die von unten nach oben wenig regelmässig gereihet und
unter einander wie durch Verzweigungen verbunden sind. Dieses Gestein
hat nicht das Parallelgefüge des gewöhnlichen Syenits, sondern ist mehr
granitisch körnig, meist reich an Hornblende und schwer zersprengbar;
es enthält gewöhnlich viel Magneteisen, auch wohl grünliches augitisches
Mineral, Titanit in unvollkommenen, gestörten Krystallen, nur selten sind
dieselben wohl gebildet, Orthit wurde einmal beobachtet^ Quarz scheint
ganz zu fehlen. An den Grenzen kann das Gestein wohl auch in einen
Epidotsyenit übergehen, sehr arm an Feldspath, auf Klüften Quarz führend.
In diesem mehr oder weniger grobkörnigen, bis fast feinkörnigen
Gesteine finden sich nnregelmässige Einsprengunge, gewöhnlich klein, nur
ein bis mehrere Centimeter gross, selten bis zu etwa 10 cm in Länge,
und 1 — 3 cm in Breite und Höhe. Dieselben sind immer von rother
Farbe und bestehen im Wesentlichen aus Zeolithen, aber sie führen auch,
obgleich sparsam. Magneteisen (sehr selten deutlich octaödrisch), Horn-
blende und Glimmer, hierdurch wohl ihre Zugehörigkeit zum Mutter-
gesteine andeutend. Die kleineren Einschlüsse erscheinen meist frisch,
wenn sie auch von äusseren Einflüssen keineswegs gänzlich abgeschlossen
geblieben sind, wie der die in ihnen etwa enthaltenen Druseoräurae immer
ausfüllende Kalkspath beweist. Die grösseren zeigen sich meist sehr ver-
ändert, der Inhalt zersetzt in eine thonige Masse, diese ist gewöhnlich
roth durch Eisenoxyd, seltener schmutzig-grün durch Eisenoxydul.
Die genannten Einschlüsse enthalten : 1) ein dunkelrothes bis licht
fleischrothes Mineral, durchaus gefügelos derb, nicht sehr stark glänzend,
aber darin auch bis farblose, stark glänzende krystallinische Theile mit
eigenthümlicher Streifung auf den für mich nicht deutbaren Flächen.
Sehr selten wurden beim Schlagen deutliche quadratische Flächen sichtbar.
Analcim! 2) ein strahliges stängeliches Mineral, Natrolith! 3) seltener
ein schön glänzendes blätteriges Mineral, Stilbit ! 4) feinglänzende, frische,
sehr kleine Apatitsäulchen mit Pyramidenflächen! 5) Kalkspath, ohne
äussere Gestalt, und wohl noch anderes.
97
Am meisten nahm das derbe rothe Mineral (1) meine Aufmerksamkeit
in Ansprucb, und die Hoffnung, dass der Ealkspath vorhandene Drusen
ausfülle, wurde nicht getäuscht, denn nach Wegnahme des Kalkspaths mit
Säure wurden kleine Drusenräume frei, welche sehr kleine, anscheinend
würfelige Erystalle enthielten, deren Zugehörigkeit zur derben rothen
Masse zweifellos war. Ausser diesen wurden in einigen Fällen auch sehr
kleine, deutliche Stilbitkrystalle (Heulandit) blossgelegt und ebenso Strahl-
zeolithnadelchen. Nur in äusserst wenigen Fällen wurden deutliche Kry-
stalle mit Analcimgestalt wahrgenommen.
Dass das würfelige Mineral ein Zeolith sei, Hess sich chemisch leicht
darthun; ich dachte wohl an Chabasit, da es mir vorkam, als seien
wenigstens manche der Würfel etwas schiefwinkelig. Nur in einem einzigen
Falle glaubte ich an einer Würfelecke drei Analcimflächen zu erkennen.
Die Erystalle kleiden die Drusenräume ganz gewöhnlich regellos aus, in
einigen Fällen aber war auch eine Art Parallelismus der Erystalle zu
sehen, eine Reihe mit Zwischenräumen, als wären die Erystalle Fort-
setzungen eines einzigen unteren Erystalls. £s wäre ja hochinteressant,
wenn es sich bestätigen sollte, dass die wüi feiigen Erystalle sich wirklich
als Analcim erweisen sollten, ich will es vor der Hand als solchen be-
zeichnen.
V. d. L. schmilzt das Mineral ziemlich schwer zu weissem blasigen
Glase. H = 5 (ungefähr); V. G. = 2,26-2,27. Durch Salzsäure leicht
und vollkommen zersetzbar, unter Abscheidung von schleimiger Eieselerde.
Analysen wurden von diesem und anderem Plauenschen Analcim wieder-
holt aufgeführt, um neben dem Zweifelhaften doch irgend einen Anhalt
za gewinnen.
Ausser in dem körnigen hornblendereichen Syenite sind ähnliche
Einschlüsse wie in diesem auch im gewöhnlichen Syenite vorgekommen.
Als bedeutendste Stellen für dieses Vorkommen sind der Bruch hinter
der Oarnisonmülüe und der grosse Bruch (2) unterhalb Dölzsehen zu
nennen. In den meisten Fällen Hess aber der Inhalt dieser Einschlüsse
eine genauere mineralogische und chemische Bestimmung nicht zu, da
es mir nicht möglich war, hinreichend reines Material auszuscheiden.
Als eine gewiss nicht unliebsame Thatsache sei nebenbei noch erwähnt,
dass einmal in dem derben rothen Analcim hinter der Garnisonmühle und
in dem des grossen Bruches unterhalb Dölzsehen äusserst feine Eupfer-
flimmern gesehen wurden, an den Sonnenstein (Avanturin) erinnernd.
a) Analysen des derben und würfeligen rothen Analcims aus dem
Bruche hinter der Garnisonmühle:
I II UI
Eieselsäure 58,16% 58,44% 58,90%
Thonerde + ein 1 ^ ^ ^
wenigEisenoxyd ) ^0,43 „ 21,56 „ 19,91 „
Natron 11,43 „ 11,09 „ 11,66 „
Ealkerde 0,37 „ 0,33 „ 0,33 „
Wasser 8,79 „ 8,19 „ 8,86 „
" 99,18 % ~ 99,61 % ~" 99,66 %.
98
Auch unterhalb Dölzscheu (Bruch 1) fand sich einmal ein ähnlich
dichtes rothes Mineral mit strahligem Zeolithe, wie das hinter der Garnison-
mühle. Die Analyse ergab:
Kieselsäure = 58,04 %
Thonerde =21,91 „ Spur von Eisenoxyd.
Kalkerde = 0,41 „
Natron =11,01 „
Wasser = 8,95 „
100,32 7«.
b) Bothes dichtes Zeolithmineral mit feinstrahligem Zeolith und feinsten
Magnetitkörnern in gewöhnlichem Syenite. Hinter der Garnison-
mühle. Die von strahligem Zeolithe freie Masse ergab:
Kieselsäure = 46,98 %
Eisenoxyd = 12,78 „
Thonerde = 20,35 „
Natron = 5,85 „
Kalkerde = 6,42 „
Wasser = 7,33 „
99,71%.
Nimmt man an, dass alles Eisenoxyd als Magneteisen vorhanden
gewesen, so würde nach dessen Abzüge der Zeolith ergeben:
Kieselsäure = 53,60 %
Thonerde = 23,23 „
Natron = 6,67 „
Kalkerde = 7,32 „
Wasser = 8,36 „
99,18%.
Dieses Mineral giebt vor d. L. eine dunkle Schlacke, und das Pulver
sintert beim Glühen etwas zusammen.
c) Analcim, weiss, glänzend, krystallinisch, und auch deutliche Krystall-
flächen zeigend. Die Flächen des krystallinischen zeigen die eigen-
thümliche Streifang, so dass es aussieht, als seien Krystalle über
einander gehäuft, die sich gegenseitig an völliger Ausbildung
gehindert haben.
Begleiter waren : ein Natrolith, dessen Nadeln in den Analcim hinein-
ragen (also älter) und ein grau-grünes strahliges Mineral (sehr mild),
welches man als Epichlorit bezeichnen könnte. Der Natrolith zumeist
zersetzt zu rother, thoniger Masse, in welcher auch zuweilen winzige,
ganz frisch gebliebene Apatitkrystalle vorhanden sind. Bruch hinter
der Gamisonmühle.
Kieselsäure = 57,32%
Thonerde = 20,90 „ (Öpur Eisen)
Natron = 11,45 „
Kalkerde = 0,31 „
Wasser = 9,18 ,^
99,16 V
99
d) Analcim von dem Analcimgange unterhalb Dölzschen, Bruch 1.
Das Mineral krystallisirt, farblos, glasig, enthielt:
Kieselsäure = 56,09 %
Thonerde = 21,68 „
Natron = 11,49 „
Kalkerde = 0,81 „
Wasser = 9,01 „
99,08 %.
e) Kothes krystallinisch-körniges, glasiges Mineral unter dem farblosen
Analcim, von Anderen auch für Phillipsit gehalten, ergab:
Kieselsäure = 60,05 %
Thonerde = 20,02 „ (mit Spur Eisen)
Natron = 10,56 „
Kalkerde = 0,25 „
Wasser = 8,84 ,,
99,72 %.
Trotz des sehr hohen Kieselgehaltes dürfte das Mineral doch vielleicht
dem Analcim zugerechnet werden, dem Phillipsit aber keinesfalls.
Anhang. — Epichlorit (?).
f) Mit dem unter c angegebenen Analcim fand sich ein grau -grünes
bis gelblich -bräunliches Mineral, dasselbe bildet nur schwache
strahlige Masse in zeolithischer Gesellschaft (Analcim und Strahl-
zeolith oder Natrolith , auch kaolinisirter Zeolith und etwas Apatit)
in körnigem, rothem, etwas zersetztem Syenite. Das Mineral sehr
weich, talkartig mild, schwer zerreiblich und dabei talkartig schuppig
werdend. Nach dem Glühen bedeutend härter und leicht pulverisir-
bar. Durch Salzsäure vollständig -zersetzbar. Das sehr spärliche,
aber ziemlich reine Mineral ergab :
Kieselsäure == 40,38 %. Eine andere Probe: 38,86 %.
Thonerde
16,47 „
Eisenoxyd
Kalkerde
Magnesia
Wasser
21,04 „
5,44 „
6,94 ,,
9,30 „
99.57 %.
Wohl
zum
Theil als Oxydul
[vorhanden.
Nach diesem Ergebnisse habe ich angenommen, dass das fragliche
Mineral allenfalls zum Epichlorit oder dessen. Verwandten gehören dürfte.
g) In dem Bruche oberhalb der Garnisonmühle (linkes Ufer), der
durch mehrere Gangbildungen ausgezeichnet ist, findet sich auch
ein Gang, rechtwinkelig zur Thalrichtucg, auf dem in früher Zeit
ein Versuchsbau betrieben worden ist. Der Gang ist 5—20 cm
mächtig und besteht aus dünnblättriger Masse, im Ganzen von
hellrother Farbe. Die Gangmasse besteht zum grossen Theile aus
weissen Kalkspathblättern, meist parallel zu den Ganggrenzen (wohl
basische Blätter), und dazwischen aus rothem kleinkörnigen Minerale.
Der Gang ist begrenzt durch grau-grüne thonige Masse, zersetzten
Syenit.
100
Da das rothe Mineral wegen geringer Stärke mechanisch nicht wohl
trennbar war, so wurde der Kalkspath durch verdünnte Salzsäure entfernt,
aber da auch die rothe Masse als nicht ganz unzersetzbar durch die Säure
sich erwies, so wurde vor dem Lösen nicht zu fein gepulvert, und nach
dem Lösen die feineren rothen Theile noch fortgewaschen, so dass man
annehmen konnte, eine ziemlich unzersetzte Substanz erhalten zu haben.
Durch Salzsäure mögen ungefähr 20% des Minerals zersetjzbar sein,
die Lösung ergab: Thonerde 2,59%; Eisenoxyd 6,53%. Letzteres wurde
vorwaltend aufgelöst aus nicht abgeschlämmtem Materiale, es ist wahr-
scheinlich nur mechanisch beigemengt. Der wirklich zersetzbare Theil
würde darnach nur etwas über 107« betragen, und dürfte als ein Zeolith
anzusehen sein, wenn man den Wassergehalt in Betracht zieht.
Wasser = 2,11 % in nicht abgeschlämmtem Materiale.
„ =2,29 „ in abgeschlämmtem Materiale.
Aufgeschlossen wurde das Mineral mit Soda und mit Flusssäure.
Die Zerlegung ergab:
Kieselerde = 61,96%
Thonerde = 19,82 „ Spur Eisen nicht getrennt.
Kalkerde = 0,60 „
Kali = 15,09 „ Natron nicht getrennt.
Magnesia = Spur
Wasser = 2,29 „
99,76 %.
Anderer Veisuch gab: Thonerde = 19,22%
Kali = 14,87 „
Das rothe« Mineral zwischen den Kalkspathblättern könnte man dem-
nach für ein Gemenge aus einem neugebildeten Feldspathe, Zeolith und
Eisenoxyd, halten. Ich habe dieses Vorkommen hier nur erwähnt, weil
ich beim ersten Anblicke in etwas an das des Analcims in dem Gange
unterhalb Dölzscheu erinnert wurde.
3. Natrolith (Strahlzeolith).
Am öftersten wurde der Natrolith in dem hornblendereichen granitisch-
körnigen Syenite im unteren Bruche hinter der Garnisonmüble gefunden,
in Gesellschaft von Analcim, Stilbit und Apatit, sowie etwas Kalkspath.
Aber auch in gewöhnlichem Syenite am selben Orte fand sich das Mineral
einmal hübsch roth, frisch, strahlige Aggregate in Bändern bis 10 cm
Länge und 1 bis 2 cm Dicke. An anderen Stellen des Grundes ist der
Natrolith nur äusserst selten angetroffen worden, so je einmal in Gesell-
schaft von Granat; von Pistazit, Quarz, Chlorit; von Pistazit, krystalisirtem
Feldspath und Quarz; in grosskrystallischem schmalen Bande von Feld-
spath und Hornblende mit Scheelit zusammen. Alle diese Funde stammen
aus dem grossen Bruche (2) unterhalb Dölzschen. Im oberen Bruche
beim Forsthause wurde das Mineral einigeöiale in sehr kleiner Menge an-
getroffen, besonders an den Grenzen des knolligen granitischen Syenit-
gesteins. Die Vorkommnisse eines mehr strahlig blätterigen Zeoliths
dürften wohl nicht hierher zu rechnen sein.
101
Das bedeutendste Yorkoiuiuen ist das erst erwähnte, in dem körnigen
iiombiendereichen Syenite, und auf dieses bezieht sich das Folgende.
Der Natrolith bildet nur strahlige Massen, die Indiyidueii sehr selten
bis über 2 cm lang und 1 mm dick, meist nur nadelartig oder haarfein.
Freie Erystalle, nadelartig, wurden nur spärlich erhalten, wenn der die
kleinen Drusen immer ausfüllende Ealkspath durch Säure entfernt wurde,
und zwar zuweilen mit dem würfeligen Analcim zusammen. Da der
Natrolith durch die Säure mehr angegriffen wird als die anderen Zeolithe,
so gelang es nicht, ein deutliches Erystallende wahrzunehmen. Nach dem
Ausätzen mit Säure zeigten sich zuweilen neben den stärkeren nadelartigen
rothen Natrolithen auch ungemein feine Erystallnetze von heller Farbe,
ähnlich den Rutilnetzen-, es könnte dies vielleicht eine spätere Natrolith-
bjldung sein, die in ihrer Gmppiroug durch das Ealkspathgefüge bestimmt
worden ist. Die Farbe des Natroliths ist meist dunkelroth, seltener hell-
roth bis fast weiss. Das Mineral ist oft ganz in eine thonige rothe, seltener
fahlgrüne Masse umgewandelt, in der aber die Strahlen mitunter noch
bemerkbar sind. — Olanz meist gering. V. 6. = 2,243 — 2,266, Schmilzt
V. d. L. ziemlich schwer zu weissem blasigen Glase.
Die Analyse ergab:
Eieselerde = 48,04 %
Thonerde = 26,17 „ (Spur Eisen)
Natron = 13,96 „
Ealkerde = 0,96 „
Wasser = 9,91 „
99,04 %.
4. Stilbit
In den Zeolitheinschlüssen des hornblendereichen granitisch -körnigen
Syenits im unteren Bruche hinter der Gamisonmühle , und zwar nur da
und in dieser Gesteinsabänderung angetroffen. Das Mineral fast nur im
Gemenge mit Analcim und Natrolith auftretend, gleichsam weniger selbst-
ständig als diese beiden, selten allein einen Einschluss bildend, aber auch mit
Apatit zusammen. Die Farbe ist roth wie die des Fassastilbits, und der
schöne Perlmutterglanz fehlt nicht auf den frischeren Partien. Durch Aus-
ätzen mit Säure wurden hübsche Gruppen kleiner Erystäilchen erhalten,
die weniger durch die Säure gelitten hatten als die des Analcims und
besonders die des Natroliths. Die Länge der sechsseitigsäuligen Erystalle
war bis zu 2 mm, die Dicke höchstens 1 mm. Die Gestalt ist die in den
Lehrbüchern (Naumann) bezeichnete: oo5oc.ocPoc.Poc.0P. Dazu tritt
in manchen Fällen noch eine Fläche, die ich für 2P gehalten habe.
Eine chemische Untersuchung ist nicht ausgeführt worden, denn hin-
reichend frisches Material war nicht genügend vorhanden, und die aus-
gezeichneten äusseren Eigenschaften waren zur Bestimmung vollkommen
ausreichend.
5. Phillipsit (Harmotom-Mineral).
In der Isis-Zeitschrift von 1857, S. 139 habe ich den Desmin als im
Plauenschen Grunde Torkommend angeführt. Die sehr deutlichen dünn
nadelartigen, nur sehr selten 0,6 bis 1,5 mm dicken und dann etwa 2 bis
G
102
5 mm langen Krystalle erscheinen als rechtwinkelige Säulen mit über_den
Säulenkanten aufgesetzten Pyramiden-Flächen. Also nach Naumann: oq P oc.
00 P cx) . P. Andere Flächen, die auch nicht selten am Desmin vorkommen
sollen, nämlich ocP und OP, konnten nicht bemerkt werden.
Da der Desmin mit Harmotom und Phillipsit isomorph ist, so könnte
ich meine frühere Angabe wohl vor mir selbst entschuldigen, besonders wenn
man in Betracht zieht, dass früher nur ein sehr spärliches Material Torlag.
Aber die Entschuldigung wird gänzlich hinfallig, denn ich habe früher ver-
säumt, die pyramidalen Flächen genau anzusehen. Die neueren Funde,
seit etwa zehn Jahren, haben mich dazu gebracht, das fragliche Mineral
als zu den Harmotomen gehörig anzusehen, ich glaube es nun als Phillipsit
bezeichnen zu dürfen.
Als Fundstellen kommen im Nachstehenden nur die Brüche unterhalb
Dölzschen 1 bis 4 (von N nach S gerechnet) in Betracht.
Beim Freimachen des Analcims, aus dem Gange in Bruch 1, vom
bedeckenden Ealkspathe (mittelst Säure) kam nicht nur Analcim zum Vor-
scheine, sondern, wenn auch selten, anscheinend quadratische Säulen mit
über deren Längskanten befindlichen Pyramidenflächen: diese Krystalle,
meist roth, sind zuweilen mit Analcim tbeilweise oder ganz bedeckt, daher die
Meinung, dass das rothe Mineral unter den Analcim etwas anderes sein müsse.
Die rothen vollen Säulen haben mir auch meinen Desmin-Irrthum nicht ge-
nommen, sondern dies geschah erst durch Aufdecken der Säulen, welche durch
die Säure hohl gemacht worden waren, und nur aus einer graugrünen etwas
warzigen Haut bestanden. Die Ausfüllung dieser Pseudomorphosen hat
also wohl aus Ealkspath bestanden, und erinnerte mich lebhaft an die
Pseudomorphosen von Kalkspath (daneben auch Quarz, Epidot, Magnetit]
nach Granat, von dem entweder auch nur eine dünne Rinde übrig geblieben,
oder dieselbe ist später gebildet worden (Thorbjörnsborgrube bei Arendal). —
unsere hohlen Säulenkrystalle zeigten im Innern eine etwas unregelmässige
Längen wand, gegenüberliegende Säulenflächen verbindend. Ich schloss daraus,
dass der ursprüngliche Kiystall ein Zwilling gewesen. Später wurde weiter
ein Querschnitt einer verwitterten Säule beobachtet, in dem ziemlich deut-
lich zwei sich kreuzende Linien zu sehen waren, also eine weitergehende
Zusammensetzung des Krystalls angedeutet schien, die wohl auf PhilUpsit
hinweisen konnte. Daraufhin wurden die deutlichen frischen Erystalle aus
Bruch 4 näher angesehen, und die so bezeichnende Federstreifung der
pyramidalen Flächen in vielen Fällen deutlich wahrgenommen.
Im Analcimgange (Bruch 1) sind auch freie Drusen mit Analcim und
Phillipsit vorgekommen. Letzterer meist roth, selten hell, wenig glänzend,
kaum durchscheinend, meist mehr zersetzt als der Analcim und deshalb
etwaige Streifung nicht zu sehen. Yon Spaltbarkeit war auch an ziem-
lich frischen Krystallen nichts zu bemerken. Einige Male wurden ein-
springende Säulenkanten Winkel gesehen und angelagerte flache Säulen,
wie sie beim Phillipsit augegeben werden.
In Bruch 2 wurde der Phillipsit nur in 'sehr geringer Menge gefunden
und zwar in Gesellschaft von zersetztem Laumontit, und von säuligem und
tafeligem Kalkspathe. Die Erystalle sind ganz winzig, aber schön frisch und
glänzend, gut gestaltet, etwa wie kleine Zirkone aussehend, roth und auch
honiggelb. Gute Augen können vielleicht die Streifung der Pyramide
deutlich sehen, ich glaube dieselbe schQU bemerkt zu haben.
103
Der Bruch 4 ist nicht nur für Laumontit, sondern auch für den
Phillipsit die Hauptfundstelle. Der Phillipsit ist immer in Oesellschaft yon
Laumontit und Ealkspath, und muss als jüngstes Glied gelten. Die frühere
Angabe, dass wo Phillipsit auftrete, der Ealkspath fehle, ist falsch. — Der
Phillipsit ist zumeist schön frisch, glänzend, farblos, auch röthlich und
gelb, durchscheinend bis durchsichtig. Die Erystalle sind immer gut ge-
bildet, fein nadelartig, selten bis 1 mm oder etwas mehr dick und höchstens
2 bis 3 mm lang; sie bilden Gruppen oder Rinden auf Laumontit und
Kalkspatb, selten sind einzeln stehende und liegende aber recht vollkommene
Erystallsäulchen. Oft sind die schönen Zwillingsstreif ungen wohl bemerk-
bar, sodass wohl kaum noch ein Zweifel aufkommen kann, dass man es
mit Phillipsit (Harmotom-Mineral) zu thun hat.
Ganz besondere Freude und Genugthuung wurde mir gewährt durch
das Auffinden zweier Krystallkreuze in ganz unscheinbaren Ealkspath-
Laumontit-Drusen. Die Ereuze sind zwar nur ganz winzig, aber deutlich
beobachtbar, und das Einspiegeln der Flächen cui ist deutlich zu sehen.
Durch diesen Fund sind meiner Meinung nach alle Zweifel gehoben. —
Die beifolgende Figur, der Mineralogie Naumann's, 9.
Auflage, 1874, S. 365, entlehnt, giebt das Bild des toU-
kommensten Ereuzes. Auch in der schönsten Phillipsit-
. druse mit grösseren Erystallen (etwa 0,5 bis 0,8 mm
dick und 2 bis 2,5 mm lang) ist ein solches Ereuz
angedeutet , die Einspiegelung der Flächen aa ziem-
lich gut zu sehen und dazu auch noch die Feder-
streif ung dieser Flächen, die ich bei den kleinen Ereuzen
nicht zu sehen vermochte.
Eine chemische Untersuchung ist nicht ausgeführt worden, da ich das
immerhin seltene und sparsame Material nicht gefährden wollte. Aus
früherer Zeit befindet sich etwas von unserem Phillipsite im mineralogischen
Museum, ich habe es damals als Desmin übergeben. Alles in einer Reihe
von Jahren bis jetzt gesammelte Phillipsitmaterial habe ich zusammen-
gehalten, denn ein Stück ist in vielen Fällen kein Stück.
6. Desmin.
In letzter Stunde wurde die Hoffnung erregt, dass der Desmin denn
doch noch in die Beihe unserer Zeolithe aufgenommen werden dürfe.
Beim Ausätzen einer sehr zersetzten Zeolithpartie aus dem dunklen
Syenite hinter der Garnisonmühle wurden ganz besonders viele der netz-
artigen, beim Natrolith erwähnten, hellen Gebilde blossgelegt und zwischen
denselben auch ein paar Eryställchen, dunkelroth, mehr erdig, glanzlos,
aber die Gestalt deutlich erkennbar. Die Gestalt war anscheinend rectan-
gulär säulig, mit Pyramidenflächen über den Längskanten,
/^T/K und einer basischen Endfläche, also im Ganzen recht wohl
rx/ \ mit der Desmingestalt: oc P oc. oc P oo . P. OP vereinbar (s. Fig.).
Ich möchte hierher auch gewisse strahlig blättrige Aggregate
von meist rothgelber Farbe rechnen, die sich in den Brüchen
unterhalb Dölzschen und hinter der Gamisonmühle einigemale
Vs^x\ J vorfanden, sowohl in gewöhnlichem Syenite, wie auch an den
v^^^ Grenzen der dunklen, Eupferglanz und Magneteisen führenden
Ausscheidungen desselben. Es gelang mir bis jetzt nicht,
104
hinreichend reines Material für die Analyse zu erlangen und andere
Bestimmungen zu ermöglichen.
Noch einige Worte über die Beziehungen zwischen den Syenite und
den genannten Zeolithen. — Vom Laumontite und Phillipsite gilt unbedingt,
dass sie durchaus spätere (secundäre) Abkömmlinge des Syenits (Feldspaths)
sind, auch vom Analcim kann dies gesagt werden, insoweit er als Oang-
gebilde auftritt. Dem Gesteine näher, demselben scheinbar angehörig, stehen
die übrigen, mit Einschluss des Anaicims in dem dunkeln Syenite hinter
der Oarnisonmühle, denn in diesen werden mitunter Syenitmineralien,
namentlich Glimmer, Hornblende und Magneteisen, seltener Feldspath an-
getroffen, sodass man sich des Gedankens nicht erwehren kann, dass diese
Zeolithe dem Gesteine gewissermassen angehören.
f Laumontit, ( ^^*^^™'
Secundär: ] Phillipsit, Primär:
[ Analcim.
Natrolith,
Stilbit,
l Desmin?
Jedenfalls dürfte es sehr wünschenswerth sein, -dass unsere Zeolithe
einmal auch in eine andere Hand gelangten, um ein bestimmteres Urtheil
über das Ganze zu erhalten. Ich habe das Material zusammengehalten,
um eine weitere ausgiebigere Bearbeitung zu ermöglichen.
Nachtrag.
Noch ein Yorkommen mag hier erwähnt werden, und zwar nur des-
halb, weil ich einmal glaubte, das fragliche Mineral für einen Zeolitli
halten zu dürfen. Ich hoffe es wird nicht gar zu sehr verurtheilt werden,
dass meine Angaben hier noch unsicherer sind als bei den Zeolithen.
Vor vielen Jahren schon fand ich in dem schönsten Bruche unterhalb
Dölzschen (2) einen mir in hohem Maasse anziehend erscheinenden Kalk-
spath. Die ältesten Erystalle (seltener beobachtbar) langgestreckte Skalen*
oeder, daran und darüber flache tafelige Erystalle mit skalenoedrischen
und Säulenflächen. Die Basis frei, oder auch gänzlich oder theil weise
bedeckt durch ein flaches Skalenoeder {^ R 3). Letztere Gestalt ist auf-
gebaut aus Tafeln und erscheint treppenformig. Die Stufen durch Ein-
spiegeln mit am Ende zuweilen vorhandener Basis deutlich erkennbar.
Auf einigen dieser Kalkspathdrusen bemerkte ich (leider zu spät, so-
dass gewiss manches verloren gegangen ist) kleine sehr regelmässige an-
scheinend quadratische Pyramiden von röthlicher Farbe bis fast farblos,
durchscheinend, Glanz meist nicht sehr stark« Die grössten Krystalle erreichen
nicht 1 mm. Sie sind einfach pyramidal (modellartig wohl gebildet, wie
ich die Gestalt nur an einigen Xenotimen gesehen habe), zuweilen erscheint
auch eine Abstumpfung der Mittelkanten, sowie eine zweiflächige Zuschärfung
an Mittelecken. Ja ich glaubte einmal hemiedrische Pyramidenflächen an
einer Mittelecke gesehen zu haben. So konnte es kommen, dass ich wohl
an Scheelit dachte, aber das Vorkommen schien mehr auf Zeolith hinzu-
weisen, und Herr A. Frenzel nannte mir das Wort Gismondin.
Einige der winzigen Krystalle wurden nach Möglichkeit von dem
Ealkspathe frei gemacht und mit Salzsäure behandelt, sie lösten sich unter
105
Aufbrausen leicht und voUständiK auf, und die Lösung gab mit Ammoniak
einen flockigen Niederschlag. So glaube ich bemerkt zu haben. End-
ergebniss: Also wohl ein Carbonat Meine Kunst ist zu Ende mit dem
winzigen Materiale.
Ich habe von dem spärlichen Materiale nichts weiter durch eigene
Versuche verdorben, in der Hoffnung, dass ein Mineralog von Beruf sich
desselben einmal annehmen werde. Es wäre ja hübsch, wenn doch zu-
letzt ein tetragonales Carbonat zum Vorschein kommen sollte; ist es etwas
Anderes und nicht weiter zu Beachtendes, so bin ich auch zufrieden,
denn ich habe meine Belohnung gehabt durch die Freude, die mir die
kleinen vollkommenen Kryställchen gewährt haben.
Eine Aussicht, mehr von dem fraglichen Materiale zu erhalten, ist
kaum vorhanden.
106
Tl. Ein Titanit-Abkömmling im Syenite des Plauensehen
Grundes bei Dresden.
Von E. Zsch&u in Dresden.
Im Jahre 1888 (22. December) fand ich auf einem ziemlich stark
zersetzten Syenite des Plauensehen Grundes (unterer Bruch hinter der
Gamisonmtihle) Rinden eines kleinkrystallinischen Ealkspaths als Decke
über einem stark angegriffenen Calcite. An derselben Fundstelle wurden
auch frische unscheinbare Galcitdrusen , sowie kugelig gruppirte flache
Bai ytkry stalle angetroffen. Zierliche gute Barytkrystalle wurden auch er-
halten, wenn man den Kalkspath mit Säure entfernte.
Bei genauerer Betrachtung fand ich in dem Syenite kleine, bis 2 mm
grosse, unregelmässige Druschen, ausgekleidet und angefüllt mit äusserst
kleinen, meist honiggelben, fein und stark (diamantartig) glänzenden
Ery stallen. Mein erster Gedanke war, dass man es mit einem neuen
Titanit-Abkömmling zu thun haben könne, da der gewöhnliche mehr
erdige und glanzschwache Titanit, wie er im zersetzten Syenite so oft
beobachtet werden kann, gänzlich fehlte. Selbstverständlich wurden die
Späthe nun in den Hintergrund gethan.
Schon aus der sehr grossen Anzähl der Erystalle in einer höchstens 2 mm
grossen Druse konnte man schliessen, dass dieselben nur etwa 0,01 — 0,1 mm
gross sein könnten. Nur in wenigen Fällen war mit der Lupe schon in
den Drusen eine flachtafelige Gestalt erkennbar. Frei gelegte Erystalle
zeigten unter dem Mikroskop eine hübsche,
anscheinend quadratische oder rectanguläre
Gestalt, mit gleichartigen pyramidalen Ab-
schrägungen an allen vier Seiten, also viel-
leicht eine quadratische Tafel mit Pyramide
(Fig. I). Nur ein einziges Mal wurde eine
Gestalt gesehen wie Fig.^II.
Ich habe mir das Mineral zu deuten
versucht, und habe gemeint, dass etwa eine
Umsetzung des gewöhnlichen Titanits in
Guarinit vorliege; oder dass es Pseudobrookit sein könne, ich konnte
allerdings die Längsstreifung nicht wahrnehmen, wenn dieselbe auch vor-
handen sein sollte; als drittes bliebe noch Anatas^zu erwähnen.
Was die Gestalt Fig. II anlangt, so könnte dieselbe allenfalls auf
Brookit hindeuten; und das Unglück wäre nicht gross, wenn sich heraus-
stellen sollte, dass Anatas und Brookit neben einander aus dem Titanite
hervorgegangen wären.
G$t. Jan m JktMkn, 1899. •* Abb. 6.
. 107
Was das fragliche Mineral ist, kann ich nicht entscheiden, und wird
eine genauere Bestimmung von anderer Seite gegeben werden.
Angefügt mag noch werden, dass das Mineral nur an einer einzigen
Stelle des oben genannten Steinbruches, und sonst nirgends im Grunde,
bis jetzt gefunden wurde. Jedenfalls ist es da in einer ziemlich grossen
Syenitmasse vorgekommen, aber unbeachtet geblieben. In früherer Zeit
sind der Fundstelle grössere Syenitstücke mit den erwähnten kugeligen
Baryten entnommen worden, und haben solche Stücke als Oartenschmuck
(z. B. auf der Brühischen Terrasse) Verwendung gefunden. Ich glaube
nicht zu irren, dass diese Ausstattungsstücke das Mineral enthalten und
eine secundäre Fundstätte sein können, wenn die ursprüngliche versagen
sollte.
108
YIL Beobachtungen Über die EierdeekBOhuppen der
weibliehen Proeessionsspinner.
(Gattung Cnethocampa Stph.)
Von Dr. H, Nitsohe in Tharandt.
Am 23. Eebraar 1893 hielt ich in der zweiten Hauptversammlung*)
unserer Gesellschaft einen allgemeinen Vortrag über die Natui^geschichte
der Proeessionsspinner. Derselbe beruhte auf einer Reihe eingehender
Studien, die sich namentlich auch auf die Ursache der ,,Giftigkeit^ ihrer
Raupen erstreckt haben. Alles was ich damals an biologischen Thatsachen
mittheilen konnte, ist inzwischen bereits ausführlich gedruckt erschienen
in dem 3. Hefte der von Judeich und mir herausgegebenen „Mittel-
europäischen Insektenkunde'^ (S. 902 — 922). Meine Beobachtungen über
den feineren Bau der Eierdeckschuppen waren aber so eingehender Natur,
dass sie in den Rahmen des genannten Lehrbuches nicht passten. Ich
veröffentliche sie daher nachträglich an dieser Stelle und erläutere sie
durch einige Abbildungen.
Im Sommer 1887 folgten Professor Alt um und ich einer freundlichen
Einladung von Oberforstmeister von Rössing, den Erass des Eichen-
Processionsspinners in der näheren Umgebung von Dessau zu besichtigen.
Bei dieser Gelegenheit fanden wii in einem dem Frassgebiete benachbarten
Pflanzgarten an der glatten Rinde jüngerer Eichen Haufen von Scbmetterlings-
eiem, weiche in mehreren regelmässigen Reihen nebeneinander festgeklebt
waren. Jede Gruppe enthielt 100 — 200 Eier und hatte die Gestalt eines langge-
zogenen Sechseckes (5, S. 908, Fig. 268), da die mittleren Reihen etwas
länger waren als die Randreihen. Professor Alt um sprach dieselben sofort als
Eier des Eichen-Processionsspinners, Cnethocampa processionea L, an und
beschrieb diese Art der Eiablage bald darauf (1, S. 641). Obgleich ich
die Richtigkeit der Alt um 'sehen Bestimmung durchaus nicht bezweifelte,
versuchte ich doch bei Niederschreibung des beti'effenden Abschnittes der
^^Mitteleuropäischen Forstinsektenkunde'^ die directe Gewissheit zu erlangen,
dass die Eier von dem Proeessionsspinner herrührten. Ich untersuchte daher
mikroskopisch den braunen Kittüberzug, der sie bedeckt und ihnen völlig
die Farbe der Eichenrinde giebt. Waren die Angaben von KoUar
(2, S. 325 u. 326) richtig, so mussten in diesem Eitt Theile der Haare
*) In der kurzen Mittheilung hierüber in den Sitzungsberichten S. 12 diese»'
Bandes hat sich der Druckfehler „C^^nocampa^^ eingeschlichen! den ich zu verbessern bitte.
eu. üviin Dnadmi, 1898, — Abb. 7.
109
oder Schuppen des Afterbusches des Weibchens enthalten sein. Bei
ßetrachtang des ersten von mir hergestellten Präparates fand ich denn
auch zahlreiche Bruchstücke brauner Schmetterlingsschuppen und ein
Veigleichspräparat, das ich aus dem Afterbusche des Weibchens eines
Eichen-Processionsspinners herstellte, liess die absolute Uebereinstimmung
der dem Eieriiäufchen und dem Afterbusche des weiblichen Falters ent-
nommenen Schuppen erkennen. Die Richtigkeit der AI tum 'sehen
Bestimmung stand also fest
Es fiel mir aber auf, dass es wirkliche Schuppen und zwar sehr
grosse, mit ganz charakteristischerer Sculptur yersehene waren, nicht, wie bei
vielen anderen Eierhäufchen, z. B. beim Schwammspinner, Liparis (Ocneria)
dispar L., wirklich haarartige Wolle. Femer waren diese Schuppen in
Grösse, Gestalt und Sculptur vollständig verschieden von denen, welche
der so ungemein nahe verwandte Eiefem-Processionsspinner, Onethoeampa
pinivora Tr., zum Eindecken seiner, an den Kidfernnadeln abgelegten Eier
verwendet, wie diese nicht lange vorher von Dr. Zickerow in Gammin
beschrieben und abgebildet worden waren (4, S. 747). Ich beschloss daher,
den Afterbusch aller mir zugänglichen Onethoeampa- ArtQu zu untersuchen.
Die dritte mitteleuropäische Art, denPinien-Processionsspinner, Cn. pityocampa
Schift, besass unsere Sammlung, dagegen fehlten ihr die beiden noch süd-
licheren und ihr hoher Preis (2,5 und 12 Mark für ein Exemplar) hielt
mich von dem Ankaufe zurück. Hocherfreut war ich daher, als der
bekannte Lepidopterologe Dr. Staudinger in Blasewitz bei Dresden mir
einige nicht ganz fehlerfreie Exemplare der spanischen Cn. herculeana Rbr.
und der levantinischen Cn, solitaria Frr. kostenlos zur Untersuchung
überliess. Ich verfehle nicht, hierfür auch öfTentlich meinen besten Dank
auszusprechen.
Die Untersuchung dieses reichen Materiales ergab, dass
1) am Hinterleibe der Weibchen aller 5 Cnefhocanvpa'Äxien des
europäischen Faunengebietes unter einer äusseren Schicht einfach linearer
Afterwolle ein dichter Wulst sehr grosser, speciell zur Bedeckung der Eier
bestimmter Schuppen, die ich Eierdeckschuppen nenne, vorhanden ist,
wie er meines Wissens bei keiner anderen Nachtfaltergattung vorkommt;*)
2) dass jede dieser äusserlich einander ähnlichen Arten eine ihr speciell
eigenthümliche nach Grösse, Form, Zeichnung und Sculptur verschiedene
Form von Eierdeckschuppen besitzt
*^ Die AfterbÜBche der übrigen Nachtfalter, die das Material /.um Eindecken der
Eier hefern, bestehen nftmlich aus ganz langen fadenartigen Gebilden, die ent-
weder jedes für sich einer Schuppe entsprechen (PorÜiesia ckryrorrhoea L.), oderTheile
einer lang zerschlitzten Schuppe (Bombyx lanestris L.) oder wenigstens eine ganz
schmale Schuppe darstellen, die nur bei starker VergrOsserung als flache Schuppe
erkennbar wird (Orgyia selenüiea Esp.). Am nächsten steht den Processionsspinnem,
was den Afterbuscb der Weibchen betrifft, noch Düoba caendeocephdla L. Bei dieser
Gattung besteht er aus sehr langen fadenartigen Schuppen, die aber am Ende in
einen breiten, abgerundet dreieckigen Endtheil ausgeben. Dies dürften wohl sicher
die „geknöpften Fftden" sein, mit denen nach E. Hof mann die Eier besetzt sein sollen.
Doch besteht auch bei dieser Gattung der Afterbusch aus einer Schuppenart und
hat nicht eine äussere verhüllende Bedeokunff von eigentlicher Afterwolle. Ich weise
übrigens darauf hin, dass eingehenderes Studium der Afterwolle der Nachtfalter noch
manche interessante Thatsaehen zu Tage fSrdern dürfte.
Die Lage und Anordnung dieser Eierdeckechiippen ist bei allen 5 Arten
die gleiche. Der Hinterleib des Weibchens ist stumpf abgerundet und an
seinem Ende mit einem Besätze gewöhnlicher, langer Afterwolle von an-
nähernd der Farbe des Hinterleibes bedeckt, so das3 man an einem wohl-
erhaltenen Exemplare nichts Auffälliges bemerkt (Fig. 1). Entfernt man
dagegen diese äussere Schicht, so liegt unter ihr, dicht ziegelartig über-
einander gelegt, eine geradezu riesige Menge grosser Schuppen, die eine
ungefähr balbkugelformige , dicke Schale auf dem letzten Leibringe ober-
halb der After- und Geschlechtsöffnung bilden (Fig. 2).
Befeuchtet man den Hinterieib eines gewöhnlichen, trockenen Sammlungs-
exemplares zunächst mit Benzin, legt dasselbe eine längere Zeit in ge-
schmolzenes ParafSn und lässt das herausgenommene Exemplar erkalten,
so kann man bequem den Hinterleit) mit einem Rasirmesser in der Mittel-
ebene spalten. Löst man dann das Paraffin wieder in Benzin auf, so
entsteht ein Präparat, in welchem man die natürliche Lage der Eierdeck-
Bchuppen und der AfterwoUe auf dem Längsschnitt genau übersehen kann
(Fig. 3). Eb tritt jetzt eine geradezu lächeriiche Aehnlichkeit des Eier-
(ißckscliuppenwulstes mit dem unter dem Namen „Tournure" bekannten
weiblichen Kleidungsstücke hervor. Das spitze eigentliche Hinterleibsende
erhält durch diesen Wulst eine gewölbte Abrundung und bauscht die
deckende Schicht Afterwolle auf.
Besonders bemerkeoswerth ist die geradezu riesige Grösse dieser
Schuppen im Vergleich mit den Fliigelschuppen , sogar bei dem Eichen-
processionsspinner, der die kleinsten Eierde(^schuppen unter allen 5 Arten
hat. Bei dem Pinien-Piocessionsspinner werden sie bis über 2 mm lang
und über 1 mm breit Uebrigens wechselt die Grösse in einem und dem-
selben Afterbusche sehr bedeutend, doch überwiegen stets die grossen
Schuppen an Zahl.
In der entomologischen Literatur ist mir eine einzige genauere Er-
wähnung dieses Verhaltens bekannt und diese ist so versteht, dass sie
wohl nur wenigen Fachleuten zur Kenntniss gekommen sein dürfta Der
Augustiner-Priestor Prosper Dallinger beschreibt und zeichnet diese Ver-
hältnisse bereits 1798 bei dem „Fichtenspinner" Plmltwna bombyx
Fityocampa, wie er fälschlich den Kiefern- Processionsspinner nennt:
„ . . . an dem Ende des rothgelben Hinterleibes über dem After eine
braune, etwas glänzende Bedeckung, welche aus einer sehr grossen Menge
aufeinander gehäufter Schüppchen besteht, sie sind sehr leicht und die
kleinste Bewegung gegen dieselben ist hinreichend, sie zu beben und
ausfallen zu machen." (3, S. 31, Taf II, Fig. 9.)
Ebensowenig dürfte es in wissenschaftlichen Kreisen bekannt sein,
dass Dr. Zickerow in Cammin in der Gartenlaube in einem auch sonst
ganz vortrefflichen Aufsatze die Eierdeckscbuppen und ihre Lage bei der-
selben Art gut geschildert hat (4, S. 747).
111
Die YerwenduDg dieser Schuppen ist, soweit ich weiss, nur bei den
drei bekannteren Arten beobachtet worden.
Das Weibchen des Eichen-Processionsspinners mischt die Schuppen
unter den Kitt, mit dem es die an und für sich schneeweissen Eier
anklebt und so überzieht, dass sie die Farbe der Eichenrinde bekommen.
Die beiden Nadelholzarten legen ihre Eier an die Kiefernadeln und
decken dieselben ganz regelmässig mit den Eierdeckschuppen ein. Dies
wird zwar in der älteren Literatur erwähnt, genauer aber nur von
Dr. Zickerow beschrieben und abgebildet. Ihre Anordnung auf dem meist
beide Nadeln eines Nadelpaares unofassenden, langgestreckt walzigen , am
besten mit einem Rohrkolben zu vergleichenden Eierhaufen ist genau wie
die der Schuppen in einem Fichtenzapfen. Es deckt also die ursprünglich
derCaticula ansitzenden Spitze jeder Schuppe das breite Ende jeder folgenden
weiter nach der Nadelspitze zu aufgeklebten, sodass bei dem Kiefern-
Processionsspinner der ganze Eierhaufen gleichmässig braungelb erscheint,
obgleich die Endhälfte jeder Schuppe zunächst einen schmalen ganz
dunklen Rand, dann eine weisse und schliesslich eine breite dunkelbraune
Binde zeigt Diese ganze Zeichnung wird durch die regelmässige üeber-
einanderschichtung der Schuppen völlig verdeckt. Da nach Zickerow die
Ablage und Eindeckung der Eier an der Nadelbasis beginnt, so muss das
freie Ende jeder folgenden Schuppe unter die Spitze der vorhergehenden
untergeschoben werden.
Wenden wir uns nun zur genaueren Schilderung der Eierdeckschuppen
bei den 5 Arten des europäischen Faunengebietes.
Man kann diese Arten in 2 Gruppen theilen, je nachdem die Stirn
des Falters unter der Beschuppung einfach gewölbt oder mit einem un-
beschuppten, hahnenkammähnlichen , mittleren Ghitinfortsatz versehen ist,
der allerdings durch die seitlichen Kopfschuppen oder richtiger Haare fast
verdeckt wird (5, S. 912, Fig 265). Zu der ersten Gruppe gehört unsere
heimische Cnelhocampa processionea und die levantinische, in Eleinasien,
Syrien und Palästina vorkommende Gti. solUaria. In der zweiten Gruppe
stehen die ost- und norddeutsche Cn. pinivora^ die circummediterrane
Cn. piiyocampa^ also die beiden auf Finus als Raupennahrung angewiesenen
Arten, und die der iberischen Halbinsel eigenthümliche Chu herctdeanaj
deren Raupe sich von verschiedenen niederen Pflanzen nährt. Wir werden
die Arten in der angegebenen Reihenfolge besprechen.
Gnethocampa processionea L, der Eichen -Processionsspinner.
Diese Art hat die kleinsten Eierdeckschuppen (Fig. 6). Sie sind lang und
schmal; von ihrem zugespitzten Grundende, an dem ein eigentliches
Stielchen, wie bei so vielen anderen Schmetterlingsschuppen nicht vor-
handen ist, laufen die ganz sanft geschwungenen Seitenränder allmählich
auseinander und werden weiterhin fast ganz parallel. Yon der Mitte ab
treten sie nunmehr kaum merklich wieder zusammen, sodass der quer
abgestutzte Endrand um eine Kleinigkeit schmäler wird, als die Mitte.
Der Endrand bildet keine gerade Linie, sondern geht in fein ausgezogene
Zacken über (Fig. 6b). Je grösser die Schuppe, desto grösser die Zahl
der Zacken. Zwischen den grossen Zacken stehen mitunter kleinere.
Die Maasse von 5 recht verschieden ausgesuchten Schuppen waren:
Länge 1,4 — 1,3 — 1,2 ~ 1,0 — 0,8 mm
Breite 0,19— 0,2 — 0,12— 0,11— 0,05 „
Ön-. ^lOMWÜnUa-. C*V. ^tfM^ivCVCl'.
8.
118
Die meisten Schuppen waren ungefähr 1,2 mm lang.
Die in der Grundhälfte hellere Färbung der Schuppen geht allmählich
nach dem Endrande zu ins Dunkle über, bei durchfallendem Lichte ins
Dunkelbraune.
Ihre Sculptur ist eine verhältnissmässig grobe, schon bei SOfacher
Yergrösserung erkennbare (Fig. 6c). Sie besteht aus Längsrippen,
die Tom Gründende ausstrahlen und ziemlich parallel bis zum Endrande
Terlaufen. Ton der Mitte der Schuppe angefangen schalten sich einige
Rippen aus. Die Bippen sind am Grunde ungefähr 3—3,5 fi von einander
entfernt, und linear, aber in Entfernung von 4—* 14 ^i zu länglichen
Knötchen angeschwollen, die in der Grundhälfte der Schuppe, oft zu
kleinen endwärts gerichteten Dömchen werden, und auch an den Seiten-
rändem schwach vortreten. Dort wo die dunklere Färbung der Schuppe
beginnt, werden Bippen und Knötchen dicker und dunkler chitinisirt und
von den einzelnen Knötchen strahlen feinste fiederartige Fortsätzchen aus,
die nach dem Endrande zu mit den Bippen selbst verschmelzen und diese
verbreitem, sodass nun breitere braune Kiele entstehen, auf deren Mitte
die ursprüngliche Bippe und die Knötchen nur wenig hervortreten.
Diese Kiele sind nur durch ganz feine helle Linien geschieden. Sie
laufen am Endrande entweder frei aus oder treten auf den Zacken
zusammen. Die grossen Schuppen haben mehr Bippen als die kleinen.
Bei der breitesten zählte ich 62, bei der schmälsten nur 27.
Cnethocampa sclitaria Frr.
Diese Art hat bereits bedeutend grössere Schuppen, die aber auch
stark in ihren Dimensionen wechseln (Fig. 4 a). Die meisten haben einen
halbkreisförmig begrenzten Grund, von dem sich das sie festheftende, kurze
Stielchen scharf absetzt Hier liegt die grösste Breite der Schuppe, und
von dieser Stelle laufen nun die geraden Seitenränder convergirend dem
quer abgestutzten Endrande zu, kurz vor demselben plötzlich noch etwas
enger zusammentretend, sodass der Endrand ungefähr die Hälfte der
grossesten Breite misst Letzterer ist entweder einfach senkrecht gegen
die Längsrichtung der Schuppe oder schwach convex und dann häufig
etwas schief angesetzt Er geht in längere, grobe Zacken (Fig. 4 b) mit an-
fanglich parallelen Bändern aus, die sich erst ganz am Ende zuspitzen,
oder hier in feinere spitze Zäckchen zertheilen; die Lücken zwischen je^
zwei grossen Zacken haben einen gerundeten Grund. Die Grundhälfte der
Schuppen ist farblos mit einigen dunkleren, unregelmässig von demStielcben
ausstrahlenden Streifen. Ton der Mitte an wird die Schuppe ganz all-
mählich dunkler braun, eine Färbung, die kurz vor dem Bande plötzlich
aufhört, sodass hier eine schmale weisse Binde entsteht, die sich auf den
Grund der grossen Zacken fortsetzt, deren Spitzen wieder dunkel gezeichnet
sind. Bei den kleineren Schuppen ist das Grundende der Schuppen nicht
halbkreisförmig, sondern mehr lancettlich zugespitzt Zwischen beiden
Formen bestehen alle üebergänge.
Die Maasse von 4 möglichst verschieden ausgesuchten Schuppen
waren folgende:
Länge 1,5 — 1,4 — 1,2 — 1,0 mm
Srösste Brette . . . 0,7 — 0,6 — 0,3 — 0,21 „
reite des Endrandes 0,24 — 0,33 — 0,16 — 0,10 „
114
Das Stielchen war bei allen 15 u lang, die Endbinde mit Zacken
ungefähr 0,12 mm breit.
Erst bei sehr starker Vergrösserung, am besten mit homogener
Immersion, erkennt man die feinere Sculptur. Diese besteht an der
hellen Basis in einer äusserst feinen, von dem Stielchen ausstrahlenden
Bippung. Die einzelnen hellen Rippen stehen hier ungefähr 1,75 fx aus-
einander. Sie sind besetzt mit sehr feinen, dunkel chitinisirten Körnchen,
die viel enger aneinander stehen als die Rippen und sich oft berühren.
Die oben erwähnten, schon bei schwacher Vergrösserung sichtbaren, von
den Stielchen ausstrahlenden Streifen entstehen dadurch, dass in ihnen die
Körnchen noch dichter stehen und auch grösser sind. Da wo die Seiten-
ränder der Schuppen gerade zu werden anfangen, treten ganz feine
Körnchen auch zwischen den eigentlichen Rippen auf. Beim Beginne der
dunkleren Endhälfte werden die Rippen allmählich dunkler und die
Knötchen in den Zwischenräumen ordnen sich neben jeder eigentlichen
Rippe in zwei Längsreihen, die mitunter fiederartig angeordnet sind, weiter-
hin an die Rippen herantreten und diese verbreitem, sodass sie nun zu-
sammen breitere Längskiele bilden, deren erhabene Mittelkante von der
ursprünglichen Rippe gebildet wird. Da sich da, wo die dunklere Färbung
deutlich bemerkbar wird, viele der ursprünglichen Längsrippen auskeilen,
so tritt dort häufig ein solcher dunkler Längskiel ungefähr an die
Stelle zweier ursprünglicher Rippen, und da zugleich die Schuppe nach
dem Ende schmäler wird, sind die um 3,5 /i breiten Kiele nur durch eine
ganz feine helle Linie von einander getrennt
Die heile Endbinde entsteht dadurch, dass plötzlich jeder Kiel sich
wieder in eine Mittelrippe und zwei ihm parallele Nebenrippen auflöst,
die wellig in die Zacken vej'laufen,
Cnethoaimpa pinivora Tr., der Kiefern -Processionsspinner.
Die Eierdeckschuppen dieser Art haben die Gestalt eines gleichschenkligen
Dreieckes mit nach aussen sanft geschwungenen Schenkeln (Fig. 7).
Sie sitzen mit einem kurzen, kaum abgesetzten Stielchen fest, von
dem die Seitenränder in sanfter Biegung abgehen. Ihr querer End-
rand geht in grössere Zacken aus, deren Anzahl bei den breitesten
Schuppen bedeutend grösser ist, wie bei den kleinen und die selbst wieder
häufig kleinere, feinere Zäckchen tragen. Bei einer grossen Schuppe konnte
^man ungefähr 25 grosse Zacken zählen, während die kleinsten nur 5 oder
gar nur 3 hatten. Abgesehen von den Zacken ist der Endrand entweder
ganz gerade oder sanft convex. Ihre grösste Breite erreichen die Schuppen
entweder auf dem Endrande oder ganz dicht vor demselben. Die Grund-
hälfte ist bei allen Schuppen farblos. In der zweiten Hälfte erscheint eine
bei durchfallendem Lichte hellbraun erscheinende Querbinde, die grund-
wärts ganz allmählich verläuft, während sie kurz vor dem Endrande
scharf abgesetzt erscheint, so dass nun wieder eine farblose schmale End-
binde auftritt. Der gezackte Rand ist wieder mehr weniger tiefbraun.
Schon bei schwacher Vergrösserung erscheinen auf den Schuppen feine
von dem Stielchen ausstrahlende und dann an den Seitenrändem parallel
laufende Längsfältchen.
Ihre eigentliche Sculptur beginnt aber erst bei 200facher Vergrösserung
sichtbar zu werden und kann nur mit Immersion klar erkannt werden.
Sie besteht aus sehr feinen Längsrippen, die in der Mitte ungefähr
116
1^/1 von einander abstehen. Im Allgemeinen sind sie durchaus parallel,
doch spalten sich einzelne wurzelwärts in zwei neue, oder hören plötzlich
auf oder legen sich seitlich an eine Nebenrippe an. Auch schieben sich
mitunter neue Längsrippen mit freiem Anfange ein. An dem Gründende
stehen sie etwas näher bei einander , als in ihrem weiteren Verlaufe. Vom
Stiel bis zum Anfang der breiten braunen Binde finden sich spärlichst
vertheilt an den Längsrippen kleine, kurze, aber im Verhältniss hohe
Knötchen, die mitunter zu kurzen, dem Endrande zugerichteten Dörnchen
werden. Da sie aber meist ganz hell sind, erkennt man sie nur bei ge-
nauester Auimerksamkeit und seitlicher Beleuchtung. Betrachtet man nur
den Theil der Schuppe, der bei starker Vergrösserung gerade im Gesichts-
felde liegt , so scheint es, als trüge immer nur die dritte oder fünfte Längs-
rippe solche Knötchen. Verschiebt man aber das Präparat, so sieht
man, dass in ihrem weiteren Verlaufe auch die anscheinend knotenfreien
Kippen solche Anschwellungen tragen, die also nicht auf bestimmte
Kippen, sondern im Allgemeinen regellos und sparsam über alle Kippen
vertheilt sind. Auf dem braunen Theile der Schuppen fehlen sie völlig.
Die braune Färbung beruht darauf, dass hier die Längsrippen dunkler
werden und auch ihre Zwischenräume etwas gefärbt sind.
Die Maasse von 5 absichtlich recht verschieden ausgesuchten Schuppen
waren:
Länge 1,8 — 1,4 — 1,2 — 0,9 — 0,7 mm
Breite 1,2 — 0,55 — 0,39 — 0,1 — 0,05 „
Cnethocampa pityocampa Schiff., der Pinien-Processionsspinner.
Diese Art hat die grossesten und zugleich wenigst pigmentirten Eier-
deckschuppen (Fig. 8). Sie haben am Grunde ein deutliches Stielchen,
von dem aus die Seitenränder mit stärkerem, aber auf beiden Seiten
meist ungleichmässigen Schwünge abgehen; weiterhin werden sie schwach
gewölbt und gehen allmählich in den convexen Endrand über , der in un-
regelmässige, faltig zusammengelegte Zacken ausläuft. Dieser zackige
Endrand ist schmäler, als die kurz vor ihm auftretende grösste Breite
der Schuppe.
Die Maasse von 5 verschieden ausgewählten Schuppen waren:
Länge 2,7 — 2,4 — 1,5 — 1,4 ~ 1,2 mm
Breite 1,1 — 1,0 — 0,3 — 0,4 — 0,18 „
Endrand 0,8 - 0,9 — 0,25— 0,3 — 0,15 „
Am Stielchen erscheinen die Schuppen bei durchfallendem Lichte etwas
gelblich, späterhin farblos und erst im letzten Viertel beginnt allmählich
eine hellbraune, etwas längstreifige Verdunkelung, die vor dem Endrande
wieder aufhört, sodass dort eine farblose Endbinde entsteht. Die Zacken
des Sandes erscheinen durch die Faltung wieder etwas dunkler. <
Die Sculptur ist etwas deutlicher als bei denen des Eiefern-Pro-
cessionsspinners, klar aber immerhin nur mit Immersion erkennbar.
Sie besteht in feinen Rippen, die von dem Stielchen zuerst in Gestalt
unregelmässiger Faltungen ausstrahlen, bald aber ganz regelmässig parallel
verlaufen in einem Abstände von ungefähr 1,75 u. Besetzt sind diese
Rippen mit feinen zackigen Dörnchen, die verhältnissmässig stark sind,
bis 3 |i, und ihre Spitzen baJd nach dem Grunde, bald nach dem Ende
der Schuppe richten. Sie sind in der Grundhälfte zahlreicher, als in der
116
Endhälfte, aber auch noch in dem dunkleren Schappeotheil völlig erkennbar.
Nur auf der hellen Endbinde fehlen sie vollkommen. Die dunklere Färbung
im letzten Schuppenviertel wird durch stärkere Chitinisirung von Rippen
und Dörnchen verursacht, die aber hier zugleich etwas weiter von einander
abstehen. Im Ganadabalsam werden diese Schuppen so hell, dass sie nur
scliwer erkennbar sind.
Oneihocampa herculeana Rbr.
Die Eierdeckschuppen dieser Art (Fig. 5 a) sind zwar kleiner als die der
beiden vorhergehenden, aber immer noch viel grösser, als die des Eichen-
Processionsspinners , denen sie der allgemeinen Form nach am nächsten
stehen, während sie sich der Sulptur nach denen der Nadelholzarten an-
schliessen. Sie sind lancettförmig und beginnen am Grunde mit einem
deutlichen, aber nur schwach abgesetzten, stets seitlich ein wenig von
der Mittellinie abgebogenen Stielchen. Auch die beiden Seitenränder sind
anfänglich meist ungleich geschwungen ; später verlaufen sie mehr parallel
und treten schliesslich wieder etwas näher zusammen, sodass der gezackte
Endrand schmäler ist, als die grösste Breite der Schuppe. Der End-
rand ist unregelmässig und seicht ausgezackt und stets senkrecht auf der
Mittellinie. Das Stielchen ist gelblichbraun, dann folgt eine hellgelbe
Grundhälfte, die allmählich in die etwas dunklere Endhälfte übergeht Kurz
vor dem Endrande hellt sich die Schuppe wieder auf, ohne dass eine
eigentliche helle Endbinde zu bemerken wäre. Auch die Zacken sind nicht
wesentlich dunkler. Die Zeichnung der Schuppe ist also bei dieser Art
am wenigsten ausgesprochen. Am Grunde scheinen die Schuppen oft mit
einem wachsähnlichen üeberzuge bedeckt
Die Maasse 5 recht verschiedener Schuppen waren:
Länge 1,7 — 1,7 — 1,6 — 1,2 — 1,1 mm
Breite 0,65 — 0,5 — 0,4 - 0,14 — 0,12 „
Endrand 0,37 — 0,3 — 0,2 — 0,05 — 0,045 „
Die Sculptur besteht wieder in einer feinen Längsrippung (Fig. 5 b).
Die einzelnen Bippen sind linear und stehen am Grunde ungefähr 2 u
auseinander, später etwas weiter, aber nie über 3 /<. Am schmalen End-
rande nähern sie sich wieder. In der Grundhälfte sind sie mit feinsten
Knötchen besetzt, die weiter auf der Rippe auseinander stehen, als diese
untereinander. Sie sind sehr regelmässig über alle Rippen vertheilt, aber
so, dass nur selten zwei auf benachbarten Rippen gelegene Knötchen
nebeneinander stehen; meist entspricht einem Knötchen auf der einen
ein knotenfreies Stück auf der anderen. Von der Mitte ab hören die
Knötchen völlig auf, dagegen werden die Rippen etwas stärker chitinisirt.
Gemeinsam ist also den Eierdeckschuppen aller Arten die verhältniss-
massig bedeutende Grösse, besonders da stets die grossen Exemplare die
kleinen an Zahl bedeutend übertrefien, der gezackte Endrand und die
Längsrippung mit Knötchen. Dagegen ist die Form ungemein verschieden,
ebenso die Färbung und die feineren Verhältnisse der Sculptur. Was
letztere anbetrifft, so stehen die Arten mit gewölbtem Scheitel einander
bedeutend näher als die mit kammtragendem Scheitel, indem bei jenen die
Rippen in der Endhälfte zu deutlichen Kielen verbreitert sind, was bei
letzteren nicht zutrifft Auf jeden Fall sind die Eierdeckschuppen aller
117
5 Arten aber so verschieden, dass eine Eierdeckschappe genügt, um
mikroskopisch die Art, der sie angehört, zweifellos festzustellen.
Ich Tersage es mir, an die eben geschilderten Thatsachen längere
theoretische Auseinandersetzungen zu knüpfen. Nur kurz will ich darauf
hinweisen, wie merkwürdig es ist, dass Schmetterlingsarten, die einander
im allgemeinen Habitus so nahe stehen, dass einige Yon ihnen lange Zdt
zusammengeworfen wurden — ich meine den Kiefern- und den Pinien-
processionsspinner — und welche in dem Bau und der Lebensweise ihrer
Raupen so nahe übereinstimmen, dass man wohl berechtigt ist, vom
descenztheoretischen Standpunkte aus anzunehmen, dass die Trennung der
einzelnen Arten noch nicht allzulange erfolgt ist, in so minutiösen Details
absolut scharf unterschieden sind. Kann man sich wirklich denken, dass
diese unterschiede durch natürliche Zuchtwahl entstanden sind?
Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, dass der Zweifel, den
Dr. Staudinger in seinem Catalog der Lepidopteren des europäischen
Fauoengebietes in Bezug auf die Zugehörigkeit der Cn. herctdeana zu der
Gattung Cnethocampa ausspricht, indem er zusetzt: „vix hujus generis"^
mir durch das Yorhandensein des Eierdeckschuppen -Busches bei den
Weibchen völlig beseitigt erscheint.
Quellenangaben.
1. Altum: Zur Lebensweise und Yertilgung des Eichenprocessionsspinners.
Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen XIX, 1887, S. 540—547.
2. Eollar: Naturgeschichte der schädlichen Insecten in Beziehung auf
Landwirthschaft und Forstcultur. Wien 1837, 8«.
3. Dallinger, R: Gesammelte Nachrichten und Bemerkungen über den
Fichten Spinner oder die Baumraupe u. s f. X u. 78 S. m. 3 Kupfer-
tafeln. Weissenburg 1798 bei den Gebr. Jacobi, kl. 8®.
4.Zickerow, G.:. Der Kiefemprocessionsspinner. Gartenlaube 1890,
S. 744—747 mit AbbUdungen.
5. Judeich und Nitsche: Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsecten-
kunde. Wien, Ed. Hölzel, 8».
118
YIII. Myeologisehe Ergebnisse eines kurzen Ausfluges
bei Meissen.
Von Prof. Dr. P. Mafirnua in Berlin.
Als ich AnfaDg September 1893 in Dresden weilte, folgte ich gern
der freundlichen Aufforderung des Herrn Prof. Drude, mit ihm einen
Ausflug nach Meissen zu machen, den wir am 6. September in der sach-
kundigen und gefalligen Begleitung des Herrn Prof. Alfr. Fischer aus-
führten. Der Vormittag war einer kurzen botanischen Excursion gewidmet,
auf der ich meine Aofmerksamkeit auch etwas den parasitischen Pilzen
zuwandte. Da ich dabei eine einiges Interesse darbietende Beobachtung
über das Auftreten der unseren angebauten Kohlsorten so schädlichen
Plasmodiophora Brassicae Woron. machte, so erlaube ich mir hier einen
kurzen Bericht über dieselbe zu geben.
Wir schritten von Meissen gegenüber der Festung zunächst unten an
der Elbe, verliessen dann das tiefere Eibufer und begaben uns auf die
sich am Eibufer hinziehenden Hügel bis zur Enorre, auf denen den
Berliner Botaniker Euphrasia ItUea, Äsperula glauca, Andropogon Ischae-
mum u. a. erfreuten. Von der Knorre stiegen wir wieder zum Eibbette
hinab, Hessen uns unweit derselben übersetzen und kehrten am fllbufer
über die Eibwiesen und den dortigen Bergesrücken nach Meissen zurück.
Gleich am Eibufer hinter der Brücke bemerkte ich niedrige Exemplare
von Nasturtium süvestre mit knollig angeschwollenem Wurzelhalse. Sie
nahmen mein lebhaftes Interesse in Anspruch; die später vorgenommene
Untersuchung ergab, dass sie von Plasmodiophora Brassicae Wor. ge-
bildet waren. Auf den Hügeln sammelte ich ausser den Phanerogamen
namentlich Ustilago violacea (Pers.) Tul. in den Antheren von Dianthm
Carthusianorum, Es trat dort an einer Stelle epidemisch auf dieser
Wirthspflanze auf, während ich es an anderen Caryopbylleen nicht bemerkte;
doch war die Zeit zu kurz, diesen interessanten Punkt genauer festzu-
stellen (vergl. meine hierauif bezüglichen Ausführungen inHedwigia 1894,
Nr. 2). Auch traf ich dort das seltenere SorispoHum Saponariae Rud.
in den Fruchtknoten und Blüthenboden von Dianthtis Carthusianorum,
leider nur in einem einzigen Stocke, dessen sämmtliche Blüthentriebe aber
natürlich dicht davon befallen waren. Unten an dem eigentlich noch zum
Eibbette gehörigen Ufer sammelte ich wieder unter dem gefälligen Beistande
der Herren Prof. 0. Drude und Prof. A. Fischer Nasturtium silvestre mit
knolligen unterirdischen Anschwellungen an den Wurzeln und dem Wurzel-
halse. Es vesdient hervorgehoben zu werden , dass wir Drei niemals einer
Pflanze des Nasturtium süvestre vorher schon einen leidenden Zustand
ansehen konnten; wir mussten vielmehr die Pflänzchen auf gut Olück aus
dem Boden nehmen und die unterirdischen Theile untersuchen; dennoch
sammelten wir dort in kurzer Zeit etwa 10 Pflanzen mit Wurzelknollen
und hätten, wenn wir uns mehr Zeit genommen hätten, sicher deren noch
tfM. Im» in IkMdni, IBM. — Abh. ö.
_119_
viele gefunden. Im Eibbette traf ich dort noch von mich interessirenden
parasitischen Pilzen Albugo Candida (Pers.) 0. Kze. (= Oystopus candidt^s
Lev.) auf Nasturtium amphibium, Cercospora dubia Biess. auf Chenopodium
aHnm^ Pucdnia Acetosae (Schum.) Körn, auf Rumex acetosa^ nur in der
üredoform und auch auf dem Stengel der BliUhenschäfte viel auftretend,
ferner UsHlago utrictdosa auf Poiygonum lapathifolium ^ Erysiphe ütnbeUi'
ferarum DBj. auf Heracleum Sphondylium und Pastinaca sativa und
Erysiphe Linkii Lev. auf Tanacetum vulgare. Am hiesigen Eibufer wurde
gegenüber der Knorre Ustilago anomdla J. Kze. auf Polygonum Convcl-
wlus reichlich angetroffen. Näher lieissen zu war auf einer niedrigen Eib-
wiese Knauiia arvensis viel befallen von Ustilago flosctUorum DG. und es
war mir ein interessantes Schauspiel^ zu sehen, wie an den befallenen
Blöthen, deren Pollen durch Brandsporen ersetzt ist, viele Fliegen sassen,
dort saugten und weiter flogen und so die Brandsporen weiter verbreiteten.
Die brandigen Blüthen waren mindestens ebenso stark von Insecten besucht,
als die gesunden. Auf dem Hügel, den wir, um zur Stadt zurück zu
gelangen , noch überstiegen , stand auch viel das hier weit verbreitete An-
drapogon Ischaemon, dessen Blüthen stände nicht selten von Ustilago Ischaemi
angegriffen und in Folge dessen verkrüppelt und deformirt waren.
Konnte ich in der geringen Zeit dieses schönen Spazierganges auch
nur wenige parasitische Pilze einsammeln, so fällt doch unter denselben
sofort die verhältnissmässig grosse Anzahl von Ustilagineen auf, die an
der stets etwas feuchten Luft des Eibufers offenbar sehr gute Bedingungen
zu ihrem Oedeihen finden. Am interessantesten ist aber das Auffinden
der Plasmodiophora Brassicae Woron. an einer wilden Crucifere in einem
Boden mit seiner natürlichen, d. h. nicht von Menschen angelegten
Pflanzendecke. Soviel ich wenigstens mich in der Litteratur umgesehen
habe, ist Plasmodiophora Brassicae Wor. bisher nur auf cultivirten
Cruciferen in Culturland beobachtet worden, und wir wissen eigentlich
über ihr Vorkommen nicht mehr, als was ihr Erforscher darüber 1878 in
seiner ausführlichen Arbeit berichtet hat. Woronin giebt in Pringsheim*s
Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik, Bd. XI, 1878, S. Ö51 an,
dass die Hemienkrankheit alle Kohlsorten befallt, und auch auf Iberis
umbeüata und der Levkoje gefunden wurde, und genau dasselbe geben
die zusammenstellenden Autoren in ihren Sammelwerken an, vgl. z. B.
Schroeter in Engler und Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, L Th.,
1. Abth., S. 7. Hier möchten wir aber zum ersten Male die Krankheit
an ihrem natürlichen Standorte angetroffen haben , von wo sie in's Cultur-
land eingedrungen ist. Dieser Fund lässt mit Sicherheit erkennen , dass
auch diese Krankheit unserer Culturpflanzen sich in den natürlichen
Standorten mit bestimmten klimatischen und Boden-Verhältnissen (feuchtes
Flussbett) auf nicht cultivirten Pflanzen ausgebildet und von dort auf nahe
verwandte Culturpflanzen übergegangen ist und sich dort ausgebreitet hat.
Auch möchte ich die Gärtner Sachsens darauf hinweisen , dass sie mit
doppelter Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in
ihren Gärten bewachen und ihr entgegentreten müssen, da sie immer
wieder vom Eibbette aus aufs Neue eindringen kann. Verderbliches Auf-
treten der Kohlherhie hatte ich schon Gelegenheit in einzelnen Gärten in
Dresden und Königstein a. d. Elbe kennen zu lernen.
120
IX. Berieht fiber die Isis-Fabrt naeh den Central-
Karpathen Im Jall und August 1893.
Von Prof. Dr. 0. Drude.
In der Nacht des 27. zum 28. Juli fanden sich auf dem Dresdner
Bahnhofe die 8 Beisegefahrten zusammen, die Herren Grub, Schulze,
Schiller, Fuhrmann, Dr. Schunke, Dr. Schorler, Dr. Naumann
und der Berichterstatter, um bis zum 12. August in gemeinsam verketteter,
auseinander und wieder zusammenführender Excursionstour die Hohe Tatra
und einige anschliessende Punkte der Centralkarpatben besonders in
floristischer Absicht zu durchstreifen. Unser in diesem Lande vielerfahrenes
Mitglied Stabsapotheker Grub hatte das touristische Netz zu dem Reiseplan
entworfen, Drude floristische Funkte darin verquickt; nicht das ganze
Programm, in dem ursprünglich auch der Kriv&n in der westlichsten
Tatra, der Djumbir südlich der Waag bei Hradek, Javorina und Fischsee
enthalten waren, konnte anhaltender Regengüsse wegen ausgeführt werden;
doch gelang es uns immerhin, vom Yelki Choc bei Rosenberg in den
Liptauer Kalkalpen bis zum Sattelpass am Durlsberge in den Belaer
Kalkalpen und bis zum Kralova Hola-Abhang an der Dobschauer Eishöhle
die berühmtesten Punkte des Gebirges vom Csorber-See aus (Mlinica-Thal,
Popper-Thal) und über die Osterva zum Felkaer Thal und Polnischen Kamm,
zum kleinen und grossen Kohlbach-Thal, endlich zum Weisswasser-Thal
mit seinen Seen und ostwärts zu den Belaer Kalkgehängen kennen zu lernen
und nicht unbedeutende phanerogame Pflanzensammlungen von dort heim-
zubringen, welche nunmehr in ihren besten Auslesen dem Eönigl. Herbarium
zu Dresden von den drei Sammlern Drude, Schorler und Naumann
geschenkt worden sind, denen unser Bibliothekar Schiller den ganzen
Beichthum der von ihm gleichzeitig gesammelten Kryptogamen hinzugefügt
hat. Ein Theil unserer Expedition lernte auch die Pieninen mit ihren
Reizen am Dunajec kennen, Dr. Naumann mit Herrn Apotheker Schulze hat
sogar die Meeraugen spitze (2500 m) erstiegen und dort einige Pflanzen
gesammelt, welche in dem von Sagorski und Schneider mitgetheilten Ver-
zeichniss der dortigen Flora fehlen.*) Alle sind wir einig, dass der Genuss
*) Das vollständige Yerzeichnlss der am Gipfel der Meoraugen-Spitze gesammelten
Arten folgt hier:
BafwncUlus montanua W.; Oocygraphis vulgaris Freyn; Aräbi» negUda Scholi;
Sikne acauU» L.; Gtum montanum L., 10 cm hoch, äusserst gedrungene Form;
Saxifraga carpathicaR^chh. ; S.miMcoidesh.sixbsp.t eineGesteinsstufe gesellig bedeckend,
Blattform ähnlich der S. perdurans üit.; Neogaya simplex Meisn.; Chrysanthemum
alpiftvm X., Strahlblüthen die Hülle kaum überragend; Äratiicum ClusU Koch;
Campanula alpina Jacq. ; I^mula minima L. ; Oentiana frigida Haenke, die grünlichen
Blüthen in der Blattrosette versteckt; Pt^icularis versicolor Whlbg.; Salix hetintcea
L. (7; Lloydia serotina Salisb., blühend; Lwtula spadicea DG.; Poa laxa Hke., 7 cm
hoch, mit der folgenden kurze Rasen bildend; Oreochloa disticha Link, Bispen im
Basen versteckt — Alle diese Pflanzen wurden im niyalen Geröll und in Felsspalten
am Gipfel und 80 m abwärts gesammelt. Dr. Arno Naumann.
Q—. iMia im Ikttätn, t898. — Abh. 9.
121
der ganzen Fahrt in wissenschaftlicher wie gemüthvoller Art ein hoher
gewesen ist und dass die von unserer Gesellschaft gebildeten Freund-
Schaftsbande hier zu einem schönen Erfolg geführt haben, indem die
Unterstützung und Arbeitstheilung es wesentlich ermöglichte, so viel in
kurzer Zeit zusammenzubringen und doch noch Zeit zum Frohsinn zu
haben! Wir erfreuten uns aber auch der liebenswürdigen Unterstützung
der ungarischen Männer der Wissenschaft, Professor Roth, Apotheker
Aurel Scherfei, auch mit Herrn Vrany wurde ein Tfaeil unserer
Gesellschaft am Dunajec bekannt, während wir leider Herrn Ullepitsch
verfehlten. In den Museen und Herbarien zu Poprad-Felka war besonders
noch dem Berichterstatter nach Abschluss der Reise zu arbeiten und von
Herrn Scherfel's reichem Wissen zu lernen ermöglicht, werthvoUe und in
der Erinnerung lebhaft vor Augen stehende Dinge. Im Felkaör Museum
konnten wir Sachsen auch das unserem florenbewanderten Könige Friedrich
Augast II. gewidmete Denkmal im Modell kennen lernen, welches zur
Erinnerung an dessen Besuch i. J. 1840 ein Jahr darauf der (Waldmeister
Georg Münster als 6' 5" hohe Pyramide auf dem Gipfel ^de^^krivän^hatte
errichten lassen, wo der König am 4. August bei Nebel und kaltem Wetter
aber später erfolgender Aufklärung, begleitet vom Flügeladjutanten JMajor
V. Hainz, 2 Dienern und dem Dr. Christian Zipser aus Neusohl als Botaniker
und Mineralog und anderen ungarischen Herren geweilt hatte.*)
Der floristisohe Zweck, dem sich die Anlage der ganzen Reise unter-
ordnete, besonders auch die Absicht, über die von Sagorski und Schneider
in etwas verworrener Weise angeordneten Yegetationsregionen im Vergleich
mit den schlesisch - sächsischen Mittel - Gebirgen un d mit J den J. Alpen
autoptischen Aufschluss zu erhalten, lässt es entschuldigen, wenn über
unsere Resultate hier ausführlicher, als sonst üblich, berichtet wird. Die
Frage nach der Anordnung der Yegetations-Höhenregionen in der Tatra
ist übrigens in einem für die Geographischen Mittheilungen bestinmiten
speciell pfianzengeograpischon Aufsatze von mir behandelt und konunt
daher hier nicht nochmals zur breiten Auseinandersetzung. Wohl aber
erscheint es passend, die Formationsanordnung der Vegetation nach diesen
Höhenr^onen an der Hand unserer gemachten Au&eichnungen und
Sammlungen zu besprechen, welche stets mit genauen Aneroid-Höhen-
bestimmungen von Dr. Schunke und Drude unter Temperaturmessungen
am Schleuderthermometer Hand in Hand gingen.
Bedauerlicher Weise fehlt unserer Kenntniss die ganze galizische
Tatra, da wir den Kamm des Gebirges nur einmal an dem ca. 2260 m
hohen „Kerbchen" **) am Westende des grossen Kohlbach-Thales zur Nord-
seite überstiegen, um aber nach Besichtigung des Gefrorenen Sees sogleich
über den Polnischen Kamm (2191 m) in das Felker Thal zurückzukehren.
Besonders diese Lücke fordert zum wiederholten Tatra-Besuch auf, zumal
*) Reise wie Krivan Munument sind austührlich beschrieben im Karpathen-
Jahrbuch, VI (1879), 8. 238: „Ein könighcher Tourist in der Tatra." Die Isis unter-
hält seit Anfang Austausch mit diesem ungarischen Karpathen -Verein in Kesmark.
**) Eolbenheyer's wohlbekannter, 1891 in 8. Auflage erschienener Führer: „Die
Hohe Tatra" giebt in seinem Höhenverzeichniss für das Kerbchen 286:^ m Höhe an. Jeder,
welcher diese Einsattelung mit der des Polnischen Kammes vergleicht, muss das
Fehlerhafte davon bemerken. Wir fanden die Höhe, bezogen auf die Kohlbach-Seen,,
zu 2256 ro, und bezogen auf den Polnischen Kamm zu 2274 m.
122 _
wenn man die hübschen Resultate vergleicht, welche Fritze und Dr. Ilse
vom Norden ausgehend besonders am Novy und Havrän hatten.*)
Die Längen- und Flächenausdehnung der Central-Karpathen ist nicht
gross, nach ihr wäre das Gebirge leicht zu durchstreifen. Vom Velki Choc
in den Liptauer Kalkalpen ist die westliche Hohe Tatra im Kriv&n etwa
40 km entfernt und der Zug der eigentlichen Tatra vom Kriv&n bis zu
den Belaer Ealkalpen am Stimberg beträgt etwa 28 km. Das ist also an
Ausdehnung zu vergleichen, wie wenn der Besucher des südlichen Vogt-
landes bei ßrambach die 40 km lange Strecke bis zum Fichtelberg zurück-
legt, natürlich auf der südlich laufenden Bahnlinie, und dann das Gebirge
selbst vom Fichtelberg bis nach Sebastiansberg entlang wandert. Aber
freilich, welch' ein Unterschied! Nur die Bahnlinie entlang der Waag mit
ihren hübschen Stationen theilt die Bequemlichkeit mit dem 7ergleichs-
object, nördlich von ihr hebt sich das Gebirge mit einer steilen Schroftheit
empor, dass man von der Bahn aus schon bei Csorba (900 m) in die
weit geöffneten Coulissen der ganzen Quellflüsse der Popper bis zum Kamm-
grat hineinschauen , den Mlinica-Schleierwasserfall in über 1700 m Höhe
wie in gradlinigem Aufstieg vor sich erblicken kann und sich über die
Steilheit des zu nehmenden Aufstieges täuscht. So liegen die Yegetations-
gürtel steil am Gebirge aufgerichtet; man betritt dasselbe meistens mit
800 oder 900 m im düstem Fichtenwald in der ungarischen Tatra, noch
eintönig und vergleichbar den Wald beständen des oberen Erzgebirges; nur
wo eine Wasserader schäumend und tosend zu Thale geht, hat die reiche
obere Bergflora der Karpathen eine schöne Auswahl von Vorposten zur
Tiefe gesendet. Die Fichte mischt sich mit Lärche, der subalpine (oberste)
Wald löst sich auf und glänzt in reizenden Gruppen kräftiger Arven
oder Zirbelkiefern; dann erliegt er dem schon vorher sich zudringlich
einmischenden Krummholz- oder Zwergwacholderbestand, der als schwärz-
licher breiter Streifen schon von fernher am ganzen Gebirgshange erkennbar
war und- nun langsam und allmählich den oberen alpinen Grasstreifen und
Gerollen Platz macht, bis das Ganze von schwärzlichen Felsmassen mit
leuchtenden Schneestreifen gekrönt wird, deren finsteres Aussehen nur von
Flechtenbesiedelung zeugt, auf denen aber trotzdem eine Auswahl von
subnivalen Fels- und Geröllpflanzen bis zu den höchsten Höhen (Gerls-
dorfer Spitze 2659 m) an kleinen Flecken und sonnigen Plätzen sich an-
gesiedelt hat. Neues allerdings bieten diese höchsten subnivalen Genossen-
schaften an Blüthenpflanzen dem nicht mehr, der die Wände der „Meer-
augen^^ genannten Seen und deren Becken bis zum Anstieg der Kammlinie
abgesucht hat; sie bestehen aus denselben Arten wie hier, nehmen jedoch
nach oben in der Nähe der theoretisch auf 2300 m berechneten mittleren
Schneelinie, welche eine durchaus orographische, höchst unregelmässige
und nicht in einem Mittelwerth ausdrückbare Gestalt angenommen hat, an
Arten- und Individuenmenge bedeutend ab.
Die Armuth an zusammenhängenden Rasenformationen und Matten ist
bezeichnend für die Hochgebirgsregion der granitischen Tatra. Sie steht
in schrofiem Gegensatz zu dem Verhalten der Liptauer und auch der
Belaer Kalkalpen, welche — allerdings in weit niedrigeren Höhen, da
ihre Gipfel sich um 2000 m zu halten pflegen (Fatra Bjiv&n im Liptauer
') „Karpathen-Reise", in Verh. dar zool.-botan. Ges. Wien, XX (1870), S. 467.
123
Gebilde nur 1670 m, Thftricbter Gera in den Belaör Alpen 2060 m, der
Ton uns nicht gesehene Havrän nordwestlich vom vorigen 2150 m) —
mit grün berasten Hängen aufzusteigen pflegen bis zu dem letzten, meistens
steil aufgerichteten mauerartigen First, in dessen Oesteinsspalten überhaupt
nar wenige Pflanzen festen Fuss fassen. Wahrscheinlich hängt dies zusammen
mit der leichteren Erdbildung aus Kalkfelsen, da unter diesen Oipfel-
mauem grosse Schotterfelder zu Thale gehen, in deren beweglichem Grunde
wiederum nur wenige Fflanzenarten, z. B. Arahis alpina, BiscuteUa
l<ievig(Ua, Linum perenne * extraaxillare etc., Wurzel fassen, in den liptauer
Kalkalpen auch namentlich Calamintha alpina und Älsine laridfoUa,
Aber abgesehen von diesen weissleuchtenden Steilmauern und den
unter ihnen befindlichen beweglichen Schotterfeldern von nacktem Charakter
sind die Kalkgestein-Hocbgebirge der nördlichen Karpathen von sanftem
Grün bedeckt, von einem sehr oft auch durch weidende Herden kurz
gehaltenen fesren Basen, der aber auch ohne Abweiden der Hauptmasse
nach aus niedrigen Graspolstem und Staudenrosetten besteht Herrliche
Landschaftsbilder entstehen dadurch, wenn die sinkende Sonne mit
röthlichem Schimmer diese grünenden Flächen überhaucht und zugleich
von den drohend aufgerichteten Bastionen der zusammenhängenden Firste
oder einzelnen schroffen, jäh zu bedeutender Tiefe abstürzenden Zinken kalt zu-
rückgeworfen wird. Steht man an dem Berührungspunkte der beiden
Hauptgebirgsarten , z. B. im oberen Weisswasser-Gebiet am grünen See
und am Durlsberg, den ich mit Dr. Schorler besuchte und für einen
der hübschesten und lehrreichsten Punkte halte, so hat man zurück-
schauend von den im Nordosten vorgelagerten Kalkzuge der BelaSr Alpen
im Westen das grossartige Panorama der Weissee-, Rothsee- und Grün-
see-Spitze, welche nach Norden von der altberühmten Lomnitzer Spitze
ausstrahlen, alle etwa zwischen 2400 und 2600 m hoch, in jäher Schroffe
zu den Seebecken abfallend, deren Namen sie tragen, und die zackigen
granitischen Häupter von Schneefurchen durchzogen bis herab zu den
höchsten Krummholzbüschen, welche an den Felswänden emporzuklettern
scheinen und sich an den Seegehängen zu undurchdringlichem dunkel-
grünen Gürtel vereinigen ; aber von dem lieblichen Grün der Alpenmatten
erscheint dem von fernher spähenden Auge nichts, obwohl selbstverständlich
eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Alpenpflanzen in den Spalten und
Schottern des Granitgesteins wurzelnd und blühend, aber nicht zu grossen
Beständen verbunden, ihr langdauerndes Leben führen.
Diese grossen Züge der Vegetations- Anordnung in Verbindung mit
den grundlegenden Bedingungen des Gebirgsbaues zu bringen und bei
den floristischeh Skizzen in den Vordergrund zu stellen, ist die heutige
Aufgabe der Botaniker, die sich nicht mehr damit begnügen dürfen,
die Artenlisten von diesem und jenem Punkte des Gebirges zusammenzu-
stellen und deren Formenkreise in Diagnosen einzuzwängen; das Pflanzen-
leben der Landschaft wurzelt in solchen Zügen, es drängt sich dem un-
befangenen Naturfreund wie dem Naturforscher auf, und es ist Sache des
Letzteren, sich der geographischen Auffassung mit seinen eigenen Erfahrungen
klärend und belehrend zu bemächtigen und die Floristik zum weiter-
gehenden Gemeingut zu machen.
Die geographische Anordnung der Vegetation wird wissenschaftlich
durch bestimmte Cardinallinien bestimmt, welche die tonangebenden For-
124
mationen des Waldes und zusammenhängender Gebüsche bilden. In der
"Waldgrenze nach oben hin ist zu unterscheiden die durchschnittliche
Höhenlinie des kräftigen geschlossenen Waldes, die bald nach oben folgende
Linie der durchschnittlichen Baumgrenze überhaupt und endlich die durch-
schnittliche Lage der höchsten vorgeschobenen vereinzelten Baumgruppen,
deren Wachsthum nur durch besonders günstige Lagen im orographischen
Aufbaue ermöglicht -wird. Wie ausführlicher in meiner Abhandlung in den
Geographischen Mittheilungen auseinandergesetzt wird, sind nach unseren
auf der Heise gemachten Messungen die betreffenden Zahlen für den
südlichen Earpathenabhang von den Liptauer bis Belaer Alpen 1510 m.
1557 m und 1655 m Höhe. Die obersten Oasen sind fast nur von Zirbel-
kiefern gebildet, welche weit über dem Fichtenwalde noch stämmige Gruppen
zu bilden vermag. Oberhalb von 1510 m beginnt also die „alpine Begion^S
in der die Legföhre den unteren Charaktergürtel bildet. Entsprechend dem
Aufhören des Waldes und der Baumgrenze bildet auch das Krummholz-
und Zwergwacholdergebüsch drei übereinander folgende Höhengrenzen,
deren Zahlen 1790, 1830 und 1920 m Höhe sind. Die untere alpine
Region liegt also im genannten Gebiete rund gerechnet zwischen 1500
und 1800 m, auf sie folgt die obere alpine Region bis zu den Höhen,
wo unter dem Einfluss zunehmender Schneebedeckung sowohl zusammen-
hängende Gariceto-Gramineten aufhören, als auch die Hauptmasse der alpinen
Stauden zurückbleibt. Diese Höhe kann rund auf 2100 m angesetzt
weiden und es bleibt dann als dritte Abtheilung der alpinen Region die
subnivale übrig, welche einige wenige Stauden für sich allein und im
übrigen unter vielen mit der mittleren Abtheilung gemeinsamen Arten doch
deren grösste Entwickelung an Individuen besitzt
Nach dem vorhin über die Elalkgebirge Gesagten ist selbstverständUch,
dass die subnivale Flora in ihnen fehlt, umsomehr, als sie bei dem
wärmeren Charakter des von ihnen geschaffenen Geröllbodens eher in
höherer Lage erst beginnen würde, als in der granitischen Tatra. Es seien
daher zunächst diejenigen Arten in zusammenhängender Liste *) hier
genannt, welche wir als charakteristisch für die subnivale Region der
granitischen Tatra auf unserer Reise gesammelt haben.
Liste I.
Ranunctdtis glacialisL,=:^Oxygraphis 1 Cherleria sedoides L. — Sx.
vulgaris Freyn.
— alpestris L.
— montanus L.
(-^ pygmams L, an dessen Stand-
ort an der Mittelgratwand des
Kohlbach wir uns befanden, wo
in diesem Jahre noch Schnee lag.)
Ttdsatüla alpina Delarb. (seltener Saxifraga Aizoon Jacq. — Sx.
als weiter unten). — brt/oides L. — Sx.
Anemone narcissiflora L. — perdurans W. et K. — Sx.
Ärabis neglecta L. I — muscoides L. * moschcUa,
— alpina L. (auf Kalk häufiger). ! Wulf. — Sx.
Cera^stium laiifolium L var. uniflarum,
— alpinum L
— — var. lanatum.
Dianfhus glacialis Hke.
Süene acatdis L. — Sx.
Geum montanum L
— reptans L.
*) Ftlspflanzen mit oberirdischen Polstorn haben den Zusatz Sx. (plantae sazicolae)
erhalten. Sie bilden ein besonders physiognomisches Merkmal der oberen Regionen.
126
Saxifraga androsacea L.
— earpatkica Kchb.
— opposiiifoUa L. — Sx.
— reCusa Goaan. — Sx.
— hieracifolia W. et K. *)
Sempervivum motUanum L — Sx.
Sedum tjUratum L. — Sx.
— alpestre Vill. — Sx.
Rhodiola rasea L.
Gaya simplex *(iaud.
Campafwia alpina Jacq.
Chrysanthemum alpinum L.
Aronicum Clusii Koch.
GnaphcUium supinum L.
Erigeron uniflorus L.
Smecio cumiolicus Willd.
Hieracium alpinum L.
— decipiens Tausch.
— calendidiftorum Backh.
— Auricula var. nielaneilema
Pedicularis mrsicolor "Wahbg,
Myosotis silvatica * alpestris Schm.
Primula minima L.
Soldandia füpina L.
^nf2rasac6 obtusifolia All.
Gentiana frigida Hke.
Swertia perennis L.
var. alpestris Brng.
Oxyria digyna Gampd.
SaZix herbacea L.
iMSfula spadicea DC.
— spicata DC.
Juncus trifidtis Ij.
Cnrea: sempervirens (selten in dieser
Reg.).
OreocMoa distfcha Lk.
Festuca omna var. «upma etc. (dar-
unter auch die vivipare Form!)
Poa 2a;ra Hke.
JJoydia seroHna Salisb.
Ijycopodium Selago L.
**)Andreaea frigida Hüb. — Sx.
IHcranum albicans Bryol. eur. — 8x.
— hngifoUum Ehrh. — Sx.
Grimmia subsulcata Limpr. — Sx.
Lccidea geographica P. — Sx.
*) Es seien als Beispiele der in den nördlichen Karpathen zusammenkomineaden
Florenelemente die Verbreitungsareale der alpinen Saxifragen hier erwfthnt:
a) endemisch sind:
(25) 1. Saxifrctga carpaihiea Rchb. in den Centralkarpathen und in Siebenbürgen,
aber nahe verwandt mit der arktisch- circnmpolaren Art S, rundaria h,
(75) 2. 8. perdurans W. et K., in den Centralkarpathen allein , nicht sehr nahe
Terwandt mit 8. c^ugifolia der Pyren&en, etc.
b) mitteleuropäische Hochgebirgsarten sind:
(91) 3. 8. muscoides L. * moaehata^ Alpen- Apennin , ganze Karpathenkette bis
Siebenbürgen, Schneegmbe im Riesengebirge.
(154) 4. S. caesia L. Pyrenäen, Alpen, Tatra.
(166) 5. S. retusa Gouan. Pyrenäen — Alpen — Siebenbürgen.
c) mittel* und nordeuropftisch:
(8) 6. 8. (ubcendens L„ europ. Hochgebirge und ganz Scandinavien (Qothland
bis Nord-Lappland, Esthland.)
d) mitteleuropäisch und sibirisch:
(Hi4) 7. 8, androiacea L., Pyrenäen— Alpen— Tatra — Siebenbürgen, Baikal*
Seegebiet.
e) mitteleuropäische Hochgebirgsarten und zugleich arktisch-circum-
polare Arten:
(188) 8. 8. Äisoon Jacq. in Europa, Kaukasus— Armenien , Nord« Amerika und
Grünland.
il2S) 9. 8, auioides L. in Europa, Ural, Grünland, Labrador, Neufundland.
(168) 10. 8. opposiiifoUa L in Europa, Sibirien, Nord- Amerika, Grönland.
(68) W. 8. hieracifolia W. K. Alpen (7), Tatra, Siebenbürgen, Nord-Europa!
Sibirien! arktisches Amerika!
Die (eingeklammeiten) Zahlen beziehen sich auf die Speciesan Ordnung in Engler' s
Monographie von Saxifraga.
**) Die Bestimmungen der Ki7ptogam6n nach den von ihm selbst in Ergänzung
der Gefasspflanzen-Sammlungen zusammengebrachten Proben hat der Bibliothekar
C. Schiller freundlich übemonimen und hier zur Mittheilung gegeben.
126
Bedeutender als der unterschied zwischen den Alpenpflanzen der
subnivalen und supraalpinen Region, oder denen der letzteren und der
infraalpinen Region, ist derjenige zwischen den granitischen und Kalk-
Beigketten, also zwischen eigenüicher Tatra und den Ldptauer und Belacr
AJpen in Hinsicht auf ihre Standorte der Arten. Auch die Liptauer und
Belaer Alpen sind unter sich verschieden, aber weniger als beide gegen-
über der granitischen Tatra. Schon beim Botauisiren föUt die Verschieden-
heit dfs Substrates in der Geschwindigkeit des Fortkommens in das
Gewicht: die Mannigfaltigkeit auf kalkigem Boden ist so viel bedeutender,
dass bei der floristischen Aufnahme eines Bergstockes das Notizbuch nicht
zur Ruhe kommt, die Abwechselung der Formen zu immer erneuten
Beobachtungen zwingt. . Auf den granitischen Gerollen und im Bereich der
oberen Alpenwiesen auf gleichem Substrat herrscht zwar ebenfalls eine
bunte Flora, aber sie ist zerstreuter und bewegt sich in einem einzelnen
Thalzuge der Hauptsache nach im gleichen Grundton, der den Floristen
bis zum Verlassen der Region begleitet. Da nun die einzelnen Thal-
züge so tief eingeschnitten sind und ihre Granitfels-Scheiden so steil auf-
gerichtete Sperren bilden , dass jede Excursion gewöhnlich thalaufwärts
und thalabwärts sich an demselben Flusslauf bewegt, so ist das Zusammen-
bringen der granitischen Artreichthümer im Allgemeinen beschwerlicher
und erfordert längere Zeit. Die Standorte der Arten bewegen sich über
dem Krummholzgürtel frei an sumpfigen, quelligen, kiesigen, wenig oder
steil geneigten Flächen, innerhalb der alpinen Strauchregion aber sind sie
eingeengt durch die Legföhre sowohl als durch Zwergwachholder und
begleitende Ericaceen. Die Dichtigkeit dieser aller drei ist sehr viel grösser
auf Granit als auf Kalk, — ist doch der letztere überhaupt schon den
Ericaceen feindlich und bedarf zu ihrer Zulassung einer üeberlagerung mit
torfigem Humus, den die Reste andeier Gewächse aufgehäuft haben. So
ist im Allgemeinen die Hochgebirgsregion in den Matten-, Wiesen- und
Geröllformationen der granitischen Tatra durch den infraalpinen dem Walde
vorgeschobenen Strauchgürtel sehr viel schärfer nach unten hin abgeschlossen,
als in den Kalkalpen, wo die steilen Geröllhalden bis tief in die Wald-
region hinein noch viele Alpenbewohner sich mit den Formationsgruppen
der wärmereu Felsbewohner mischen lassen und merkwürdige Uebergangs-
bilder erzeugen. Das merkwürdigste Beispiel dieser Art, welches wir
beobachten konnten, fanden wir an den bei etwa 1400 bis 1550 m Höhe
gelegenen Steilhängen des „Rothen Lehm" am Stirnberg der Belaer Alpen,
die bei nur flüchtiger Durchstreifung folgendes merkwürdige Gemisch
zeigten :
Änemofie narcissiflora,
Linum perenne *extraaxilk(re W. K.
Dianthus superbtis var. speciostis.
Campamild glomeratn
— pusillu.
Centaurea montana.
Bosa cdpinä. — Scabiosa ^alpestris (= C. Kot-
Trifolium badium.
Vicia silvatica.
Sdxifraga aizoides,
Astrantia major. — succisifolia.
Suplßurum longifolium, Hieracium auraniia/junt.
Galium silvaticum *Schultesii Yest. — v^iUosum,
sckyana),
Carduus glaucus.
Crepis grandiflora.
127
y
Hieracium scorzonerifolium,
— prenanthoides,
— leiocephdlum,
— hupUuroides.
(ientiana ohtusifolUi.
Thesium nlpinum,
Orchis ghbosa.
Phleum Mich ein.
Carex sempervirens.
Pinus montana *Pumilio.
Indem nun zunächst die Formationen der unteren alpinen GeröUe,
Matten, Wiesen und Felsgehänge von denen des Straiichgürtels getrennt
gehalten, diejenigen des granitischen Oebietes aber denen der liptauer
und Belaer Ealkalpen gegenübergestellt werden, erhalten wir folgende zwei
weiteren listen unserer Excursionssammlungen.*)
Liste II. Alpine Formatio
VidsntiUa cdpina Del. — W.
Banuficulus montanus Willd.
Trollius europaeus L. — W.
Cerastium triviale Lk.,
*rna€rocarpuni Schur.
— alpinum L
— — *lanatum, — Sx.
Sagina Limtaei. — Sx
Siletie acatdis L. — Sx.
Dianthtis glaciaJis Hke. — Sx. (niv.)
Geranium süvaticum L. — W.
PoientiUa aurea L — W.
Sedum atratum L. — Sx.
Sax^raga Äizoon Jacq. — Sx.
— hryoides L. — Sx. (niv.)
— muscoides *moschata Wulf. —
Sx. (niv.)
Meurn Mutdlina Oärtn. — W.
Gaya simplex Oaud.
Heradeum flavescens ßess. — W.
Galium anisophyllum Vill. var. stide-
ticum, — W.
Campantda *Sckeuchzeri Vill. — Sx.
und W.
— alpina Jacq. — (niv.)
Homogyne alpina tJass. — W.
Chrysanthemum aJpinum L.
— rotundifolium W. et K.
ÄchUlea MiUefolium L. var. alpestris
— W.
Gnaphalium supinum L.
nen der granitischen Tatra.
Senecio ahrotanifolitis L var. mr-
pathicus.
— carmolicus, — W.
Cinerarin crispa Jacq. var. alpestiis
- W.
Anmicum Clusii Koch. — (niv.)
Hypochoeris uniflora Vill. — W.
Leontodon hispidus L. var. hnstilis
glabratus, — W.
Hieracium Äuricula L. var. -* W.
— aurantiaoum L.
^ alpinum L.
Pirola minor L.
— secunda f j.
Veronica cdpina L,
Eaphrasia salisburgensis und Formen-
kreise der übrigen. — W.
Bartsia alpina L.
Rhinanthus aipinus Baumg.
Pedicularis vertxcillata L.
— uersicolor. — (niv.)
Myosotis süvatica L. var. alpestris,
Swertia perennis L
Gentiana frigida Hke. — (niv.)
— punctata L.
Polygonum viviparum L.
Rumex scutatus L
Salix herbacea L. — (niv.)
Gymnadenia albida Rieh.
Coeloglossum viride Hatm.
Veratrum album *Lobelianum Bernh.
*) Das Zeichen Sx. von gleicher Bedeutaog wie in Liste L Denjenigen Fflansen,
welche ihrer ganzen Verbreituoff Dach in der Tatra der oberen alpinen Beffion
aDgehOren nnd daher grösstentheilB in Liste I enthalten sind, ist ein (mvO beigeragt.
Die hauptsächlich anf Wiesen nnd Hatten, also im unteren Theile der Region rer-
breiteten Arten haben ein W. zugefügt erbalten. Die Standorte der übrigen sind
verschiedenartig.
128
Lujsula sudetica Presl.
— spadicea DC. — (niv.)
^ spicata DC. — (niv.)
Juncus trifidtis L. — W. und (niv.).
Garex airata L. — W.
— fuliginosa Schk. — W.
— sempervirens Vill. — W.
— lotgopina Whlbg.
— rigida Good.
Änthoxanfhum odoratum L. ~ W.
PJdeum alpinum L — W.
OreocMoa disticha Lk. — W. und
(niv.)-
Ägrostis rupestris All. — W
Avena versicdor Vill. — W.
Ävra flexuosa L.
Festuca varia Hke. — W.
— ovina L var. vulgaris etc,
Poa alpina L incl. forma vivipara
— W.
— laxa Hke.
Afidreaea petrophila Ehrb. — Sx.
Ändreaea Rothii Web. ii. M. — Sx.
Splachnum sphaericum G.
Sphagnum compactum Brid.
— Crirgensohnii Russ.
Polytrichum alpinum L.
— strictum var. alpestre Hoppe.
— juniperinum var. alpinum Schpr.
Oligotrichum hercynictwi Ehrh. — Sx.
Bryum degans N. v. E. — Sx.
Mnium punciatum var. elatum Schpr.
Limnobium ochraceum Wils. — Sx.
Hypnum sarmentosum Whls.
Amhlystegium flum-atile Schpr.
Sarcoscyphu$ sphaceUxtus N. v. E.
Gymnomitrium concinnatum Corda.
Solorina saccata L.
Gyrophora cylindrica L. — Sx.
Cetraria juniperina L.
Camicularia acüleata var. a/pirm
Schaer.
Endocarpon aqtuxticum Weiss.
Ramalina carjygihica Krb.
Liste III. Alpine Formationen der Ealk-Earpathen.
B4muncukis alpestris L.
— mon/anu5 L.
— Thora var. carpathicus,
Ardbis arenosa Scop.
Biscutdla laevigata L
Hutchinsia alpina RBr.
Kemera saxatüis Bchb.
Draba aieoides L. — Sx.
Sagina Linnaei Presl. — Sx.
arenaria ciliata L
Alsine laricifolia Whbg. — Sx.
— t;6ma Bartl. — Sx.
Cerastium arvense var. alpicolum,
— cdpinum L. var. lanatum, — Sx.
Dianthus hungaricus Fers.
— nitidus W. et K. — Sx.
— glacialis Hke. — Sx.
/Si2ßne acaulis L — Sx.
Pciygala amara L
Helianthemum hirsiUum Thuill. var.
grandiflorum DC. — Sx.
Lmum perenne ^extra^ixiUare Kit.
Dryas octopetala L. — Sx.
Potentüla aurea L — W.
S^mpert^itnim sobolif'erum, — Sx.
Sedum atraium L. — Sx.
— ocre L. var. — Sx.
Pamassia palustris L.
Saxifraga aizoides L — Sx.
— androsacea L. — Sx.
— adscendens L. — Sx.
— Aigoon Jacq. — Sx.
— muscoides *moschata Wulf. — Sx.
— caesia L. — Sx.
Gaya simplex Gaud. — W.
Galium vernum Scop.
— anisophyllum Vill. — W.
Scabiosa lucida Vill.
Fa?eriawa tripteris L.
Campanula pusilla Hke.
— Scheuchzeri Vill. — W.
Phyteuma orhicülare L. — W.
JErigeron uniflorus L.
-4n^ennaria Leontopodium Gärtn.
— Sx.
Bellidiastrum Michdii Cass. — W.
Carduus glaucus Bau mg.
Leontodon *clavatus Sag. et Sehn.
— hastüis L. var. opimus Koch.
- W,
129
Crqns Jaquini Tausch.
Hieraeium bupleuroides *glaucum All.
— caesium (Fries)*
— aurantiacum L. — W.
Thymus SerpyUum L. ^puhherrimus
Schur.
Calaminiha aipina L. — Sx.
Teucrium mankmum L — Sx.
Veronica stixatüis Scop.
— aphyüa L.
Barisia alpina L. — W.
Eupkrasia salisburgensis Funk. -- W. {
Finguicula alpina L.
Androsace chamaejasme Rost, — 8x«
— lactea L. — Sx.
PrifMila Äurictda L — Sx.
SoldaneUa alpina L
Geniiana tmMa Rottb.
— nivaiis L
— vema L.
— ocauZis L. var. Clusii,
Swertia perennis L.
Thesium alpinum L. — W.
Salix reticidata L. — Sx.
— hastata L
— retusax Myrsinites,
Orchis gldbosa L
Gymnadenia albida Rieh.
— conopea R. Br.
Tofiddia calyculata Whbg.
Carea: omUhopoda W.
— capiUaris L
— püulifera L.
Cbrea; /Irma Host. — W.
— sempervirens Viü. — W.
Sesleria coendea All.
Oreochioa disiicha Lk. — W.
Phleum alpinum L
Ägrostis rupestris All. — - W. und Sx.
Trisetum alpesire Host.
Poa alpina L. — W.
Festuca amethystma L.
— oftna L. var. plur.
-^ W.
W.
W.
SdagineUa spinulosa RBr.
.^Ispiicttum Lonchitis Sw.
Äsplenium viride Huds.
Botrychium Lunaria Sw.
AnMyodon deaüxUus Dicks.
TorteUa tortuosa L
Orthotrichum saxaiüe Schpr.
Encalypta txmiorta Wulf.
Zr^^o^ncAiim flexicaule Hampe.
Bartramia Oederi Ounn.
PAi^ono^ fantana var. falcata Schpr.
Pseudoleskea catenukUa Brid.
— o^rcwircfis var. brackyclados B. S.
Myurella jtäacea Yill.
Homalothecium Phüippeanum Schpr.
Hypnum molluscum Hedw.
— crista-castrensis L.
— rti^osttm Ehrh.
<— chrysophyllum Brid.
— FaMcfccri Lesqu.
Madotheca rivtdaris N. v^. £.
Thalloedema coeruleo^nigricans Lightf.
Bivularia haematites DG.
Die hier zusammengestellten Listen I — III können, so wenig Anspruch
sie auf Yollzähligkeit machen und so sehr sie den Charakter der flüchtigen
Excursionssammlung an sich tragen, zeigen, welche Pflanzenarten in be-
sonderer Yertheilung durch die Kalk- und Granit-Centialalpen die dortige
Hochgebirgsregion schmücken. £s ist durchaus nicht gesagt, dass die-
jenigen Arten, welche wir nur auf Kalk oder auf Granit fanden, ihren
ständigen Platz ausschliesslich dort haben; aber sie erscheinen doch als
die betreflTende Bodenart bevorzugend. — Zur Anordnung derselben nach
Vegetationsformationen in bestimmter Höhenlage, welche die listen
zu einem deutlicheren Bilde zusammenfassen und aus der Alpenregion bis
zu den Hügelformationen herabsteigen, dient das Folgende.
A. Formationen der Hoehgebirgsregion.
(HOhenzahlen von oben nach anten gerechnet.)
1. Obere alpine Geröllformation aus locker gemischten, zerstireuten
Felsspalten und festere Geschiebefelder und Abhänge bewohnenden
Stauden und Basen :
130
a) subnivale Abtheilung (arteDärmer) : Gipfel bis 2100 m.
b) supraalpine Abtheilung (artenreicher): 2100--1800 m.
2. Schneefeld-Ränder und Schmelz wasserformation aus einzelnen
geselligen Arten von kürzester Vegetationsdauer: Oipfel bis herab zu
ca. 1800 m.
3. Geschlossene kurzgrasige Alpenmatten aus gemischten rein
alpinen Arten: 2050-1750 m.
4. Geschlossene langhalmige Alpenwiesen und beraste Abhänge:
1900-1500 in (Anschluss an F. 9).
5. Alpine Borstgrasmatten. — Zwischenglied.
6. Untere alpine Geröll- und Felsspaltenformation (Anschluss an
Formation Ib: 1800—1450 m.
a) granitisches und b) kalkreiches Substrat.
7. Geschlossene Erummholzformation: 1800—1450 m.
8. Hochstaudenformation der Quellwasser und Bachthäler:
1700—1200 m.
B. Formationen der Berg- and HflgelregloD.
(HOhenzahlen von unten nach oben gerechnet.)
9. Subalpine Wiesen- und Wiesenmoorformation: 1200 — 1650 m.
10. Subalpine und montane Nadelwaldformation;
a) Krummholz häufiger Bestandtheil: 1300—1500 (— 1650 m)*)
b) Geschlossener Wald: 850—1300 m.
11. Präalpine Felsformation (auf Kalkgebirge), aus Mischung alpiner
mit montanen Felsspalten- und Geröllbewohnern: 1050—1450 m.
12. Obere Bergwiesenformation und ßorstgrasmatte: 800 — 1020 m,
13 Präalpine Laubwaldformation**): 800—1020 m.
14. Hügeltriften und trockne Felsabhangformation: bis 1050 m,
grauitisches und kalkreiches Substrat.
15. Untere langbalmige Wiesenformation, mit Hochstauden der
Hügelregion: bis 800 m.
£s folgen die Laub- und Nadelwälder der Hügelregion: bis ca.
800 m (Anschluss an F. 10 b).
Diese Aufzählung bedarf der Erläuterung durch hinzugefügte Charakter-
pflanzen, welche den Kern jeder einzelnen Formation ausmachen, unter
Hinweis auf ausführlichere Schilderungen***) des Gesammtbestandes, wie er
sich an den verschiedenen Standorten zeigt.
Der Beichthum und die Mannigfaltigkeit der alpinen Flora ist in deu
Formationen F. 1 — 3 und F. 6 enthalten; bei diesen ist das Substrat, ob
granitisch oder kalkreich dolomitisch, von starker Bedeutung, so wie noch-
mals in der Hügel- und unteren Bergregion bei F. 14. Die oberen
alpinen Gerolle, unter deren Bewohnern die Gesträuche nur durch Zwerg-
weiden {Salix herbaceal) yertreten sind, sind bewachsen theils von kurzen,
*) Entspricht der „unteren Kmmmholzregion" von G. Beck, Flora yon Herrn*
stein, 8. 71.
**) Entspricht dem „Voralpenwald** in der Voralpenregion bei G. Beck, Fl. ▼.
Hermstein, S. 60 u. flgd.
***) Für topographische Schilderang finden sich dieselben am aosHihrlicluten
an'geordnet in Aurel Scher feTs „Beiträgen zur Kenntniss der saUalpinen and
al]^men Flora der Zipser Tatra", Jahrb. d. nng. Karp. Ver. 1879, VI, 255, und 1880,
835 a. flgd.
alpu
vfi,
181
Rasen erzeugenden Gräsern und grasartigen Pflanzen, theils von dicke
Polster bildenden und mit oberirdischen Rosetten über dem Fels wurzelnden
Stauden, tbeils von solchen, welche unter der Oerölloberfläche ihren
Warzelstock, selten eine Zwiebel, Knolle, einklemmen zwischen Felsr
spalten oder Oeschiebebrocken. Die wichtigsten subnivaleu Rasenbildner
der Tatra sind Oreochloa disticha, Poa laxa, Lwnda sptidicea und spic€Ua,
Juncus trihdus^ die subnivalen Polsterbildner Süene acaulis, Cherleria
sedoides, SaxifrcLga muscaides, bryoides, perdurans, opposUifolia und retusa^
Ton subnivalen Spaltenwurzlem die niedliche Zwiebelpflanze Lloydiaserotina,
Sdix herb€u:ea, Aronicum Olusii mit seinen grossen gelben Sternen als
aufialligstem einsamen Blüthenschmuqk, Hieracium und Chrysanthemum
alpinum, Pedicülaris versicolor, Primtda minima, Saxifraga carpathica,
Bhodicia rosea, Geumreptans, CerasHum lanatum, Anemone narcissiflora.
Die untere artenreichere Abtheilung derselben Formation hat alle dieselben
Charakter arten und noch neue dazu, deren obere Vegetationslinien um
2100 m herum liegen; mehrere Gräser und Seggen {Carex atrata) kommen
zn den Rasenbildnern, Saxifraga Aizoon nebst Sedum atratum, S. älpestre
und Dianihus glacialis zu den Polsterbildnem , zu den Spalten wurzlern
schon Orchideen: Coeloglossum viride und Gymnadenia aUnda^ ausserdem
besonders Gentiana frigida und punctata, Pedicülaris verticiUata, Bartsia,
Hypochoeris uniflora, Campanula alpina, Gaya simplex, PulsatiUa alpina etc.
Noch viele andere Arten wären zu nennen, aber die Formation ist
durch die Angeführten gekennzeichnet; da eigentlich keine derselben in
dichteren Mengen gesellig vorkommt, so ist es schwierig, aus der grösseren
Zahl untereinander gemischter Arten einige wenige als Charaktertypen der
ganzen Formation herauszuheben. Besser gelingt dies mit F. 2 an den
Schneefeldrändern : hier bilden die weissen Ranunkeln Oxygraphis vulgaris
(= Eanunculus glacialis) und Ran. alpestris im Verein mit den blauen
Glückchen der Soldandia, mit dem Gelb, Weiss und Rosa der Viola hiflora^
Saxifraga carpathica und Arabis neglecta lustig schimmernde Streifen;
hier ist auch der Platz der nur mit 2 Standorten in der Tatra vertretenen
arktischen Art Banunculus pygmaeus.
In F. 3 treten die subnivalen Rasenbildner nunmehr schon zu ge-
schlossenen Matten zusammen, besonders Oreochloa disticha mit ihren
gedrungenen bläulich-grauen Kopfrispen und der düstere Juncus trifidus
mit braunen Blattspitzen, die zaite Agrostis rupestris; Poa alpina, Avena
versicolor und einige FestncorFormen gesellen sich dazwischen. Charakteristisch
ist für diese obersten Matten die Gegenwart einzelner Polsterbildner in
Rasen , auf Granit besonders SHene acaulis^ auf Ealk neben ihr Bryas,
In den unteren alpinen Geröll- und Felsformationen (F. 6) werden
einzelne subnivale Arten durch neue wärmebedürftige abgelöst und Zwerg-
gesträuche, Empeirum, Vaccinium uliginosum, Salix retusa auf Granit,
Salix retictdata mit Scurifraga caesia, aizoides und Aizoon auf Kalk finden
sich ein. Die fetten Rosetten der Sempenivum sind hier am häufigsten
und zeigen, je nach Gesteinsart verschieden, ihre trübrothen oder blass-
grünlichen Blüthenstände.
Mit F. 7 findet nicht selten eine so innige Vermischung statt, dass
die einzelnen Krummholzbüsche nur wie Bestandttheile. der unteren alpinen
Gerolle erscheinen, und wenn sich dann zwischen diesen auf sanfteren
Lehnen zugleich die alpinen Matten ausbreiten, auf denen die Bteilcin
132
Felsen allein die Rasenbildung verwehran , so erblickt man die Formationeu
3—6 und 8 wie ein einziges zusammenhängendes Ganze , aus dem sich
erst bei Veränderung der Standorte die einzelnen Formationen zur Selbst-
ständigkeit herausgliedem.
Die untere alpine GeröUformation habe ich auf granitischem Boden
nirgends in die Hügeltriften abwärts sich mischend übergehen sehen , was
auf kalkigem Fels und Schotter überall, wo es nur durch die orographischen
Anschlüsse ermöglicht wird, geschieht. Es ist dies dadurch bedingt, dass
der Kalkboden zumal bei gegen Süd und Südost gekehrten Hängen vielen
Hügelpflanzen eine bedeutend höhere obere Vegetationsgrenze gestattet,
als die Granitgebirge mit ihren feuchtpn , zur Torfbildung neigenden Gehängen.
Auf diesen unterdrücken Heidel- und Preisseibeeren im Verein mit der
Krummholzkiefer und dem Nadelwalde die Versuche der Hügelpfianzen,
aufwärts sich ein Feld zu erobern; aber die lichten Laub- und gemischten
Waldungen der Bergregion im Kalkgebiet mit Unterdrückung des Heidel-
und Preisselbeergestrüpps und Einschränkung des Krummholzes in der
oberen Waldregion durch Basenbildungen lässt dies yielfaltig zu.
Die geschlossene Krummholzformatioo bedeckt weite Strecken, ist eine
der in der granitischen Tatra am meisten dem Bergsteiger sich aufdrängenden,
ihn mit dem besonderen Beiz des Eintritts in die Alpenregion umgebenden
Scenerien. Im subalpinen Walde schon in starken Nestern angesiedelt
wird sie durch Mächtigkeit des Wuchses der Legföhre über seiner Grenze
übermächtig und gleicht einem niedrigen, aber um so dichteren Walde,
welcher viel mehr als der wirkliche Wald die begleitenden Stauden ans-
schliesst. Nachdem sie in üppigster Kraft 200— 300 m Höhenerhebung für
sich besetzt hat, wird sie niedriger und zerstreut ihre allmählich zu
Zwergsträuchem herabsinkenden Formen, welche hauptsächlich aus folgenden
Arten bestehen:
Vacdnium uUginasuni L.
— Vitis idaea L.
— MyrtiUus L.
JEmpeirum nigrum L.
Lycopodium Selago L.
Cladoma rangiferina als Unterkleid
der Formation.
Pintis montana * Pumilio Hke.
Jumperus ncma Willd.
Salix süesicLca Willd.
— retfisaL. (an den Geröllblöcken
in eigenen, von der Kiefer
freien Lichtungen der oberen
Region)
CaUuna vtdgaris Salisb.
In den Filzen des Böhmerwaldes tritt im Gebüsch der Legföhre mit
ihr zwischen Sumpimoos vergesellschaftet und stellenweise an Häufigkeit
mit ihr wetteifernd die Zwergbirke BekUa nana auf: davon ist in den
Krummholzbeständen der Tatra nichts zu sehen.
Wo ein Quellbach oder ein grösseres Wasser, gesammelt in den See-
becken der oberen alpinen Begion und dort umgeben von den Feuchtigkeit
liebenden Sump%räsern und Bieselstauden , gewöhnlich mit Ungestüm
zwischen Blöcken durch Matten, Krummholzbestände und die Fichten- und
Lärchenwälder hindurch seinen Weg zu Thale sucht, bilden seine Ufer
und die zahlreichen wasserüberspritzten Blockinseln in seinem Laufe selbst
den Bereich der 8. Formation der Hochstauden.
Auch diese Formation macht bei ihrer weiten Höhenerstreckung (auf
öOO m angenommen) einen nicht unbedeutenden Wechsel durch, indem sie
133
oben mit der Aufnahnie einzelner von Schneefeldern und subniTalen
Geröllai herstammender Arten, wie Viola bifhra, Saxifraga carpaOnca an
tropfenden Felshängen, Bhodida rosea etc. beginnt, weiter thalwärts aber
diese oberen Alpenpflanzen zurücUässt und sie immer mehr gegen Hoch-
stauden der Bergregion wie Mulgedium alptnum vertanscht. Es setzt sich
daher die obere Abtheilung dieser 8. Formation ausser aus den schon
genannten Arten hauptsächlich aus folgenden zusammen:
Ärabis neglecta Schult. Arckangelica offidnalis Hoffm.
Epüohium alsinefolium Vill. Pedicularis sumana Sprg. = P.
— anagattidifoUum Lmk. j Hacf/uetii Oraf
Cardamine amara var. Opkii. I Aüium Schoenoprasum *aibiri€um W.
Caltha pcdtistris (welche hoch hinauf Eriophonim alpinuni L.
an den Quellbächen in unver-
änderter Thalform vorkommt).
Im Ealkgebiete gesellt sich Cortusa Matthioli var. sibirica öfters mit
anderen Genossen dazu, aber die Quellbäche sind hier überhaupt als eigene
Formation sehr viel schwächer ausgeprägt und entbehren der durch die
Blocktrümmer geschaffenen mannigfaltigen Standorte.
Nachdem die Oebirgsbäche in den oberen Nadelwald eingetreten sind, ver-
lieren sie den grösseren Theil der bezeichneten Arten an ihren Ufern, oder es
finden sich dieselben wenigstens nur mehr als Seltenheiten in der Tiefe
zwischen der Hauptmasse kräftiger, langstengeliger Stauden, in denen die
Formation ihre beste Entwickelung feiert. Daher der schöne Eindruck,
den die Bachthäler im ernsten Kranze dunkler Nadelwälder hervorrufen, wo
f'ich zwischen dem nicht trocknenden Gestein die blauen Trauben der
Eisenhüte und Rittersporne erheben, oder die Ädenosiyles ihre breiten
Blätter, wie die Pestwurz an den Bächen der Ebene, zu einem Schirm-
dach über den feuchten Gräsern und Moosen gestaltet Senecio subaipintiSj
der aber auch weit über die Baumgrenze hinaufgeht, kann als ein typischer
Karpathen-BestandtheU dieser Formation gelten, zumal er im Ealkgebiet
so weit verbreitet ist als auf Granit. Die liste der hauptsächlichen
Glieder dieser unteren Formationsabtheilung setzt sich aus folgenden Arten
zusammen :
Ranunctdtis aconitifolitis L.
Delphinium elatum L.
Aconitum Napellus L.
— moldavicum Hacq.
Valeriana tripteris L.
Aflenostyles albifrofis Bchb. !
Es sind also die Hanptträger dieser unteren Formationsabtheilung
Ranunculaceen und Ck)mpo8iten, was für ihre Bezeichnung verwendet
werden kann.
Seriecio siAalpinus Koch.
Doronicum atistriacum Jacq.
Chrysanthemum ^rotundifolium W.
et K.
Mulgedium alpinum Cass.
Die Bergregion. — Es ist wohl schwierig zu entscheiden, ob der
kifmatisch rauhere Charakter oder die granitische Gesteinsunterlage in der
Hohen Tatra die Eintönigkrtt des Waldwuchses bedingt und das Ueber-
gewicht der Fichte in so starkem Masse hervorruft, während sowohl in den
Liptauer als Belaer A^en und in den Karpathenzügen südlich vonWaag
134
und Popper auf dem Kalkgebirge die Tanne und Buche bis- über 1 000 ni
Höhe grosse Biöstände bilden und der Fichte wie Lärche wenigstens in
den tieferen Lagen der Bergregion den Rang erfolgreich streitig machen.
Da nun diese letzteren Bergzüge bei niederer Gesammthöhe überhaupt aus
tieferen Thaleinschnitten sich erheben und an ihren unteren Gehängen eine
breite Entwickelung von Hügel- und Triftformationen gestatten, so rührt
daher der so viel lieblichere Charakter ihres Landschaftsbildes, während in
der Tatra mit Nadelwald, Krummhol^^gürtel und spärlich begrünten Fels das
Wilde in grossartigen Zügen sich darbietet. Sagorski und Schneider
machen die Bemerkung, dass in den Earpathen die Tanne zu den kalk-
liebenden Bäumen gehöre; das ist ohne Zweifel wahr, dass sie auf dem
Kalk gut gedeiht, aber sie meidet auch nicht den Granit. Im Weisswasser-
Thal, auf dem Wege von Matlarenau zum Grünen See, begleiten in
900 — 1020 m Höhe den Wanderer schöne Tannen bestände, stellenweise
geht man im hochstämmigen Weisstannenwald allein, dann erst beginnt
oberhalb 1020 m die Fichte mit Lärche ihre Alleinherrschaft. Von dem
Punkte an ist gewöhnlich der ganze Reichthum der „subalpinen Nadel-
waldformation" schon voll entwickelt, nimmt nicht selten nach oben
hin sogar an Mannigfaltigkeit der Stauden wieder ab, bis dann mit dem
Einmischen der Arve und des Krummholzes zugleich alpine Stauden ein-
treten und die obersten Waldbestände zu einem TJebergangsbilde von
Wald- und unterer Alpenregion gestalten. Die Charakterstauden der
subalpinen Nadelwälder, wie sie sich am häufigsten von 1000—1200 m
zeigen, gehen aus folgender kurzen Liste hervor:
liibes alpintim L.
Lonicera nigra L.
Atragene alpina L.
Banuncuhis aconitifolius L
Oeramum silvaticum L.
— phaetim L.
Aruncus Silvester Kost.
Pirola minor L.
— secunda L.
Valeriana tripteris L.
Homogyne alpina Cass.
Doronicum austriactim Jacq.
Mtdgedium alpinum Cass.
Prenanthes purpurea L.
Hieracium aurantiacum L.
SoldaneUd montana Willd.
Gentiana asclepiadea L
Polem^nium coeruleum L.
Luetda silvatica Huds.
Streptoptis amplexifolius DC. (stellen-
weise auch Veratrum),
Polygonatum verticiUatum All.
Lüium Martagon L.
Listera cordata R. Br.
CoraHimrhijsa innata R. Br.
Bergfarne, Athyriiim^ AspüKum eta
Sphagnum acutifolium Ehrh.
ülota crispa L.
Tetraphis pelludda L.
Schistidium apocarpum L.
Ilacomitrium heterostichum Hedw.
— aciculare L.
— sudeticum Funck.
Mnium spintdosum Bryol. eur.
Btixbaumia indtisiata Brid.
Mastigobryum deflexum N. v. E.
Metzgeria ptihescens Raddi.
Peltigera aphthosa L.
Asterina Veronicae Lib.
Craterellus violaeetis Hall.
Otidea leporina Batsch.
Exohasidium Vaccinii Fckl.
Tjophodermium juniperintwn Fckl.
Ustüago Carids Pers.
Pticcinia Asarina Kze.
— conghmerata Str.
PJiragmidium ftisiforme Schrot.
Lenzites scpiaria Wulf.
Polyporus hirsutus Schrad.
Trentepohüa ioUthus L = Chrodepus
iolithus Ag.
135
Ist durch diese kurze liste der düstere, feuchte uud in seiner Moos-
decke die Neben bestandtheile bergende subalpine Nadelwald gekennzeichnet,
der oft noch gegen die Baamgrenze hin in arme und monotone Fichten-
und Lärchen bestände übergeht, deren Boden nur von Myrtiüus^ einzelnen
Famen, Oxalis AcetoseUa und hier und da als Zeichen des Gebirges von
einer Genfiana asclepiadea besetzt ist — , so bleibt nunmehr noch zur
Vollendung des Bildes von den hauptsächlicheren Bergregions-Formationen
diejenige des (13) präalpinen Laubwaldes zu erwähnen übrig, für
welche wir nur Beispiele auf den Ealkbergen gefunden haben, welche
aber durch die Fülle von selteneren Arten und das merkwürdige neben-
einander wachsende Oemisch um so bemerkenswerther sind. Die „präalpine
Laabwaldformation^', welche sich mit dem von 6. v. Beck sogenannten
„Voralpenwald" in der Voralpenregion der Flora von Hermstein ungefähr
zu decken scheint, verbindet die Hügel- und Alpenregion, indem sie aus diesen
beiden Arten auf dem sonnigen wärmeren Erdreich und in den feuchteren
Schluchten aufweist. Vielerlei Jjaubhölzer bedecken die Abhänge und
Tbäler neben den ebenfalls nicht fehlenden einzelnen Tannen und Fichten.
An der oberen Orenze dieser Formation mischt sich auch ziemlich regel-
mässig die Lärche ein, welche die Buche allmählich ablöst, und so unter
Zutritt der Fichte den präalpinen Laubwald zum subalpinen Nadelwald
überleitet Nur in solchen Oebirgsländem scheint sich diese (13 ) Formation
überhaupt ausbilden zu können, wo der Einfluss starker alpiner Ent-
wickelung in den Florenelementen für deren Sonderung nach niederen
und höheren Regionen verschiedene Bodenbedeckung zu wählen hatte. In
den artenarmen mitteldeutschen (hercynisch-rhenanischen) Bergländem
kann man sie daher als eigenes Zwischenglied kaum aufstellen.
Ihr gehören in den nördlichen Karpathen ausser Punkten der Belaer-
Alpen besonders auch die schönen Standorte der unteren Gehänge des
Velki Choc und an der Popova bei Vernär (Osthang dd& Kralova-
Hola-Zuges) an, aus denen ich folgende Charakterliste dieser Formation
zusammenstelle:
tib Fagtis silvatica L
Bettda alba L.
Alrms incana Gärtn.
Abics peciinata DC.
Larix eurqpaea L.
Picea excelsa LK.
Corylus Avellana L.
Vilmmum Lantana.
Sorbus Aria Crtz.
Cotoneaster * iomeniosa Lindl.
Jtmiperus communis L.
Salix Caprea L.
\fh. Cimicifuga foetida L.
Hesperis inodora L.
Denta/ria glandulosa W. et K.
SUene nemoralis W. et K.
Hypericum hirsutum L
AfUhyUis Vulneraria L. var.
Cytisus hirsutus L
Rubus saxatiUs L.
Sasifraga rotundifolia L.
PamcLssin palustris L.
Astrantia major L.
PleurospermumaustriacumBioSm.
Ijaserpitium latifolium L.
Heracleum Sphondylium var.
Bufletii-um falcatum L.
AchiUea tanacetifolia All.
Chrysanthemum corymhosum
var. grandiflorum Drd.
Senecio umbrosus W. et K.
(Liptau.)
— sfibalpinus Koch.
CerUaurea montana L.
— austriaca W.
Cirsium eriophorum L
— Erisithnles Scop.
136
Oirsium rivtUare Lk«
Carduus glauettö Baum^.
Campanula carpathica Jacq.
KnoMtia süvaiica Koch.
Salvia glutinosa L.
MeUttis MeUssophyUum L
Stachys alpina L.
Digitalis ambigua Murr.
Orobanche (Species unbestimmt).
Firola media Sw.
Cortusa MaUhioli L.
GmÜ4ma ascl^iadea L.
^ Ouctoto L
Tkesium alpinum L.
j^p^xsK^is rubiginosa Crtz.
Cephalanthera rubra Rieb.
Orchis usttdata L.
Gymnademia odoratissinm Rieh.
— 6*onc|pea R. Br.
Poa sudetica Hank.
QjUamagrostis varia Lk.
In den übrigen Formationen der unteren R^ion haben wir zu wenig
Erfahrungen gesammelt, als dass es angezeigt erschiene, diese Yegetations-
skizze auf sie auszudehnen. Es sei daher nur kurz erwähnt, dass die
unteren Wiesen einen dem mitteldeutschen ganz ähnlichen Vegetations-
bestand in ihren Rasenbildnern darstellen: Al(^ecurvs pratensis, Phleum
praUense und Böhmeri . Anthoxanthum , Trisetum flavescens, Avena pratensis,
Brim, Cynosurus, Festuca elatior, Poa pratensis DC. — dass den ge-
wöhnlichen Riedgräsern (z. B. Carex glauca) sich an nassen Stellen
häufig Carex DavaUiana zugesellt, dass Gladiolus imbricatus und Aüium
fallax einen östlichen Charakter, Orchis ustulata und globosa einen
montanen auch tief herab (500 m) bewirken, und dass diese Wiesen im BVüh-
jahr vielfach mit einem Teppich von Crocus vemus bedeckt sein sollen.
Im Uebrigen ist die Flora schon seit ScherfePs Yegetationsskizzen gut in
ihrer allgemeinen Anordnung bekannt, wie auch diese Mittheilungen nur
die schärfere Fassung der Formationen im Gegensatz zu den üblichen
Schilderungen einzelner Standorte bieten sollten, um dadurch einer um-
fassenderen pflanzengeographischen Darstellung der Gentralkarpathen , die
wir zu erwarten berechtigt sind, vorzubauen und die schwachen, un-
bestimmten, in jüngster Zeit zur Grundlage der Gebirgsflora gemachten
Regionsunterscheidungen durch naturgemässere zu ersetzen.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis^^, weMe dorch die Burdach'sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntiüss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 PL
Sitzungsberichte. Jahrgang 1868 1 3J. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865. pro Jahi'gang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Decomber 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868. pro Jahrgang . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 187 1. April- December p, Heft SM.-— Pf.
Sitzungsberichte. Jabrgang 1872. Januar-September 2 M. 60 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873—1878. pro Jahrgang .... 4 AI. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M» — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli- December 3 M, — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-Deceniber 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhaadlungen. Jahrgangl882 — 1 884,1 886 —93.
pro Jahrgang . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 18b5 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis*' wird ein Kabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis", sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis'' werden von dem ersten Secretär der Ge-
sellschaft, d. Z. Dr. DeichmQller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
I^T Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
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empfiehlt sich
zur BeKorfruni; wihscnhcharutcher Literutur.
,»H.« <U« .ti. US »t C<«!L„ tfcttClN
NOV 27 1?94
:~D
der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
ISIS
in Dresden,
Herausa^egeben
von dem Redactions-Comitö.
Jahrgang 1894.
Mit 1 Tafel und 3 Abbilclnngeii im Text.
Dresden.
I In Comniission von Wamatz & Lehiiiauii^ K. Sachs. Ilofl)ach]üiiiJler.
1894.
tk
r.
Redactionß-OomltÄ llir 1804:
yorsltzender: Prof. Dr. ö. Helm.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. O. Drude, Privatdoc^tDrJ. Fr ej^bert-
GeLHofrath P^of. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. ^itsrh^
und Rentier W. Os borne.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J- Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
!• Sectlon für Zoologie 8.8.— Drude, O.: Die aogrenannten chilenischen HaselBüv.
S. 3. — Ebert, R.: Bau, Entwickelnng und Xiebensweise der Nematoden S. 3. -
Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, der morphologische Zusammenhang
zwischen abnormalen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanzenlau.«-
Dr. J. Fr. Judeich f S. 3. — Steglich, Br.: Krankheitserscheinungen an Pflanzen
durch Meter oder a S. 3. , .
n. Seotion für Botanik S. 4. — Drude, O.: Moosherbarium von Walde, Biograplm
von Alph. de Candolle, Pringsheim's 70. Geburtstag:, Sitzungen der Vereine für Botanik
und Gartenbau im K. Botanischen Garten 8. 4 ; periodisches Auftreten von Desmidiaofeü
und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; neue Litteratur S. 4
und 5. — Jeuke, A.: Neue Desmidiaceen der Flora von Dresden S. 4; ChlathrocystM'<
aeruainosa aus den Carolaseen S.5; und K. Wobst, Verschwinden von Orchide^^n
aus der Dresdner Flora S, 5. -- Schiller, K. : Bei Meissen beobachtete Pilze, Vor-
lagen S. 5. — Schorler, B.: üeber Carica quercifolia S. 4; seltene Orchideen der
Flora Saxonica S. 5; biüthenbiologische Demonstrationen S. 6. — Wobst, K.: üeber
Amarantus hypochondriacus, Bildungsabweichun^en der Pflanzen S. 5.
III. Seetiou für Mineralogie und Geologie S. 6. — Bergt W* Festigkeitsprüfungen
von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung' S. 8, Deit^müller J.: Bncriniten des
Muschelkalks 8.8. — Döring, H.: Strudellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellnni^
des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 7. Bucelhardt, H.: Tertiär
pflanzen aus dem böhmischen Mittelgebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande
an die Pflanzenwelt der Tertiärzeitr neue Litteratur 8 8 Francke,H.: Mineral-
vorlagen 8. 8. - Geinitz H. B.: Versteinerungren aus" der oberen Kreide von Bügen
S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands , neue Diatomeenschichten in der
-Lausitz, der internationale Geologen- Congress in Zürich S 7- die mineralogisch-
geologischen Sammlungen der K. Technischen Hochsohulft in Dresden S. 8; nene
Litteratur 8. 7 und 8. - Kalkowsky B.: K. Th. lSS%^^^^
Wanderrersaminlungen, Demonstrations-Mikroskone vnn i* tb^UAI oo Schneider,!).:
Nephrit -Schniteereßn ans China S. 8. — Z sc^^u v'^^^Jt^Z^üem '^^'^
Syenit des Plauenschen Grundes S.9. ^»cnau, l?,.: Kalkspathkry»t*ue
August und Knrfttrstin Anna in ihren Beziehun^PH 7^. Xif- » i^äA.pn Fowlmiii;
S. 9. - DeichmUller, J.: J. Undset f, Ans^^^l^^^ P^'^''°'T™.rbnS«J *r
K. Prähistorischen Samiklung im Jahre 1893 S 1^ • oji^^*' .^?*l ?T- KS 12 '
Döring, H.: Der LfiptitzeF Spitzberg bei Wur:.eu S ^n^"S''?'^\'^„' Am O^kr-
felde von Löbtan, neoUthische Beste von LöbtSu s lo-^^' ■Beiga»'ett f» "l'JcrM'
Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei rw«^K ^^'^S^en 8. a-f »"gg
Ein Dolmen in der G^rsdorfer Heide bei Gross Ä'^'^^o^/ ^^ü'^^^^iS den Troll
hättanfäUen in Schweden S. l'Z. - Osborne W lir^**,^^! Stembauten m «» ^ jj,
V. Section für Physik nnd Chemie S. 12. — Cot«^ • , ^t^p^ Elek
tricitÄtswerks der Stadt Dresden S. 13. _ "pi^i^fP^^s, M.: Anlage eines ^i«^^
Planimetrie S. 14.
SitzigsUte id AtadliiMen
der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Gomit^.
Jahrgang 1894.
Mit 2 Tafeln und 4 Abbildungen im Text.
i
Dresden.
In Commission von Wamatz & Lehmann, K. Sachs. Hof buchhändler.
1895.
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MAY_8 1896
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Inhalt des Jahrganges 1894.
litgrliederTerzeicbniss S. VII
A. Sitzungsberichte,
I. Seetion für Zoologie S. 3 nnd 23. — Drude, O. : Die sogenannten chilenischen
Haselnüsse S. 3. — Ebert, R.: Bau, Ent Wickelung und Lebensweise der Nematoden
S. 3. — Geinitz, H. B. : Stellung der Schwanzflosse an Ichthyosauren S. 23. —
Nitsche, H.: Leuchtende Thiere und Pflanzen, morphologischer Zusammenhang
zwischen abnormen und normalen Nematoden, neuere Eintheilung der Pflanzenläuse,
J. Fr. Judeich f S. 3; Vogelvarietäten S. 23; insektentödtende Pilze und Spalt-
pilze, mit Bemerk, von O. Drude, S. 23. — Raspe, F.: Vorlage von Eiern eines
afrikanischen Finken, mit Bemerk, von H. Nitsche, S. 23. — Reibisch, TL:
Zwischenkiefer verschiedener Säugethiere S. 23. — Steglich, Br.: Krankheits-
erscheinungen an Pflanzen durch Heterodera S. 3. — Thiele, J.: Neuere Systematik
der Schnecken S. 23.
IL Heetion für Botanik S. 4 und 24. — Drude, 0.: Moosherbarium von Walde,
Biographie von Alph. de Candolle, Prini^sheim*s 70. Geburtstag, Sitzungen der Vereine
fiir Botanik und C4artenbau im K. botanischen Garten S. 4; periodisches Auftreten von
Desmidiaceen und Palmellaceen S. 5; Palmflora des tropischen Afrika S. 6; Asple-
nium germanicum Weiss, Verbreitung der südöstlichen Pflanzengenossenschaften im
Meissner Hügellande S. 24; Refer. über Engler's Gliederung der Vegetation von
Usambara nnd die Flora des Gebirgslandes von üsambara S. 27; Secretbildung in
den Oel- und Balsam - Gängen, der höheren Pflanzen S. 28; neue Litteratur S. 4, 5,
25 und 26. — Fritzsche, F.: Abweichende Form von Filago ai-vensis Fr. S. 26. —
.lenke, A.: Neue Desmidiaceen und Diatomaceen der Flora von Dresden S. 4 und 24;
Chlathrocyatus aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; und K. Wobst: Ver-
schwinden von Orchideen aus der Dresdner Flora S. 5. — Magnus, P.: Weitere
Notiz über das Auftreten von Plasmodiophora Brassicae Woron. an wilden Cruciferen
S. 25. — Naumann. A.: Nordamerikanische Nussbäume S. 24. — Schiller, K. : Bei
Meissen beobachtet« Pilze, Vorlagen S. 5; Flora des Bayrischen Waldes S. 26. —
Schlimpert,A.M.: Abnorme Form von Veronica spicata L. S. 24. — Schorler, B.:
üeber Carica quercifolia S. 4 ; seltene Orchideen der Flora Saxonica S. 5 ; blüthen-
biologische Demonstrationen S. 6 ; Flora des oberen Saalethaies und des Frankenwaldes
S. 24; neue Phanerogamenfunde der Flora Saxonica S. 26; DodeFs Pflanzenatlas,
8ect. Iris S. 27. — Wobst, K.: üeber Ämarantus hypochondriacus L., Bildungs-
abweichungen der Pflanzen S. 5. — Wolf, Th. : Neue Pflanzen der Flora Sachsens
S.26.
in. Seetion fflr Mineralogie und Geologie S. 6 nnd 28. — Bergt, W.: Festigkeits-
prüfmigen von Gesteinen S. 7; Litteraturbesprechung 8. 8; der internationale Geologen-
Congress in Zürich S. 30. — Deichmüller, J.: Encriniten des Muschelkalks 8. 8. —
Döring, H.: Stmdellöcher im Pläner von Cotta, Ausstellung des Lehrervereins fiir
Naturkunde in Dresden S. 7; Lagerungaverhältnisse des oberen Muschelkalks von
Krailsheim S. 29. — Engelhardt, H.: Tertiärpflanzen aus dem böhmischen Mittel-
ü
gebirge S. 7; was erinnert in unserem Sachsenlande an die Pflanzenwelt der Tertiär-
zeit? neue Litteratur 8. 8. — Francke, H.: Mineral vorlagen 8. 8; grosser Bieiglanz-
krystall aus der Eifel S. 30. — Geinitz, H. B.: Versteinerungen aus der oberen
Kreide von Rügen S. 6; Gliederung der Flötzformationen Helgolands, neue Diatomeen-
schichten in der Lausitz, der internationale Geologen - Congjess in Zürich S. 7; die
mineral.-geolog. Sami^lnngen der K. technischen Hochschule in Dresden S. 8; Be-
richt über einen Ausflug nach dem Nord-Ostsee- Kanal S. 28; neue Litteratur S. 7, 8
und 30. — Kalkowsky, E.: K. Th. Liebe f, naturwissenschaftliche Wanderversamm-
lun^en, Demonstrations-Mikroskope von R. Fuess S. 8 ; Schwämme aus der Quadraten-
Kreide, geotektonische Modelle 8.30. — Schneider, 0.: Nephrit - Schnitzereien ans
China S. 8. — Z schau, £.: Kalkspathkrystalle ans dem Syenit des Plauenscben
Grundes S. 9.
lY« Sectlon für prähistorische Forschungen S. 9 und 30. — Bergmann, A.: Kur-
fürst August und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen Forschung
S. 9. — Deichmüller, J.: J. Undset \^ Ausgrabungen und neue Erwerbungen der
K. prähistorischen Sammlung S. 11; Steinzeit funde bei Dresden S. 12 und in Böhmen
S. 32; Versammlung der Deutschen und Wiener anthropol. Gesellschaften in Innsbruck
S. 31; neues Umenfeld in Blasewitz S. 32. — Döring, H.: Der Lüptitzer Spitzberg
bei Würzen S. 10; Gräberfeld von Löbtau, neolithische Funde in Löbtau S. 12; der
Burgwall von Kleinböhla bei Oschatz, mit Bemerk, von J. Deichmüller, S. 30;
Vorlagen S. 11. — Ebert, O.: Steinzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle bei
Cossebaude S. 12; La Töne -Fibel von Stetzsch S. 33. — Geinitz, H. B.: Ein Dolmen
in der Gersdorfer Heide bei Gross -Cotta, Steinbauten an den TrollhÄttanfallen in
Schweden S. 12. — Jentsch, A : Zusammenhang zwischen Ansiedelungen und klima-
tischen V^erhältnissen 8. 33. — üsborne, W.: Neolithisches Gefäss von Prag, die
vorgeschichtlichen megalithischen Steinbauten, Vorlagen S. 11 ; Ursitz und Vorgeschichte
der Arier S. 30; die jüngere Steinzeit in Böhmen S. 31; Fund aus der jüngeren Stein-
zeit auf der Zämka hei Prag S. 32. — Excursion nach Zschoma S. 12.
Y. Section für Physik nnd Chemie S. 12 und 33. — Gorsepins, M.: Anla|;e eines
Elektricitätswerks der Stadt Dresden S. 13. -- Freyberg, .f.: H. Hertz f S. 12. —
Helm, G.: E. Zetzsche f S. 13. — von Meyer, E.: Lavoisier und die Chemie seiner
Zeit — eine Säcularbetrachtung S. 13. — Top 1er, A.: Neue Methode der absoluten
Temperaturmessung S. 33. — Excursion nach dem Elektricitätswerk der K. Sachs.
Staatseisenbahnen in Dresden-Friedrichstadt S. 13.
YI. Section fOr Mathematik S. 13 und 34. — Helm, G.: Die neuen Prinzipien der
Mechanik von Heinrich Hertz S. 84. — Klette, 0.: Die neuen Dresdner Bahnliofs-
anlagen S. 35. — Krause, M.: Entwickelung der elliptischen Functionen in Potenz-
reihen S. 13. — Rohn, K.: Construction einer Fläche 2. Grades, von der 9 Punkte
gegeben sind S. 13; Vereinfachung einiger Sätze und Aufgaben der Planimetrie
S. 14.
YII. Haaptrersammlnngen S. 14 und 35. — Veränderungen im Mitgliederbestande S. 15
und 38. — Beamte im Jahre 1895 S. 39. — Kassenabschluss für 1893 S. 14 und 20.
— Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 39. — Vermehrung der Bibliothek S. 4. — Be-
richt des Bibliothekars 8. 42. — Werner-Denkmal S. 38. — Liebe-Denkmal S. 36. —
Ausstellung des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden S. 14. — Vorlagen S. 14. —
Feier des 80. Geburtstags von Dr. H. B. Geinitz S. 36. — 80. Geburtstag von
Dr. Fr. Theile S. 36. — Bergt, W.: Die classischen Stätten des Contaetmeta-
morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J.: Die bisherigen TSrgebnisse der
vorgeschichtlichen Forschungen in und um Dresden S. 14; E. Haase f S. 36. —
Helm, G.: H. von Helmholtz f S. 36; Vorlage Mach*scher JPhotographien fliegender
Geschosse S. 37. — Hempel, W.: Beobachtungen über die Entstehung von Gesteinen
S. 14. — König, Cl.: Die Grundlagen zu Alexander von Humboldfs pflanzen-
geographischen Ideen S. 15. — N au mann , A.: Nährwerth und Nährwerthsbestimmungen
pflanzlicher Nahrungsmittel 8. 36. — Raspe, F.: Vorlagen S. 14. — Reibisch, r.:
Ergebnisse der methodischen Plankton-Forschung S. 38. — Schneider, O.: Litteratur-
besprechung S. 14. — Töpler, A. : Die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten
elektrischen Condensatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten
Tesla'schen Versuche S. 35. — Ulbricht, R.: Bericht über seine Reise nach Chicago
1893 S. 14. — Witting, A.: Messung der Geschwindigkeit von Geschossen S. 37. —
Excursionen nach Tetschen, nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co.
in Niedersedlitz S. 15.
B. Abhandlungen.
Bergt, W.: Die Gesteine der Roinenstätte von Tiahnanaco im alten Fem (Bolivia).
Mit Tafel II. S. So.
Döring, H.: Der Bargwall von Kleinböhla bei Oschatz. S. 67.
£bert, R.: U eher AUantonema mirabUe, Sphaef^ulia bombi und Heterode^'a Schachtii.
S. 18.
Engelhardt, H.: lieber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel L
S. 3.
Ireinitz , H. B. : Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden. S. 14.
Schiller, K.: Krjptogamen des Bayrischen Waldes. S. 71.
Schorler, B.: Die Flora der oberen Saale und des Franken waldes. S. 53.
Schorler, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica im Jahre 1894. S. 61.
Töpler, A.: lieber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen
Uondensatorscfawingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla'schen V^er-
suche. S. 22.
IHe Autaren Hnd allein veranHvarUich für den Inhait ihrer
Abhandlungen.
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten am
besonderen Wunsch 25 Separat -Abzüge unentgeltlich, eine grossere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Verzeichniss der Mitglieder
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in X^resden
im December 1894.
Berichtignngen bittet man an den Secretär der Gesellschaft, d. Z.
Dr. J. Y. Delcbmttller in Dresden, ^u richten.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis^', welche durch die Burdach'sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln 3 M- — Pf.
Dr. Osoar Schneider: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 ÄL — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 186P> 1 3l. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 186i und 1865. pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pf .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Decomber 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868.* pro Jahi-gang . . 8 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 u. 1871. April- Decemberp. Heft SM.— Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-Septembei* 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873—1878. pro Jahrgang .... 4 JJ. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahi'gang 1880. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-December 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl 882 —1884,1 886— 93.
pro Jahrgang 5 M. — PL
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis'* wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis", sowie auch
Wünsche bezügüch der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis'' werden von dem ersten Secretär der Ge-
sellschaft, d. Z. Dr. DeichmQller, Dresden-A., Zwingergebäude,
El. Mineral. -geolog. Museum, entgegengenommen.
mir Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in der
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsbeiichten quittirt wird.
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:J3
Eönigl. Sachs. Hofbuchhandlung
H. Burdach
— Warnatz & Lehmann —
Schloss-Strasse 32. DBJSSDEN. Fernsprecher 152.
ompfibhit sich
7.ur HcKorgung nUscnhcharUichcr Lilerutur.
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13
.«K.« (t« b. ^'. »l CH(. ritkCIM
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der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Comitö.
Jahrgang 1894.
«JaniTa.!:* l>is «Juni.
Mit 1 Tafel und 3 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Commission von Warnatz & Leliniann^ K. Siiclis. Hof])UfliliänJler.
1894.
-- - rl-
Redactlons-Comitö fiir 1894:
Yorftitzender: Prof. Dr. G-. Helm.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof.Dr. O. Drude, Privatdocent Dr. J. Freyber«:
Geh. Hofrath P;-of. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Nitseh.
und Rentier W. Os borne.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
I. Sitzungsberichte.
^•s^T*"FW?rÄ?.-*-^*°'?1'' ^■- ?ie sogenannten «Ailenischen HasetaUsse
NiLrT*. TT fpn;W^l' Int'^'cl'elnng und Lebensweise der Nematoden 8.3. -
JNitsche, H.. Leuchtende Thiere und Pflanzen, der mornholoirische Znsammenliaii"
und Palmeilaceen 8.5; Palmflora dertropischtn^^
und 5. - Jenke, A.: Neue Desmidiaceen le^Äa vi^?. ^'^'' S"^? ^.^^^.?^°'' ^A
aeruginosa aus den Carolaseen S. 5; . . . . . und K Wo W^^^ ^- 1' ^^^^ n'^Ä
aus äer Dresdner Flora S. 5. - SchillerrK - Blf^o^'o^^^'^v^^^^^^^
lagen S, 5. - Schorler, B.: üeber CaHca nu^^r^I"^^^^^^^ ?^^' ^IT
Flora Saxonica S. 5; blüthenbiologische DemoS^^Cl^^ ff' '^^1^1^.'^^^,? f"
Amarantua hvvochondriacus. männp^J^^^^^^y^^^.^^ S- 6- ~ Wobst, K.: üeber
Amarantus hypochondriacus, Bildun^abweichnnc^^^^^ ^V.^* — Wobi
[I. Section fILp Mln«rAinfl-iA nnrf ß«SV^«^^o *^?^8^®» der Pflanzen S. 5.
tsprüfongeu
Encriniten des
des Lehrervereins für Naturkunde in Dresden ^ 4™ Pläuer von Cotta, Ausstellung
pflanzen aus dem böhmischen Mittelgebirge S 7- w "^ fin^elhardt, H.: Tertiär-
an die Pflanzenwelt der Tertiärzeit? neue Liffi^oV erinnert m unserem Sachsenlande
vorlagen 8. 8. - Geinitz, H. B.: VersteinenimJf«"! ®- ?• " Francke, H.: üinerai-
S. 6; Gliederung der Flötzformationen HelioiS.^Ji *^® ^^^ oberen Kreide von Rügen
Lausitz, der internationale Geologen- Conffre^i' S®^® Diatomeenschichten in der
geologischen Sammlungen der K. Techniach^ri ^ ^^ich S. 7; die mineralogisch-
Litteratur S. 7 und 8. — Kalkowsky E • K" ^.?p"f^^'^e in Dresden S. 8; neue
Wanderversammlungen, Demonstrations-Mikroslr^ J^ iaebe f , naturwissenschaftliclie
Nephrit- Schnitzereien aus China S. 8. -. Zsry?« ^'^^?^-^^«S8S.8.-Schneider,0.:
Syenit des Plauenschen Grundes S. 9. ''"»'^^, It..: Kalkspathkrystalle aus dem
IV. Section für prähistorische Forschumren q c*
August und Kuri'Urstin Anna in ihren Beziehn^.; ' — Bergmann, A.: Kurfürst
S^^^T.^^^^^"^"^*^^^^-- J-Undset f. Ause^i.?'* ^^^ prähistorischen Forschung
K. Prähiatonachen Sammhmg im Jahre 1893 S* 1 1 . 5??^^ ^nd neue Erwerbungen der
Döring, H.: Der Lüptitzer Spitzberg bei Wur^',.^'^^^^^^de bei Dresden S. 12. -
felde von Löbtau, neofithische Reste von Löbtan q ,^" ^^ ' Beigaben aus dem Gräber-
Stemzeitfunde bei Cotta, slavische Herdstelle ht? r^' ^^.' "Vorlagen S. IL — Ebert,0.:
Ein Dolmen in der Gersdorfer Heide bei Grr. ??^*^de 81 12 — Geinitz, H.B.:
hättanfällen in Schweden S. 12. -Osborne w'^^Zp^^^i Steinbauten an den Troll-
vorgeschichtlichen megaüthischen Steinbauten v' i; ^^^'^^^lisches Gefäss von Frag, die
ZschomaS. 12. *' ^«rlagren S. n _ Excursion nach
V. Section für Physik und Chemie S. 12 — n ^ '
mcitfits Werks der Stadt Dresden S. 13. — Fj^J^f^i^s, M- Anlwre eines Elek-
Helm, G.: E. Zetzsche f S. 13. -vouMeyer JK? V^^^ J.:'h Hertz f S. 12. -
vir. eine Säcularbetrachtung S. 13. - Exeu J-oi'^" -^-'^voisier und die Chemie seiner
vif ÄÄ^^ÄÄn Wa '^"^ Elek^citätswerkder
Functionen in Potenzreihen S. 13. — RoLn, K -*'h^-= -Entwickelun^ der elUptischen
ron der 9 Pimkte gegeben sind S. 13; Verein^-^hun^'''^««on eÄlBche 2 Grad«.
Planimetrie S. 14. '^^''"ng: einiger Säteemid Aufgaben der
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der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
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in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Gomit^.
Jahrgang 1894.
Mit 2 Tafeln and 4 Abbildangen im Text.
t
Dresden.
In Commission von Wamatz & Lehmann, K. Sachs. Hof buchhändler.
1895.
B. Aasserhalb Dresden. jahrd«r
Aufnsbme.
158. Boxberg, Georg you, Rittergütsbesitzer auf Rebnsdorf bei Kamenz . . . 1883
159. Carlo witZy von, Majoratsherr auf Kuknkatein bei Liebstadt 1885
160. Degenkolb, Ritteij^ntsbesitzer auf Rottwemdorf bei Pirna 1870
161. Fritzsche, Felix, Frivatua in Kötzschenbroda 1890
162. Hener, Ernst, Fabrikbesitzer in Cotta 1879
163. Kesselmeyer, Carl, in Altrincham, Cheshire 18ß3
164. Kobsmahl, F. A., E. Oberförster a. D. in Langebrttck 1882
165. Krutzscb, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein 1894
166. Osbome, W., Privatns in Blasewitz 1876
167. Reiblscb, Th. F., Institatsdirector in, Planen b. Dr 1851
168. Sehneider. Osk., Dr. phil, Professor in Blasewitz 1863
169. Sehlinke, Th. Huldreich, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Blasewitz . . . 1877
170. Sehreiter, Br., Bergdirector in Berggiesshttbel 1883
171. Seidel, C. F., Maler in Weinböhla 1860
172. Thttmer, Ant. JnL, Institntsdirector in Blasewitz 1872
173. Wagner, Arth., Ingenieur und Gasinspector a. D. in Bläsewitz 1891
174. Wolf, Th., Dr. phil., Geolog in Plauen b. Dr 1891
n. Ehrenmitglieder.
j
1. Agasslz, Alex., Dr. phil., Gurator des Museum of Gomparative Zoology in
Cambridge, Mass 1877
2. Caru8, Jul. Vict, Dr. phil.. Professor an der Universität in Leipzig . . . 1869
3. Danbr^, Aug., Membre de rlnstitat, Professor am natnrhistor. Museum in Paris 1867
4. Ettingsbausen , Const. Freiherr von, Dr. phil, Kegiernngsrath , Professor an
der Universität in Graz 1852
5. FlQgel, Felix, Dr. phil, Vertreter der Smithsonian Institution in Leipzig 1855
6. Fraas, Ose, Dr. phil., Oberstudienrath , Professor am Naturalien -Cabinet in
Stuttgart 1867
7. Galle, J. G., Dr. phil.. Geh. Regierungsrath, Director der Sternwarte und
Professor an der Universität in Breslau 1866
8. Geinitz, Han.9 Bruno, Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor a. D., Director des
K. mmeral.-geolog. und prähistor. Museums in Dresden 1838
9. GQmbel, Carl Wilh. von, Dr. phiL, Oberbergdirector und Professor an der
Universität in München 1860
10. Hall, James, Professor, Director des N. Y. State Museum in Albany . . . 1873
11. Hauer, Franz Ritter von, Dr. phil., K. E. Hofrath, Intendant des K. K. natnr-
histor. Hofmuseums in Wien 1857
12. Hanghton, Rev. Sam., Professor am Trinity College in Dublin 1862
13. Jones, T. Rupert, Professor a. D. in Chelsea, London 1878
14. Kenngott, Ad. , Dr. , Professor am Polytechnikum und an der Universität in Zürich 1 868
15. KÖUicker, Alb. von, Dr., Geh. Rath, Professor an der Universität in Wttrzbnrg 1866
16. Lanbe^ Gust, Dr. phil., Professor an der Universität in Prag 1870
17. Leuckart, Rud., Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Universität in Leipzig 1869
18. Lov^n, Sven, Dr., Professor an der Universität in Stockholm 1869
19. Harcon, Jules, in Cambridge, Mass 1866
20. Marsh, Othn. Charles, Dr. pnil., Professor am Yale College in Newhaven, Conn. 1881
21. Hercklin, Carl von, Dr., Geh. RaÜi, Professor in Petersburg 1868
22. Höhl, Heinr., Dr., Professor in Kassel 1875
23. MUller, Ferd. Freiherr von, Dr. phil, Government Botanist for Victoria in
Melbourne 1849
24 Kitsche, Heinr., Dr. phil., Professor an der E. Foi-stakademie in Tharandt . 1893
25. Iföldeke, C, Dr. jur., Oberappellationsrath in Celle 1888
26. Nostiz-nallwif z, Herrn, von, Dr., Minister des Innern und des E. Hauses in
Dresden 1869
27. OmbonI, Giov., Professor an der Universität in Padua 1868
28. Rossberg» C. Mor., Regierungsrat h in Dresden (Mit Stifter der Isis) . . 1886
xin
Jfthr der
Attfnsbm«
29. Rflünerer, Ludw., Dr., Professor an der Universität in Basel 1869
30. SerlOy Dr., Oberberghauptmann a D. in Berlin 1870
31. SilTa, Mig. Ant. da, Professor an der Ecole centrale in Rio de Janeiro . . 1868
32. Stacke. Guido, Dr. pblL, E. K. Oberbergrath , Director der K. K. geolog.
Reichsanstalt in Wien 1877
33. Steenstmp, Job. Japet. , Dr., Staatsrath, Professor an der Universität in
Kopenhagen 1846
34. Theile, Friedr., Dr. med. in Lockwitz' (Mi tstift er derlsis) 1885
35. Tsehermak, Gst., Dr., Hofrath, Professor an der Universifät in Wien . . . 1869
36. Terbeek, Rogier D. M., Dr. phil., Director der geologischen Landesuntersuchnng
von Niederländisch-Indien in Bnitenzoig 1885
37. Yircbowy Rnd., Dr. med., Geh. Medictnalrath, Professor an der Universität
in Berlin 1871
38. Togt, Carl, Dr., Professor an der Universität in Genf 1868
39. WUlkoiiiBi, Heinr. Mor., Dr. phil., Staatsrath, Professor a. D. in Prag . . 1866
40. Zeitner, Gast., Dr. phil., Geh. Rath, Professor an der K. technischen Hochschule
in Dresden 1874
IIL GorreBpondirende Mitglieder.
1. llberti, Ose. von, Bergamtsreferendar in Freiberg 1890
2. Amtbor, G. £. A., Dr. phil., in Hannover 1877
3. Incona, Cesare de, Dr., Professor am R. Instituto di studi superiori in Florenz 1863
4. Ardissoae, Frz., Dr. phil, Professor an dem technischen Institut und der
Ackerhauschale in Mailand 1880
5. Irtzt, Ant., Yermessungs-Ingenieur in Plauen i. V 1883
6. AsehersoB, Paul, Dr. phil, Professor an der Universität in Berlin .... 1870
7. BaekmABii, £wald, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Planen i. V 1883
8. Baessler, Herm., Director der Strafanstalt in Voigtsberg 1866
9. Baldanf» Rieh., Bergdirector des Hermannschachts in uax. 1878
10. Baltzer, A , Dr. phil., Professor an der Universität in Bern 1883
11. Beehy Emil, Dr. med., Hofrath, Geriohtsarzt in Pirna 1846
12. Bembardl, Job., Landbauinspector in Altenburg 1891
13. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882
14. BUnford, Will. T., Esqn., in London 1862
15. BlasehkAy Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz 1880
16. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marine- Laboratorium in Kiel . . 1890
17. Bombicei, Lnigi, Professor an der Universität in Bologna 1869
18. Bmaina, Spiridion, Professor au der Universität in Agram 1870
19. Bureau, Ed., Dr., Professor am natnrhistor. Museum in Paris 1868
20. Caneatrlnl, G., Professor an der Universität in Padua 1860
21. CantenSy G. Dietr., Ingenieur in Berlin 1874
22. Conwentz, Hugo Wilh., Dr. phil, Profes.^or, Director des westpreuss. Pro-
vinziidmnseums in Danzig 1886
23. Credner, Herrn., Dr. phil.. Geh. Bergrath, Professor an der Universität und
Director der geologischen Landesuntersuchung von Sachsen in Leipzig . . 1869
24 Danzigy Emil, Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Rochlitz 1883
25. Datbe, Ernst, Dr. phil., K. prenss. Landes^olog in Berlin 1880
26. Dittmarseby A., Bergschul-Director in Zwickau 1870
27. Doli, Ed., Dr., Gberrealschul-Director in Wien 1864
28. Boss, Bruno, Dr. phil., Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
29. Dziednszyeki, Wladimir Graf, in Lemberg 1862
30. Eise], Roh., Gurator des städtischen Museums in Gera 1857
31. Fiseher, Aug., Kaufmann in POsneck 1868
32. Flohr, Conrad, Amtsrichter in Leipzig 1879
33. Freneh, G., Esqu., Govemement Entomolog[ist in Melbourne 1877
34. Frenzely A., Dr. phil, K. Hüttenchemiker m Freiherg 1872
35. Friederichy A., Dr. med., Sanitätsrath in Wernigerode 1881
36. Friedrich, Gsc, Dr. phil., Professor, Conrector am Gymnasium in Zittau . 1872
XIV
Jahr der
Aafnabme.
87. Frltscby Ant., Dr. med, Professor an der Universität nnd Cnstos am böhmi-
schen Landesmnsenm in Praff 1867
38. Gandry, Alb., Dr., Membre de rinstitnt, 'Professor am natnrhistorischeu
Museum in i?aris 18(iH
39. Geheeby Adelb., Apotheker in Geisa 1877
40. GeinitXf Frz. Eng., Dr. phil, Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
41. Oerodty Leonb., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1880
42. Gonnermanny Max, Apotheker und Chemiker in Teterow 18(>5
43. Groth» Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Mttnchen 18^
44. Hftrter» C, Ingenieur in Mexiko 1881
45. Hans, Wilb., Gärtnereibesitzer in Hermhut 1868
46. Härtung, H., Bergmeister in Lobenstein 1867
47. Heim, Alb., Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1 872
48. Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863
49. Hennig, Georg Rieh., Dr. phil., Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
50. Herb, Salinendirector in Traunstein 1862
51. Herrmann, Wilh., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862
52. Hibsch, Emanuel, Dr. phil., Professor an der höh. Ackerbauschule in Lieb-
werd bei Tetscheu 1885
53. Hilgard, W. Eng., Professor an der Universität in Berkeley, Califomien . . 1869
54. Hilgendorf, Frz., Dr. phil., Professor, Gustos am K. zoolog. Museum in Berlin 1871
55. Hinsei, Heinr., Dr. phil., Professor a. D. in Leipzig 1862
56. Hof mann, H., Btlrgerschullehrer in Hohenstein-E 1894
57. Hübner, Ad., HlUtenmeister in Mnldner Htttten bei Freiberg 1871
58. Hiill, Ed., Dr., Professor in London 1870
59. Israel, A., Schulrath, Seminardirector in Zschopau 1868
60. Issel, Anh., Dr., Professor an der Universität in Genua 1874
61. Jentz.Hcb, Alfr., Dr. phil.^ Professor an der Universität und Director des
ostpreuss. Provinzial-Museums in Königsberg 1871
62. Kesselmeyer, Wilh., in Manchester 1863
63. Kinne, B., Apotheker in Hermhnt 1854
64. Kirbacb, Fr. Paul, Dr. phil, Lehrer an der Mttllerschule in Dippoldiswalde 1894
65. Klein, Herm., Herausgeber der „Gaea^ in Köln 1865
66. Köhler, Ernst, Dr. phil., Seminar- Oberlehrer in Schneeberg 1858
67. König von Warthansen, Wilh. Rieh. Freiherr von. Kammerherr auf Wart-
hausen bei Biberach 18^5
68. Kombuber, Andreas von, Dr., Professor am Polytechnikum in Wien . . . ia57
69. Krebs, Wilh., Privatgelehrter in Altona 18a5
70. Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888
71. Kübn, E., Dr. phil., Schulrath, Bezirksschulinspector in Leipzig 1865
72. Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
73. Lange, Theod., Dr. phil., Apotheker in Wemingshausen 1890
74. Lanzi, Matthaens, Dr. med. in Rom 1880
75. Lapparent, Alb. de, Ingenieur des mines, Professor in Paris 1868
76. Lefövre, Theod., Dr., in Brüssel 1876
77. Le Jolis, Aug., Dr. phil., Director der Soci6t6 nation. des sciences natnr. et
math6m. in Cherbourg 1866
78. Leonhardt, Otto Emil, Seminar-Oberlehrer in Nossen 1890
79. Lobrmann, Ernst, Dr. phil, Lehrer am K. Gymnasium in Schneeberg. . . 1892
80. Ludwig, F., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Greiz . . . 1887
81. LÜttke, Job., Fabrikbesitzer in Hamburg 1884
82. Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869
83. Mennert, Ernst, Dr. phil., Seminar-Oberlehrer in Pirna 1882
84. Menzel, Carl, Oberbergrath, Bergamtsrath in Freiberg 1869
85. Menzel, Paiü, Dr. med. in Hainitz bei Bautzen 1894
86. MöUer, Valerian von, wirkl. Staatsrath, Oberberghauptmann in Petersburg . 1869
87. MortiUet, Gabriel de, Professor am anthropolog. Institut in Paris .... 1867
88. Naschold, Heinr., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Aussig 1866
89. Naumann, Ferd., Dr. med., Marinestabsarzt a. D. in Gera 1889
90. Naumann, Herrn., Realschul-Oberlehrer in Bautzen 1884
91 Nobbe, Friedr., Dr. phil., Geh.Hofrath, Prof. an der K. Forstakademie in Tharandt 1864
92. Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Conrector am Realgymnasium in Chemnitz 1866
93. Pabst, Wilh., Dr. phil., Gustos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881
XV
Jalir der
Aufnahme.
94. Peek. Reinhard, Dr., Director des Museums der natorforsch. Gesellschaft iii
Görlitz 1868
95. Petermaniiy A., Dr., Director der Station a^nomiqne in Gemblonx . . . 1868
96. Piioriniy L., Dr., Flrofessor an der Universität nnd Director des Mnseiuns
£ircheriannm in Rom 1876
97. Prasse, Ernst Alfir., Betriebs -Ingenieur a. D. in Leipzig 1866
98. Rehmaiiiiy Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
99. Beichey Carl, Dr. phil., Lehrer am Lycenm in Constitncion, Chile .... 1886
00. Reidemeister, C, Dr. phil., Fabrikdirector in Schönebeck 1884
01. BuMre, Wilh., Dr., Geh. Bergrath a. D. in Breslau 1868
02. Sanoberger, Fridolin Ritter von, Dr., Geh. Hofrath, Professor an der Uni-
versität in Würzbura: 1862
03. Scldmpfkyy Paul Rieh.. Lehrer in Lommatssch 1894
04. ScUiebeB, H. L. von, Oberst z. D. in Oberlössnitz- Radebeul 1862
05 SehUmpert, Alf. Mor., Apotheker in Colin bei Meissen 1893
OB. SelinoiTy Veit Htuins, Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in Zwickau 1867
07. Sehreibery Paul, Dr. phil., Professor, Director des K. sachs. meteorolog. In-
stituts in Chemnitz 1888
08. Schnstery Ose., Generalmajor z. D. in Niederlössnitz- Radebeul 1869
09. Scott, Dr. phil., Director der Meteorological Office in London 1862
10. Seidelly D.M., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1883
11. Seidel II, Heinr. Beruh., Seminar- Oberlehrer in Zschopau 1872
12. Seidlitc, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg 1868
13. Senoner, Ad., Bibliothekar a. D. in Wien 1855
14. Sieber, Georg^ Rittergutspächter in Grossgrabe bei Xamenz 1879
15. Slegnumd, Wüh., Privatus in Reichenberg, Böhmen 1868
16. Sonntag, F., Privatus in Berlin 1869
17. Stanss, Walth., Dr. phil., Chemiker in Leipzig 1885
18. Stephan!, Frz., Kaufinann in Leipzig 1893
19. Stersel, Job. l^ang., Dr. phil., Lehrer an der I. höheren Mädchenschule in
Chemnitz 1876
20. Steuer, Alex., Dr. phil., in Strassburg 1888
21. SteTensoB, John J., Professor an der University of the City in New -York 1892
22. Stossieh, Mich., Professor in Triest 1860
23. Temole, Rud., Director des Landes -Versicherungsamtes in Pesth .... 1869
24. Thallwiti, Job., Dr. phil., Realschnl - Oberlehrer in Pirna 1888
25. Tietjen, Friedr., Dr., Professor an der Universität in Berlin 1868
26. Ulbricht, R, Dt. phil., Professor a. D., in Dahme 1884
27. Ulrich, George H. F., Dr. phil., Professor an der Universität in Dunedin,
Neu-Seehind 1876
28. Yaier, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1882
29. Vetters, K., Dr. phil, Lehrer an der höheren Gewerbeschule in Chemnitz 1884
30. Yolgt, Beruh., Steuerrath, Bezirks - Steuerinspecteur in Zwickau .... 1867
31. Voretzsch, Mai, Dr. phil., Oberlehrer am Realgvmnasium in Altenburg . . 1893
32. Waagen, Wilh. Heinr., Dr. phil., Oberbergrath, Professor an der Universität
in Wien 1877
.33. Wartmann, B., Dr. med., Professor in St. Gallen 1861
34. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
85. Weise, Aug., Buchhalter in fibersbach 1881
36. Welemensky, Jak., Dr. med., in Prag 1882
37. Wentzel, Gg. Alb., K. Hofgärtner a. D. in Pillnitz 1871
38. White, Charles, Dr., Curator*am National -Museum in Washington . . . 1893
39. Wiechel, Hugo, Betriebsinspector in Chemnitz 1880
40. Wiesner, Jul., Dr., Professor an der Universität in Wien 1868
41. Winkler, T. C. Dr., Custos am Teyler Museum in Harlem 1875
42. Wohlfalui, Jul. Ose, prakt. Arzt in Freiberg 1868
43. Wolir, F. A., Seminar- Oberlehrer in Pirna 1883
44. Wttnsche, F. Otto, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau 1869
45. Zimmermann, Ose, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Realgymnasium in
Chemnitz 1880
^38^
I
Sitzungsberichte
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden,
1894.
<}>
^'i^\ 8 1896
I. Section für Zoologie.
Erste Sitzung am 18. Janoar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. R. Ebert.
— Aiiweseiul 42 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche dankt für die ihm durch Ernennung zum Ehren-
mitgliede gewordene Auszeichnung und legt weiter dar, nach welchen
Gesichtspunkten er das ihm übertragene Amt des Vorsitzenden der Section
zu fuhren gedenkt.
Hierauf referirt er mit Demonstrationen über das neu erschienene
Buch: Gadeau de Kerville, Die leuchtenden Thiere und Pflanzen, über-
setzt von W. Marshall. Leipzig 1893.
Zweite Sitzung am 15. März 1894 (in Gemeinschaft mit der Section für
Botanik). Voi-sitzender: Prof. Dr. H. Nitsche. — Anwesend 16 Mitglieder.
Prof. Dr. R. Ebert referirt ausfuhrlich über: R. Leuckart, Neue
Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Lebensweise der Nematoden
(Abh. d. math.-physik. Kl. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., Bd. XIII, Nr. 8),
und: A. Strubell, Untersuchungen über den Bau und die Ent Wickelung
des Rübennematoden, Heterodera Scliachtii Schmdt.
Mit Rücksicht auf das grosse Interesse, welches dieser Vortrag bietet,
beschliesst die Section, das Referat in die „Abhandlungen" aufzunehmen.
Dr. B. Steglich erläutert dann die durch Heterodera hervorgebrachten
Krankheitserscheinungen an Pflanzen und bespricht deren Abwehr.
Prof. Dr. H. Nitsche bespricht im Allgemeinen den morphologi-
schen Zusammenhang zwischen den behandelten abnormen und den
normalen Nematoden.
Prof. Dr. 0. Drude bemerkt endlich, dass die neuerdings auch in
Dresden auf den Markt kommenden sogen, chilenischen Haselnüsse
von einer Proteacee, Ouivina avellana, stammen.
Dritte Sitzung am 24. Mai 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche.
— Anwesend 24 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche widmet dem am 28. März 1894 verstorbenen Ehren-
mitgliede, Geh. Oberforstrath Dr. Joh. Friedr. Judeich, Director der
K. Forstakademic in Tharandt, einen warm empfundenen Nachruf
und spricht sodann auf Grund eingehender Studien über die neuere
Eintheilung der Pflanzenläuso.
n. Section für Botanik.
Erste Sitzong am I.Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 29 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt unter kritischen Anmerkungen ein von Lehrer
Walde herausgegebenes Moos her bar ium vor und lässt gleichzeitig eine
von unserem correspondirenden Mitgliede, Prof. Dr. 0. Wünsche ver-
öflfentlichte Schrift: Der naturkundliche Unterricht in Darbietungen und
Uebungen, Hft. 2, „Die Laubmoose^ circuliren.
Ausserdem überweist er der Isis den von ihm veröffentlichten „Führer
durch den K. Botanischen Garten" als Geschenk.
Nachdem Prof. Dr. 0. Drude noch darauf aufmerksam gemacht hat,
dass für die Botanik und Gartenbau treibenden Vereine all-
monatlich am ersten Montage im botanischen Garten eine
Sitzung abgehalten wird,
gedenkt er des 70. Geburtstages des verdienten Physiologen Prings-
heim und verliest die diesem bei jener Gelegenheit von der Deutschen
Botanischen Gesellschaft gewidmete Adresse.
Darauf folgt der Vortrag über die Biographie des am 5. April
1893 zu Genf verstorbenen Alphonse de Candolle, eines der her-
vorragendsten Botaniker dieses Jahrhunderts.
Dr. B. Schorler bespricht die zur Familie der Papayaceen gehörige
Carica qiiercifolia unter Vorlage mehrerer 30 cm starker Stammstücke,
welche von einem im botanischen Garten innerhalb 1 7« Jahren gezogenen
Exemplare herstammen. Er geht dabei des Näheren auf die anatomische
Stammstructur ein und erläutert das Gesagte an 5 mikroskopischen Prä-
paraten.
Wir haben es hier mit einem sogen. „Schwammholz^' zu thun, d. h. einem sehr
wasserhaltigen, raschwüchsigen, seine Holzzellen auf das Dürftigste ausbauenden Stamme.
Derselbe ist in IVg Jahren von 2 cm Durchmesser auf einen Fuss Durchmesser heran-
gewachsen; sein Holz zeigte an einem im botanischen Garten nachträgUch gewogenen
Abschnitt von 7600 gr Frischgewicht folgenden Wassergehalt: 95,3 7o Wasser, 4,7%
lufttrockene Holzsubstanz. D. h. also: der Wassergehalt dieses Holzes steht ungefähr
mit dem des Spargels in dessen jungen, essbaren Trieben anf gleicher Stufe, hat aber
viel zahlreichere, kräftig gebaute Gefässe und besonders sehr feste Radialreihen von
Bastfasern in seiner Rinde. (DruJe)
Zweite (ausserordentliche) Sitzung am 22. März 1894 (Floristenabeud).
Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 18 Mitglieder.
Lehrer A. Jenke bespricht einige für die Flora von Dresden und
seiner Umgebung neue und für genanntes Gebiet noch nicht ver-
öffentlichte Desmidiaceen und erläutert dieselben in mehreren, von
Prof. Dr. 0. Drude zur Verfügung gestellten Mikroskopen:
1. Pleurotaenioj)8i8 tesselata De Toni (syn: DysphincHum attiolatum Naeg., Cos-
marium strtolatum Arch. , Cosmaridium strioiatutn Gay var. Cohnii Hans^.,
Calocylindrus Cohnii Krch., Dysphinctium tesselatum Delp). — Abbüd. w
Oesterr. Botan. Zeitg., Hft. 2.
2. Micraateriaa Americana Ktz. — Wolle, Desm. PI. 82,2;
3. Micra8teria8 Americana Ktz. var. recta Wolle. — Wolle, Desm. PL 32,3.
Vortragender sammelte dieselben an verschiedenen Stellen des Dippelsdorfer Teiches
bei Moritzburg im October 1892 vergesellschaftet mit folgenden Arten:
Desmidium Schwartzii Ag., Micraaterias fnreatn Ag., M. Crux-MelitenHs Ehr.,
Euaatrum binale Tnrp., E, oblongum Grev.j Cosmarium granatum Breb., C. teiraoph^
thalmum Ktz., C Bo^^ts Bory, C Ralfsix Breb., C ilfeneoAtmi Breb., C bioculatum
Breb., iln^AroeiexmiM eonveraena Ehr., i9/attra«/rum j^o/vinorpAum Breb., Pentum Digutua
Ehr., Docüitttm ^runca^um Breb., Cioaterium Lunula MUr., C/. costo^m Cord., Pe(2ia«fonim
perfv^um Ktz., P. ellipticum Ehr., ^cene(i«snm« ^uatfricaude Turp., sowie mit Pandorina
Morum Bory.
Ferner lässt derselbe circuliren Präparate der Waaserblüthe,
Chlathrocysius aeruginosa Henfr., welche im vergangenen Jahre in den
Carolaseen ziemlich häufig auftrat.
Im Anschluss daran spricht Prof. Dr. 0. Drude über das periodische
Auftreten von Desmidiaceen und Palmellaceen, bezugnehmend
auf eine Arbeit von W. Schmidle, Aus der Chlorophyceen- Flora der
Torfstiche zu Vimheim. (Flora, Jhrg. 1894.)
Privatus K. Schiller giebt Nachträge zu den von Prof. Dr. Magnus
1893 bei Meissen beobachteten Pilzen und bringt folgende von Herni
Fritzsche (Kötzschenbroda) gesammelte Formen zur Vorlage: Uromyces
Sdüarum Grev. und Ustüago VaiUantii Tul. Ferner Lycopodium Selago L.,
von ihm selbst an Felsen des oberen Priessnitzthales aufgefunden.
Prof. Dr. 0. Drude referirt über folgende neue botanische Werke:
Reinke: Algenflora der westlicheu Ostsee;
— Atlas deutscher Meeresalgen;
Grant und Oliver: Botany of the Speke and Grant Expedition;
Wel witsch: Sertum Angolense.
Dr. B. Schorler bringt einige seltene Orchideen der Flora
Saxonica aus dem hiesigen K. Herbarium zur Vorlage:
Anacamptia pyramidalia Reh., Traunateinera gtoboaa Rchb., Himantogloaaum
hircinum Spr., Aceraa anthropophora R. Br., Ophrga aranifera Huds., O. fuacifera
Rchb., Epipogon aphyllum Sw., Malaxia paludoaa Sw., Sturmia Loeaelii Rclib. etc.
Hieran schliessen sich Bemerkungen von A. Jenke und K. Wobst über
(las Verschwinden verschiedener Orchideen aus der näheren
Umgebung von Dresden.
Es wurden in den letzten Jahren Orchia coriophora und 0, uatulata L. im
Zsehoner Grunde, wo sie früher nicht selten waren, vergeblich gesucht, ebenso erstere
auf den Wiesen von PUlnitz. Das Gehege ist als Standort von Arten dieser interessan-
ten Familie wohl gänzlich zu streichen, und die berühmte „Orchideenwiese" am Heller,
auf welcher neben Qymnadenia eonopea Reh., Piatanthera bifolia Rchb., Orchia
MoriOj latifolia und maeulata L. u. a. die seltene Orchia incamata L. gesammelt
wurde, kanm mehr eines Besuches werth, da sie zum grössten Theil in Feld um-
gewandelt ist.
Von Oberlehrer K. Wobst wird noch vorgelegt Amarantus hypo-
chondriacus L. var. atropurpureus Hort.
Derselbe beobachtete diese schöne Pflanze am 26. August 1893 auf einem Erdhaufen
bei Heidenau in Gesellschaft folgender Unkräuter und Ruderalpflanzen : Panicum aan-
fpiinale und crua gali L., Polygonum lapathifoliwn, peraicaria* und aviculare L.,
Amarantua retroflexua L., Chenopodium glaucum, polyapermumf hybridum und viride L.,
Solanum nigrum L., Lamium cUbum L., Sonchua oleraceua L. u. a.
Zum Schlüsse spricht derselbe unter Vorlage zahlreicher Beleg-
exemplare über Bildungsabweichungen der Pflanzen.
Dritte Sitzung am 5. April 1894 (im Hörsaale des K. lioianisclieii
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. ü. Drude. — Anwesend 31 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Palmenflora des
tropischen Afrika, unter Vorlage von Belegstücken seiner Sammlung
und der von dem Gärtner Holst für das Berliner Museum gesammelten
Herbarexemplare.
Dieselben sind zur Bearbeitung hierher gesendet worden ; die Revision des jetzigen
Falmenbestandes im tropischen Afnka, welcher sich durch die Gattungen Fhoenix und
Baphia, Hyphaene und endlich Elaeis guineensis nebst klctteniden Calameeu besonders
auszeichnet, wird demnächst in Engler*s botanischen Jahrbüchern iür Systematik und
Fflanzengeographie zur Veröffentlichung gelangen.
Vierte Sitzung am 7. Juni 1894 (im Hörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 27 Mitglieder.
Dr. B. Schorler hält einen Vortrag: Blüthenbiologische De-
monstrationen, in Erinnerung an Chr. Conrad Sprengel.
Der Vortragende erläutert seine Ausführungen an lebendem Material, welches
Tom botanischen Garten geliefert, den Zuhörern die wichtigen Entdeckungen der da-
maligen Zeit vor Augen führte, über welche jetzt ein Jahrhundert dahingegangen ist,
und schliesst mit einer kurzen Lebensskizze Sprengel's.
IIL Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 15. Februar 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einem Vortrage über die
von Frau Agnes Laur in Dresden in der oberen Kreide der Insel
Rügen gesammelten Versteinerungen, von denen ca. 60 Arten aus-
gelegt sind und besprochen werden, wozu noch eine grosse Anzahl noch
nicht genauer bestimmter Bryozoen tritt.
Darunter befanden sich einige Fischzähne, Scalpellum maximum 8ow., Serpula
gordialis Schi., Ä impliata Hag., <S macropua Sow., S, canteriata Hag. = .9. quadran-
gularis Köm., S. heptagona Hag., & trochiformis incl. conica Hag. und S. gramdata
Sow., Prachtexemplare der Belemnitella mucronaia Schi., Pinna decuasata Goldf. kürzere
Forin, Chama angulosa d'Orb., Spondylus truncaiua Lam. incl. fimbriatua Goldf.,
Vola atriato - coatata Goldf. und Oatrea veaicularia Lam., die gewöhnlichste Muschel.
— Von ßrachiopoden lagen vor: Terebratula camea Sow., T. obeaa Sow., Terebratu-
lina gracilia Schi., T. atriatula Mant, T. Faujaai Rom., Terebratella Menardi Lam.
incl. Humboldti Ha^., Fiaauriroatra pulchella Nilss., Archiojje an Megathiria depressa
d'Orb., Magaa pumtlua Sow., Rhyncnonella plicatilia Sow. incl. octoplicata Sow. und
die zierlichen Crania coatata Lam. und Cr, larva Hag.
Unter den Seeigeln treten hervor: Cidaria aubveaiculoaa d'Orb. und die nächst
verwandten Stacheln von C, papillata Mant., C. peromata Quenst., C. aetrata Des., C\
pia tillum Q;aenst, incl. C. atemmacantha Jüöm., femer C. cretoaa Mant, Cy^phoaoma coral-
lare Ag. incl. Diadema princepa Hag., C. granuloaum Ag., Galeritea vulgaria Laiii.
(Quenst.), G. abbreviatua Lam. und Cr. Roemeri Qu., unter den Galeriten aucn eine vier-
strahlige Varietät, welcher später nach vielen Bemühungen noch eine sechsstrahlige s^e-
folgt ist. Auch Von Herrn Lehrer Döring ^mrde ein vierstrahliger Galeritea auf
Kügen gesammelt. Ananchytca ovatxia Lam. = Echinocorya vulgaria Breyn, incl.
A, ovatua, conoideua und atriatua Goldf., ein Prachtexemplar des Ananchytca perconicus
Hag. und des A, aulcatua Goldf. — Von Seesternen fanden sich nur viele Randtafelchen
der Aateriaa quinqucloba Goldf. und mittlere Tafeln von Orcaater coronatua Dixon vor.
Die Crinoiden oder Haarsterne waren reichlich vertreten durch Bourguetierinus
eUipHoM Mant. sp., Apiocrinu8 Hagenowi Qu. incL Eugeniacrinitea Hag. (Goldf.)«
Fentacrinu/t Bronni Ha^. incl. P. Bucht Rom., P, carinatua Rom. und P. Agasatzi Ha^.
Unter den Korallen waren zn bemerken eine grosse Anzahl der Turbinoha
centralis Mant., welche der Wissenschaft nnter sehr verschiedenen Grattungsnamen be-
kannt ist, als Madrepora Mant., CycloamÜia d'Orb., Farasmilia Edw. Haime^ Monoearia
Dixon, neben der seltenen Axogaster cretacea Dixon. Unter den MiUeponden zeigten
sich zahllose Exemplare der yielnamigen Forosphaera glohularia PhUl. sp. nnd StoUey,
welche als Achilieum Qloboaum und Ceriopara nueifarmis Hag. z. Th., Ceriopora pisum
und Tragos globularia Renss, Amorphospongia globosa Rom. und Gteinitz, Bradya
tfrgestina und MUlepora globularia Cartes beschrieben worden sind. Daneben zeigen
sich Poroaphaera aemiglobtUaria , P. plana imd P. galeata StoUey, Lunulitea mitra
Hag., L. Goldfuaai Hag. und einige Spuren von Spongien, wie Ventriculitea radiatua
Mant, Spongia ramoaa Mant. und Flocoacyphia oder Gyriapongia labvrinthica Quenst.*)
Ueber die Verbreitung dieser Arten in der Kreide von Rügen theilt Frau A. Laur
folgende Notizen mit:
Belemniten, Cidariten, Ananchyten, Terebratula camea, Rhynchonella pHcaÜlia
und FaroapiMera globularia sind auf ^nz Rügen verbreitet, Terebratulina gracilia,
Serpiäa- Arten j Fentacrinua und Lunulitea haben meist nur die Kreide -Schlämmereieu
von Hagen, Pensow und Pluckow geliefert, ein reicher Fundort für Cidariten und
Biyozoen war der Hertha -Schacht bei Bromaisel, als die reichhaltigsten Kreide-
Schiammereien, wo fast Alles vertreten ist, wurden Nipmerow und Gumanz genannt.
Im Anschluss hieran bespricht der Vorsitzende die Gliederung der
Flötzformationen Helgolands nach W. Dames (Sitzber. d. K. Preuss.
Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1893), ferner die Entdeckung neuer Diatomeen-
schichten in der Lausitz durch Dr. 0. Herrmann und H. Keichelt
(Ber. d. naturforsch. Ges. zu Leipzig, 1892 — 1893) und die neueste aus-
gezeichnete Arbeit von H. Credner, Zur Histologie der Faltenzähne
paläozoischer Stegocephalen (Abb. d. K. Sachs. Ges. d. Wiss., 1893, Nr. IV).
Hierauf giebt Dr. W. Bergt Mittheilungen über Festigkeits-
prüfungen von Gesteinen, welche an sächsischen Graniten und Dia-
basen von der Firma J. M. Lehmann in Löbtau bei Dresden neuerdings
angestellt worden sind.
Unter dankbarer Anerkennung dieser praktischen Untersuchungen und
überhaupt der immer mehr hervortretenden praktischen Ilichtung in der
Geologie macht der Vorsitzende auf die seit 1893 erscheinende „Zeit-
schrift für praktische Geologie^^ von Kräh mann aufmerksam, worin so
wichtige Tagesfragen, wie der Wasserandrang zu Schneidemühl und die
Mansfelder Bergbaufrage in den Jahren 1893 und 1894 ihre fachgemässc
Besprechung finden.
£r schliesst mit dem Programm für den diesjährigen, vom 29. August
bis 2. September in Zürich tagenden internationalen Geologen-
Congress, an welchen sich mehrere hochinteressante geologische Ex-
cursionen anschliessen.
Lehrer H. Döring ladet zur Besichtigung der im Pläner von Cotta
bei Dresden aufgefundenen Strudellöcher und zum Besuche der vom
Lehrerverein für Naturkunde in dem Fröbelhause veranstalteten Aus-
stellung ein.
Zum Schluss bespricht Oberlehrer H. Engelhardt noch Tertiär-
pflanzen aus Tuffen des böhmischen Mittelgebirges, welche der
'*') Die ganze Sammlung ist dem K. Mineralogischen Museum freundlichst üherlassen
worden und in dem geologischen Saale K an einem der ersten Fenster aufgestellt.
8
unermüdete Erforscher dieses Gebietes, Prof. Dr. E. Hibsch in Liebwerd
ihm zur Bestimmung zugesendet.
Zweite Sitzung am 12. April 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. Geinitz. — Anwesend 24 Mitglieder.
Nach Einführung des Prof. Dr. Kalkowsky, seines Nachfolgers in
der Professur für Mineralogie und Geologie an der K. Technischen Hoch-
schule, giebt der Vorsitzende einen Bericht über die Entwickelung und
den Stand der mineralogisch-geologischen Sammlungen dieser
Hochschule, der früheren technischen Bildungsanstalt und späteren
polytechnischen Schule, oder des K. Polytechnikums, in den Jahren 1838
bis 1894 (vergl. Abhandl. II).
Dr. J. Deichmüller hält einen eingehenden Vortrag über Encrinitea
des Muschelkalks unter Bezugnahme auf zahlreiche und ausgezeichnete
Exemplare von Encrinus liliifonnis Lam., E. gracilis v. Buch, E CamaUi
Beyr. und E, Wagneri Ben. und die neuesten einschlagenden Publicationen
hierüber von E. Beyrich, C. Dalmer, H. Kunisch, R. Wagner U.A.
Durch Dr. H. Francke erfolgen Vorlagen auserwählter Mineralien,
wie Krystalle von Aegyrin oder Natronaugit aus Grönland, von Uranpecherz
aus Norwegen, Granat - Perimorphosen von Friedeberg im östlichen
Schlesien etc.,
ferner durch Prof. Dr. 0. Schneider von seltenen Nephrit-
Schnitzereien aus China, deren eine ein heiliges Thier, deren andere
eine von heiligen Drachen beschützte Gottheit darstellt.
Dr. W. Bergt spricht über das kostbare Werk von A. Stübel und
M. Uhle: Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Peru,
Breslau 1892, welches zur Ansicht vorliegt, und gedenkt eines sorgfältigen
Berichtes darüber in der Zeitschrift „Globus".
Schliesslich verweist der Vorsitzende auf das im Jahrbuch der K. K.
Geolog. Reichsanstalt, 1894, 44. Bd., S. 1 — 24, veröffentlichte Lebensbild:
Zur Erinnerung an Dionys Stur, von M. Vacek.
Dritte Sitzung am 14. Jnni 1894. Vorsitzender: Oberlehrer
H. Engelhardt. — Anwesend 20 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky widmet dem am 5. Juni d. J. in Gera ver-
storbenen Prof. Dr. K. Theodor Liebe einen Nachruf, in dem er dessen
ausgezeichnete Thätigkeit auf dem Gebiete der Ornithologie und der
Geologie gebührend hervorhebt.
Oberlehrer H. Engelhardt legt eine Reihe neuer geologischer Ab-
handlungen vor und beantwortet sodann in längerer Rede die Frage:
Was erinnert uns in unserem Sachsenlande an die Pflanzen-
welt der TertiärzeitV
Prof. Dr. E. Kalkowsky berichtet über im Laufe des Jahres statt-
findende naturwissenschaftliche Wanderversammlungen , verbreitet sich
über neue litterarische Erscheinungen und legt drei Demonstrations-
Mikroskope vor, die vom Mechaniker R. Fuess in Steglitz bei Berlin
soeben für den Unterricht in Mineralogie und Petrographie construirt
worden sind.
9
Dieselben sind leicht aber fest gebaut und können von Hand zu Hand gehen ftlr
die Beobachtung ge^n den Himmel oder irgend eine künstliche Lichtquelle. Folarisator,
drehbarer Tisch mit Klemmfedem, leicht aosschaltbarer Analysator, ein Ocular und
schwächere Objective von Hartnack bilden die Ausstattung dieser billigen Instrumente,
deren Brauchbarkeit noch durch Beigabe von einigen weiteren Vorrichtungen zur Be-
obachtung von optischen Interferenzerscheinnngen und durch ein ganz einmches Stativ
mit Spiegel zur Verwendung des Instruments als einfaches, vertikal stehendes Mikroskop
erhöht worden ist Der Tubus wird durch eine Hülsenschraube festgehalten, eine Fein-
einstellung ist noch durch Verschiebung des Oculars möglich.
Prof. E. Zscfaau legt eine Reihe von ihm gesammelter Kalkspath-
krystalle aus dem Syenit des Plauenschen Grundes vor.
Die Xrystalle zeichnen sich alle durch Grösse und Schönheit und durch Wachs-
thumserscheinungen aus, wie z. B. die grossen Tafeln, auf deren Basisflächen zahlreiche
spitze Skalenoeder aufgewachsen sind, oder wie die ^ssen Krystalle mit Flächen voller
Spitzen von Bubindividnen. Alle diese Kalkspäthe sind aber femer ausgezeichnet durch
die ganz ungewöhnliche, gute Spaltbarkeit nach der Basis; mit Leichtigkeit lassen sich
Spaltun^sblättchen gewinnen, die in der Turmalinzange die Interferenzkrenze mit iso-
chromatischen Curven zeigen.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 11. Januar 1894. Vorsitzender: Rentier
W. Osborne. — Anwesend 20 Mitglieder.
Lehrer A. R. Bergmann hält einen Vortrag über Kurfürst August
und Kurfürstin Anna in ihren Beziehungen zur prähistorischen
Forschung.
Dem universellen Interesse der Kurfürstin Anna, das sie für jedes Gebiet mensch-
lichen Wissens und Könnens zeigte, verdanken wir die ersten urkundlichen Nach-
richten von vorgeschichtlichen Funden und somit überhaupt die ersten Anfänge
prähistorischer Forschungen, wenigstens in Kursachsen.
Im Jahre 1566 hatte man in der Niederlausitz im Dorfe „Gross Luben^' (Lübbenau),
einer Besitzung des Asmus von Minckwitz, Töpfe gefunden, „die von selbst ge-
wachsen vnd von keinem Menschen gemacht seien". Was waren dies für Töpfe? Man
er§:ing sich in allerlei Muthmassungen und — man begnügte sich vor der Hand damit.
Das Kurfürstenpaar, das von diesen Funden gehört hatte, suchte sich nun solche Wunder-
dinge zu verschaffen. Kurfürstin Anna wandt« sich am 10. Juni 1566 an Wolt
von Schönberg. Dieser sollte zu erfahren suchen, „wo dieser orth sey, zu welcher
Zeit die gefehise gefunden, ob sie vber der Erden oder darunter vnd wie tieff sie ligen
vnnd was sonst mehr bestendigs vnd gruntlichs dauon gesagt vnd erweiset werden möge."
Wolf von Schönberg kann darüber der Kurfürstin am 14. Juni 1566 Bericht erstatten,
dass der Ort, „der ende man solch Jrdisch gefefe gräbt" in „Gross -Liebenau" (Nieder-
lausitz) sei. Zugleich theilt er noch mit, „dass solch gefehüs an dem ort etzlichs einer
eilen ader anderthalb, auch zwo ehlen vnd also eines tiefer den das andere im erdtreich
lieget vnd tu befinden ist." Die Zeit des Ausgrabens wusste er jedoch nicht mehr, wes-
halb er bereits Asmus von Minckwitz darüber um Auskunft gebeten hatte. Dieser
schreibt nun selbst an die KurfÜrstin „wegen etzlicher irdischer gefeis, so vf meinem
felde selbst gewachsen." Asmus von Minckwitz berichtet ausserdem, dass er selbst ein-
mal nach Dresden kommen und solche Gefässe mitbringen wolle, da würde er dann selbst
„allerley bericht thnn, zu welcher Zeitt man sihe pfleget zu flnden, ob sihe vber oder
viiter der erde stehen, wan sihe tieff oder seichte liegen, auch was man vor Materie
pfleget darinnen zu finden." In seinem Berichte erwähnt er dann noch andere Sachen.
VVahrscheinlich hoffte Asmus von Minckwitz sein Gut „Gross Luben" vortheilhaft an
<len Kurfürsten verkaufen zu können. Dies berührt jedoch die feinfühlende Anna un-
angenehm, weshalb sie absieht von Asmus von Minckwitz „solche geschirr oder gefeefs"
zu erhalten. Wolf von Schönberg soll nun darnach trachten, anderwärts diese begehrens-
werthen Töpfe zu erlangen. Allein sein Mühen ist vergeblich. Da endlich schickt
10
Caspar von Minckwitz ,,zwey stncklein, wie woll gantz Ynformlich, doch rechter
irden art/' Aach verspricht er noch ein Mehreres zu schicken , wenn die KurfQrstin
„in seinem ihm anliegenden Sachen gnädigste Vorhitt hei dem Knrfürsten thnn wolle."
Es hetriift dies wahrscheinlich den G-ntsverkanf. Wolf von Schönberg theilt dies Alles
am 4. Angust 1566 der Knrfürstin mit, weshalb nnn diese endgültig absieht von Caspar
von Minckwitz solche Töpfe zn bekommen. Damit war die ganze Angelegenheit von
Seiten der KurfUrstin erledigte
Vortragender geht nun anf den Glauben des Volkes ein, was das Volk von diesen
Töpfen hält und meint Der gemeine Mann fasste dieselben als ,,Zwergentöpfe^^ auf.
Anderer Ansicht sind jedoch die Gelehrten damaliger Zeit. Cromerus nennt sie eben-
falls „selbstgewachsene" (sponte nascuntur). Matthesius hält sie für „natürliche,
vngemachte vnd von Gott vnd der Natur gewirkte Töpfe". Lange konnte sich die.se
Ansicht nicht halten. £s war im Jahre 1578. In Annaburg waren Töpfe mit Asche
gefunden worden. Der Schösser zu Annaburg vermittelt diese Funde an den Kurfürsten
und dieser schreibt nun am 7. August 1578 wieder an seinen Beamten. Dies Schreiben
ist gerade dadurch interessant, da wir daraus ersehen, dass jetzt eine andere Auffassung
bezüglich dieser Töpfe herrschte. „Es ist zuuormuthen, das inn vorzeitten inn der
Heidenschafft, da man die toden Leichnam noch hat pflegen zu vorbrennen, ihr begrebnuss
alda gewesen sei etc." — Nun war die räthselhafte Frage gelöst, die Antwort gefunden.
Die Töpfe, von denen man die wunderlichsten Fabeln berichtete, sind also unsere be-
kannten Urnen. Agricola, ein Gelehrter damaliger Zeit, theilte auch diese Ansicht
und suchte die Richtigkeit seiner Auffassung durch mehrere Beweise zu bekiHftigen.
Am Schlüsse seiner Beweisführung sagte er dann: „Also lass ich es derwegen dabey
bleiben, dass es umae mortuorum seien." — So werden also seit dem Jahre 1578 diese
Töpfe als Urnen aufgefasst.
Lehrer H. Döring spricht über von ihm aufgefundene slaviscbe
Reste auf dem Lüptitzer Spitzberge bei Würzen.
Der eine Stunde nördlich von Würzen liegende Lüptitzer Spitzberg, eine steile
Forphyrkuppe der Hohburger Berge, gewährt nicht nur einen umfassenden Rundblick
über die bewaldeten Höhen und die fruchtbare Muldenaue, er giebt auch Veranlassung,
den Blick in die ferne Vorzeit schweifen zu lassen. Beim Besteigen der von der Boden-
cultur völlig unberührten steilen Höhe findet man sowohl an den durch den fortschreiten-
den Steinbruchbetrieb veranlassten Schurfstellen des Nordabhangs wie auch insbesonders
an der von wilden Kaninchen imterwühlten Rasenfläche der Ostseite zahlreiche Scherben,
Holzkohle, gebrannten Lehmbewurf, Thierknochen und vereinzelt einige Eisenreste.
Durch die an den Gefässscherben häufig auftretende Wellenlinie, durch rarallelstreifen
und den umgelegten Gefässrand ist der slavische Ursprung dieser Reste ziu* Genüge
festgestellt, der weiter durch das Vorkommen der charakteristischen Biu*gwallschlacke
und durch eine wohlerhaltene eiserne Scheere bestätigt wird. Vergebens sucht man
freilich nach einem ausgeprägten Wall, nur schwache Andeutungen emes solchen finden
sich als sanfte Welle im oberen Theile des Ostabhanges. Der durch die Steilheit des
Spitzberges in ausreichender Weise gebotene natürliche Schutz ist wohl der Grund ge-
wesen, dass von der mühevollen Ernchtung eines WaUes zur Sicherung dieser St&tte
abgesehen werden konnte.
Welchem Zwecke die Höhe gedient, soll hier nicht entschieden werden. Mögen nun
in der Vorzeit die Opferfeuer weit in die Ebene hinausgeieuchtet haben, oder mag die
Schaar der Krieger von hier aus die heimathlichen Gefilde bewacht haben — jedenfalls
war der Besitz der die Umgebung beherrschenden Höhe von Werth; von hier aus konnte
leicht der Feind erspäht oder ein Signal nach femliegenden Höhen gegeben werden.
Es ist verwunderlich, dass dieser Oertlichkeit, deren prähistorischen Charakter man
ohne Schwierigkeiten erkennt, bisher in der vorgeschichtlichen Litteratur nirgends Er-
wähnung geschah. Selbst Preusker, der die ausgezeichnetste Kenntniss prähistorischer
Oertlichkeiten besass und in allen Theilen des sächsischen Landes vielseitige und gute
Beziehungen unterhielt, erwähnt ihrer nicht.
Das am Ostfusse des Berges gelegene Dorf Lüptitz gehörte zum Stift Würzen.
Es geht die Sage, dass vom Spitzberge nach dem Wurzener Dom ein unterirdischer,
jetzt verschütteter Gang führe. Eine weitere üeberliefenmg berichtet von einem Riesen,
der von der Höhe nach den nördlich gelegenen Bergen geschritten sei und Steine ins
ebene Land geschleudert habe. Jedenfalls geht daraus hervor, dass die Bevölkerung der
Höhe eine Bedeutung für die älteste Zeit beilegt. Auch heute noch hat das Volk Sinn
und Interesse für alte und neue Ueberliefeningen, die sich «n den Berg knüpfen. So
berichten die Dorfbewohner, dass man 1871 zur Feier des Friedens und als Ausdruck
11
der Sieges^freude auf der felsigen Höhe eiu mächtigen Holzfeuer entzündete, welches a.U
[^gantische Siegesfackel in die Ebene hinaus leuchtete. Das Volk hat die alte Höhe
im Augenblicke des lebhaften Empfindens noch nicht vergessen.
Eine Anzahl photographischer Aufnahmen des Berges, sowie GefUss-
scherben, Eisenreste etc. gelangen während des Vortrags zur Vorlage.
Dr. J. De ich m Uli er widmet dem am 3. December 1893 zu Chris tiania
verstorbenen Archäologen J. Undset einen ehrenden Nachruf und legt
dessen Hauptwerk: „Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa" vor.
Derselbe berichtet ferner über die im Jahre 1893 für die K. Prä-
historische Sammlung zu Dresden unternommenen Ausgrabungen und
über neuere Erwerbungen dieser Sammlung.
Auf Anregung des Bürgermeisters von Lommatzsch, Dr. Zahn, unternahm Bericht-
erstAtter im September unter Leitung von Geh. Hofrath Dr. Geinitz die Untersuchimg
eines Gräberfeldes, welches kurz vorher auf Zöthainer Flur bei Lommatzsch, auf
einem dem Gemeindevorstand Wenke gehörigen Acker aufgefunden worden war. Die
tbeils mit grösseren Steinen umsetzten und bedeckten, theUs frei im Boden angelegten
Grabstätten sind regellos in nur geringer Tiefe unter der Erdoberfläche vertheilt, die
Gefässe zumeist durch den Frost oder den Pflug zerstört. Um eine grössere Urne mit
Leichenbrand und unbedeutenden Bronzeresten, darunter dem Bruchstück einer Nadel
mit qnergeripptem Kopf, sind zumeist kleinere Beigefasse, n. a. auch Buckelumen ge-
stellt; alle Gefässe trafen den Charakter des „Lausitzer Typus" an sich. Die die Urnen
omgebende Erde enthielt vereinzelt in ihrer Form an Schaber erinnernde Feuersteinsplitter.
Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung der sogen. ZOthainer Schanze
ergab, dass die noch in einer Urkunde des vorigen Jahrhunderts als „Bur^^berg" be-
zeiehnete Anhöhe ein heute eingeebneter, von Slaven angelegter Rund wall ist, dessen
ehemalige Umgrenziuigen noch durch beraste Wallböschungen angedeutet sind. Zahl-
reiche auf der HUgeloberfläche verstreute Gefassscherben sind mit den für den „Burgwall-
Typus" charakteristischen Wellenlinien und Stichomamenten versehen.
Eine bei der Anlage der Helbig'schen Gärtnerei in Laube gast in 0,6 m Tiefe
uuter einer Henkelume gefundene, aus zwei genau aufeinander passenden Steinplatten
bestehende Handmühle, welche der K. Prähistorischen Sammlung von dem Besitzer als
Geschenk übermittelt wurde, gab Veranlassung zur weiteren Untersuchung des Fundorts,
wobei aber nur noch ein Umengrab vom „Lausitzer Typus" festgestellt werden konnte.
Neben neueren Erwerbungen aus den Umenfeldem vonDobra, Hosterwitz und
Löbtau ist namentlich die reiche Sammlimg von Urnen und Bronzen hervorzuheben,
die Lehrer E. Peschel auf dem ausgedehnten Gräberfelde von Nünchritz (s. Sitzungs-
ber. d. Isis, 1893, S. 8) ausgegraben und an das Museum abgetreten hat.
Rentier W. Osborne legt ein in Prag erworbenes Gefäss von der
Juliska b. Prag vor, das mit einer ungewöhnlichen Verzienmg geschmückt
ist, die aus einer Combination von 5 Schnurornamenten besteht und gurt-
oder bandartiges Aussehen hat.
Derselbe bringt weiter zur Ansicht ein mittelalterliches Eisenbeil
von Reichenhall und eine Anzahl prähistorischer Beile ver-
schiedener Typen, die er zum Zwecke der Demonstration mit Holzschäften
versehen Hess.
Zweite Sitssniig am 8. März 1894. Vorsitzender: Rentier W. Osborne.
— Anwesend 20 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die vor-
geschichtlichen megalithischen Steinbauten mit Zugrundelegung
Von Fergussou's Werk: Les uionuments megalithiques.
Geb. Hofrath Dr. Geinitz macht bei dieser Gelegenheit auf einen
Dolmen in der Gersdorfer Haide bei Gross-Cotta bei Pirna auf-
merksam, der sich vor einigen Jahren noch dort befand, und berichtet
12
weiter über eigenthüniliclie Steinbauten an den Trollhättanfällen
in Schweden,
Lehrer H. Döring spricht über grosse Glasperlen, Bronze- und Eiseii-
beigaben aus einer Urne des Gräberfeldes von Löbtau und über
neolithischc Reste aus unmittelbarer Nähe dieses Urnenfeldes.
Bei Besichtignng der Flaniningsarbeiten am Nostitz-Wallwitzplatz in Löbtau fand
Berichterstatter eine Anzahl verzierter Gefässscherben. geschlagene Feuersteinsplitter,
Niiclei sowie polirte Grünstein artef acte, sogen. Flachbeilcnen. Die Oniamente der Scherben
zeigen den ausgeprät^ten Typus der „Bandkeramik" der neolithischen Zeit, und reihen
sich die Funde den Resten der neolithischen Trichtergruben im neuen Weisseritzbett an
(s. Sitzungsber. d. Isis, 1893, 8. 7).
Lehrer 0. Ebert berichtet über weitere neolithische Funde in
Cotta an der Ecke der Heinrich- und Briessnitzstrasse und über eine
slavische Herdstelle in Cossebaude gegenüber dem Bahnhof.
Dr. J. Deichmüller legt ein neolithisches Gefäss mit schönem
Schnurornament von Klotzsche-Königswald bei Dresden vor, das sich
im Besitz des Herrn E. Kühnscherf befindet, sowie verschiedene durch-
lochte Steinbeile, die bei Anlage des neuen K. Botanischen Gartens,
des Tolkewitzer Friedhofs und beim Grundgraben des Hauses Canaletto-
strasse Nr. 7 in Dresden gefunden wurden.
Excurslon.
Am 16. Juni 1894 unternahmen 7 Mitglieder der Isis einen Ausflug
nach Schloss Zschorna bei Radeburg zur Besichtigung der Sammlungen
des verstorbenen Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Fräulein Ida von
Boxberg.
In einem von Frau Osw. von Boxberg zur Verfügung gestellten Wagen wurde
der Weg von Radeburg nach Zschorna zurückgelegt, woselbst die Theilnehmer an der
Excursion in liebenswürdigster Weise empfangen und bewirthet wurden. Hierauf erfolgte
die Besichtigung der Sammlung, die zufolge letztwilliger Verfügung des Fräiüein
Ida von Boxberg in Zschorna verbleiben soll.
Die Sammlung enthält ausser einer grossen Anzahl prähistorischer Gegenstände,
zumeist aus der nächsten Umgebung von Zschorna, aus den Gräberfeldern am Knochen-
berg bei Niederrödem und Dobra stammend, auch mittelalterliche Kunstgegenstände und
verschiedene Naturalien, darunter ausgestopfte Thiere, Mineralien, Gesteine u. s. w. Unter
letzteren befinden sich charakteristische Exemplare der in der Umgebung von Zschorna
ausserordentlich häufigen sogenannten Dreikantner oder Kantengeschiebe.
Nach einer Besichtigung der schönen Parkanlagen um Zschorna erfolgte die Rück-
fahrt nach Radeburg.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 1. März 1894. Vorsitzender: Privatdocent Dr.
J. Freyberg. — Anwesend 42 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt des im Januar d. J. verstorbenen Physikei^s
Prof. Dr. Heinrich Hertz in Bonn und giebt ein kurzes Bild seiner
wissenschaftlichen Laufbahn und seiner hochbedeutenden, bahnbrechenden
Arbeiten auf dem Gebiete der Physik.
Dr. M. Corsepius, Oberingenieur der Firma 0. L. Kummer & Co.
in Niedersedlitz, hält hierauf einen Vortrag über die Anlage eines
13
Elektricitätswerkes der Stadt Dresden, welcher zu einer Debatte
und yerschiedenen Anfragen reichlich Anlass giebt.
Zweite Sitzang am 19. April 1894. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. J. Freyberg, — Anwesend 41 Mitglieder.
Der 1. Vorsitzende der Isis, Prof. Dr. G. Helm, macht der Section
die erschütternde Mittheilung von dem unerwarteten Hinscheiden ihres
Vorstandes, des Herrn Prof. Dr. E. Zetzsche, welchem er nach Schil-
derung seines Lebenslaufes einen warmen Nachruf widmet.
Prof. Dr. E. von Meyer spricht hierauf über Lavoisier und die
Chemie seiner Zeit, — eine Säcularbetrachtung.
Exearslon.
Am 21. Juni 1894 besichtigten 38 Mitglieder und Gäste das Elek-
tricitätswerk der K. Sächsischen Staatseisenbahnen in Dresden-
Friedrichstadt.
Unter der freundlichen Führung von JBanrath Prof. Dr. R. Ulbricht wurde die
von vorgenanntem Herrn geplante, seit 1. Mai d. J. in Betrieb genommene, z. Z. in
Dresden einzig dastehende elektrische Centrale einer eingehenden Besichtigung unter-
zogen. Hierbei erregten die Kessel- und Dampfmaschinen- Anlage, die riesigen elektrischen
Maschinen, die Transformatoren, sowie die Schaltungsanlage, die Leitungsfühmng der
hochgespannten Ströme und das Laboratorium durch Ausführung wie Anordnnng in dem
^ehmudien Gebäade am neuen Weisseritz-Flussbett, gerechte Bewunderung.
VI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 8. Februar 1894. Vorsiteender: Prof. Dr. M.Krause.
— Anwesend 7 Mitglieder.
Prof. Dr. M. Krause spricht über die Entwickelung der ellip-
tischen Functionen in Potenzreihen.
Jede elliptische Function kann nach Potenzen ihres Argoments entwickelt werden,
wobei die Coeffizienten ganze Fnnctionen des Moduls sind. Herraite giebt einige
Eigenschaften dieser Goeffizienten ohne Beweis an, Joubert und Andrl haben die
Hermite'schen Sätze verallgemeinert und auf andere Functionen übertragen. Die Be-
weise sind mannigfacher Art. Der Vortragende giebt eine einheitliche Methode, die fUr
alle Sätze der skizzirten Art ausreicht und in einer einfachen Weise die Sätze von Andr^
und Jonbert ergiebt. Die nähere Ausführung findet sich in den Sitzungsberichten der
K. Sachs. Ges. der Wissensch. in Leipzig vom 8. Januar 1894.
Zweite Sitzung am U.Juni 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.M. Krause.
— Anwesend 9 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über die Construction einer Fläche
2. Grades, von der 9 Punkte gegeben sind.
Diese Auf^he ist im Wesentlichen gelöst, wenn durch 3 mal 3 der 9 Punkte eine
Ebene und in diesen darch die bez. 3 Punkte ein Kegelschnitt gelegt ist, so dass jeder
dieser 3 Kegelschnitte jeden der 2 anderen in 2 Punkten schneidet. Die ersten Lösungen
dieses Problems rühren von Hesse, Steiner und Chäsles her. Der Vortragende giebt
eine neue Lösung, indem er zu dem Schnittpunkte der obigen 3 Ebenen in Bezug auf
die gesuchte Fläche die Polarehene constmirt, deren Schnitte mit den drei Ebenen die
Polaren zu jenem Schnittpunkt in Bezug auf die 3 Kegelschnitte sind, wodurch diese
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Kegelschnitte constniirbar, bestimmt sind. Diese Polarebene enthält die 3 Punkte, die
dem Schnittpunkte der drei Ebenen in Bezug auf alle Flächen durch nur 6 der gegebeneu
9 Punkte conjugirt sind.
Zum Schluss erwähnt der Vortragende einige Sätze und Aufgaben
der Planimetrie, die dadurch einfacher werden, dass man die be-
treffende Figur als Projection einer räumlichen Figur ansieht.
VIL Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 25. Janoar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 38 Mitglieder.
Zur Mittheilung gelangt die Einladung zu der vom Lehrerverein
für Naturkunde in Dresden im Fröbelhause veranstalteten Aus-
stellung, welche den geologischen Aufbau der Heimath veranschaulichen
und eine Sammlung von Lehrmitteln für die Behandlung der Erdbildungs-
lehre im Unterricht bieten soll.
Vorgelegt wird ferner eine photographische Aufnahme der „Osiris*'
am 2L December 1893.
Dr. Fr. Raspe legt eine Anzahl von ihm am Strande von Nordemcy
gesammelter Muscheln, Schnecken, Seeigel, Seesterne und Tange aus.
Dr. W. Bergt spricht an der Hand zahlreicher Belegstücke über die
klassischen Stätten des Gontactmetamorphismus in Sachsen.
Im Anschluss an diesen Vortrag theilt Prof. Dr. W. Hempel Be-
obachtungen in grösseren Eisenhüttenwerken mit, die geeignet sind, Auf-
schluss über die Entstehung mancher Gesteine zu geben.
Zweite Sitzung am 22. Februar 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G.Helm.
— Anwesend 38 Mitglieder.
Dr. Fr. Raspe erstattet Bericht über den Kassenabscliluss für das
Jahr 1893 (s. Anlage S. 20). Zu Rechnungsrevisoren werden Bankier
A. Kuntze und Prof. Dr. K. Rohn gewählt.
Der Voranschlag für 1894 wird einstimmig angenommen.
Prof. Dr. 0. Schneider bespricht das Werk von Ant. Giiliring:
Vom tropischen Tieflande zum ewigen Schnee. Eine malerische Schilde-
rung des schönsten Tropenlandes Venezuela. Leipzig bei Adalb. Fischer.
Dr. J. Deichmüller erläutert an einer Fundkarte die bisherigen
Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschungen in und um
Dresden. _ -
Dritte Sitzung: am 29. März 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 36 Mitglieder.
Die Rechnungsrevisoren haben den Kassenabschluss für 1893 für
richtig befunden und wird dem Kassirer Decharge ertheilt.
Baurath Prof. Dr. R. Ulbricht berichtet über seine 1893 nach
('hicago unternommene Reise.
15
Yierte Sitzung am 26. April 1894. Vorsitzende: Dr. Fr. Raspe
und Prof. Dr. G. Helm. — Anwesend 27 Mitglieder.
Oberlehrer Cl. König hält einen Vortrag über die Grundlagen
zu Alexander Ton Humboldt's pflanzengeographischen Ideen.
Hieran schliesst sich eine Besprechung über die für die nächste Woche
in Aussicht genommene Excursion.
Excursioneii.
Am 3. Mai 1894 unternahmen 22 Mitglieder einen Ausflug nach
Tetschen, von wo sie unter Leitung von Prof. Dr. E. Hibsch in Lieb-
werd der „Kolmer Scheibe" einen Besuch abstatteten, um deren geo-
logischen Aufbau kennen zu lernen.
Nachdem die Theünehmer. immer aufwärts steigend ^ die hier die Kreideformation
überdeckenden dUuvialen Gebilde verlassen, gelangten sie an den tongri^chen Sandstein
nnd die ihn überlagernden, während des Aquitanien entstandenen vnlkanischen Massen-
gesteine nnd pflanzenftthrenden Tephrittnffe. Zuletzt wurde dem Explosivkrater dieses
interessanten Berges ein längerer Besuch zu Tb eil. Den anwesenden Botanikern bot
die an seltenen Pflanzen reiche Frühlingsflora Gelegenheit zu fleissigem Sammeln.
Am Nachmittage wurden der Schlossgarten in Tetschen und dessen
Gewächshäuser einer Besichtigung unterzogen.
Am 2. Juni 1894 besichtigten SSMitglieder und Gäste dieMaschinen-
fabrik und elektrischen Werkstätten von 0. L. Kummer & Co.
in Niedersedlitz bei Dresden.
Die Reihe stattlicher Neubauten, welche die obengenannte Firma in wenigen Jahren
bei Erweiterung ihres geschäftlichen Betriebes aufführen liess, wurde dankenswerther
Weise unter der sachkundigen Führung des Herrn Oberingenienr Fischinger durch-
wandert Hierbei wurden die Modell Werkstätten , die Form- und Giessereiränme , die
Werkstätten für Maschinenbau und Mechanik, die Montirnngssäle und Früfunp^slaboratorien,
sowie der Akkumulatorranm besucht Besonders interessant war der Einblick in die
für den Dynamo-Maschinenbau bestimmte geräumige Halle, in welcher zahlreiche Hilfs-
maschinen nnd viele geschäftifi;e Hände eine grosse Anzahl von Dynamos verschiedener
(irösse und Construction ihrer v'ollendung entgegenführten. Gebührende Aufmerksamkeit
erregte die Kraftstation für die elektrisch betriebene Strassenbahn Laubegast- Tolkewitz-
Blasewitz. Zwei mächtige Dampf dynamos stehen hier allzeit bereit, den zum Bahn-
betriebe erforderlichen elektrischen Strom zu entwickeln, der alsdann auf Luftleitungen
durch die Fluren von Niedersedlitz und Leuben dem Endpunkte der Strassenbahn in
Laubegast zugeführt wird. Der Besuch der Kummer 'sehen Werkstätten war ganz be-
sonders dadurch lehrreich , dass er zeigte , in wie vielseitiger W^eise die verschiedensten
Arbeitsmaschinen durch Elektromotoren angetrieben werden können und wie praktisch
nnd einfach dieser leicht regulirbare Betrieb sich zu gestalten vermag.
Hierauf wanderte die Hälfte der Theilnehmer nach Laubegast, wo
im Restaurant zum Elbthal unter Vorsitz von Prof. Dr. G. Helm eine
Hauptversammlung zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten, Aufnahme
von Mitgliedeiii u. s. w. abgehalten wurde.
YerSndernngen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 6. Februar 1894 verschied im Alter von 65 Jahren Dr. Victor
Hofmeister, Professor an der K. Thierärztlichen Hochschule in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1867.
16
in Oschatz geboren, besachte der Verewigte die Fttrstenschole zu Grimma, nm
später in Leipzig zuerst Medicin, dann Chemie zu studiren, in deren Dienst er schliess-
lich sein ganzes segensreiches Leben gestellt hat Nach längerer Thätigkeit als Farben-
Chemiker in einer Fabrik bei Wittenberge folgte er 1862 einem Rufe als Lehrer der
organischen Chemie an die K. Thierarzneischule in Dresden , deren Lehrkörper
er bis zu seinem Tode angehört hat. Neben seiner Lehrthätigkeit entwickelte
Dr. V. Hofmeister eine ausgedehnte schriftstellerische Wirksamkeit. Für zahlreiche
Fachzeitschriften schrieb er anregende Artikel physiologischen wie chemischen und
landwirthschaftlichen Inhalts, sein Hanjptwerk ist die physikalisch-chemische Diagnostik,
die er in Gemeinschaft mit Prof. Dr. Siedamgrotzky herausgab. Der Verstorbene war
ob seines biederen und bescheidenen Wesens in allen Kreisen, die ihm näher traten,
hoch geschätzt
Am 28. März 1894 starb Geh. Oberforstrath Dr. Johann Friedrich
Judeich, Director der K. Sächsischen Forstakademie in Tharandt.
Am 27. Januar 1828 zu Dresden geboren, erhielt Friedrich Judeich seine Vor-
bildung auf der Kreuzschule, prakticiite 1845—1846 auf dem Altenberger Staatsforst-
reviere, studirte 1846—1848 auf der Forstakademie Tharandt und darauf noch ein Jahr
in Leipzig Nationalökonomie. Während seiner Thätigkeit bei der Forsteinrichtung^s-
anstalt in Dresden 1849 — 1857 le^e er die Prüfung für den höheren Staatsforstdienst
ab, trat dann als Forstmeister in die Dienste des Grafen Morzin in Hohenelbe, dessen
ausgedehnten Waldbesitz im böhmischen Riesengebirge er bis 1862 verwaltete, um hierauf
die Leitung der neuerrichteten Forstlehranstalt Weisswasser in Böhmen zu übernehmen.
Ostern 1866 folgte er einem ehrenvollen Rufe als Director der K. Sächsischen
Forstakademie zu Tharandt, welches Amt er mit treuester Liebe und Hingebung bis zu
seinem Hinscheiden verwaltete. Verschiedene Berufungen in andere, äusserlich be-
deutendere Stellungen lehnte er wiederholt ab , um das zu bleiben , was er sich selbst
als Lebensziel gesteckt hatte: der anregendste Lehrer und treueste Berather der iungeu
Forstleute, die zu g^tem Theile sein Weltruf aus allen Ländern in Tharandt ver-
sammelte.
Seine forstliche Wirksamkeit zu würdigen, oder die grosse Reihe ihm gewordener
äusserer Ehrenbezeugungen aufzuzählen, ist hier nicht der Ort. Erwähnt sei nur, dass
ihn 1866 die philosophische Facultät der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa
promovirte und zahlreiche hervorragende Gesellschaften, wie die Kaiserlich Leopoldinisch-
Garoliniscbe Akademie der Natniiorscher und die Kaiserliche Gesellschaft der Natur-
forscher zu Moskau zu ihrem Mitgliede ernannten.
In den Kreis unserer Isis fünrte 1854 den Verewigten sein Lieblinfi'sfach, das ihpa
bis an das Lelensende eine Erholung nach amtlicher Thätigkeit geblieben ist, die
Entomologie. Schon frühzeitig hatte er angefangen, Insecten zu sammeln, und war mit
gleichstrebenden Sammlern und Forschem Dresdens und dessen Umgebung in Ver-
bindung getreten, vor Allem mit seinem langjährigen Freunde Olemens Müller, dessen
bewährtes Urtheil er jederzeit hochschätzte. Naturgemäss wandte er den forstschädlichen
Insecten und ihrem Frasse sein Hauptinteresse zu, welches ihn schon zeitig mit Ratze-
burg in Veibindung brachte, dessen Beispiel folgend er jeden ihm vorkommenden
Insecteiifrass durch Beobachtung oder Zuchtversuch zu ergründen suchte. Besonders
beschäftigte er sich mit der Zucht der Borkenkäfer; seine grosse Sammlung von Fmss-
stücken bildet heute den Grundstock der betreffenden Abtheilung der aükademischen
Sammlung, der er sie 1876 bei Begründung des Lehrstuhls für Zoologie, welche zum
guten Theile seiner Anregung zu danken ist, schenkte.
Den reichen Schatz seiner entomologischen Erfahrungen hat Judeich in ver-
schiedenen Schriften niedergelegt. Seine hervorragendste schnftstellerische Leistung ist
die von ihm 1876 besorgte 7. Auflage von Ratzeburg's „Waldverderbem", in welcher
der ursprüngliche Text von ihm wesentlich erweitert und zeitgemäss umgestaltet wurde.
Die Vollendung der 8. Auflage dieses bedeutenden Werkes, deren Mitbearbeituug Prof.
Dr. H. Nitsche in Tharandt übernahm, sollte er leider nicht mehr erleben. Seine
übrigen entomologischen Veröffentlichungen sind nicht zahlreich, die erste mit seinem
Freunde Gl. Müller herausgegebene findet sich als „Beitrag zur Käferfauna Sachsens**
im Jahrgang 1857 des ältesten Vereinsorganes unserer Gesellschaft, in der allgemeinen
deutschen naturhistorischen Zeitung: daselbst ist auch ein von ihm gehaltener Vortrag
über „die Bedeutung des Waldes im Haushalte der Natur" und ein Bericht über die
Thätigkeit der zoologischen Abtheilung der Isis , als deren Secretär er 1855 amtirte,
abgedruckt. Die späteren entomologischen Arbeiten sind wesentlich im Tharandter
forstlichen Jahrbuche enthalten. Im XXXI. Bande desselben findet sich auch eine
17
Arbeit über „die Vogelschatzfrage in Deatschland'', auf deren gesetzliche Regelung er
wesentlichen Einfioss ansgettbt hat.
Unserer Isis gehörte der Verewigte Yon 1854 an als beförderndes, nach seinem
Weggange Yon Dresden 1857 als correspondirendes Mitglied an. 1873 ernannte ihn
unsere Gesellschaft in dankbarer Anerkennung seiner grossen Verdienste nm die Natur-
wissenschaften zu ihrem Ehrenmitgliede.
Die Tragweite des durch seinen Tod erlittenen Verlustes können wir in den
Worten zusammenfassen, die ihm Prof. Dr. H. Nitsche am 24. Mai d. J. in unserer
Gesellschaft nachrief: In ihm starb ein edler Mensch, ein eifriger Freund und Förderer
der Naturwissenschaften, ein geistvoller und pflichteifriger Lehrer und der erste Forst-
mann Deutschlands !
Am 18. April 1894 starb in Dresden Prof. Dr. Karl Eduard
Zetzsche, wirkliches Mitglied seit 1876.
Karl Eduard Zetzsche wurde am 11. März 1830 als Sohn des Wagnermeisters
Dnd späteren Bauverwalters Johann Gotthilf Zetzsche in Altenburg geboren, besuchte
Ton 1843 an das Friedrichs- Gymnasium seiner Vaterstadt, verliess dasselbe Ostern 1851
mit grosser Auszeichnung und siedelte nach Dresden über, um sich hier an der
K. Sächsischen polytechnischen Schule dem Studium der MaÜiematik und Naturwissen-
schaften, besonders in ihrer Anwendung auf die Ingenieurwissenschaften, zu widmen.
Ostern 1853 legte er die Reifeprüfung für die untere, 1855 die für die obere Ab-
theilung ab, nachdem ihm bereits 1854 die bronzene, bei seinem Abgange die
silberne Preismedaille verliehen worden war. Im Herbst 1855 wendete er sich nach
Wien, um sowohl an dem K. K. polytechnischen Institute, wie an der K. K. Universität
noch ein Jahr lang Vorlesungen über verschiedene Ingenieurfächer, über mathe-
matische Physik und staatswissenschaftliche Disciplinen zu hören. Hier fand Zetzsche
auch Gelegenheit, an einem Cursus über Telegraphie Theil zu nehmen, der ihm
den Eintritt in den österreichischen Telegraphendienst eröffnete, zunächst in Padua,
später in Triest. 1857 promovirte er an der philosophischen Facultät der Universität
Jena, wurde 1858 als Lehrer der Mathematik und Mechanik an die Gewerbeschule
in Chemnitz berufen, aus welcher Stellung er erst nach fast 20jähriger Thätig-
keit 1876 ausschied, um einem ehrenvollen Rufe als Professor für theoretische und
praktische Telegraphie an das K. Polytechnikum in Dresden zu folgen. Während seines
Chemnitzer Aufenthaltes hatte er sich einen eigenen Hansstand mit Fräulein Marie
Amalie Specht aus Dresden gegründet.
Mit dem Eintritt in den neuen Wirkungskreis in Dresden kam Eduard Zetzsche
als Lehrer an eine Anstalt, die er genau ein Vierteliahrhundert vorher als Lernender
bezogen hatte. Mit grossem Erfolge wirkte er hier als Lehrer der Elektrotechnik, und
sein sachgemässer akademischer Unterricht trug wesentlich zur Hebung dieses Wissens-
zweiges bei; ein besonderes Verdienst um das Polytechnikum erwarb er sich ausserdem
durch Schaffung einer werthvollen Sammlung elektrotelegraphischer Apparate. Leider
sollte Dresden den verdienstvollen Mann bald wieder verlieren. Eine Berufung in den
Reichstelegraphendienst führte ihn im Herbst 1881 nach Berlin als Docent der Telegraphen-
technik an der Tele^raphenschule des Reichspostamtes und als kaiserlichen Telegraphen-
Ingenieur. Gleichzeitig führte er die bereits von Dresden 1879 übernommene Redaction
der „Elektrotechnischen Zeitschrift^' in hingebender und unparteiischer Weise bis Ende
188t) fort, zu welcher Zeit ihn ein nervöses Leiden, die Folge von Ueberanstrengung
und Arbeitsüberlastung, zwang, zunächst auf seine redactionelle Thätigkeit zu verzichten
und im Herbst 1887 auch aus dem Reichsdienste zu scheiden.
Zetzsche zog sich nach Dresden zurück, um hier seine umfangreiche litterarische
Thätigkeit fortzusetzen. Zahlreiche werth volle Abhandlungen aus seiner Feder sind
in den verschiedenen technischen Zeitschriften des In- und Auslandes veröffentlicht;
nicht minder gross ist die Zahl der von ihm verfassten selbständigen Werke aus den
Gebieten der Mathematik und der Telegraphie. Sein Hauptwerk ist das „Handbuch
der elektrischen Telegraphie", dessen erster Band 1877 erschienen ist. Dieses bedeutende
Werk, zu dessen Herausgabe er die erste Anregung von Werner Siemens erhielt,
wird immer die Grundlage für alle späteren ähnlichen Arbeiten bleiben; noch wenige
Monate vor seinem Tode hat er die Schluss - Abtheilung desselben im Manuskript
ToUendet
Mit zahlreichen technischen und naturwissenschaftlichen Gesellschaften des In- und
Aaskndes stand Zetzsche in reger Verbindung, mit Stolz zählten ihn viele zu ihren
Ehren- oder correspondirenden Mitgliedern. In unsere Isis trat der Verewigte 1876 als
wirkliches Mitglied ein, folgte auch während seines Aufenthaltes in Berlin mit leb-
18
haftem Interesse der Entwickelnn^ der Gesellschaft und nahm nach seiner Bfickkehr
nach Dresden die Beziehungen zu ihr gern wieder auf; oft weilte er seitdem in unserer
Mitte. 1893 und 18d4 wählte ihn die physikalisch - chemische Section zu ihrem ersten
Vorsitzenden, welches Amt er bis zu seinem Scheiden mit grosser Hingabe verwaltete,
aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen immer belehrend und anregend auf die Hörer
einwirkend oder für Vorträge in den Sitzungen sorgend.
In den weitesten Kreisen schätzte man den Verewigten als ruhigen, bescheidenen
Mann, verehrte ihn als treuen Freund und biederen Genossen. Am Grabe trauern mit
der Familie seine zahlreichen Freunde, trauert die deutsche Wissenschaft «m einen
Mann, dessen Name mit grösster Achtung und Verehrung genannt werd«B wird, so lange
es eine elektrische Telegraphie geben wd.
Am 5. Juni 1894 starb in Gera einer der bekanntesten Omithologen
der Jetztzeit, Hofrath Prof. Dr. Karl Theodor Liebe, correspondirendes
Mitglied unserer Gesellschaft seit 1862.
Karl Theodor Liebe wurde am 11. Februar 1828 zu Moderwitz bei Neustadt
an der Orla als 8ohn eines Predigers geboren, genoss seinen ersten Unterricht im
väterlichen Hause, besuchte dann das Stiftsgyranasium in Zeitz, welches er 1848 mit
dem Reifezeugniss verliess, um in Jena Theologie, daneben Geologie und Paläontologie
zu Studiren. Nach Ablegnng der theologischen Staatsprüfung ging er 1852 nach Hamburg
als Hauptlehrer am Schleiden'schen Real^mnasium, kehrte jedoch schon 1855 in seine
thüringische Heimath zurück, um in Gera die Stellung als Lehrer der Mathematik, von
1860 an als Director an der Gewerbeschule zu übernehmen. Ein Jahr später wurde er
zum Professor der Mathematik und Naturwissenschaften am Fürstlichen Gymnasium in
Gera ernannt und blieb, trotz mehrfacher Berufungen an Universitäten oder höhere
Lehranstalten, in diesem Amte bis Ostern 1894, um sich dann in den wohlverdienten
Ruhestand zurückzuziehen.
Ausser seiner Lehrthätigkeit fand Liebe noch Zeit, sich mit fi:eologi8chen und
omithologischen Studien zu befassen. Das Hauptgebiet seiner geologischen Forschungen
ist Ostthüringen, hier legte er die Grundlinien zu seinen späteren geologischen Auf-
nahmen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen hat er in zahlreichen Schriften ver-
öffentlicht, von denen hier nur einige hervorgehoben werden können: ,iDer Zechsteiu
des Fürstenthums Reuss-Gera'S „Das Zechsteinrifif von Köstritz^S die mit H. B.Geinitz
1866 herausgegebene Arbeit über „Ein Aequivalent der takonischen Schiefer Nord-
amerikas in Deutschland und dessen geologische Stellung", „Die erratischen Gesteine
in der Umgegend Geras", „Ueber das Alter der Tentaculitenschichten in Thüringen",
„Die Seebedeckungen Ostthüringens'S „Die zonenweise gesteigerte Umwandlung der
Gesteine in Ostthüringen" und seine Arbeiten über die Knochenfnnde in den Höhlen
Thüringens, namentlich in der Lindenthaler Hyänenhöhle. 1868 wurde Liebe von der
K. Preussischen und der Fürstlich Reussischen Regierung mit der geologischen Auf-
nahme Ostthüringens betraut. Seit dieser Zeit hat er die Resultate seiner Forschungen
in den Erläuterungen zu den einzelnen Sectionen und im Jahrbuch der K. Preussischen
geologischen Landesanstalt niedergelegt. Als Gesammtergebniss seiner Untersuchungen
veröffentlichte er 1884 die „Uebersicht über den Schichtenaufbau von Ostthüringen''.
Die Thätigkeit als Geolog gab ihm vielfach Gelegenheit, die Vogjelwelt seiner
Heimath zu beobachten. Schon im Vaterhause, wie auch durch Besuche beim Altmeister
der Ornithologie, dem Pfarrer Chr. L. Brehm in Renthendorf, war in dem Knaben
das Interesse für die gefiederte Welt erregt worden, das ihm bis an sein Lebensende
trea bleiben sollte. In zahlreichen Schriften hat er seine Beobachtungen mitgetheilt;
der Werth dieser Arbeiten erhellt daraus, dass z. B. seine „Winke, betr. das Aufhängen
von Nistkästen" und „Futter^lätze für Vögel im Winter** in 11 Auflagen in mehreren
Hunderttausend Exemplaren in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz verbreitet
sind. Eine ZusammensteUnng der in den verschiedensten Fachzeitschriften erschienenen
omithologischen Veröffentlichungen Liebe's ist durch Dr. 0. R. Hennicke geschehen.
1876 betheiligte sich Liebe an der Gründung des „Sächsisch-Thüringischen Vereins für
Vogelkunde und Vogelzucht", der 1878 in den „Deutschen Verein zum Schutze der
Vogelwelt" umgewandelt wurde, als dessen zweiter Vorsitzender er die Zeitschrift
dieses Vereins von 1884 ab redigirte.
Auch gemeinnützige Bestrebungen hat er als langjähriges Mitglied des Gemeinde-
raths, des Gewerbe Vereins und als erster Vorsitzender der Gesellschaft von Freunden
der Naturwissenschaften in Gera stets unterstützt Seine wissenschaftliche Bedeutung
wurde 1886 durch Ernennung zum fürstlichen Hofrath und 1894 durch Verleihung de«
goldenen Verdienstkreuzes, wie durch die Ertheilung der Ehrenmitgliedschaft vieler
19
natorwissensehaftlicher und ornithologischer Oesellschaften Deatschlands anerkannt
unserer Isis gehörte der Verewigte seit 1862 als correspondirendes Mitglied an, zahl-
reiche Schenkungen an nnsere Bibliothek werden den Namen des verdienstvollen
Gelehrten in nnserem Mitgliederkreise immer in dauerndem Andenken erhalten.
Am 6. Juni 1894 starb in Görlitz Restaurateur A. Peclitner, cor-
respondirendes Mitglied seit 1871.
Als wirkliche Mitglieder sind aufgenommen:
Fi ekel, Joh., Dr. phil, Oberlehrer in Dresden, am 26. April 1894;
Kämnitz, Max, Chemiker in Dresden, am 29. März 1894;
Kalkowsky» Ernst, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden, am 26. April 1894;
Krutzsch, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein, am 2. Juni 1894;
V.Meyer, E., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule in
Dresden, am 25. Januar 1894;
Vogel, Clem., Lehrer in Dresden« am 25. Januar 1894;
Weigel, Joh., Kaufmann in Dresden, am 2. Juni 1894;
Worgitzky, Eug., Dr. phil., Oberlehrer in Dresden, am 22. Februar 1894.
Zu correspondirenden Mitgliedern sind ernannt:
Hofmann, H., Büi^erschullehrer in Hohenstein-Emstthal, am 25. Januar
1894;
Menzel, Paul, Dr. med., in Hainitz bei Bautzen, am 22. Februar 1894.
In die correspondirenden Mitglieder sind übergetreten:
Bernhardi, Job., Landbauinspector in Altenburg;
Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt.
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Abhandlungen
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894
I. üeber neue fossile Pflanzenreste vom Cerro de Potosi.
Von H. Engelhardt.
(Mit Tafel I.)
In den Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu
Dresden veröffentlichte ich im Jahre 1887 die Bearbeitung einiger fossiler
Blattreste (S. 36 — 38, Taf. I) aus Schiefern des Cerro de Potosi in Bolivia,
deren Zusendung ich der Güte des Herrn Dr. Ochsenius in Marburg zu
danken hatte. In neuerer Zeit kamen mir durch ihn von Herrn Bergwerks-
director Braun in Potosi gesammelte Stücke von derselben Localität zu,
ebenso von Herrn Bergrath Stelzner in Freiberg solche, die von Herrn
Ingenieur A. Gmehling in Huanchaca übermittelt waren und durch Herrn
Bergwerksbesitzer Francke in Cassel diejenigen, welche der Royal Silver
Mine of Potosi-Compagnie in London gehören.
Aus einer Skizze und einem Profile, beide von Herrn Gmehling her-
rührend, ist zu ersehen, dass der Kern des Cerro de Potosi aus Rhyolith
besteht, welcher eine mächtige Spalte in den daselbst befindlichen
Schiefern*) ausgefüllt und dieselben überdeckt hat. Letztere treten in
bedeutender Höhe zu Tage aus; auf der nordöstlichen Seite des Berges
siud sie stark zersetzt, auf der südwestlichen enthalten sie fossile Pflanzen-
reste „etwa 150 m über der Halde der Mina Forsados" ; auf beiden fallen
sie nach N. ein. An sie lagert sich grobkörniger Sandstein an, der auf
der Ostseite von Gerollen überdeckt wird.
In Folgendem gebe ich die Beschreibung der mir bekannt gewordenen
Fossilien, helfen sie doch aufs Neue die gewaltige Lücke in der Kenntniss
von der tertiären Pflanzenwelt Südamerikas in etwas ausfüllen.
Nachdem ich die Bearbeitung der mir zugesendeten Reste bereits
vollendet, aber glücklicherweise noch nicht veröffentlicht hatte, über-
mittelte mir Herr Dr. Ochsenius die Abhandlung des Herrn Professor
N. L. Britton (Columbia College, New- York City): „Note on a coUection
of tertiary fossil plants from Potosi, Bolivia", welche in Transactions of
the American Institute of Mining engineers erschienen ist, so dass es mir
noch möglich wurde, auf sie Bezug nehmen zu können.
*) Herr Prof. James F. Kern]; hat dieselben einer mikroskopischen Untersuchung
unterworfen und theüt über diese mit: «A thin section was prepared, and with crossed
nicols is seen to be composed in largest part of an isotropic substance, through which
are scattered minute feldspar rods. This is imdoubtedly a volcanic glass, and the deposit
is formed of fine dnst, pumiceons in character smd very likely water-sorded and deposited.
The glass has suffered some devitrification from decay."
Qet. laU in Dresden, 1894, — Abb. 1.
Beschreibung der fossilen Pflanzenreste.
Cryptogamen.
Ordnung der Farne«
Gattung Acrostichum L.
Acrostichum linearifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 4.
Der Wedel ist linealisch, am Grunde allmählich verschmälert, gestielt,
ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, in dem unteren Theile hervortretend,
gerade, die feinen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver-
laufen bis zum Rande, sind einfach, bisweilen gegabelt, und stehen ziem-
lich entfernt von einander.
Mit Wedeln von Acrostichum lineare Fee (Brasilien, Bourbon) stimmt
unser Bruchstück wohl überein.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Gymnogramme Desy.
Oymnogramme (?) sp. Taf. I, Fig. 1.
Das vorhandene Fragment ist zu unvollständig und dazu schlecht
erhalten, so dass es nur ahnen lässt, was es sein könnte.
Der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven entspringen unter wenig
spitzen Winkeln und gabeln sich mehrfach.
Es ist leicht möglich, dass der Farnrest mit Oymnogramme trifoliata
Desv. (Peru, Brasilien) verwandt ist,
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Lomariopsis Fee.
Lomariopsis tertiana nov. sp. Taf. I, Fig. 3.
Der Fieder ist linealisch, am Rande gezähnelt, von einem bis zur
Mitte hervortretenden, von da nach der Spitze sich verdünnenden Mittel-
nerv durchzogen, von dem zahlreiche feine, meist einfache, selten gegabelte,
unter etwas spitzen Winkeln entspringende und bis zum Rande verlaufende
zarte Seitennerven ausgehen.
Es ist nur ein Fieder erhalten. Nach vom endigt er in eine Spitze,
von der die Kohle abgesprungen ist. Er stimmt genau mit solchen von
Lomariopsis sorhifolia L. sp. (Brasilien, Columbien, Guatemala, Antillen)
überein und dürfte hieraus auf einen gefiederten Farn zu schliessen sein.
Prof. Britton bildet in Fig. 18 unter der Bezeichnung „Undetermined"
ein grösseres Stück ab, das hierher zu rechnen ist.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Lomariopsis (?) sp. Taf. I, Fig. 2.
Etwa die Hälfte eines Fiederstücks, dem noch dazu der Grund ver-
letzt ist, vermag ich nicht mit Sicherheit der Gattung Lomariopsis zuzu-
weisen. Es ist ganzrandig und zeigt einen starken Mittelnerv, von dem
zahlreiche gegabelte Seitenneryen, die den Rand erreichen, unter beinahe
rechtem Winkel ausgehen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Pecopteris Brongn.
Pecopteris sp. Taf. i, Fig. 15.
Ein Farnrest ist vorhanden, der uns leider zu einer genaueren Be-
stimmung keine Handhabe bietet.
Der Mittelnerv eines Fieders zeigt auf der einen Seite fiederspaltiges
Laub, während es auf der anderen fehlt; die Fiederspaltstücke sind
linealisch, an der Spitze gerundet, haben einen unter s{)itzem Winkel
entspringenden, durch die Mitte verlaufenden und nach der Spitze zu sich
verdünnenden Nerv; die übrige Nervatur ist ganz unsichtbar.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Phanerogamen«
Familie der Gramineen L.
Gattung Poacites Brongn.
Poacites sp. Taf. I, Fig. 5.
Ein Stück eines Grasblattes zeigt 16 parallele Nerven.
Ich bildete es trotz seiner Werthlosigkeit mit ab, um das Vorhanden-
sein von Gräsern zu bezeichnen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Taxineen Rieh.
Gattung Podocarpus Herit.
Pödocarpus fossilis nov. sp. Taf. I, Fig. 12.
Das Blatt ist lederig, linealisch-lanzettlich; der Mittelnerv ist auf der
Oberseite etwas vertieft.
Ihdocarptis Lambey-ti Klotzsch (Brasilien) hat Blätter, welche mit
dem fossilen recht wohl verglichen werden können.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Familie der Myriceen L.
Gattung Myrica L.
Myfica bariksioides m. Taf. I, Fig. 6, 7, 14, 17.
1887. Engelhardt, üeber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I,
Fig. 10, 14. — Britton, Tert, foss. plants from Potosi, S. 8, Fig. 6—8.
Die Blätter sind lederig, linealisch -lanzettförmig, scharfgesägt, zuge-
spitzt, am Grunde ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze
zu verschmälert, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, ver-
laufen bogenförmig und münden in den Randzähnen aus.
Es ist mir immer noch nicht möglich, eine jetztweltliche Art zur
Vergleichung heranziehen zu können, weshalb die Bestimmung durchaus
noch nicht als fest bestimmt anzusehen ist. Von anderwärts gefundenen
Tertiärblättern sind die von Myrica polymorplia Schp. = Myricophyllum
Zachariense Sap. (vergl. Lesquereux, Cret. and Tert. FL, Taf. 25, Fig. 1,
2. — Saporta, fitudes s. 1. veget. du Sud-Est de la France. Suppl. I, PI. 5,
Hg. 4—7) am ähnlichsten. Zum ersten Male ist es möglich gewesen, sie
mit dem feineren Netzwerk abbilden zu können.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi -Compagnie in London:
Fig. 14, 17; Sammlung der Freiberger Bergakademie: Fig. 6; Sammlung
des Herrn Dr. Ochsenius: Fig. 7.
Myrica Wendtii Britton, Taf. I, Fig. 13.
1892. Britton, Tert foss. plants from Potosi, S. 8, Fig. 1—4, 20.
Die Blätter sind lanzettförmig oder länglich-lanzettförmig, breit, spitz
oder zugespitzt, am Grunde verschmälert, grob und unregelmässig ge-
zähnt; der Mittelnerv tritt hervor, die Seitennerven sind gerade und endigen
in den Zähnen.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Myricophyllum sp. Taf. I, Fig. 24.
Es erinnert der vorhandene Blattfetzen sehr an Myrica aciitüoha
Stbg. sp. = Dryandra acutüoba Ung.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Poljgoneen R. Br.
Gattung Ruprechtia Rchb.
Euprechtia Braunii nov. sp. Taf. I, Fig. 19.
Das Blatt ist etwas lederig, lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde
verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind
sehr zart und bogenläufig.
Unser Blatt hat manches Aehnliche von den Blättern der jetztlebenden
Ruprechtia laurifoUa Mart, doch stimmt es noch mehr mit denen der
JS. (Triplaris) salicifolia Mey. (Brasilien) überein.
Es ist zu Ehren Herrn Braun's, welcher die an Herrn Consul Dr. Ochsenius
gesandten Stücke sammelte, benannt worden.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Ericaceen Endl.
Gattung Gaylussacia H. B. K.
Oaylussacia tertiana nov. sp. Taf. I, Fig. 8, 9.
Die Blätter sind etwas lederig, spatelig, linealisch, spitz, über der
Mitte am breitesten, gegen den Grund verschmälert, am Rande ein wenig
umgebogen, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven gehen
unter spitzen Winkeln aus und sind meist verwischt
Die Blätter, von denen ich Anfangs annahm, dass sie einer Leucothoe
angehören dürften, bis mich Vergleichungen eines anderen belehrten, sehen
aus, als müssten sie starrlich gewesen sein. Bei dem einen Stücke fügte
ich den wahrscheinlichen Grund in der Zeichnung hinzu. Das in den
Hauptfeldern befindliche und unter der Loupe sichtbare Netzwerk ist
sehr fein.
Ich vergleiche die Blätter mit denen von Oaylussacia ledifolia Mart.
(Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Saxifrageen Vent.
Gattung Weinmannia L.
Weinmannia Brittoni nov. sp. Taf. I, Fig. 16.
Das Blättchen ist lederig, elliptisch, gezähnt; der Mittelnerv tritt
hervor, die wenigen Seitennerven sind sehr zart und entspringen unter
spitzen Winkeln.
Aehnliche kleine Blättchen hat die in Nordbrasilien heimische Adesmia
muricata DC, doch zeigen dieselben keine Seitennerven und dürfen daher
nicht in Betracht gezogen werden. Ganz anders ist es mit den Blättchen
von Weinmannia glabra DC. (Süd-Mexico, Westindien, Guiana, Venezuela,
Colambien), welche mit dem unserigen nach allen Richtungen hin überein-
stimmen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Familie der Capparideen Juss.
Gattung Capparis L.
Capparis mxdtinervis nov. sp. Taf. I, Fig. 18.
Die Blätter sind lederig, linealisch, ganzrandig, sehr kurz gestielt;
der Mittelnerv ist stark, die unter spitzen Winkeln austretenden Seiten-
nerven verlaufen parallel, verbinden sich vor dem Rande in Bogen und
treten gleich den Nervillen hervor.
Es sind nur Bruchstücke vorhanden, welche aber soviel üeberein-
stimmendes mit Blättern einiger Capparis-kri^n (C, angustifolia H. B. K.
von Südmexico, C, Jacobinae Moric. von Brasilien, in erster Linie C, longi-
folia SW. von Jamaica, S. Thomas, Antigua) zeigen, dass ich mich ver-
anlasst fühlte, sie der genannten Gattung einzureihen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Familie der Papilionaceen L.
Gattung Lonchocarpus H. B. K.
Lonchocarpus obtusifolius nov. sp. Taf. I, Fig. 22.
Das Blättchen ist länglich -elliptisch, an der Spitze stumpf, ein wenig
lederig, ganzrandig; der Mittelnerv ist schwach, die Seitennerven sind fein,
entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen ziemlich gerade und verbinden
sich vor dem Rande in Bogen.
Es ist nur ein Bruchstück, dem der Grund fehlt, vorhanden. Ich
vergleiche dasselbe mit den Blättchen von Lonchocarpus obtusus Benth.
(Brasilien).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Hedysarum L.
Hedysarum bolivianum nov. sp. Taf. I, Fig. 62, 68.
Die Blättchen sind länglich-umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, zart; der
Mittelnerv ist etwas gebogen, die Seitennerven entspringen unter spitzen
Winkeln, verlaufen gerade und verbinden sich vor dem Rande in Bogen.
Die Blättchen der fossilen Art entsprechen denen des jetzt lebenden
Hedysarum (Aeschynomene) falcatum DC. (Brasilien, Peru, Central- Amerika,
warmes Mexico.)
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Drepanocarpus Mey.
Drepanocarpus Franckei nov. sp. Taf. I, Fig. 36—38.
Die Blättchen sind lederig, länglich, gerundet, am Grunde gerundet
oder allmählich verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist auf der oberen
8
Seite vertieft, auf der unteren hervortretend, die zahlreichen Seitennerven
entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel bis zum Rande.
Unsere Blättchen stimmen mit denen von Drepanocarpus lunatus Mey.
überein (Nord-Brasilien, Guiana, Panama, Nicaragua, Süd-Mexico, West-
indische Inseln, tropisches West -Afrika).
Ich habe diese Art zu Ehren des Herrn Bergwerksbesitzer Francke
in Kassel benannt, welcher sich in hochschätzbarer Weise um Erlangung
von Material bemühte.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London:
Fig. 36; Sammlung der Frei berger Bergakademie: Fig. 37, 38.
Gattung Desmodium Desv.
Desmodium ellipticum nov. sp. Taf. I, Fig. 42 — 44.
Die Blätter sind elliptisch, an Spitze und Grund gerundet, ganzrandig,
kurzgestielt; der Mittelnerv verschmälert sich allmählich nach der Spitze
hin, die Seitennerven verlaufen parallel, sind wenig gebogen und verbinden
sich vor dem Rande untereinander.
Ich vergleiche sie mit den an Grösse und Gestalt sehr verschiedenen
des Desmodium barbatum Benth. (Hedysarum barbatum L. = Uraria
lagocephala DG.), welches eine weite Verbreitung besitzt (Süd- Mexico,
Nicaragua, Costa- Rica, Panama, West -Indien, Brasilien, Colümbien,
Guiana, Peru).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Machaerium P.
Machaerium eriocarpoides nov. sp. Taf. I, Fig. 28.
Das Blättchen ist lanzettlich, ganzrandig, kurzgestielt, lederig; der
Mittelnerv ist gerade, deutlich, die Seitennerven sind fein, entspringen
unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade oder wenig gebogen und verbinden
sich vor dem Rande in Bogen.
Man vergleiche das fossile Blättchen mit solchen von Machaenum
eriocarpum Benth. (Brasilien).
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Gattung Dalbergia L.
DaJhergia antiqtca nov. sp. Taf. I, Fig. 23.
Die Hülse ist länglich-oval, feingerunzelt, gestielt.
Als entsprechende Art könnte Dalbergia riparia Benth. (Trioptolemaea
riparia Mart) gelten (Nord -Brasilien).
Sammlung der Royal Silver-Mine of Potosi-Compagnie in London.
Dalbergia cliartacea nov^ sp. Taf. I, Fig. 25.
Das Biättchen ist etwas lederig, länglich -elliptisch, spitzlich, ganz-
randig; der Mittelnerv ist gerade, die Seitennerven entspringen unter
spitzen Winkeln, verlaufen wenig gebogen und parallel.
üebereinstimmung mit Blättchen von Dalbergia variäbilis Vog. (Brasilien,
Guiana, Peru) findet statt.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
9
Familie der Mimoseen K. Br.
Gattung Sweetia Spr.
Sweetia tertiaria m. Taf. I, Fig. 26.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 38, Taf.I,
Fig. 11.
1892. Swertia tertiaria. Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S. 4, Fig. 79.
Die Blättchen sind eiförmig, wenig lederig, an der Spitze stumpf,
etwas ausgerandet; der Mittelnerv ist gerade, am Grunde kräftig und
nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven ent-
springen unter spitzen Winkeln, sind wenig gebogen, vor dem Rande
gabelspaltig verbunden, die Maschen des Netzwerkes sind länglich.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Britton rechnet diese Art zu der Gattung Swertia, mit welcher sie
jedoch nicht in Beziehung gebracht werden kann; diese gehört in die
Familie der Gontorten und nicht in die der Mimosen.
Gattung Caesalginia Bl.
Caesalpinia Omehlingi nov. sp. Taf. I, Fig. 29.
Das Blättchen ist länglich, ganzrandig, an der Spitze stumpf, am
Grunde einerseits gerundet, andererseits verschmälert, ganzrandig, der
Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind sehr schwach.
Blättchen von Caesalpinia ptUcherrinia Swartz. stimmen mit den fossilen
überein (Brasilien, Guiana, Columbien, Antillen, Mexico, Guatemala, Central-
Amerika, Galapagos, Sandwichinseln).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Peltophorum Vogel.
Peltophorum membranaceum nov, sp. Taf. I, Fig. 47.
Das Blättchen ist schief-länglich, stumpf, am Grunde ungleich, ganz-
randig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind zart und entspringen
unter spitzen Winkeln.
Blättchen von Peltopliorum Vogelianum Benth. (Brasilien), unter
welchen sich neben gleichhälftigen ungleichhälftige befinden sind von mir
zur Yergleichung herangezogen worden.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Cassia L.
Cassia membranacea nov. sp. Taf. I, Fig. 31, 32.
Die Blättchen sind häutig, lanzettförmig, zugespitzt (?), am Grunde
etwas ungleich, ganzrandig; der Mittelnerv ist fein, die Seitennerven
sind zart.
Wahrscheinlich gehören beide unvollständig erhaltene Blättchen einer
und derselben Art an. Als verwandte jetztweltliche ist Cassia laevigata
Willd. (Brasilien, Peru, Columbien, Costa -Rica, Californien, Süd -Mexico)
anzusehen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Ca^ia chrvsocarpoides m. Taf. I, Fig. 30.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 37, Taf. I,
Fig. 15. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, 8. 3, Fig. 29—35.
10
Die Blättchen sind umgekehrt -eiförmig, angleichhälftig, am Grunde
schief, an der einen Seite mehr als an der anderen gebogen, ganzrandig;
der Mittelnerv ist am Grunde stark und rersehmälert sich allmählich nach
der Spitze zu, die Seitennerven entspringen unter iq[tttzen Winkeln und
sind vor dem Rande untereinander verbunden, das Netzweric zeigt ge-
brochene und untereinander verbundene zarte Nervillen.
Britton lag eine grössere Reihe von Blättchen vor, die geeignet sind,
den bisherigen Grössen- und Formenkreis derselben zu erweitern. Einige
derselben zeigen auch den kurzen Stiel erhalten.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Cassia ligusirinoides m. Taf. I, Fig. 27.
1887. Engelhardt, Ueber foss. Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 4, Taf.I,
Fig. 16. — Britton, Tert. foss. plants from Potosi, S.4, Fig. 21— 27,
46—48.
Die Blättchen sind lanzettförmig, spitz, ganzrandig; der Mittelnerv
ist am Grunde verhältnissmässig stark und nimmt nach der Spitze zu all-
mählich an Dicke ab, die Seitennerven entspringen unter wenig spitzen
Winkeln und verbinden sich vor dem Rande in Bogen.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Cassia rigidulifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 34.
Das Blättchen ist starrlich -häutig, breitlich- länglich, stumpf, am
Grunde ungleichseitig, ganzrandig; der Mittelnerv verläuft beinahe in der
Mitte, die zarten Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln,
verlaufen gerade und verbinden sich am Rande in flachen Bogen.
Das Blättchenstück, welches uns allein zukam, zeigt sich völlig überein-
stimmend mit Blättchen von Cassia miLcronata Spgl. (Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Cassia obsciira nov. sp. Taf. I, Fig. 50.
Das Blättchen ist häutig, ungleichhälftig, stumpf, am Grunde ungleich-
seitig, ganzrandig; der Mittelnerv und die Seitennerven sind zart, von
letzteren entspringen mehrere am Grunde der einen Seite.
Aehnlich sind Blättchen von Cassia rotundifolia Pers. (Brasilien,
Guiana, Columbia, Central -Amerika, Mexico, Westindische Inseln); doch
ist bei ihnen der Grund der einen Hälfte mehr herabgezogen, auch sind
sie fast immer grösser, weshalb es mir noch zweifelhaft bleibt, ob wirklich
das fossile mit ihnen zu vergleichen ist.
Gattung Mimosa Ad.
Minwsa arcuatifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 52 — 54.
Die Blättchen sind klein, häutig, länglich-linealisch, ganzrandig; der
Mittelnerv ist fein, die Seitennerven sind verwischt.
Die fossilen Blättchen zeigen grosse Aehnlichkeit mit solchen von
Mimosa invisa Mart. (Brasilien, Surinam, Costa-Rica, Panama, Süd-Mexico,
Westindien); ähnlich sind auch die von Parkinsonia actUeata L. und die
von Mimosa luptdiiia Benth.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Mimosa montanoides nov. sp. Taf. I, Fig. 64.
Die Blättchen sind häutig, gegenständig, klein, sitzend, schief-länglich-
elliptisch, ganzrandig, undeutlich einnervig.
11
Unser Stück evkqiricht ganz Blättertheilen von Mimosa montana
H« B. £L ^Pcfii^.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Gattung Mimosites Ung.
Mimosites sp. Taf. I, Fig. 48, 49.
Die Blättchen sind sehr klein, vielpaarig angeordnet, länglich-linealisch,
stampflich.
Es ist wohl hier am besten angebracht, obigen Gattungsnamen zu
gebrauchen, da die Reste zu klein und unvollständig vorhanden sind, als
dass sie mit Bestimmtheit einer jetzt lebenden Art, ja Gattung identisch
erklärt werden könnten. Mimosa microcephala Humb. et Bonpl. scheint mir
die grösste Uebereinstimmung zu zeigen, doch kommen auch andere
Pflanzen wie Mimosa pedinata Kth., Acacia timbellifera Humb. et Bonpl.,
CaUiandra parviflora Benth. etc. in Betracht.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Acacia T.
Acacia tenuifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 45, 46.
Die Blättchen sind häutig, länglich, an der Spitze stumpf, ganzrandig;
der Mittelnerv verjüngt sich nach der Spitze zu, die überaus zarten Seiten-
nerren entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen parallel.
Die fossilen Reste entsprechen Blättchen von Acacia pediceüata Benth.
(Brasilien, Bolivia).
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Acacia iininervifolia nov. sp. Taf. I, Fig. 10, 11, 20.
Die Blättchen sind länglich-lanzettlich, spitz, am Grunde schief; der
Mittelnerv ist zart, Seitennerven sind nicht sichtbar.
Sehr übereinstimmend finde ich die Phyllodien von Acacia paradoxa DC.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Acacia dimidiato- cor data nov. sp. Taf. I, Fig. 51.
Das Blättchen ist sehr kurz gestielt, ungleichseitig-länglich, spitz, am
Grunde halbseitig-herzförmig, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die
Seitennerven sind verwischt.
Die Blättchen von Acacia fascicülata Kunth (Mimosa fascictdata Benth.)
sind sehr ähnlich. (Süd-Mexico.)
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Gattung Inga PI.
Inga Ochseniusi nov. sp. Taf. I, Fig. 39, 40.
Die Blättchen sind lederig, länglich, am Grunde schief, gerundet,
ganzrandig; der Mittelnerv verläuft ausserhalb der Mitte, die Seitennerven
sind sehr zart.
Nur zwei Blättchen, von denen dem einen die Spitze fehlt, konnten
von mir aufgefunden werden. Manches Aehnliche haben sie mit denen
von Inga fMeJUformis Mart., doch unterscheiden sie sich von ihnen so-
fort durch ihre geringere Grösse; mehr noch stimmen sie mit denen von
12
JPitliecolobiiifn diversifolium Benth. überein, am meisten aber mit solchen
von Inga Blanchetiana Benth. (Brasilien).
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Gattung Pithecolobium Mart.
Pithecolohium tertiaritim nov. sp. Taf. I, Fig. 33.
Das Blättchen ist etwas lederig, schief-rhombisch, stumpf, ganzrandig;
der Mittelnerv ist gerade, zur Spitze hin verfeinert, die Seitennerven ent-
springen unter spitzen Winkeln, verlaufen gerade, spalten sich vor dem
Rande und verbinden sich daselbst in Schlingen.
Es ist nur die obere Hälfte eines Blättchens erhalten geblieben. Trotzdem
muss ich dieses mit den in ihrer Gestalt sehr wechselnden Blättchen von
Pithecolobium trapezifolium Benth. (Brasilien, Guiana, Columbien) zu-
sammenbringen. Denken wir uns das Stück ergänzt, so erhalten wir ein
Blättchen, das von solchen der lebenden Art nicht unterschieden werden
kann. Dazu kommt die etwas lederige Textur und die völlig gleiche Nervatur.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Gattung Enterolobium Mart.
Enterolobium grandifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 60.
Das Blättchen ist länglich-sichelförmig, spitz, sitzend, ganzrandig ; der
Mittelnerv ist zart und verläuft gerade ausserhalb der Mitte, die Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln und sind kaum sichtbar.
An unserem Blättchen vermag ich nur einen Seitennerv zu erkennen,
die übrigen sind verwischt.
Enterolobium Timbouva Mart. (Brasilien) besitzt entsprechende Blättchen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Enterolobium parvifolium nov. sp. Taf. I, Fig. 61.
Das Blättchen ist klein, schmal-linealisch-sichelförmig, ganzrandig; der
Mittelnerv ist allein sichtbar.
Enterolobium Schomburgkii Benth. (Brasilien, Cayenne, Panama) zeigt
entsprechende Blättchen.
Sammlung der Freiberger Bergakademie.
Gattung Platipodium Vog.
Flatipodium Potosianum nov. sp. Taf. I, Fig. 41.
Das Blättchen ist länglich, an der Spitze gerundet, am Grunde schief,
ganzrandig, der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, ge-
drängt, entspringen unter spitzen Winkeln, laufen gerade aus und sind
am Rande gebogen.
Als entsprechende Art kann von mir Platipodium elegans Vog. (Brasilien,
Bolivia, Panama) genannt werden, doch ist hervorzuheben, dass der Stiel
bei der fossilen Art länger ist als bei der recenten.
Sammlung der Royal Silver Mine of Potosi-Compagnie in London.
Gattung Calliandra Benth.
Calliandra ovaüfolia nov. sp. Taf. I, Fig. 56.
Das Blättchen ist etwas lederig, eiförmig, ganzrandig; der Mittelnerr
verläuft etwas ausserhalb der Mitte, am Grunde entspringen zwei vor dem
13
Kande aufsteigende Nerven, die seitlichen Nerven sind sehr zart, verlaufen
gerade und verbinden sich unter einander.
Unser Blättchen zeigt mit solchen von Cdlliandra leptopoda Benth.
(Brasilien) sehr grosse Aehnlichkeit.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
CaUtandra obliqiia nov. sp. Taf. I, P'ig. 55.
Das Blättchen ist schief- länglich, ungleichhälftig, ganzrandig; der
Mittelnerv ist nur sichtbar.
Bei CaUtandra macrocephala Benth. finden wir solche Blättchen.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Pflanzenreste mit unsicherer Stellung.
Fliyllites Franckei m.
1887. Bngelhardt, Fos». Blattreste v. Cerro de Potosi, S. 36, Taf. I,
Fig. 12.
Leider fanden sich wiederum nur unvollständige Reste.
Antholithes qninquepartita nov. sp. Taf. I, Fig. 57.
Es liegt ein Kelch vor, der einfach und mit fünf kuraen dreieckigen,
derben Abschnitten versehen ist; der zusammenhängende mittlere Theil
zeigt sich vertieft und lässt die Stelle erkennen, auf welcher der Frucht-
knoten aufsass. Es ist mir nicht möglich gewesen, eine sichere Deutung
in Hinsicht auf Familie oder Gattung zu geben.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Carpolites avoideus nov. sp. Taf. I. Fig. 58.
Eine nicht genau zu deutende Frucht liegt vor. Sie ist eiförmig und
zeigt unter einer glatten und trocknen Mittelschicht einen anschliessen-
den Kern.
Sammlung der Bergakademie zu Freiberg.
Leguminosites (?) globidaris nov. sp. Taf. I, Fig. 59.
Samen, die wohl der Frucht einer der hier beschriebenen Leguminosen
angehören dürften, zeigen sich auf einzelnen Stücken ziemlich häutig, mehr
noch die von ihnen hinterlassenen Eindrücke.
Sie sind etwas fiachkugelig, glatt, breit.
Sammlung des Herrn Dr. Ochsenius.
Mimosites linearis nov. sp. Taf. I, Fig. 21, 35.
Die Blättchen sind länglich, ungleichhälftig, linealisch, spitzlich, am
Grunde spitz, ganzrandig; nur der Mittelnerv ist sichtbar.
In dem mir zugänglichen recenten Material fand ich keine Art, auf
welche ich sie beziehen konnte.
n. Die mineralogisch-geologischen Sammlungen der
Königlich Technischen Hochschule zu Dresden.
Von H. B. Geinltz.
Für die mineralogisch-geologischen Sammlungen der Königlich Tech-
nischen Hochschule und das dazu gehörige Inventar vor und seit Er-
richtung eines Lehrstuhls für Mineralogie und Geologie im Jahre 1860,
welchen ich von jener Zeit an bis Ostern 1894 inne hatte, haben Anfangs
zahlreiche Geschenke den wesentlichsten Beitrag geliefert, wie namentlich
1850 eine aus ca. 1820 Exemplaren bestehende Mineraliensammlung des
Kaufmanns Becker, ferner 1871 eine stattliche Mineraliensammlung aus
dem Nachlasse des verstorbenen Oberstlieutenants von Koppen fels von
dessen Erben, wozu in demselben Jahre eine Sendung des Professors
Dr. Glocker in Breslau und zahlreiche Gaben eines dankbaren Schülers
des Polytechnikums, des jetzigen Professors Ernst Zschau und vieler
anderer Freunde der Hochschule getreten sind.
Als Stamm für die geologischen Sammlungen konnte eine 1851 für
350 Thaler erworbene Privatsammlung des Dr. H. B. Geinitz, welche
1400 Arten in ca. 5000 Exemplaren Versteinerungen und 765 Exemplare
Gebirgsarten in vier Schränken enthielt, und eine Sammlung von säch-
sischen Gebirgsarten aus dem Nachlasse des Geheimen Regierungsraths
von Weissenbach dienen, während 1871 durch Ankauf von Versteine-
rungen aus dem Nachlasse des Generalstabsarztes Professor Dr. Günther,
incl. 4 grosser Wandschränke für 1950 Mark, diese Sammlungen zu der
jetzigen, einer technischen Hochschule würdigen Höhe geführt worden sind.
Eine hochherzige Schenkung der Wittwe des hiesigen Rechtsanwalts
Dr. Richard von Otto, Frau Clara von Otto führte 1885 der Königlich
Technischen Hochschule einen grossen Theil der naturhistorischen Samm-
lungen des am 26. December 1863 hier verstorbenen früheren Ritterguts-
besitzers auf Possendorf Ernst von Otto*) zu und zwar ca. 1000 gute
Exemplare von Mineralien und einige 100 Stück geschliflfene Gesteins-
platten, ferner eine reiche Sammlung von Süsswasser- und Landconchylien,
sowie eine ansehnliche Sammlung von Eiern, Seesternen u. s. w,, die in
den zoologischen Sammlungen der Königlich Technischen Hochschule Auf-
nahme gefunden haben. Diesem werthvoUen Geschenke folgten 1892 von
derselben Dame die Seeconchylien und Korallen der Ernst von Otto'schen
Sammlung, in 334 Nummern eines Special-Kataloges, nach, welche bis auf
Weiteres noch in den Räumen der geologischen Sammlungen verblieben sind.
♦) Nekrolog in Sitzungsber. der Isis, 18(>4, S. 8.
Ue». /««« in Dresden, 1894. — Abb. 2.
16
In neuester Zeit, Ende 1893, ist für die geologische Sammlung noch
eine Reihe zierlicher Versteinerungen aus der Kreide von Rügen ein-
gegangen, welche Frau Agnes Laur in Dresden mit grossem Fleiss ge-
sammelt und unseren Sammlungen verehrt hat.
Unter der grossen Zahl von Freunden, welche durch schätzbare
Gaben unsere mineralogisch -geologischen Sammlungen gefördert haben,
seien vor Allem hervorgehoben die Herren Oberlehrer Hermann Engel-
hardt, Consul Engelmann, 1870, Professor Dr. Friedrich in Zittau,
1880, L. Bürkner, 1880, Consul Russ, 1881, Bergschuldirector Ditt-
marsch in Zwickau, Berginspector Wiefei in Stassfurt, 1882, Dr. Reide-
meister in Schönebeck, 1882 u. f., Ingenieur 0. Jünger in Copen-
hagen, 1885, Professor Bombicci in Bologna, 1885, Professor Dr. von
Hantken in Budapest, 1886, und Dr. B. Doss, 1889, worüber die Zu-
gangskataloge nähere Auskunft ertheilen. Mit dem Königlich Minera-
logischen Museum ist ein lebhafter Tauschverkehr unterhalten worden.
Einen werthvollen Bestandtheil der geologischen Sammlung bilden
die in den Wandschränken aufgestellten Steinarten, welche im Königreiche
Sachsen zur Chausseeunterhaltung verwendet werden und als Unterlage
für die von H. B. Geinitz und C. Th. Sorge im Juli 1860 veröflfentlichte
Druckschrift dienen, über welche sich auch mikroskopische Untersuchungen
des Professors Möhl in Cassel und Anderer verbreiteten.
In den Räumen der Königlich Technischen Hochschule selbst sind
mikroskopische Untersuchungen sehr lebhaft in den Jahren 1888 und 1889
von dem damaligen Assistenten für Mineralogie und Geologie Dr. B. Doss
betrieben worden. Zur Förderung dieses immer mehr in den Vorder-
grund tretenden Zweiges wurden schon früher zahlreiche ausgewählte
Dünnschliffe von Gebirgsarten von Voigt & Hochgesang in Göttingen und
von anderen Seiten bezogen, sowie auch für Ankauf zweier guter Mikro-
skope gesorgt. In ähnlicher Weise wurde auch das Studium der Krystallo-
graphie durch Ankauf zahlreicher Krystallmodelle und Anschaffung mehrerer
hierzu nöthigen Instrumente und Apparate gefördert. Die optische Rich-
tung in Mineralogie und Petrographie und die sogenannte chemische
Krystallographie sind seit Ostern 1887 durch den Privatdocenten für
Mineralogie und Geologie Dr. Heinrich Vater, späterem Professor an
der Königlichen Forstakademie in Tharandt, in besonders dazu eingerich-
teten Räumen der Königlich Technischen Hochschule in erwünschter Weise
bis Osteni 1894 vertreten worden.
Als meine Assistenten für Mineralogie und Geologie fungirten 1886
bis 1887: Dr. Herm. Hofmann, 1887—1888: Dr. Heinrich Vater und
Dr. B. Doss, 1888—1889: Dr. B. Doss und Dr. H. Francke, 1889—1894:
Dr. H. Francke mit nur kurzer Unterbrechung.
Das Mobiliar für die Sammlungen war Anfangs ein höchst bescheidenes.
Der einzige Schrank, welcher nicht nur die Mineralien und Gebirgsarten,
sondern zugleich auch chemische Präparate und kleinere physikalische
Apparate in den Räumen der Königlich Technischen Bildungs-Anstalt am
Jüdenhofe enthielt, ist noch vorhanden. Dann trat ein grosser Mineralien -
schrank aus dem Nachlasse des verewigten Directors Professor Seebeck
hinzu und mit den vorgenannten durch Schenkungen und Ankäufe er-
worbenen Gegenständen folgten auch die alten und mit neuem Anstrich
versehenen Schränke nach. Es waren bis zum Jahre 1876 überhaupt nur
drei neue Mineralienschränke angefertigt worden, in welchen sich jetzt
16
noch die mineralogischen und geologischen Lehr- und Hauptsammlungen
befinden.
Mit Uebersiedelung der Sammlungen aus dem alten Polytechnikum am
Postplatz in die neuen Räume unserer Königlich Technischen Hochschule
stellte sich auch das Bedürfniss zur Aufstellung von Schausammlungen im
Interesse der Studirenden heraus, soweit die dafür disponiblen Räume in den
Zimmern 81 — 84 genügten. Das Auditorium -Zimmer 81 ist mit den
geologischen Karten des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Länder-
theile von C. Fr. Naumann und B. von Cotta und mit Gebirgsprofilen
ausgestattet, das leider unheizbare Zimmer 82 enthält in grossen statt-
lichen neuen Schränken eine reiche geologische Sammlung mit den
krystallinigchen Gebirgsarten und den sedimentären mit ihren Versteine-
rungen, nach ihrem geologischen Alter geordnet, ausserdem die schon
oben erwähnte werthvolle Sammlung der im Königreiche Sachsen zur
Chausseeunterhaltung gebrauchten Gebirgsarten. Daneben befinden sich
Modelle eines Gletschers und einer Vulkaninsel von Heim, eines Vulkans
von von Hochstetter und ein Modell für Gebirgsverschiebungen von
R. Schäfer in München. Das auch für praktische Uebungen und Re-
petitionen der Studirenden benutzte Zimmer 83 ist im Wesentlichen mit
den Ljehrsammlungen für Mineralogie und Geologie, mit einer Studien-
sammlung zum selbständigen Gebrauche der Studirenden und einigen
kleinen Aufsatz -Schränken zu verschiedenen Zwecken erfüllt. In dem
daranstossenden sogenannten Docenten-Zimmer 84 konnte ausser 2 Schreib-
tischen für den Professor und einen Assistenten, einem mit vielen Schub-
fächern versehenen alten aber sehr brauchbaren Schrank zur Aufnahme
von botanischen und zoologischen Vergleichsmaterialien und einem anderen
kleinen Schrank mit Aufsatz noch die unentbehrliche Handbibliothek für
die mineralogisch-geologische Abtheilung aufgenommen werden.
Diese Handbibliothek, über welche ausser dem älteren allgemeinen
Zugangskataloge ein besonderer Zugangskatalog für Bücher von 1890 an
geführt wird, enthält ausser einigen bei den Lehrmitteln angeführten
Schriften 66 mineralogische und 329 geologische Schriften und Karten-
werke. Ausserdem ist dafür ein vollständiger Zettelkatalog vorhanden.
Bei Anschaffung und der nur langsam fortschreitenden Vermehrung dieser
Bibliothek wurde der Grundsatz festgehalten, einerseits nur die als Lehr-
mittel wichtigsten und zur Untersuchung der Materialien nothwendigsten
Schriften anzuschaffen, andererseits aber geologische Karten herbeizufuhren,
sei es durch Schenkung oder Ankauf, da unsere Königlich Technische
Hochschule die einzige Stelle in Dresden ist, wo für die letzteren eine
Centralstelle geschafft werden konnte, zumal an dem Königlich Minera-
logisch-geologischen Museum in Dresden bei den vielen anderen Anforde-
rungen an dasselbe die Möglichkeit hierzu ziemlich ausgeschlossen war.
Als Geschenke sind vornehmlich anzuführen:
Die von dem Königlich Sächsischen Finanzministerium herausgegebenen
Special-Karten des Königreichs Sachsen mit Erläuterungen, von H, Credner;
das grosse Kartenwerk der geologischen Landesuntersuchung von Schweden
(Sveriges Geologiska Undersökning) , von Director Professor 0. Tor eil
(Institut royal geologique de la Suede, Stockholm); zahlreiche Kartenwerke
der U. S. Geological Survey, von Director W. Powell in Washington.
Unter den Ankäufen sind die bedeutendsten die geologischen Special-
karten von Preussen und den Thüringischen Staaten, jene von Elsass-
17
Lothringen, die geognostische Specialkarte von Württemberg, Bayern z. Th.,
vom Peloponnes und Attika, Italien, Flötzkarten des Ruhr - Steinkohlen-
beckens und von Schlesien, des Europäischen ßusslands, von Frankreich,
Spanien, der Schweiz, England, überhaupt der meisten Länder Europas.
Chemische Arbeiten mussten während meiner Wirksamkeit als Pro-
fessor der Mineralogie wegen mangelnder Räumlichkeiten hier unter-
bleiben, da nur ein kleiner Raum neben der nach dem Boden führenden
Treppe zwischen den Zimmern 81 und 82 für die Anbringung eines
Scliränkchens mit chemischen Reagenzien disponibel war, welchem Uebel-
stande bei dem bevorstehenden Neubau unter fachkundiger Leitung meines
Nachfolgers leicht abgeholfen werden kann.
III. lieber Allantonema mirabile, Sphärulaf^n
bornbi und Heterodera Schachtii.
Von Dr. B. Ebert in Dresden.
Im 12. Bande der mathematisch-physischen Klasse der Königlich Säch-
sischen Gesellschaft der Wissenschaften, No. VIII, findet sich eine Arbeit
Rud. Leuckart's über 3 schmarotzende Nematoden. Die Entwickelungs-
geschichte derselben, wie sie dort zur Kenntniss gebracht wird, lässt vor
Allem erkennen, wie mit dem üebergange zur parasitischen Lebensweise
tiefgreifende Aenderungen der Organisation der betreflfenden Thiere ver-
bunden sind, und dass daher das Stadium der Würmer, bei denen ja
Parasitismus eine besonders häufige Erscheinung ist, ein vortreflfliches
Mittel bietet, die grosse Anpassungsfähigkeit organischer Materie an ver-
änderte Lebensbedingungen kennen zu lernen.
Der im Fichtenrüsselkäfer, Hylobius Ahietis^^ schmarotzende wurst-
förmige Nematode Allantonema mirabile hat, um durchlässig für die Nähr-
flüssigkeit zu werden, seine Körperdecke auf eine ungemein zarte Cuticula
beschränkt, Bewegungs- und Empfindungsorgane, die ihm nicht weiter
nothwendig sind, zum Schwinden gebracht und fast die ganze innere
Körpermasse zu einem Geschlechtsapparate umgewandelt.
Anfangs männlich und zur Bereitung von sperma dienend, wird er
später weiblich, Eier bereitend, so dass das Thier als ein protandrischer
Hermaphrodit sich charakterisirt. Die Eier entwickeln sich bereits zum
Embryo im Mutterleibe, die selbständig ihren Ausgang gewinnen müssen,
da keine Muskelkraft im Mutterthier vorhanden ist, die den Geburtsakt
vollziehen könnte. Die Embryonen finden nun reichlich Nahrung im Leibe
des Wirthes, daher ist ihre MundöflFnung zunächst noch geschlossen. Sie
gelangen endlich durch den Mastdarm des Wirthes nach aussen, halten
sich hier noch längere Zeit, besonders zwischen Flügeldecken und Rücken
desselben auf, legen allmählich den Larvencharakter ab, und aus den
früher geschlechtlich indifi'erenten Parasiten werden frei lebende Ge-
schlechtsthiere, die, weit entfernt ihrem Mutterthiere zu gleichen, Form
und Bau der echten Nematoden annehmen.
Man hat es hier also mit Thieren zu thun, die einen heterogonischen
Generationswechsel durchlaufen.
Der Unterschied der beiden Geschlechter prägt sich immer mehr aus,
und es kommt zur Begattung. Die Nachkommen werden von der frei
lebenden Form im Eizustande entlassen, wenn auch in einem schon vor-
gerückten Zustande der Furchung. Die hieraus hervorgehenden Embryonen
haben so ziemlich Gestalt und Grösse der Embryonen der parasitären
Ga, Im in J/rcttdcn, J894. — Abb. 3.
19
Form, ihr Mund aber ist nicht geschlossen wie bei jener, da sie sich selbst-
ständig ernähren müssen. Was aus ihnen wird, ist mit voller Sicherheit
nicht ermittelt worden, doch neigt Leuckart der Ansicht zu, dass sie als
Schmarotzer weiter leben, so dass freie und parasitäre Form sich regel-
mässig abwechseln.
In Betreff der Benennung des Thieres ist es Leuckart gelungen, einer
idealen Namengebimg möglichst nahe zu kommen, indem er im ersten
Theile des zusammengesetzten Wortes die Form des Thieres, dXXSg^ die
Wurst, im anderen, in v^/ia, seine Stellung im System, die Zugehörigkeit
zu den Nematoden zum Ausdruck gebracht hat.
Der zweite Nematode ist Sphärularia hombi^ dessen Lebensgeschichte
von Leuckart zum Abschluss gebracht worden ist.
Dieses Thier schmarotzt als Weibchen in verschiedenen Hummelarten.
Es kriecht in die Weibchen letzterer, während sie ihre Winterquartiere
aufsuchen, und zeichnet sich besonders durch seine vorgefallene und mächtig
entwickelte Geschlechtsröhre aus. Es ist aber nicht nur biologisch und
entwickelungsgeschichtlich, sondern auch anatomisch und histologisch ein
ungewöhnliches Geschöpf.
Die durch den Darmkanal aus den Hummeln ausgewanderten, wurm-
förmigen Embryonen bedürfen keiner weiteren Nahrung; sie verbrauchen
nur die als Körnchen und Ballen in ihrem Verdauungsrohre aufgespeicherten
Reservestoffe und gelangen mit diesem Vorrathe zur vollen Geschlechts-
reife. Nach der Begattung stirbt das Männchen ab, das Weibchen aber
sucht seine Einwanderung in das Wohnthier zu halten, die durch den
Mund vor sich zu gehen scheint. Hier angelangt stülpt sich bald die
Vagina um und bildet einen Schlauch. Nach vollständiger Umstülpung
wächst sie um ein Beträchtliches, nimmt den Uterus mit anhängendem
Ovarium aus dem Wurmkörper in sich auf, kapselt seinen Innenraum
gegen die Leibeshöhle vollständig ab und bringt die auf diese Weise von
ihrem ursprünglichen Träger völlig isolirten Organe zur weiteren Aus-
bildung.
Die auffallendste der hier in Betracht kommenden Veränderungen ist
das enorme Wachsthum des Schlauches ; in wenig Wochen erfährt er eine
60000 fache Vergrösserung. Und nur der Schlauch ist es, der dieses
Wachsthum zeigt; denn der Wurm, der denselben trägt, verändert seine
Dimension nur insofern, als er zusammenfällt und wie ein dünner Faden
dem Schlauche anhängt, der ihn selbst, von dem er ursprünglich doch nur
ein Organ ist, bis auf das 20000 fache übertrifft. Es kommt schliesslich
vor, dass sich das Organ von seinem Träger ganz trennt und wie ein
überpflanzter Körpertheil gewissermassen dem Organcomplex des Wirthes
angehört.
Aber nicht nur die schliessliche Grösse des Schlauches, sondern auch
seine Entwickelungsphasen sind ungewöhnliche. Die Wandung desselben
hat zunächst einen durchaus epithelialen Charakter mit einfacher Zelllage.
Ihre Zellen springen halbkugelartig vor, die Oberfläche des Schlauches
hat demnach ein höckeriges Aussehen. Sie sind die ursprünglich innere
Zellschicht der Scheide, so lange sie noch nicht hervorgestülpt ist, und
ungemein klein. Mit der Vergrösserung des Schlauchs aber wachsen sie
in das kaum Glaubliche, während ihre Anzahl immer dieselbe bleibt. In
der Zahl von 600 bis 650 stehen sie alternirend in 60 bis 70 Querreihen
mit etwa 8 bis 10 Zellen in etwa 10 Längsreihen. Ihr buckelartiges Auf-
20
treiben ist vorwaltend eine Folge der Vergrösserung ihrer Zellkerne. Der
den Genitalschlauch mit ausfüllende Fettkörper verdankt seine Grossen-
zunähme ebenfalls nur der Vergrösserung, nicht der Vermehrung seiner
Zellen.
Die Dicke der Geschlechtsröhre ist unabhängig von der Entwickelung
der Eier. Erst im Hummelkörper geht die Embryonalbildung vor sich;
der Embryo erlangt aber seine wurmförmige Gestalt schon vollkommen
im Ei. Nach seinem Auskriechen lassen sich alle seine Veränderungen im
Hummelkörper auf Wachsthumerscheinungen zurückführen, wozu er auch
bereits hier schon keiner weiteren Nahrungsaufnahme bedürftig zu sein
scheint.
Ein ähnlich interessantes Thier ist der Rübennemätode Heterodera
Schachtii Schmdt. nach den Beobachtungen von Adolf StrubelL
Das Männchen, das eine Grösse bis 1 mm erreicht, trägt alle Merk-
male eines echten Nematoden an sich. Eine Eigenthümlichkeit zeigt nur
die kappenartige Erhebung am Kopfe. Aus 6 vorspringenden Lamellen
bestehend ist sie ein vortrefflicher Bohrapparat, der daher auch nur den
freibeweglichen Männchen und den Larven zukommt, während sie den
Weibchen und den sessilen Larven fehlt. Cuticula, Subcutanschicht, Haut-
schlauch, Excretionsgefäss sind ganz ähnlich den entsprechenden Partien
anderer Nematoden, Die Leibeshöhle wird fast vollkommen ausgefüllt
durch Darm und Geschlechtsorgane. Der Verdauungsapparat beginnt
mit der Mundspalte; ihr folgt das cylindrische Rohr der Mundhöhle, die
sich bald birnenförmig erweitert. In sie hinein ragt ein kräftiger Stachel,
der ein Stechorgan ist. Der Mundhöhle reiht sicli der 3 Mal sich er-
weiternde Oesophagus an, dem der cylindrische Darm folgt. Der Ge-
schlechtsapparat ist sehr einfach, zwischen keimbereitenden Hoden und
Samenleiter ist kaum ein Unterschied wahrzunehmen.
Das ViTeibchen ist in seiner Gestalt einer Citrone zu vergleichen von
0,8 bis 1,3 mm Länge. Der vordere Fortsatz hat die Form eines mit
einem Stachel versehenen Flaschenhalses, das hintere Ende trägt in seiner
zapfenartigen Hervorragung den Vulvaspalt. Ganz in der Nähe desselben
ist der After, der infolge einer Dislocation an diese Stelle gekommen ist,
denn ursprünglich liegt er auf der Bauchseite. Die äussere Bedeckung
ist wie beim Männchen, nur spärlicher, und besonders ist es der Haut-
schlauch, der um so mehr schwindet, je älter das Weibchen wird. Der
Darm gliedert sich in die 3 bekannten Abschnitte. Die Kopf kappe fehlt;
der Stachel ist länger und schwächer als beim Männchen. Der Genital-
schlauch wird, wie gewöhnlich bei Nematoden, von 2 Schläuchen mit ge-
meinsamem Endstück gebildet. Als accessorische Bildung ist ein rundlicher
Pfropfen zu erwähnen, der der vagina anhängt und als eine Schutz-
einrichtung für entweichende Eier aufzufassen ist.
Die zu vollen Geschlechts thieren sich entwickelnden Embryonen machen
interessante Metamorphosen durch und zwar diejenigen, die sich zu
Männchen entwickeln, complicirtere, als die zu Weibchen heranreifenden.
Nachdem der Embiyo mit allen Organen ausgerüstet ist, die zu einem
selbständigen Leben befähigen, sprengt er die Eischale und gelangt in den
Leib der Mutter, die bereits während seiner Entstehung verstorben ist
und ihn nur noch als Schutzhülle umgiebt. Er wandert durch die Vulva
in den umgebenden Erdboden als 0,36 mm grosses Würmchen aus, stösst
beständig seinen Stachel vor- und rückwärts, um eine Nährpflanze zu
21
fiiulen. Hat er sie gefunden, so wird durch die Stossbewegung des Stachels
die Epidermis aufgerissen und der Wurm kriecht in tangentialer Richtung
vorwärts. Das centrale Leitbündel der Wurzel bleibt immer unversehrt.
Ist er hier zur Ruhe gelangt, so macht er eine Häutung durch und schwillt
zu einem plumpen Gebilde an, das keinerlei Bewegung mehr zu erkennen
giebt. Nach und nach bauscht sich der Körper unter reichlicher Nahrungs-
aufnahme immer mehr auf, so dass die Epidermis der Wurzel allmählich
nach aussen vorgewölbt wird.
Bis hierher gleichen sich alle Individuen. Während aber nun bei
denjenigen, die sich zu Männchen umwandeln, das Wachs thum aufhört,
schreitet es bei den anderen weiter fort, die sich nun bald durch das Auf-
treten einer Vulva als Weibchen zu erkennen geben. Nach vielfachen
Wachsthumvorgängen erreichen sie endlich die oben beschriebene Organi-
sation. Bei der ausserordentlichen Ausdehnung des Thieres platzt nun
auch die Wurzelepidermis und das Thier tritt mit seinem Hinterende aus
der Wurzel aus. In dieser Lage wird wahrscheinlich der Befruchtungsakt
vollzogen.
Sind die Würzelchen der Pflanzen zu dünn, -so kommt es nicht zu
cinom eigentlichen Entoparasitismus; die Würmer dringen dann nur mit
dem Kopfende in die Pflanze ein, die schädliche Einwirkung auf die Pflanze
bleib i aber dieselbe. Uebrigens ist die Einwanderung nicht nothwendige
Bedingung der Entwickelung. Es ist Dr. Strubell gelungen, Larven in
humusreicher Erde in die späteren Entwickelungsstadien überzuführen.
Die Entwickelung des Männchens geht anders vor sich. Es sistirt von
einer bestimmten Zeit an seine Nahrungsaufnahme; sein ganzer Inhalt
zieht sich von der Chitinwand zurück und umgiebt sich mit einer sehr
zarten, biegsamen Membran. Der innere Wurm wird schmäler, die Cuti-
cuhi dicker, ein neuer, kräftiger Stachel bildet sich aus, der Geschlechts-
apparat wächst zu einer schlanken Röhre aus und hald sind in ihm
Spermatozoon zu erblicken. Bei seinem weiteren Wachsthum muss sich
der Wurm in seiner alten Haut krümmen und sieht bald aus wie ein im
Ei aufgerollter Embryo. Jetzt sprengt er seine Larvenhülle, durchbohrt
die Epidermis der Wurzel, wandert in die Erde aus und sucht das
Weibchen. Nach der Befruchtung geht er rasch zu Grunde, so dass seine
Ueberreste nicht selten am Eiersacke des Weibchens hängen bleiben. Diese
letzte Entwickelung des Männchens vollzieht sich in 4 bis 6 Tagen, während
die ganze Entwickelung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Thiere 4 bis
5 Wochen in Anspruch nimmt. Im Laufe eines Sommers können demnach
bequem 5 bis 6 Generationen auf einander folgen. Schon bei der An-
nahme, dass sich 5 Generationen folgen und jedes Weibchen 300 Nach-
kommen hat, von denen die Hälfte Weibchen sein mögen, kann ein einziges
Pärchen in einem Jahre eine Nachkommenschaft von 151 Milliarden haben.
IV. lieber die mit vlelplattigeii InfluenzmaHchineii
erzeugten elektrischen Condensatorschwingungen in
ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla'schen
Versuche.
Experimental Vortrag, gehalten in der natorwifisenschaftlichen Gesellschaft ,,Isi8''
am 12. Juli 1894
von Geh. Hofrath Dr. A. Töpler.
Berichterstatter Dr. Max Töpler*).
Hertz hatte bei seinen bahnbrechenden Experimentaluntersuchungen,
die der Physik ein neues Arbeitsfeld aufschlössen, mit der Schwierigkeit
zu kämpfen, in sogenannten linearen Leitern (Drahtleitungen) reine, von
störenden Nebenumständen möglichst freie Schwingungen zu erzeugen. Bei
späteren Untersuchungen, unter denen vor allen diejenigen von Sarasin
und De la Rive, ferner Lee her zu erwähnen sind, wurden die Schwierig-
keiten überwunden. Der letztgenannte Physiker hat zur Erregung der
Schwingungen mit bestem Erfolg einen symmetrisch gebauten Doppel-
condensator benutzt. Dasselbe Hülfsmittel hat auch dem Vortragenden
in Verbindung mit der Influenzmaschine die besten Dienste geleistet.
Nach den Entdeckungen von Helmhol tz, Feddersen, Oettingen
und Kirchhoff besteht die Entladung einer Leydner Flasche oder Batterie,
wenn der elektrische Widerstand der die Belegungen verbindenden Leitung
(des Schliessungsbogens) ein gewisses Maass nicht überschreitet, nicht in
einem einmaligen Ausgleiche der entgegengesetzten Elektricitäten, sondern
in einer alternirenden (oscillirenden) Bewegung derselben, wobei die
Belegungen abwechselnd in entgegengesetztem Sinne geladen und wieder
entladen werden**). Der Vortragende veranschaulicht den Prozess durch
eine hydrodynamische Analogie. Zwei gleichgrosse am Boden durch eine
Röhre communicirende Gefässe seien ungleich hoch mit Flüssigkeit gefüllt
und dann der Schwerewirkung überlassen, so dass die Flüssigkeitsspiegel
schliesslich in gleicher Höhe zur Ruhe kommen. Ist die Verbindungsröhre
*) Der Berichterstatter hatte zusammen mit Herrn Privatdocenten und Adjuncten
Dr. J. Freyberg die Vorbereitungen und AusfUhnmgen der mitgetheilten Experiment«
nach Auleituuff des Vortragenden, seines Vaters, zu besorgen; er hat auch mit Zu-
stimmimg des letzteren, da der Gegenstand ohne Zweifel für Fachleser von Interesse
ist, die Beschreibung der Versuche in den Sitzungsberichten übernommen.
'*"*') Der Erste, welcher den osciUatorischen Charakter der Condensatorentladnngen
wenn auch nicht bewiesen, so doch vermuthet zu haben scheint, ist Henry (1842).
Get, IsU in Dretd$n, 1894, — Abh. 4.
23
sehr eng, so wird die ganze Schwereenergie der ungleich gefüllten Gefässc
hei einmaligem Herabsinken der höheren Säule durch Reibung in Wärme
umgesetzt; die Bewegung geschieht nur in einem Sinne. Ist das Rohr
bolir weit, die Reibung also klein, so schiesst die heruntersinkeude Masse
gleichsam über das Ziel hinaus; die Flüssigkeit beruhigt sich erst nach
mehrmaligem Hin- und Herschwingen, bis endlich alle Schwereenergie
durch Reibung in Wärme verwandelt wird. Ganz ähnlich wird die elek-
tiische Energie der Condensatorentladung in guten Leitern erst durch
eine Reihe von Oscillationen in Wärme oder andere Energieformen über-
geführt Freilich vollziehen sich die elektrischen Gondensatorschwingungen
ganz unvergleichlich rascher, als die der trägen Materie. Bei den
Kxperimenten des Vortragenden mit Hochspannungstransformation kamen
Schwingungen in Betracht, von denen Millionen und mehr auf die Secunde
zu schätzen sind.
Neuerdings hat die Elektrotechnik mit Erfolg von rasch hin- und
hergehenden Inductionsströmen (sogen. Wechselströmen) Anwendung ge-
macht. Infolge des durch theoretische Untersuchungen festgestellten
rmstandes, dass derartige Ströme bei möglichst hoher Wechselzahl
(Frequenz) per Secunde gewisse wichtige praktische Vortheile erwarten
liessen, besonders bei gleichzeitiger Anwendung von Transformatoren,
bauten Tesla und Ewing magnetoelektrische W^echselstrominductoren
mit 30000, ja 56000 Stromwechseln. Tesla erkannte aber bald, dass mit
den complicirten und kostspieligen, nach bekannten Principien gebauten
elektromagnetischen Inductionsmaschinen doch nicht unmittelbar jene hohe
Frequenzzahl der Wechselströme zu erreichen sein würde, welche den
Physikern in den Gondensatorentladungen zu Gebote stand. Er traf daher
eine combinirte Anordnung der folgenden Art.
Der von einer kräftigen Inductionsmaschine gelieferte Wechselstrom
mit massiger Frequenzzahl (etwa 70 bis 100 genügt vollkommen) wird
durch den Primärdraht eines Spannungstransformators geleitet. In den
zahlreichen Windungen des Secundärdrahtes wird hierbei ein Wechsel-
strom derselben Frequenz von so hoher Spannung inducirt, dass ein mit
demselben gespeister einfacher oder Doppel-Condensator Entladungsfunkeu
von einigen Millimetern Schlagweite liefert. Die von der Inductions-
maschine mittelst Transformation erzeugten Wechselströme sind bekannt-
lich eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle, so dass der Coudensator bei
jedem einzelnen Stromstosse mehrmals rasch hintereinander bis zur Funken-
bildung geladen wird, selbst wenn der Condensator aus sehr grossen
Leydnerflaschen besteht. So erhält man viele Hundert Condensatorfunken
in der Secunde. Jeder einzelne Condensatorfunken löst nun aber im
Schliessungsbogen ungeheuer rasche Oscillationen aus, deren Frequenz
nach bekannten Formeln aus der Condensatorcapacität und der Beschaffen-
heit des Schliessungsbogens annähernd berechnet werden kann. Die so
erhaltenen Condensator-Oscillationen (Hochfrequenz- Wechselströme) lassen
sich nun wiederum durch Transformation auf sehr hohe Spannung
bringen. Zu diesem Zwecke fuhrt man die Oscillationen durch einen zweiten
Spannungstransformator. Letzterer liefert dann den Hochspannungs-
Wechselstrom.
Eine Hauptschwierigkeit, die hierbei überwunden werden musste, lag
darin, alle von dem hochgespannten Strome durchflossenen Leitertheile
genügend zu isoliren. Zu diesem Zwecke wandte Tesla Oeltransforma-
24:
— I Maschine. ! +
toren an. Er erzielte mit seiner Combiiiation, die er in vielen Städten
üfFentlicli vorzeigte, die überraschendsten Erfolge. Man war in Laien-
und Elektrotechnikerkreisen erstaunt über die höchst eigenthümlicheii
Erscheinungen sehr hochgespannter Schwingungen.
Freilich hat Tesla mit seinen Versuchen physikalisch wesentlich
Neues nicht entdeckt. Aber er hat das Verdienst, die hochgespannten
Coudensatorschwingungeu versuchsweise in die Elektrotechnik eingeführt
zu haben. Auch sind manche seiner Versuche physikalisch sehr interessant
und lehrreich.
Nun haben alsbald einige Physiker (z. B. Ebert*) und Himstedt)
bereits angedeutet, dass mit der von dem Vortragenden erfundenen**)
vielplattigen Influenzmaschine viele der Tesla'schen Versuche sich voraus-
sichtlich in noch einfacherer Weise würden anstellen lassen. Dies ist in
der That der Fall. Die Ausführung der in physikalischer Hinsicht charak-
teristischen Tesla'schen Versuche gelingt, wenigstens mit der grossen
60 plattigen Influenzmaschine, so ziemlich vollständig, theilweise sogar mit
sehr gutem Erfolge. Freilich liefert diese grosse Influenzmaschine noch
lange nicht soviel Elektricität, als eine
kräftige Magnetinductionsmaschine. Mau
muss sich daher mit einem kleineren
Maassstabe der Versuche begnügen. Da-
für erfordert aber auch die 60 scheibige
Maschine nur einfachen Handbetrieb (?oii
höchstens '/g Pferdekraft), während Tesla
zu seinen Versuchen einen Gas- oder
Dampfmotor benutzte.
Das Schema der von dem Vor-
tragenden angegebenen VersuchsanorJ-
nung ist das folgende (vergl. beistehende
Figur).
Die von dem Influenzmaschinenstroni
direct gespeisten Innenbelegungen A^ B^
zweier Leydner Flaschen entladen sich
durch die Funkenstrecke F viele Mal in
der Secunde. Bei der vom Vortragenden
benutzten Maschine erhält man mit
Flaschen mittlerer Grösse leicht gegen
100 Funken von 3 mm Schlagweite in
der Secunde. Der dabei entstehende
oscillirende Ausgleich der Aussenbeleg-
ungen AB wird durch den Trausfor-
tigur 1. mator D geleitet, dessen Einrichtung
A'
■o a
B
D
B
ßMMA
j
*) Zu erwähnen ist eine dankenswerthe wissenschaftliche Besprechung der Tesla-
scheu Versuche von Ebert in der „Naturwissenschaftlichen Rnndschan^S Jahrs;. XL
Derselbe hat bekanntlich im Verein mit E. Wiedemann seit einer Reihe von Jahren
auf dem von Tesla betretenen Gebiete Unter.suchungen angestellt.
**) Die zu den Experimenten benutzte Influenzmaschine ist nach dem Grundschema
gebaut, welches der Vortragende durch Beschreibung und Abbildung bereits publicirt
hat, bevor noch die Holtz'sche Maschine bekannt wnrde. Die Einrichtung ist aus dem
Lehrbuche von Müller- Pouillet- Pfaundler, Bd. III, 1890, zu ersehen, jedoch sind neuer-
dings sämmtliche Stromscheiben der Maschine mit Holtz'schen Nebenconductoren ver-
sehen worden.
25
später beschrieben wird. Theoretisch kann man die Sache so ansehen, als
ob in dem nur durch die Glasdicken der Leydner Flaschen unterbrochenen
Leitercyklus F ab D c d F während der Kntladungsdauor eines jeden
Funkens ein Wechselstrom mit angenähert durch die Rechnung angebbarer
Frequenzzahl circulirt.
Ein Uauptvortheil der Anwendung der Influenzmaschine für die Demon-
stration besteht nun darin, dass sie schon ohne Weiteres einen hoch-
gespannten Hochfrequenz-Wechselstrom liefert, der dann nach Bedarf sowohl
auf niedrigere als auf viel höhere Spannung transformirt werden Icann.
Weitere Vorzüge liegen in den Symmetrieverhältnissen, die gerade
hier leicht nachweisbar sind. Man erkennt sofort, dass bei der gleich-
massigen Elektricitätszufuhr von ± El zu den Innenbelegungen A' B^, wie
sie der vielplattigen Influenzmaschine eigen ist, in der Aussenleitung c Db
die Influenzelektricitäten (2. Art) der Aussenbelegc fortwährend neutralisirt
werden, so dass der Spannungszustand dieser Aussenleitung fast Null bleibt.
Erst beim Ausbruch des Funkens in F entstehen starke Potentialdifferenzen
in c Dbj den oscillatorischen Bewegungen entsprechend. Man kann die An-
ordnung aber auch mit einfachem Condensator benutzen, indem man z. B. die
Flasche il^^ durch eine gerade, isolirte Leitung von c bis (Versetzt, oder
durch eine Nebenleitung überbrückt. Dann ladet und entladet sich B B^
allein im Kreise FabcdFj wobei die Oscillationszahl per Secunde un-
gefähr im Verhältniss y 2 : 1 abnimmt. Man erkennt aber sofort, dass in
diesem Falle die der Aussenbelegung B von der Maschine über de Db
zugeführte —El diese letztere Leiterstrecke mit dem vollen Maschine n-
potential schon vor der Funkenbildung statisch ladet. Hierdurch ent-
stehen kräftige Influenzwirkungen auf den Secundärkreis x y, welche
offenbar, wenn es sich um die reine Beobachtung der Oscillations-
wirkungen handelt (z. B. in Geisslerröhren), sehr stören kann*). Nun
kann freilich auch im Falle der eben besprochenen einseitigen Condensator-
schaltung die Primärleitung von c bis b vor statischen Ladungen im
Wesentlichen durch ableitende Verbindung des Punktes c oder b mit der
Erde (Gas- oder Wasserleitung) geschützt werden, allein da bei solch
einseitiger Inanspruchnahme der Maschine das Potential auf aJB^ nicht
entsprechend steigt, so erhält man in diesem Falle nicht den vollen Efl*ect
der symmetrischen Anordnung.
Der Funkenstrom F der Influenzmaschine bedarf übrigens, weil ihm
die Aureolenbildung fehlt, der Beihülfe eines Luftgebläses oder der Zer-
reissung durch Einwirkung eines Magnetfeldes nicht. Vielleicht ist dieser
Umstand an dem verhältnissmässig guten Gelingen der Versuche mit der
Influenzmaschine wesentUch mitbetheiligt.
Dass der Ausgleich im Schliessungsbogen zwischen A und B in der
That ein oscillirender ist, wurde durch folgenden Versuch gezeigt. Wurde
in diesen Schliessungsbogen ein Geisslerrohr geschaltet, so zeigte dasselbe
das sogenannte Kathodenlicht an beiden Polen; dies erklärt sich daraus,
dass bei rasch wechselndem Kathoden- und Anodenlicht an derselben
Elektrode schliesslich nur das lichtstärkere und ausgeprägtere Kathoden-
licht scheinbar continuirlich sichtbar wird**). Im Gegensatze hierzu zeigte
*) Auch bei Hertz 'sehen Versuchen sind solche einseitige Condensator anordnungen
störend.
**) Diese Erscheinung bei Oscillationen ist bekanntlich von E. Wiedeniann und
Ebert genauer nntersncht worden.
26
m
• --'
natürlich die einfache RhumkorfF- Entlad ang bei denselben Röhren ein-
seitig Kathoden- und Änodenlicht getrennt.
Wer zum ersten Male das Gebiet der sehr raschen Schwingungen be-
tritt, der muss die gewöhnlichen Vorstellungen, die er sich im Umgange
mit elektrischen Strömen angeeignet hat, zum Theil ignoriren. Im Laufe
der folgenden Experimente wurden denn auch eine Reihe Eigenthümlicli-
keiten gezeigt, welche nur den hochgespannten, sehr rasch wechselnden
Strömen eigen sind, welche übrigens nach den theoretischen oder prak-
tischen Untersuchungen verschiedener Physiker schon früher theils bekannt,
theils vorherzusehen waren. Eine besonders eklatante Eigenschaft rasch
wechselnder Ströme besteht z. B. darin, dass dieselben häufig den Weg
durch schlechte Leiter oder gar Nichtleiter demjenigen durch sehr gute
Leiter anscheinend vorziehen ; dies zeigte der Vortragende durch folgenden
Versuch, der sich den analogen Tesla'schen und
E. Thomson'schen Experimenten anschliesst. Ein sehr
dicker massiver Kupferbügel a & in Figur 2 von 8 mm
Durchmesser und 40 cm Länge setzte den raschen
Schwingungen so erheblichen Widerstand entgegen,
dass eine bei g als Nebenschluss eingeschaltete Glüh-
lampe, deren Widerstand etwa 100 000 mal grösser
war als der des Kupferbügels, in lebhaftes Glühen
kam. Ein zweiter derartiger Bügel Hess sich im Scheitel
durch Wegnahme eines dort angebrachten Verbindungs-
stückes m unterbrechen, wodurch die Lampe zwar
heller leuchtete, aber ohne bei der angewandten Con-
densatorschlagweite Schaden zu nehmen, obgleich jetzt
sicher der. ganze Wechselstrom durch dieselbe ging.
Dieses merkwürdige Verhalten erklärt sich aus
der bei sehr raschem Stromwechsel ungeheuer an-
wachsenden Intensität der sogenannten Extraströme
(Selbstinduction), welche wie eine verzögernde Kraft
auf die Schwingungen im Bügel wirkt. Diese hat zur
Folge, dass, wie insbesondere Stephan mathematisch
erwiesen hat, Hochfrequenzströme nicht im ganzen
Querschnitt, sondern in einer sehr dünnen Schicht
längs der Oberfläche der Leiter fliessen. Letzterer Umstand ist der
wesentliche bei obigem Experiment, wie der Vortragende dadurch zeigte,
dass er ein nach innen federndes, sehr dünnes Kupferblechband (von nur
0,1 mm Dicke) in der aus Figur 2 ersichtlichen Weise auf den dicken
Kupferbügel schob, wodurch die Helligkeit der Lampe sofort sehr auffallend
abnahm. Der leitende Querschnitt wird durch die Hinzufügung des Blech-
bügels nicht wesentlich vergrössert, wohl aber die Leiteroberfläche;
dieser muss daher im Sinne der Stephan'schen Resultate der hauptsächliche
Einfluss zugeschrieben werden. Fliessen die Hochfrequenzströme nur in
einer äusserst dünnen Oberflächenschicht, so leitet der Bügel nach Hinzu-
fügung des Blechstreifens viel besser; die durch die Glühlampe gehenden
Zweigströme müssen sehr geschwächt werden, was in der That geschah.
Eine zweite nicht minder merkwürdige Eigenthümlichkeit der Hoch-
frequenz-Wechselströme besteht in ihrem Verhalten zu Eisenmassen. Es
ist bekannt, dass langsam verlaufende Wechselströme (oder Strom-
schwankungen überhaupt) in ihren Inductionswirkungen auf Nachbarleiter
9
Figur 2.
27
(Yolta-Induction) durch benachbarte Eisenmassen unterstützt werden. Ein
in die Primärspirale eines gewöhnlichen Rhumkorff-Inductoriums ein-
geschobenes Eisendrahtbündel verstärkt, wie der Vortragende zeigte, das
Leuchten einer in die Secundärspirale geschalteten Geisslerröhre ganz
auffallend. — Hochfrequenzwechselströme zeigen gerade die umgekehrte
Erscheinung, ihre Volta-Induction wird durch Eisenmassen herabgesetzt
Um dies zu zeigen wurde über eine kleine Primärspirale mit nur 10 Win-
dungen (4 cm Durchmesser) eines in Guttapercha gehüllten Kupferdrahtes
Ton 2 mm Dicke eine Nebenspirale von nur 3 Windungen desselben Drahtes
geschoben, zwischen deren freien Enden eine 5 Kerzenlampe eingeschaltet
war. Letztere glühte beim Hindurchleiten der Gondensator-Oscillationen
durch die Primärspirale lebhaft; wurde in die Achse der letzteren ein
Eisenkern eingeführt, so wurde hierdurch das Glühen fast bis zum Er-
löschen geschwächt.
Nach diesen Versuchen ging der Vortragende zu den mit Zuhülfenahme
von Transformation angestellten Hauptversuchen über. Zu diesem Zwecke
wurde eine Reihe verschiedener Spulen gebraucht, welche je nach dem
gerade stattfindenden Transformationsbedürfnisse paar^'eise mit einander
durch einfaches Ineinanderstecken combinirt wurden. Dieselben waren
folgendermassen hergestellt. Auf verschiedene Glasglocken von 26 cm oder
31 cm Durchmesser und 18 cm Höhe des cylindrischen Theiles, welche
paarweise in einandergeschoben werden konnten, waren Drahtspiralen auf-
gewickelt Einige dieser Spiralen bestanden aus mehreren, getrennten,
parallel-geschalteten Lagen, zur Verminderung der Dämpfung und Selbst-
induction. Der Kupferdraht war Vj^ bis 2 mm, bei den Secundärspiralen
für Höchstspannung nur 1 mm stark und dick mit Guttapercha umhüllt.
Vor seinem Aufwickeln wurden die Glasglocken mit Wachs überzogen.
Nach beendigtem Wickeln wurden alle Windungen vorsichtig mit Paraffin
umgössen. Die Zuleitungsdrähte waren, wo Gefahr der Seitenentladungen
nach den Windungslagen bestand, mit Glimmerplatten geschützt.
Zunächst zeigte der Vortragende, dass zwischen den Windungen der
inducirenden und inducirten Spirale eine merkliche mechanische Wechsel-
wirkung, nämlich eine Abstossung entsteht. Ueber dem oberen Ende
einer vertikalen Spule von 64 Windungen schwebte conaxial ein geschlossener
Aluminiumring, mittelst Seidenfäden von der elastischen Spirale einer
JoUy'schen Federwaage getragen. Beim Spiel der Condensator-Üscillationen
wurde der Aluminiumring, welcher den Secundärleiter bildete, sehr merklich
gehoben; er konnte durch rhytmische Unterbrechung des Maschinen-
stromes in sehr lebhafte Schwingungen versetzt werden. Der Vortragende
schreibt diese Abstossung der Mitwirkung der Dämpfung zu.
Die weiteren mit der Influenzmaschine ausgeführten Versuche ge-
stalteten sich nach der vom Vortragenden gewählten Disposition um so
interessanter, als der Transformation auf Hochspannungswechselstrom der
umgekehrte Fall, nämlich die Hinuntertransformation auf niedrigere
Spannung mit entsprechend vermehrter Stromintensität vorausgeschickt
wurde, was ja bei den an sich schon hohen Spannungen des Infiuenz-
maschinenstromes keine Schwierigkeit hat. Es war hierzu nur nöthig,
im Transformator den Primärdraht aus vielen, den Secundärdraht aus
wenigen Windungen bestehen zu lassen. Man erhält in diesem Falle
Strom Wirkungen, die mit elektrostatischen Maschinen noch nicht
beobachtet worden sind.
28
Zunächst dienten hierbei als Priniärspule drei parallel geschaltete
Lagen von je 28 Windungen. Wurde über diese ein einfacher Kupfer-
ring von 8 mm Dicke gehalten, in den eine 5-Kerzenlampe eingeschaltet
war, so leuchtete dieselbe schon auf, wenn der Ring noch 10 cm oberhalb
der Primärspule sich befand. Wurde er über die Spule geschoben, so
wurde sie weissglühend bis zum Durchbrennen.
Wurde als Secundärleitung ein starkes Kupferband benutzt und der
Secundärstrom mittels eines Stückes dünnen Eisendrahtes geschlossen, so
wurde dasselbe alsbald durchgeschmolzen; eine Eisenfeile an den Kupfer-
bandenden gestrichen gab Sprühfunken wie bei einer vielplattigen Accumu-
latorbatterie.
Für andere Versuche dieser Art erwies sich als noch geeigneter eine
Secundärleitung, bei der auf einer Glasglocke von 31 cm Durchmesser
vier parallel geschaltete Lagen eines in drei Windungen gewickelten 2 mm
dicken Kupferdrahtes sich befanden. In diesen Fällen war der Secundär-
strom absolut unfühlbar, eine Schlagweite war kaum vorhanden. Ging
ein Secundärstrom zwischen zwei Graphitstäben hindurch, deren unterer
ein ebenes Ende besass, auf das der obere sich mit einer Spitze durch
sein eigenes Gewicht stützte, so entstand eine Art kleines Bogenlicht; ein
selbst momentanes Aneinanderbackcn der Stifte verhinderte, ähnlich wie
bei der sogenannten Contactlampe, die wenn auch geringe Spannung des
(stossweisen) Stromes. Ein zugespitzter Eisenstift auf dem ebenen Graphit-
stiftende aufstehend zeigte dieselbe Erscheinung unter sehr lebhaften
Funkensprühen. Dieselbe Anordnung der Spulen genügte auch, um eine
grössere Glühlampe mit 12 cm langem Kohlefaden zu vollem Leuchten
zu bringen. Alle diese Erscheinungen zeigten sich durchaus den Wirkungen
starker, aber niedrig gespannter Ströme analog.
Wesentlich interessantere Erscheinungen ergaben sich jedoch, falls
der schon hochgespannte Strom des Maschinencondensators auf noch viel
höhere Spannung transformirt wurde.
Zunächst wurden die vorher erwähnten Spulen nur in anderer
Schaltungsweise benutzt, d. h. als Primäre dienten 3 vierfache, als Se-
cundäre 28 dreifache Windungen. Die hierdurch erhaltene Spannung ist,
besonders falls man schon an und für sich hochgespannte Condensator-
entladungen benutzt, recht bedeutend. Mit dieser Anordnung wurden
elektrische Büschel in der Tesla'schen Weise gezeigt, indem bei einer
rückwärts belegten und mit dem einen Pole verbundenen Glasplatte durch
Verbindung des anderen Poles mit einer auf der Vorderseite aufgeklebten
Stanniolfigur, diese sich mit einem Kranze von Büschelentladungen umgab,
welche die unbedeckten Theile der Glasscheibe in zahllosen Strahlen
luden und entluden.
Für eine Reihe weiterer Versuche erwies sich folgende Spulencombination
als zweckmässig. Primär 28 Windungen dreifach, Durchmesser der Spule
26 cm; secundär 64 Windungen einfach, Spulendurchmesser 31 cm. Zu-
nächst wurde der eine Pol der Secundärspule zur Erde abgeleitet.
Wurde nun der andere Pol von einer isolirt stehenden Person angefasst,
welche in der zweiten Hand einen Pol einer Geisslerröhre hielt, so
leuchtete diese auf; besonders hell, falls der andere Pol des Rohres noch
mit einer kleinen Leiterfläche (hier eine aufgesetzte Kupferblechscheibe
von 8 cm Durchmesser) verbunden war. Es schwingt dann die Elektricität
aus der Secundärspule durch den Menschen und das Geisslerrohr in deren
29
Figur S.
äusseres Poleude und zurück im Rhythmus des sehr raschen Wechsel-
stromes.
Mit derselben Anordnung wurde dann einer der interessantesten Ver-
suche Tesla's, der mit einer einpoligen Glühlampe gezeigt. Die Her-
stellung solcher einpoliger Lampen für Influenzmascninenversuche ist mit
Schwierigkeiten verknüpft. Nach zahlreichen Ver- U»
suchen, die dem Berichterstatter oblagen, gelangte „«.
derselbe zu der aus Figur 3 ersichtlichen Form,
die sich bewährt hat.
Die Platinelektrode mit der Oese a war nach
Tesla fast ihrer ganzen Länge nach in Glas ein-
geschmolzen, da es sich zeigte, dass die hoch-
gespannten Ströme besonders an der Eintrittsstelle
die Glühlampe leicht undicht machten. Die Ein-
schnürung bei m verhindert, dass ein zu grosser
Theil der Elektricität schon aus dem Platindrahte
ausstrahlt und so für die Erwärmung der Kohle
verloren geht. Die Evacuation mit der Quecksilber-
luftpumpe wurde so lange fortgesetzt, bis das
Glühen in der unten beschriebenen Weise eintrat;
dann wurde zugeschmolzen. Lag die Zuschmelzungs-
stelle am oberen Theile der Birne gegenüber Zc, so
wurde dieselbe dort binnen kurzem durchgeschlagen;
sie musste daher nach rückwärts verlegt werden. Besonders vortheil-
haft ist es schliesslich, der Glasbirne eine fast ebene Endfläche zu
geben und den Kohlefaden 1 bis 2 cm von derselben entfernt endigen
zu lassen.
Wird nun a direct oder durch eine isolirt aufgestellte Person mit
dem einen Pol verbunden, während der andere mit der Erde verbunden
ist, und befindet sich, ähnlich wie bei Tesla, bei F eine leitende Ober-
fläche mit merklicher Capacität, so zeigt sich Folgendes. Infolge der
hohen Spannung strömt die Elektricität von a durch den Kohlefaden k
nach der inneren Oberfläche der Glasbirne, während von F entgegen-
gesetzte Elektricität auf die äussere Oberfläche strömt; das Glas wird
geladen. Nach einer Halbschwingung hat der Strom sein Zeichen ge-
wechselt, die Ladungen des Glases kehren sich um, kurz der Hoch-
frequenz-Wechselstrom mit hoher Spannung ladet mit abwechselndem
Vorzeichen die als Condensator aufzufassende Glasbirne und schwingt
hierbei durch den Kohlefaden, der dadurch ins Glühen kommt. — Es
ist nun eine Eigenschaft des Hochspannungswechselstromes, dass er an
der Glaswand, gegenüber dem Kohlefadenende (oder überhaupt gegen-
über jeder ihn ausstrahlenden Spitze), grosse Wärmewirkungen erzeugt.
Es wird daher die Glasbirne rasch sehr heiss. Dies zu verhindern, wurde
bei der Demonstration des Versuches mit Erfolg anstatt der Capacität F
eine grosse Schale mit Wasser benutzt, in die der ebene Theil der Glas-
birne getaucht wurde; noch besser ist der Erfolg, wenn eine zweite da-
neben stehende Person die Capacität der Wassermasse durch Eintauchen
eines Fingers erhöht. Die Wärmewirkung (Brennen) bei kleiner Ein- und
Austrittsstelle des Körpers ist die einzige unangenehme Empfindung beim
Durchgange des hochgespannten Stromes. Bei der beschränkten Strom-
menge der 60 plattigen Maschine war es freilich nur möglich, den Kohle-
30
faden bei k auf etwas mehr als Rothgluth zu erwärmen*). Die Ergiebigkeit
der angewandten Maschine scheint zum vollen Gelingen des Versuches
nicht auszureichen. Dass die mit obigen Spiralen erhaltenen Wechsel-
ströme erhebliche Zündkraft besitzen, zeigte sich, indem ein zwischen die
beiden Pole gehaltenes Stück Baumwolle sofort in Brand gerieth.
Eine noch erheblich höhere Spannung des Secundär -Wechselstromes
Hess sich durch folgende zu einer Reihe weiterer Versuche benutzten
Combinationen erhalten. Als Primärspule dienten zwei parallel geschaltete
Lagen von je drei dickdrahtigen Windungen auf einer Glasglocke von
26 cm Durchmesser, als Secundärspule die schon benutzte mit 64 einfachen
Windungen etwas dünneren Drahtes. Die Spannung des secundären Stromes
wurde hierbei so bedeutend, dass die ganze Secundärspule trotz der
Guttapercha- und Paraffinumkleidung von Büschellicht wie mit leuchtendem
Spinngewebe umsponnen erschien, mehr noch die freien Enddrähte. Als
die Primärschlagweite auf 1,5 cm erhöht wurde, versagte der Transfor-
mator den Dienst, indem auf der ganzen Länge der Paraffinhülle ein Funken-
spiel überging**). Holz, über das die Transformatorfunken in der Faser-
richtung schlugen, wurde gesplittert; über eine benetzte Gypsplatte schlugen
bis zu 15 cm lange Funken; zugleich zeigten die Polenden die bekannten
Funkenverästelungen. Dass es hierbei trotz der grossen Feuchtigkeit,
also Leitfähigkeit der Gypsplatte zu derartigen Funkenentladungen kommt,
spricht wieder für den oscillatorischen Charakter der Funken. Der Ver-
such erklärt sich nämlich durch die Beschränkung der Leitung auf die
Oberfläche. Durch Ueberführen über mit Graphitpulver ganz schwach be-
stäubtes Papier Hessen sich Funkenströme von 30 cm Länge erhalten.
Auch das Ueberschlagen der hochgespannten Funken unter Wasser wurde
gezeigt.
Bekanntlich haben die Experimente mit Hochfrequenz- Wechselströmen
auch zu merkwürdigen physiologischen Ergebnissen geführt, welche
wohl noch näher zu untersuchen sind. Schon durch die Versuche von
D'Arsonval ist bekannt, dass rasch schwingende Ströme auffallender-
weise von dem menschlichen Körper beim Durchgange gar nicht (oder bei
kleinen Ein- und Austrittsstellen nur an diesen) unangenehm empfunden
werden. Vortragender zeigte dies, indem eine kleine Glühlampe mit sehr
dünnem, 2cm langem Kohlefaden in lebhaftes Glühen gerieth, falls sich
zwei Personen in den Hochspannungsstromkreis parallel einschalteten.
Dies geschah durch Eintauchen der Hände in mit Salzwasser gefüllte
Tröge, in die der Strom durch grossplattige Elektroden eintrat; Er-
schütterungen wurden bei dem Experimente nicht empfunden. Selbst bei
Einschaltung nur einer Person ist die physiologische Wirkung kaum
merklich. Die Thatsache erscheint vom physikalischen Standpunkte auf
den ersten Blick paradox. Man könnte nämlich die Transformation auf
hohe Spannung mittelst des Influenzmaschinenstromes auch ohne Inductions-
•) Das Glühen ist von eigenthümlichen Erscheinungen begleitet, die anch Tesla
beobachtet hat. Der Kohlefaden ist wie mit einer leuchtenden Oashaut überzogen,
ans welcher zuweilen blendende Partikel des Fadens hervorsprtihen.
**) Bei dem benutzten Spiralenpaar war das Transformationsverhältniss etwa 1 : 12
gefunden worden. Die obige maximale Beanspruchung der Secundärspirale entspricht
daher etwa 500000 Volt; man sieht, zu welch enormen Spannungen die Influenzmaschine
mit genügend isolirtem Transformator führen würde, wenn das volle Maschinenpotential
mit Flaschenfunken von 12 bis 15 cm Schlagweite hätte angewandt werden können.
31
Spiralen ausführen, indem man entsprechend kleinere Gondensatoren wählt,
diese aber mit entsprechend grösserer Funkenlänge entladet. Man würde
hierdurch sogar zu noch rascheren Schwingungen gelangen, sicherlich
würden aber die Entladungen schmerzhaft empfunden werden. Der Wider-
spruch löst sich durch die Erwägung, dass die Transformation durch
Inductionsspiralen dem in die Secundärleitung geschalteten Körper die
Schwingungen des schwach gedämpften Primärstromes aufzwingt, während
für den directen Entladuugsprozess und dessen Wirkung die Dämpfung
im eingeschalteten Körper entscheidet. Es handelt sich um zwei keines-
wegs analoge Prozesse.
Von Tesla's sämmtlichen Versuchen haben, neben der Erscheinung
an der einpoligen Glühlampe, auf das Laienpublikum wohl wenige solchen
Eindruck gemacht, als die im Nachfolgenden beschriebenen. Es handelt
sich hierbei um das selbständige Leuchten von Geisslerröhren im Ex-
perimentirraume, welcher von den elektrischen Schwingungen durcheilt
wird, die von den ausserhalb des Raumes angebrachten Eudplatten der
Transformatorleitung ausgehen. Tesla hat diese allerdings überraschenden
Erscheinungen als Ausgangspunkt einer zukünftigen Zimmerbeleuchtung
ins Auge gefasst; freilich muss der Erfolg erst abgewartet werden*).
Bei Anwendung der Influenzmaschine konnten diese von Tesla im
grössten Massstabe ausgeführten Experimente in kleinerer Form wieder-
gegeben werden. Zwei quadratische, vom Transformator gespeiste Zink-
platten von 60 cm Seitenlänge, getrennt durch 4 Glasstäbe, bildeten ein
würfelförmiges, seitlich offenes Gehäuse, welches isolirt aufgestellt war. In
ihm stand ein hölzernes Tischchen und auf demselben mehrere Geisslerrohre
mit und ohne Elektroden, deren Enden Kupferblechscheiben von 8 cm
Durchmesser trugen. Standen die Röhren in dem Gehäuse, d. h. lief
ihre Achse normal zu den Zinkflächen, so leuchteten sie beim Spiel der
Oscillationen sofort sehr intensiv auf, obgleich sie mit den Zinkplatten in
keinerlei Verbindung standen**). Wurden die Geisslerrohre jedoch auf
das Tischchen im Gehäuse hingelegt, so erloschen sie sofort, da jetzt
ihre Achsen parallel zu den Zinkplatten waren. Umgekehrt genügte ein
einfaches Wiederaufstellen der Geisslerröhren, um sie so zu sagen wieder
anzuzünden. (Zu bemerken ist, dass Tesla zur Erhöhung der Leuchtkraft
solcher Rohre dieselben mit allerlei stark phosphorescirender oder fluores-
cirender Substanzen in Verbindung brachte.) Doch auch ausserhalb des
beschriebenen Hauses leuchteten empfindliche Jodröhren bis auf 2 Meter
Abstand von demselben, obgleich in diesem Falle bei dem geringen
Abstände der Zinkplatten nur die Diff'erenz der Einwirkungen beider
wirksam war. (Besonders empfindliche Jodröhren erhält man, falls man
als Elektroden zwei lange Platindrähte wählt, die im Geisslerrohre auf
8 bis 10 cm Länge in etwa 1 cm Entfernung parallel nebeneinander
laufen.)
*) Gerade diese Versuche bieten fllr den mit hohen Spannungen vertranten Phy-
siker wenig Nenes. Der Vortragende erzählte z. B., dass elektrodenlose Vacnumröhren
in der Nähe seiner i. J. 1870 in Graz aufgestellten Hochspannungs- Influenzmaschine,
welche 70 cm lange Funken lieferte (vergl. T. über «Influenzmaschine und Inductorium",
Elektrotechn. Zeitschrift, Oktober 1882), auf mehrere Meter Entfernung stossweise auf-
leuchteten, wenn sie dem geladenen Conductor rasch genähert wurden. Tesla's Beobach-
tung, dass Vaccuumröhren erst dann leicht ansprechen, wenn sie vorher schon erregt
waren , ist bekannt und von E. Wiedemann ausführlich beschrieben worden.
**) Das Leuchten ist so intensiv, dass es bei Tageslicht gezeigt werden kann.
32
An einer Reihe schöner Geisslerrohre zeigte der Vortragende schliess-
lich, dass alle Erscheinungen in Crookes'schen Röhren, Kathodenstrahlen,
Phosphorescenz, Fluorescenz etc. durch hochgespannte Wechselströme sich
brillant zeigen lassen, wobei natürlich stets Kathodenlicht an beiden Polen
sichtbar wird.
Zum Schlüsse bemerkt der Vortragende, dass man in einer praktischen
Frage Tesla's Ansichten wohl beistimmen müsse. Wenn die Technik jemals
in die Lage kommen sollte, sehr hoch gespannte und zugleich sehr rasche
elektrische Schwingungen in Anwendung zu bringen, so würden hierzu
nicht Magneto- oder Dynamomaschinen die zweckmässigen Hülfsmittel sein,
sondern man würde mit Vortheil elektrostatische Apparate (nach dem
Princip der Influenzmaschine) einführen. Da aber für die Technik der
ökonomische Standpunkt, d. h. die Erzielung möglichst hohen Nutze£fectes
hinsichtlich der Arbeitsverwandlung massgebend sei, so werde man diese
Maschinen voraussichtlich nicht in der gebräuchlichen, allerdings für
physikalische Zwecke günstigen Weise mit Isolatoren und Spitzenkämmen
construiren, noch weniger werde man letztere in comprimirter Luft arbeiten
lassen, sondern man werde zu denjenigen typischen Formen greifen, welche
von der Influenz auf gute Leiter Anwendung machen. Die geschichtliche
Entwickelung der Influenzmaschine hat solche Formen bereits aufzuweisen.
AbhandldTsis in Dresden. 1894.
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Gez. V. Verf.
'T-'-r- V\r : d Li zcc^/l .
TU. IIa«|ilfrwMnnilangen S. 14 — Veränderongen im Mitgliederbestände 8. 15. —
KasdenabscblnBa fOr 1893 S. 14 und 20. — Voranschlag für 1894 S. 14. <- Vermehning
der Bibliothek S. 4. — Ansstelhuig des Lebrervereins für Natnrlcnnde in Dresden
S. 14. — Yorlag^en 8. 14. — Bergt, W.: Die claaiiscben Stätten des Oontactmeta-
morphismus in Sachsen S. 14. — Deichmüller, J,: Die bisherigen Ergebnisse der
Torgeschichtlichen Forschungen in nnd am Dresden S. 14. — Hempel, W.: Be-
obachtungen über Entstehung von Gesteinen S. 14. — König, GL: Die Grundlagen
zu Alexander von Humboldrs pflanzenji^eographischen Ideen 8. 16. — Raspe, F.:
Vorlagen 8. 14. — Schneider, 0.: Litteratnrbesprechnng S. 14. — Ulbricht, R:
Bericht über seine Reise nach Chicago 1893 S. 14. — Ezcursionen nach Tetschen,
nach den elektrischen Werkstätten von Kummer & Co. in Niedersedlitz S. 15.
n. Abhandlungen.
£bert, R.: Ueber Allantanema mirabile^ Sphaerularia bombi nnd Heterodera Schachtii.
S. 18.
Engel bar dt, H.: üeber neue fossile Fflanzenreste vom Cerro de Potosi. Mit Tafel I.
8.3.
6einits,H. B.: Die minendogisch-geplogischen Sammlungen der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden. S. 14.
Töpler, A.: Ueber die mit vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen
Condensatorschwingnngen in ihrer Anwendung auf die sogenannten Tesla^schen Ver-
suche. S. 22.
IHe Autoren Hnd allein veranhvortttch für den JnhaH ihrer
Abhandlungen»
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Separat- Abzüge unberechnet, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Berstellungskosten.
Sitznngskalender für 1894.
September« 27. Hauptversammlung.
Oelober» 4. Prfihistorische Forschungen. 11. Zoologie und Botanik. — Mathematik.
18. Botanik (Floristenabend). 25. Hauptversammlung.
NoTeoiber. 1. Mineralogie und Geologie. 8. Pnysik und Chemie. 15. Prähistorische
Forschungen. 22. Zoologie. 29. Hauptversammlung.
Deeember« 6. Botanik. 13. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 20. Haupt-
versammlung.
Die Preise fiir die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis*S welche durch die Burdach'sche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. . . 1 M. 50 Pt.
Festschrift Dresden 1885. 8. 178 S. 4 Tafeln , 3 M. — Pf.
Dr. Oscar Schneider: Natnrwissensch. Beiträge zur Kenntniss
der Kankasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, pro Jahrgang . . 1 M. 50 Pt
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-December 2 M. 50 Pt
Sitzungsbericht^. Jahrgang 1867 und 1868, pro Jahrgang . . 3 M. — Pf»
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869 3 M. 50 Pf .
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870 und 1871. April-December pro
Heft 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, pro Jahrgang . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879 5 M. — P£
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-December 3 M, — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-De-
cember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1886 bis 1893, pro Jahrgang 5 M. — Pf .
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 P^^
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1894. Januar-
Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis" wird ein Rabatt von 25 Proc. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis", sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der „Sitzungs-
berichte der Isis" werden von dem ersten Secretär der Gesell-
schaft, d. Z. Dr. Deiclimfiller, Dresden-A., Zwingergebäude,
K. Mineral.- geolog. Museum, entgegengenommen.
I^P** Die regelmässige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder, sowie an auswärtige Vereine erfolgt in d^er
Regel entweder gegen Austausch mit anderen Schriften oder einen
jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereinskasse, worüber
in den Sitzungsberichten quittirt wird.
S^
^
Königl. Sachs. Hofbuclihandlung
H. Burdaoh.
- - Warnatz &> Lehmann i " ■
Sohloss- Strasse 32. DRESDEN. Fernsprecher 162.
empfiehlt sich
Eiir Besorgung nlKsensrhaftUcher Lltteratnr.
^^
Druck YOD Wilhelm BaoDdeh In Dresden.
-d
SitzigslieriGlite id AiaMligen
der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
ISIS
i^ X)resclen,
Herausgegeben
von dem Redactions-Comitö.
Jahrgang 1894.
Juli bis I>eceixil>e
Mit 1 Tafel und 1 AbbiMiing im Text.
^"^ Com
Dresden.
Mission von Warnatz & Lehinaun, K. Silclis. Ilofbuchhiindler.
1895.
Redaotions - Ooinlt6 für 1884:
Vorsitzender: Prof. Dr. Gr. Helm.
Mitglieder: Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. O. Drude , Privatdocent Dr. J.Frey berg,
Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. M. Krause, Prof. Dr. H. Nitsche
und Rentier W. Os borne.
Verantwortlicher Redacteur : Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1895.
Januar. 10. Physik und Chemie. 17. Prähistorische Forschungen. U. Zoologie.
31. Hauptversammlung.
Februar. 7. Botanik und Zoologie. 14. Mathematik. 21. Mineralogie und Geologie.
28. Hauptversammlung.
März. 7. Physik und Chemie. 14. Prähistorische Forschungen. 21. Zoologie. 2S. Haupt-
versammlung.
April. 4. Botanik. 18. Mineralogie und Qeologrie. 25. Hauptversammlung.
Mai. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. 16. Zoologie. 23. Ex-
cursion oder 30. Hauptversammlung.
Juni, 6. Botanik. 13. Mathematik. 20. Mineralogie und Geologie. 27. Umyt-
Versammlung. ^
Juli. 25. Hauptversammlung.
August. 29. Hauptversammlung.
September. 26. Hauptversammlung.
Oetober. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Botanik 17 t>k« -i ^ /n. •. o^ Rmnit-
versammlung. ^^ ^^^^^^ "^^ ^^^"^'^- ^' ^'''^
November. 7. Zoologie. 14. Mathematik. 21 "prai»;»^ . . «o xi ,,«♦
Versammlung. ^rÄlustorische Forschungen. 28. Haupt
Deeember. 5. Zoologie und Botanik. 12. Miii*^^«i . ^ ,^ .-i
19. Hauptversammlung. ^Mineralogie xind Geologie. - Mathematik.
Sitzungsberichte
der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1894.
L Section ffir Zoologie.
Yierte Sitiung am 11. October 1894 (in Gemeinschaft mit der Section
für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr.H. Nitsche. — Anwesend 33 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrae über die insektentödtenden Pilze
und Spaltpilze, sowie über deren leider sehr geringe Bedeutung für die
Bekämpfung der Feinde forst- und landwirthschaftlicher Kulturpflanzen.
Prof. Dr. 0. Drude bestätigt die Schwierigkeit der Anlage von
Kulturen niederer pflanzlicher Organismen in grossem Massstabe.
Institutsdirector Th. Reibisch spricht über den Zwischenkiefer
bei verschiedenen Säugethieren und legt mehrere Schädel zur De-
monstration dieses Knochens vor.
Fflnfte Nitznng am 22. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nitsche. — Anwesend 21 Mitglieder.
Dr. F.Raspe legt eine Anzahl Eier eines afrikanischen Finken,
sogen. Mövchen», vor, die dasselbe in einer Zeit legte, während der es
seinen Käfig in Gemeinschaft mit einem Tigerfinken -Männchen bewohnte.
Die Eier sind bebrütet, aber ohne Erfolg.
Prof. Dr. H. Nitsche hebt hervor, dass aus den von Dr. F. Raspe mit-
getheilten Beobachtungen nicht festzustellen sei, ob Bastardirung vorliege.
Dr. J. Thiele hält einen Vortrag über die neuere Systematik
der Schnecken unter Vorlage von Material aus der Sammlung des Herrn
Putscher und einschläglicher Litteratur:
Recherches aar divers Opistobranches, par P. Pelseneer;
Morphologie der Prosobranchier (gesammelt auf einer Weltreise der italienischen
Corvette „Vettor Pisani"), von B. Haller;
Das Gebiss der Schnecken, zur Begründung einer rationellen Klassification unter-
sucht von Troschel, fortgesetzt von J. Thiele.
Geh. Hofrath Dr. H. B. Geinitz macht Mittheilungen über die Stel-
lung der Schwanzflosse an neuerdings aufgefundenen Ichthyosauren.
Prof. Dr. H. Nitsche berichtet über Vogelvarietäten, die neuer-
dings in die Sammlung der Forstakademie Tharandt gelangt sind, und
zwar besonders über einen Dompfaffen -Melanismus.
24
n. Section für Botanik.
Fftnfte Sitzung am 25. October 1894 (Floristenabend). Vorsitzender:
Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 24 Mitglieder.
Dr. B. Schorler hält einen Vortrag über die Flora des oberen
Saalthaies und des Frankenwaldes und erläutert denselben durch
zahlreiche Vorlagen, welche er in dem genannten Gebiete gesammelt hat
(vergl. Abhandl. VI).
Im Anschluss hieran giebt Prof. Dr. 0. Drude nähere Erklärungen
über den von Dr. B. Schorler vorgelegten interessanten Bastard Äspleniiim
germanicum Weiss,
und spricht hierauf über die Verbreitung der südöstlichen
Pflanzengenossenschaften im Meissner Hügellande.
Dr. A. Naumann macht Mittheilungen über zwei nordamerika-
nische Nussbäume, Juglans cinerea und nigra L., besonders über
deren Früchte.
Zum Schlüsse legt Apotheker A. M. Schlimpert eine abnorme Form
von Veronica spicata L. mit vielfach verzweigter Traube vor, gesammelt
in Löbsal bei Meissen.
Sechste (ausserordentliche) Sitzung am 16. November 1894 (Floristen-
abend). Vorsitzender: Oberlehrer K. Wobst. — Anwesend 15 Mitglieder.
Lehrer A. Jenke berichtet über neue Funde von Diatomaceen und
Desmidiaceen in der Flora von Dresden und seiner Umgebung
und demonstrirt dieselben an ausgestellten mikroskopischen Präparaten.
1. Cymhella subaequalis Gmn. oder C. fiaciculu 9 Grun.^ gesammelt im
April 1894 im Palaisteiche des K. Grossen Gartens mit Oscilarien, Scenedesmua quadrl-
cauda Turp., Cloateriutn aceroaum Ehrb. und CL acutum Lyng., sowie mit (^mato-
pleura Solea Ktz., Amphora ovalia Ehrb., Nitzachia aigmoidea W. Sm.» Fleuroaigmn
Spencerii W. Sm., FL acuminatum AV. 8m., Finnularia viridia Kbh., Navicula cuapi-
data Ktz., iV. af'finis Ehrb., N. limoaa Ktz. var. gihhemla Grün.
2. Finnularia polyonca Breb. oder F. undulata Greg., von Director Gersten-
berger in einem Wassertümpel der Charwiese bei Klotzsche gesammelt, vergesellschaftet
mit einer Anzahl Diatomeen und Desmidiaceen, als z. B. :
Navicula firma Ktz^ iV. gracillima Pritch., N. pachycephala Bbh., N. laeviaaima
Ktz. var. rectangularia Ktz., N. nodoaa Ehrb.,. Finnularia gibba Ehrb. (grosse Form)
P. atü/uroptera Gr., F. hemiptera Ktz., Stauroncia Fhoenicenteron Ehrb., Mlunotia dio-
don Ehrb., E. lunaria Ehrb. (Grün.), Gomphonema acuminatum Ehrb., Q. coronatum
Rbh., Nitzachia curvula W. Sm., Tabellana flocculoaa Ktz., T, feneairata Ktz., Cym-
bella gracilia Ktz., C. cuapidata Ktz. und
Hyalotheca deaailiena Sm., Deamidium Swartzii Ag., Micraateriaa rotata Grev.,
M, thmcata Cord., Euaatrum oblongum Grev., E. nnaatum Ehrb., E. binale Turp.,
Coamarium Bolrytia Bor., Xanthidium faaciculatum Ehrb., Stauraatrum dejectum Breb.,
St teliferum IRXts., St, polymorphum Breb., S^. crenulatum Nae^., St. tricome Breb.,
Didymocladon furciqerua Breb., Fenium Vigitua Ehrb., Docidium noduloaum Breb.,
D. aaperum Breb., Cloaterium coatatum Cord., CL lineatum Ehrb., CL atriolatum Ehrb.,
CL juncidum Rlfs., Änkiatrodeamua falcatns Cord., Fediaatrum Hevtactia Ehrb.
3. Stauraatrum tumidum Breb., Abbild, in Wolle, PI. 39, Fig. 1 und 2; Ralfs,
Tab. 21, Fig. 6, vom Vortragenden im October 1894 im bösen lioch der Dresdner Haide
gesammelt, und
25
4. Xavicula 8 er i ans Ktz. var. minor Gran. Ausser der unter 3 angegebenen
Stelle, wo diese Diatomee ziemlich reichlich vorkam, noch in verschiedenen anderen
Wassertümpeln der Dresdner Haide gefnnden. Im bösen Loch vergesellschaftet mit
folgenden
a) Desmidiaceen : Hyalotheca desfiilicua Breb., Dydimoprium Greoillii Ktz., />.
Bcrreri Rlfs., Desmidium Swartzii Ag., Sph4ierozo8ma vertebratum Breb., Micraateriaa
dcnticulata Breb., M. rotata Grev., AL fimbriata Grev., M. Orux'MelitenM Ehrb.,
Jf. pinnatißda Ktz., 3f. crenata ^x^h.^Euastrum verrucosum Ehrb., E. oblongum Grev.,
E. ansatum Ehrb., E. binale Tnrp., E, 9ubiobatum Breb., Cosmarium Cucumis Cord.,
(' Mmtghinii Breb., C tetra4)phth€Umum Ktz., C. margarxHferum Turp., C. conspersum
Rlfs. (sehr reichlich), C, Phaseolus Breb., C. Cucurbita Breb., C. furotdum Breb.,
Xanthidium armatum Breb., X m«^a/um Breb.« X. fasciculatum Ehrb., J[n/Aro(2««mu»
convergens Ehrb., ;S/auni«<nfm inif^cKm Breb., St. orbiculare Ehrb., S/. teliftrum Ehrb.,
^Y. fmncfti/ahim Breb., S^. polymorphum Breb., iS^. con^'overaum Breb., 8/. aculeatum
Ehrb., Tetmemorus aranulatum Breb., Penium Digitus Breb., P. interruptum Breb.,
P. closterioides Breb., i>ocu2tuin no(2i</o«um Breb., i>. Ehrenbergii Ktz., Closterium
Lunula MülL, C/. aceroaum Sehr., C/. Diane Ehrb., CV. «^rio/a^um Ehrb., C/. junci(ium
Ktz., Cl. Hneatum Ehrb., Änkistrodesmus falcatus Cord., Pediastrum Boryanum Turp.,
P. ef/ipficum Ehrb., Scenedesmus tjuadricauda Turp., Sorastrum spinulosum Naeg.;
b) Diatomeen : Eunotia Tetraodon Ehrb., Tabellaria flocculosa Ktz., T. fenesirata
Ktz., Nitzschia curvula W. Sm., Gomphonema eoronatum Rbh., O, capitatum Ehrb.,
Cr. auritum A. Br^ Cymbella fraeilis Ktz., Navicula laevissima var. rectangularis
Ktz., J\r. radio«a Ktz., N, avalts W. Sm., Pinnu/aria viridis Rbh., Frustulia saxo-
nica Rbh.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht und bringt zur Vorlage:
Specialkarte der Umgebung von Meissen, herausgegeben von der naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft Isis daselbst;
Loew: Pflanzenbiologische Floristik;
Regel: Thflringen, geographisches Handbuch;
Schulz: Die Orchideen Deutschlands;
Altenkirch: Beitrftge über die Verdunstungsvorrichtungen in der trockeneu
Geröllflora Sachsens (Inaug.-Diss.).
Derselbe übergiebt weiter eine Mittheilung von Prof. Dr. P. Magnus
in Berlin: Weitere Notiz über das Auftreten der Plasmodiophora
Brassicae Woron. an wilden Cruciferen.
„In den Abhandlungen der Isis 1893, Abb. VI II, habe ich mitgetheilt, dass ich
Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Nasturtium silvesire am Eibufer bei Meissen
«refanden habe, und gebührend hervorgehoben, dass dieser an den kultivirten Kohlarten
und anderen kultivirten Cruciferen oft sehr verderblich auftretende Parasit nach meinem
Wissen zum ersten Male auf einer wilden Crucifere in einem Boden mit seiner uatOr-
lichen, d. h. nicht von Menschen angelegten Pflanzendecke beobachtet worden sei.
Seitdem habe ich Kenntniss erhalten von einer Arbeit, die der amerikanische
Botaniker Byron D. Halsted im Bulletin of the Torrey Botanical Club 1894, S. 76,
unter dem Titel: Club-Root in Common Weeds veröflentlicht hat. Halsted theilt darin
mit, dass er Plasmodiophora Brassicae Woron. auf Capsella bursa pastoris und
Sisymbrium vulgare bei New Brunswick in New Jersey, Nordamerika, beobachtet hat.
Er weist darauf hin, dass diese Pflanzen während des fi;anzen Jahres auf Gartenland
leben, auf dem später nützliche Cruciferen gezogen weroen. So möchten diese wilden
Cruciferen die Plasmodiophora von einer Kulturperiode zur andern erhalten und sie
weiter verbreiten. Er räth daher dringend, diese wilden Cruciferen zu vernichten.
Auch ich kann nur meine Aufforderung an die Gärtner wiederholen, mit doppelter
Aufmerksamkeit das Auftreten dieser verderblichen Krankheit in ihren Gärten zu über-
wachen, namentlich in der Nähe der Fluss-, See- und Teichufer. Aus den Halsted'schen
Beobachtungen folgt aber noch vor allen Dingen, dass, wenn die Kohlhernie auf einem
Beete verderblich aufgetreten ist, es nicht genügt, auf diesem Beete mehrere Jahre
keine Kohlarten zu kultiviren, sondern man dort auch jedenfalls die wilden Cruciferen
sorgfältig entfernen muss, um sicher zu sein, dass sich keine entwickelungsfähigen
Sporen der Plasmodiophora Brassicae mehr in diesem Boden beflnden.
Die mächtigen, von Plasmodiophora Brassicae hervorgerufenen Anschwellungen
des Wurzelstocks dürfen nicht verwechselt werden mit den von den Larven des Rüssel-
26
käfers CeutorrhynchuB am Wnrzelstocke von Brassica und vielen anderen Graciferen
hervorgebrachten kugeligen Gallen.
Für gütige Uebersendnng der an wilden Graciferen aufgetretenen Plasmodiophora
Brassicae wäre ich sehr dankbar, da es von Interesse für weitere Untersuchungen
wäre."
Hierauf spricht Privatus K. Schiller über die Flora des Bayri-
schen Waldes und erläutert seinen Vortrag durch zahlreiche daselbst
gesammelte Pflanzen, hauptsächlich Kryptogamen, und viele von ihm nach
der Natur gemalte und gezeichnete Abbildungen (vergl. Abhandl. IX).
Privatus F. Fritzsche legt eine abweichende Form von Fäago ar-
vensis Fr. vor.
Dr. Th. Wolf macht im Anschlüsse daran Mittheilung über eine von
ihm im Rabenauer Grunde gesammelte Pflanze, welche für die Flora
Sachsens neu ist: CorydcMs capnoides Wahlbg.; ferner berichtet derselbe
über einen neuen Standort von Scilla bifolia DC. und über das Auftreten
von Melüotus parviflorus Dsf. und Bromus serotinus Ben. im Plauenschen
Grunde, sowie Eruca sativa Lam. am Eibufer. Alle genannten Formen
werden zur Vorlage gebracht.
Zum Schlüsse bespricht Dr. B. Schorler an der Hand der Beleg-
exemplare die neuen rhanerogamenfunde, welche im Herbarium der
K. botanischen Sammlung eingegangen sind (vergl. Abhandl. VII).
Siebente Sitzung am 6. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
0. Drude. ^ Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende lenkt die Aufmerksamkeit auf Prof. Nitsche's Vor-
lesungen über die „Naturgeschichte europäischer Hirscharten'^ in der
Tharandter Forstakademie, die für einen weiteren Kreis berechnet sind.
Von neuer Litteratur wird besprochen und vorgelegt:
Die botaniBchen Anstalten Wiens;
Engler: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara und über die Glie-
derung der Vegetation von Usambara und der angrenzenden Gebiete;
Haeckel: Systematische Phvlogenie der Protisten und Pflanzen;
Index Kewensis, Bd. I~III, Herausgabe des mit Darwin'schem Legate be-
gründeten neuen Nomenciators der Gefässpflanzen bis 1885, also bis zu der
Zeit 2 in welcher die Nomenclatnr ihre neueste verwirrungsreiche Periode nn-
nöthiger Abänderungen begann;
Strasburger, Noll, Schenk und Schimper: Lehrbuch der Botanik für
Hochschulen (Preis bei ausserordentlich reicher Ausstattung und vielseitigem
Inhalt nur 7 Mark).
Schon öfters ist die Aufmerksamkeit der Section auf die neueren Errungenschaften
in der Flora des tropischen Afrika hingelenkt, wo Deutschland jetzt den älteren Be-
strebungen der Engländer [Speke & Grant, Welwitsch, Oliver's in Kew ver-
fasste „Flora^* (unvollendet), Kirk u. A.J folgend mit dem grössten Eifer für Auf-
deckung des systematischen Materials und der geographischen Verbreitungsverhältnisse
sorgt und als Stützpunkt dieser Arbeiten unsere Kolonien benutzt. Nachdem vor
Kurzem Engler 's „Hochgebirgsflora'^ des tropischen Afrika als sehr wichtige Arbeit
aus dem Berliner Museum ausgegeben war, hat sich die unermüdliche Arbeitskraft des
Leiters dieses Museums jetzt besonders auf das ostafrikanische Kolonialgebiet gerichtet,
von wo umfangreiche Sammlungen nach Berlin gesendet wurden. Es mögen daher die
Referate der vorliegenden neuen Arbeiten selbst folgen.
27
1. Engler: lieber die Gliederung der Vegetation von Usambara und
der angrenzenden Gebiete. (Abb. der preuss. Akad. d. Wissensch.
1894. 86 S. 4«.)
In dieser wichtigen Abhandlung fasst Engler die Gesammtresnltate zasammen,
welche sich ans den 4600 Sammlungsnammern zählenden Einsendungen Holst's bei
ihrer Dorcharbeitane in BerUn ergeben haben; eine Gliedemng des Landes nach For-
mationen ist durch oie genauen An^ben des Sammlers möglich geworden. Ist dadurch
eine Einsicht in die LandesTerhältnisse gewonnen, wie sie für wenige afrikanische Ge-
biete gleich genau ezistirt^ so hat noch ein höheres Interesse die hier gegebene pflanzen-
geographische Yerallgememerung: Die tropisch- westafrikanische Waldflora,
deren Verwandtschaft hauptsächlich nach Madagaskar und Indien hin gerichtet ist,
schien bisher von dem afrikanischen Osten ausgeschlossen, da man südlich
vom Ghasal-Quellenffebiete fast nur Bteppen und Savannen^flanzen kannte, bis hin zu
den südtropiscnen Wäldern von Natal. Es hat sich nun in Usambara's unteren
feuchten Bergwaldnngen dasselbe Element wiedergefunden, zwar noch
nicht in so reicUicher Menge wie im Kamerun -Congo- Gebiet, doch genügend zu dem
Ausspruch, dass „an dem einheitlichen Charakter der tropischen Waldflora Afrikas nicht
mehr gezweifelt werden kann". Engler betrachtet die jetzt im Westen, im Ghasal-
Quellengebiet und in Usambara sich findenden zusammengehörigen Glieder desselben
waidelementes als einen tropisch -afrikanischen Grundstock, der durch Ungunst der
Verhältnisse Tielf<ig zu einem Bellet geworden ist, während die mit ihm nicht ver-
wfddete Steppen- und Savannengehölzflora ihn umlagert und durchsetzt hat. — Von
den acht Formations^ppen des Verfassers entfallen fünf auf Strand, Creek imd Busch
der Hügelregion, Nyikasteppe und auf das zwischen Küstenland und Gebirgswaldregion
liegende Hügelland, zwei auf die untere und obere (über 1700 m) Gebirgswaldregion,
eine a^ die offenen Formationen des höheren Gebirgslandes ; jede einzelne ist durch die
Beifügung ihrer Florenlisten ganz ausführlich gekennzeichnet.
2. Engler: Ueber die Flora des Gebirgslandes von Usambara. (Botan.
Jahrb. Syst. 1893, XVII, 156.)
Ein Gärtner, Carl Holst, war seit 1891 als Gärtner der Missionsstation Hohen-
friedeberg bei Mlalo, 1460 m hoch gelegen, thätig und hat von dort reiche Sammlungen
nach Berlin geschickt, aus deren Bestimmung Engler das ungefähre Formationsbild
eines Landes entwerfen konnte, „welches jedenfalls im ganzen deutschen Ostafrika die
glänzendste Zukunft als Kulturland hat und pflanzengeographisch in seinen Beziehungen
zu Abessinien und zum Kapland eine hervorragende Holle spielt^'. Die Florenskizze
unterscheidet eine untere Gegend am Umba-Fluss mit 1320 m Thalsohle von der oberen
über 1700 m ansteigenden Gebirgsregion. Folgendes ist daraus hervorzuheben : Thalwiesen,
hauptsächlich aus „Ngage** = Cyperus latifolius und „Nrine" = Scirpus corymboaua ge-
bildet; in den Thalwaldungen grosser Reichthnm von Famen, baumartig MaratHa fraxinea
und Cyathea Mannii, LAubbäume von Cuasonia und Podocarpus; Hügelgehölze von
Erythrina tomentosa mit zahlreichen Sträuchem, vereinzelt Protea abysamica, alles
zamreiche Verwandtschaft mit der Woina-Dega-Eegion Abessiniens bietend. Kulturland
hauptsächlich von „Ndigi" =^ Banane, ,,Mtama" = Sorghum, „Mgua" -^ Zuckerrohr,
auch Mais; Manihot -Knollen hauptsächlichste Mehlpflanze. Hochwald der höheren Ee-
gionen aus Podocarpus Mannii, Myrica- und Berberia- etc. Arten vom Kilimandscharo
oder den dortigen verwandten Arten; Gesträuche daselbst auf den waldlosen Bergrücken
vorzugsweise gebildet von Ericinella Mannii und dem gemeinen Adlerfam mit Stmthiola,
Thunbergia^ vielen Gräsern, Liliaceen, Irideen, Stauden; an trockenen sonnigen Abhängen
massenhaft das als Deckmaterial benutzte „Inde^'-Gras -^ Andropoaon Nardu8\ auf den
Gebirgs wiesen Hauptbestand von Kyllingia brevifolia und Fimbristylia diphylla^ Gräser
fast gar nicht. Letztere herrschen dagegen in der Nyika-Steppe vor, deren allgemeinen
Charakter schon Baumann (Usambara, S. 7) entwarf, deren botanische Analyse aber
hier zum ersten Mal gegeben wird (über ein Dutzend Gräserarten): hier auch Sanse-
viera und Adanaonia^ über deren Benutzung als Fasermaterialien Holst ebenfalls be-
richtet. Auf den trockenen Hügeln dieser Steppenregion finden sich wenige Gehölze,
darunter Olea chryaophylla.
Dr. B. Schorler legt vor und erläutert den neuen Doderschen
Pflanzenatlas, Section „Iris 'S welcher die Entwickelungsgeschichte eines
typischen Beispiels (Iris sibirica) von der Befruchtung einer Blüthe zur
28
Samenbildung und Entstehung des jungen Keimpflänzchens in z. TL sehr
schön gelungenen farbigen Abbildungen verfolgt, unter denen die Bildung
des Embryos am besten bedacht ist.
Prof. Dr. 0. Drude bespricht schliesslich die Secretbildung in
den Oel- und Balsam-Gängen der höheren Pflanzen, unter Vor-
lage einer neueren Abhandlung in den Berichten der naturforschenden
Gesellschaften zu Bern und unter Demonstration einer Reihe mikroskopischer
Präparate von Nadelhölzern und Doldengewächsen (Imperatoria).
IIL Section ffir Mineralogie und Geologie.
Ylerte Sitzung am 1. November 1894. Vorsitzender: Geh. Hofrath
Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 25 Mitglieder.
Zunächst berichtet der Vorsitzende über einen Ausflug, den er im
Laufe des September d. J. mit seinem Sohne, Prof. E. Geinitz in Rostock,
nach dem Nord-Ostsee-Kanal unternommen hat.
Die geologischen Verhältnisse der ganzen Kanalstrecke sind nach den ersten Mit-
theilnngen darüber von E. Geinitz in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift von
Fotoniö, 1890, Nr. 52, hier früher besprochen worden, jetzt liegt die schöne officieUe
Karte vom Nord -Ostsee -Kanal, mit Erläuterungen bearbeitet von der Kaiserl. Kanal-
Commission in Kiel, im Massstabe von 1 : 100000, Berlin 1890, znr näheren Einsicht der
Geographischen und orographischen Verhältnisse vor. Es sei daran erinnert, dass die
[anallmie die GesammÜänge von 98,g5 km hat und von der Mündung in die Kieler
Eöhrde bei Holtenau bis Rendsburg im Allgemeinen dem alten Eiderkanal, nur mehr-
fach dessen Windungen abschneidend, folgt, von Rendsburg nahe demselben südlich
nebenher läuft und bei dem nördlichen Knie der Eider deren Nähe verlässt, um sich in
südwestlicher Richtung durch die sich hier anschliessenden Alluvialniederungen nach
Brunsbüttel zur Mündung der Elbe zu wenden. Ausser Anschlussschleussen bei
Rendsburg und Burg besitzt der Kanal nur an seinen Enden Schleussen, bei Holtenau
zum Abschluss von Hochwasser durch Sturmfluthen, bei Brunsbüttel zur Regnlirung
der Gezeitdifferenzen, die sich im alten Eiderkanale bis nach Rendsburg hin Geltung
verschafften. Die durchschnittliche Breite des Kanals ist 70 m, das Mittelwasser ist b,iS
9 m gehalten, so dass die grössten Ostsee-Dampfer, welche mit vereinzelten Ausnahmen
nicht über 6 m Tiefgang und 12 m Breite haben, an einander vorbeifahren können.
Von den vier Eisenbahnen, welche den Kanal kreuzen, werden zwei durch Drehbrücken
und zwei durch Hochbrücken (bei Grünthal und Levensau) überführt. Die letzteren
besitzen eine lichte Höhe von 42 m über dem mittleren Kanalwasserstande und eine
Stützweite von nahe .160 m. Der feste diluviale Geschiebemer^el hat für diese Hoch-
brücken einen sicheren Grund geboten, während die im Bereiche des Kanals vorherr-
schenden Sandmassen und jüngeren Torfablagerungen derartige Bauten nicht gestatten.
Unter der lehrreichen und liebenswürdigen Führung des Königl. Bauamts -Assessor
Adolph Specht in Rendsburg, welcher von Anfang an bei dem Kanalbau thäti^ ge-
wesen ist, traten uns die bewundemswerthen Arbeiten und Anlagen deutscher Ingenieure
aus den verschiedenen Ländern unseres Kaiserreiches am 6. September schon bei Rends-
burg entgegen, wo eine Drehbrücke mit ihrem beweglichen Arme von 73 m Länge den
Kanal überschreitet und auch die Wehi-anlagen an dem alten Eiderkanale das Interesse
fesselten. Grosse Bagger und mächtige Elevatoren zum Herausiühren des sandigen
Schlammes und der gebaggerten Materalien überhaupt zur Erhöhung des Ufers, auch
eine grössere, wohleingerichtete Baracke bei Rendsburg für 100 Mann wurden auf leicht
beweglichen kleinen Petroleum-Dampfern besucht, deren sich die Beamten zum leichteren
Verkehre bedienen.
29
Die Fahrt am 7. September auf dem Kanäle bis nach Holtenan auf einem kleinen
mit Comfort ausgestatteten Dampfer der Direction des Kanals Hess uns die Boden-
und BaggeningsYerhältnisse längs des Kanals und die grossen Schwierigkeiten erkennen,
welche an mehrfachen Stellen das Einschlemmen von Band und torfmoorartigen Massen
zum Theil durch schon ferti£[e Ufermauem verursacht hatten, die wohl auch fernerhin
noch manche Störungen herbeiführen werden. Noch war die RiesenbrUcke bei Levesau im
Bau und man konnte die neuesten Mittel der Technik bewundem, insbesondere die
Hebung des gesammten Baumaterials und der schweren Massen der Brücke selbst durch
Elektridtät mit Dynamomaschinen. Die grossen, noch trockenen Schleussen bei Holtenau
sind einige Tage nach unserer Anwesenheit geöfhet worden, die feierliche Eröffnung
der westlichen Schleussen bei Brunsbttttel ist erst am 27. October erfolgt.
Für uns hatte der Himmel seine Schleussen schon am 7. September eröffiiet, was
jedoch den erhebenden Anblick des Einlaufens der Kaiserlichen Marine mit ihren
acht grossen Krieipdam^fem von Dttstembrok aus nicht verhinderte.
Die umsichtige Direction des Kanals hat in Holtenau ein kleines Museum ein-
gerichtet, worin alle bei dem Kanalbau gefundenen Seltenheiten niedergelegt werden
sollten. Unter diesen bemerkten wir einige Reste von Mammuth, Rhinoceros, Pferd
und Hirsch, einen stattlichen torquirten Bronzering, eiserne Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen
u. 8. w., welche wahrscheinlich später in dem Museum von Kiel Aufnahme finden werden.
Das Schleswig-Holsteinische Museum vaterländischer Alterthümer zu Kiel,
welches unter der ausgezeichneten Leitung von Fräulein J. Mesdorf als Directorin
und Herrn W. Splieth als Gustos steht, ist seit langer Zeit ein mächtiger Anziehungs-
punkt für alle Alterthumsforscher gewesen. Enthält es doch den berühmten Runenstein
von Gottorp, dessen Luchrift glücklich entziffert ist, und das 22 m lange und 3 m breite
Wickinger Bood von Njdam mit seinem ganzen darin aufgefundenen Lihalt. (VergL
Führer durch dieses Museum, Kiel 1893.)
Die mineralogischen und geologischen Sammlungen haben ein Asyl in dem
Neubau auf dem Areale des Prof. Dr. Lehmann -Hohenberg gefunden, und man war
dort bei unserer Anwesenheit mit der Aufstellung eifrigst beschäftigt.
Hatte schon auf der Reise nach Rendsburg das stattliche , neue , reiche imd wohl
geordnete naturhistorische Museum zu Hamburg, unter Direction von Prof.
Dr. Kraepelin (vergl. Führer durch dieses Museum 1898), unsere Bewunderung erregt,
zumal auch die unter Dr. Gottsche stehende mineralogisch - geologische Abtheilung
viele Seltenheiten enthält, so wurden wir auf unserer Rückreise wieder in dem neuen
schönen Museum zu Lübeck, welches am 16. Mai 1893 eröffiiet worden ist, auf das
Angenehmste überrascht.
Es sind darin alle Sammlungen vereinigt, welche der patriotische Sinn der Lübecker
meist aus weiter Feme der alten Hansastadt zugeführt hat, ein treffliches naturhisto-
risches Museum, mit dem Conservator Dr. H. Lenz, das Museum lübeckischer Kunst
und Kulturgeschichte, ein Gewerbemuseum, ein Handelsmuseum, ein Museum für Völker-
kunde und eine Sammlung von Gemälden, Kupferstichen und Gvpsabgüssen , für deren
jede ein Gustos wirkt; die Museums -Verwaltung führt ein Verwaltungs -Ausschuss,
welchem namentlich Consul G. Graupe seine Thätigkeit widmet. Die Ausführung
des imposanten und sehr zweckmässigen Gebäudes f vergl. Abbildungen in der Schriit:
„Das Museum zu Lübeck") wurde durch ein Vermäcntniss des Kaufmanns Georg Blum
ermöglicht, welcher seiner Vaterstadt hierzu 150 000 Mark hinterliess, der Bauplan ist
von dem Stadtdirector A. Schwinin^ entworfen, der im Frtlhjahr 1889 begonnene Bau
war im Sommer 1892 beendet, seit welcher Zeit man die Aufstellung der schönen
Sammlungen in der eifrigsten Weise gefördert hat Durch Scheukungen und Ver-
mächtnisse fliessen dem Museum auch jetzt noch immer neue und ansehnliche Mittel zu.
Vor Abschluss unseres lehrreichen Ausfluges durchschritten wir noch die Seen-
platte von Holstein und Mecklenburg mit kurzem Aufenthalte in dem vielbesuchten Eutin
und der alten höchst sehenswerthen Hansastadt Wismar (vergl. Führer durch Wismar
und Umgebung in Wörl's Reisehandbüchern) und erreichten Rostock als nächsten
längeren Aufenthaltsort, wo uns das mineralogisch-geologische Institut der Universität
und der geologischen Landesanstalt, welche Prof Eugen Geinitz neu begründet hat
und sorgsam verwaltet, wieder neue Anziehungspunkte insbesondere für diluviale oder
glaciale und alluviale Erscheinungen entgegenführte.
Lehrer H. Döring schildert hierauf unter zahlreichen Vorlagen von
schönen und seltenen Versteinerungen die Lagerungsverhältnisse des
oberen Muschelkalkes von Krailsheim in Württemberg mit seinem
berühmten Bonebed.
30
Zum Schlu88 giebt Dr. W. Bergt eingehende Mittheilungen über den
letzten internationalen Geologen-Congress in Zürich, welchem er
beigewohnt hat.
Ffinfte Sitzung am 13. December 1894. Vorsitzender: Geh. Hof-
rath Dr. H. B. Geinitz. — Anwesend 30 Mitglieder.
Nach Vorlage der neu erschienenen Hefte der empfehlenswerthen
„Geognos tischen Wanderungen in Deutschland: Ein Handbuch für Natur-
freunde und Reisende*', von Ferd. Senft, 2 Bde., Hannover und Leipzig
1894, und der stattlichen „Höhlenkunde*' von Franz Krauss, Wien 1894,
durch den Vorsitzenden
legt Prof. Dr. E. Kalkowsky 12 Art^n von Schwämmen aus der
Quadraten-Kreide (Unter-Senon) von Glentorf bei Königslutter vor,
die sich durch gute Erhaltung des Kanalsystems auszeichnen, und über-
gicbt sie dem K. mineralogischen Museum.
Derselbe bespricht ferner 32 von ihm construirte geotektonische
Modelle.
Mit den sich lebhaft von einander nnterscheidenden Farben schwarz, weiss und
roth bemalte Holzkästchen und zerlegbare massive Holzmodelle, alle von den Dimen-
sionen 10 X ^ X 25 cm, ermöglichen es, in kurzer Zeit und dabei sozusagen handgreiflich
alle La^mngsverhältnisse der sedimentären und eruptiven Gesteine zu demonstriren.
Das rhemische Mineralien -Gomptoir von Dr. F. Krantz in Bonn hat diese Modelle in
den Handel gebracht.
Dr. R Francke legt hierauf einen Bleiglanzkrystall aus der
Eifel vor, welcher einen Hexaeder von 5,6 cm Durchmesser bildet.
Zum Schluss verliest der Vorsitzende einen Brief des Herrn Di egel-
mann in Dresden, welcher zur Bildung eines „Steingartens", analog
einem zoologischen oder Thiergarten und einem botanischen oder Pflanzen-
garten, Veranlassung geben soll.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 4. October 1894. Vorsitzender: Rentier W.
Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder.
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über den Burgwall von
Klein-Böhla bei Oschatz (vergl. Abhandl. VIII).
Dr. J. Deichmüller weist auf ähnliche hügelartige Bauten im
Marchfelde hin, die er bei Gelegenheit der Versammlung der deutschen
anthropologischen Gesellschaft in Wien 1889 besucht hat.
Der Vorsitzende spricht hierauf über den Ursitz und die Vor-
geschichte der Arier auf Grundlage von K. von Ihering's hinter-
lassenem Werke: Die Vorgeschichte der Indogermanen.
Die Frage nach Abstammung und Urheimath der Völker, die heute Europa be-
wohnen, hat schon von Alters her die Wissenschaft beschäftig^. Die Völker Europas
31
gehören, mit Ausnahme einiger weniger Volksstämme, z. B. der Finnen, Lappen etc.,
einer grossen VölkerfamiUe an, die man mit verschiedenen Namen belegt hat: Indokelten,
Indoffermanen, Indoenropäer, Arier. Der letzte Name scheint dem Vortragenden der
emprehlenswerthere zu sein, da er weder in Bezug auf Urheimath, noch auf Nationalität
prajudicirt Die meisten Ghelehrten bezeidmen Asien als Urheimath der Arier, doch
ist dies noch keineswegs festgestellt. Cuno nimmt das südliche Russland, Fenka
Skandinavien, Montelius das südliche Europa als diese Heimath an. Einen
gleichsam vermittelnden Standpunkt nimmt Ihering ein, indem er der Ansicht ist^ die
Arier stammten aus dem Hindukusch am Himalaya, hätten sich aber auf ihrer
Wanderung nach dem Westen im südlichen Rnssland sehr lange Zeit aufgehalten imd
daselbst gleichsam eine zweite Heimath gefunden. Von dort seien dann erst die ver-
schiedenen arischen Stämme nach dem Westen gezogen, zuerst die Kelten, dann die
Italiker und Oriedien nach dem Süden und endlich die Germanen nach dem Norden
Europas. Die Slaven seien im südlichen Russland, in der zweiten Heimath der Arier
zurückgeblieben und hätten niemids eine richtige Wanderung angetreten, sondern sich
erst viel später von Osten gegen Westen vorgeschoben, indem sie die von den Ger-
manen auf ihrem westlichen Zuge verlassenen Landstriche nach und nach besiedelten.
Auf Grundlage linguistischer Forschungen und verschiedener Gebräuche und Sitten,
die er hauptsächlich dem römischen Rechtsleben entnimmt, bildet sich Ihering sein
ürtheü über die Urheimath und den Kulturgrad der Arier vor ihrem Auszuge aus Asien.
Er kommt zu dem Ergebniss, dass die Urheimath derselben in einem warmen Küma
und in einer von hohen Gebirgen umgebenen Gegend gelegen haben müsse, woselbst
sie, unbeeinflusst von der Kultur der umwohnenden Völkerschaften, ihre Sprache und
ihre Kultur aus sich selbst heraus schufen. Ihering meint, diese Bedingungen seien in
dem grossen Ber^kessel am Südabhanire des Himalaya, im sogenannten Hindukusch
gegeben. Die Aner hätten in ihrer Urheimath weder den Gebrauch der Metalle, noch
den Ackerbau gekannt, sondern sich nur der Steinwerkzenge bedient und sich als Hirten
ernährt. Die Metalle und den Ackerbau hätten sie erst auf ihrer Wanderung gegen Westen
kennen gelernt.
Dr. J. Deichmüller erstattet hierauf Bericht über die von ihm be-
suchte gemeinsame Versammlung der Deutschen und der Wiener
anthropologischen Gesellschaften in Innsbruck im August 1894.
Yierte Sitzung am 16. November 1894, Vorsitzender: Bentier W*
Osborne. — Anwesend 14 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen längeren Vortrag über die jüngere
Steinzeit in Böhmen mit Benutzung der von Dr. Niederle veröffent-
lichten Untersuchungen über diese Periode in Böhmen.
Darüber, ob es in Böhmen eine jüngere Steinzeit gegeben hat, stimmen die An-
sichten der böhmischen Archäologen nicht überein. Prof. Smolik stellt dies in Abrede,
auch Prof. Pic schliesst sich dieser Ansicht im Wesentlichen an. Dr. Niederle hat e§ nun
unternommen, in einem Aufsatze, der vor Kurzem in der tschechischen Zeitschrift „Cesky
lid" erschien, nachzuweisen, dass es in Böhmen, gerade so wie im übrigen Mitteleuropa,
eine neolithische Zeit gegeben hat. Da die Anwesenheit des Menschen zur paläolithischen
Zeit in Böhmen durch Funde nachgewiesen ist, sa^ Niederle, muss man, wenn Smolik's
Ansicht richtig wäre, annehmen, dass Böhmen von der paläolithischen Zeit bis zur Bronze-
zeit unbewohnt war. Abgesehen davon, dass dies höchst unwahrscheinlich ist, da doch
alle umliegenden Länder zur neolithischen Zeit bewohnt waren, ist die Anwesenheit des
Menschen in Böhmen während dieser Periode auch durch zahlreiche Funde, die ihrem
Charakter nach unzweifelhaft neolithisch sind, erwiesen. Niederle zählt nun diese Funde
auf und weist hauptsächlich aus den keramischen Erzeugnissen, die mit denjenigen aus gut
bestimmten neolithischen Funden anderer Länder identisch sind, nach, dass auch diese böh-
mischen Funde aus derselben Epoche stammen.
Für die Keramik der neolithischen Periode in Böhmen stellt Niederle drei Typen
auf. Der erste wird vertreten durch dickwandige Qefässe mit rauher Oberfläche, meist
mit dem Fingeromament am oberen Rande verziert, und rundliche Gefässe mit Punkt-
omament. Dem zweiten T^us gehören an dünnwandige Gefasse mit geglätteter Ober-
fläche, die zumeist ein Linienornament mit Kreideeinlage tragen (Monsheimer Typus).
32
Zum dritten Typus rechnet er becher- und topfförmige Gefäsde mit dem Wolfszahn-, Fisch-
gräthen- and Schnuromament (Thttringer Typus). Auch die Gef ässe mit halbmondförmigem
Henkel (ansa lunata) setzt Niederle an das Ende der jüngeren 8t«inzeit und in die lieber-
gangszeit zur Bronze (von den böhmischen Archäologen „ounetitzerKulturperiode^^ genannt).
Nach Niederle ist es wahrscheinlich, dass das neolithische Volk von Norden her
durch das Elbthal nach Böhmen eingewandert ist. Ethnologisch ist es also wohl identisch
gewesen mit dem neolithischen Menschen in Sachsen, Thtlringen und Norddeutscbland.
Er hält es für ein arisches Volk, ob aber die Trennung der Arier in verschiedene
Stämme schon zu der Zeit stattgefunden hatte, und welcher Stamm der Arier in diesem
Falle nach Böhmen einwanderte, das zu bestimmen ist nicht möglich. Dagegen nimmt
Niederle keine neue Einwanderung nach Böhmen zur Bronzezeit an, sondern ist der
Ansicht, dass die Bronzekultur sich daselbst aus der Steiukultur selbständig entwickelt hat.
In anthropologischer Beziehung ist das neolithische Volk in Böhmen von hohem
Wüchse, helläugig und blondhaarig gewesen, mit dolichoidem 8chädeltypns, analog dem
Menschen aus der jüngeren Steinzeit im übrigen Mitteleuropa, und deutlich unterschieden
vom dunkelhaarigen brachyphalen Steinzeitmenschen in Südeuropa (Li^^rer, Iberer),
sowie von demjenigen, dessen Ueberreste in Dänemark und den französischen Dolmen
gefunden worden sind.
Hieran anschliessend, weist der Vortragende hin auf einen von ihm
in den Sitzungsberichten der Isis 1879 beschriebenen Fund aus der
jüngeren Steinzeit aus der prähistorischen Ansiedelung auf der
„Zämka^^ bei Bohnitz in der Nähe von Prag.
Daselbst wurden neben ca. 80 Stück Steinbeilen, meist Flachcelten, und einer
Menge von Thierknochen gefunden: Komquetscher, Webstuhlgewichte, Spinnvnrtel,
grebrannter Mauerbewurf und eine grosse Anzahl Gefässscherben, die theils die charakte-
ristischen Ornamente der neolithischen Zeit, theils jüngere Muster, so z. B. das Wellen-
omament tragen. Auch halbmondförmige Gefässhenkel fehlen nicht Ausserdem fand
man daselbst einige wenige Gegenstände aus Metall: ein Flachcelt und eine kleine
Pfeilspitze aus Kupfer und ein Bronzemesser.
In einem Beferate Über den Bericht des Vortragenden, den Fund auf der Zämka
betreffend, das in der Zeitschrift für Ethnologie 1880, S. 82, aus der Feder Virchow's
erschien j wird bezweifelt, dass dieser Fund in die neolithische Zeit zu versetzen sei, da
einestheils Metallgegenstände daselbst vorkommen, anderentheils das Wellenomament
auf eine viel jüngere Zeitstellung hinweist. Dem Rathe Virchow's folgend, hat Vor-
tragender die Ansiedelung auf der Zämka einer abermaligen Untersuchung unterworfen
und glaubt, nun zu einem befriedigenden Resultate gelangt zu sein.
Die Gegenstände auf der Zämka werden entweder auf der Oberfläche des Bodens
oder in der losen Ackerkrume gefunden, oder aber mittels Grabung in 1 — 2 m Tiefe in
cylinderförmigen Löchern, die mit schwarzer Erde, Asche, Kohlenresten und gebranntem
Mauerbewurf angefüllt sind. In der Ackerkrume findet man neben Steinbeilen Gegen-
stände aller Art, Alles untereinander gemengt. Die Gefässscherben zeigen hier so wob f die
älteren als die jüngeren Ornamente. In den Löchern oder Brandgruben dagegen kommen
neben Steinbeilen. Webstuhlgewichten, Spinnwirteln und Thierknochen Gemssscherben
vor, die ausschliesslich ältere, für die neolithische Zeit charakteristische
Ornamente tragen, das Wellenomament ist darin nicht vertreten.
Daraus gebt hervor, dass die Brandgruben ans einer älteren Zeit stammen, als die
Gefässscherben mit AVellenoniament, dass man also eine zweimalige Besiedelung
der Zämka annehmen muss, einmal zur neolithischen Zeit und dann zur Zeit des Wellen -
Ornamentes. Dass in der Ackerkrume auch Steinbeile und Gefässscherben mit älterem
Ornamente vorkommen, lässt sich leicht daraus erklären, dass durch den Pflug der obere
Theil der Brandgruben zerstört und über die Oberfläche des Ackers verschleppt worden ist.
Wenn daher der Vortragende die Ansiedelung auf der Zämka in (üe neolithische
Zeit setzt, so ist dies ebenso richtig, als wenn Virchow dieselbe einer späteren Zeit
zuweist, sie war eben zu beiden Zeiten bewohnt.
Dr. J. Deichmüller legt Gegenstände aus neolithischen Funden
in Böhmen, von Zalesl bei Aussig, Libotschan bei Saaz, Tscheren bei
Kommotau und Nehasitz bei Postelberg vor,
und berichtet über ein neues Urnen feld vom Lausitzer Typus an
der Emser Allee Nr. 9 in Blasewitz b. Dr., wobei er besonders auf ein
33
daselbst gefundenes schalenförmiges Gefäss, das ringsum mit Buckeln
besetzt ist, aufmerksam macht.
Lehrer 0. Ebert legt eine wohlerhaltene Bronzefibel der Früh-
La Tene-Zeit aus dem Gräberfelde von Stetzsch vor.
Lehrer A. Jentsch macht schliesslich auf den Zusammenhang auf-
merksam, der, seiner Meinung nach, zwischen der Lage der ältesten An-
siedelungen und den klimatischen Verhältnissen dieser Oertlichkeiten,
insbesondere dem Frühjahrsanfange, zu bestehen scheine.
V. Section für Physik und Chemie.
Dritte Sitzung am 8. November 1894. Vorsitzender : Privatdozent
Dr. J. Freyberg. — Anwesend 56 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Toepler spricht über eine neue Methode
der absoluten Temperaturmessung.
Die vom Vortragenden aufgefundene, neue Methode beruht auf der Einführung
eines äusserst feinen Instrumentes für die Messung minimaler Gasdmckdifferenzen.
Dieses Instrument, welchem der Vortragende wegen der Verwandtschaft mit einem
bekannten Hilfsmittel der astronomischen und geodätischen Messkunst den Namen
Drncklibelle gegeben hat, besteht im Wesentlichen aus einer in der Mitte geknickten,
sonst geraden Glasröhre , deren beide Schenkel unter sehr stumpfem Winkel zusammen-
flössen. Die Schenkel sind in der Vertikalebene so aufzustellen, dass sie gegen die
Horizontale ungeföhr gleich geneigt sind. Mitten in der so aufgestellten Röhre schwebt
an der Knickungsstelle ein Faden einer sehr leicht beweglichen Flüssigkeit im Gleich-
srewicht; die kleinste Luftdruckdifferenz diesseits und jenseits der Flüssigkeit veranlasst
eine Verschiebung derselben. Man misst nun die Druckdifferenz nicht direct an der
eintretenden Verschiebung, sondern indem man diese im Mikroskop beobachtete Ver-
schiebung durch Neigung des Instrumentes mittels einer Messschraube compensirt. Die
hierzu nöthige Bewegung der Schraube ergiebt das Mass des Druckes. Die Beobachtung
wird noch dadurch verfeinert, dass man die Libelle mittels einer Umscbaitevorrichtung
abwechselnd von rechts und links dem zu messenden Drucke aussetzt. Dieses Ver-
fahren lässt sich einer mathematischen Discussion unterwerfen. Es zeigt sich, dass
unter Innehaltnng geeigneter Versuchsanordnuog und Mittel werthsberechnnng die
wesentlichsten Fehlerquellen beseitigt sind, welche den älteren Druckbeobachtungen mit
!?enoigten Flüssigkeitssäulen anhafien. Hierbei ist vorausgesetzt, dass die bei der
Messung stattfindende Winkelbewe^ung der Libelle klein ist im Verhältniss zu dem
spitzen Winkel, welchen die (verlängert gedachten) Schenkelrichtungen mit einander
bilden, woraus sich als eine Noth wendigkeit die Anwendung langer Flüssigkeitsfäden
und selbstverständlich einer vortrefflichen Messschraube ergiebt.
Vorsichtig angestellte Versuchsreihen ergaben in der That eine Genauigkeit der
Messung bis auf ein Achtzigmilliontel des Atmosphärendruckes, ohne Zweifel
das Höchste, was bis jetzt bei directer Dnickmessung erreicht wurde. Die DruckUbelle
genügt, wie der Vortragende zeigt, um auf dem Fxperimentirtische die barometrische
Höhenmessunff zu demonstriren.
Solche feine Druckmessungen ermöglichen nun eine neue Art der absoluten
Temperaturbestimmiuig, welche man als barometrische Temperaturmessnng be-
zeichnen kann. Dieselbe beruht nämlich auf dem Unterschiede des Schweredruckes einer
Luftsäule bestimmter Höhe, je nachdem dieselbe kälter oder wärmer ist. Zwei mit
trockner Luft gefüllte vertikale Rohre oder sonstige Gefässräume stehen oben und
unten durch horizontale Eapillarröhren in Verbindung. Die Mitte der oberen Kapillaren-
yerbindung communicirt mit der äusseren Luft, in &e Mitte der unteren ist die Druck-
libelle eingeschaltet. Wird die eine der beiden vertikalen Luftsäulen auf constanter,
z. B. Eisscbmelztemperatnr, erhalten, so lässt sich aus der gemessenen Luftdmckdifferenz
34
die Temperatur der anderen, wärmeren Sänle in einfacher Weise berechnen. Es haben
zur Feststellung der Genauigkeit und Sicherheit der Methode zahlreiche Beobachtungen
im physikalischen Laboratorium hierselbst stattgefunden, aus denen bereits zu schliessen
ist, dass, insofern es auf die Feinheit der Druckmessung allein ankommt, die Angaben
der barometrischen Temperaturmessung hinter denjenigen des Luftthermometers, welches
bisher das einzige Instrument für Absolutbestimmungen war, nicht zurückstehen. Die
Schärfe der barometrischen Temperaturmessung ist am grössten bei niedrigen Tempe-
raturen; sie nimmt für höhere nach einem bestimmten Gesetze ab. Dessenungeachtet
würde beispielsweise die Druckhöhe der beiden Luftsäulen nur etwa 15 cm betragen
müssen, um selbst bei den höchsten künstlichen Temperaturen noch brauchbare Messungen
zu erhalten, natürlich unter Voraussetzung äusserst sorgfältiger Beobachtung und insofern
die Genauigkeit nur tou der Feinheit der Libelleneinstellung bedingt ist; freilich
kommen auch noch andere (Imstande in Frage.
Dabei ist aber zu beachten, dass das Luftthermometer verschiedenen Fehlerquellen
ausgesetzt ist, die von der barometrischen Methode ganz oder grösstentheils vermieden
weisen, und dass bei hohen Ofentemperaturen fremde Gase im Innern der Luftthermo-
metergefässe auftreten. Die barometrische Methode gestattet eine rasche Erneuerung
des Luftinhaltes zwischen den Einzelbeobachtungen, was beim Luftthermometer aus-
geschlossen ist. Selbstverständlich wird bei dem vom Vortragenden construirten Apparate
der Zutritt der Dämpfe der Libellenflüssigkeit zu den vertikalen Luftsäulen beseitigt.
Aus diesen und anderen Gründen hont der Vortragende, dass die neue Temperatur-
bestimmungsmethode in weiterer Ausbildung ein lange entbehrtes Hilfsmittel abgeben
werde, um die bei höheren Temperaturen unsicher werdenden Luftthermometerangaben
zu controUren und mit mehr Sicherheit die für den praktischen Gebrauch bestimmten
thermo- elektrischen Pyrometer zu aichen.
Das nächste Studium soll einer noch genaueren Ermittelung derjenigen Einflüsse
gelten, welche der Oberflächenspannung der Libellenflüssigkeit zukommen. Diese Einflüsse
scheinen unter den Versuchsbedingungen, welche der Vortragende bei den bisherigen Be-
obachtungen innegehalten hat, sehr klein zu sein. Bei diesen mit etwa 74 cm hohen Luft-
säulen ausgeführten Beobachtungen wurde der Reductionsfactor der Dmcklibelle direct aus
den Constanten des Instrumentes selbst und vergleichsweise auch indirect aus Beobach-
tungen zwischen zwei bekannten Temperaturen berechnet. Die Uebereinstimmungen waren
nicht weniger befriedigend, als diejenigen anderer g^ter Gonstantenbestinunungen bei
Wärmeuntersuchungen. Der Vortragende behält sich noch genauere Beobachtungen mit
höheren Luftsäulen vor, wobei zugleich eine erneute Bestimmung des Ausdehnungs-
coefflcienten für Luft (und andere Gase) nach derselben Methode ins Auge gefasst ist.
Nach dem Ergebniss dieser Untersuchung werden sich auch genauere Angaben über die
zweckmässigen Dimensionen des Druckmessers machen lassen, je nach dem Temperatur-
bereiche, für welchen er eventuell benutzt werden soll.
Den vorgenannten Erörterungen schliesst der Vortragende noch einige Mittheilungen
an über anderweitige Verwendungen, zu denen die Constructionen der Drucklibelle Anlass
geben dürften. Dampfdichtebestimmungen zu chemisch-analytischen Zwecken sind mit der-
selben ohne Wägung ausführbar. Zu einem Differentialluftthermometer umgestaltet, würde
die Drucklibelle für Wärmestrahlungsversuche ein neues Bolometer abgeben. Auch zu
akustischen Anwendungen, die Tonstärke betreffend, fordert das Hilfsmittel auf u. s. w.
Dem Vortrage folgt die Besichtigung des in einem besonderen Räume
aufgestellten Apparates, an welche sich noch einige vom Vortragenden und
dem Vorsitzenden vorbereitete Experimente mit Hochfrequenz -Wechsel-
strömen anschliessen.
VI. Section für Mathematik.
Dritte Sitzung am 11. October 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M.
Krause. — Anwesend 21 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. G. Helm spricht über die neuen Prinzipien der Mecha-
nik von Heinrich Hertz.
35
Die eigenartige Mechanik, die der der Wissenschaft so früh entrissene H. Hertz
in dem jüngst erschienenen werke hinterlassen hat, wird in ihren Hauptzttgen ent-
wickelt £s werden die dynamischen Differentialgleichungen für rechtwinkelige Carte-
äische Koordinaten in der Hertz'schen Weise abgeleitet und dann die Art dargelegt,
wie Hertz diese Gleichungen durch die Einführung Terborgener Massen und durch die
Eelmholtz'schen Begriffe der Koppelung und der cyklischen Bewegung zur Beschreibung
der Bewe^ngserscheinungen verwerthet. Die Eigenschaften derl^raft und der Energie
er&reben sich dabei als mathematische Folgerungen aus dem Hertz'schen Grundgesetze
imd den Grundbegriffen des Raumes, der Zeit und der Masse.
Auf Hertz* Darstellungen der mechanischen Differentialgleichungen in beliebigen
Koordinaten, wie auf seine Ableitung der Hamilton -Jacobi^chen Sätze konnte nur
flöchtig hingewiesen werden.
Zum Schlüsse des Keferats wird betont, wie künstlich hiemach doch die Aus-
fohrang des Gedankens ausfällt, alle Naturrorgänp^e als Bewegungsübertragungen zu
erfassen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob ein methodisch allerdings wundervoll
klares und in sich widerspruchsloses Svstem, das jeden Einzelfall in so verwickelter
Weise auffassen muss , und doch bei aUedem nichts weiter sein kann und will als ein
Bild, ein Zeichen für die Wirklichkeit — ob ein solches System noch einen eigentlichen,
über die Befriedigung eines theoretischen Bedürfnisses hinausgehenden sachlichen Vor-
theil gewähre. Die bisherigen Versuche, thermodynamische Vorgänge auf Bewegungs-
übertragun^en zurückzuführen, sprechen nicht für Bejahung dieser Frage. Demgegenüber
wird auf die moderne Energetik hingewiesen, die es unternimmt, das Gemeinsame der
verschiedenen Energieformen zur Vereinfachung unserer Naturanschauungen auszu-
QQtzen, ohne das Gemeinsame als Bewegung anzusehen, ohne es also in substanzieller
Gleichartigkeit zu suchen.
An den Vortrag schliessen sich kurze Bemerkungen von Geh. Hofrath
Prof. Dr. A. Töpler, Prof. Dr. M. Krause und Prof. Dr. K. Rohn.
Tierte Siteang am 13. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. M.
Krause. — Anwesend 10 Mitglieder,
Baurath 0. Klette spricht unter Vorlage zahlreicher Pläne und eines
Modells des neuen Centralbahnhofs über die im Bau begriffenen neuen
Dresdner Bahnhofsanlagen, insbesondere über den gemeinsamen
Kangirbahnhof bei Friedrichstadt und den Central-Personenbahnhof nebst
dazugehörigem Abstellbahnhof. Das Nähere findet sich im „Civilingenieur**
vom Februar 1895.
VII. Hauptversammlungen.
Ffinfte Sitenng am 12. Juli 1894. Vorsitzender: Prof. Dr. 6. Helm. —
Anwesend 89 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende giebt zunächst der Freude Ausdruck, Geh. Hofrath
Prof. Dr. A. Top 1er zum ersten Male seit seiner schweren Erkrankung
wieder im Kreise der Isis begrüssen zu können.
Geh. Hofrath Prof. Dr. A. Top 1er hält nun einen von zahlreichen,
vortreflFlich gelungenen Experimenten begleiteten Vortrag über die mit
vielplattigen Influenzmaschinen erzeugten elektrischen Con-
36
densatorschwingungen in ihrer Anwendung auf die sogenannten
Tesla'schen Versuche.
Der Vortrag ist bereits im Januar -Juni -Hefte der Sitzungsber. und AbhandL der
Isis 18H S. 22—32 abgedruckt.
Sechste Sitzung am 27. September 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 24 Mitglieder.
Der Vorsitzende theilt der Gesellschaft ein Schreiben ihres Ehren-
mitgliedes Dr. Fr. T heile in Lockwitz mit, worin derselbe für die ihm
durch Prof. Dr. G. Helm, Dr. J. Deichmüller und Fabrikant E. Kühnscherf
zu seinem 80. Geburtstage überbrachten Glückwünsche der Isis dankt.
Vorgelegt wird ein Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den am
5. Juni 1894 verstorbenen Prof. Dr. Karl Theodor Liebe in Gera.
Dr. J. Deich müller gedenkt des im Mai d. J. in Bangkok ver-
storbenen Dr. Erich Haase, welcher während seiner Thätigkeit als
Assistent am K. zoologischen Museum in Dresden auch unserer Isis näher
getreten ist und hier zu wiederholten Malen über die Ergebnisse seiner
Forschungen berichtet hat.
Prof. Dr. G. Helm feiert in längerer Rede das Andenken des am
8. September 1894 in Charlottenburg verschiedenen Physikers Hermann
von Helmholtz und schildert mit warmen Worten des grossen Ge-
lehrten unsterbliche Verdienste um die deutsche Wissenschaft.
Dr. A. Naumann spricht über den Nährwerth und die Nähr-
werthsbestimmungen pflanzlicher Nahrungsmittel.
Siebente Sitzung am 17. October 1894. Festsitzung zur Feier
des 80. Geburtstages von Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz. —
Anwesend 144 Mitglieder und Gäste.
Nachdem bereits am 16. October 1894, dem Geburtstage selbst, eine
aus Prof. Dr. G. Helm, Hofbuchhändler H. Warnatz und Dr. J. Deich-
müller bestehende Abordnung dem Jubilar ein künstlerisch ausgeführtes
Diplom überbracht hatte, das, seine Verdienste in treffenden Worten be-
tonend, die Ernennung zum Ehrenmitgliede der Isis ausspricht,
versammelte sich am Abend des folgenden Tages die Gesellschaft mit
ihren Damen und eine grosse Zahl auserlesener Gäste in den Räumen des
K. Belvedere, um Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz im Kreise der
Isis selbst zu ehren.
Nach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden, Prof. Dr. G. Helm,
ergreift Prof. Dr. E. Kalkowsky, der Nachfolger des Jubilars auf dem
Lehrstuhle an der K. technischen Hochschule in Dresden, das Wort zu
dem Festvortrage über die Steinkohlen Sachsens.
Unter Hervorhebung der wissenschaftlichen Streitfragen wird der geologische Auf-
bau unseres sächsischen Bteinkohlengebirges ebenso treffend charakterisirt, wie die
wirthschaftliche Bedeutung der Steinkohlen hervorgehoben. Der Einfluss, den die be-
vorstehende Erschöpfung der sächsischen Kohlenlager auf unsere Industrie, den schliess-
37
lirli die allmähliche Erschöpfung aller auf dem Continent vorhandenen Kohle auf unsere
Kultur überhaui>t ausüben mnss, wird vom Vortragenden ins Auge gefasst und überall
Geinitz' Mitarbeit an diesen Fragen ins rechte Licht gestellt.
Geh. Bcrgrath Prof. Dr. H. C red ner -Leipzig verleibt in bewegten
Worten dem verebrungsvollen Danke Ausdruck, den die Mitglieder der
K. Sächsischen geologischen Landesuntersuchung dem (iefeierten als ihrem
Altmeister darbringen, auf dessen unvergleichliche Schaffenskraft diese
Anstalt ihr Fundament wesentlich gegründet hat.
Nachdem noch der Vorsitzende dem Jubilar im Auftrage der Wiener
Geologen eine prächtig ausgestattete GlUckwunschadresse überreicht hat,
begiebt sich die Versammlung zur Festtafel. •
Prof. Dr. G. Helm eröffnet die Reihe der Tafelreden, indem er der festlich ge-
hobenen Stimmung der Tafelgenosseu beredten Ausdruck verleiht; er schildert, was die
Isis dem Jubüar seit fast sechs Jahrzehnten verdankt: geistige Anregung zahlreicher
Männer zu wissenschaftlicher Mitarbeit, äussere Förderung nach allen Richtungen. Die
Versammlung erhebt sich bei den Schlussworten der Rede, um dem Altmeister seiner
Wissenachafc zu huldigen, dem treuen Mitglied der Isis zu danken, den Glückwunsch
f&r sein neuntes Jahrzehnt ihm mit Zuruf und Gläserklang darzubringen. Nachdem
Prof. Dr. W. Hempel mit herzlichen, launigen Worten der Gattin und der ganzen, an
der Tafel vei sammelten Familie des Gefeierten gedacht hat, erhebt sich der Jubilar,
um in einem Rückblicke auf sein Wirken der mannigfachen Bestrebungen zu gedenken,
denen er sich gewi<fanet hat. Heine Rede klingt in dankbare Anerkennung der von hoher
Stelle ihm zu Theil gewordenen Förderung und damit in ein Hoch auf Se. Majestät den
König aus.
Nach dem Gesänge eines den Jubilar feiernden Tafelliedes und der Verlesung
zahlreicher Telegramme beginnt eine Reihe trefflicher musikalischer Darbietungen, au
denen sich auch einige Damen der Gesellschaftsmitglieder betheili^en und die ihren
Höhepunkt in dem Gesänge von Fräulein Grub finden, deren herrliche Sopraustimme
die Hörer zu lebhaftem Beifall hinreisst.
Nachdem der Sohn des Jubilars, Prof. Dr. E. Geiuitz- Rostock, die Gesellschaft
Isis gefeiert, Prof. Dr. R. Heger auf die Zukunft des noch so rüstigen Jubilars ge-
trunken hat, ergreift dieser selbst nochmals das Wort zu einem Hoch auf den Vor-
flitzenden der Isis; auch des Secretärs der Isis, Dr. J. Deichmttller, wird mit dankenden
Worten gedacht.
In einem witzigen Gesaugte, einer geologischen Buschiade, verhilft Dr. A. Naumann
dem musikalischen Humor zu seinem Rechte, Privatdocent Dr. J. Frey berg führt eine die
Lachmuskeln reizende Schnitzelbank vor, heitere Tafellieder erhöhen die Feststimmung.
Spät erst trennten sich die Festgenossen mit dem Bewusstsein, sich an einem
ebenso des Jubilars, wie der Isis würdigen Feste erfrischt zu haben.
Achte Sitzung am 29. November 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste.
Nach Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1896 (vergl
Zusammenstellung auf S. 39) spricht
Oberlehrer Dr. A. Witting über die Messung der Geschwindig-
keit von Geschossen und erläutert die Art der Messung an verschie-
denen Zeichnungen von Messapparaten.
Prof. Dr. G. Helm legt im Anschluss hieran mehrere Mach'sche
Originalphotographien fliegender Geschosse vor.
Neante Sltznng am 20. December 1894. Vorsitzender: Prof. Dr.
G. Helm. — Anwesend 40 Mitglieder.
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Der Friedhofs -Ausschuss der Annen- und St. Jacobi- Gemeinden in
Dresden theilt in einer Zuschrift mit, dass er beschlossen habe, die Frage
der Beseitigung des Werner-Denkmals in Löbtau (vergl. Sitzungsber.
d. Isis 1893, S. 12) bis auf Weiteres auf sich beruhen zu lassen. Dem-
entsprechend beschliesst auch die Gesellschaft, vorläufig von einer weiteren
Verfolgung dieser Angelegenheit abzusehen.
Dr. P. Reibisch spricht über einige Ergebnisse der methodischen
Plankton -Forschung.
An der sich anschliessenden Debatte betheiligen sich Prof. Dr. 0. Drude
und Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
Yerändenm^en im Mitgliederbestande.
Gestorbene Mitglieder:
Am 24. März 1894 starb in Dresden Baurath Moritz Amandus
Engelhard t, Betriebs-Oberingenieur a. D. an den K. Sächsischen Staats-
bahnen, correspondirendes Mitglied seit 1862.
Am 28. März 1894 starb auf seinem Gute Emersleben bei Halberstadt
der Oberamtmann Ferdinand Heine, ein bekannter Ornitholog und
Besitzer einer der umfangreichsten Vogelsammlungen, über welche er
mehrere grössere Werke veröffentlicht hat. Unserer Isis gehörte der Ver-
ewigte seit 1863 als Ehrenmitglied an.
Am 11, August 1894 verschied in Dresden Astulf Rigdag Vollborn,
Generalmajor z. D., Genie-Director und Director a. D. des topographischen
Bureaus im K. Sächsischen Generalstabe, wirkliches Mitglied seit 1867.
Am 13. November 1894 starb Privatus Gustav Fuhrmann in Blase-
witz, wirkliches Mitglied seit 1891.
Am 14. December 1894 starb Prof. Franz Denza, Director des vati-
kanischen Observatoriums in Rom, correspondirendes Mitglied seit 1869.
Am 21. December 1894 verschied in Dresden im 62. Lebensjahre
Baurath Bernhard August Salbach, Premierlieutenant a. D., wirkliches
Mitglied seit 1872.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Bein, Wilhelm, Dr. phil., Director des Prometheus in Dresden, am 20. De-
cember 1894;
Gebhardt, Martin, Realgymnasial-Lehrer und Assistent an der K. tech-
nischen Hochschule in Dresden, am 29. November 1894;
Ihle, Carl Herm., Gymnasial- Oberlehrer in Dresden, am 29. November
1894;
Renk, F., Dr. phil., Professor an der K. technischen Hochschule in Dresden,
am 20. December 1894.
Wolf, Curt, Dr. med., Assistent an der K. technischen Hochschule in
Dresden, am 20. December 1894.
39
Neu ernannte Ehren -Mitglieder:
Geinitz, Hans Bruno, Dr. phi]., Geh. Hofrath, Prof. a. D., Director des
K. mineralogisch-geologischen und prähistorischen Museums in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1838, am 16. October 1894;
Stäche, Guido, Dr. phil., K, K. Oberbergrath, Director der K. K. geo-
logischen Reichsanstalt in Wien, correspondirendes Mitglied seit 1877,
am 20. December 1894.
Neu ernannte correspondirende Mitglieder:
Kirbach, Fr. Paul, Dr. phil., Lehrer an der Müllerschule in Dippoldis-
walde, am 20. December 1894;
Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch, am 29. November 1894.
Freiwillige Beitrkge zur Gesellsehaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Bachmann in
Plauen i.V., 3 Mk.; E. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwi^sensch. Modelleur
Blaschka, Hosterwitz, 3Mk.; Ingenieur Carstens, Berlin, 3Mk.;Docent
Dr. Doss, Riga, 3 Mk.; Privatus Ei sei, Gera, 3 Mk.; Bergmeister Här-
tung, Lobenstein, 5 Mk.; Prof. Dr. Hibsch, Liobwerd, 3 Mk.; Bürger-
schullehrer Hofmann, Hohenstein-E., 6 Mk.; Dr. Kirbach, Dippoldis-
walde, 3 Mk.; Lehrer Krieger, Königstein, 6 Mk, 5 Pf.; Apotheker Dr.
Lange, Werningshausen, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. L ohrmann, Schneeberg,
3 Mk. 5 Pf.; Prof. Dr. Ludwig, Greiz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Mehnert,
Pirna, 3 Mk.; Dr. med. Menzel, Hainitz, 9Mk.; Fabrikbesitzer Dr. Nasch old,
Aussig, 6 Mk.; Oberlehrer Naumann, Bautzen, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Nau-
mann, Gera, 3 Mk.; Dr. Reiche, üonstitucion, 3 Mk.; Dr. Reidemeister,
Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Colin, 3 Mk.; Oberlehrer
Seidel I, Zschopau, 3 Mk. 5 Pf.; Oberlehrer Seidel II, Zschopau, 3 Mk.;
Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 15 Pf.; Fabrikbesitzer Sie-
mens, Dresden, 100 Mk,; Dr. Stauss, Leipzig, 9 Mk.; Oberlehrer Dr.
Sterzel, Chemnitz, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Thallwitz, Pirna, 3 Mk.;
Betriebsinspector Wiechel, Chemnitz, 3 Mk. 16 Pf.; Dr. med. Wohlfarth,
Freiberg, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — In Summa
219 Mk. 45 Pf. H. Warn atz.
Beamte der Isis im Jahre 1895.
Yorstand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe,
Kassirer: Hofbuchhändler H. Warn atz.
40
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude,
Zweiter Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
Als Sectionsvorstände:
Geh. Hofrath Dr. H, B. Geinitz,
Prof. Dr. W. Hallwachs,
Prof. Dr. E. von Meyer,
Prof. Dr. H. Nitsche,
Rentier W, Osborne,
Oberlehrer K. Wobst.
Erster Secretär: Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
Yerwaltungsrath.
Vorsitzender: Dr. Fr. Raspe.
1. Civilingenieur und Fabrikbesitzer Fr. Siemens,
2. Geheimer Rath Prof. Dr. G. Zeuner,
3. Privatus F. Uling,
4. Privatus W. Putscher,
5. Prof. Dr. G. Helm,
6. Fabrikant E. Kuhns eher f.
Kassirer: Hofbuchhändlißr H. Warnatz.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Oberlehrer K. Vetters.
Sectionsbeamte.
I. Seotion für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Ebert.
Protokollant: Dr. J. Thiele.
Stellvertreter: Institutsdirector A. Thümer.
n. Seotion für Botanik.
Vorstand: Oberlehrer K. Wobst.
Stellvertreter: Dr. B. Schorler.
Protokollant: Obergärtner F. Ledien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
ni. Seotion für Mineralogie und Gteologie.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof. Dr. H. B. Geinitz.
Stellvertreter: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Protokollant: Dr. H. Francke.
Stellvertreter: Dr. W. Bergt,
41
IV. Seotion f&r Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. E. von Meyer.
Stellvertreter: Prof. G. Neubert,
Protokollant: Lehrer K. Roder.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
V. Seotion für prähistorisohe Forschungen.
Vorstand: llentier W. Osborne.
Stellvertreter; Dr. J. Deichmüller.
Protokollant: Lehrer 0. £bert.
Stellvertreter: Lehrer A. B. Bergmann.
VI. Seotion für Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. W. Hallwachs.
SteU Vertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
SteU Vertreter: Privatdocent Dr. J. Freyberg.
Redactions - Comitö.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1894 wurde die Bibliothek der „Isis" durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
!• E U I* o p A«
1. Deutsohland.
Älteniurg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaberg-Buchholz: Verein für Naturkunde. — IX. Bericht, 1888 — 93. [Aa50.]
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
31. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg. 35.
[Ca 6.] — Abhandl., Heft 1, 1890. [Ca 6b J
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 45, Heft 3
und 4; Bd. 46, Heft 1 und 2. [Da 17.1
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juli 1893 bis Mai 1894. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des ßeg.-Bez, Osnabrück. — Verhandl., 50. Jahrg., 2. Hälfte;
51. Jahrg., 1. Hälfte. [Aa 93.]
Braunschweig: Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIII, Heft 1.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 71. Jahresber.,
1893. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — XIL Bericht, 1889—92.
[Aa 20.1
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut — Jahrbuch, XI. Jahrg.,
1. und 2. Hälfte. [Ec 57.]
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, n. F. VIII. Bd., Heft 3
und 4. — Die Feier des 150jährigen Stiftungsfestes 1893. [Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer Verein. —
Notizblatt, 4. Folge, 14. Heft. [Fa 8.]
Donau£schingen: Verein für Geschiente und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
43
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, — Jaliresben, 1893 — 94.
[Aa 47.]
Dresden: K. mineralogisch-geologisches Museum.
Dresden: K.^ zoologisches Museum.
Dresden: K.* öffentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde.
Dresden: K. Sächsischer Alterthumsverein. — Neues Archiv für sächs.
Geschichte und Alterthumskunde, Bd. XV. |^G 75.]
Dresden: Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.,
1893—94. [Ha 9.]
Dresden: K. thierärztliche Hochschule. — Berichte, 38. Jahrg. [Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische technische Hochschule. — Die Bibliothek der tech*
nischen Hochschule Dresden im Jahre 1893. [Je 101.] — Verzeichn.
der Vorlesungen für 1894—95. [Je 63.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der llheinpfalz „Pollicliia*^ —
Mittheil., Jahrg. LI. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
EWerfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft -^ 78. Jahresber,, 1892 — 93,
[Aa 48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher, Heft XX.
[Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch -medicinische Societät. — Sitzungsber., 25. Heft.
[Aa 212.]
Frankfurt a. M. : Senckenbergische naturforschende Gesellschaft — Bericht
für 1894 [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M,: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1892 — 93. [Eb 35.]
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios", 12. Jahrg., Nr. 2—12. [Aa 282.1
Freiburq i. Br.: Naturforschende Gesellschaft — Benchte, Bd. 8. [Aa 205.]
Gera: (jesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Oiessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 70. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz. —
Jahreshefte, Heft 3. [G 113.]
Greif swaM: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Bügen. — Mittheil., 26. Jahrg., 1893. [Aa 68.]
Greifewald: Geographische Gesellschaft
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, 47. Jahrg. [Aa 14.]
Halle a, S. : Naturforschende Gesellschaft
Hatte a. 8.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXIX, Nr. 21-24; Heft XXX, Nr. 1—20, [Aa 62.]
Haue a. S.: Verein für Erdkunde. — Mittheil., Jahrg. 1894. [Fa 16.1
Hamburg: Naturhistorisches Museum. — Jahrb., Jahrg. X, 2. Hälfte.
FAa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verband!., Ilf. Folge, 1. Heft,
1893. [Aa 293b.J
44
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Hannover: Naturhistorische Gesellschaft. — 42. und 43. Jahresber. [Aa 52.]
Hannover: Geographische Gesellschaft.
Heidelberg: Naturhistorisch-medicinischer Verein. — Verhandl., n. F., Bd. V,
Heft 2. [Aa 90.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Berichte, Nr. XXXIX. [Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
Königsberg i. iV.: Physikalisch- ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
34. Jahrg., 1893. [Aa 81.]
Königsberg t. Pr. : Altertums-Gesellschaft Prussia.
Landshut: Botanischer Verein, — Bericht 13. [Ca 14.]
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1893, VII — IX; 1894, I.
[Aa 296.1
Leipzi-g : K, SsLchsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Welka-Lippitzsch, Bl. 23/38;
Sect. Baruth -Neudorf, Bl. 39/24; Sect. Moritzburg -Klotzsche, Bl. 50;
Sect. Dresden, Bl. 66; Sect. Schirgiswalde-Schluckenau, Bl. 70; Sect.
Kreischa-Hänichen, Bl. 82; Sect. Königstein -Hohnstein, Bl. 84; mit
7 Heften Erläuterungen. [De 146.]
Lübben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., Bd. lU, Heft 5—8. [G 102.]
Lübedc: Geographische Gesellschaft und naturhistor. Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. und Abhandl.,
Jahrg. 1893 — 94, 1. Halbj.; Festschrift zur Feier des 25. Stiftungs-
tages. [Aa 173.1
Mannheim: Verein fiir Naturkunde. — 56.— 60. Jahresber. [Aa 54.]
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1893. [Aa 266J
Meissen: i,Isis", Verein für Naturkunde. — Beobachtungen der Isis- Wetter-
warte zu Meissen im Jahre 1893. [Ec 40.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
21. Jahresber., Jahrg. 1892—93. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie".
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1893, nebst
Abhandl., X. Bd., Heft 2. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau: Naturhistorischer Verein.
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botau. Abtheil.,
Heft 1 und 2. [Aa 316.1
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Mittheil., Heft IV, 1892 — 93.
[Aa 295.}
Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft
Reichenbach i. F.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
ReuÜingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
45
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: Omithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XVIU. [Bf 57.]
Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemherg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 60. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertumsverein. — Württemberg. Viertel-
jahreshefte für Landesgeschichte, n. F., 2. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Kedaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen; Bd. XLIH, Heft 3—6; Bd. XLIV; Bd. XLV,
Heft 1-4. [Ha 20.]
Thom: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mittheil.,
Heft IX. [Aa 145.]
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen. — Jahresber. fiir 1882—93.
[Aa 262.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
6. Jahrg. [Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 5. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. — Schriften,
VHI. Bd., 1893. [Aa 289.]
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 47.
[Aa 43.]
Würgburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1893. [Aa 85.]
Ztdckaui Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1892 u. 93. [Aa 179.]
2. Oesterreioh -Ungarn.
Aiissig: Naturwissenschaftlicher Verein. — Thätigkeitsbericht für 1887 — 93.
[Aa 228.]
Bistrite: Gewerbeschule. — XVHI. Jahresber., 1892—93. [Je 105.]
Brunn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XXXI, und 11. Ber.
der meteorol. Commission 1891. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXIII.
köt., 11.— 12. füz.; XXIV. köt., 1.— 10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1893. [Aa 72.]
flermanw«tod^:SiebenbürgischerVerein für Naturwissenschaften. —Verhandl.
und Mittheil., XLIU. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen- Verein.— Jahrbuch, XXI. Jahrg., 1893. [Aal98.]
innsbrtick: Naturwissenschaftlich-medicinischer Verein. — Berichte, XXL
Jahrg. [Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landes-Museum von Kärnthen. — Diagramme
der magnet u, meteorolog. Beobacht. zu Klagenfurt, 1893. [Ec 64.]
Krdkau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger 1893, Nr. 10; 1894,
Nr. 1—9. [Aa 302.]
Laibach: Museal verein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Ober-Oesterreich.
46
Lim: Museum Francisco-Carolinum. — 52. Bericht nebst der 46. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa9.]
Pr<ig\ Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos". — Jahrb. für Naturwiss.,
n. F., Bd. XIV. [Aa 63.J
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturw. Gl., 1893. [Aa 269.1 — Jahresber. für 1893. f Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamätky
Archaeologicke, dilu XVI, ses. 3—6. [G 71.]
P'ag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten.
Prag: Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Rocnik 2 u. 3. [Aa 313.] — Bulletin international; classe des sciences
mathematiques et naturelles, Nr. I. [Aa 313b.]
Pressburg: Verein für Natur- und Heilkunde.
Reichenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 25. [Aa 70.]
Sahburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheil., XXXII.
und XXXIV. Bd. [Aa 71.]
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XVI IL köt. [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftliche Gesellschaft für das Trencsiner Comitat.
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali. — BoUettino, Vol. X\'.
[Aa 201.]
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1893,
Nr. 22—27; 1894, Nr. 1—23; Index zu Bd. I— XXVII. [Aa 11.] -
Prähistor. Commission, Mittheil., Bd. 1, Nr. 3 u. 4. [G 111.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXIV. [Aa 82.]
Wien: K. K. naturhistorisches Hofmuseum. — Annalen, Bd. VIII, Nr. 3— 4;
Bd. IX, Nr. 1—2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXIII, Heft 6;
Bd. XXIV, Heft 1-5. [Bd 1.]
Wien: K. K. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1893, Nr. 11—18;
1894, Nr. 1-9. [Da 16.] - Abhandl, Bd. XV, Heft 4-6; Bd. VI,
2. Hälfte mit Atlas; Bd. XVII, Heft 3. [Da 1.] — Jahrbuch, Bd. 42,
Heft 2—4; Bd. 43. [Da 4.]
Wien: K. K. geographische Gesellschaft.
Wien: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XLUI,
3.-4. Quartal; Bd. XLIV, 1.— 2. Quartal. [Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität — Mittheil.,
1893-94. [Aa 274.]
Wien: Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahrbücher,
Jahrg. 1892. [Ec 82.J
3. Rnmänieiu
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome VI,
1891 u. 1892. [Ec 75.]
4 Sohweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., Heft I— VI,
1892.
Aa 317.J
4?
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 9, Heft 3. [Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 1892, Nr. 1305—1334.
[Aa 254.J
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der 76.
Jahresversamml. zu Lausanne, 1893. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft üraubündens. — Jahresber., n. F.,
Jahrg. XXXVU. [Aa 51.]
Fratienfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg: Societe Fribourgeoise des sciences naturelles.
St. Odilen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1891-92. [Aa23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des sciences naturelles. — Bulletin, 3. ser.,
vol. XXIX, no. 113; vol. XXX, no. 114. [Aa 248.J
Keuchateli Societe des sciences naturelles.
Schaffhatisen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitth., Vol.
IX, Heft 1—4. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des sciences naturelles.
Züridi: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 38,
Heft 3—4; Jahrg. 39, Heft 1—2. [Aa 96.]
Zürich : Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte 1893, Heft 4.
[Ca 24.]
6. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux: Societe des sciences physiques et naturelles.
Cherbourg: Societe nationale des sciences naturelles et mathematiques.
Dijon: Academie des sciences, arts et helles lettres.
Le Mans : Societe d'agriculture, sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVI, fasc. 2—3. [Aa 221.]
Lyon: Societe Linneenne.
Lyon: Societe d'agriculture, d'histoire naturelle et des arts utiles.
Lyon: Academie nationale des sciences, helles lettres et arts.
Baris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XVIIf, no. 1—6.
[Ba 24]
Toxuouse: Societe frauQaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe malacozoologique de Belgique.
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 37. [Bk 13.]
Memoires II, 1894. [Bk 13 b.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome
XXX— XXXin. [Ca 16.]
Gembloiix: Station agronomique de Tetat.
Lüttich: Societe geologique de Belgique.
7. HoUani
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea**. — Botanisch Jaarbock,
6. Jahrg., 1894. [Ca 21.]
Groningen: Naturkundig Genootschap.
48
Harlem: Musee Teyler.
Harlemi Societe Hollandaise des sciences. — Archives Neerlandaises,
tome XXVII, livr. 4-5; tome XXVIII, livr, 1—4. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg-, Societe de botanique.
Luxemburg: Institut royal grand-ducal,
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna".
9. ItaUen.
Brescia: Ateneo. — Commeutari per Fanno 1893. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. 6.
— BuUettino mensile, fasc. XXXIII -XXXV. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto. — Pubblicazioni, Section I, vol. 12 — 16; Section II,
vol. 11 und 12. [Aa 229.]
Florenz: Societa entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXV, trim.
3-4; anno XXVI, trim. 1—2, [Bk 193.]
Mailand: Societa Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXIV, fasc. 4.
[Aa 150.1
Mailandi R. instituto Lombarde di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXV. [Aa 161.] - Memorie, vol. XVII, fasc, 2. [Aa 167,]
Modena: Societa di naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XII, fasc. 2. [Aa 148.]
FUdu^: Societa Veneto Trentina di scienze naturali. — Bulletino, tomo Y,
no. 4. [Aa 193 b.1 — Atti, ser. 2, vol. 1, fasc. 2; vol. 2, fasc. 1. [Aa 193.J
Parma: Redazioue dell Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. II, anno XIX, no. 10—12; anno XX, no 1—9. [G 54.]
Pisa: Societa Toscana di scienze naturali. — Memoire, vol. XIII; Processi
verbali, vol. VIII (9. VII. 93); vol. IX (bis 6. V. 94). [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, rendiconti, ser. 5, vol. II, sem. 2,
fasc. 12; vol. III, sem. 1 ; sem. 2, fasc. 1—9. — Rendiconto dell'adunanza
solenne del 3 VL 1894. [Aa 226.]
Born: R. Comitato geologico d'Italia. — BoUettino, 1893, 4. trim.; 1894,
1.— 3. trim. [Da 3.1
Born: Redazione delle Kassegna delle scienze geologiche in Italia.
Turin: Societa meteorologica Italiana. — BoUettino mensuale, ser. II,
vol. XIII, no. 12; vol. XIV, no. 1—11. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d'agricoltura, arti e commercio. — Memoire, ser. III,
vol. LXIX, no. 2. [Ha 14.]
10. ffrossbritannieu und Irland.
Dublin: Royal geological sodety of Irland. — Transactions, vol. VII, p. 1.
[Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. X. [Ec 3.]
Olasgotv: Natural history society. — Proceedings and transactions, vol. III,
p. 3. [Aa 244.1
Glasgow: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 2. [Da 15.J
49
Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXII, p. 13 — 21;
vol. XXIII, p. 1—2. [Da 20.]
Neu'casÜe'Upan'Tj/ne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Northumberland, Durham aud Newcastle-upon-Tyne.
U. Schweden, Norwegen.
Bergen: Museum.
Christiania: Universität. — Den norske Nordhavs- Expedition 1876 — 78:
Bd. XXII, Zoologie (Ophiuroiden). — Kjerulf, Th.: Beskrivelse af en
Raekke norske Bergarter. [Aa 261.]
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1892. [G 2.] — Kunst og haandverk fra Norges fortid,
Supplement V. [G 81.]
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 14,
Nr. 1—4. [Bk 12.]
Tromsoe: Museum. — Aarshefter, XVI; Aarsberetning for 1892. [Aa 243.]
Upsala: The geological institution of the university. — Bulletin, vol. 1,
no. 2 (1893). [Da 30.]
12. Rnssland.
Ekatharinenburg: Societe Ouralienne d'amateurs des sciences naturelles. —
Bulletin, tome XIV, livr. 3. — Jahresber. für 1893. [Aa 259.]
Helsingfors: Societas pro fauna et flora fennica.
Kliarkow: Societ6 des naturalistes ä l'universite imperiale. — Travaux,
tome XXVII. [Aa 224.]
Kiew: Societe des naturalistes.
Moskau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1893, no. 4;
annee 1894, no. 1 — 2. [Aa 134,] — Nouveaux memoires, tome XV,
livr. 1. [Aa 134b.]
Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XVIII, p. 1—2. [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, t. XIII,
fasc. 1. [Ca 10.]
Petersburg: Comite geologique. — Bulletins, vol. XII, no. 3 — 7. [Da 23.] —
Memoires, vol. IV, no. 3. [Da 24.]
Petersburg: Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1892.
[Ec 7.] ^ ^
Petersburg: Academie imperiale des sciences. — Bulletin, nouv. serie IV,
Nr. 1—2. [Aa 315.]
Riga: Naturforscher -Verein.
II. ^ in e r i k A.
1. Nord-Amerika.
(Canada, Vereinigte Staaten, Mexiko.)
AJhany: New York state museum of natural history. — Annual report 45—46,
[Aa 119.1
Baltimore: Jonn Hopkins university. — University circulars, vol. XII, no. 109;
50
vol. XII